Die Herren der Winde von Katzenelch ================================================================================ Kapitel 5: Die Dramber ---------------------- Geschafft, das fünfte Kapitel ist pünktlich fertig geworden. Wie angekündigt muss ich hier leider etwas mehr auf Taiga eingehen. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich für diese Geschichte mehr über ihre Art berichten muss, da ich keine Geschichte der älteren Generationen veröffentlicht habe und dies hier behandelt immerhin schon die Siebte. Also, viel Spaß beim Lesen. ~~~~~~~ Der Unterricht hatte begonnen. Zumindest sollte er das, doch der Akademielehrer war noch immer nicht erschienen. Die meisten Schüler tuschelten verwundert. Das war ungewöhnlich für den Lehrer gewesen. Andere waren geduldig und breiteten ihre Unterlagen auf den Tischen aus. Taiga jedoch war es leid zu warten. Sie hatte keine Lust mehr Däumchen zu drehen und still zu sitzen. Eine bisher unterdrückte Wut kochte in ihr hoch. Hatte nicht eben dieser Lehrer sie derart nachtragend zur Schnecke gemacht, nur weil sie an ihrem ersten Tag zu spät erschienen war!? Hatte er sie nicht allein deswegen vor der gesamten Klasse bloß gestellt? Nun leistete er sich selbst diese Dreistigkeit, unpünktlich zu sein. Aber er sollte nicht ungestraft davonkommen! Entschlossen kramte sie in ihrer Tasche nach ihren Bastel-Utensilien und griff nach einer Tube. Matsuri beobachtete Taiga dabei, wie sie auf Zehenspitzen und mit jener Tube in der Hand in Richtung des Lehrerpultes schlich. Sie lief drum herum, zum Stuhl und schien sich mit der Sitzfläche zu beschäftigen. Als Schritte im Flur ertönten, schreckte sie jedoch auf und rannte auf ihren Platz neben Matsuri zurück. Hastig schraubte sie die gelbe Tube zu. Ihre Sitznachberin konnte noch die Aufschrift "Alleskleber" entziffern und ihr dämmerte es. "Du hast doch nicht wirklich...!?" Doch Taiga hielt sich einen Finger vor dem Mund, um Matsuri zum Schweigen zu bitten. Die Tür zum Klassenzimmer wurde geöffnet und der Lehrer trat ein. Ohne Umschweife und ohne Entschuldigung begrüßte er die Klasse und begann sogleich mit dem Unterricht. Es war wieder Theorie an der Reihe. An diesem Tag ging es darum, welche Möglichkeiten es gab, einem Kunai auszuweichen, oder es sogar abzuwehren. Taiga rieb nervös die Knie aneinander. Wenn dieser Taugenichts von Lehrer sich nicht bald hinsetzte, würde der Kleber vielleicht trocknen und seine Wirkung verlieren! Doch dann, als er seine Dokumente auf dem Pult sortierte, setzte er sich endlich. Das Katzenmädchen musste sich sehr zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Dem Unterricht folgte sie kaum noch, weil sie inständig hoffte, dass ihr Streich erfolgreich sein würde. Dem Lehrer entging ihre Unaufmerksamkeit allerdings nicht. "Taiga, kannst du mir vielleicht sagen, welches Jutsu ich bis gerade noch erklärt habe?" Sie schreckte zusammen, da sie gar nicht damit gerechnet hatte, dass er sie drannehmen würde. Dabei hatte sie sich doch gar nicht gemeldet. Matsuri wollte ihr helfen und flüsterte hastig von der Seite "Kawarimi no Jutsu!" ins Ohr. Taiga sprach ihr eilig nach. Das Grinsen auf dem Gesicht des Lehrers wurde breiter. "Und was genau heißt das?" Die Schülerin stotterte unverständliche Silben vor sich her. Sie freundete sich schon beinahe mit dem Gedanken an, einfach zuzugeben, dass sie nicht aufgepasst hatte, da wollte schon ihr Lehrer aufstehen, um zu ihr rüberzukommen. Doch das mit dem Aufstehen wollte ihm nicht gelingen. Ungehindert landete er mit dem Körper auf dem Boden, die Sitzfläche des Stuhls am Gesäß klebend. In seinen Augen lag der Schrecken. Er schien in einem Alptraum gefangen, sich an etwas grausames erinnernd, was