Sommer auf Rhodos von Shanna ================================================================================ Kapitel 12: Ein Dinner unterm Sternenhimmel oder vielleicht doch ein Date? -------------------------------------------------------------------------- Joey wusste immer noch nichts mit sich anzufangen. Nach kurzer Überwindungsphase beschloss er Seto aus seinen Gedanken zu reißen, da er ihm ja im Grunde genauso „verpflichtet“ war wie den Russinnen. „Ich will dich ja wirklich nur ungern in deinen zweifellos wichtigen Gedankengängen stören, aber was machen wir jetzt?“ stellte er dann leicht zögernd seine Frage. Das er Kaiba „zu Diensten“ sein musste, lies er mal außen vor. Der Braunhaarige wusste das unter Garantie, da musste man es nicht auch noch aussprechen. „Nun, da ich mich vorhin nicht in einer derart primitiven Lokalität bedient habe, hätte ich vorgeschlagen auch OHNE die zwei in ein Restaurant zu gehen. Ich würde nämlich gerne ein paar der hiesigen Spezialitäten probieren.“ Joey knurrte leise, wusste er doch ganz genau, dass sich der andere mit Absicht so geschwollen ausgedrückt hatte. Natürlich war es etwas Kaiba-typisches, aber hier hatte er zum Großteil darauf verzichtet. Außer wenn ihn etwas geärgert hatte und das hatte McDonalds vorhin offenbar, was er nun auch recht deutlich zeigte. „Aus! Sonst leg ich dir eine Leine um. Und jetzt komm mit, ich habe da schon etwas im Sinn.“ Ein erneutes Knurren unterdrückend ging der Blonde neben dem Firmenchef her, bis sie bei einem hübschen, kleinen Restaurant ankamen, dass direkt am Meer lag. Es machte eher den Eindruck, als wäre es so etwas wie ein Geheimtipp, vor allem, weil es etwas abseits von dem ganzen Touristenrummel lag. Natürlich bekamen sie einen exklusiven Tisch, der etwas vor Blicken geschützt lag, aber dennoch einen unglaublichen Ausblick auf das Meer zuließ. Die Sonne begann schon langsam zu sinken, was dem ganzen noch einen zusätzlichen romantischen Touch gab. Was Joey nicht bemerkte war, dass der CEO ihn in der Zwischenzeit selbstzufrieden musterte. Ja, er war der Ansicht, dass er das ganz gut hinbekommen hatte. „Genug gestaunt? Ich würde nämlich gerne bestellen.“ riss Seto sein Gegenüber aus dessen Erstarrung. Verwirrt schaute der Blonde seinen eigentlichen Erzfeind an, als hätte er vollkommen vergessen, dass es den ja auch noch gab. „Ähm ja klar kein Problem…“ stammelte er nach ein paar Schrecksekunden und Seto winkte den Kellner heran. Nach einem kurzen Blick auf die Karte entschieden sich beide für eine Fischplatte, die ihnen vom Kellner empfohlen wurde. Zu trinken gab es natürlich Retsina, der Wein schien sie auf dieser Insel deutlich zu verfolgen. Mittlerweile hatte die Sonne jenen magischen Punkt erreicht, an dem sie ihre Umgebung in ein glutrotes Licht tauchte und Joey beobachtete das Schauspiel fasziniert. Er hatte noch nie einen so schönen Sonnenuntergang gesehen und in Anbetracht der Tatsache, dass er dieses Naturschauspiel mit dem eiskalten Firmenchef der Kaiba Corporation genoss, machte es nur umso besonderer. Das Ganze machte ihn jedoch auch nachdenklich. „Wozu der ganze Aufwand, Kaiba?“ Joey traute sich nicht, den anderen beim Vornamen zu nennen, immerhin hatte er da heute bereits eine Abfuhr kassiert. „Erinnerst du dich an heute Morgen? Du wolltest, dass ich dir die Illusion lasse. Eine Illusion, die diese Insel für zwei Monate erschaffen wird. Hier hast du deine Illusion. Ich mache keine halben Sachen. Für die nächsten zwei Monate kannst du diese ‚Was wäre wenn…‘ Illusion dein Eigen nennen. Und in Zukunft kannst du mich auch beim Vornamen nennen… Das war heute die Macht der Gewohnheit.