Du und Ich von Monyong (Loki x Takeru/ Takeru x Loki) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Baldr! Baldr!?“ Atemlos blieb Loki stehen und lehnte sich gegen den Stamm eines großen Baumes, um wieder zu Atem zu kommen. Er suchte nun schon seit einer Stunde nach seinem Freund, wobei er wie aufgedreht über das gesamte Akademiegelände gerannt war, sodass sich nun die Schwäche seines menschlichen Körpers zeigte. Der Feuergott hatte sich immer noch nicht an diesen Körper gewöhnt und würde es wohl auch nicht. Leise murrend wischte er sich den Schweiß mit dem Ärmel seiner violetten Jacke von der Stirn. Es war nicht gerecht. Baldr ging ihm aus dem Weg und je intensiver er suchte, desto schwieriger war es ihn überhaupt ausfindig zu machen. Da blieb die Frage nach dem Grund, denn sobald er ihm zufällig begegnete, verschwand der andere so schnell, dass er nicht hinterherkam und in der Klasse wurde er sowieso ignoriert. Mühsam zog sich der Rotschopf an dem erstbesten Ast hoch, kletterte mit seiner letzten Kraft auf den Baum, um dort tief seufzend auf einem breiteren Ast liegen zu bleiben. Vorerst resignierte er. Er würde seine Suche aber später fortsetzen und sich so lange an seinen Freund kletten, bis er herausgefunden hatte, warum dieser ihn so behandelte. Nach nur wenigen Minuten war Loki eingeschlafen und weil es ihm mittlerweile eh egal war, ob er irgendwelche Unterrichtsstunden oder andere Veranstaltungen schwänzte, schlief er auch unbekümmert weiter… bis er von einer vertrauten Stimme geweckt wurde. „Und dann~“ Unter Tausenden würde er die Stimme seines heißgeliebten Freundes heraushören können und deshalb war es ihm auch sofort bewusst, dass Baldr derjenige war, der sich unter diesen Baum gesetzt hatte, woraufhin er sich sofort freudestrahlend nach unten gleiten lassen wollte. Am liebsten wollte er den anderen von hinten anfallen, seine Arme um ihn schlingen, damit er ihn an sich drücken und knuddeln konnte, aber kaum hatte sich Loki aufgerichtet und blickte nach unten, sah er zu seinem Ärgernis noch eine zweite Person. Tsukito saß schweigend neben Baldr, auf dessen Schoß ein Buch lag. Beide waren darin vertieft, wobei der nordische Gott seinem Sitznachbarn etwas zu erklären schien, aber Loki hörte nicht zu. Es war auch egal, immerhin reichte dieser Anblick aus, sodass er vor Eifersucht kochte und dass er nicht auch noch Flammen schlug, war dank des Siegels, das er von Zeus aufgelegt bekommen hatte, auch alles. Wutentbrannt wollte sich der Feuergott nach unten stürzen, nur tauchte auf einmal noch jemand auf und klammerte sich mit einem erleichterten Seufzen an Tsukito. „Ah, Nii-san! Ich hab dich schon überall gesucht!“ Loki verdrehte über Takerus Verhalten die Augen. War er auch so? Sicher nicht! Bei ihm war das etwas ganz anderes, zumal die Liebe zu seinem Freund auch auf ganz anderen Tatsachen beruhte… schließlich waren Baldr und er, im Gegensatz zu Tsukito und Takeru, keine Geschwister. Der Gedanke daran reichte schon aus, dass er zu schaudern begann. Er fand den Bruderkomplex des Wassergottes nicht nur unverständlich, sondern auch ganz schön eklig. Aber dann passierte etwas, was er doch sehr interessant fand. Von oben betrachtet konnte er den Blick des Violetthaarigen zwar nicht sehen, aber er kannte diesen gefühlslosen, leeren Ausdruck. Was er allerdings nicht kannte, war die Art wie Tsukito vor seinem Bruder zurückwich und als er auch noch sah, wie Baldr nach genau dessen Hand griff, war es bei Loki vorbei. „WUUAAH!“, entkam es ihm aufgebracht, wobei er allerdings sein Gleichgewicht verlor, ins Wanken geriet und keine Sekunde später stürzte er auch schon zu Boden, wo er direkt gegen Takeru knallte. „LOKI!“ Das Geschrei des Wassergottes klingelte in seinen Ohren. Hastig versuchte er sich von den anderen zu befreien, begann deshalb herum zu strampeln und verhedderte sich nur noch mehr mit Takeru. „Loki, du Vollidiot!“ Der Rotschopf bekam eine Hand ins Gesicht gedrückt, während sich auch noch ein Knie in seine Bauchgegend presste. Mit Schlägen und Tritten löste er sich schließlich von dem verhassten Japaner. „Spinnst du? Was hast du da oben gemacht?“ Schwer atmend rieb sich Takeru die Schulter, die Lokis volles Gewicht abbekommen hatte, aber der Feuergott sah es überhaupt nicht ein sich dafür in irgendeiner Art und Weise zu entschuldigen. Stattdessen zuckte er nur unbeeindruckt mit den Schultern und war schon dabei sich in Baldrs Richtung wenden zu wollen… nur musste er zu seinem Entsetzen bemerken, dass sein Freund schon wieder verschwunden war. Nur diesmal hatte er auch Tsukito mitgenommen. „W-was…“ Mittlerweile wusste er nicht mehr, was hier vor sich ging. Er verstand einfach nicht, warum ihm sein bester Freund derartig auswich… Leise jammernd packte sich Loki an den Kopf und begann die roten Haare zu raufen, während er hinter sich ein verächtliches Schnauben hören konnte. „Du kapierst es nicht, oder?“, brummte Takeru offensichtlich genervt, bloß wusste er nicht, worauf dieser hinauswollte, weshalb er ihn mit einer Mischung aus Verzweiflung und Unverständnis anschaute. Da er jedoch keine Erklärung erhielt, wurde er sauer. „Wegen dir ist Baldr geflüchtet!“, zog Loki sich die erste Erklärung heran, sodass er nun etwas fassungslos angestarrt wurde. „Hä? Was?“ „Wegen dir… ist Baldr geflüchtet!“, wiederholte er sich zischelnd und wäre seinem Gegenüber liebend gerne ins Gesicht gesprungen, als dieser anfing zu lachen. „…bist du… eigentlich… echt so doof?“ Takeru musste sich vor Lachen den Bauch halten. Er bekam sich fast gar nicht mehr ein, aber als er sich endlich beruhigt hatte, begann er plötzlich sehr bitterlich zu lächeln. Loki verstand es jetzt erst Recht nicht mehr und griff sich eine seiner langen Haarsträhnen, die er sich um seinen Finger zwirbelte. Mit einem selbstsicheren Blick versuchte er seine ‚Doofheit‘, wie es der andere genannt hatte, zu überspielen. „…nicht so doof, wie andere hier!“, konterte er, während er etwas gelassener wurde, da er sehen konnte, wie Takerus Mundwinkel nervös zuckte. Normalerweise war der Punkt erreicht, wo sie sich heftig stritten, aber heute zog der Wassergott den Kürzeren, indem er die Arme vor der Brust verschränkte und sich wegdrehte. „Sie sind ein Paar.“ Takerus Lippen bewegten sich, nur war es Loki unmöglich das Genuschel seines Gegenübers zu verstehen, weshalb er seine Stirn in Falten legte, wobei er sich ein Stück weit nach vorne lehnte, um hören zu können, was der andere soeben gesagt hatte. „Baldr und Tsukito.“ „Hä?“ Loki legte seinen Kopf schief, hatte im nächsten Moment aber schon wieder die Hand des Blauhaarigen im Gesicht und wurde weggedrückt. „Baldr und Tsukito sind zusammen! Ein Paar!“, schrie Takeru aufgebracht, sodass es selbst der Feuergott nun verstanden hatte. Lokis Herz blieb stehen. Und die Atmung setzte auch aus. Dann wurde es schwarz. Kapitel 2: ----------- Das Erste, was Loki wahrnahm, war die kuschelige Bettdecke, in die er eingewickelt war. Dann bemerkte er, dass jemand an seinem Bett saß. Schlaftrunken streckte er seine Hand nach dieser Person, denn für ihn gab es nur eine Erklärung; Baldr war hier, um sich bei ihm zu entschuldigen. Und dieses andere… Brummend rieb sich der Rothaarige die Augen. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen, nur war das nicht verwunderlich, wenn er daran dachte, was für einen schlechten Traum er soeben gehabt hatte. „Baldr~ Ich habe was ganz Schreckliches geträumt~“, murmelte er leise vor sich hin, während er darauf wartete, dass ein warmes Händepaar seine eigene Hand ergriff, um sie sanft festzuhalten. Aber stattdessen passierte nichts. Irritiert blinzelte Loki neben sich an den Bettrand, wo kein besorgter, wunderschöner, blonder Lichtgott, sondern nur ein sehr düster dreinblickender Takeru saß. „W-w-was?! DU?“ Sofort zog er seine Hand wieder zurück. „Wo ist Baldr? Wieso ist er nicht hier?!“ Natürlich war der andere die letzte Person, die er erwartet hätte, weshalb er ihm ein Kissen entgegenwarf in der Hoffnung seinen unerwünschten Gast damit zu vertreiben. Aber Takeru fing es unbeeindruckt auf. Brummig streckte ihm Loki die Zunge heraus, doch der Blick des Wassergottes änderte sich immer noch nicht. „Dein Baldr wird wohl nicht kommen.“, stellte der Kleinere der beiden mit ernster Stimme fest, wobei sich sein ohnehin schon angespanntes Gesicht noch weiter verkrampfte. Loki war das alles, aber recht egal. Er interessierte sich nicht sonderlich für den anderen und wollte daher auch nicht wissen, was dieser an seinem Bett zu suchen hatte. Allerdings bemerkte er erst jetzt, wo er sich überhaupt befand und strich verwundert über das weiße Bettlaken, als müsste er sich trotzdem erst noch einmal vergewissern. Dieses Zimmer war nicht sein eigenes, sondern die Krankenstation. Für einen Moment wusste er auch nicht, wie es hierzu gekommen sein sollte, aber Takeru erinnerte ihn sogleich wieder daran. „…du bist einfach umgekippt.“, bemerkte dieser zerknirscht, sodass es dem Rotschopf leider wieder einfiel. „Baldr! Baldr und… Tsukito!?“, entkam es ihm in einem verzweifelten Tonfall. Sein Albtraum war nun Realität geworden, oder vielmehr war er das unter Umständen schon sehr lange, wenn er daran dachte, seit wann ihm sein geliebter Freund aus dem Weg ging. Ob er es mit Absicht geheim halten wollte, weil er wusste, dass Loki dadurch verletzt werden könnte? Selbst das war kein Trost, ganz im Gegenteil. Zumal Takeru von dieser Beziehung erfahren hatte? „Hey?! Du hast davon gewusst und es mir erst jetzt gesagt?“ Der Wassergott verzog nur das Gesicht und es schien, als würde er im Innern mit etwas kämpfen. „Wovon redest du? Hast DU es wirklich nicht… gewusst?“ Zu Lokis Überraschung sprach der andere in einem sehr ruhigen Ton mit ihm, was ihn aber letztlich nur noch mehr irritierte. Er verstand nicht, worauf Takeru hinaus wollte. „Nein?! Natürlich nicht!“, antwortete er langsam, während sich sein Gegenüber seufzend über die Stirn rieb. Es war offensichtlich, dass er an etwas dachte, was er nicht aussprechen wollte und das war selbst jemanden wie dem Rothaarigen klar. Nur würde er es seinem verhassten Gesprächspartner nicht aus der Nase ziehen wollen. Generell… war der andere eh nur zum Streiche spielen gut… und normalerweise redeten sie auch nicht miteinander. Aus diesem Grund stutzte Loki umso mehr, als sich ihm der andere auf einmal in den Weg stellte, nachdem er das Bett verlassen hatte. Eigentlich wollte er sich wieder auf die Suche nach Baldr begeben, nur scheinbar wollte ihn Takeru nicht gehen lassen. „Am Anfang hab ich gedacht, es wäre einer deiner Streiche. Diese… Liebesringe…“, kam es plötzlich doch noch von ihm, sodass Loki aus allen Wolken fiel. „WAS?“, fuhr er den Kleineren an, „Geht’s noch? Wieso sollte ich sowas… Baldr ist MEIN Freund. Er gehört mir und wenn dein schwuchteliger Bruder seine Finger nicht von ihm lassen kann, dann passiert was!“ Aufgebracht baute sich der Feuergott vor seinem Gegenüber auf. Immerhin war er ein Stückchen größer als Susanoo, nur war er kräftemäßig wohl leider im Nachteil. Zum einem konnte der andere Zeus Siegel brechen… und zum anderen trainierte er ja selbst seinen menschlichen Körper. „Was sagst du da? Ist das eine Drohung?“ Loki wurde sofort angeknurrt und begriff daher auch sehr schnell, dass es sinnlos war, wenn er sich hier und jetzt mit Takeru anlegte. Mit einem eingeschnappten Brummen huschte er lieber an ihm vorbei und wollte Richtung Tür tänzeln, spürte dann aber, wie er an seinem roten Zopf gepackt und somit aufgehalten wurde. „Ach~ Nicht doch~“, säuselte er mit diesem ganz bestimmten falschen Ton in seiner Stimme, wodurch es klar war, was er vor hatte. Es war sowieso ungerecht. Er war hier derjenige, der unter Baldrs Verhalten litt, dem seine große Liebe so dreist entrissen wurde und nun wollte sich der dämliche Japaner mit ihm streiten, nur weil er dessen Bruder zu Recht beleidigt hatte? Tsukito würde dafür wirklich noch seine Rechnung bekommen, aber zuerst musste er diesen Wassergott los werden. Ein kurzer Blick nach hinten verriet Loki allerdings, dass er es bereits viel zu weit getrieben hatte. Takeru gab ihm dieses unangenehme Gefühl an einer Steinklippe zu stehen und auf das tosende Meer hinabblicken zu müssen, wo jede Welle so hoch schlug, dass sie ihn jeden Moment mitreißen würde und das reichte aus, um sein eigenes überhitztes Gemüt wieder sehr schnell abzukühlen. „A-ah~ Haha~“, begann er zu lachen, teils kindlich, teils etwas hilflos und nervös. Er war sich unsicher, was der andere vor hatte. Ob er sich wegen dieser Sache wirklich ‚richtig‘ mit ihm streiten wollte? Soweit war es bisher immerhin noch nicht gekommen, denn ihre Streitigkeiten waren immer auf einer harmlosen Ebene geblieben. Vielleicht waren es auch eher Kabbeleien, die von Loki ausgingen, weil es ihm so viel Spaß machte jemanden wie Takeru zu ärgern. Nur von Spaß konnte gerade wirklich keine Rede mehr sein. „Als ob ich… drohen würde~ Außerdem… außerdem sitzen wir… doch fast im gleichen Boot?“ Lächelnd versuchte er irgendwie von dem anderen wegzukommen, nur hatte er keine Chance, da dieser ihn immer noch so an seinem Zopf gepackt hielt. „Das will ich… dir auch geraten haben!“, hörte er schließlich die Stimme des Blauhaarigen hinter sich und wurde von ihm weggestoßen, sodass er einige Schritte nach vorne stolperte. Vermutlich hatte er mit seiner Aussage genau ins Schwarze getroffen, weshalb er leise zu kichern begann, denn kaum hatte Loki seine Freiheit wieder und den Kleineren auf Abstand, wurde er wieder übermütig. Takerus Bruderkomplex war wirklich pervers. „Was lachst du so dämlich?“, wurde er angeblafft, woraufhin sein Gekicher nur noch lauter wurde. „Ha~ Hättest… Tsukito wohl… lieber auch nur für dich? Hm~“ Mit einer Hand fächelte sich Loki etwas Luft zu. Er konnte zumindest für einen kleinen Augenblick von seinem eigenen Unglück wegsehen, indem er sich über das betroffene Gesicht seines Streitpartners freute. „Tzz. Das geht dich nichts an!“ Damit trat Takeru schließlich die Flucht an und der Rotschopf blieb immer noch kichernd im Krankenzimmer zurück. Wobei… so witzig war es gar nicht. Irgendwie war es traurig. Kapitel 3: ----------- Seit der Hiobsbotschaft waren nun schon zwei Tage vergangen und der einzige Grund, wieso Loki den Unterricht wieder besuchte, waren Baldr und Tsukito. Irgendwie erhoffte er sich dadurch noch etwas verhindern oder rückgängig machen zu können, aber zu seiner eigenen Verwunderung war eigentlich alles so, wie sonst auch. Innerhalb der Klasse hatte sich keiner der beiden verändert. Nichts war neu, oder sonderlich auffallend, mit Ausnahme von Takerus stechenden Blicken, die er ab und zu zugeworfen bekam, wenn der Rotschopf zu lange in die Richtung des Mondgottes starrte. Mit einem leisen Seufzen sank Lokis Kopf auf sein Pult, wo er außerdem sein Buch aufrecht hingestellt hatte, um nicht von Thoth erwischt zu werden. Dennoch konnte er seinen Blick nicht von Tsukito lassen. Der Einzige, der sich seltsam verhielt, war wohl er selber, weil er seit diesem Tag keine Lust mehr auf Sticheleien, Störungen oder andere Dummheiten hatte. Sogar das ‚Spielzeug‘ und die Süßigkeiten, die er normalerweise mit in den Unterricht schmuggelte, waren uninteressant geworden. Theoretisch könnte er auch ruhig wieder schwänzen und draußen für sich alleine Trübsal blasen, aber da war immer noch die Befürchtung, dass ausgerechnet dann, wenn er nicht in der Nähe war, etwas zwischen den beiden passieren könnte. Wobei eine Frage blieb… wieso unternahm er nicht einfach etwas? Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er mal wieder Takerus Blick auffing und dieser ihm mit einer unmissverständlichen Geste klarmachte, dass er sich gefälligst benehmen sollte. Da konnte er noch so hitzköpfig sein… vorerst wollte er nicht den Zorn des Kleineren auf sich ziehen. Aus diesem Grund hatte er sich bisher zurückgehalten. Dieser ätzende Japaner und dazu kam noch die Hoffnung, dass es vielleicht ausnahmsweise mal der Blauhaarige gewesen war, der ihm einen Streich gespielt hatte. Vielleicht gab es gar keine Beziehung? Vielleicht hatte er sich ja nur verguckt? Angespannt richtete sich Loki wieder auf. Das Beste war es, wenn er nach dem Unterricht mit Baldr sprechen würde. Er wollte es direkt von seinem besten Freund hören, denn dann konnte er sich zumindest sicher sein. Mit diesem für ihn ungewöhnlich vernünftigen Gedanken versuchte der Rotschopf die restliche Zeit abzusitzen. Ihrem ‚Lehrer‘ hörte er sowieso nicht zu, stattdessen bastelte er lieber kleine Papierflieger, welche er auf eine Reise durch das Klassenzimmer schickte und die immer wieder bei Hades landeten, sodass es recht schnell langweilig wurde. Gähnend streckte er sich und begann mit seinem Stuhl zu wippeln, bis auf seinem Platz ein fremder Papierflieger zum Liegen kam. Irritiert nahm Loki das Stückchen Papier, um es zu entfalten. „Was wird das?“ Die krakelige Handschrift hätte zu jedem gehören können, aber sein Bauchgefühl verriet ihm, dass es Takeru sein musste. Genervt schaute er zum Wassergott, der ihn immer noch so grimmig anblickte, als hätte er ihm ihre kleine Streitigkeit noch lange nicht verziehen. „Was wird was? Ich habe nichts vor, aber warum schreibst du mir Liebesbriefe?“ Was wirklich in seinem Kopf vor sich ging, würde er garantiert nicht offenkundig zugeben, denn wenn er wirklich das Opfer eines schlechten Streiches geworden war, so würde er sich nur noch weiter blamieren, wenn er so durchdrehte wie unter diesem Baum. Schwach grinsend warf er den Flieger zurück zu Takeru und beobachtete belustigt wie dieser aufsprang, wodurch er seinen Stuhl nach hinten umstieß und somit Thoth Aufmerksamkeit auf sich zog. „Ja? Totsuka Takeru? Du kannst die Frage beantworten?“, bemerkte der ägyptische Gott, wobei er sich abwartend sein Monokel richtete. Scheinbar hatte Susanoo aber genauso wenig zugehört, wie Loki selbst, weshalb er nur unverständliches Zeug vor sich hinstammelte. „E-ehehe… Nein.“ Der Blauhaarige kratzte sich beschämt am Hinterkopf und suchte sichtlich nach einer Erklärung, während Thoth leise seufzend sein Lehrbuch schloss, bevor er einen prüfenden Blick auf die Uhr warf. „Wie dem auch sei…“, begann er. Die Schulstunde war fast vorbei. „Du kannst dann ja zu morgen einen Aufsatz darüber schreiben.“ Loki musste sich ein Auflachen verkneifen, als Takerus Gesichtszüge entglitten. Nicht nur, dass der andere keine Ahnung hatte, er schien über diese ‚Ungerechtigkeit‘ wohl auch alles andere als erfreut. Wohlmöglich war der Feuergott schon länger von ihm beobachtet worden, sodass er genau gesehen hatte, wie untätig Loki die vorangegangenen Stunden verbracht hatte. „…worüber soll ich denn schreiben?“, räusperte sich der Kleinere schließlich resignierend, bevor Thoth den Klassenraum verlassen konnte und er wohl mit seiner Unwissenheit alleine zurück blieb. „Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Liebe und Hass. Und Leviathan Loki kann dir dabei ja helfen.“ Jetzt sprang auch der Rotschopf auf. „Was? Wieso ich?“ Immerhin hatte er doch noch nicht einmal den Unterricht gestört und war für seine Verhältnisse sehr ruhig gewesen. Es war ihm vollkommen unverständlich, wieso es ausgerechnet ihn treffen musste. „Denkst du ich habe die Papierflieger nicht bemerkt?“, stellte Thoth die Gegenfrage. Danach verließ den Raum und ließ die Tür offen stehen, sodass nun auch die restlichen Schüler lachend und kichernd aufstanden und gingen. Einen Moment lang blieb Loki regungslos stehen, ehe er seinen Kopf geknickt sinken ließ. Er spielte zwar gerne Streiche, aber flog eher ungern auf. Die Konsequenzen waren nun einmal meistens immer unangenehm und die Vorstellung gemeinsam mit Takeru Bücher zu wälzen, herum zu philosophieren und seine Zeit mit ihm verbringen zu müssen, war… mehr als ätzend. „Loki, was ist mit unserem Club?“ Thors Stimme riss ihn wieder aus seinen Gedanken, wobei er sich auch wieder daran erinnerte, was er eigentlich geplant hatte. Er wollte mit Baldr reden, doch kaum schaute er zu dessen Sitzplatz, musste er feststellen, dass dieser schon wieder geflüchtet war… zusammen mit Tsukito und auch Takeru war verschwunden. „Eeeh~ Ja~ Lass uns gehen!“, seufzte er daher, wobei er den Ausgang des Klassenzimmers ansteuerte. Doch zu seiner eigenen Verwunderung wurde er draußen von einem schlecht gelaunten Wassergott aufgehalten. „Aah… eh… Thor? Heute fällt unser Clubaktivität wohl aus~“ Ohne weiter Nachzufragen nickte sein Begleiter und ging wortlos von dannen, sodass Loki schließlich alleine mit dem Japaner zurück blieb. „Hast du ja toll hinbekommen mich mit in deine Strafarbeit reinzuziehen!“, schmollte der Rotschopf mit einem Augenrollen, obwohl es streng genommen genau anders herum gewesen war. Aber vielleicht war es klüger vom eigentlichen Thema abzulenken, zumal sein Plan auch fast aufging, da der andere kurz überlegen musste, bevor er ihn anschnauzte. „Bitte? Du hast die ganze Zeit über nur Mist gebaut! Und ich frag dich noch einmal… was hast du vor? Du wirst meinem Bruder nicht zu nahe kommen!“ Aber Loki winkte nur ab. „Jaha~ Ich werd schon nichts machen.“, sprach er den eigentlichen Grund diesmal ohne Umschweife an. „Klar, deshalb hast du ihn auch angestarrt, als würdest du… tzz. Na egal, los komm mit!“ Zu seiner noch größeren Verwunderung wurde er auf einmal am Arm gepackt und mitgezogen. „J-ja?“, fragte Loki schließlich doch ein ganz klein bisschen neugierig, nachdem sie am Ende des Flurs stehen geblieben waren. Der andere hatte ihm den Rücken zugedreht, weshalb er noch nicht einmal in dessen Gesicht ablesen konnte, was der Kleinere nun schon wieder hatte. Es ging weder um die Strafarbeit, noch um ihre ‚Auseinandersetzung‘? Das Ganze war ein bisschen zu hoch für den Rotschopf. „Tz. Egal! Lass meinen Bruder einfach in Ruhe!“, wurde er dann schon wieder angebrummt und schließlich einfach stehen gelassen, was ihn beides ziemlich ärgerte. Dass ihn Takeru als doof betitelte, war nichts Neues, aber gerade weil dieser nun so auf der Sache mit Tsukito herumreiten musste, begann es Loki in den Fingerspitzen zu kribbeln. Liebend gerne würde er es dem Mondgott heimzahlen, ohne vorher überhaupt mit Baldr gesprochen zu haben. Und Jähzorn hin oder her… Vielleicht lohnte es sich ja doch, wenn er letzten Endes das dumme Gesicht des Blauhaarigen sehen konnte und irgendwann würde sich selbst Takeru wieder beruhigen… bis dahin würde er ihm wohl einfach nur aus dem Weg gehen müssen. Kichernd drehte sich Loki um. Er würde sich definitiv was ‚Schönes‘ überlegen. Kapitel 4: ----------- Noch am gleichen Abend hatte sich Loki in die Räumlichkeiten der japanischen Götter geschlichen und konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, während er sich langsam an einer Wand entlang tastete. Ihm stand die Vorfreude bereits ins Gesicht geschrieben, besonders als er Tsukito erblickte. Sie kannten sich zwar alle noch nicht lange, aber gewisse Eigenarten und Gewohnheiten hatten sich bei einigen schnell bemerkbar gemacht, weshalb er ganz genau wusste, wie konzentriert der Mondgott immer war und das in allem was er tat. Vermutlich würde ihn jetzt nichts mehr von dem Buch, in dem er las, ablenken. Doch gerade, als er zu seinem Streich ansetzen wollte, packte ihn eine Hand von hinten und drehte ihn unsanft herum. „Loki!“ Der Feuergott spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, denn das finstere Gesicht, was Takeru zog, verhieß wohl wirklich nichts Gutes. Eigentlich hätte der andere noch etwas länger beim ‚Sport‘ sein müssen, aber heute war wohl nicht der Tag für sowas, oder Loki hatte schlichtweg Pech gehabt. Noch bevor er allerdings wieder diese nervige Moralpredigt zu hören bekam, begann der Rotschopf ganz scheinheilig zu lächeln. Er klopfte dabei beschwichtigend auf die Hand seines Gegenübers, damit dieser ihn losließ und wich einen Schritt nach hinten weg, als er wieder ‚frei‘ war. Sein Vorhaben würde sich damit wohl verschieben, aber das war kein großes Problem. Wichtiger war es jetzt immerhin sich erstmal aus dieser unangenehmen Situation zu retten. „Ah~ Takeru~ Ich hab dich gesucht!“, log er daher und sah dabei schon, wie der andere ihn mehr als skeptisch musterte. Loki brauchte nun einen wirklich guten Grund, um zu erklären, warum er hier war. Angestrengt suchte er nach Ideen. „Gesucht? Mich?“, kam es derweil misstrauisch von Takeru, der ihn anstarrte, als würde er ihn jeden Augenblick anfallen wollen. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen zusammengezogen und er nahm bereits eine kampflustige Stellung ein, weshalb ihn Loki schnellstmöglich wieder beruhigen wollte. „Nya~“ Der Feuergott zupfte sich eine Haarsträhne zurecht und kicherte. „Du weißt schon~ Die Strafarbeit!“ Über diese Ausrede war er fast schon selber stolz, sodass er innerlich bereits aufatmete, als er sah, wie sich die Körperhaltung des anderen wieder etwas entspannte. Takeru verzog seinen Mund. Dann begann er so zu lachen, wie er ihn schon vor einigen Tagen unter diesem Baum ausgelacht hatte. Der Rotschopf stutze. Er wusste nicht, was er so Lustiges gesagt haben sollte, oder ob sich sein Gegenüber eine Art Spaß mit ihm erlaubte, aber vorsichtshalber lachte er einfach mit. Zumindest tat er das so lange bis der Wassergott abrupt aufhörte und ihn urplötzlich anknurrte. „Denkst du, ich bin so bescheuert wie du?“ „A-aah~“ Scheinbar war er durchschaut worden. „Also…“, stammelte er sich um Kopf und Kragen, wobei er schon in die Richtung des rettenden Ausgangs blickte, aber selbst wenn er jetzt loslaufen würde, Takeru konnte problemlos mithalten. Im Notfall müsste er dem anderen wohl einfach die Stirn bieten, aber dafür musste er sich erst sammeln, bevor er ein ernstes Gesicht aufsetzen konnte. „Mal ganz im Ernst, wo ist dein Problem? Ich lass es mir halt nicht gefallen, wenn mir jemand etwas wegnimmt!“, offenbarte Loki in einem Tonfall, den sowohl ihn selber als auch den Blauhaarigen überraschte. „…und deshalb fängst du an dich wie ein Kind zu benehmen?“ Darauf wusste er natürlich nichts zu antworten, weshalb er stattdessen mit etwas vollkommen anderen konterte. „Dir gefällt das zwischen den beiden doch auch nicht, oder?“ Volltreffer. Takeru presste seine Lippen aufeinander, nur diesmal steuerte der Kleinere nicht zur Flucht an und rannte weg, sondern verschränkte nur abwehrend die Arme vor der Brust. „Nur weil es… uns… nicht gefällt, ist das noch kein Grund einen von den beiden zu verletzen, meinst du nicht auch?“ Loki tippte nachdenklich mit einem Zeigefinger gegen sein Kinn. Dieser Kommentar ergab für ihn durchaus Sinn, allerdings wäre er nicht er selber, wenn er so eine Situation nicht auf seine eigene kindische Art und Weise regeln würde. Dass aber ausgerechnet Susanoo so vernünftig sein konnte, überraschte ihn. War der Kleine doch eher ein grimmiger Giftzwerg, als dass er tatsächlich nett oder ähnliches war. Zumindest hatte es bisher immer den Anschein gemacht. „Du willst nicht wirklich diese Strafarbeit erledigen, oder?“, wurde er schließlich noch während seines Nachdenkens gefragt, sodass Loki kurz inne halten musste. Doch bevor er etwas erwidern konnte, sprach der andere bereits weiter. „Ich hab da auch keine Lust zu. Trotzdem wäre es besser, wenn wir das machen. Und außerdem…“ Auf einmal hatte Takeru wieder diesen Punkt erreicht, wo ihm scheinbar wiedermal etwas nicht über die Lippen wollte, weshalb sich der Feuergott innerlich fragte, worüber er sich mehr wundern sollte: Darüber, dass sie gerade zum zweiten Mal mehr oder minder normal miteinander redeten, oder dass es ihn tatsächlich ein bisschen interessierte, worauf der andere hinaus wollte. Immerhin war er schon nach dem Unterricht abgefangen worden. Irgendwas musste es da also doch geben. „Und außerdem…?“, wiederholte er deshalb die letzten beiden Worte, um abzuwarten, ob noch eine Reaktion darauf kommen würde. Aber Takeru schaute ihn an, als würde er mal wieder irgendein Problem haben. Seufzend fuhr sich Loki durchs Haar, während er hinter sich zu Tsukito schaute. Der Mondgott war immer noch in seinem Buch vertieft und schien sie weder zu hören, noch überhaupt bemerkt zu haben. Was war an so jemanden bitte toll? Vermutlich würde dieser mit seinem Streich maßlos überfordert werden, dass er ihm fast schon Leid tun könnte. Aber wegen dessen Bruder… würde er es vielleicht wirklich sein lassen und sich stattdessen etwas anderes überlegen, um Baldr zurück zu bekommen. „Hmm… ausnahmsweise~ Lass ich Tsukito in Ruhe~“, verkündete er aus diesem Grund, als wäre es eine wirklich gütige Tat von ihm, doch auch mit diesem Einsehen veränderte sich Takerus Gesichtsausdruck in keinster Weise. „…ist noch was?“ So langsam nervte ihn die Art des Kleineren, auch wenn es allemal besser war, als sich mit ihm zu streiten und weil es immer noch keine Antwort gab, drehte sich Loki kurzerhand um und ging. „Warte!“ Wieder spürte er eine Hand auf seiner Schulter, weshalb er seufzend stehen blieb und sie mit einer ungewollt groben Bewegung zur Seite schob. „Komm mir mit deinen verschwitzen Sportklamotten nicht zu nah!“, blaffte der Rotschopf, aber auch nur weil er jetzt keine Lust mehr hatte hier weiter rumzustehen und zu warten bis Takeru sich endlich dazu durchgerungen hatte die Dinge, die in seinem Kopf umhergeisterten, auszusprechen. Aber… tatsächlich hielt der Wassergott Abstand, zupfte an seiner durchschwitzen Trainingsjacke und nickte dabei langsam. „Ich hab mir was überlegt.“, erklärte Takeru ihm schließlich leise, „Und ich denke… dass die Strafarbeit dabei ganz hilfreich sein könnte.