I want you by my side von Lelu ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Charles? Charles!“ Eriks Stimme hallte durch die Eingangshalle der Villa, bekam aber keine Antwort. Er lief in Charles Zimmer und suchte danach jeden noch so kleinen Raum im Erdgeschoss ab. Dann rannte er die Treppen hinauf, vielleicht hatte Hank ihn nach oben gebracht. „Charles! Verdammt noch mal, antworte mir!“ Er suchte die ganzen oberen Stockwerke ab, konnte aber weder Charles noch Hank finden. Nach Atem ringend stand er schließlich wieder am unteren Treppenabsatz und überlegte, wo er noch suchen konnte. Aber ihm fiel kein Raum mehr ein. Fast schon verzweifelt fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und sah sich gehetzt um. „Jetzt mal ganz ruhig, Erik. Charles ist nicht hier, aber das heißt nicht, dass ihm etwas passiert ist. Bestimmt ist er mit Hank in die Stadt gefahren um…Einkäufe zu erledigen…genau“, besorgt und genervt von dieser Ausrede, welche er selbst nicht glaubte, ließ er die Schultern hängen. „Charles fährt freiwillig in eine überfüllte Stadt, wo er dir doch gerade erklärt hat, dass er seine Kräfte nicht kontrollieren kann. Es ist vielleicht schon drei Tage her, aber ich glaube kaum, dass er es in dieser Zeit gelernt hat.“ Erik setzte sich auf die unterste Stufe der Treppe und starrte eine ganze Zeit lang auf die Eingangstür. Doch passierte nichts, keiner kam durch sie herein, um ihn zu beruhigen und zu sagen, dass es Charles gut ging. Aber es kam auch keiner, um ihm zu sagen, dass es Charles schlecht ging. Erik wusste nicht, wie lange er schon da saß, er hatte irgendwann den Kopf in den Händen vergraben und versucht nicht an das Schlimmste zu denken. Das Geräusch eines Vorfahrenden Autos riss ihn aus seinen Gedanken. Schnell sprang er auf, stieß die Eingangstür auf und starrte in Hanks Gesicht. „Hank, wo ist Cha…“ Im nächsten Moment wurde er von den Füßen gerissen und schlug hart mit dem Kopf auf den Boden auf. Vor seinen Augen explodierten grelle Lichter, teils von dem Schlag, teils von dem Aufprall und er zog sich zu einer Kugel zusammen, was ihm jedoch nicht half. Er steckte einen weiteren Schlag ins Gesicht und einen Tritt in den Magen ein, bevor er anfing sich zu wehren. Hank trug eine Armbanduhr und ein Armband, welches er von Mistique bekommen hatte. Beides hatte einen Metallanteil und anhand dessen konnte Erik Hank davon abhalten ihn ein weiteres Mal zu schlagen. Er stand zwar immer noch vor ihm, hatte aber nun beide Arme zu den Seiten ausgestreckt, konnte sich nicht rühren und starrte ihn wütend an. „Was willst du hier? Verschwinde! Nur wegen dir hat Charles sich so in sich zurückgezogen und ist unvorsichtig geworden, was sein Leben angeht! Nur wegen dir konnten sie ihn Entführen! Verschwinde von hier!“, brüllte Hank und wehrte sich gegen Eriks Griff, was er so stark tat, dass dieser wirklich Probleme hatte ihn ruhig zu halten, ohne ihm weh zu tun. „Hank, beruhig dich, dann lass ich dich runter. Okay?“ „Lass mich ruhig runter, damit ich dir den Arsch aufreisen kann!“ Erik holte tief Luft und ließ die Hand sinken, löste allerdings Hanks Fesseln nicht. Er hatte es wahrscheinlich verdient verprügelt zu werden. Aber er wollte gerne noch weiter leben, zumindest bis er Charles gefunden hatte. Danach konnte Hank mit ihm tun, was er wollte. „Ich werde dich jetzt runter lassen. Aber bitte, hör auf dich wie ein Tier zu benehmen. Verkrüppelt oder Tod kann ich dir nicht helfen, Charles zu finden.