I want you by my side von Lelu ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Er war aufgewacht, noch bevor die Sonne ihre ersten Strahlen in Charles kleines Zimmer werfen konnte und hatte seinen Freund lächelnd beobachtet. Charles Kopf lag auf seiner Brust und er hatte einen Arm um ihn geschlungen. Sein Gesicht war im Schlaf vollkommen entspannt und doch zuckten seine Augen unruhig unter seinen Lidern hin und her. Erik beobachtete Charles noch eine ganze Weile, dann begann er sich vorsichtig von ihm zu lösen, um ihn nicht aufzuwecken. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, da der Kleinere fest dazu entschlossen schien, ihn nicht gehen zu lassen. Erik schob langsam Charles Kopf von seiner Brust, was diesen etwas wie „Nein, ich will keine Pizza mit Quittengelee…“ murmeln ließ. Erik musste angestrengt ein Lachen unterdrücken, da ihm die Szene zu dieser Aussage gerade einfiel. Sie hatten sich, ungefähr eine Woche bevor sie noch Kuba geflogen waren, einen Tag frei genommen und wollten essen gehen. Sie hatte sich zuvor kein Restaurant ausgesucht, sondern blieben einfach bei einem stehen, dass ihnen gerade gefiel. Schnell hatte sich herausgestellt, dass es kein normales Restaurant war. Dieses hatte sich nämlich auf ausgefallene Speisen spezialisiert. So gab es dort unter anderem Heuschrecken oder Mehrwürmer in Schokoladen- oder Barbecue-Soße, lebenden Tintenfisch (mit Anleitung wie man diesen verspeist), riesige Tausendfüßler auf Weinblättern und eben diese Pizza mit Quittengelee. Sie hatte wirklich eine ganze Weile überlegt, ob sie nicht in ein anderes Restaurant gehen sollen und hatten dann beschlossen, zu bleiben um eine neue Erfahrung zu machen. Weitere fünfzehn Minuten hatten sie überlegt, was sie essen sollten. Charles entschied sich für die Heuschrecken in Barbecue-Soße und er selbst hatte sich für das kleinere Übel entschieden, nämlich die Quittengelee-Pizza. Nach dem ersten zaghaften Bissen, hatte Charles sein Essen wohl gut geschmeckt, denn er sah begeistert auf seinen Teller und grinste, als Erik ihn angewidert angesehen hatte. „So schlecht schmeckt es gar nicht“, hatte der Kleinere gesagt. „Schmeckt wie Hähnchen.“ „Alles schmeckt wie Hähnchen. Nur Hähnchen nicht, das schmeckt wie Fisch“, antwortete Erik darauf und aß seine Pizza weiter, die alles andere als gut war. „Probier mal.“ Mit diesen Worten hatte Charles ihm seine Gabel mit einer Heuschrecke hingehalten und erwartungsvoll geschaut. Erik hatte den Kopf geschüttelt. „Nein danke.“ „Na los, jetzt mach schon.“ Erik verdrehte die Augen, wusste er doch, dass Charles nicht aufhören würde zu nerven und öffnete den Mund. Zugegeben das Zeug schmecke nicht schlecht und um Welten besser, als diese Salamipizza mit Peperoni und Quittengelee. Aber schon sein Stolz und die Tatsache, dass er es hasste, wenn Essen weggeworfen wurde, verboten es Erik seine Pizza stehen zu lassen. Allerdings ließ er sich den Rest einpacken, um ihn zu Hause vielleicht noch zu retten. Am Abend desselben Tages hatte er sich die Pizza warm gemacht und ein Stück Charles angeboten. Dieser wollte es aber nicht und meinte: „Nein, ich will keine Pizza mit Quittengelee.“ Im Endeffekt hatte er doch ein Stück davon gegessen, da Erik ihn auf den Boden geworfen und sich auf seine Beine gesetzte hatte. Mit einer Hand hatte er Charles Hände am Boden festgehalten und mit der anderen hielt er ihm ein Stück der Pizza vor den Mund. Immer wieder hatte zwischen zusammengebissenen Zähnen gemurmelt: „Ich will keine Pizza mit Quittengelee.“ „Mund auf! Ich hab auch deine Heuschrecken gegessen!“ „Niemals!