Die Legende von Shikon No Yosei von Ami_Mercury (Das Schicksal einer Elementarmagierin) ================================================================================ Kapitel 31: Fanfiction 01: Die Legende und ihr Krieger ------------------------------------------------------ Die Energie des Feuers Shikon Dale spürte den sengend heißen Schmerz in der Mitte ihrer Stirn. Sie klammerte sich am Waschbeckenrand fest und versuchte ein scharfes Bild zu bekommen. Die schattenhafte Gestalt, der sie die Qualen zu verdanken hatte, war bereits verschwunden – ein Späher. Wieder versuchte sie verzweifelt sich zu konzentrieren. Endlich schaffte die Schülerin es, klar zu sehen. Ein Mädchen mit nicht ganz schulterlangem, rotblondem Haar und tiefbraunen Augen. Und dann noch etwas völlig neues in ihrem Gesicht ... Der Umriss einer blutroten Mondsichel, das Symbol eines gezeichneten Jungvampyrs. Der Beginn eines völlig anderen Lebens ... „Ich komme von hier weg ...“, flüsterte Shikon kaum hörbar. Sie hob ihre Tasche vom Boden auf, bekämpfte dabei den leichten Schwindel. Sie musste ihre Sachen zusammenpacken und ins House of Night ... Es blieb ihr nicht viel Zeit. Aber ganz gewiss würde sie nicht in London bleiben, nicht hier. Es gab einen anderen Ort, der sich in ihre Gedanken schlich. Ein abgeschiedenes House of Night mit eigenen Traditionen. Und was noch viel wichtiger war – dort würde sie niemand kennen, keiner als »Freak« abstempeln. Sie konnte ihre Vergangenheit, schlichtweg einfach alles hinter sich lassen. „Nyx ... Göttin der Nacht, Schutzpatronin der Vampyre.“, sprach Shikon es aus, als fürchtete sie sich vor dem Klang, „Ich weiß nicht, warum du ausgerechnet jemanden wie mich als dein ... Kind gezeichnet hast. Damit hast du mich erlöst. Danke!“ Ein überwältigender Anblick bot sich ihr, als sie vor dem steinernen Torbogen stand, welcher als Eingang zur Island of Skype fungierte. Ein Vampyr trat ihr entgegen, mit einem offenbar traditionellen schottischen Kampfanzug in verschiedenen Brauntönen. „Wer bist du, Maid?“, fragte er mit diesem einmaligen Akzent. Shikon lächelte leicht über die altertümliche Betitlung und antwortete: „Shiko ... Mein Name ist Shiko. Ich will in dieses House of Night eintreten.“ „Dann stelle dich dem Urteil der Insel ...“, erwiderte er geheimnisvoll, „Schaffst du es hindurch zu treten, bist du bei uns aufgenommen und Skype hat dich akzeptiert.“ Shiko, die ihren Kosenamen von nun an als ihren »wahren« Namen trug, atmete tief ein. Ihr Blick huschte kurz zu den kleinen Feuerschalen und ein vertrautes Gefühl durchströmte sie. Damit schritt sie auf den Vampyr zu. Keine Schutzbarriere hielt sie auf oder schadete ihr. „Unsere Königin wird dich willkommen heißen.“, sagte er mit einer Spur Stolz in der Stimme. Sgiach, die Herrscherin der Island of Skype, war atemberaubend. Einzig an ihrer Aura konnte man die unzähligen Jahrhunderte erkennen, die sie bereits auf dieser Welt wandelte – ansonsten wirkte sie eher zart, beinahe zerbrechlich. Majestätisch saß sie auf ihrem Thron aus feinem, weißen Marmor und lächelte. Neben ihr stand ein Krieger, der ebenso alt wirkte – es schien, als bewachte er jede ihrer Bewegungen. Später sollte Shiko erfahren, dass sein Name Sioras lautete und bereits mehr als ein halbes Jahrtausend an der Seite seiner Einen stand. „Frohes Treffen, Shiko ...“, sagte sie mit einer weichen, machtvollen Stimme, „Es freut mich, dich auf meiner Insel begrüßen zu dürfen. Ich fühle eine seltsame Kraft ... Sag´, mein Kind, weißt du etwas über besondere Fähigkeiten, die in dir ruhen?