Krieg der Nacht von YuzukiNishimura ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ein normaler Sommertag in der Großstadt London. Die Sonne schien stark, das Thermometer zeigte 35 Grad an. Vögel flogen durch die Luft auf der Suche nach einem Partner. Und die Menschen saßen in kleinen Cafés, tranken Kaffee und aßen Kuchen dazu. Andere wiederum gingen die Straße entlang, hielten auch manchmal an, um zusehen, was in den Schaufenstern stand. Keiner von diesen Leuten dachte daran, dass diese schöne Zeit bald ein Ende nehmen würde.. Ein lautes Donnern verkündete den darauf folgenden Regen. Der Himmel wurde schlagartig in tiefes Dunkelgrau getaucht. Die Menschen suchten schell eine Unterstellmöglichkeit um nicht nass zu werden. So wurde das bunte Leben auf der Straße unterbrochen. Alles war still. Nur noch das Tropfen des Regens auf den Boden und gegen die Scheiben der Schaufenster war noch zuhören. Es wurde immer stärker und es schien so, als wollte es kein Ende mehr nehmen. Die Leute hofften, dass es sich bald wieder legte, aber der Regen war hartnäckig, und blieb bis spät in die Nacht. Am Morgen war es noch immer dunkel, obwohl die Sonne schon längst aufgegangen war. Die Regenwolken wollten einfach nicht weiterziehen. Ruby William war ein junges Mädchen von etwa 17 Jahren, hatte ein sehr blasses Gesicht und trug ihre langen braunen Haare immer offen. Für ihr Alter trug sie ungewöhnliche Sachen,  wirkte damit auf andere immer verschlossen und sehr düster. Ihr Make-up bestand immer aus  schwarzem Lidschatten und dunkelviolett farbigem Lippenstift. Während die Mädels aus ihrer Klasse die üblichen Main-Street-Klamotten trugen und mit ihrem puppenhaften Verhalten nachts die Straßen unsicher machten, saß sie lieber in ihrem dunklen Zimmer. Ihr Blick fiel zum Fenster, der Himmel war verhangen mit grauen Wolken. Das Wetter verbreitete eine düstere Stimmung. Die düstere Stimmung des Wetters trübte auch Rubys Stimmung. Sie betrat gerade langsam die kleine Küche ihres Hauses. Heute war sie nach langer Zeit wieder Zuhause. Die letzten zwei Jahre hatte sie in einen Internat verbracht, nachdem ihre Mutter vor drei Jahren wieder geheiratet hatte - einen gebürtigen Engländer namens Niklas William. Sie war gezwungen diesen Namen anzunehmen und sie musste auch, zusammen mit ihrem großen Bruder, mit ihrer Mutter nach London ziehen. Eigentlich waren Ruby und ihr Bruder Christian in der Hauptstadt von Sachsen, Dresden, geboren worden. In der Küche fielen die Blicke ihrer Mutter und ihres Stiefvaters auf sie, Ruby wäre lieber wieder in ihr Zimmer gegangen, jedoch setzte sie sich zu ihnen an den Tisch. Ihr kleiner Halbbruder Alexander spielte derweil unschuldig mit seinem Brei rum und verursachte damit ein kleines Chaos auf dem  Tisch, dies schien ihre Mutter aber nicht groß zu stören. Ihr Blick streifte durch die Küche, alles war im altmodisch-englischen Stil eingerichtet, so wie das ganze Haus, welches ihrem Stiefvater gehörte. Sie mochte ihn nicht, seine Art und Weise nervte sie. Deswegen war sie auch auf diesem verfluchten Internat. Noch bevor sie nach England gezogen waren, hatten er und ihre Mutter sie im St. Marcus angemeldet, und kaum waren sie in England angekommen, musste sie am nächsten Tag schon im Internat einziehen. Eine bedrückte Stimmung machte sich im Raum breit. An dem runden Tisch standen noch immer fünf Stühle, und es war auch sonst immer für fünf Personen gedeckt wenn Ruby zu Hause war. Aber seit dieser Woche, in der sie wieder da war, wurde nur noch für vier gedeckt und der letzte Stuhl blieb verlassen stehen. Der Grund dafür war, dass ein Familienmitglied sie verlassen und sich auf den Weg ins Reich der Toten begeben hatte. In wenigen Stunden würde sich Ruby auf der Beerdigung ihres großen Bruders wieder finden müssen, von dem Gedanken gequält, dass es ihre Schuld gewesen war, dass ihrem Bruder das Leben genommen wurde. Kapitel 1: Hochzeitspläne ------------------------- Hochzeitspläne Vor drei Jahren begann alles.   