Taiga jedoch entging, weil sie in diesem Moment laut loslachte. Der ein oder andere Mitschüler lachte leise mit, doch so recht traute keiner sich wirklich zu amüsieren. Matsuri hatte entsetzt die Hände vorm Mund geschlagen, offenbar ein Kichern krampfhaft unterdrückend. Doch so kristalisierte sich anhand der Geräuschkulisse ganz klar heraus, wer den Streich gespielt hatte. Wutentbrannt riss der Lehrer seinen Stuhl von sich los. Sein Glück, dass der Kleber schon ein wenig von seiner Wirkung verloren hatte, somit blieb seine Hose unbeschädigt. Ganz langsam erhob er sich und ging auf das feixende Katzenmädchen zu. Genauso langsam begriff sie ihre Lage und ihr Grinsen gefrohr in ihrem Gesicht. "Du – mieses – kleines – Balg..." Der Lehrer sprach die Worte langsam und mit einem Zittern in der Stimme. "...wagst es mich zum Narren zu halten!? Bisher hat es nur einer gewagt, so frech zu mir zu sein und glaube mir, ich hätte ihn von der Schule gejagt, wäre er nicht ein Sohn des Kazekagen gewesen. Aber du...!!!" Das letzte Wort schrie er fast, richtete einen Finger auf die Nase des Frechdachs und ein wahnsinniger Blick huschte über sein Gesicht. "Dich werde ich im hohen Bogen von der Akademie schmeissen, sobald sich die Gelegenheit ergibt. Erinnere dich an meine Worte!" Mit einem Ruck entfernte er sich wieder von ihr und fuhr mit dem Unterricht fort, allerdings ohne sich noch einmal hinzusetzen. Taiga verfolgte verärgert den Unterricht. Sie empfand seine Reaktion als eindeutig überzogen. Aber wer wohl dieser Sohn vom Kazekagen war? Wie schlimm musste der denn erst gewesen sein. In der Pause wollte sie sich ein wenig ablenken und lehnte sich zurück, um mit Ittetsu, der hinter ihr saß, zu sprechen. "Und, wie geht es dir heute?" Ittetsu blickte das Mädchen mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er war es nicht gewohnt, dass sie ihn ansprach. "Gut, wieso fragst du?" "Na, du warst doch gestern bei Nozomi, wegen deiner Kopfschmerzen, weißt du nicht mehr?", erinnerte sie ihn, doch er zuckte bloß desinteressiert mit den Schultern. "Keine Ahnung, wovon du sprichst." "Aber wir haben uns doch getroffen. Das kannst du nicht vergessen haben...!?" Er runzelte die Stirn. "Das wüsste ich, glaub mir. Aber das einzige, was mir gerade Kopfschmerzen bereitet, ist der Unsinn, den du da von dir gibst, also lass mich in Ruhe!" Am liebsten hätte Taiga mit ihm gestritten, aber sie biss sich auf die Zunge. Sie verstand wirklich nicht, warum er ihre Begegnung derart leugnete und dann noch so unfreundlich war, wo sie sich doch nur nach seinem Wohlergehen erkundigte. Genervt pustete sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und lehnte sich zurück. Von der Seite vernahm sie höhnisches Gelächter, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Dort saßen vier Jungs aneinandergerrückt und äfften sie nach. Als sich ihre Blicke kreutzten, brachen sie in noch lauteres Gelächter aus. Es konnte ihr zwar egal sein, dass sie wegen ihr solch einen Spaß hatten, aber es nervte trotzdem, was sie mit einer rausgestreckten Zunge quittierte. Doch anstatt zu verstummen, verstanden die vier das als weiteren Zündstoff, um sie nachzuäffen. Spinner, dachte sie schlicht und ignorierte sie so gut sie konnte. Der Unterricht war vorbei. Taiga befand sich auf dem Weg in ihr kleines neues Heim. Ihr fiel auf, dass hier und dort Baustellen errichtet worden waren. Jedoch nicht mitten auf den Wegen, sondern lediglich am Rande des Dorfes und am Haupteingang. Ob diese schluchtartigen Wände auch mal restauriert wurden? Sie bemerkte aber auch, dass sie verfolgt wurde. Da waren Schritte mehrerer Leute unmittelbar hinter ihr und passten sich ihrem Tempo an. Es mussten etwa vier Personen sein. Taiga