“ Joey war sprachlos. Zwei Monate lang sollte er das Gefühl kennen lernen, was es hieß, mit Seto Kaiba zusammen zu sein? Dessen Fanclub würde ihn ermorden, wenn das alles jemals an die Öffentlichkeit kam. Davon abgesehen hatte er nun allerdings zwei Monate Zeit, dem Braunhaarigen zu zeigen, dass eine Beziehung gar nichts Schlechtes war und man das ganze vielleicht auch auf zu Hause ausdehnen konnte. Ja, er hatte um die Illusion gebeten, aber im Grunde war für ihn von Anfang an klar gewesen, dass er mehr wollte als eine rein körperliche Beziehung. Zumindest war ihm das unbewusst schon immer klar gewesen. „Mir war schon klar, dass du keine halben Sachen machst, aber dass du gleich so ein Aufgebot startest, DAS war mir nicht bewusst. Aber ich wäre dämlich, mich darüber zu beschweren. Allerdings… Tu mir den Gefallen und erzähl deinem kleinen Fanclub nichts davon, ich hänge doch irgendwie ein bisschen an meinem Hundeleben.“ Bei dieser Aussage musste der Braunhaarige lachen und Joey blieb beinahe der Mund offenstehen. Denn… Es war ein ehrliches Lachen. Nicht gehässig oder herablassend wie man es von einem Kaiba nun mal gewohnt war, nein, es war ehrlich amüsiert. „Ich glaube das lässt sich einrichten.“ antwortete Seto dann, als er sich wieder beruhigt hatte. Am Ende dieser Nacht würde Joey mit dem Halsband aufwachen, gebrandmarkt als Seto Kaibas Eigentum. Das war allerdings nur eine pro Forma Sache wegen Shanna und Keira. Denn in Gegenwart der Russinnen würde es diese Illusion nicht in diesem Ausmaß geben. Das war auch Joey bewusst, ohne dass der Braunhaarige es erwähnen musste. Aber sie sollten dennoch wissen, wem der Hund eigentlich gehörte. Davon abgesehen wollte Kaiba nicht gänzlich von seinen alten Mustern abweichen. Dafür mochte er die kleinen Sticheleien einfach zu sehr. Denn auf Dauer konnte das Leben recht eintönig werden, wenn niemand den Mut hatte ihm Widerstand zu leiste und das traute sich nun mal nur der Blonde. Und auf diese Streitereien wollte er beim besten Willen nicht verzichten, egal was nach der Insel war. Nach relativ kurzer Zeit wurde bereits das Essen aufgetragen und beide genossen dieses kulinarische Erlebnis schweigend. Joey war als erster von beiden fertig und sein Blick schweifte gedankenverloren aufs Meer hinaus. Er mochte die unendlichen Weiten dieses Gewässers. Es hatte für ihn schon immer die Freiheit symbolisiert, weswegen er auch für seinen Sommerjob unbedingt auf eine Insel wollte. Natürlich gab es solche Jobs auch auf Schiffen, aber dafür hatte er allein schon seiner Noten wegen nicht die passende Qualifikation. So in seinen Gedanken versunken, bemerkte der Blonde gar nicht, dass er aus eisblauen Augen beobachtet wurde. Dem jungen Firmenchef blieb die Sehnsucht in den Augen seines Gegenübers nicht verborgen, auch wenn er sie nicht einzuordnen wusste. Natürlich hätte er einfach Fragen können, aber irgendwie wollte er den Zauber dieses Augenblicks nicht mutwillig zerstören. Fragen stellen konnte er auch später noch, also begnügte er sich damit, sein Hündchen weiter zu beobachten. Nach einer halben Ewigkeit löste sich der Blonde aus seiner Starre und sah den Braunhaarigen verwirrt an, fast so als hätte er für den Moment vergessen, wo er überhaupt war. „Woran hast du gedacht?