Liebe triumphiert von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 3: Dir gehört mein Herz ------------------------------- Auch Konrad war allein. Er saß in dem Gemach, das ihm als Sohn der ehemaligen Maô zugewiesen war. Zunächst hatte er Anissina folgen wollen, sich dann aber dagegen entschieden. Sie war kein schutzbedürftiges, kleines Häschen, sie war eine Wildkatze – und die entschied selber, wann man sich ihr nähern durfte. ‚Außerdem wäre ich ihr momentan vielleicht auch keine große Hilfe gewesen.‘ Denn auch ihn hatten die Erinnerungen und Gefühle voll erwischt. Sie hatten erkennen müssen, dass Liebe manchmal einfach nicht reichte, um alle Widerstände zu überwinden. Ihn selbst hatte das damals völlig aus der Bahn geworfen. Er war in der Truppe aggressiv aufgefallen und hatte sich auch einige Male Vorgesetzten gegenüber im Ton vergriffen. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – hatte man kurz darauf, nach Ausbruch des Krieges, seiner Bitte stattgegeben, eine Kompanie aus Halbblütigen in die Schlacht zu führen. Ihm selbst war damals alles egal gewesen. In seinem Herzen hatte er alles verloren, was spielte es da für eine Rolle, ob sein Körper in der Schlacht fiel? Nun, irgendeine schien es gewesen zu sein, denn er blieb am Leben – als einer von Zweien. Als „Löwe von Ruthenberg“ wurde er bekannt – obwohl er da eigentlich hatte sterben wollen. ‚Das Schicksal hat anders entschieden.‘ Der Grund – oder zumindest etwas, was seine Seele wieder aufgerichtet hatte – hatte sich gezeigt, als er auf der Krankenstation des Schlosses wieder zu sich gekommen war. Zunächst einmal hatte er nicht bestimmen können, wo er war. Doch je mehr sich sein Blick klärte, desto mehr erkannte er Blood Pledge Castle. Er lebte – es sei denn, man hatte auch noch im Tod Schmerzen, die von seinen Kampfeswunden herrührten. Aber wie war er hergekommen…? ‚Yozaku!‘ Er konnte sich dunkel erinnern, dass sein Kindheitsfreund und engster Kamerad ihn vom Schlachtfeld geschleppt hatte. Doch dann hatten die Schmerzen und der Blutverlust ihn in die Ohnmacht getrieben. Aber es gab keine andere Lösung, es musste Yozaku gewesen sein. Als er sich mit suchendem Blick nach seinem Freund umsah, wurde er einer Person gewahr, die an seinem Bett saß. Es war nicht Yozaku. Auch nicht seine Mutter oder einer seiner Brüder. „Anya…“ Mit schwacher Stimme sprach er den Kosenamen seiner Geliebten aus, die daraufhin aufschreckte und ihn anblickte. „Konrad…“ Er konnte sehen, wie ihre Augen glasig wurden und hörte die Brüchigkeit in ihrer Stimme. „Shinou sei Dank, dass du lebst…“ Er konnte ihre Tränen nicht mitansehen, strich ihr mit einer Hand über die Wange und sprach dann mit sanfter Stimme mit ihr. „Hör‘ auf zu weinen – und nimm‘ meine Hand.“ Sie folgte seinen Worten sofort, indem sie seine Hand zwischen ihre nahm. „Halt sie ganz fest – keine Angst! Egal, was kommen mag, ich bin bei dir. Denk nur an mich – keine Angst!“ Immer noch liefen ihr Tränen über die Wangen, aber er spürte die Erleichterung. Er hatte überlebt, weil auch ihre Liebe noch immer lebte. „Sie wollen nicht mit uns’ren Augen sehen. Vertrauen nicht, was sie nicht verstehen.“ Das wussten sie – doch es war nicht wichtig. Nicht jetzt. „Wir sind verschieden, doch uns’re Herzen sind nicht verschieden, sondern eins.“ Mit seiner freien Hand nahm er eine von ihren und legte sie mit seiner darüber auf seine Brust. „Denn dir gehört mein Herz.“ Nun nahm sie seine andere Hand und legte sie mit ihrer darauf so auf ihre Brust, dass er ihren Herzschlag fühlen konnte. Aus ihrem Lächeln sprach das pure Glück, dass sie ihn nicht verloren hatte. „Ja, dir gehört mein Herz. Von heute an für alle Ewigkeit.“ Sie waren schon einmal an diesem Punkt gewesen, aber das, was geschehen war, hatte sie gestärkt. Sie würden einander immer verbunden bleiben. „Dir gehört mein Herz.“ Es war wie ein Mantra. Wie ein Schwur, den sie einander immer wieder ablegten. „Dir gehört es, ja, dir.“ Sie hatte ihn vorher zurückweisen wollen, aber er hatte ihr immer angesehen, dass sie auch nur verzweifelt gewesen war und nicht gewusst hatte, was sie tun sollte. „Nun bist du hier bei mir…“ „Oh, du bist bei mir…“ „Und ich auf ewig hier, bei dir.“ Sie blickten einander in die Augen und bei keinem gab es Zweifel. „Bei dir.“ Konrad versuchte sich aufzurichten, was sie erst zu verhindern versuchte, ihm dann aber half. „Ja, ich will für dich da sein.“ „Immer nur bei dir.“ „Und ich bleibe dann bei dir.“ Es war ein Versprechen, das er ihr aus tiefstem Herzen geben wollte – und sie nickte. „Ja, ich bleibe dann bei dir.“ Er hinterfragte nicht. Fragte nicht, was geschehen war, sondern sah die Aufrichtigkeit in ihren Augen. „Glaube mir.“ Sie nickte und half ihm, sich wieder hinzulegen, da all dies doch noch zu anstrengend für ihn war. „Ja, ich bleibe dann bei dir. Auf ewig hier – bei mir.“ Konrad schloss erschöpft die Augen, spürte dann aber ihre Lippen sanft auf seinen und wusste, dass alles nur besser werden konnte. Sie waren bereits beide durch die Hölle gegangen – und sie waren noch da. Das musste etwas Gutes bedeuten. Doch während sich sowohl Anissina als auch Konrad den Erinnerungen an all das, was geschehen war, ergaben, kam die Versammlung in Yûris Arbeitszimmer keinen Schritt weiter – und das wurmte alle. Schließlich ging Gwendal in Richtung Tür. „Was hast du vor, Bruder?“ Wolfram sah ihm nach, unschlüssig, ob er mitkommen oder bei Yûri bleiben sollte. „Es gibt nur einen, der uns Antworten geben kann – und wird.“ Der älteste Bruder öffnete die Tür und schnauzte einen Gardisten an. „Bringen Sie Yozaku Gurrier hierher!“ Man hörte noch ein „Jawohl, Lord von Voltaire!“, doch da hatte Gwendal die Tür auch schon wieder geschlossen. „Yozaku?“ Yûri sah Gwendal unsicher an. „Ja. Er ist Konrads engster Vertrauter – und ein Untergebener. Wenn wir ihm den Befehl geben, muss er antworten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)