“ Charles weigerte sich weiter, bis Erik seine Hände mit einem Metallkabel am Boden gehalten hatte und ihm mit der nun freien Hand die Nase zuhielt. Als er nach Luft schnappte, stopfte Erik ihm das Stück Pizza in den Mund. Als er sich an den Gesichtsausdruck des Kleineren erinnerte, musste Erik doch lachen. Es war das erste und einzige Mal, dass er Charles zu etwas gezwungen hatte, das er nicht wollte und danach nie wieder. Es war aber auch das erste Mal, an dem er sich seinen Gefühlen für seinen Freund bewusste wurde. Es hatte sich richtig angefühlt den Kleineren unter sich zu spüren. Am liebsten hätte er ihn an diesem Abend schon ins Bett gezerrt, hatte sich aber noch beherrscht. Jetzt drückte er Charles einen Kuss auf die Stirn, löste sich endgültig aus seiner Umarmung und stand auf. Er suchte seine Kleider zusammen, zog sich an und wandte sich dann schließlich noch einmal dem Bett zu. Charles schlief Gott sei Dank noch. Erik wollte ihn nicht verlassen, aber er hatte keine andere Wahl, es war einfach zu gefährlich. Er deckte Charles wieder richtig zu und wollte schon gehen, als ihm einfiel dass der Kleinere noch Kleider benötigte. Er suchte die Schränke im Zimmer durch (in den meisten fand er Bücher), bis er den Kleiderschrank entdeckte. Lange musste er nicht suchen, bis er Kleider gefunden hatte, die ihm gefielen. Vorsichtig, damit die anderen Kleider nicht aus dem viel zu kleinen Schrank fielen, zog er eine braune Cordhose und einen braunen Pullover heraus und legte beides auf den Nachttisch neben Charles Bett. Dann durchsuchte er noch einige Schubladen und fand Charles Lieblingshandschuhe, welche auch bei Sachen auf dem Nachttisch landeten. Erik strich Charles noch einmal durch die Haare und sah einen Moment zu, wie dieser versuchte sich auf die andere Seite zu drehen und wandte sich dann von ihm ab. Er schnappte sich seinen Helm, besah sich noch schnell das Schachbrett und machte seinen Zug, bevor er aus dem Zimmer verschwand. So schnell er konnte verließ er das Grundstück der Schule und lief zu seinem Auto. Bevor er einstieg ließ er sich auf alle viere nieder und sah unter den Wagen. Als er gestern losfahren wollte, hatte ihn nur seine Mutation davor geschützt nicht in die Luft gejagt zu werden. Irgendjemand hatte eine Bombe an seinem Wagen angebracht, allerdings vergessen, dass er Metall und die Unterschiede in seiner Struktur spüren konnte. Jetzt stand er wieder auf, setzte sich in sein Auto und fuhr los, immer die Landstraße entlang. Unterwegs hatte er Zeit nachzudenken. Die Bombe war nicht der erste Versuch in den letzten Tagen gewesen, um ihn zu beseitigen oder wenigstens zu fangen. Alle waren daran gescheitert, dass die Fallen einen Teil Metall in sich trugen, welchen Erik spürte. Nur wer hatte es auf ihn abgesehen? Es mussten ganz klar Menschen sein, denn außer seiner Bruderschaft und Charles kleiner Gruppe gab es noch keinen Zusammenschluss von Mutanten. Außerdem, warum sollten andere ihn angreifen und töten wollen? Er hatte noch nie einem Mutanten etwas getan, mit Ausnahme von Schmidt und Charles. Aber das war etwas anderes gewesen. Schmidt hatte es verdient und das mit Charles war ein unverzeihlicher Unfall gewesen. Es konnten nur die Menschen sein, da war er sich sicher. Es mussten Leute sein, die sie kannten, vielleicht welche vom FBI. Wie um seine Vermutung zu bestätigen tauchte plötzlich ein schwarzer Wagen hinter ihm auf. Erik war nicht paranoid, aber die jüngsten Ereignisse ließen ihn vorsichtig werden. Erfuhr konstant dieselbe Geschwindigkeit und trat dann, ganz unvermittelt aufs Gaspedal. Der Wagen folgte ihm weiter, auch als er an einer Kreuzung unwillkürlich links, dann rechts, ein weiteres Mal links und schließlich geradeaus fuhr. Er konnte machen, was er wollte, das Auto ließ sich nicht abschütteln. Da es nicht versuchte ihn zu überholen, beschloss er das Spiel mitzuspielen und tat dies auch, ungefähr zwei Tage, in den er kreuz und quer durch die Gegend fuhr. Am dritten wurde es ihm dann zu blöd. Seufzend fuhr Erik an einem Feld rechts ran und stieg aus. Es dauerte drei Minuten, bis aus dem schwarzen Wagen zwei Männer ausstiegen und auf ihn zukamen. Den Wagen hatte er schon einmal gesehen, konnte sich aber nicht erinnern wo. „Kann ich helfen, Gentleman?