drehte den Kopf, um einen Blick hinter sich zu werfen. Die vier Jungs aus ihrer Klasse, die sich so köstlich über sie amüsiert hatten, liefen ihr nach. Allen voran lief Tsuchino, der mit seinem schwarzen Irokesenschnitt ihrer Meinung nach doch viel lustiger aussah, als sie selbst. Bedacht darauf, ihre Gehgeschwindigkeit zu halten und sich nach Möglichkeit nichts anmerken zu lassen, wandt sie ihren Blick wieder nach vorne, ohne aber verhindern zu können, dass sich unter anderem ihre Ohren nervös zurückklappten. "Bwahahaha!", lachte einer von ihnen laut los. "Seht euch mal ihren Schwanz an, der bauscht sich ja total auf." Das nervte! Hatten diese Kerle denn keine Hobbies!? Das Mädchen blieb stehen und wandt sich ihren Verfolgern zu. "Kann man euch helfen, oder lasst ihr mich mal in Ruhe?", keifte sie ihnen weniger freundlich zu. Kashike, der langes braunes Haar zu einem Zopf gebunden hatte, sah sie durch seine angewiderten, schwarzen Augen von oben bis unten an. "Sprich uns gefälligst nicht an, du Missgeburt!" Aufgrund dieses Ausrufes entfuhr Taiga ein Knurren, was die Jungs allerdings weniger beeindruckte. Die beiden anderen, Aribu und Tomari flüsternen kurz miteinander, sammelten dann Dreck und Steine zusammen, welches sie auf dem Boden finden konnten und bewarfen das Mädchen damit. Sie schützte lediglich ihre Augen vor den Angriffen, war sonst aber weniger beeindruckt. Kashike und Tsuchino liefen derweil um die Wurfbahn herum und näherten sich ihr von beiden Seiten, was ihr noch weniger gefiel. "Jetzt hört doch mal mit diesem Unsinn auf!", blaffte sie die Jungs an, doch diese äfften sie mit einer schrägen Stimmlage nach und machten sich nur über ihre Worte lustig. Mitlerweile fragte sie sich ernsthaft, ob sie es mit Primaten oder noch niedrigeren Lebensformen zu tun hatte, die ihre Sprache vielleicht gar nicht verstanden. Doch ihr war klar, dass sie sie mit Absicht reizten und alles was sie sagte an ihnen abprallen würde. Taiga spürte eine Hand im Nacken. Einer der beiden Jungs, der sie umkreist hatte drückte sie zu Boden. Innerlich fluchte sie, als ihr Kinn ungünstig schmerzhaft auf sandigen Stein aufprallte. Die anderen beiden, die noch auf Abstand gewesen waren, kamen nun auch angerannt. Ihr schallendes Gelächter klang ihr in den Ohren. Eine Schuhsole drückte sich auf ihren Kopf, wodurch ihr Gesicht weiter auf den Boden Gedrückt wurde. "Schau mal, da gehörst du doch hin? Dreck zu Dreck, oder wie war das noch mal?" Es klang als würde jemand spucken. Das Mädchen ballte ihre Hände zu Fäusten. Gewalt war nie eine Lösung, doch sie hatten angefangen! Sie wollte sich gerade aufrichten, als sie von mehreren Seiten wieder runtergedrückt wurde. "Vorsicht! Wenn du sie mit den Händen anfasst, könntest du Flöhe bekommen.", meinte einer mit erheiternder Stimme. Ein anderer schien sich zu ihr runtergebeugt zu haben, denn seine Stimme war mehr ein leises Flüstern in ihr Ohr. "Ein kleiner Fehler deinerseits und wir verpetzen dich beim Lehrer. Er sagte doch, dass er sich freuen würde, wenn er dich von der Akademie werfen könnte?" Verdammt, er hatte recht! Selbst wenn sie erklären würde, dass sie sich nur gewehrt hätte, würde der Lehrer ihr sicher nicht glauben. Nicht einmal glauben wollen. Es war nun ein offenes Geheimnis, dass er sie nicht ausstehen konnte. Noch dazu würden ihre Wunden in wenigen Stunden verheilt sein. Wie also sollte sie ihre Notwehr beweisen? Wütend biss sie sich auf die Lippe. Blut tropfte an dieser herunter. Wenigstens beruhigte sie der Gedanke, dass sie ihr nicht wirklich Schaden zufügen konnten, also wartete sie verkrampft ab, dass sie endlich aufhörten. Tritte, die auf mittlerweile taub gewordene Haut prallten. Ihre Kommentare und