“ stellte Kaiba nun die Frage, die ihn vorher schon beschäftigt hatte. Seine Stimme hatte nichts Herablassendes, nichts Hochnäsiges und das Verwirrte den Blonden. Denn noch nie hatte er ein Wort aus Setos Mund gehört, dass nicht von oben herab kam. „Hm, eigentlich an nichts Bestimmtes. Ich habe nur daran gedacht, wie sehr ich das Meer liebe. Eigentlich wollte ich über den Sommer einen Job auf einem Schiff aber du kennst ja meine Noten, ich hatte keine Chance. Aber eine Insel ist immer noch besser als den Sommer über in Domino City zu verbringen. Zumindest einen Sommer lang erfahren, was Freiheit bedeutet. Für dich klingt das vermutlich ohnehin lächerlich. Du bist schließlich Seto Kaiba! Du kannst dir Freiheit einfach erkaufen.“ Beim letzten Satz konnte Joey nicht verhindern, dass seine Stimme bitter wurde. Nein, er machte dem Jungmillionär keine Vorwürfe. Er konnte sich gut vorstellen, dass dessen Leben nicht unbedingt ein Honigschlecken waren. Nein… Joey glaubte sogar das ihre Vergangenheiten sich ziemlich ähnlich war, obwohl sie zwei vollkommen unterschiedliche Menschen waren. Es verarbeitete einfach jeder schlimme Erlebnisse anders. „Du irrst dich Joey… Freiheit lässt sich nicht kaufen. Natürlich, ich kann mir eine Yacht kaufen, einen Privatjet und schnelle Autos. Aber das sind nur Gegenstände. Freiheit kann nicht einmal ich mir erkaufen. Nicht diese Freiheit, von der du sprichst. Freiheit für ein paar Sekunden oder Stunden? Ja. Aber für die Ewigkeit? Nein.“ Der Braunhaarige hatte während er sprach kein einziges Mal den Blickkontakt unterbrochen. Der Blonde war nach diesen Worten nur noch mehr verwirrt. Es waren ehrliche Worte. Das wusste er einfach. Allerdings musste er zugeben, dass es ihm lieber gewesen wäre diese zweite Seite Setos niemals zu sehen, denn das würde es nur schwerer machen, wenn die Illusion vorbei war. Natürlich hatte er sich vorgenommen, Seto davon zu überzeugen, dass das alles MEHR war als nur eine Illusion, aber er musste eben auch damit rechnen, dass das nicht möglich war. Die Tatsache, dass er gerade wohl der erste nach Mokuba war, der Seto Kaibas menschliche Seite sah, machte die Sache dann auch nicht unbedingt einfacher. Doch nach kurzer Zeit sah er das positive an der ganzen Sache. Der CEO würde ihm diese Seite nie zeigen, wenn ihn die ganze Situation wirklich egal wäre. Diese Tatsache entlockte ihm ein Lächeln. „Vielleicht hast du Recht. Nein… Eigentlich bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass du Recht hast. Ich habe die Bedeutung von Freiheit einfach immer nur falsch gesehen. Freiheit bedeutet wirklich nichts Materielles. Freiheit bedeutet, hinzugehen wo man will, zu tun was man will und niemanden Rechenschaft schuldig zu sein, nichts und niemandem untergeben zu sein.“ „Wie ich sehe hast du es begriffen.“ Nun war es an Seto leicht zu lächeln. Er hätte noch einiges zu sagen gewusst, aber er war sich ziemlich sicher, dass Joey auch ohne Worte verstehen würde. Die schlichte Tatsache verstehen würde, dass der Blonde mehr Freiheit besaß als der Firmenchef. „Wieder etwas gelernt… Aber nun wäre ich für ein erfreulicheres Thema. Ich mag zwar dieses tiefsinnige, weltbewegende Gerede wahnsinnig gerne, aber ich denke es ist der falsche Abend dafür. Und vor allem der falsche Ort.