“ Über diese Worte verwundert starrte Loki seinen Gegenüber an. Liebe und Hass. Das waren zwei Seiten der gleichen Münze. Das wusste selbst er und brauchte dafür keine Bücher zu wälzen. Aus diesem Grund ahnte er auch schon, worauf der andere hinauswollte. Grinsend lehnte er sich zurück gegen die Wand. „So~? Und das kommt ausgerechnet von dir, der vorher noch gepredigt hat, man sollte die Zwei nicht verletzen? Du kannst ja doch ganz schön fies sein, weißt du das?“ Er beobachtete, wie der andere seinen Kopf senkte. Takeru schien wirklich betroffen. „Bleibst du noch einen Moment hier? Ich geh eben duschen, dann… können wir ja weiter reden?“ Loki zuckte mit den Schultern, denn ihm konnte das nur Recht sein. Ganz egal, was der andere vor hatte. Kapitel 5: ----------- Loki zog sich seine violette Jacke aus und hängte sie über die Rückenlehne eines Stuhles, während sich Takeru in dem japanischen Badezimmer zurückzog. Somit hatte der Feuergott nun Narrenfreiheit, denn wenn er schon auf den anderen warten musste, dann wollte er sich zumindest ein bisschen umschauen. Als erstes wurde Tsukito unter die Lupe genommen, indem er sich hinter ihm stellte und über dessen Schulter einen Blick in das Buch hineinwarf, um mitlesen zu können. Er verstand aber kaum ein Wort, weshalb er sich lieber dem anderen selbst widmete, um herauszufinden, was der Grund für Baldrs Interesse sein könnte. Ob der Mondgott genauso resistent gegenüber der Anziehungskraft seines Freundes reagierte? Loki verwarf diesen Gedanken schnell wieder, immerhin erschien der andere gegenüber allen möglichen Dingen resistent, besonders gegen menschliche Gefühle und ‚gesunden‘ Menschenverstand. Was beides nicht unbedingt attraktiv machte. „Hm~“, seufzte der Rotschopf nahe an Tsukitos Ohr, wurde daraufhin aber immer noch nicht bemerkt. Erst als sich Loki vor diesem hockte, um auch dessen Gesicht zu mustern, hob Tsukito auf einmal seinen Blick. „Ah. Leviathan… Loki…“, bemerkte sein Gegenüber mit der gewohnt monotonen Stimme, aber bevor er etwas erwidern konnte, pattete ihm jemand auf den Kopf. „Nii, Loki ist uns wegen der Strafarbeit besuchen gekommen!“ Frisch gebadet, sowie mit einem neuen Jogginganzug bekleidet, stand Takeru hinter ihm und war wieder einmal auf die Idee gekommen ihn zu begrabschen, weshalb Loki die Hand des anderen sofort von sich schob. Trotzdem hätte er über diese Lüge fast laut aufgelacht, besonders weil er nicht damit gerechnet hatte, dass sowas ausgerechnet vom Wassergott zu dessen Bruder kam. „Ja~ Die Strafarbeit!“, flötete er dennoch, bevor er wieder aufstand, um sich mit seinem Gastgeber in dessen Zimmer zu begeben, „Ein eigenes Zimmer? Das wundert mich aber… du schläfst also nicht mit Tsukito in EINEM Bett?“ Kichernd ließ sich Loki auf dem Bett des anderen fallen, begann sich dort zu strecken, während sein Gastgeber unverständliches Zeug vor sich hingrummelte. Natürlich hatte der Rotschopf keine Lust großartig an irgendwelche Schulaufgaben zu sitzen. Er war jetzt nur hier, um mit dem anderen über ihr gemeinsames Problem zu reden. Was allerdings ziemlich schwierig werden würde, wenn er sich den Bücherstapel anschaute, den Takeru wohl aus der Bibliothek aufgetrieben hatte. „Also worüber willst du reden?“, hakte er deshalb nach, um schnellstmöglich mit dieser Angelegenheit fertig zu werden, während sich der andere auf dem Boden gesetzt hatte, um bereits im ersten Buch herum zu blättern. „…wenn man sie irgendwie wieder auseinander bringen könnte?!“ Abwesend überflog Takeru einige Seiten. Er schien sich nicht darüber klar zu sein, dass Loki an genau das Gleiche gedacht hatte, denn sein Streich war nicht nur dafür gedacht, sich an Tsukito zu rächen, sondern auch, um Baldr wieder zurück zu bekommen und wie funktionierte sowas besser, als die Beziehung zu zerstören? Allerdings hätte er, im Gegensatz zu dem anderen, weniger Rücksicht auf die Gefühle der Beiden genommen. „So~ Das willst du also machen? Und wie hast du dir das vorgestellt, OHNE einen von ihnen zu verletzen?“ Irgendwie belustigt bemerkte er den giftigen Blick, der ihm über den Buchrand hinweg zugeworfen wurde, sodass er sich kichernd herum rollte bis er auf seinem Bauch im Bett lag und den Kopf mit den Händen abstützte, um Takeru somit besser beobachten zu können. Dem anderen gefiel es ganz offensichtlich nicht, dass er hier war. Dennoch schien er sich damit arrangieren zu wollen, was wiederrum Lokis Theorie bestätigte. Der Kleinere hing pervers stark an dem eigenen Bruder… „Also~“, wiederholte er sich, bis er schließlich eins der Bücher vorgehalten bekam. Es entpuppte sich als eine Art Beziehungsratgeber und jetzt konnte sich der Rotschopf das Lachen nicht mehr verkneifen, als er die ersten Zeilen des Kapitels mit dem Titel ‚Eifersucht‘ las. „Ich… ich dachte… Baldr wäre vielleicht ein eher eifersüchtiger Typ? Und…“, versuchte sich Takeru dabei zu erklären, aber noch bevor er weitersprechen konnte, fiel ihm Loki lieber ins Wort. „Ja~ Das ist er, sobald er an jemanden hängt. Aber wie stellst du dir das vor? Deinen Bruder mit jemand anderem zu verkuppeln? Willst du das? Und abgesehen davon… er macht nicht den Anschein, als wäre Tsukito leicht von irgendwelchen Gefühlen zu begeistern, oder?“ Es folgte beiderseitiges Schweigen. Vielleicht sah der Feuergott nicht danach aus, oder verhielt sich oftmals nicht so, doch in einigen Sachen war er Spezialist und eifersüchtig sein konnte er ebenfalls ganz besonders gut. Demnach wäre es sinnlos sich ganz auf Tsukito zu konzentrieren. „Baldr braucht einen Grund, um richtig eifersüchtig zu werden~“, betonte er es deshalb noch einmal und zuckte überrascht zusammen, als Takeru sich ihm ruckartig näherte. „Du!“ „Hä?“ „Würde Baldr wegen DIR eifersüchtig werden? Wenn du auf einmal auch jemanden hättest?“ Das Grinsen, das in dem Gesicht seines Gegenübers lag, war schon ein bisschen unheimlich, zumal er so einem Ausdruck noch nie an dem anderen gesehen hatte. Aber der Blauhaarige war wohl von der eigenen Idee überzeugt. „Du suchst dir jemanden?!“, wurde er auch sogleich aufgefordert, woraufhin Loki nur trotzig den Kopf schütteln konnte. Sich jemand anderem, außer Baldr, freiwillig an den Hals zu schmeißen und ihn als seinen Besitz zu bezeichnen, war nicht wirklich das, was er wollte. Außerdem waren nicht viele Personen übrig, die dafür in Frage kämen. „Und? Wer soll dieser Jemand sein? Einer von den Griechen? Apollon?“, murrte der Feuergott, wobei er leicht schauderte. Ihr ‚Schülersprecher‘ war zwar auch blond, aber auf dessen Art stand er nicht, weshalb er sich niemals mit ihm abgeben würde. Schlimmer war es allerdings noch, dass so ein Gedanke ausgerechnet von Takeru kommen musste. „Wieso suchst du dir nicht auch jemanden? Wenn Tsukito so an dir hängt, wie du an ihm, wird er vielleicht darüber nachdenken, sobald er mal bemerkt hat, dass es für dich jemanden gibt, der wichtiger als er ist!“, wollte Loki deshalb kontern und begann dabei zu grinsen. „Wäre Hades nicht voll dein Typ? Na~?“ Natürlich war der andere ebenfalls alles andere als begeistert, was man an dessen Gesichtsausdruck auch eindeutig ablesen konnte, aber der Rotschopf wollte noch einen drauf legen. „…wahlweise biete ich mich auch an!? Versuch es doch mit mir!“, scherzte Loki, ohne dabei an die Konsequenzen zu denken. In diesem Moment genoss er einfach nur Takerus irritierten Blick, er hätte auch niemals mit einer Antwort von ihm gerechnet und erst als der andere seinen Kopf mit einem Nicken zur Seite drehte, bemerkte er seinen Fehler. „Hu~?“, entkam es ihm lachend, weil er erst noch glaubte, dass das ebenfalls ein schlechter Scherz war, doch dann bekam er schließlich doch eine Bestätigung. „…ist gut… vielleicht könnte es ja wirklich klappen, wenn wir beide so tun als wären… wir zusammen?!“ Kapitel 6: ----------- Mit einem etwas seltsamen Gefühl in der Magengegend ging Loki jetzt lieber auf Abstand und rollte ein Stück weit weg, denn der Gesichtsausdruck des anderen war ihm nicht ganz geheuer. Es war dem anderen also tatsächlich ernst? Haareraufend konnte er nicht fassen, was soeben geschah. Wobei es immerhin unmöglich sein musste. Wieso würde sich ausgerechnet Takeru auf eine seiner sonst normalerweise als bescheuert betitelten Idee einlassen? Davon abgesehen konnte der Meeresgott ihn eh nicht ausstehen und hätte bei seiner Bemerkung eigentlich an die Decke gehen müssen. Stattdessen wurde er aber nur zerknirscht angestarrt. „Es ist nicht so, als ob mir das leicht fallen würde…“, begann er sich schließlich auch noch zu erklären, „…aber wenn das wirklich hilft, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, oder?“ Der Rotschopf biss sich auf seine Zunge, damit ihm nun nichts Unbedachtes rausrutschte. „Hmm~“, machte er dafür nur verklemmt grinsend, wobei er schon vor seinem inneren Auge sah, wie er sich ebenfalls dazu durchringen musste bei diesem Plan mitzuspielen. Aber wieso dachte er überhaupt daran? Es war ein Scherz gewesen und nur weil der andere ihn ernst genommen hatte, war er nun noch lange nicht zu irgendwas verpflichtet. „…du weißt schon, dass ich das nur so gesagt habe?“, versuchte sich Loki leise kichernd zu korrigieren, denn obwohl der Blauhaarige für seine Verhältnisse und in diesem Moment sehr umgänglich war, so wollte er es besser nicht überspitzen. „Ja, aber es ist immer noch besser, als untätig rum zu sitzen…“ „…und dir angucken zu müssen, wie dir jemand deinen geliebten Bruder wegnimmt. Ja~ ich weiß~“, fiel er Takeru dennoch ins Wort und vervollständigte somit den Satz. Dieses Gefühl kannte er zu gut, nur auf eine etwas andere Art und Weise. Er fühlte sich zusätzlich verletzt, weil er nicht verstand, warum Baldr sich so verhielt. Diese Erkenntnis hatte er nun nicht zum ersten Mal. Diesmal reagierte der andere aber ganz gelassen. Er nickte, blieb ruhig und schien auf eine Reaktion von Loki zu warten. Der Rotschopf war sich bei dieser Idee nur nach wie vor unsicher. Vermutlich gab es genug Dinge, die ganz lustig werden würden. Ärgereien, Sticheleien, Streiche… all die Dinge, die er gerne tat, würden Takeru sehr schnell aus der Fassung bringen, wenn sie sich in aller Öffentlichkeit als Pärchen abgeben mussten, aber im Gegenzug musste sich der Kleinere genauso überwinden ‚nett‘ zu ihm zu sein. Die Chance, somit eine Art Freifahrtschein zu erhalten, stand demnach sehr gut und Loki begann verschwörerisch grinsen. Zumal er damit einen doppelten Nutzen für sich herausziehen konnte. „Was ist?“, kam es allerdings sehr schnell von dem anderen, „Hast du ein Problem? Mit mir?“ Im Unterton von Takerus Stimme konnte man schon eine Spur von Gereiztheit heraushören. Der andere schien nicht gern auf eine Entscheidung warten zu müssen, weshalb Loki schnell den Kopf schüttelte. „Aber nein, wie kommst du darauf?“, flötete er, als wäre es das normalste der Welt eine Scheinbeziehung mit dem eigentlich verhassten Wassergott einzugehen. „Nur… wir sollten vorher ein bisschen üben, damit es auch authentisch wirkt, findest du nicht~?“ Langsam zog sich der Rotschopf einen Lutscher aus der Hosentasche, entblätterte ihn und schob ihn sich in den Mund. Da ihr Gespräch wohl noch etwas länger dauerte, machte er es sich erst jetzt richtig gemütlich, indem er sich in eines der Kissen kuschelte, aber Takeru machte wieder den Anschein, als würde irgendwas nicht stimmen. „Üben? Was willst du bitteschön üben?“, wurde er angeschnaubt und konnte darüber nur kichern. „Stimmt. DU solltest erst einmal üben ein bisschen netter zu mir zu sein~ Vielleicht bring ich dir dann auch bei, wie man richtig küsst. Schließlich machen Paare sowas!“, rutschte es Loki heraus, woraufhin er schon in Deckung gehen wollte, denn der andere stand kurz vorm Überkochen, was letztlich allerdings doch nicht geschah. Es musste Takeru sehr viel Selbstbeherrschung kosten und davon hatte er leider nicht sehr viel. Dennoch freute sich der Größere der beiden darüber, da er so austesten konnte, wie weit er später gehen durfte. Und es machte jetzt schon Spaß, wenn er bedachte, dass er nicht viel befürchten musste, wenn sich sein ‚Partner‘ tatsächlich zusammenreißen konnte, ohne es ihm direkt zurück zu zahlen. „…du willst mich also küssen?“, brummte Takeru leise. „Sicher nicht! Du willst mich wohl küssen, wenn du dieses Spielchen unbedingt spielen möchtest~“ Obwohl er darauf zuerst keine Antwort erhielt, stand der Rothaarige kurzerhand auf, um sich vor dem anderen nieder zu lassen. Dabei zog er sich mit einem schmatzenden Geräusch den Lutscher aus dem Mund und näherte sich anschließend Takerus Gesicht. „Z-zieh ab!“ Im letzten Moment wich er der Faust aus, sodass diese nur ins Leere schlug, ehe er bitterböse angefunkelt wurde. Scheinbar war das bereits ein Stück zu weit gewesen. „Ups~ Wenn du das vor den anderen machst, glaubt uns die Geschichte niemand!“, stellte Loki belustigt fest. Angst vor einem unkontrollierten Wutausbruch hatte er mittlerweile nicht mehr, denn dafür war dem anderen die Sache mit Tsukito wohl zu wichtig. Vorerst hatte er also nicht viel zu befürchten. „Wir müssen jawohl nicht vor den anderen rumknutschen!“ Sichtlich eingeschnappt drehte Takeru seinen Kopf zur Seite. „Willst du stattdessen meine Hand halten?“, fragte Loki daraufhin mit leiser Stimme, wobei er ihm diese etwas verdeckt entgegenstreckte. Wenn er es nicht besser wusste, würde er fast schon sagen, dass es ein bisschen niedlich war, wie sich der Blauhaarige anstellen konnte. Auch wenn es nur daran lag, dass er ihn nicht ausstehen konnte. „Na los~ Nicht so schüchtern~“, stachelte er weiter und erreichte endlich sein Ziel. Takeru griff nach seiner Hand… „Au! Verdammt! LOKI!“ Der kleine Elektroschocker, den er in seiner Handfläche versteckt gehalten hatte, zeigte seine Wirkung sofort und auch diesmal wich er dem anderen aus, bevor er so schnell wie möglich zur Tür flüchtete. „Also dann~ wir üben morgen weiter und du erledigst noch die Strafarbeit?“, verabschiedete er sich lachend, wobei er sich den Lutscher zurück zwischen die Lippen schob und während er dem wutentbrannten Takeru noch zum Abschied zuwinkte, warf dieser ihm im Gegenzug eines der vielen Bücher entgegen. Zum Glück wurde er nicht getroffen. Aus irgendeinem Grund freute sich der Rotschopf. Obwohl er anfangs skeptisch gewesen war und es nach wie vor irritierend fand, wie es überhaupt zu dieser Abmachung kommen konnte, so war er sich sicher, dass es eigentlich keine schlechte Entscheidung gewesen war. Ganz im Gegenteil. Er würde nicht nur sehr viel Spaß damit haben, sondern auch noch Baldr zurückbekommen. Auf dem Rückweg zum Ausgang kam ihm schließlich Tsukito entgegen. „Habt ihr eure Strafarbeit erledigt?“, wollte der Mondgott monoton wissen. Grinsend ging Loki an ihm vorbei. „Haben wir!