Beleidigungen rieselten nur so an ihr herab. Sie hörte gar nicht mehr wirklich zu. Es interessierte sie nicht wirklich, was sie von ihr hielten, denn sie hielt auch nichts mehr von ihnen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließen sie von ihr ab. Einer sprach davon, dass er Hunger habe. So gingen sie zu viert fort, waren heiter. Taiga richtete sich auf und sah ihnen zornig nach. Sie schäkerten so gemütlich, als sei eben gar nichts gewesen. Sie taten so, als wäre es was ganz normales, seine Mitmenschen derart fertig zu machen. Es war ärgerlich, aber ändern konnte sie es nun mal nicht. Grob klopfte sie sich ihre Kleidung ab und begab sich zum nächsten öffentlichen Brunnen. Ihre Schritte waren träge und sie humpelte leicht. Der ganze Körper tat ihr weh, aber das würde bald vergehen. Neben dem Brunnen befand sich ein Eimer. Diesen schöpfte sie in das Wasser und stellte diesen neben sich ab. Erst trank sie von dem kühlen Nass, dann wusch sie sich Gesicht und Haare grob ab. Das Wasser vertrieb für einen Moment die Hitze aus ihrem Kopf und brachte einen klaren Verstand. Um ihre Kleidung würde sie sich zu Hause kümmern. Sie musste sich für das Probearbeiten ohnehin noch umziehen. Sie genoss die Erfrischung noch ein wenig, als sie bemerkte, wie jemand auf sie zukam. Für einem Moment befürchtete sie, einer aus Tsuchinos Bande wäre wieder umgekehrt, aber die Silhouette war zu groß dafür. "Du bist wieder da!?", rief Taiga freudig aus, als sie ihren Nachhilfelehrer erkannte. Dieser kratzte sich grinsend an der Schläfe. "Yup, Mission erfüllt. Habe jetzt mal ein wenig Zeit für dich, da alle anderen aus meinem Team schon was anderes zu tun haben. Temari ist unterwegs, um ein neues Jutsu zu lernen und Gaara ist mit einem Auftrag nach Konoha geschickt worden." Er sollte dort ein eigenes Team leiten, ob das gut gehen würde?, überlegte Kankuro. "Wer oder was ist Konoha?", fragte Taiga verwirrt. Er stutzte ein wenig. "Du hast echt gar keine Ahnung von irgendwas, oder? Konohagakure ist das verbündete Dorf von Sunagakure. Es liegt ein ganzes Stück weit östlich von hier im Feuerreich.", erklärte er. "Wie dem auch sei, heute werden wir mit deinem Training weitermachen. Allerdings müssen wir noch ein wenig Theorie machen." Taiga war von dem Vorschlag weniger begeistert. "Och nö, muss das sein!? Ich habe in der Schule schon so viel Theorie." "Ja das muss sein.", sagte Kankuro nachdrücklich. "Du musst wissen, dass deine Fähigkeiten doch ein wenig speziell sind. Ich muss alles darüber wissen, damit ich deinen Trainigsplan entsprechend gestalten kann. Es würde doch gar keinen Sinn machen, wenn ich dich in dem einen trainiere, deine Talente aber in etwas ganz anderem bestehen, verstehst du?" Taiga schien nachzudenken und biss sich dabei wieder auf die Unterlippe. Dabei fiel dem Älteren auf, dass sie an diesem Tag überhaupt ziemlich mitgenommen aussah. Zudem hatte sie deutliche Schrammen im Gesicht. "Ist eigentlich alles okay mit dir?", fragte er und deutete auf die Schrammen. "Was...!?" Sie musste kurz überlegen, wovon er sprach. "Ach so. Ich bin nur hingefallen.", meinte sie hastig. "Verstehe." Kankuro warf einen Blick auf ihre Kleidung. Dort waren einige Schuhabdrücke zu erkennen. Er konnte eins und eins zusammenzählen, dennoch schwieg er. "Einverstanden." Mit diesem Wort riss das Mädchen ihn wieder aus seinen Gedanken. "Hm, womit?" "Ich werde dir alles erzählen. Es bringt ja sonst nichts." Sie seufszte laut auf. "Gehen wir zu mir? Es könnte womöglich länger dauern." Kankuro nickte. Das war ja wesentlich einfacher als er dachte. Nie hätte er geglaubt, dass sie ihm so leichtfällig alles erzählen würde. Bakis kleiner Fragebogen würde in Null Komma nichts