Niemand hätte voraussehen können, was mich in den nächsten drei Jahren erwarten würde. Ich denke, ich hätte auch keinem geglaubt, der mir folgendes erzählen würde, was ich jetzt berichten werde. „ Chrisi! Wie lange willst du noch in Bad bleiben, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“, schrie ich mir fast schon die Seele aus den Leib. Mein Bruder ging mir langsam aber sicher auf die Nerven. Noch ein paar Minuten vergingen, bis endlich die Tür des Bades aufging. „ Mach dir wegen den paar Minuten nicht gleich ins Hemd, Ruby! Und immer hin bin ich der Ältere, da habe ich nun mal das Recht, länger im Bad zubleiben.“, sagte Chris mit einem lockeren Ton in seiner Stimme. Christian gehörte mehr zu den Typen, die immer mit einer großen Klappe durch die Welt gingen. Er glaubte, er sei der Größte, er mit seinen schwarzen, kurzen gegelten Haaren und seinen schwarzen Ledersachen, die er immer, trug wenn er nach draußen ging, nur um dann mit seinen Kumpels abzuhängen und einen zu saufen. Er ging nicht mehr zur Schule. Mum wollte, dass er studierte, genau wie sie Rechtanwalt wurde. Doch ihm war das egal. Mein gewehter Bruder besuchte das Studium auch nur, wenn Mum von ihren Geschäftsreisen wieder nach Hause kam. Bei dem Gedanken, er und Rechtsanwalt, konnte ich nur den Kopf schütteln. Niemals! Meine Mum war oft nicht zu Hause, dafür hatten wir eine Haushalterin am Hals, die sich die ganze Zeit um unser Wohl kümmerte. Mir konnte es egal sein, solange sie sich nicht in mein Leben einmischte. Unsere Mum war wegen eines schweren Falls, der einen englischen Geschäftsmann und eine deutsche Firma betraf, in London zugange. Heute Abend würde sie zurück kommen, nach fast einem halben Jahr. Sie wollte uns jemanden vorstellen und uns was verkünden. Im Stillen konnte ich mir schon denken, was kommen würde. Sie hatte sich bestimmt einen Neuen gesucht. Was anderes konnte es ja gar nicht sein. Es wäre auch mal ein Wunder, wenn doch! Ich war gespannt, wie lange es diesmal halten würde. Da nun das Badezimmer endlich mal frei war, besetzte ich es lieber schnell, bevor mein Bruder es wieder tat, weil ihm irgendwas einfiel, was an seinem Äußeren noch nicht perfekt war. Was konnte man bei seinem Outfit noch falsch machen? Meiner Meinung nach haute er sich eh immer viel zu viel Gel in die Haare. Als ob wir Frauen darauf stehen würden!?  Na gut, vielleicht die eine oder andere Puppe, mit der er manchmal rum rannte schon, aber sonst keine. Die hielt er sich eh nur für eine Weile warm und dann später servierte er sie eiskalt ab, wenn sie ihm zu langweilig wurde. Langsam besah ich mich in Spiegel; fette Augenringe! Wann hört das endlich auf? Seit einiger Zeit litt ich unter Altträumen, und daraufhin unter starkem Schlafentzug. Es waren komische Altträume, sie fühlten sich realer an, als es die Träume, die ich bisher je hatte, so schon taten. Irgendetwas in mir sagte mir, dass all das, was ich den Träumen sah, schon einmal passiert war. War so was möglich, oder wurde ich durch den Schlafentzug einfach nur verrückt? Na gut, ich sollte mich fertig machen. Brigitte meckerte auch schon rum. Wieso immer nur bei mir, bei meinem Bruder war es ihr wohl egal, oder was? Es brachte nichts, sich aufzuregen. Nach einer geschlagener Stunde ging ich zur der kleinen Küche, wo Brigitte schon mit dem Essen auf mich wartete. Nachdem sie mir mit einem bösen Blick die Brötchen reichte, meinte sie plötzlich: „Bald werdet ihren euch an einen besseren Umgangston gewöhnen müssen! Vielleicht werdet ihr beide dann endlich einmal in euren Leben vernünftig, mit einer richtigen männlichen Erziehungsperson im Haushalt! Das hätte eure Mutter schon längst mal ändern sollen.