“ meinte Joey dann nach ein paar Minuten des Schweigens. Der Braunhaarige zog im ersten Moment erstaunt die Augenbrauen nach oben, sagte jedoch nichts weiter dazu, denn im selben Moment kam ihm ein Gedanke, den er umsetzen wollte. Außerdem war dieser Gedanke besser, als irgendwelche philosophischen Gespräche über die Freiheit. Mit einem diabolischen Grinsen beugte er sich über den Tisch, was bei seiner Größe kein sonderliches Problem darstellte und küsste den überraschten Blonden, der das wohl nicht unbedingt erwartet hatte. Themenwechsel sahen ja für gewöhnlich anders aus. Aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, wäre er ein absoluter Vollidiot, wenn er gerade JETZT eine Frage stellen würde. Dementsprechend genoss er es einfach. Nach einer gefühlten Ewigkeit aus Mangel an Sauerstoff zog sich der Braunhaarige mit einem selbstzufriedenen Grinsen wieder zurück. Es freute ihn immer wieder diebisch, den Braunäugigen aus der Fassung zu bringen. Vor allem wenn es zeitgleich noch solch ein Vergnügen bereitete. Denn Urlaub hin oder her, ohne persönlichen Eigennutzen tat ein Seto Kaiba aus Prinzip schon mal nichts. Wenigstens diese Eigenschaft behielt er sich bei, wenn schon alle anderen Prinzipien den Bach runtergingen. „Sag mal Seto…. Was würdest du von einem kleinen Strandspaziergang halten?“ In Joeys Augen blitzte etwas auf, dass der Braunhaarige nicht zu deuten wusste. Dem Grinsen nach zu beurteilen, dass diesen Blick begleitete, wollte er es aber vermutlich auch gar nicht so genau wissen. Allerdings konnte er nicht leugnen, dass ihn die Situation in gewissen Weise reizte. Ganz kurz kam in seinem Hinterkopf der Gedanke auf, dass Mokuba sich vermutlich wundern würde, wo er blieb, aber dieser Gedanke war ebenso schnell verschwunden, wie er gekommen war. Sein kleiner Bruder würde den Abend zweifellos auch ohne ihn überleben, da war er sich sicher. Auch wenn dieser morgen vermutlich das Gegenteil behaupten würde, aber das war ihm egal. Mokuba konnte ihn untertags in Beschlag nehmen, aber die Abende gehörten ihm alleine, dass würde sein Bruder akzeptieren müssen. Immerhin war er kein kleines Kind mehr. Beide tranken noch in Ruhe ihren Wein aus, anschließend bezahlte Seto und sie gingen gemeinsam zum Strand. Das Meer sah in der Dunkelheit der Nacht wirklich mystisch aus. Das Rauschen der Wellen untermalte diesen Augenblick perfekt. Selbst der Jungmillionär musste sich eingestehen, dass dieser Anblick wunderschön war. Geschätzte Millionen Sterne am Himmel verstärkten den Effekt noch. Im Grunde genommen war der Anblick beinahe schon zu kitschig um wahr zu sein. „Irgendwie doch schon fast zu kitschig oder? Ein Strandspaziergang, die Wellen rauschen, schwarze Unendlichkeit und dazu noch ein prächtiger Sternenhimmel.“ sprach der Blonde die Gedanken des anderen aus. „Stimmt. Ehrlich gesagt fühle ich mich gerade wie in einem dieser Kitschromane, die es für ein paar Yen überall zu kaufen gibt. Aber es ist überraschenderweise kein schlechtes Gefühl.“ Diese Aussage erstaunte den Blonden, kam sie doch von Seto Kaiba höchstpersönlich, der eigentlich alles in diese Richtung Gehende verabscheute. Hatte es Joey tatsächlich geschafft, ein paar Risse in diese Stahlmauer aus Arroganz und Gleichgültigkeit zu schlagen? Er wollte allerdings nicht länger darüber nachdenken sondern die Situation einfach nur genießen. Wer wusste schon so genau, wann Kaiba wieder zur Vernunft kommen würde. Ein Blick auf den Braunhaarigen verriet ihm, dass dieser gerade gedankenverloren auf die Wellen starrte. „Über was denkst du nach?“ durchbrach der Blonde schlussendlich die Stille, da es ihn wirklich interessierte, was den anderen so nachdenklich machte. „Halte mich für verrückt, aber ich habe darüber nachgedacht, wie ich dich dazu bringen kann die Sache mit dem Kreuzfahrtschiff nicht aufzugeben. Noten kann man ändern, das weißt du. Du müsstest dich nur etwas mehr dahinter klemmen.