“, antwortete er gut gelaunt, blieb dann aber plötzlich verdutzt stehen und schaute ihm hinterher. War das soeben Einbildung, oder… war das sonst so ausdruckslose Gesicht des anderen auf einmal ein ganz klein bisschen weniger ausdrucklos gewesen? Kapitel 7: ----------- Entspannt lag Loki im Schatten eines Baumes und genoss die Zeit, die er sich, wie sooft, genommen hatte, um den Unterricht zu schwänzen. Seit dem gestrigen Abend war seine Laune viel besser, weshalb er es sich jetzt wieder erlaubte, zu seinen alten Gewohnheiten zurück zu finden. Mit im Nacken verschränkten Armen und geschlossenen Augen malte er sich bereits seine nächsten Späße aus, wurde dann allerdings von einer sich nähernden Person gestört. „Hier bist du also!“ Der Rotschopf öffnete noch nicht einmal seine Augen, als er Takerus Stimme hörte, sondern döste einfach weiter und lächelte vor sich hin. Er wusste schon bei diesem Unterton, wie dieser soeben auf ihn herabstarrte und er verstand nicht, wie man immer nur so angespannt sein konnte. Aber immerhin hatte sich der tosende Wassergott wegen gestern wieder beruhigt. „Hm~ Ist der Unterricht schon vorbei?“, gähnte er schließlich leise. Ein bisschen langweilig war es ja schon, wenn er eine ganze Zeit über nur nichts tat, weshalb er ein bisschen Abwechslung gebrauchen konnte und weil diese jetzt genau vor ihm stand, blinzelte er nach oben. „Ja?! Und… ich soll dir das hier geben.“ Neugierig musterte er das zusammengerollte Stück Papyrus, was ihm entgegengehalten wurde. „…was ist das?“, murrte er und nahm es nur widerwillig an, um die wenigen Zeilen schnell zu überfliegen. Thoth wollte ihm eine weitere Strafe auferlegen. Allerdings nicht, weil er immer wieder den Unterricht schwänzte, sondern weil Takeru ihre ‚gemeinsame‘ Strafarbeit vom Vortag nicht eingereicht hatte. „Was hast du gestern Abend gemacht? Solltest du nicht diesen… Aufsatz schreiben?“ Mit einem Brummen wurde die neue Aufgabe zerknüllt, bevor sie in seiner Hosentasche verschwand und Loki hastig aufsprang. Natürlich passte es ihm nicht, jetzt noch mehr ‚arbeiten‘ zu müssen, bloß wenn man genauer darüber nachdachte, war es nur ein weiterer Grund den anderen weiter bedrängen zu können. Grinsend fuhr der Rotschopf über das Ende von Takerus Krawatte und nahm es schließlich zwischen die Finger, um daran herum zu fummeln. „Wenn du mir die Strafarbeiten erledigst, dann~…“, begann er zu säuseln, wobei er in das verkrampfte Gesicht seines Gegenübers blickte. „Wolltest du nicht mit mir… üben… wenn ich… nett zu dir bin?“, brachte es Takeru auf einmal mit größter Müh über seine Lippen, sodass Loki wirklich staunte. Bedeutete es etwa, dass der andere mit voller Absicht zu ihm gekommen war, um ihn freiwillig darum zu bitten? „…und ich bin gerade ziemlich nett zu dir!“ Der Feuergott folgte Takerus Blick auf die eigene Hand und verstand, weshalb er die Krawatte langsam wieder los ließ. Sie schienen es beide nicht sonderlich zu mögen vom jeweils anderen angefasst zu werden, nur fiel es Loki wesentlich einfacher die Distanz zwischen ihnen zu überwinden, solange er daran seinen Spaß fand. „Klar~ Lass uns üben, wie es ist ein Paar zu sein! Dass heißt, wir müssen jetzt was zusammen unternehmen!? Na, was möchtest du gerne machen?“ Es war sowieso alles besser, als sich mit Büchern irgendwo hinsetzen zu müssen, um einen Aufsatz zu schreiben, nur hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht daran gedacht, wie viele andere unerträgliche Dinge es noch gab. Kurze Zeit später fand sich Loki nämlich in einem Trainingsanzug vor den japanischen Räumlichkeiten wieder und folgte Takeru mit einem trotzigen Gesichtsausdruck. „Ich will nicht joggen gehen!“, meuterte er. Jetzt war es der andere, der seinen Spaß hatte, denn das verriet sein dünnes Grinsen und eigentlich gab es kein Grund dem Kleineren hinterher zu laufen. Bis auf… Baldr und Tsukito, die wie durch Zufall auf den Treppenstufen vorm Haupthaus saßen und wieder einmal zusammen in einem Buch lasen, weshalb Loki kurz stutzte. Es war ein ziemlich guter Augenblick. Er war schon fast… zu gut. „Wir sind dann weg! Bis später!“, rief Takeru zu seinem Bruder und winkte, bevor er loslief, als beide aufsahen und zu ihnen herüberschauten. Damit blieb dem Rothaarigen nur eine Möglichkeit, wenn sie weiterhin an ihrer Idee festhalten wollten. Ohne weiter darüber nachzudenken setzte er sich ebenfalls in Bewegung und versuchte bei dem Tempo des Kleineren Schritt zu halten. Anfangs gelang es ihm auch noch ganz gut, aber je weiter sie von der Akademie wegkamen, desto unebener wurde der Weg. Mittlerweile waren sie zwar längst außer Sichtweite, aber die ganze Szene erinnerte ihn sehr stark an etwas. Loki schnaufte. Es war schon fast lächerlich gewesen, wie sich dieses ‚Ding‘ vor nicht allzu langer Zeit hinter Takeru hergequält hatte und unter gar keinen Umständen wollte der Feuergott da zurückstehen, sodass er nur noch wegen seines Stolzes weiterlief. Außerdem musste es doch etwas geben, was ihm diese Sache ein bisschen versüßen würde? Nur Denken und Rennen war für ihn unmöglich. Als das Stechen in seinen Seiten zu stark wurde, hielt er abrupt an. „Moah~“, jammerte er vollkommen atemlos und beugte sich nach vorne über, um tief Luft zu holen. „Du kannst schon nicht mehr? Ich lauf diese Runde immer dreimal.“, kam es derweil von Takeru, der ebenfalls stehen geblieben war und unbeeindruckt seine Beine dehnte, wobei er immer wieder hüpfte, um in Bewegung zu bleiben. Das Ganze gab Loki einen zusätzlichen Stich, immerhin schien der Blauhaarige noch vollkommen fit zu sein. „Ach~ Lass mich~“, maulte er deshalb. Vorerst hatte er seinen Spaß an ihrem Spiel verloren und anstatt wie der letzte Idiot weiter durch die Gegend zu rennen, setzte er sich stattdessen ins Gras am Wegesrand. Sein Körper war für diese Art von Anstrengung wohl einfach nicht geeignet. Einerseits ärgerlich, andererseits… mochte er es eh viel lieber faul zu sein, weshalb er wohl besser unter diesem Baum liegen geblieben wäre. Nur jetzt war er leider hier. „…du kannst ja laufen… ich bleibe hier und warte bis du mich abholst!“ Seine Entscheidung stand fest. Während Takeru weiter joggte, blieb er liegend zurück und hielt ein kleines Erholungsschläfchen in der warmen Sonne, die immerhin um einiges entspannender war als der schattige Platz, den er sich vorher auf dem Akademiegelände gesucht hatte. Und es war nicht nur entspannend, sondern auch einschläfernd, sodass er kurzerhand einnickte. Erst als Loki schließlich nach einiger Zeit eine leichte Berührung in seinem Gesicht spürte, wurde er langsam wieder munter. Es war weder der Wind, oder irgendein Tier. Es war anders und er hatte tatsächlich so tief und fest geschlafen, dass er einen Moment brauchte, um sich an das helle Licht zu gewöhnen, als er seine Augen aufschlug. Über ihn sah er den Wassergott, der seine Hand mit einer schnellen Bewegung von ihm zurückzog. „…du hast eine Stunde lang gepennt! Ich hab dich überhaupt nicht wachbekommen!“, brummte Takeru genervt, bevor er wieder stand auf. Allerdings war der Rotschopf immer noch nicht richtig wach. „Was?“, fragte er deshalb schlaftrunken, wobei er sich sehr mühsam wieder aufrichtete. Sein Körper war nur noch träger als vorher. „Du hast geschlafen wie ein Stein! Ich musste dich wachrütteln und jetzt komm!“ Der andere wartete nicht auf ihn, sondern lief bereits wieder los, sodass er ihm folgen musste, da er auf seine Führung angewiesen war. Bloß war es jetzt umso schwieriger. Irgendwie fühlte er sich nicht nur verschlafen, sondern auch… anders. Da war ein ganz merkwürdiges Gefühl, das Loki nicht kannte, worüber er aber auch nicht weiter nachdenken konnte, weil er sonst den Anschluss verlieren würde. Kapitel 8: ----------- Als sie es endlich zurück zum Akademiegelände geschafft hatten, ließ sich Loki erschöpft auf die Stufen des Hauptgebäudes sinken, um durchzuatmen. Der letzte Teil der angefangenen Runde hatte ihm nun den Rest gegeben, sodass er sich nur noch ein bisschen Ruhe wünschte… und am Besten ein ausgiebiges Bad, weil er vollkommen verschwitzt war. Es war unglaublich, dass Takeru diese Strecke tatsächlich dreimal laufen konnte. „Oh Mann!“, hörte er diesen genau hinter sich, woraufhin er einen Blick über die Schulter warf und sehen konnte, wie er von dem Wassergott belustigt gemustert wurde. Loki verzog sein Gesicht. Spiele, an denen er keinen Spaß hatte, waren ganz und gar nicht seins und weil er in diesem Moment auch nichts Lustiges für sich ausmachen konnte, begann er sich gegen die Nähe des anderen zu sträuben. „Hmm~“, grummelte er schmollend vor sich hin und wollte seinerseits die Flucht antreten, wurde dann allerdings von etwas sehr Interessanten aufgehalten. „Wohin willst du? Mein Bruder nimmt zu dieser Uhrzeit meistens ein Bad… vielleicht… haben wir Glück und Baldr ist bei ihm? Das wäre doch… eine gute Gelegenheit?“ Im Gehen hielt er genau deswegen inne und starrte etwas ungläubig zum Wassergott. „Baldr und Tsukito… baden? ZUSAMMEN?“, entkam es ihm fassungslos, denn das war eine Neuigkeit, die ihm ganz und gar nicht gefiel. „Seit… wann?“ Doch anstatt eine Antwort zu bekommen, zuckte Takeru nur mit den Schultern, wodurch es nicht besser wurde. „Woher soll ich das wissen? Ich hab es ja auch nur durch Zufall herausgefunden! …also?“ Weil er einen Moment brauchte, um diese Tatsache zu verdauen, drehte sich der Kleinere um und ging einfach, weshalb ihm Loki schließlich zum zweiten Mal für heute hinterher rennen musste. „Ich… komm mit!“ Viel schlimmer als die gemeinsame Joggingtour konnte es eh nicht mehr werden und kaum hatten sie die japanische Baderäume betreten, staunte der Rothaarige nicht schlecht. Zeus hatte sich für die Gestaltung der Räumlichkeiten wirklich Mühe gegeben, denn den japanischen Göttern war ein richtiger Onsen in einem kleinen Innenhof gegönnt worden, sodass Loki kurz vergaß, wofür er überhaupt hier war. Wasser mochte zwar nicht sein Element sein, aber gerade jetzt war es genau das Richtige. Hastig entledigte er sich seinen Sportanzug, bevor er auf die heißen Quellen zu laufen wollte, bloß hielt ihn Takeru zurück, indem er wieder einmal an seinen geflochtenen Zopf gepackt wurde. „Aaargh!“, Loki fluchte. „Du musst dich erst waschen. Danach kannst du ins heiße Wasser!“, bekam er erklärt und schaute zwischen den kleinen Waschstellen und seinem ebenfalls entkleideten Scheinfreund hin und her. Jetzt waren sie hier. Nackt, vollkommen alleine und wo blieb der Spaß? Gerade als der Feuergott etwas erwidern wollte, öffnete sich die Tür. Baldr und Tsukito hatten sich schon im Vorraum ausgezogen und trugen Tücher um ihre Hüften gewickelt. Sofort änderte sich Lokis Gesichtsausdruck. „Hm~ Erst waschen?“, wiederholte er Takerus Anweisung mit einem Schnurren, „Takeru~ Dann lass mich dir den Rücken waschen~“ Ohne auf die etwas verkrampfte Haltung des Kleineren einzugehen, drängte er ihn einfach zur erstbesten Waschstelle, wo er ihn mit Wasser übergoss. Diesmal war er derjenige, der Baldr die kalte Schulter zeigte, aber aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie der Blonde leise zu kichern begann. Scheinbar kümmerte sich sein Freund nicht darum, dass er dem Wassergott diese Aufmerksamkeit zukommen ließ, weshalb er sich sichtlich schmollend hinter Takeru setzte und ihm ein bisschen näher kam. Kichern strich er ihm über den Rücken. „Schatz, du bist ganz verspannt~“, stellte er fest, wobei er noch einmal zur Seite schielte, um sich zu vergewissern, dass er laut genug sprach, damit die anderen beiden ihn auch hören konnten. Baldr war allerdings bereits weitergegangen, um sich seinerseits ebenfalls zu waschen, während sie zumindest von Tsukito ausdruckslos beobachtet wurden. Immerhin war es besser als nichts! Lokis Kichern wurde lauter, als er sich Unmengen der flüssigen Seife auf die Handflächen gab, damit er dem anderen den Rücken einschäumen konnte. Unter seinen Händen konnte er fühlen, wie Takeru angefangen hatte zu zittern. Wohlmöglich stand dieser kurz vor einem Ausbruch, versuchte sich aber zusammen zu reißen und hielt sich zurück, weshalb Loki spätestens jetzt seinen herbeigesehnten Spaß hatte, sodass er sich grinsend von hinten anschmiegte. „Hmm~“, säuselte er verspielt an seinem Ohr und kam diesem dabei mit den eigenen Lippen gefährlich nahe. Im Normalfall würde der Wassergott jetzt definitiv zuschlagen, aber der Rotschopf hörte trotzdem nicht auf. Stattdessen schob er seine glitschigen Hände ohne Zögern nach vorne, um über Takerus Oberkörper zu streichen. „Soll ich~ dich auch woanders massieren?“, fragte er provokativ nach, bekam aber keine Antwort. Dafür sprang der andere nur ganz plötzlich auf, griff nach einem Eimer mit kaltem Wasser und kippte ihn sich über seinen Kopf, um anschließend wortlos in die heiße Quelle zu steigen. „Huuuch~“, entkam es Loki dafür, da er durch die heftige Bewegung nach hinten weggekippt war, sodass er auf seinem Hintern landete und etwas irritiert um sich blickte. Vielleicht hatte er sein Spielchen etwas zu weit getrieben, aber er lebte noch und sowohl Baldr als auch Tsukito schauten nun zu ihm. „Ihr versteht euch ja richtig gut~“ Der Lichtgott lächelte. „Richtig gut.“ Und der Mondgott nickte zustimmend, wenn auch ausdruckslos. „Natürlich!“ Loki wusste, dass die beiden Recht hatten. Normalerweise hätte Takeru niemanden so nah an sich herangelassen… mit Ausnahme von seinem Bruder. Deshalb war es jetzt auch nur logisch, was für einen Anschein ihr gemeinsames Verhalten machte, obwohl er gerade recht unsanft von dem anderen weggestoßen worden war. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck setzte er sich an die Waschstelle und begann sich ebenfalls abzuwaschen, bevor er zu dem Blauhaarigen in den Onsen stieg. „…mach das nicht noch einmal!“, hörte er von der Seite, während er sich zufrieden seufzend ins warme Wasser gleiten ließ. „Hm? Was?“ „Fass mich nicht noch einmal SO an!“, knurrte Takeru angespannt, aber sehr leise, wobei er ihm zusätzlich einen bitterbösen Blick zuwarf. Doch Loki sah es dennoch gelassen und rutschte sogar noch ein Stück näher zu ihm bis ihre Beine gegeneinander stießen. „Ach~ komm schon~ Sowas machen Paare nun einmal! Gewöhn dich lieber daran!“ Und das meinte er wirklich ernst. Loki würde nicht eher damit aufhören bis ihre Idee Erfolg hatte, auch wenn dies bedeutete, dass er bis zum Äußersten gehen musste. Das bisschen Körperkontakt konnte er gut mit sich vereinbaren, nur schien es seinem Partner wirklich alles andere als zu gefallen. „Wo ist denn das Problem?