“, wollte Erik wissen und lehnte sich lässig gegen seinen Wagen. „Du kannst freiwillig mitkommen, Mutant“, knurrte einer der beiden, mit einer schwarz verspiegelten Sonnenbrille. „Dazu müsste ich erst einmal wissen wohin.“ Die beiden kamen näher und der andere ließ seine Fingergelenke Knacken. Erik zog eine Augenbraue hoch. Wussten die beiden nicht, mit wem sie es zu tun hatten oder fühlten sie sich ihm gar überlegen? Mit Mühe konnte er ein verächtliches Schnauben unterdrücken. „Und was, wenn ich nicht mitkomme? Zwingt ihr mich dann dazu?“, fragte er stattdessen. „Richtig erkannt, du Monster.“ „Na los, beleidigt mich weiter. Das verbessert eure Lage ungemein“, dachte Erik und wartete, bis die beiden noch ein Stückchen näher gekommen waren. Dann machte er eine kaum merkliche Bewegung mit der Hand und die beiden wurden von den Füßen gerissen. „Also ehrlich, wer trägt heut zu Tage schon noch Schuhe mit Metall in den Absätzen? Seid ihr so dämlich, oder tut ihr nur so? Habt ihr euch nicht über den Mutanten informiert, dem ihr folgen sollt?“ Erik ballte die Hand zur Faust und hörte den röchelnden Atem von dem Brillenträger. Er trug eine Kette aus billig versilbertem Kupfer und diese wurde ihm jetzt zum Verhängnis, denn Erik dachte nicht im Traum daran ihn zu verschonen. Seinem Kollegen ging es nicht besser, nur das sein Tod etwas schneller eintrat. Er war schon älter, aber Erik wunderte sich trotzdem, dass er schon einen Herzschrittmacher hatte. „Noch einen letzten Wunsch? Etwas, dass du mir sagen willst? Ich rate dir mir zu sagen, wer mich verfolgen lässt, dann musst du nicht so leiden wie dein Freund hier.“ Erik versetzte dem Erstickenden einen Tritt, sodass der auf den Bauch herum rollte und seinen Kollegen anstarrte. Mit zitternden Händen versuchte er die Kette um seinen Hals zu lockern, schaffte es aber nicht. „Einen Scheiß werde ich einer Missgeburt wie dir verraten“, knurrte der andere und spuckte Erik vor die Füße. Dieser zog eine Augenbraue hoch und machte ein Wink mit der linken. Der Mann riss die Augen auf, starrte ihn an und dann brach sein Blick und nur noch Leere war in seinen Augen zu sehen. Erik drehte sich um und lief zu seinem Wagen. Auf dem Weg ballte er die rechte wieder zur Faust und hörte den erstickten Schrei des Brillenträgers. Dann stieg er in sein Auto und fuhr weiter. Er musste zu seinem Versteck zurück und herausfinden, warum das FBI hinter ihm her war. Natürlich hatte die Behörde jeden Grund dazu, immerhin hätte er fast tausende Menschen getötet. Aber er hat es nicht getan und danach auch nur solche, die es verdient hatten. Im Prinzip hatte er sich nicht anders verhalten, wie bevor er Charles getroffen hatte. Aber aus einem Grund, den er noch nicht kannte, wollten die Menschen ihn jetzt wegen seiner Taten fangen. Oder war es, weil sie jetzt wussten, dass er ein Mutant war? Er nickte grimmig und dachte an die beiden Agents zurück. Natürlich war es, weil er ein Mutant war. Seit die Menschen von ihrer Existentes wussten, war alles komplizierter geworden, auch wenn sich die meisten seiner Brüder und Schwestern nicht von gewöhnlichen Menschen unterschieden. Wie konnte Charles in Menschen nur etwas Gutes sehen? „Charles…Verflucht!“ Erik riss das Steuer herum, vollführte ein Wendemanöver und raste in halsbrecherischem Tempo die Strecke zurück, welche er gekommen war. Ihm war eingefallen, wo er den schwarzen Wagen der FBI-Agents schon einmal gesehen hatte, nämlich vor Charles Schule. Nur das es dort zwei Autos gewesen waren. Warum war ihm das nicht verdächtig vorgekommen? War er so abgelenkt gewesen, um diese Gefahr nicht zu sehen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)