“ Erneut war Joey sprachlos, was langsam zu einem Dauerzustand zu werden schien. Der große Seto Kaiba machte sich Gedanken darüber, dass sein Schoßhund dabei war einen Traum zu begraben, weil er ihn für unerreichbar hielt? Hier auf Rhodos drehten sich die Uhren wohl anders als zu Hause in Domino. „Wenn wir zu Hause wären, würde ich dich wohl einweisen lassen, aber hier wundert mich langsam nichts mehr also keine Sorge. Alles was ich mich frage ist, warum dir das plötzlich so wichtig ist? Eigentlich kann es dir ja egal sein, wenn ich mein Leben wegen meiner Faulheit an die Wand fahre.“ Der Braunhaarige musste sich eingestehen, dass Joey durchaus recht hatte. Was ging es ihn an? Es konnte ihm nun wirklich egal sein, aber aus unerfindlichen Gründen war es das nicht. Natürlich könnte er sich jetzt eine Lüge ausdenken, aber wirklich weiterbringen würde ihn das nicht. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Du hast schon recht damit, dass es mir eigentlich egal sein könnte, aber seltsamerweise ist es das nicht.“ „Wenn du mir Nachhilfe gibst, würde es vielleicht funktionieren.“ erwiderte der Blonde in einem frechen Tonfall und grinste sein Gegenüber schelmisch an. Der Abend war zu schön um ihn so ernsthaft zu verbringen. Der Braunhaarige begriff den Themenwechsel sofort, ging jedoch darauf ein. Solche Dinge konnte man auch ein anderes Mal besprechen. „Nachhilfe? Ich bin noch zu jung für graue Haare…. Und ich bin mir sicher, das wäre das Resultat, wenn ich dir Nachhilfe geben würde.“ Der Blonde starrte den anderen mit leicht offenem Mund an. Warum musste der Kerl auch so verdammt schlagfertig sein? Aber damit hätte er wohl oder übel rechnen müssen, immerhin war das ja Seto Kaiba. Was aber noch Lange nicht hieß, dass er das jetzt so hinnehmen und kapitulieren musste. „Du elender…“ knurrte Joey daher und stürzte sich auf den Braunhaarigen, wobei er ihn mit sich in den Sand riss. Der Braunhaarige wehrte sich nicht, obwohl es ihm ein leichtes gewesen wäre, den Blonden wieder von sich runter zu werfen. „Und was passiert jetzt, wo du den großen Seto Kaiba unter dir liegen hast?“ wollte der Braunhaarige mit einem breiten Grinsen wissen. Er hatte die Worte absichtlich zweideutig gewählt und beobachtete nun zufrieden, wie der Blonde langsam Rot wurde. Er hatte zwar des Öfteren eine riesengroße Klappe, aber er schien auch ziemlich leicht aus der Fassung zu bringen zu sein. „Ich…ähm…also…weißt du…“ stammelte Joey vor sich hin und Seto hatte große Mühe nicht zu lachen. Der Blonde war zwar öfter sprachlos aber peinlich berührt sah man ihn eher selten. Hätte der Firmenchef das jemanden erzählt, man hätte ihm unter Garantie nicht geglaubt. Plötzlich schien allerdings ein Sinneswandel in Joey vor sich zu gehen, er hörte auf herumzustottern und sah seinem Gegenüber durchdringend in die Augen. Seto musste ihm dafür Respekt zollen, denn dazu waren nicht viele in der Lage. „Was fällt dir Schnösel eigentlich ein, mich dazu zu bringen, mich zum Affen zu machen??“ fragte der Blonde dann mit gefährlicher Stimme und Seto spürte wie sich eine Gänsehaut über seinen Körper zog. Wer sagte, dass ein Seto Kaiba immer die Oberhand haben musste? Ehrlich gesagt hatte er nicht wirklich etwas dagegen, die Macht hin und wieder zumindest bis zu einem bestimmten Punkt abzugeben. „Wieso dazu bringen? Du tust doch den ganzen Tag nichts Anderes!“ konterte der Braunhaarige mit einem unverschämten Grinsen. Er war im Moment vielleicht nicht unbedingt in der Position, den Blonden zu reizen, aber das war ihm ehrlich gesagt ziemlich egal. „Kann man dich eigentlich zum Schweigen bringen?