“, wollte es der Feuergott deshalb ganz direkt wissen, nur hätte er ahnen müssen, dass er auf so eine Frage keine Antwort bekommen würde. Stattdessen drehte der andere sein Gesicht nur von ihm weg und sprach kein einziges Wort mehr. Kapitel 9: ----------- Loki verdrehte genervt die Augen. Es störte ihn ganz gewaltig, dass sich sein Baldr zusammen mit Tsukito zu ihnen ins heiße Wasser setzte. Natürlich bot es die ideale Gelegenheit, um dort weiter zu machen, wo er vorher aufgehört hatte, aber im Gegensatz zu vorhin, saßen die beiden nun nah nebeneinander, was seine Eifersucht schürte. Sie kuschelten zwar nicht eng umschlungen, wie es ein verliebtes Pärchen tun würde, aber… der Feuergott würde darauf wetten, dass sie unter Wasser Händchen hielten und der alleinige Gedanke daran reichte ihm schon. Mit einem gereizten Blick starrte er zu dem Mondgott, doch noch bevor er auch nur zum Sprechen ansetzen konnte, drückte sich Takerus Ellenbogen in seine Seite. „Hmmph.“, schmollte Loki. Zuerst erwies sich der andere als Spielverderber und nun schien er ihn davon abhalten zu wollen, direkter auf die Beziehung der beiden anderen zu sprechen zu kommen? Seiner Meinung nach sollte sich der Blauhaarige entscheiden. Entweder spielten sie ihr Spiel, oder sie mussten sich etwas anderes überlegen, um an ihr gemeinsames Ziel zu kommen. Mit halben Sachen würden sie aber auf jeden Fall nicht weiter kommen. Nachdem er noch einige Augenblicke gewartet hatte, wandte sich der Rotschopf an seinen kleineren Sitznachbarn, der ihm immer noch stur auswich. „Schatz~“, wiederholte er den Kosenamen von zuvor, wobei er ihm wieder leise kichernd näher kam, aber noch bevor Takeru auf seine Annäherung überhaupt reagieren konnte, mischte sich Baldr ein. „A-ah. Also wenn wir euch zu sehr stören, können wir auch gehen!“ Die Art wie er diesen Vorschlag äußerte, verriet, dass ihn die Nähe zwischen Loki und Takeru scheinbar nicht störte. Ganz im Gegenteil. Sanft lächelnd blickte er zu seinem besten Freund, als wäre es das normalste der Welt, dass sie beide mit ihrem Partner zusammen in einem Onsen saßen. Aber am liebsten würde Loki jetzt einfach mit ihm reden wollen. Er verstand es immer noch nicht und schaute etwas verwundert zu Tsukito, als dieser sich bereits in aller Seelenruhe erhob, um zu gehen. „Ich gehe wieder.“, verkündete er dabei leise, woraufhin Takeru fast schon hektisch aufsprang, damit er ihm folgen konnte. „A-Nii!“ Als hätte Tsukito seine Gedanken gelesen, saß Loki auf einmal alleine mit Baldr im Wasser, doch das sonst immer so starke Verlangen dem anderen nah zu sein, blieb aus. Es war eine sehr seltsame Situation. Die Hitze machte ihn eh etwas schwummerig und er bemerkte, wie sein Freund nicht ihn anguckte, sondern mit seinem Blick an Takeru hing. Der Wassergott war auf halben Weg zwischen Quelle und Tür stehen geblieben, um die beiden nordischen Götter kurz zu beobachten, bevor er zurück ins Innere des Gebäudes verschwand. „Hast du deine Strafarbeiten schon erledigt?“, wollte Baldr plötzlich wie aus dem Nichts wissen, wodurch Loki irritiert wurde. Wie schaffte es sein Freund die letzten Tage einfach so zu übergehen, indem er nun dieses fast schon lächerliche Thema anschnitt? Allerdings konnte er dem anderen nicht böse sein, als er dieses Lächeln sah und kratzte sich nur nachdenklich am Kopf. „Naja~ Ich mach es… schon noch…“, antwortete er langsam. „Zusammen mit Takeru?“ Der Rotschopf stutze, nickte dann allerdings und sah, wie Baldr leise kicherte. „Das ist schön! Ihr wart heute auch zusammen Laufen? Es freut mich wirklich, dass ihr euch so gut versteht! Weißt du… ich hab schon befürchtet, dass es dich vielleicht… verärgern würde, wenn ich…“, lächelte der Lichtgott weiter, konnte aber nicht aussprechen. „Niemals!“, log Loki ohne auch nur die kleinste Spur von Schamgefühl und rutschte jetzt doch noch auf Baldr zu, „…niemals könnte ich dir wegen etwas böse sein~!“ Im Grunde war es auch die halbe Wahrheit. Seinem heißgeliebten Freund war er nicht richtig böse, dafür konnte er aber Tsukito umso weniger ausstehen. „Ah~ da bin ich froh!“ Erneut begann Baldr zu lachen und es war das erste Mal seit einigen Tagen, dass Loki mit ihm gemeinsam lachte, auch wenn ihm überhaupt nicht dazu zumute war. Eine halbe Stunde später lag der Feuergott wieder einmal in Takerus Bett. Die gemeinsame Joggingtour war erschöpfend gewesen und das entspannende Bad hatte ihn nun schläfrig gemacht. Trotzdem war er hier geblieben, wodurch er seine Chance verspielte mit Baldr in ihre eigenen Räumlichkeiten zurückzugehen. Stattdessen fühlte er sich dazu gezwungen mit dem anderen über das soeben Erlebte zu reden. „Sie sind wirklich ein Paar.“, murmelte er vor sich hin, wodurch Takeru von seiner Strafarbeit aufblickte, um ihn zu beobachten. „…ich hab es dir doch gesagt. Hast du etwa daran gezweifelt?“ Es war das Erste, was er seit dem gemeinsamen Bad von sich gab und es nervte. „Nein~ sonst wär ich doch nie auf die Idee gekommen ausgerechnet… dich freiwillig zu ertragen.“, giftete Loki ihn an, weil er ganz dringend ein Ventil brauchte. Denn jetzt, wo er es selber gehört und gesehen hatte, war diese Sache doch ein bisschen anders… sie schmerzte noch schlimmer als vorher. Mit einem eingeschnappten Blick setzte er sich auf und sah herüber zu Takeru, der es sich zwischen Büchern auf seiner Tatamimatte gemütlich gemacht hatte. „Außerdem… müssen wir uns etwas anderes überlegen! Diese Eifersuchtsgeschichte funktioniert überhaupt nicht! Alles nur, weil du so schrecklich verklemmt bist! Ich hätte dir gerade schon nicht deine Unschuld geklaut! Wir hätten anstatt deinem dämlichen Rumgerenne… richtig üben sollen, damit du mal ein bisschen lockerer wirst!“, meckerte er, wobei er auf eine Reaktion des anderen wartete und weil diese nicht kam, bewarf er ihn kurzerhand mit einem Kissen, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Diesmal traf er und wurde keine Sekunde später ebenfalls abgeworfen. Brummend fischte er es sich aus seinem Gesicht, ehe er überrascht zusammenzuckte, da Takeru sich direkt vor ihm aufgebaut hatte und ihn verärgert anfunkelte. Immerhin… war er jetzt wieder mehr der Alte, da er nicht mehr schmollte, sodass sich ein dünnes Lächeln auf die Lippen des Rothaarigen schlich. Diese Situation musste er ausnutzen. „Hab ich etwa Recht~“, begann er gleich etwas besser gelaunt zu säuseln, wobei er seine Stimme verschwörerisch senkte, „Hat sich… da jemand für seinen Bruder aufgehoben?“ Als nächstes hatte er das Kissen erneut im Gesicht, aber diesmal weil es ihm der andere direkt entgegen drückte, wogegen er sich unter Lachen zu wehren versucht und wild umher strampelte. „Hihi~ Takeru ist noch…“, entkam es dem Feuergott vergnügt, als er die Möglichkeit dazu hatte, „Hmm~ du bist ja… richtig süß… und unschuldig!“ Obwohl vorher schon nicht viel Kraft in Takerus Bewegungen steckte, hielt er bei den letzten Worten vollkommen inne und blickte verärgert nach unten, von wo er mit einem triumphierenden Ausdruck angegrinst wurde. Damit hatte sich der Blauhaarige wohl verraten, aber anstatt diesen Sieg auszukosten, streckte Loki seine Hände aus, um sie im Nacken des anderen zu verhaken. Ganz bewusst zog er ihn somit zu sich herunter, wodurch sich ihre Gesichter näher kamen. „Es wird Zeit, dass du lernst, wie man richtig küsst!“, wisperte er ihm entgegen und diesmal schlug der andere nicht zu. Stattdessen zog Takeru aber ein angesäuertes Gesicht. „Danke, aber ich kann sowas!“ Brummend wollte er sich von Loki lösen, aber noch wollte dieser ihn nicht gehen lassen. Nicht, wo es jetzt doch so lustig war. „Ja~? Wer war denn die bedauernswerte Gestalt, die dich küssen musste?“ „Das geht dich nichts an, also halt die Klappe und setz dich lieber an deine Strafarbeit!“ „Das brauch ich nicht. Ich kenn die Antworten bereits. Liebe und Hass liegen nah beieinander, nicht wahr? Heftige Gefühle können schnell umschlagen.“ Kaum hatte er dies gesagt, riss sich der andere tatsächlich los und griff sich das erstbeste Buch, um seinen Aufsatz weiter zu schreiben, woraufhin auch Loki aufstand. „Lass uns morgen zusammen Essen gehen. Wenn es dann immer noch nicht klappt… hab ich keine Lust mehr…“, meinte er ernster als zuvor. Was brachte schon ein Spiel, wenn sich sein Partner nicht ärgern ließ? Kapitel 10: ------------ Gelangweilt starrte Loki zu seinem Gegenüber und beobachtete ihn. Wie abgemacht, war er zusammen mit Takeru zum Essen gegangen, doch bisher hatte noch keiner von ihnen auch nur ein Wort gesagt. Scheinbar wussten sie beide, dass ihre Idee nicht funktionierte… Bloß woran es lag, konnte sich der Größere nicht erklären. Zuletzt schob er es auf die Tatsache, dass der andere einfach zu abweisend war… Aber waren sowohl Baldr, als auch Tsukito überhaupt in der Lage zu erkennen, was da zwischen ihnen passierte? Waren sie wirklich durchschaut worden? Oder war es überhaupt nicht offensichtlich genug gewesen? Langsam griff Loki nach einer Gabel, um sich etwas von Takerus Gemüse zu stehlen. Sein eigener Teller war zwar bereits leer, aber er hatte eigentlich auch nicht die Absicht noch weiter zu essen. „Schatz~ Wenn du dich nicht endlich überwindest, wird das nie was!“, schnurrte er zu dem Meeresgott, der ihn zuerst ein bisschen gereizt anschaute. Dann aber senkte sich sein Blick für einen Moment und als er wieder zu ihm aufsah, konnte man schon fast so etwas wie Resignation in seinen Augen bemerken. „Wenn das heute nichts wird, willst du es aufgeben?“, wurde er gefragt, woraufhin er mit mit einem Lächeln nickte. „Ja~ Die Sache wird mir zu blöd!“ Eigentlich war es gelogen. Eigentlich wurde es ihm nur zu langweilig, weshalb er Takeru ein bisschen zappeln lassen wollte, denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich der andere überhaupt keine Mühe gab. „Los, mach den Mund auf!“, wechselte er schließlich einfach das Thema, indem er seinem Gegenüber die soeben beladene Gabel hinhielt und darauf wartete, dass sich dieser füttern ließ. Natürlich zog Takeru nur ein skeptisches Gesicht. „Das ist deine letzte Chance deinen Bruder zurück zu bekommen~“ Loki wartete lächelnd und gerade als sich der Blauhaarige tatsächlich dazu durchgerungen hatte, sich ein Stück weit nach vorne zu lehnen, weil er sich der Gabel nähern wollte, zog er sie wieder zurück, um das Gemüse in seinem eigenen Mund verschwinden zu lassen. „Loki! Dank deinen… dämlichen Spielchen wird das eh… nichts!“ Mit einem leisen Schmatzen stibitzte sich der Feuergott ein weiteres Stück von dem fremden Teller und deutete damit fast schon anklagend auf Takeru. „Achja? Du kannst es nicht gerade besser… so zu tun, als würdest du mit mir zusammen sein. Alles was du tust ist… abblocken!“, stellte er leise fest, wobei er die Gabel leicht hin und herwippen ließ. Diese Sturheit war vielleicht ganz witzig… aber hilfreich war sie bei ihrem eigentlichen Vorhaben sicherlich nicht. Gerade als Loki es aufgeben wollte, griff Takeru vollkommen unerwartet nach der Hand, die ihm das Essen anbot und hielt sie fest. Doch anstatt das kleine Stückchen Fleisch zu essen, spürte der Rotschopf, wie sich die Lippen des anderen gegen seinen Handrücken drückten, nachdem sich dieser kurz vergewissert hatte, dass sie von niemand dabei beobachte wurden. Er küsste ihn? „Hu?“ Vor lauter Überraschung lockerten sich seine Finger, sodass die Gabel entglitt und klirrend auf den Tisch fiel, aber sein Scheinfreund hörte noch nicht auf. Als nächstes fühlte er, wie dessen warme Zunge an seinem Zeigefinger entlang glitt, um dort eine feuchte Spur zu hinterlassen, weshalb dem sonst recht schlagfertigen Loki sämtliche Bemerkungen ausgingen. Sprachlos starrte er einfach nur zu dem Kleineren, der ihn dennoch mit einem mehr als widerwilligen Ausdruck anblickte. „Aah~“, setzte der Feuergott an, zuckte daraufhin aber kurz zusammen, als eine blonde Gestalt hinter Takeru auftauchte. „Loki-Loki! Take-Take! Was macht ihr denn hier so alleine?“ Apollon strahlte nichtsahnend in die Runde, sodass der Blauhaarige die Hand sofort wieder losließ und machte dabei ein Gesicht, als hätte ihn Thoth dabei erwischt, wie er im Unterricht schlief. „Nichts.“, murrte er und funkelte zu Loki, als wäre es dessen Schuld, dass man sie bei dieser Sache erwischt hatte. „Nach nichts… sah das aber nicht aus… Darf ich mitmachen?“, nervte der Grieche weiter, sodass sich nun beide sträubten. „Sicher nicht!“, ertönte es im Chor, woraufhin Apollon niedergeschlagen von dannen zog. „So ein Vollidiot!“ Takeru knurrte immer noch, wobei Loki allerdings schon wieder lachte. „Oh ja~“ Dann waren sie wieder für sich und während der Wassergott den Rest seines Essens verschlang, kramte der Rotschopf einige Süßigkeiten aus seinen Taschen hervor, um sich ein rosafarbenes Erdbeerbonbon in den Mund zu schieben. „War das alles?“, wollte Loki dabei grinsend wissen und ließ sich nicht mit einem abwehrenden Grummeln zufrieden stellen, „Ich wollte wissen… ob das alles war? Kannst du sowas auch, wenn Baldr und Tsukito in der Nähe sind?“ Mit einem Kopfnicken deutete er seitlich zu einem anderen Tisch, wo sich die besagten Beiden niedergelassen hatten. Danach streckte er seine Zunge heraus, womit er seinem Gegenüber das feucht glänzende Bonbon präsentierte und ihm dadurch ganz deutlich zeigte, was dieser tun sollte. Natürlich passierte nichts. Stattdessen bekam er nur mit einer abweisenden Geste verdeutlich, dass er es sein lassen sollte. „…du hast doch gesagt, du kannst es. Zeig mal, wie gut du küssen kannst!“, reizte der Feuergott die Situation dennoch weiter aus, indem er sich auf dem Tisch abstützte, um dem anderen näher zu kommen. Letztendlich wurde er aber nur am Kragen gepackt und näher an seinen Gegenüber herangezogen, der ihn genervt anstierte. „Lass den Scheiß! Nicht hier!“ Obwohl die Situation für andere vielleicht recht gefährlich aussehen musste, machte sich Loki darüber keine Gedanken. Er wusste ja, dass er nichts zu befürchten hatte… dass es nur eine kleine, harmlose Aktion des anderen war, wodurch er in die Schranken gewiesen werden sollte. Aber diesen Eindruck bekamen andere natürlich nicht, weshalb es nicht lange dauerte bis Baldr besorgt dreinblickend herangeeilt kam, um seinen besten Freund vor dem anderen zu ‚retten‘. „Takeru! Hör auf damit…“ Spätestens jetzt, wo der Schönling bei ihnen war, hingen alle Blicke des Raumes an ihrem Tisch und Loki wollte seine Chance nutzen, indem er um die Aufmerksamkeit seines besten Freundes zu betteln begann. „Baldr~ Takeru ist so ein Arsch!“, jammerte er in einem beabsichtigt wehleidigen Ton. So wie er an seinem Freund hing, genauso hatte dieser immer an ihm gehangen. Zumindest damals. Innerlich hoffe er deshalb, dass Baldr sich in dieser Sache nicht verändert hatte. „Was? Hat er dir wehgetan!?“ Zu Lokis Glück schluckte der Lichtgott den Köder sofort und fuhr herum, wodurch er sich nun vor dem Wassergott platzierte, bevor er ihn mit einem sehr ernsten Blick anstarrte. „Hatten wir nicht... eine Abmachung?“ Takerus Augen weiteten sich, während er förmlich versteinerte und die Ohren des Rothaarigen wurden sogleich etwas spitzer. „Abmachung? Was denn… für eine Abmachung?