“ Shiko zögerte einen Augenblick, dann erklärte sie leise: „Ich kann ... Kraft schöpfen. Aus dem Feuer. Das ... das war bereits so, als ich ... noch ein Mensch war.“ „Beeindruckend.“ erwiderte Sgiach und wollte gerade weitersprechen, da öffnete sich das Tor erneut. Ein männlicher Jungvampyr trat ein und kniete vor ihr nieder, während er sagte: „Ihr habt mich rufen lassen. Ich stehe Euch zu Diensten ...“ „Danke, dass du so schnell gekommen bist, Ohtah.“, meinte die Königin, „Ich möchte dir jemanden vorstellen – das ist Shiko, der neuste Schützling unseres Hauses.“ Ohtah erhob sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf Shiko. Sein Blick weitete sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er die Faust über sein Herz legte und sich verbeugte – die vampyrische Geste des Respekts. Derweil musterte das Mädchen ihn; er trug zwei Langdolche an beiden Seiten seiner Hüften, seine Kleidung war großteils schwarz, bestand aber aus einer gewöhnlichen Jeans und Shirt, das braune Haar war fransig, umrahmte sein markantes Gesicht. Und natürlich trug er meine Mondsichel auf der Stirn, in blau. „Würdest du Shiko bitte herumführen?“, bat Sgiach ihn mit einem Lächeln, „Und ... sie soll unter allen Umständen die Lichtung des Feueropals sehen. Frohes Treffen, frohes Scheiden, frohes Wiedersehen!“ Der junge Kämpfer nickte ernst und bedeutete Shiko ihm zu folgen. Er führte sie aus dem Schloss, wandte sich in Richtung Wald. Während der ganzen Zeit sprach Ohtah kein einziges Wort – auf einer freien Fläche vor einem kleinen Felsen hielt er inne. Shiko bemerkte verblüfft, dass aus dem Brocken ein orangeroter Edelstein gewachsen war. „Der Feueropal.“, erklärte der Jungvampyr, „Einer der alten Schätze von Skype.“ Es war, als schrumpfte Shikos ganze Welt auf einen einzigen Punkt zusammen – gerade so groß, wie das ovale Juwel. Überall um sie herum hörte sie es knisternd knacken, wie von einem Lagerfeuer, und kleine Flammen tanzten umher. Sie holte hörbar Luft, versuchte die Wesen zu berühren. „Du ... kannst sie sehen.“, hauchte Ohtah vollkommen perplex. Shiko war sich nicht im Klaren darüber, ob er es als Frage gemeint hatte oder es eine Feststellung gewesen war, darum antwortete sie: „Ja ... Feuergeister, nicht wahr?“ Er nickte und erklärte: „Sgiach nennt sie Hinotama-Seelen. Es gibt nur wenige Personen, die die alte Magie noch wahrnehmen können ... Nyx hat dich gesegnet! Genauso wie Seiketsu. Komm mit, ich bringe dich zu ihr.“ In einer großen Bibliothek, deren Regale bis zur Decke reichten, saß eine braunhaarige Vampyrin und war in unzählige Bücher vertieft. Als beiden Schüler näher traten, richtete die hiesige Geschichtslehrerin ihre klaren, blauen Augen auf sie. Seiketsu bemerkte sofort, dass Shiko dieselbe Gabe mit ihr teilte; ihr fielen selbst die aller kleinsten Kleinigkeiten auf. Nach Ohtah sie einander vorgestellt hatte, kam auch schon die heiß ersehnte Erklärung: „Es ist keine gewöhnliche Affinität zum materiellen Element. Wir beherrschen die magische ... Essenz von Luft und Feuer. Jene Energie, welche etwas zu dem macht, was es ist.“ Die Rothaarige verstand sofort, was sie damit meinte. Alles hatte ein wahres Innenrestes, das seine Eigenschaft festlegte – Shikos Feuer beruhte beispielsweise auf Kraft, während die Luft von Seiketsu für Ruhe stand. Und obwohl sie es noch nicht wussten, würde Seiketsu schon sehr bald nicht nur Shikos Mentorin werden, sondern auch deren beste Freundin. Eine Vertraute für die Ewigkeit, die mit Nyx Gnaden vor ihr lag ... Des Schattens Schwur Und auch Ohtah wich nicht mehr von ihrer Seite. Bis zu jenem schicksalhaften Tag ... knapp ein halbes Jahr nach Shikos Zeichnung. Die beiden spazierten wie so häufig durch den Wald – am liebsten hielten sie sich natürlich in der Nähe des Feueropals auf. Plötzlich fuhr ein gewaltiger Ruck durch Ohtahs Körper. Er wurde blass, ein kehliges Husten schüttelte ihn. „NEIN!