“ Hank sagte nichts, gab ihm kein Zeichen, dass er tat was Erik verlangte. Doch dieser hatte keine Wahl, er musste ihn gehen lassen, sonst würde die ganze Situation wahrscheinlich noch mehr eskalieren. Also machte er einen Wink mit der rechten und Hanks Arme fielen fast schon kraftlos herab. Erik machte sich auf alles gefasst, doch der erwartete Schlag blieb aus und Hank starrte ihn einfach nur finster an. „Ob verkrüppelt oder nicht, du kannst mir so oder so nicht helfen. Die haben Charles in eine Einrichtung mitten in der Pampa gebracht. Dort gibt es kein Gramm Metall, dass du benutzten könntest“, knurrte er und stapfte an Erik vorbei, in Haus. Dieser folgte ihm und wie sich herausstellte hatte Hank das auch beabsichtigt, denn er führte Erik in sein Arbeitszimmer. Dort setzte er sich vor seinen Computer und tippte ein paar Befehle ein. Schon ging ein Fenster auf, in dem die Aufnahme eines Betonbunkers zu sehen war. Er stand mitten im Gottverlassenen Nirgendwo auf einem Feld und wurde so streng bewacht, dass man meinen könnte der Präsident persönlich würde darin wohnen. „Das ist das Haus?“, fragte Erik und beugte sich etwas näher an den Bildschirm heran. „Ja, dass ich Forschungseinrichtung M3. M1 und 2 konnte ich noch nicht finden, da ich mich auf diese konzentriert habe. Dort wird Charles festgehalten.“ „M3?“ Hank nickte und machte ein wenig begeistertes Gesicht, als er anfing zu erklären. „Die Forschungseinrichtungen M waren uns bekannt, aber wir glaubten da hätte jemand ein Gerücht in die Welt gesetzt, um Mutanten zu erschrecken. In Einrichtung M3 werden ausnahmslos Mutanten mit psychischer Mutation festgehalten, erforscht und untersucht. Mit anderen Worten, sie sind Versuchsobjekte. In M1 und 2 dagegen werden Mutanten mit physischer Mutation und elementaren Kräften untersucht.“ Wut kochte in Erik hoch. Er hatte es von Anfang an gewusst, aber Charles wollte nicht auf ihn hören. Hätte er es getan, wäre er jetzt nicht in M3 gefangen. Diese verdammten Menschen mussten alles, was sie nicht kannten beseitigen. Aber vorher wurde das Unbekannte noch gequält und an ihm herumexperimentiert, damit man den besten Weg zur Vernichtung oder etweiligen Nutzen für die Menschheit aus ihm herauspressen konnte. „Okay, hast du den genauen Standort der Einrichtung?“, fragte Erik, um einen gelassenen Tonfall bemüht, was ihm nicht ganz gelang. „Ja schon, aber…“ „Aber was? Warum bist du dann noch hier? Du hättest Charles schon lange helfen können!“ Hank schüttelte den Kopf. „Eben nicht“, er drückte zwei Tasten auf der Tastatur und schon machte die Kamera einen Rundflug um das Gebäude, um einen genauen Bauplan davon aufzurufen. „Siehst du, es sind zu viele Etagen, um sie an einem Tag zu durchsuchen. Mal ganz davon abgesehen, dass wir erst einmal hineinkommen müssen. Wie bereits erklärt, dort ist nichts aus Metall. Alles Plastik, Holz, Keramik und Porzellan, die Mauern sind durchweg Beton. Außerdem wird der ganze Gebäudekomplex strengstens bewacht. Keiner kommt rein oder raus, ohne sich durchsuchen zu lassen und einer Genehmigung des Leitenden Professors.“ Hank schüttelte den Kopf und Erik befürchtete schon, er hätte aufgegeben. Das musste doch zu schaffen sein. In seinem Leben war Erik schon in viele Gebäude eingedrungen, egal ob mit gefälschten Papieren oder ohne. Er würde auch in dieses kommen, das schwor er sich. „Wo liegt es?“, fragte er einfach nur. Hank sah ihn an, drückte dann einen weiteren Knopf und schon zeigte der Monitor eine Landkarte von Miami. Aber etwas stimmte an dieser nicht und Erik erkannte erst auf den zweiten Blick, dass vor der Küste eine Insel lag, welche er noch nie zuvor gesehen hatte. „Es ist eine Insel, die aus allen Datenbanken gelöscht wurde. Sie wurde mit einem speziellen Frühwarnsystem ausgestattet, welches ausgelöst wird sobald jemand über eine festgelegte Grenze schwimmt, fährt, wie auch immer. Das System stößt dann Ultraschallstöße aus, in einer Frequenz, die Lebewesen ein Gefühl von Angst erzeugen. Bis jetzt sind alle wieder umgedreht. Aber ich schätze, wenn die nicht der Fall sein sollte, wartete irgendwo ein Abschusskommando.