“ Diese plötzliche Bemerkung machte neugierig, nur erhielt er einfach keine Antwort. Weder von Baldr, noch von Takeru, der den Eindruck machte, jeden Moment im Erdboden versinken zu wollen. „H-hm? Was…“ Etwas hastig fasste sich Loki an den Kopf, wobei er mit einem überforderten Ausdruck zwischen den anderen hin und her blickte. „Was… ist das hier?“ „Die Beziehung von Baldr und mir. War nur ein Vorwand.“ Tsukitos ruhige Stimme drang wie durch Watte gedämpft an sein Ohr, während er nicht wusste ob er lachen, oder weinen sollte. Das bedeutete also, dass er sich in den letzten Tagen vollkommen umsonst mit Takeru abgegeben hatte und ihm… viel schlimmer noch… auch näher gekommen war? Diese Erkenntnis musste der Rotschopf erst einmal verdauen, indem er sich mit weichen Knien zurück auf seinen Stuhl setzte und etwas abwesend vor sich hinstarrte, um seine Gedanken zu ordnen. Er verstand es nicht. Kapitel 11: ------------ Während Loki noch in Gedanken war, wechselten Baldr und Tsukito ebenfalls nachdenkliche Blicke. Nur Takeru schien wiedermal gereizt und stemmte seine Hände angespannt in die Seiten, wobei er zu dem Feuergott starrte. Als dieser den Ausdruck des anderen bemerkte, ließ er die Haarsträhne, mit der er gespielt hatte los und sprang auf. Die leicht aggressive Art des Blauhaarigen konnte wirklich ansteckend sein und besonders in dieser Situation konnte der Funke nun sehr schnell überspringen. Allerdings hatte Loki bereits Feuer gefangen und funkelte Takeru aufgebracht an. „Was ist eigentlich dein verdammtes Problem?“, wollte er wissen, nur stieß er damit nicht nur auf Granit, sondern bewirkte auch noch, dass sich der Meeresgott noch weiter verspannte. „Mein Problem?“, wurde er in einen gefährlichen Ton angefahren, „Mein Problem? Du hast hier ja wohl ein Problem. Mit deinen ganzen kindischen Andeutungen…!“ „Oh~“, entkam es Loki teils verspielt, teils gehässig, „Hätte ich mir ja denken müssen, dass ein Idiot wie du es nicht kapiert und nur falsch versteht! Als ob ich irgendein Interesse an dir hätte?! An jemanden wie dir? Du warst nur ein kleiner Spielball… Es ging die ganze Zeit über nur um Baldr und Tsukito… aber zum Glück hat sich jetzt ja alles aufgeklärt und ich habe Baldr wieder für mich!“ Mit einem zufriedenen Lächeln huschte er zu dem Blonden, nahm dessen Arm und schmiegte sich an ihn, wobei er noch nicht einmal auf die Idee kam die Abmachung, die scheinbar zwischen seinem heißgeliebten Freund und den beiden japanischen Göttern existierte, zu hinterfragen. Die Hauptsache war nur, dass er Baldr nun einmal wieder hatte. Ganz gleich wie es dazu gekommen war und böse… konnte er ihm eh nicht sein. Ganz im Gegensatz zu Takeru, bei dem es ja irgendwas geben musste, wodurch er dessen Nähe erst aufgezwungen bekommen hatte. „Du…“, knurrte Takeru derweil vor sich hin, griff sich dabei allerdings Tsukito. „A-nii… wir gehen…“ Dann drehte er sich einfach um und zerrte seinen Bruder mit sich. Der Mondgott folgte artig. Seine Aufgabe schien erfüllt, aber er warf dennoch einen fast schon fragenden Blick zurück zu Baldr, der nur resignierend mit den Schultern zuckte und kaum waren die beiden verschwunden, klammerte sich Loki sogleich noch viel heftiger an seinen Freund. „Ich bin so froh! Ich hatte solche Angst dich an diesen Japaner zu verlieren! Jetzt können wir endlich so viel Zeit wie sonst auch immer miteinander verbringen!“ Das Nuscheln des Rotschopfes wurde von der weißen Uniformjacke des anderen erstickt, aber er war trotzdem verstanden worden. Er spürte es an der sanften Berührung an seinem Kopf und Baldr leisen Kichern, welches jedoch irgendwie… betrübt wirkte. „Bist du dir da sicher? Ich meine… bist du dir sicher, dass es nur um Tsukito und mich ging?“ Zuerst glaubte Loki seinen eigenen Ohren nicht zu trauen. Er war sogar so überrascht, wodurch er sich von seinem Freund löste und einen Schritt von ihm zurückwich. Er hatte sich doch sicher nur verhört? Oder worauf wollte der andere hinaus? „Natürlich! Für mich ging es nur um dich!“, kam es hastig und bevor sein Gegenüber etwas erwidern konnte, begann er hastig den Kopf zu schütteln. „Takeru ist… so ein Vollidiot!“ „Findest du?“ Zu seinem eigenen Entsetzen musste der Feuergott beobachten, wie Baldr traurig zur Seite blickte und danach kam noch etwas, das er überhaupt nicht hören wollte. „Das ist schade. Ihr habt immer so… glücklich ausgesehen, wenn ihr euch… auf eure Art gestritten habt.“ Damit hatte sein Freund zu viel gesagt. Wie ein kleines Kind schüttelte Loki den Kopf und flüchtete, um sich den Rest des Tages in seinem Zimmer zu verkriechen. Takeru und er? Glücklich? Sicher nicht. Das Einzige, was ihn vielleicht ein bisschen amüsierte, war die Tatsache, dass man den anderen so gut ärgern könnte. Immerhin machte es gleich doppelt so viel Spaß, wenn sich derjenige so stark aufregte, auch wenn es manchmal etwas unangenehm gewesen war, wenn der andere leicht überreagierte. Genau genommen war es deswegen auch nur halb so spaßig gewesen, dass er in den letzten Tagen gegenüber Takeru absolute Narrenfreiheit gehabt hatte. Es war wirklich nicht so lustig wie sonst. Überhaupt nicht! Mit einem eingeschnappten Gesicht ließ sich Loki in sein Bett sinken und nahm sich ein Kissen, um dort hineinzufluchen. „So ein Idiot!“, brummte er genervt. Es gefiel ihm nicht, dass die Gegenseite auf einmal so etwas wie eine Art… Gefühle… entwickelt hatte. So musste es doch sein, wieso sonst hätte Takeru... eine Abmachung mit Baldr eingehen sollen? Zumal er ja auch davon gewusst hatte, dass es keine Beziehung zwischen den beiden anderen existierte. Aber im Grunde wollte er es sich noch nicht einmal weiter ausmalen, was in dem Kopf des Blauhaarigen vor sich gegangen war, wenn er… „Wuah!“ Loki wollte diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende denken, sondern drückte sein Gesicht nur mit einem frustrierten Geräusch dichter ins Kissen, sodass er das leise Klopfen an seiner Zimmertür nicht hören konnte. Vor dem Zimmer standen Baldr und Tsukito, von denen nur einer der beiden ein wirklich besorgt aussah. Der andere wirkte ausdruckslos wie immer, schien sich aber irgendwie über das Verhalten seines Bruders, sowie das von Loki zu wundern. „Und jetzt?“, fragte der Mondgott leise, wobei er sein Notizbuch aus der Hosentasche hervorholte, „Dein Plan ist wohl… gescheitert.“ Über diese Feststellung konnte der Blonde nur seufzen. „Ja und es ist meine Schuld. Ich hätte mich eben nicht einmischen sollen. Takeru hat mir für einen Moment einen heftigen Schreck eingejagt.“ Baldr rieb sich die Stirn, während sein Begleiter immer noch in dem kleinen Buch umherblätterte. „…das es überhaupt… so weit funktioniert hat.“, stellte er dabei fest und wunderte sich ein bisschen, als er die Hand des Lichtgottes auf seiner Schulter spürte. Baldr stützte sich an ihm ab und seufzte tiefer als zuvor noch. „…und ich hab gedacht, die beiden sind berechenbar!?“ Kopfschüttelnd wurde Tsukito wieder losgelassen, woraufhin Baldr mit hängenden Kopf zurück zu den Haupträumen der nordischen Götter schlurfte. „Die beiden sind berechenbar?“, wollte Tsukito monoton wissen. Auch wenn er bei der Idee des anderen mitgespielt hatte, so schien er nicht zu verstehen, worum es genau gegangen war. „Dein Bruder…“, wechselte Baldr einfach das Thema, womit er die Frage des anderen überging, „Ob ich vielleicht noch einmal mit ihm reden soll? Hat er sich schon wieder beruhigt?“ Langsam ließ er sich an dem Tisch im Aufenthaltsraum nieder und schaute zu Tsukito, der ihm bis hierhin gefolgt war. Eigentlich erwartete er keine Antwort von dem Mondgott, obwohl es irgendwie schade war, da dieser der Einzige war, der Takeru wirklich kannte. Aber ob er ihn überhaupt einschätzen konnte? „Wohlmöglich ist er Laufen oder trainiert. Vielleicht dauert es noch… bis er sich wieder beruhigt.“ Baldr seufzte zum dritten Mal. Es war aber auch schwierig diese derartigen Dickköpfe zusammen zu bringen, wo der eine noch nachtragender als der andere war und das obwohl doch auf beiden Seiten Gefühle für den jeweils anderen herrschten. Da war er sich sicher, auch wenn er Takeru unter falschen Tatsachen in ihr Vorhaben eingebunden hatte. Aber das war nun eh egal. Er musste sich etwas anderes überlegen. Kapitel 12: ------------ Seit dem unangenehmen Zwischenfall im Speiseraum waren mittlerweile einige Tage vergangen und Loki hatte sich wieder ein bisschen beruhigt. Zumindest dachte er nicht mehr ganz so intensiv über dieses Thema nach. Takeru ließ ihn einfach in Ruhe und Baldr war so, wie sonst auch immer. Natürlich juckte es dem Feuergott zwar nach wie vor in den Fingern, da er seinen Spaß mit dem Kleineren treiben wollte, aber bisher hatte sich noch keine Gelegenheit dafür gefunden. Allerdings suchte Loki auch nicht nach Chancen, sondern wartete vorerst einfach nur ab. Er hatte noch nicht einmal eine Idee, wie er Takeru ärgern könnte ohne gleich eine ganze Sturmflut von verschiedenen Gefühlen heraufzubeschwören, da ihm so eine Reaktion doch zu… ungewiss wäre und… Loki verzog sein Gesicht. Jetzt dachte er schon wieder an dieses Thema, obwohl er es aus seinen Kopf verbannen wollte. Aus diesem Grund reckte er sich kurz und wechselte nicht nur die Position, mit der er wie so oft im Schatten eines Baumes lag und döste, sondern richtete auch seine Gedanken in eine andere Richtung. Vielleicht sollte er sich einfach ein neues ‚Opfer‘ suchen? Eine große Auswahl gab es da allerdings nicht. Leider. Seufzend öffnete er seine Augen und blickte nach oben zur Baumkrone, deren Äste sich im schwachen Wind leicht hin und her bewegten. „Vollidiot.“, murmelte er lautlos, woraufhin er sich wieder zur anderen Seite drehte und dabei die Augen schloss. Es machte überhaupt keinen Spaß sich den Kopf zerbrechen zu müssen. Es war eher nervig und es war alles nur Takerus Schuld. Nach einer Weile hörte er das gleichmäßige Geräusch von einem Paar Schuhe, welches über den Weg neben dem Haupthaus vorbeijoggte. Ohne nachzugucken wusste er, wer das nur sein konnte, aber Loki machte sich nicht die Mühe in Deckung zu gehen. Bisher war er von dem anderen ignoriert worden. Wieso sollte es ausgerechnet jetzt anders sein? Zu seinem Ärgernis wurde Takeru langsamer und anstatt dem gepflasterten Weg weiter zu folgen, trat er zu ihm auf die Wiese, sodass sich nun doch etwas in der Magengegend des Rothaarigen zusammenzog. Konnte ihn der andere nicht einfach in Ruhe lassen? Einen Moment wartete Loki regungslos ab. Dabei stellte er sich immer noch schlafend, obwohl ihm die Situation nicht ganz geheuer war, denn in seinem Kopf malte er es sich bereits aus, wie ihm Takeru einen Eimer Wasser oder etwas anderes Ekliges über den Körper kippte. Nur vergaß er, dass der Meeresgott weitaus weniger verspielt war als er selbst. Sowas Unsinniges würde nur Loki tun, ganz im Gegensatz zu dem anderen. Ein weiterer Augenblick verstrich und nichts geschah, zumindest bis er etwas in seinem Gesicht spüren konnte. Es war… ein bekanntes Gefühl. Sofort riss Loki seine Augen auf. Vor ihm hockte tatsächlich Takeru, der ihm mit seinen verschwitzen Sportsachen nicht nur unangenehm nah gekommen war, sondern auch einen Arm nach ihm ausstreckte. Seine Hand berührte Lokis Wange, während der Daumen leicht über seine Unterlippe strich und ohne zu Zögern schlug er sie zur Seite. „Spinnst du?“, giftete der Rotschopf aufgebracht, aber alles, was er damit bezweckte, war ein sichtlich angesäuerter Takeru. „Was hast du hier zu suchen?“ „Ich? Du wolltest doch…“, brummte der andere gereizt, schwieg dann allerdings, aber der Feuergott verkrampfte sich trotzdem. Es war offensichtlich, dass Baldr mal wieder etwas angeleiert hatte. „Ich? Kapier es endlich? Was immer Baldr dir gesagt hat… Ich kann dich nicht leiden!“, wollte Loki seinen Standpunkt klarstellen, schüttete damit aber nur noch mehr Öl ins Feuer und bevor er es sich versah, hockte Takeru über ihm. „…und was sollte dieses ganze Zeug…?“, knurrte der Meeresgott leise, während Loki versuchte ihn von sich zu schieben. „Verschwinde!“ Es machte keinen Sinn dem anderen zu erklären, warum er mit ihm den anderen beiden eine Scheinbeziehung vorgespielt hatte. Er würde es wohl eh nicht verstehen, aber dazu kam auch noch, dass Takeru es mit seiner offensiven Art soeben übertrieb, weshalb sich der Feuergott nur noch heftiger gegen ihn sträubte. Zumindest so lange, wie er noch die Möglichkeit dazu hatte, denn auf einmal waren seine Handgelenke geschnappt und neben sich fest gegen den Boden gedrückt. Der Kleinere war doch eindeutig stärker als er selbst. „Takeru, zieh Leine!“, versuchte er sich noch einmal zu verteidigen und funkelte zu diesem hoch. Zugegeben… der Blauhaarige zog eine finstere Miene, doch er machte erstaunlicherweise nicht den Eindruck, als würde er jeden Moment einen cholerischen Anfall bekommen. Sondern eher… Loki schluckte. Diesen Ausdruck hatte er in ihrer kurzen gemeinsamen Zeit schon öfter gesehen, nämlich immer dann, wenn Takeru wegen irgendwas ein Problem zu haben schien und es nicht offen ansprechen wollte. Oder war es… So langsam verstand er was dieses Problem überhaupt war, weshalb er genervt die Augen verdrehte. Irgendwie ergab es doch Sinn. „Ich kann… dich nicht ausstehen!“, wiederholte sich der Rotschopf erneut, musste dabei aber mitansehen, wie sich der andere zu ihm hinunter beugte und ihm dadurch gefährlich nahe kam. „Du…“ Loki drehte seinen Kopf leicht zur Seite, während er über irgendwelche Beleidigungen nachdachte, um sich den Kleineren vom Hals zu schaffen, nur fiel ihm so schnell nichts ein, zumal ihm Takeru das Wort abschnitt. „Sei still!“ Sofort hielt er die Luft an. Er wollte sich nicht vorstellen, was das hier werden sollte. Er wollte gar nicht darüber nachdenken und noch bevor er irgendwie reagieren konnte, bekam er Takerus Lippen aufgedrückt, sodass er nun wirklich nichts Fieses mehr von sich geben konnte. Für einen Moment fühlte sich Loki, als wäre in einem falschen Film und dann ging der Meeresgott auch noch weiter, indem sich seine Zunge auf eine sehr grobe Art und Weise ihren Weg in die fremde Mundhöhle bahnte. Aber viel schlimmer war es noch, dass Lokis Herz dabei wie verrückt zu rasen begann. Einen Augenblick lang ließ er Takerus Zunge umher wüten, ehe er seine Augen schloss und den Kuss erwiderte. Es war ein ganz seltsames Gefühl, aber es war eigentlich gar nicht so schlecht, wobei die unsanfte, fast schon gierige Art irgendwie sehr gut zu dem anderen passte, sodass der Rotschopf kurz davor war in ihren Kuss zu grinsen. Bevor es aber dazu kam löste sich der andere von ihm und auch Loki schnappte schnell nach Luft, ehe er seine Chance nutzte und sich von dem Kleineren befreite, weil sich auch dessen Hände an seinen Handgelenken gelockert hatten. Hastig stand er auf, entfernte sich einige Schritte und als er zurück zu Takeru blickte, sah er, wie sich dieser mit dem Handrücken über die eigenen Lippen rieb, als würde er es im Nachhinein doch recht eklig finden. „Vollidiot!