abgearbeitet sein. Fremde kamen an den Eingang von Sunagakure an. Es waren ein großgewachsener, dunkelhaariger Mann mit ausgeprägten Wangenknochen und ein recht klein gewachsener Mann mit orangeroten Haar und Vollbart. Die Wachen am Eingang wollten sie nicht passieren lassen. Fremde dürften nur mit Genehmigung das Dorf betreten. Der kleinere der beiden war schnell verärgert und wollte gerade einen Streit anzetteln, als der Größere ihn zurückhielt. "Das ist vollkommen in Ordnung. Könntet Ihr dann bitte Nozomi Domageku hierhin bitten? Sagt Ihr, dass wir ihre Kräuterbestellung dabei haben.", sagte er im ruhigen, schlichtenden Ton an die Wachen gewandt. Eine der beiden schien sein Ton angemessen und er ging los, um Nozomi aufzusuchen. Es dauerte nicht lange, als sie mit hastigen Schritten an das Tor ankam. Trotz des Mundtuches, konnte man ihr ihre Freude ansehen. "Da seid ihr ja.", flüsterte sie, als sie bei ihnen angekommen war. "Sagt, was habt ihr herausgefunden?" Die Angesprochenen wechselten ernste Blicke. Keiner von den beiden schien sich darum zu reissen, ihr etwas zu berichten. Nozomi schien zu verstehen. "Nein. Das ist nicht wahr...", stotterte sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Schultern zitterten leicht. Der größere der beiden Besucher legte vorsichtig eine Hand auf eine der bebenden Schultern. "Ich weiß, dass du die beiden gut kanntest. Leider scheint es wahr zu sein." Er atmete noch einmal schwer, bevor er weitersprach. Seine Kollegin musste es schließlich erfahren. "Wir haben Hanas Leiche gefunden. Offensichtlich war es das Werk von Odorus Lavaschwert. Er hat sie in mehr als zwanzig Stücke zerhackt... Zack wurde öffentlich hingerichtet und sei nicht wieder auferstanden. Offensichtlich haben sie seine Schwachstelle gewusst." Der Mann hatte einfach weiter gesprochen, obwohl Nozomi scheinbar nicht mehr zugehört hatte. Ihre Hände hatte sie wie in Panik über dem Kopf geschlagen und ihre Zähne klapperten. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder zusammengerissen hatte. Sie hatte gehofft, dass sie die Nachricht nicht derart treffen würde. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sich gewünscht, dass die Tochter lediglich einen schlechten Traum hatte und versehentlich gesprungen sei. Bei diesem Gedankengang schien ihr etwas eingefallen zu sein. Wenn die Wächter dort schon so gründlich gearbeitet hatten und sogar die Schwäche der Dramber in Erfahrung gebracht hatten, warum hatten sie Taiga dann verschont!? Und wie war sie hier hergekommen? "Ihr werdet verstehen, dass ich noch eine Weile hier bleiben muss. Es gibt noch einige Ungereimtheiten und außerdem möchte ich auf Zacks Tochter aufpassen. Ich hoffe ihr versteht das." Nun kam der kleinere Besucher näher und reichte Nozomi eine Blechschachtel. "Wir werden es dem Boss schon verklickern. Zieh du dein Ding durch und wir finden heraus, wo die ihre Informationen her hatten!" Sie nahm die Blechschachtel an sich. Sie wusste, dass sich darin Ableger ihrer wichtigsten Kräuter befanden. Allerdings mussten diese luftdicht verpackt sein, weil sie noch nicht wusste, welche Bakterien diese mit sich tragen würden. "Ich danke euch beiden." Der Kleinere lachte. "Aber versuch nicht so oft aufzufliegen. Wir wissen ja, wie begabt du in solchen Missionen bist." Kurz musste Nozomi an Ittetsu denken, was bewirkte, dass sie diesen Witz nicht ganz so lustig fand. Es dämmerte allmählich. Der Himmel war in ein orangerotes Licht getaucht, als Kankuro sich wie abgemacht auf dem Weg zu Baki machte. Er hatte tatsächlich nur theoretisches mit Taiga besprochen, da sie irgendwann nach einem Blick auf die Uhr einen Wirbel machte. Sie sagte, sie müsse sich für die Arbeit fertig machen und