Expensive Days von Sherlysoka (What is Fairness for You?) ================================================================================ Kapitel 5: Das Leuchten in der Nacht ------------------------------------ Wir verbrachten den ganzen Vormittag am See. Schwammen, sonnten uns, tauchten, und sonnten uns wieder. Ich genoss es, Connor wieder um mich zu haben. "Wie ist New York?" fragte ich schließlich, als wir uns auf dem Rückweg zur Siedlung befanden. "Groß", meinte er. "Und laut. Bettler an jeder Straßenecke, und nirgens ist man sicher. Als normaler Zivilist." Er sah mich komisch an. Kam heute öfter vor. "Ist was?" Er schüttelte schnell den Kopf, und seine schmalen Zöpfe flogen umher. Ich lächelte. Warscheinlich war er nur wieder erschöpft. Es viel ihm schwer, zuzugeben, das auch er, der große Connor Kenway Grenzen hatte. Meine nasse Kleidung scheuerte unangenehm, aber ich war rundum glücklich. Könnte es doch nur immer so sein. Das Mittagessen mit Achilles war wie das mit einer Familie. Die ich nie haben werde. Falsch. Sie waren jetzt meine Familie. Ein Indianer mit Agressionsproblemen, und ein in die Jahre gekommener Afrikaner. "Wie ist es dir in New York ergangen?" fragte Achilles, nachdem er einen Bissen des Rehbratens geschluckt hatte. "Sie hatten keine Chance. Haben sie nie." Connor schien die Selbstsicherheit in Person zu sein. "Dein Hochmut wird dir eines Tages zum Verhängnis werden, Junge." Achilles Mine war ernst, doch liebevoll. Er sah einen Sohn in dem Mohawk, seit sein Connor das Zeitliche gesegntet hatte. Nach dem Essen ging ich mit Connor ausreiten. Ich gewann gegen ihn jedes Rennen. Warscheinlich, weil ich einfach leichter war als er. Auf einer Wiese lieferten wir uns den Wettkampf. Ich ritt meinen gescheckten Lieblingshengst, Tobiano. Als Connors Pfiff ertönte, ließ ich ihn erst langsam schneller werden, während Connor den selben Fehler machte wie immer. Er stob nach vorne, und ließ mich weit zurück. Auf halber Strecke überholte ich ihn, zog an ihm vorbei. Ich liebte es, sein Angestrengtes, unzufriedenes Gesicht zu sehen, wenn ich triümphierte. Ich liebte es, wie seine Haare im Wind flogen, wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen, und er sich Tiefer über Seevogels Hals lehnte, und ihn schgneller trieb. Doch er hatte keine Chance. Als ich am anderen Ende der Wiese ankam, lag er weit zurück. "ich würde dich für eine Indianerin halten, wüsste ich es nicht besser!" rief er. Ich schmunzelte. Für mich war das ein Kompliment. Nebeneinander ritten wir weiter. Die Sonne schien warm auf meine Haut. Ich fühlte mich so frei wie nie zuvor. Connor war sehr still. Ich wusste aber genau, das er etwas sagen wollte. Ich kannte diese Art, wie er sich auf die Unterlippe biss. Irgendetwas machte ihm zu schaffen. "Alles in Ordnung?" fragte ich vorsichig. Es dauerte etwas, bis er nickte. Aber ich wusste, das es nicht stimmte. Das sich irgendetwas verändert hatte. Nicht zwingend negativ. Aber anders. *** "Alles in Ordnung?" Er hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Er wollte ihre Stimme nicht hören. Es war... Es machte etwas mit ihm. Langsam nickte er. Aber es war gelogen. Nichts war in Ordnung. Es hatte sich alles verändert. Früher hatte es für ihn keine Unterschiede gegeben. Frauen, Männer, alle gleich. Wenn sie Verräter waren, mussten sie sterben. Ansonsten waren sie ihm Egal. Früher war Rookie ein Mensch wie jeder andere gewesen. Leicht nervig, überflüssig in seinen Augen. Irgendwann hatte er begonnen sie zu mögen. Seine Zeit mit ihr verbracht. Und jetzt dachte er definitiv zu oft an sie. Schon allein die Umarmung heute Morgen hatte alles in ihm durcheinander gebracht. Seit wann brauchte er körperliche Nähe? Er umarmte nicht mal Achilles. Und er war quasi ein Vater für ihn! Vollkommen verwirrt, und ratlos saß er da auf seinem Pferd. Seine Reaktion auf ihren Körper, nach dem Schwimmen hatte ihn regelrecht wütend gemacht. Stehts hatte er auf andere Männer hinabgesehen, für ihre "primitiven" Triebe. Und jetzt war er kein Stück besser. ************************* Volkommen geschafft lag Connor auf seinem Bett. Er war nicht körperlich am Limit, sondern emotional. Er kannte sich nicht mehr mit sich selbst aus, und war total verwirrt. Und schlafen konnte er jetzt bestimmt nicht. Draußen tobte ein Gewitter. Der Herbst kam mit schnellen Schritten. Leise erhob er sich, und schlich die Treppe hinunter, um an seinem Neuen Köcher weiter zu arbeiten. Solche Aufgaben lenkten ihn ab, und halfen ihm sich zu beruhigen. Doch auf dem Flur wurde er aufgehalten. Rookie lugte aus ihrem Zimmer. sie trug ein schlichtes Nachthemd, und war barfuß. "Connor?" Ihre Stimme zitterte. "Ich... ich hab Angst." Wenn Connor etwas nicht nachvollziehen konnte, dann die Angst vor Gewittern. Doch sie sah so hilflos aus, das er kurzerhand in ihr Zimmer schlüpfte. Es war kühl, und die Luft roch klar. Natülich. Sie hatte den ganzen Tag das Fenster offen. "Ich würde dir etwas vorsingen, wenn ich singen könnte" Er schmunzelte. "Aber ich kann dir eine Geschichte erzählen. Er setzte sich auf ihr Bett, und klopfte neben sich. Rookie nahm Platz. Und Connor erzählte ihr eine Geschichte, die man sich seit Jahren in seinem Stamm erzählte. Rookie genoss den Klang seiner tiefen, ruhigen Stimme, die sie besänftigte, und ihre Angst vertieb. Schließlich war sie so müde, das sie sich zurück unter die Decke kuschelte. Connor stand auf. Sein Mund war trocken vom Erzählen. "Gute Nacht." Gerade wollte er das Zimmer verlassen. "Connor." Ihre Stimme war leise. Er drehte sich um. Sie hatte sich auf ihren Ellenbogen gestützt. "Bleib." Er stand unschlüssig im Raum. "Ich beiße nicht." Er wusste, das sie Grinste. Er gab sich einen Ruck, und kam zurück zu ihrem Bett, und setzte sich auf die Kante. Sie rutschte, und er legte sich neben sie. Steif wie ein Brett. Eine Weile verharrten sie so. doch irgendwann drehte sie sich zu ihm um, und schmiegte ihren Kopf in seine Halsbeuge. Wie sie seinen Geruch liebte. Sie könnte den ganzen Tag an ihm schnuppern. Auch Connor begann sich langsam zu entspannen, und rückte etwas Enger an sie. "Danke", sagte sie leise. Er antwortete nicht. Diese Situation überwältigte ihn. Er genoss sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)