“, zickte Loki, woraufhin es ihm der andere gleich tat. „Selber!“ Kapitel 13: ------------ „Loki!“ Der Rotschopf zuckte zusammen, als er Baldrs freudige Stimme hinter sich hörte und keine Sekunde später stand sein bester Freund strahlend und mit einem fleischig vollbeladenen Essenstablett neben ihm an der Salattheke. Dass der andere zu seinem Steak kein Grünzeug wollte, war Loki bewusst. Trotzdem wich ihm Baldr nicht von der Seite, sondern trat stattdessen noch ein Stück näher heran, sodass ihre Schultern gegeneinander stupsten. „Na~“, flötete der Lichtgott weiter, woraufhin er nur tief seufzen konnte. Die Sache mit Takeru lag ihm im wahrsten Sinne des Wortes schwer im Magen und die Tatsache, dass ausgerechnet sein heißgeliebter Baldr seine Finger mit im Spiel hatte, machte es nicht besser. Eher im Gegenteil. Seit dem gestrigen Kuss war Loki derjenige, der seinem Freund lieber aus dem Weg ging, weil es ihn etwas überforderte. Und selbst das missfiel ihm. Normalerweise würde ihn sowas nicht daran hindern, Baldr wie eh und je zu belagern, ihn an sich zu hängen und ihn zu betatschen. Aber irgendwie… „Loki!? Hast du das ganze leckere Fleisch nicht gesehen? Wieso isst du nur… Salat?“, wollte der andere ganz unschuldig von ihm wissen, ehe dieser nach seinem Arm griff, „Du kannst was von meinem Essen haben! Los, lass uns zu Tsukito und Takeru!“ Takeru, dieser Name ging ihm durch und durch, weshalb er sich sträubte. „Was? Nein! Baldr, ich esse lieber… alleine… oder nein, wieso essen wir nicht zusammen… mit Thor?!“, schnurrte er schwach lächelnd, wurde daraufhin aber nur ganz irritiert angeschaut. „Hmm? Wieso denn? Thor sitzt schon bei den anderen beiden… Ich dachte ihr habt euch wieder vertragen? Immerhin hab ich euch gestern…“ „WAS?“ Fast hätte Loki sein Tablett fallen gelassen. Baldr brauchte seinen Satz gar nicht erst beenden, er wusste ganz genau, worauf dieser hinauswollte, weshalb er unweigerlich rot wurde. Einmal weil er sich darüber ärgerte, aber auch ein bisschen, weil er sich dafür schämte und normalerweise gab es nicht viele Dinge, für die der Rotschopf etwas Derartiges empfinden würde. Angespannt atmete er einmal tief durch, dann rang er sich ein Grinsen ab. „Baldr~ Wie kommst du überhaupt auf solche Sachen? Der Japaner… und ich… Wieso?“ Das interessierte Loki wirklich brennend, zumal er beim letzten Mal keine eindeutige Antwort bekommen hatte und auch jetzt schien sein Gegenüber eher den Eindruck zu machen, als würde er ihn ausweichen wollen. „Ach Loki!“ Der Lichtgott begann zu lachen. „Denkst du, ich habe es nicht bemerkt? Du warst immer so glücklich, wenn du Takeru einen Streich spielen konntest und wenn wir zusammen sind… nunja, ich hab halt das Gefühl, dass ich dich nicht SO glücklich machen kann, deshalb wollte ich nachhelfen! Ich wollte dir halt etwas dafür zurückgeben, weil du mich immer so glücklich gemacht hast!“ Jetzt wusste Loki nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. War das wirklich Baldrs Ernst? Es war so bescheuert, dass er es gar nicht glauben konnte, aber das naive Lächeln seines Freundes unterstrich dessen Aussage noch. „…deswegen bin ich so froh, dass sich das zwischen euch beiden geklärt hat! Ihr habt mir so einen Schrecken eingejagt!“, kicherte Baldr weiter und zog an Lokis Arm. Diesmal leistete der Rotschopf auch keine Gegenwehr, sondern folgte seinem Freund an den Tisch, wo bereits Thor mit den beiden Japanern saß. Tsukito aß stillschweigend und während sich Baldr zu dem Donnergott setzte, musste Loki wohl oder übel mit dem Platz neben Takeru Vorlieb nehmen. Sein heißgeliebter Freund schien wirklich glücklich darüber, dass er sich mit dem kleinen Giftzwerg so gut verstand? Loki konnte das gar nicht richtig glauben, aber wenn er Baldr damit eine Freude bereiten konnte, konnte er zumindest wieder so tun als ob. Es würde ihn schon nicht umbringen, auch wenn es Überwindung kostete und Takeru? Er schielte zur Seite, woraufhin er sofort einen leises Brummen vernehmen konnte. Es war irgendwie typisch und brachte ihn zum Schmunzeln. „Hast du mich vermisst~?“, raunte er trotzdem in einem verspielten Tonfall, wobei er ein Stück näher rückte. „Wieso sollte ich?“ Der Meeresgott stütze seinen Kopf mit einer Hand und blickte wieder einmal total verspannt zur Seite, während Loki dessen Teller begutachtete, ehe er sich etwas klaute und zur Hälfte abbiss. „Hm~“ Über seinen Fang zufrieden hielt er die zweite Hälfte Takeru entgegen. Er staunte auch nicht schlecht, als sich dieser herüber lehnte, um sich füttern zu lassen und aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Baldr über das ganze hübsche Gesicht strahlte. Vielleicht war dieses kleine Spiel ja doch ganz nett, weshalb er weitermachen wollte, indem er den anderen zumindest so lange fütterte bis dessen Teller geleert war und dabei gar nicht bemerkte, wie die anderen mit dem Essen schon längst fertig waren, während sein eigener Teller unberührt blieb. „Loki? Wir gehen schon einmal! Takeru leistet dir ja sicher noch Gesellschaft?!“ Erst als er Baldrs Stimme hörte, blickte er zu den anderen und musste mitansehen, wie jeder von ihnen aufstand und ging, weshalb er es ihnen nachmachen wollte. Hunger hatte er von Vorneherein keinen gehabt, sodass es egal war, ob er noch etwas aß oder nicht, nur hielt ihn plötzlich eine Hand am Arm zurück. „Und was sollte das? Kannst du mir das mal erklären?“, wollte Takeru ausgerechnet jetzt von ihm wissen, da sie nun alleine waren, aber Loki hatte keine Lust sich schon wieder wegen diesem dämlichen Thema rechtfertigen zu müssen. „Ich weiß nicht, was du meinst~“ Schulterzuckend stand er daher auf und nahm seinen noch gefüllten Teller mit, um ihn kurzerhand zu entsorgen. Bloß folgte ihm der andere dabei. „Was… willst du von mir?“, wurde er weiter gefragt, sodass er nur mit seinen Augen rollte. Eigentlich sollte er derjenige sein, der den Kleineren mit dieser Frage löcherte, denn er verstand nach wie vor nicht, was in dem Kopf des anderen vor sich ging und… er wusste auch nicht, wieso sie bei dem Thema weitermachten, wo sie gestern aufgehört hatten. Takeru vollkommen ignorierend stapfte er deshalb den Gang weiter entlang. Er wollte zu seinem Zimmer, nur kam er nicht weit, da er schon wieder gepackt wurde und sich mit dem Rücken an der Wand widerfand. Der plötzliche Druck presste ihm regelrecht die Luft aus der Lunge, sodass er kurz aufkeuchte und tief durchatmete, ehe er verwundert in das ernste Gesicht seines Gegenübers blickte. Es schien ihm, als hätte da jemand einen gewaltigen Redebedarf, nur war Takeru nicht der Gesprächigste und funkelte ihn auch jetzt nur finster an. Im Gegensetz zu gestern blieb Loki allerdings recht gelassen, indem er sich nur eine Haarsträhne um seinen Finger zwirbelte. „Oh~ Was ist los?“, kicherte er etwas amüsiert. „Ich dachte, du kannst mich nicht ausstehen?“ „Kann ich auch nicht, du kannst mich doch auch nicht leiden!?“ Tatsächlich waren sie genau dort, wo sie schon einmal waren, nur diesmal ging Takeru einen Schritt weiter. „Vielleicht.“, antwortete er leise, öffnete die Tür, die sich neben Loki in der Wand befand und im nächsten Moment waren sie auch beide in dem kleinen Abstellraum verschwunden. Kapitel 14: ------------ Loki keuchte heiß auf, als er mit einem scheppernden Geräusch gegen eines der Regale in der Abstellkammer gepresst wurde. Takeru hing dabei schon wieder an seinen Lippen, aber er sträubte sich nicht dagegen. Stattdessen schauderte er, während die Tür zurück in ihr Schloss fiel, sodass es fast dunkel wurde und weil er befürchtete, dass das sonderbare Verhalten des anderen nur eine Laune war, schlang er sogleich seine Arme um dessen Nacken, damit es sich der Meeresgott nicht doch noch anders überlegen konnte. Die ganze Situation machte ihn ziemlich an und die Abneigung, die eigentlich zwischen ihnen herrschte, war so schnell in Lust umgeschlagen, dass es dem Rotschopf schwindelig wurde. Loki wollte hier jetzt unter gar keinen Umständen alleine und unbefriedigt zurückgelassen werden, nur bedachte er dabei nicht, dass nicht jeder so kleine Spielchen, wie er selbst, spielte und Takeru schien es durchaus sehr ernst zu meinen. Ohne Umwege hatten sich dessen Hände an dem Hemd seiner Uniform vergriffen. Er riss ungeduldig daran bis die einzelnen Knöpfe nachgaben und absprangen, woraufhin Loki den Kuss mit einem leisen Kichern unterbrach. Dass der andere niemand war, der sonderlich zärtlich vorgehen würde, konnte er sich schon denken. Trotzdem blieb es seltsam, da er in den letzten Tagen doch eher widerspenstig gewesen war. „Wieso hast du mir nicht vorher gesagt, dass du mich willst?“, raunte er leise, wobei er seine Arme langsam zurückzog, um seinem Gegenüber über die Brust zu streichen, „Vielleicht hätte ich schon eher eine Ausnahme gemacht?!“ Das hörte sich ebenfalls anders an, als das, was er gestern noch gesagt hatte. Er mochte Takeru nach wie vor nicht, aber so heiß wie der andere gerade war… „Halt die Klappe!“, wurde er allerdings direkt angewiesen und konnte daraufhin auch nichts mehr erwidern, weil seine Lippen wieder in Besitz genommen wurden, während er noch etwas fester gegen das Regal gedrückt wurde. Loki stöhnte unterdrückt in den Kuss. Eins der Regalbretter bohrte sich in seinen Rücken und mit seiner Schulter stieß er gegen einige Glasgefäße, aber Takeru ließ sich von dem Geklapper nicht beirren. Stattdessen fuhren seine Hände nun zu Lokis Gürtelschnalle, die er schnell öffnete, ehe er Hose, sowie Shorts nach unten zerrte und ihn unsanft herumdrehte, sodass die Stirn des Feuergottes gegen das Regal stieß. „Aa-h! Was machst du da~?“ Die grobe Art des anderen war zwar erregend, aber das war nun doch ein bisschen zu ungestüm und unkontrolliert für seinen Geschmack und nur weil Takeru vielleicht ganz gut küssen konnte… Woher wollte der Rotschopf wissen, dass der Kleinere auch jetzt wusste, was er tat? „Takeru?!“, schnaufte er verärgert, weil der andere nicht hörte und seine Finger einfach nicht bei sich behalten konnte, sodass Loki nach dessen Händen griff, um sie wegzuschieben. Allerdings endete das ganze in einer kleinen Rangelei und schließlich verlor er sein Gleichgewicht, sodass er zusammen mit Takeru zu Boden stürzte. Irgendwo zersprang Glas und Loki zuckte zusammen, da ihm etwas auf den Kopf fiel. Jetzt war seine Erregung doch wieder abgeflaut, obwohl er direkt auf dem anderen lag. „Was soll denn… der Mist?“, beschwerte er sich zähneknirschend, wobei er seinen Hinterkopf rieb. Im Halbdunkeln sah er nur, wie sich Takeru mit beiden Händen am Boden abstütze und ihn beobachtete. Eine Entschuldigung konnte er wohl nicht erwarten und gerade, als er sich aufgerappelt und seine Hose wieder gerichtet hatte, hörte er ein leises Grummeln. „…das war doch eine Einladung von dir.“ Sofort kroch Loki wieder zurück zu dem anderen und tippte ihn anklagend mit einem Finger gegen die Brust. „Eine Einladung? Du hast mich hier rein gedrängt! Was ist los mit dir?“, wollte er schon wieder wissen und diesmal bekam er auch leider eine Antwort. „Ich will dich.“ „Hu?“ Der Feuergott hielt die Luft an. Jetzt hatte Takeru tatsächlich seine schlimmste Befürchtung ausgesprochen, woraufhin ihm ein kühler Schauer über den Rücken lief. Dann begann er allerdings kindisch zu kichern. „Oh~ Nenn mir einen Grund, wieso ich mit so einer Jungfrau wie dir ins Bett gehen sollte~?“ Natürlich legte er sich die Worte des anderen so für sich zurecht, wie er es am liebsten hatte. Er wollte mit Takeru sicher nicht über irgendwelche Gefühle reden. „Du hast doch gerade... Wenn du die Geschichte mit Baldr und Tsukito noch glauben würdest…“, begann dieser darauf hörbar gereizt, aber Loki wollte ihn nicht ausreden lassen. „Ihr habt mir alle einen üblen Streich gespielt!“, unterbrach er ihn stattdessen, um einfach vom Thema abzulenken, wurde danach allerdings an seine Krawatte gepackt und nach vorne gezogen. „Geschieht jemanden wie dir nur Recht! Ich hasse deine bescheuerten Streiche…“ Am liebsten würde sich Loki losreißen und eingeschnappt die Flucht antreten, aber der warme Atem an seiner Wange löste wiederrum ein angenehmes Gefühl aus. Die Lippen des anderen waren seinen wieder so nah, dass er wahnsinnig wurde. Wieso war Takeru auf einmal so heiß und nicht so bescheuert und dämlich wie sonst? Mit einem trotzigen Geräusch schnappte er nach dem anderen Lippenpaar, wobei er sein Gewicht auf den Meeresgott verlagerte, um ihn nach unten zu Boden zu drücken. Diesmal war er derjenige, der sich an der fremden Hose verging und Takeru schien irritiert. Trotzdem hielt sich Loki nicht zurück, sondern griff direkt in die geöffnete Hose, um dessen Erektion zu befreien und dafür ließ er nun auch wieder von den Lippen des Kleineren ab. Grinsend rutschte er tiefer. „Was…?“ Es passte dem anderen offenbar gar nicht, dass er nun die Initiative an sich reißen wollte, aber für den Rotschopf kam gar nichts anderes in Frage. „Entspann dich doch mal~ und reg dich nicht gleich so auf!“, hauchte er gegen Takerus Spitze, die er schnurrend mit seiner Zunge umspielte. Im Gegensatz zu dem kleinen Giftzwerg wusste er, wie er das bekam, was er wollte. Deshalb umschloss er ihn auch sogleich mit seinen Lippen und kicherte innerlich, da er spürte, wie hart der andere in kürzester Zeit wurde. Kaum hatte er einige Male an der Erregung gesaugt und sie gut befeuchtet, entließ er sie aber schon wieder aus seinen Mund, um neugierig zu Takeru zu blinzeln. Im Halbdunkel konnte er keine Gesichtszüge erkennen, wusste aber, dass er immer noch diesen leicht verärgerten Blick im Gesicht stehen hatte. Er wusste mittlerweile wohl auch, wie gut Loki darin war, jemanden im letzten Moment stehen zu lassen. „Es ist echt ätzend, dass du immer so schlecht gelaunt sein musst!