“ knurrte Joey und drückte den Firmenchef noch etwas fester in den Sand. „Vielleicht?“ Die Antwort des Blauäugigen klang weniger nach einer Frage als wie nach einer Herausforderung. Diese Arroganz brachte den Blonden dazu, leise zu knurren. Was fiel diesem aufgeblasenen Geldsack eigentlich ein? So redete niemand mit Joey Wheeler, nicht einmal wenn diese Jemand Seto Kaiba hieß! Energisch drückte der Blonde den CEO tiefer in den Sand, so dass diesem beinahe die Luft wegblieb. Plötzlich kam Joey allerdings eine Idee und seine Augen blitzten leicht auf. Wieso sollte immer ER den Aktiven bei der ganzen Sache spielen? Mit einem letzten fiesen Grinsen ließ er den Braunhaarigen Firmenchef los, stand auf und klopfte sich den Sand von der Kleidung. Der entgeisterte Blick Setos war beinahe Gold wert. „Ich weiß wie ich dich zum Schweigen bringe... Ich werde jetzt einfach zurück ins Hotel gehen. Gute Nacht.“ Mit diesen Worten machte der Blonde auf dem Absatz kehrt und stapfte durch den Sand in Richtung des Hotels. Nachdem Seto noch kurze Zeit im Sand liegen geblieben war, realisierte er die Situation endlich zur Gänze und sprang auf. Im Gegensatz zu Joey machte er sich gar nicht erst die Mühe, den Sand abzuklopfen und ging ihm nach. Laufen musste er nicht, um den Blonden einzuholen, so weit war der noch nicht gekommen. Davon abgesehen hatte der Braunhaarige bekannter Weise ziemlich lange Beine, die das Schritt halten mit dem kleineren Blonden erleichterten. Als er bei Joey angekommen war, fasste er diesen an der Schulter und drehte ihn mit einem Ruck zu sich herum. Nun war der Braunäugige erstaunt. Ehrlich gesagt hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass Kaiba ihm nachlaufen würde. Das war einfach nicht die Art des Braunhaarigen. Aber da hatte er sich wohl in dem anderen getäuscht. Seto hingegen sah das, was er gerade tat nicht zwingend als „nachlaufen“. Ein Seto Kaiba bekam nun mal was er haben wollte und wenn es Notwendig war nahm er sich, was er haben wollte. Und in diesem Fall war das Objekt der Begierde nun mal der Blonde. „Du willst mich zum Schweigen bringen indem du einfach abhaust? Der Plan kann ja nur von dir kommen... Lass dir was gesagt sein... Einen Seto Kaiba lässt man nicht einfach im Sand liegen.“ Joey kam nicht umhin, kurz zu Schlucken als er Kaibas durchdringenden Blick sah. Irgendwie schien es, als hätte der Blauäugige nun IHN zum Schweigen gebracht, denn auf diese Ansage wusste er wirklich nichts mehr zu Antworten. Aber sein Plan war aufgegangen, denn nun hatte der andere den aktiven Part übernommen. Den Kuss vorhin beim Abendessen zählte er nicht unbedingt zum Thema „Initiative“ dazu. So ganz gleichgültig war ihm die Situation dann wohl doch nicht. Davon abgesehen hatte der Blonde das Gefühl, als würde die Dunkelheit dem Firmenchef in Punkto Emotionen mehr Sicherheit und Selbstvertrauen geben. Natürlich mangelte es dem Braunhaarigen an beidem nicht unbedingt, wie man wusste, aber Joey hatte schon seit längerem den Verdacht, dass all das nur eine Fassade war. Gefühle waren in der Welt der Geschäftsmänner einfach unerwünscht. Aber Seto hatte wohl das Problem, dass er den Geschäftsmann auch mit nach Hause nahm und daran wollte der Blonde definitiv etwas ändern. „Wie man sieht, kann man einen Seto Kaiba durchaus im Sand liegen lassen und gehen. Ich habe es ja gerade getan.