“, schrie Shiko wie von Sinnen. Sie kannte die Symptomatik von ein paar ihrer Mitschüler, welche die ersten Wochen der Untersekunda nicht überlebt hatten. Um jeden, wirklich jeden hatte es ihr leidgetan – aber bei der Göttin, warum musste sich ausgerechnet Ohtah der Wandlung widersetzen? Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab. Blut lief ihm aus dem Mund, weichte die Erde unter ihnen auf. Shiko hatte ihren Arm um seine Schultern gelegt und weinte. Sie spürte seine Hustenanfälle, das Zittern und Würgen ... Gab es etwas Schlimmeres, als hilflos zusehen zu müssen wie jemand starb? „Du kannst ihm helfen, meine geliebte Tochter der Nacht ...“, hallte eine warme, unglaublich gütige Stimme durch ihren Geist. Shiko wusste sofort, wer zu ihr gesprochen hatte – die Personifikation der Nacht, Nyx höchstselbst. Hastig wischte sie über das Gesicht und kramte in ihrer Tasche. Ohtah brach unterdessen vollends zusammen. Ihre Finger ertasteten das schmale Armband aus rotem Samt und Leder, welches sie beim letzten Vollmond geknüpft hatte. Sie band es um sein rechtes Handgelenk und drehte ihn auf die Seite. Seine Augen suchten ihren Blick. Ein schwaches Lächeln spielte um seine blutverschmierten Lippen. „Shiko ...“, flüsterte er, „Ich ... ich bin dankbar, dass ... ich dich ... Danke, dass ich ... dich kennenlernen durfte. Ich-“ Seine Stimme erstarb, ein letzter rasselnder Laut kam aus seiner Kehle. Dann lag er vollkommen entspannt dar. Shiko fuhr die saphirblaue Silhouette auf seiner Stirn nach, die sie nie zur Gänze ausgefüllt sehen würde. „Wir sehen uns wieder, hörst du, Ohtah?“, sprach sie ihn an, „Du hast mich nicht verlassen, das weiß ich. Egal, wo du auf mich wartest – ich werde dich finden!“ Schwärze hüllte Shiko ein, als sie kraftlos auf seiner Brust zusammensank. Als Shiko das nächste Mal erwachte, lag sie in einem Bett der Krankenstation. Sie spürte Schwere an ihrer rechten Hand und folgte der Verbindung mit den Augen. Erst sah nur ein rotes Armband, dann schaltete sich ihr Verstand wieder ein und sie rief: „Ohtah!“ Der Jungvampyr erwiderte ihren Blick ruhig. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Du hast mich gerettet.“, gestand er leise. In diesem Moment betrat Sgiach das Zimmer. Eine eine Aura der Macht hüllte sie ein wie steter Mantel. „Er hat recht, mein Kind.“, erklärte sie überaus stolz, „Es war deine Gabe! Die Energie des Feuers hat seinen beinahe toten Körper wiederhergestellt ... ihn zurückgeholt.“ Ein fragender Ausdruck trat in ihre Züge. Sie deutete wortlos auf Ohtahs Stirn – sein Mal war rot, scharlachrot genauso wie ihres. Das Zeichen der Untoten Vampyre, die eine tiefere Bindung zum Jenseits, zur Anderwelt hatten. „Ich wünschte, ich könnte euch jetzt ruhen lassen. Aber es gibt etwas, das ihr beide wissen solltet ... Nur des Feuers Kraft hält dich noch am Leben, Ohtah ... Bis zu deiner Wandlung wirst du darauf angewiesen sein. Unter der Voraussetzung, dass Shiko eure Verbindung jeden Tag mit neuer Energie speist.“, sprach die Vampirkönigin mit einem Fingerzeig auf das Geflecht aus Samt und Leder. Sie drückte seine Hand, während sie entschossen entgegnete: „Natürlich! Ich werde alles tun, was notwendig ist!