jagte ihn regelrecht hinaus. Er fragte sich, was für einen Job sie denn machte, dass sie sich so rauputzen musste? Sie würde doch wohl eine anständige Stelle haben? Eigentlich konnte ihm das ja auch egal sein. Aber was er bisher in Erfahrung gebracht hatte, bereitete ihm doch ein wenig Magenschmerzen. Kankuro bog in eine Seitengasse, in der Baki bereits wartete. "Du bist ziemlich schnell, wenn du jetzt schon etwas in Erfahrung gebracht hast.", meinte er nachdrücklich. Kankuro spielte dies mit einem Lachen herunter. "Tja, die Kleine vertraut mir irgendwie." Er verzog eine Augenbraue. "Schätze, sie ist etwas anhänglich, weil sie sonst keine Bezugsperson hat." "Was an sich eigentlich gar nicht so unpraktisch ist. Solange wir keinen Kazekagen haben, fühle ich mich wohler, wenn wir mehr wissen, als der Rat." Baki dachte noch einen Augenblick nach, entschloss sich dann fortzufahren. "Fangen wir mit dem an, was du herausgefunden hast. Weißt du nun, was sie genau ist?" Kankuro lehnte sich an eine Wand. Er schien zu überlegen, wie er anfangen sollte. "Kurz gesagt, beschreibt sie sich selbst als eine Dramber." Ihm entging nicht, dass Bakis Augen sich bei dem Begriff weiteten. "Was, du kennst die Bezeichnung?" "Das Wort ist schon einige male gefallen.", gab Baki nachdenklich zu. "Der Rat liegt mit seiner Vermutung also richtig. Ich hatte es befürchtet." Ein kurzes Schweigen trat ein, bis Baki Kankuro bat, fortzufahren. "Naja, eigentlich ist das, was sie äußerlich ausmacht..." Er deutete gestikulierend auf seine Ohren. "...lediglich ein rezessives Gen, das sich fortgetragen hat. An sich ist kaum etwas Außergewöhnliches an ihr. Nur ihre Augen stammen von einer bestimmten Art ab." Er ließ die Arme wieder sinken. "Der Unterschied zum normalen Menschen bestehe wohl in der Konsistenz der Seele. Normalerweise soll diese wohl im gesamten Körper verteilt sein. Bei ihnen aber sei sie auf nur einen kleinen Punkt konzentriert, was es erst möglich mache, besondere Fähigkeiten zu entwickeln. Angeblich könne die Seele in einer solchen Position besser arbeiten und wird weniger durch den Körper selbst eingeschränkt." Kankuro überlegte kurz, ob er das nun verständlich erklärt hatte. Ihm selbst war das auch noch nicht ganz klar, doch Baki schien mitzukommen. "Jedenfalls könne so jede Generation eine eigene Fähigkeit entwickeln, welche sie an ihre Nachkommen weitergeben können. Allerdings sei jeder in seinem eigenen Gebiet besser begabt, was auch immer das heißen soll. Zwei dieser Begabungen haben wir bereits gesehen. Die gut ausgeprägte Selbstheilung zum Beispiel stamme von ihrer Großmutter. Allerdings wurde sie sehr verhätschelt." Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem eher bitterem Lächeln. "Ihre Eltern scheinen so etwas wie Pazifisten gewesen zu sein und haben ihr sogar das Training verboten. Ein Glück, dass ihre Uroma sie heimlich in der anderen Fähigkeit unterrichtet hatte, welche wir ebenfalls schon kennen gelernt haben. Sie kann wenn sie Augenkontakt hält, die Angriffe ihres Gegners erahnen." Kankuro erwähnte bewusst nicht, dass es sich hierbei um Gedankenlesen handelte. Baki wurde dafür klar, warum sie den Probekampf so gut bestanden hatte. "Gut... Wie kann man sie töten?", fragte Baki fast nebenbei. Kankuro ballte die Fäuste und wurde ernst. "Ist das so wichtig? Ich habe eine ungefähre Ahnung, worauf das alles hinauslaufen soll. Du weißt genauso wie ich, dass das nicht okay ist...!" Baki schüttelte den Kopf. "Du verstehst es immer noch nicht. Als Ninja geht es nie um richtig oder falsch. Es geht nur um das Ziel." "... welches aber noch weit entfernt liegt!", unterbrach er seinen Sensei energisch. "Sie kann ihre Fähigkeiten noch nicht weitergeben, zudem