“ Ein Gefühl von Angst? Das war gut. Angst konnte Erik benutzen, genauso wie Wut, um seine Kräfte noch zusätzlich zu stärken. Aber wenn es dort nichts gab, dass er mit ihnen beeinflussen konnte, dann nütze ihm das ganze Nichts. Aber er konnte sich Metall mitnehmen und das würde er auch tun. „Wie schnell kannst du mich dort hin bringen? Wenn du schon nicht mithelfen willst Charles zu befreien, dann lass es mich wenigstens versuchen“, meinte Erik und sah Hank ernst an. Dieser überlegte einen Moment, dann nickte er, wie um einen Gedanken zu bestätigen und stand auf. Er bedeutete Erik ihm zu folgen und führte ihn in den Keller, wo sein Flugzeug startklar bereit stand. „In ungefähr zwei Stunden sollten wir dort sein und wer hat dir gesagt, dass ich nicht helfen möchte? Charles braucht jemanden, dem er vertrauen kann und das bist eindeutig nicht du!“ Erik nickte und tat so, als hätten die Worte keine Wirkung auf ihn. In Wirklichkeit machten sie ihn traurig, vor allem da Hank Recht hatte. Charles hatte ihm sein Vertrauen geschenkt. Das erste Mal hatte er es auf Kuba missbraucht, dass zweite Mal vor drei Tagen, als er einfach ohne ein Wort gegangen war. Charles würde ihm nicht mehr vertrauen, da machte er sich keine Illusionen. Zwar war der Kleinere ein Herzensguter Mensch, aber auch seine Güte und sein Mitgefühl kannten Grenzen. Er folgte Hank zum Flugzeug und nahm neben ihm im Cockpit platz. Noch bevor er etwas zu seinem Gegenüber sagen konnte, hatte dieser den Jet gestartet und hielt auf die Wand ihm gegenüber zu. Immer schneller rollte das Flugzeug auf den Sandstein zu und Erik krallte die Hände in die Armlehnen. Doch der erwartete Aufschlag blieb aus. Stattdessen flogen sie einfach durch die Wand hindurch. Erst als sie draußen waren und Erik nach Luft schnappen musste, fiel ihm auf, dass er die ganze Zeit Hanks Namen gerufen, ja fast schon geschrien hatte. Nur langsam beruhigte sich sein Atem und er funkelte Hank wütend an. „So schreckhaft habe ich dich ja noch nie erlebt“, meinte dieser grinsend. „Du hättest mich auch vorwarnen können. Was war das überhaupt?“ „Ein Hologramm. Ich hab es eingebaut, damit wir nicht immer warten müssen, bis das Garagentor geöffnet ist. Toll oder?“ Die Schadenfreude war ihm anzuhören und anzusehen, da er ganze zehn Minuten lang ein Dauergrinsen im Gesicht hatte. Irgendwann wurde es Erik zu blöd und er ging in den hinteren Teil des Jets. „Sag mal, du hast doch hier bestimmt irgendwo einen Kugelschreiber oder etwas in der Art, oder?“ „Natürlich, außerdem eine Küche und wenn du den roten Knopf neben dir drückst, öffnet sich die Tür zur Terrasse. Für was hältst du diesen Jet? Einen Luxusflieger? Hier ist nur das wichtigste für eine Mission drin.“ „Ein einfaches Nein hätte auch ausgereicht, Hank“, knurrte Erik genervt. Langsam ging ihm die Laune des anderen auf die Nerven. Erik wusste, dass er einen großen Anteil der Schulden auf den Schultern trug, was Charles Lage und geistigen Zustand anging. Aber Hank musste es ihn ja nicht so spüren lassen. Er machte sich schon genug Vorwürfe auch ohne die Kommentare des anderen. Wenn er nicht schwach geworden wäre und seinen Gefühlen nachgegeben hätte, hätte das FBI vielleicht nicht erfahren, wo Charles sich aufhielt, bis er sie ausgeschaltet hatte. Das Ganze war seine Schuld und Charles musste jetzt dafür büßen. Erik wollte sich gar nicht vorstellen, was er gerade durchmachen musste. Verdammt, konnte dieser Jet nicht schneller fliegen? Um sich abzulenken durchsuchte er das Cockpit und den Frachtraum nach metallischen Gegenständen, welche er sich leihen konnte. Allerdings fand er, außer drei losen Schrauben nichts und selbst diese drei gab ihm Hank nur, damit er irgendetwas Metallisches hatte, was er als Waffe benutzen konnte. Nach zwei Stunden landeten sie endlich in Miami und machten sich zu Fuß auf den Weg zum Strand. Unterwegs nahm Erik hier und da mal etwas aus Metall mit und ließ es in den Taschen seines schwarzen Mantels