“ Joey wollte seinen gegenüber Reizen und ihn damit aus der Reserve locken. Das funktionierte immerhin schon seit Jahren ziemlich gut. Interessiert beobachtete der Blonde, wie die Augen des Firmenchefs gefährlich aufblitzten, was im Regelfall nichts Gutes zu bedeuten hatte. Allerdings war Joey Wheeler wohl ein Masochist, denn er starrte fasziniert in die blitzenden Saphire, obwohl er sich ziemlich sicher war, dass es gesünder gewesen wäre, die Flucht zu ergreifen. „Natürlich kann man... Es ist nur nicht sehr ratsam würde ich sagen.“ Setos Stimme war nicht mehr als ein bedrohliches Flüstern, jedoch hatte der Blonde jedes Wort genau verstanden. Nein, ratsam war es in der Tat nicht, das war klar. Joey stand wie versteinert da, während der Braunhaarige immer näher und näher kam. Sich seinem Schicksal ergebend schloss der Blonde die Augen und harrte der Dinge die da kommen mögen bis er plötzlich eine Berührung am Hals spürte und ein Klicken wahrnahm. Reflexartig griff er nach oben und konnte ein Halsband ertasten. Was zum...?!? Er riss die Augen auf und starrte auf Seto Kaiba, der unverschämt breit grinste. „Ich wollte dir dieses kleine Accessoire eigentlich schon nach dem Abendessen über den Dächern von Rhodos verpassen, aber es schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.... Das habe ich jetzt nachgeholt.“ Amüsiert beobachtete der CEO wie sein gegenüber sich abmühte, das Halsband loszuwerden, jedoch kläglich scheiterte und nach geschlagenen zehn Minuten aufgab. „Wie krieg ich das verdammte Ding wieder ab?“ wollte Joey nun von dem Braunhaarigen wissen, wobei dieser lediglich noch breiter grinste, sofern dies überhaupt noch möglich war. „Kurz gesagt: Gar nicht, solange ich das nicht will. Um das Halsband wieder abzubekommen braucht man einen Schlüssel, der sich an einem Ort befindet den ich dir nicht verraten werde.“ Er war für den Braunhaarigen eine Genugtuung zuzusehen, wie dem Blonden gerade sämtliche Gesichtszüge entgleisten und er nur noch aus braunen Augen fassungslos angestarrt wurde. Joey war sich gerade nicht sicher ob er lachen, weinen oder sich einfach nur über Kaibas Verhalten wundern sollte. Am besten wäre eine Kombination aus allen drei Gefühlsregungen, was aber wohl nur schwer machbar sein würde. Aus diesem Grund raufte sich Joey lediglich die blonden Haare und lies sich anschließend mit einem genervten Aufstöhnen in den Sand fallen, wo er mit angezogenen Knien die er mit den Armen umschlang sitzen blieb und schmollte. In Gedanken versunken spielte er mit dem Halsband und bemerkte die Plakette die an einem feinen Ring hing. Seine Finger konnten eine feine Gravur ertasten und er sah missmutig zu Kaiba. „Was bitte steht da oben?“ knurrte er den Braunhaarigen an, fragte sich jedoch im selben Moment ob er das überhaupt wissen wollte. Vermutlich war es bloß irgendetwas das den Wortlaut Straßenköter beinhaltete. Der Angesprochene legte kurz den Kopf schief, als würde er nachdenken ob er es Joey wirklich verraten wollte, ehe er langsam auf ihn zu und vor ihm auf die Knie ging. Er kam dem Blonden gefährlich nahe, um ihm den genauen Wortlaut ins Ohr flüstern zu können. „Joey – Eigentum von Seto Kaiba und meine Telefonnummer, sollte dich jemand finden, weil du weggelaufen bist.“ Obwohl es so warm war, überzog Joeys Haut bei diesen Worten eine Gänsehaut. Aus Seto Kaibas Mund waren diese Worte beinahe mit einem Liebesgeständnis vergleichbar, obwohl sich der Blonde sicher war, dass der Firmenchef das niemals zugeben würde. Aber fürs erste reichte ihm dieses kleine Kaiba-typische Bekenntnis vollkommen aus. Sanft zog er den Größeren näher zu sich und küsste ihn, was der Braunhaarige nur zu gern erwiderte. Zwei Kilometer weiter im Hotel saß Shanna mit einem Cocktail auf dem Balkon ihrer Suite, rauchte eine Zigarette und schaute Gedankenversunken aufs Meer in welchem sich der Mond spiegelte. „Ich dachte du hast diese Angewohnheit aufgegeben?