sie auch gar nicht weiß wie. Diese müssen sich vorher vollständig entwickelt haben. Im Moment würde es nichts bringen, im Gegenteil. Es würde sie kaputt machen." Er holte noch einmal tief Luft und beruhigte sich etwas. "Wir müssen irgendwie verhindern, dass da jemand anfängt zu forschen. Keine Ahnung, ob die das Wort Skrupel überhaupt kennen." Baki verengte die Augen und betrachtete Kankuro genau. Diese Entwicklung gefiel ihm nicht. Er setzte sich ein wenig zu sehr für diese Kreatur ein. "Ich könnte die ein oder andere Information durchsickern lassen. Aber Nozomi Domageku scheint dem Rat direkt unterstellt zu sein. Ich werde nicht verhindern können, dass sie etwas herausfindet." Er räusperte sich noch mal kurz. "Weißt du denn nun, wie man sie vernichtet, oder nicht?" "Nein.", antwortete er knapp und mit monotoner Stimme. "Das ist das Einzige, was ich bisher noch nicht erfahren konnte. Ich lasse es dich wissen, wenn ich genaueres weiß." Wieder hatte Kankuro gelogen. Doch sein Zorn machte es ihm leicht. Natürlich wusste er, wie man die Kleine töten konnte. Sie hatte ihm erzählt, wie man ihrem Vater das Augenlicht nahm und somit seiner Seele direktem Schaden zufügte. Ein normaler Mensch konnte nicht so einfach direkt an der Seele angegriffen werden, doch bei ihnen war es etwas anderes. Die Komprimierung dieser hatte zwar große Vorteile, doch den immensen Nachteil, dass sie so zerbrechlich und angreifbar war. Der Plan des Rates war offensichtlich. Sie sollte ihre Kräfte weitergeben und dann so schnell es ging vernichtet werden, damit sie nicht gegen einen selbst verwendet werden konnte. Das war in seinen Augen völlig überzogen. "Kankuro..." Der Angesprochene horchte auf. "Ich würde dich darum bitten, dich in nichts Unnützes hineinzusteigern. Denk daran, wozu du verpflichtet bist. Es ist unbedingt wichtig, dass wir für den Ernstfall eine Notbremse haben." Baki kam zwei Schritte auf seinen Schüler zu. "Vielleicht bist du auch einfach nicht streng genug mit ihr? Ich überlege Gaara zu fragen. Er wird sich sicher mit Begeisterung daran machen, ihre Schwächen ausfindig zu machen." Kankuro riss die Augen auf, unfähig darauf etwas zu antworten. Aus der Stimme konnte er deutlich eine Drohung wahrnehmen. Für Baki war das Gespräch beendet und er ging, ohne ein weiteres Wort von dannen. Er musste schlucken, als er sich das eben gesagte noch mal durch den Kopf gehen ließ. Ihm war mit Sicherheit ebenso klar, dass Gaara die Kleine nicht leiden konnte. Er meinte es also ernst. Warum nur war es so wichtig, sie im Notfall zu erledigen!? Sie war doch absolut unfähig und würde dank ihrer Erziehung wahrscheinlich nicht einmal 'ne Mistfliege töten. Sein Entschluss war gefasst. Nach seiner Devise hieß es fressen oder gefressen werden. Die Kleine war im Moment zu schwach für diese Welt. Sie musste lernen, sich zu verteidigen. Man wollte sie ausnutzen und entsorgen. Erziehung hin oder her. Sie musste sich wahrscheinlich nicht nur gegen Mobbing wehren – er dachte an die Schuhabdrücke auf der Kleidung – sondern auch gegen den Rat. Wann sollte wohl endlich ein neuer Kazekage gewählt werden!? Es wurde wirklich allerhöchste Zeit, dass diese Willkür ein Ende fand. In Gedanken schmiedete er bereits den Trainigsplan und er würde kein Zuckerschlecken sein. ~~~~~~~ Nun sind wir durch mit der Theorie ^^ Hoffe die jeweiligen Gefühle verständlich rübergebracht zu haben. Updates Bilder für Gaara und Baki Kapitel 6 Erscheint am 29. Juni. Taigas Probearbeit wurde dorthin verschoben, weil Kapitel 5 doch größer wurde, als ich annahm. Außerdem wechsel ich zu Temari und ihre Mission. Freut euch auf eine Begegnung mit einem Vertrautem Geist ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)