“, bemerkte er nebensächlich, während er sich die eigene Hose auszog, bevor er zurück über Takeru kletterte und sich langsam auf diesen niederließ. So unvorbereitet tat es zwar etwas weh, aber nachdem er sich an den anderen gewöhnt hatte, begann sich Loki zu bewegen. Er ließ seine Hüften kreisen und als er es endlich schaffte, dass der Meeresgott ein zufriedenes Keuchen von sich gab, schlug sein Herz schneller. Mit einem leisen Stöhnen kippte er seinen Kopf in den Nacken, wobei er die Augen schloss. Die Sache mit Takeru war vielleicht nicht ganz so schlecht. Zumindest begann es jetzt wieder Spaß zu machen. Kapitel 15: ------------ Langsam öffnete Takeru seine Augen, als er ein Rascheln hinter sich hörte. Loki lag nun schon eine ganze Weile schlafend neben ihm und eigentlich hätte er jederzeit aufstehen können. Seine Sachen lagen überall im Zimmer des anderen verstreut. Er hätte sie nehmen, sich anziehen und den Rotschopf alleine zurücklassen können, allerdings drückte sich Lokis Stirn gegen seinen nackten Rücken und irgendwie… war es sehr angenehm. Als das Rascheln lauter wurde, ließ dieses Gefühl nach, denn sein Bettpartner rollte sich herum und ließ somit von ihm ab, sodass auch Takeru die Seite wechselte. Loki schlief tatsächlich immer noch tief und fest. Es war zwar kein neuer Anblick, aber es überraschte ihn jedes Mal, wie süß er das schlafende Gesicht des Feuergottes fand. Dieser Ausdruck war immerhin so anders, als dieses verschwörerische Grinsen, was sonst auf den Lippen des anderen lag und gerade als er sich über ihn beugen wollte, schlug dieser seine Augen auf. „Hu~“, wurde er angekichert, weshalb er sogleich zurückwich, denn obwohl sich Lokis Lippen zu einem Grinsen kräuseln, sagte das Funkeln in seinen Augen etwas ganz anderes. Der Meeresgott hasste diese undurchschaubare Unehrlichkeit, doch bevor er sich unnötig aufregte, stand er lieber auf. Mit einer Hand griff er nach seiner Short, mit der anderen strich er sich die blauen Haare nach hinten aus dem Gesicht und während er damit begann sich anzuziehen, spürte er ein Kribbeln im Nacken. Loki starrte ihn an. Aber Takeru musste sich noch nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wie dessen Blick dabei aussah. „Hm~ Du bist so schlecht im Bett, dass ich mich wirklich frage, warum ich das überhaupt mache!?“, begann der Rotschopf mit sich selbst zu sprechen und noch versuchte der Kleinere diese offensichtliche Provokation zu überhören. Bloß… konnte sich Takeru ebenfalls fragen, wieso er das überhaupt tat. Jedes Mal, wenn sie sich trafen, oder begegneten wurde er mit Nichtigkeiten zur Weißglut gebracht. Er regte sich auf, wobei Loki immer seinen Spaß zu haben schien und jedes Mal rissen sie sich schließlich ihre Kleidungsstücke vom Leib, sodass es so endete wie jetzt. Mittlerweile konnte es der japanische Gott noch nicht einmal mehr zählen, wie oft sie in den vergangenen Wochen miteinander geschlafen hatten, aber der andere verlor trotzdem nicht den Spaß mit ihm zu spielen. Etwas anderes war es nun einmal nicht. Das wusste er und er ließ sich immer wieder darauf ein. Abfällig brummend zog sich Takeru sein Shirt über den Kopf, ehe er anschließend doch noch einen Blick nach hinten zum Bett warf. Dort lag Loki wieder auf seinem Bauch, die Beine angewinkelt und in die Luft gestreckt. Seinen Kopf stützte er mit einer Hand ab, wobei er scheinbar gelangweilt an einer Haarsträhne herum zupfte und anhand des Lächelns, was auf diesen wunderschönen Lippen lag, wusste Takeru, dass der andere zu seinem nächsten Schlag ansetzte. „Egal wie oft ich mit dir übe~ Du wirst einfach nicht besser!“, kam es in einem fiesen Ton vom Feuergott, der damit die Grenze überschritten hatte. „Wie du meinst… Dann kannst du es ja ab jetzt sein lassen!“ Mit einer Mischung aus Ärgernis und Gekränktheit schlüpfte Takeru in seine Schuhe und schlurfte zur Tür. Diesmal wollte er sich nicht auf dieses Spielchen einlassen. „Wenn du es so nötig hast, wieso gehst du nicht zu deinem Lover, mit dem du es sonst immer treibst?“, grummelte er sauer und zog die Zimmertür lautstark hinter sich zu. Nur jetzt, wo er es ausgesprochen hatte, nervte es ihn schon ganz gewaltig. Immerhin wollte er auch nicht, dass Loki zu diesem anderen Typen ging. Auch wenn er nicht wusste, wer das sein sollte. Es war sicher nicht Baldr. Aber vielleicht Thor? Mit dem Donnergott hing der andere schließlich sonst auch immer zusammen. Oder doch einer von den anderen Göttern? Zähneknirschend stapfte Takeru zurück zu den japanischen Räumlichkeiten. Zum Thema Eifersucht stand er sicher nicht hinter den nordischen Göttern zurück. Ganz im Gegenteil. Allerdings war er zu stolz, um sich jetzt so einfachwieder zu Lokis Spielball machen zu lassen. Immerhin war er dem anderen schon etliche andere Male hinterhergelaufen und irgendwann war eben Schluss. So schlecht gelaunt, wie schon lange nicht mehr, stieg er einige Treppenstufen nach unten und wäre dabei fast noch gestolpert. Hades schien wieder einmal von irgendeinem Missgeschick ereilt worden zu sein, denn er lag ausgerechnet zusammen mit Baldr am Treppenfuß. „Ah~! Takeru-san!“, wurde er freudestrahlend vom Lichtgott begrüßt, während er über die beiden hinweg stieg. Im Grunde wollte er sich nicht weiter um sie kümmern, aber als Baldr hinter ihm herrief, musste er unweigerlich stehen bleiben und zurück schauen. „Hast du Loki besucht? Lasst uns doch morgen noch einmal alle gemeinsam essen?! Ein Barbecue? Wär das nicht toll?“ Darauf konnte Takeru nur mit den Kopf schütteln, denn in nächster Zeit wollte er sich sicher nicht mit Loki an einen Tisch setzen und ohne weiter auf Baldr einzugehen, ging er schließlich weiter. Den Rest des Tages verbrachte er, indem er seine Strecke außerhalb der Akademie joggte. Immer und immer wieder, wobei er sich die vergangenen Wochen noch einmal ins Gedächtnis rief. Anfangs hatte er Baldr für dessen bescheuerte Idee verteufelt, zumal ihn der andere zuerst nur um etwas Hilfe gebeten hatte. Von wegen, er brauchte etwas Freiheit und Takeru sollte sicher derweil einfach ein bisschen um Loki kümmern, doch dass auch sein Bruder in diese Sache hineinrutschen sollte, hatte er nicht gewusst und schon war alles etwas aus dem Ruder gelaufen. Er war vollkommen auf Baldr Verkupplungsplan hereingefallen, auch wenn die Idee mit der Scheinbeziehung auf seinem Mist gewachsen war. Der eigentliche Fehler lag aber eher darin, dass er schon vor dem Ganzen ein Auge auf den Feuergott geworfen hatte und nun spielte Loki nur noch mehr, als er es nicht ohnehin schon tun würde. Obwohl er zwischendurch sehr abweisend gewesen war. Takeru blieb stehen und dehnte seine Beine. Er war sich nicht sicher, ob er sich tatsächlich etwas darauf einbilden konnte, dass der andere nicht total abblockte, nachdem herausgekommen war, dass Baldr und Tsukitos Beziehung ebenfalls nur ein Vorwand gewesen war. Das war aber wohl nur etwas, was ihm Loki beantworten konnte, nur fragen würde er ihn nicht. Nach einer weiteren Runde kehrte er zu dem Eingang des japanischen Wohnblocks zurück und kaum öffnete er die Tür, wurde er bereits von einer bekannten Stimme begrüßt. „Takeru-san! Hier ist Besuch für dich!“ Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, wurde ihm eine Person entgegen geschubst und dann lag Loki auch schon in seinen Armen, während Baldr strahlend wie eh und je im Eingangsbereich stand und sich sichtlich amüsierte. „Ich habe mit Loki ein ernstes Wort gesprochen!“, erklärte er lächelnd, „Und er ist hier, um sich bei dir zu entschuldigen!“ „Baldr~ Was sagst du da?“ Natürlich schüttelte der Feuergott seinen Kopf, wobei er sich losriss, aber das war Takeru nur Recht. Schulterzuckend ging er an den beide vorbei. „Auf irgendwelche erzwungenen Entschuldigungen kann ich gut verzichten!“ Sowohl Baldr, als auch Loki verzogen das Gesicht, aber er ging trotzdem weiter und steuerte den Weg zum japanischen Bad an. „A-ah~ Takeru? Vielleicht kann ich dich ja begleiten und dir wieder den Rücken einseifen~?“ Zu seiner Überraschung war ihm der Rotschopf ein Stück weit gefolgt und als er sich zu ihm drehte, um ihn anzugucken, schaute ihn der andere nicht so an, wie er es sonst immer tat. Kapitel 16: ------------ Schweigend saß Takeru auf einem der kleinen Hocker, während Loki, wie schon einmal, hinter ihm hockte und seinen Rücken einseifte. Diesmal waren sie allerdings nicht nur alleine, der andere war auch ungewöhnlich ruhig. Es kam kein Kommentar, keine blöde Bemerkung und er versuchte es noch nicht einmal ihn irgendwie zu provozieren. Aus diesem Grund roch das Ganze nach einem neuen Spaß, den sich der Feuergott wohl erlauben wollte. Innerlich kochend ballte der Blauhaarige seine Hände zu Fäusten, wobei er jeden Muskel seines Körpers anspannte und keine Sekunde später stoppte das Händepaar auf seinen Rücken. „Takeru? Wieso… bist du schon wieder so verpannt~? Auch das war wie damals, nur mit dem Unterschied, dass Loki nicht weiter darauf herumritt. Als sie das erste Mal zusammen gebadet hatten, war er immerhin aus einem ganz anderen Grund angespannt gewesen. Nicht, weil er verärgert gewesen war, sondern weil der andere ihn unsagbar angemacht hatte. Weil Loki keine Antwort bekam, machte er schließlich wohl weiter und zu Takerus Verwunderung wurde seine Schulterpartie auf einmal mit sanft massierenden Bewegungen bearbeitet. „Du gehst jeden Tag laufen, wie kannst du dann nur immer so verspannt sein~?“, plapperte der Rotschopf dabei weiter, als würde er überhaupt keinen fiesen Hintergedanken haben, geschweige denn, als würde er es merken, dass er sich aus Ärger anspannte und versuchte diesen damit zurückzuhalten. „Loki…“, seufzte er deshalb genervt und funkelte kurz nach hinten, sodass der andere schon wieder stoppte und seine Hände diesmal sogar ruckartig zurückzog. „Ja~? Gefällt es dir nicht?“ Ohne auf die dämliche Frage einzugehen blickte Takeru wieder nach vorne. Er wusste ja, dass Loki manchmal etwas länger brauchte, um etwas zu verstehen, andererseits war der Feuergott auch hinterlistig genug, um seinem Gegenüber etwas vorzumachen. Vermutlich stellte er sich wohl einfach nur doof. „Hm~ Bitte… wenn du nicht massiert werden möchtest!“, erklang es allerdings auf einmal von hinten, sodass er sich sofort wieder umdrehte. Loki machte tatsächlich ein eingeschnapptes Gesicht, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte und Takerus Blick gekonnt ignorierte, aber gerade das brachte das Pulverfass nun zum Explodieren. Selbst wenn ihm eine erzwungene Entschuldigung angekündigt wurde, das dämliche Verhalten, was Loki jetzt an den Tag legte, übertraf alles das, womit er vorher noch gerechnet hatte. „Hey! Du hast hier sicher nicht das Recht zu schmollen!“, fuhr er ihn an. „Ach nein~ Wieso nicht? Ich weiß nicht was du meinst!“ Vielleicht hätte er wissen müssen, dass sowas passieren könnte, aber die Reaktion des Größeren kam doch unerwartet, sodass es Takeru für einen Moment die Sprache verschlug. Dann kam der Ärger zurück, weshalb er tief Luft holte. Bloß war Loki schneller und kippte ihm den mit Wasser gefüllten Wascheimer entgegen. „Wer zuerst im Wasser ist~“, lachte er dabei. Das nächste was der Meeresgott anschließend sah, war nur noch der nackte Hintern von Loki, als dieser in den warmen Onsen sprang und mittlerweile kam er sich wirklich… nur noch verarscht vor. Scheinbar hatte er sich vorher wirklich geirrt. Nur weil der andere nicht mehr dieses undurchschaubare Grinsen im Gesicht stehen hatte, bedeutete dies wohl nicht, dass er tatsächlich mal ehrlich war. Zähneknirschend stand Takeru auf, band sich sein Handtuch um die Hüften und ging langsam ans Wasser. Er musste sich wirklich dazu zwingen ruhig zu bleiben. „Loki!“, brummte er erneut, während er sich ins warme Wasser gleiten ließ. Es war offensichtlich, dass sein Gegenüber wusste, was sein Problem war. Immerhin hielt der Rotschopf einen sorgsam bedachten Sicherheitsabstand zu ihm. „Was denn~?“ „Wolltest du dich nicht bei mir entschuldigen?“, fragte Takeru schließlich gezwungenermaßen und auf einmal wurde Lokis Gesichtsausdruck ernster. „Hast du nicht gesagt, du kannst auf eine erzwungene Entschuldigung verzichten? Und überhaupt. Wofür soll ich mich bei dir denn entschuldigen?“ Langsam neigte der andere seinen Kopf und begann ihn aufmerksam zu beobachten, sodass es ihm unangenehm wurde und er diesem Blick auswich, indem er einfach zur Seite guckte. „Hm~ weißt du, ich hab wirklich keine Lust dir immer alles aus der Nase ziehen zu müssen!“, mit gesenkter Stimme kam Loki auf ihn zugerutscht und bei dem, was folgte, wurde es Takeru ein bisschen anders. „Wieso bist du einfach aus meinem Zimmer abgehauen?“ Es schien nicht so, als würde es dem anderen leicht über die Lippen gehen, nur wie sollte er darauf antworten? Zumal er sich schon wieder ärgerte. War es nicht offensichtlich gewesen? Der Feuergott musste wirklich lernen, wann er eine Grenze überschritt und zumindest dafür hätte er gerne eine Entschuldigung. „Ich dachte, du würdest eh zu deinem… anderen gehen…“, rutschte es Takeru schließlich heraus, doch das erwartete Lachen blieb aus. Stattdessen wurde er mit großen Augen angeblinzelt und starrte kurz mit einem leisen Schnauben zurück. Einen Moment lang geschah nichts, dann rückte Loki noch ein Stück näher. „Wovon redest du? Es gab noch nie einen anderen.“, wurde ihm allen Ernstes erklärt und er spürte dabei, wie der andere die Hand an seine Brust legte. Zumindest jetzt schaute Takeru wieder zurück, nur dafür wich ihm nun sein Gegenüber aus. „Du weißt doch~ Ich bin ein Lügner.“ Zuerst war er sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte und ob es tatsächlich sein konnte, dass Loki die Wahrheit sagte. Immerhin wäre es nicht untypisch, wenn dieser sich bloß den nächsten Spaß mit ihm erlaubte. „Hu? Ist es so witzig, dass du…“, begann der Kleinere brummend, wobei er schon sehen konnte, wie der andere den Kopf schüttelte, woraufhin er stutzte. Für einen Augenblick überkam den Meeresgott das wohlige Gefühl, dass es vielleicht doch die Wahrheit war. „Loki, du…“ „Baldr hatte Recht und ich sollte mich ausnahmsweise bei dir entschuldigen. Eigentlich warst du mein Erster…“, wisperte der Rotschopf kaum hörbar, nur wollte er es ihm nicht ganz so einfach machen. „Und deswegen treibst du die ganze Zeit über deinen Spaß mit mir und tust so, als ob du alles besser wüsstest und… verletzt mich mit Absicht?“, kam es recht hart von ihm, als hätte er die Entschuldigung überhört. Immerhin war es genau das, was er die ganze Zeit über empfand und jetzt, wo zumindest einige Dinge davor standen ausgesprochen zu werden, wollte er es wissen. Takeru atmete langsam durch. „Loki, ich…“ Weiter kam er nicht, da er bereits von dem anderen unterbrochen wurde und dieser ihm plötzlich eine Hand ins Gesicht drückte, als würde er sich vor den nächsten Worten sträuben. „Du bist ein Vollidiot und ich kann dich nicht leiden!“, zickte Loki mit einem etwas verzweifelten Gesicht, „Aber… ich möchte nicht, dass das zwischen uns aufhört. Du und ich… wir könnten doch~ weiter so tun, als hätten wir eine Beziehung?! Dann bring ich dir auch bei, wie das im Bett richtig geht~!“ Kaum hatte Loki die letzten Worte ausgesprochen, überkam Takeru ein heftiges Gefühl und ausnahmsweise war es keine Wut. Sein Herz schlug schneller, wobei er ungewollt heftig nach dem Handgelenk des anderen. „Huu? Als ob du da so viel mehr drüber weißt!“, blaffte er dennoch zurück und konnte ein schwaches Grinsen kaum zurückhalten, während er den Feuergott näher zog. „Ja, weiß ich. Manchmal mach ich die Hausaufgaben, die wir aufbekommen!“, säuselte Loki gegen seine Lippen, ehe er dem Blauhaarigen einen Kuss auf den Mundwinkel hauchte und vielleicht war Baldrs Idee gar nicht so schlecht gewesen. Auch wenn Loki trotzdem ein Idiot blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)