verschwinden. Hank bekam davon nichts mit. Erik achtete sehr darauf, dass er nicht sah, wie er etwas klaute oder ihm plötzlich eine dünne Eisenkette zuflog. Hank musste ja nicht alles wissen. Bis sie den Strand erreichten, hatte Erik eine beachtliche Anzahl an Alltagsgegenständen beisammen, mit denen er jeden in Sekundenschnelle töten konnte. Doch dann standen sie vor einem anderen Problem. Sie brauchten ein Boot, am besten ein sehr schnelles und es gab an den ganzen Bootsverleihen nicht ein Händler der ihnen eines geben wollte. Nach dem dritten, der sie zum nächsten geschickt hatte, schnaubte Erik und wandte sich dem Meer zu. „Hank, ich komm gleich wieder“, meinte er, obwohl er wusste, dass sein Partner ihn nicht hörte, da dieser gerade in Verhandlungen verstrickt war. Erik lief ein Stück am Stand entlang und hielt seinen Blick auf das Wasser gerichtet. Schnell fand er was er suchte, nämlich ein Motorboot, das über das Wasser zischte. Ein Wink seiner Hand und schon drehte das Boot um und hielt auf den Strand zu. Er ließ es langsamer werden, sodass es nicht gleich am Strand zerschellte und sprang hinein. Die beiden perplexen Passagiere, ein junger Mann und ein Mädchen, das bestimmt fünf Jahre jünger war, warf er kurzerhand heraus und fuhr das Stück zurück, welches er gerade gelaufen war. „Hank! Problem gelöst!“, rief er, so laut er konnte. Erik hätte schwören können, dass er ihn gehört hatte, aber dennoch reagierte er erst beim dritten Rufen und drehte sich zu ihm um. Mit großen Augen sah er ihn an und kam schnell zu ihm an den Strand. „Will ich wissen, wie du das bekommen hast?“, fragte Hank und sprang in das Boot. „Ich habe ein Pärchen gebeten es uns zu überlassen“, erklärte Erik und grinste. Hank schüttelte nur den Kopf und sagte so lange nichts mehr, bis sie schon ein gutes Stück weit auf das Meer hinausgefahren waren. „Und wie willst du jetzt zu der Insel kommen? Das Boot wird den Alarm auslösen und wir werden von Keramikkugeln durchlöchert am Grund des Meeres landen“, wollte Hank wissen und sah Erik fragend an. „Nicht wenn ich das Abschusskommando zuerst durchlöchere.“ „Wie willst du das anstellen?“ Zur Antwort griff Erik in seine Manteltasche und holte eine Hand voll 9mm Patronen heraus. Er ließ sie vor Hanks Gesicht schweben und grinste erneut, diese Mal aber sein Haifischgrinsen. „Du müsstest doch wissen, wie ich das anstelle.“ Hank schnaubte, sagte jedoch nichts mehr und Erik war froh darüber. So konnte er wenigstens etwas nachdenken. Denn dieses Abschusskommando war nicht ihr einziges Problem. Sie musste ja auch auf die Insel und ungesehen in die Forschungseinrichtung kommen, von dem Weg zu Charles ganz zu schweigen. Auf die Insel zu kommen, war kein Problem, da war sich Erik sicher. Schwieriger wurde es in die Einrichtung einzudringen und herauszufinden, wo sie Charles festhielten. Am besten sie würden zwei Wachmänner ausschalten und deren Plätze einnehmen. Ein nerviges Piepsen riss Erik aus seinen Plänen und ließ ihn auf sehen. Allem Anschein nach hatten sie die Grenze überschritten und den Alarm ausgelöst. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern und sie würden Gesellschaft bekommen. „Hank, das ist jetzt wichtig, also hör mir zu. Ich muss schnell reagieren können, wenn die Wachen auftauchen und kann dann keine Rücksicht auf die nehmen. Deswegen bleibst du genau hier sitzen.“ Erik streckte die Hand in seine Richtung und schon wurde er nach hinten geschubst und zwei Eisenstangen wickelten sich um seine Brust und seinen Bauch und hielten ihn fest, aber nicht zu fest, gegen die Bootswand gedrückt. „Erik! Mach mich los!“, brüllte Hank und riss an seinen Fesseln. „Wenn alles vorbei ist, mein Freund, nicht vorher.“ Im nächsten Moment sah er ein Motorboot auf sie zukommen und schon flogen die ersten Schüsse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)