“ Sgiach nickte. Sie hatte gewusst, dass sich ihr Schützling so entscheiden würde. Es war ihr schon früher aufgefallen ... diese Ähnlichkeit von Shiko und Zoey Redbird, Hohepriesterin aller Vampyre und Oberhaupt des Hohen Rats. Vielleicht, nur vielleicht hatte sie ja diesmal die Nachfolgerin gefunden, welche sie sich schon so lange wünschte. Denn das Feuer allein hätte nicht ausgereicht, um einen Jungvampyr zu retten, dessen Körper sich gegen die Wandlung zur Wehr setzte. Nicht einmal die Göttin konnte einem ihrer Kinder dann noch so ohne weiteres helfen. „Vielleicht hat euch Nyx deshlb zueinander geführt ...“, hauchte die uralte Vampyrin ehrfürchtig, dann ließ sie ihre Stimme erstarken, „Ich glaube, dies ist ein guter Zeitpunkt ... Shiko, mein Kind, ich möchte dir hiermit offiziell anbieten, dich zur Hohepriesterin der Nyx auszubilden. Es ist eine große Ehre ... und gleichzeitig ebenso eine Bürde. Darum denke in Ruhe darüber nach, bevor du dich entscheidest ...“ Damit verließ sie den Raum, bevor Shiko überhaupt zu einer Regung fähig war und die Zeit schien im wahrsten Sinne des Wortes kurz stillzustehen. „Shiko.“, ergriff Ohtah wieder das Wort, schloss die Augen und machte die vampyrische Geste des Respekt in ihre Richtung, „Im Namen der fünf Elemente und unserer großen Göttin der Nacht ... höre meinen Eid. Ich werde von dieser Stunde an bis zu dem Tag, an dem Nyx mich zu sich ruft oder du mich aus meinem Schwur entbindest, dein wachender Schatten sein! Ich gebe dir meine Treue, meine Klingen und wenn nötig auch mein Leben, um dich als dein Krieger auf ewig zu beschützen! So frage ich dich, Mylady, nimmst du mein Gelöbnis an?" Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Wie viele Entscheidungen wurden ihr an diesem Tag denn noch abverlangt? Doch diesmal zog sich etwas in ihrer Brust schmerzhaft zusammen. Es gab einen Grund, warum er gerade jetzt ihr schützender Krieger werden wollte – weil sie ihn am Leben erhielt! Und das bedeutete, sie musste ebenfalls am Leben bleiben ... Trotzdem neigte sich ihr Kopf zu einem Nicken. Wandlungen aus Liebe Es war in der vergangenen Zeit zur Gewohnheit geworden, dass Shiko und Ohtah Hand in Hand gingen. Auch wenn es der Priesterin in Ausbildung – denn natürlich hatte sie Sgiachs Wunsch entsprochen und blühte seitdem regelrecht auf – in ihren Augen mehr bedeutete, wollte sie sich wenigstens der Illusion einer glücklichen Beziehung hingeben. Ohtah berichtete ihr gerade von den mehr als spannenden Themen aus Vampyrsoiologie Vier der Oberprima. Mitten im Satz brach er ab, fasste sich an die Brust. Shiko wollte schreien, doch Ohtah drückte ihre Hand so fest, dass sie keinen Laut herausbekam. Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an und rief stattdessen die Energie des Feuers – alle Flammen, die irgendwo auf der Island of Skype brannten, gehorchten ihrem Ruf. Die Jungvampyrin leitete die Kraft durch ihren Arm direkt in ihren Krieger hinein. In einem letzten Aufbäumen keuchte erschöpft, dann war alles vorbei. Ohtah atmete wieder völlig normal. Doch gleichzeitig war irgendetwas anders. Wie in Zeitlupe hob er den Kopf. Shiko schlug sich die Hände vor den Mund. Nicht nur, dass seine Gesichtszüge irgendwie ausgeprägter wirkten – die Mondsichel war vollständig ausgefüllt! Und auf beiden Seiten prangten Dolchen, aus denen Flammen schossen. Noch vollkommen überwältigt zog sie einen kleinen Spiegel aus ihrer Tasche und hielt ihn ihm aufgeklappt entgegen. „Das ist dein Feuer ...“, flüsterte der gewandelte Vampyr nicht minder sprachlos. Er zog sie näher an sich heran und presste seine Lippen auf ihren Mund. Shiko war derart perplex, dass sie den Kuss nicht erwidern konnte. „Es wird Zeit.“, riss eine unverkennbare Stimme mit unverwechselbarem Akzent sie auseinander – Seoras, der Krieger der Königin, „Ich werde dich zu deiner rituellen Reinigung geleiten, mein Freund. Die Göttin erwartet dich im Tempel ...