“ hörte sie Keiras missmutige Stimme hinter sich. Die Blonde konnte diesen stinkenden Qualm einfach nicht leiden und war eigentlich recht froh gewesen als Shanna vor ein paar Wochen verkündet hat, das Rauchen sein zu lassen. „Hab ich eigentlich auch, aber unsere kleine Mission hat mir den letzten Nerv geraubt, ich habe einfach eine Zigarette gebraucht, sonst hätte ich stattdessen jemanden ermorden müssen...“ „Ich billige es nicht, aber Mord und Totschlag wären wohl keine gute Alternative gewesen also was soll’s... Und die zwei waren wirklich eine härtere Nuss als zu Anfang gedacht.“ Seufzend ließ sich Keira auf den zweiten Stuhl auf dem Balkon sinken „Eins ist klar, ich werde mich in Zukunft bemühen Yugi NIE mehr etwas schuldig zu sein, das halten meine Nerven auf Dauer nicht aus.“ „Woher du den Zwerg eigentlich kennst würde mich immer noch interessieren, aber das willst du mir ja nicht verraten. Der einzige Vorteil an der Sache ist, dass du jetzt MIR einen gefallen schuldig bist. Das hat auch, was finde ich“ Bei diesem Satz hätte sich Shanna beinahe an ihrem Cocktail verschluckt. „Ich bin dir WAS?!?“ Die Blauhaarige sah ihre Freundin an, als wären dieser eben zwei Hörner gewachsen, was bei diesen teuflischen Worten gar nicht mal so unwahrscheinlich war. Der Teufel war Keira manchmal keine Konkurrenz. „Du glaubst doch nicht wirklich ich hätte meine Hunde wegen ein paar lustiger Wochen am Strand allein gelassen? Sicher nicht, ich wollte einfach nur, dass du mir was schuldig bist.“ Shanna wirkte, als stünde sie kurz vor eine Ohnmacht, sank im Stuhl zurück und trank den letzten Rest ihres Cocktails in einem Zug leer. Die blauhaarige Russin nahm sich fest vor, nachher noch eine Flasche Wodka zu ordern um eventuell diesen Satz vergessen zu können. Ein kleines Stimmchen flüsterte Shanna allerdings ins Ohr, dass Keira dafür sorgen würde, dass sie diesen Satz NIEMALS mehr vergessen würde, bis an ihr Lebensende. Sie hoffte nur, dass alles wirklich geklappt hat wie es klappen sollte. Als Kupplerin taugte sie nämlich wahrlich nicht viel und einen Seto Kaiba zu verbiegen, ohne dass dieser etwas davon mitbekam war ohnehin eine Klasse für sich und solch ein Abenteuer brauchte sie kein zweites Mal im Leben. Was jetzt weiter geschah lag ohnehin nicht mehr in ihrer Hand. Ein bewährter Spruch hieß Gegensätze ziehen sich an. Diese alte Weisheit konnte sich nun einmal mehr unter Beweis stellen. „Wenn Seto jemals dahinterkommen sollte, dass er Teil eines ausgeklügelten Verkupplungs-Plans wurde, den sein Erzfeind ins Leben gerufen hat und an dem ich maßgeblich beteiligt war dann bist DU vermutlich mein geringstes Problem...“ „Da könntest du recht haben, aber ich werde dann mit einer Tüte Popcorn in der ersten Reihe sitzen und bei deiner zweifellos qualvollen Hinrichtung zusehen, versprochen.“ „Und wieder frage ich mich, warum wir eigentlich Freunde sind...“ Keira sparte sich eine Antwort auf diese ohnehin rein rhetorische Frage und grinste Shanna lediglich gespielt unschuldig an. //Der Teufel in Engelsgestalt. Fürchterlich...// dachte Shanna missmutig und ergänzte in Gedanken die eine Flasche Wodka mit einer zweiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)