“ Ohtah berührte Shikos Wange und flüsterte kaum hörbar: „Ich komme nach Sonnenuntergang wieder ... Warte bei unserer Lichtung auf mich.“ Eine einzelne Träne stahl sich aus ihren Augen, als ihr Krieger mit dem Wächter in die Nacht verschwand. Sie selbst machte sich ebenfalls auf den Weg – sie musste dringend mit Seiketsu reden. Kaum dass die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, schlug Shiko die Augen auf. Sie konnte es nicht verhindern – bei Tagesanbruch schlief sie ein, ob sie wollte oder nicht. Dabei hätte sie noch so viel mit Seiketsu zu bereden gehabt. Ihre Freundin hatte ihr zugehört, sie beraten und aufgebaut. Trotzdem fühlte sich Shiko überhaupt nicht bereit, Ohtah wieder gegenüberzutreten. Warum nur hatte er sie geküsst? All die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten ... nie hatte er sich ihr gegenüber anders verhalten, als es für einen Krieger angemessen wäre. Aber woher sollte sie wissen, was man in der Euphorie der Wandlung nicht alles tat. Shiko ging den vertrauten Pfad entlang, der genau ins Herz des feurigen Heiligtums von Skype führte. Das Glühen begrüßte sie. Die Jungvampyrin würde wohl niemals müde werden, die Hinotama-Seelen bei ihren Tänzen zu beobachten. Von Ohtah war nichts zusehen, aber das wunderte sie nicht. Der Vampr hatte bereits vor seiner Wandlung mit den Schatten verschmelzen können – Nyx´ Geschenk. Er trat aus der Dunkelheit heraus, wie durch eine Tür. Sioras hatte ihm schwarze Gewänder in der typisch schottischen Wickelart angelegt. „Ohtah.“, sprach sie ihn an, wobei ihre Stimme leicht zitterte. Er berührte sanft ihre Wange. Wieder war Shiko fasziniert von seinem neuen Tattoo. „Dieses Leben verdanke ich dir, Mylady ...“, sagte er leise. Die Jungvampyrin schluckte schwer und erwiderte: „Ja ... und genau vor diesem Moment habe ich mich die ganze Zeit gefürchtet. Ich ... ich will dich nicht verlieren! Weil du mich jetzt nicht mehr brauchst.“ Ohtah ergriff ihre Hand, bevor er antwortete: „Ob als Jungvampyr oder Vampyr ... mein Schwur bleibt bestehen. Ich bin dein Krieger - für immer! Willst du wissen, warum ich geschworen habe, dich zu beschützen? Weil ich dich liebe, Shiko! Ich will alles für dich sein ... dein Krieger, dein Wächter, dein Geliebter, dein Gemahl!“ Er wollte das Armband von seinem Handgelenk lösen, doch Shiko hielt ihn auf: „Warte! Bitte ... behalt es. Ich habe es einst für den Jungen gemacht, der mir mein Herz gestohlen hat ... Auch wenn er jetzt zum Mann geworden ist.“ Ein brennender Schmerz fuhr durch Shikos Kopf. Ein Feuer breitete sich über ihre Stirn aus, legte sich um ihre Augen. Ihr Krieger hielt sie fest, als ihre Beine den Halt verloren. Und da war noch etwas tief in ihrem Bewusstsein ... ein Bild. Eine schlanke Frauengestalt, die von unzähligen Sternen begleitet wurde – Nyx. Die Göttin strahlte und Shiko fühlte ihre unglaubliche Freude. Das Brennen verschwand genauso schnell, wie es über sie hereingebrochen war. „Shiko, du ...“, hauchte Ohtah fassungslos, „Du bist ein vollwertiges Kind der Nacht!“ Noch bevor sie ihr Spiegelbild sah, kannte sie das Aussehen ihrer Tätowierung genau – ein Meer aus Flammen, das beinahe ein Herz bildete. Damit beginnt das vampyrische Leben einer legendären Hohepriesterin - Shiko, welche nicht nur über die Fähigkeit verfügte, die Energie des Feuer für sich und andere zu nutzen ... Sie versammelte auch die Repräsentanten der anderen Elemente, um gemeinsam mit ihnen unzähligen Jungvampyren durch die Wandlung zu helfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)