“ Verdutzt guckte ich sie an. „Was meinst du damit?“ War meine Frage darauf. „Genau das, was ich gesagt habe. Mehr wirst du ja heute Abend beim Essen erfahren. Und jetzt iss endlich, du bist wieder mal zu spät dran!“ Kam es nur noch von ihr und schon verließ sie die Küche mit einen Korb voller nasser Wäsche. Ich nahm ein Brötchen und verließ ebenfalls die Küche. Meine Gedanken kreisten umher, also hatte ich mit meiner Vermutung Recht, es ist ein neuer Lover. Aber Brigitte weiß doch ganz genau, dass Beziehungen bei ihr immer nur ein paar Wochen hielten. Oder steckte etwa noch mehr dahinter? Nein, das konnte unmöglich sein. Mit schüttelndem Kopf lief ich den Flur entlang zu meinem Zimmer. Dort angekommen, nahm ich nur noch meinen Rucksack, achtete noch nicht mal darauf, ob alles drinnen war, was ich für den heutigen Tag brauchen würde, und verließ dann das Haus.. Langsam lief ich zum Bus. Warum sich beeilen, zu spät war ich eh schon dran. Gerade mal an der Haltestelle angekommen, kam auch schon mein Bus. Ich wartete, bis er hielt, mit einer der Türen direkt vor meiner Nase, die Tür öffnete sich, ich stieg ein und nahm gleich bei den nächst besten Sitzbank Platz. Eine halbe Stunde mit dem Bus und dann noch mal 15 Minuten zur Fuß und ich war da. Immer hin pünktlich zur dritten Stunde. Ich steigerte mich. Sonst bin ich immer gerade mal zur vorletzten oder sogar nur zur letzten Stunde da. „Ruby, du auch schon da? Wow, was ist denn mit dir los?“, grinste mich einer meiner wenigen guten Kontakte an dieser Schule hier an. Ich setzte mich neben ihn auf die Bank, schließlich war noch Pause. „Das könnte ich dich auch fragen, du meintest doch letztens, dass du gar nicht mehr kommen willst.“, gab ich nur noch zurück. „Das hatte ich auch vor, aber mein geehrter Herr Vater hat mich persönlich heute früh hier abgesetzt.“ Bei diesem Gedanken konnte ich nicht anders als lauthalslos zu lachen. „Lach‘ nicht so, das ist gar nicht so witzig. Wie wäre es, wenn deine Mum dich hier vor allen Leuten absetzen?“ Er warf mir noch einen bösen Blick zu. „Doch, es ist witzig! Meine Mum und mich persönlich hier absetzten, das glaubst du doch selber nicht?! Sie ist doch nie da!“ Das Klingeln zu der Schulglocke ertönte. „Wir müssen!“ Er sprang auf und schnappte sich seine Tasche. „Ja, leider…“, stöhnte ich. Ich nahm mein Zeug und lief schweigsam hinter ihm her. Im großen Flur des Gebäudes angekommen, blieb er kurz stehen. „Ähm, hast du heute Abend Zeit?“, fragte er und grinste dabei leicht. „Es ist Freitag und meine Band kommt heut Abend wiedermal zusammen, zum Proben.“ „Tut mir Leid, ein anderes Mal. Meine Mum kommt heute Abend wieder und will mit uns essen gehen.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln winkte ich ihm zum Abschied noch kurz zu. Bis nächste Woche würden wir uns nicht mehr sehen. „Dann bis nächste Woche.“, meinte er nur kurz und so trennten sich erst mal wieder unsere Wege. Ich drehte mich herum, überlegte kurz: //Ich habe jetzt Physik, oder doch nicht?// Seit einen Jahr bin ich nicht mehr wirklich in die Schule gegangen, immer nur für ein paar Stunden, wenn ich ausgeschlafen hatte, mehr oder weniger. Ich mehrte in meiner Tasche rum. //Hier irgendwo muss doch der Stundenplan sein… Ha, da ist er ja! Ich habe Chemie. Ist doch eigentlich das gleiche, oder nicht?// Gedankenverloren suchte ich den Raum 210. In diesem Stockwerk war ich seit Beginn diesen Schuljahres nicht mehr, und das soll schon was heißen, da dieses ja bald vorbei sein würde. „Lang nicht mehr gesehen, Fräulein Ruby. Zum Ende des Schuljahres kommen Sie wohl wieder mehr zum Unterricht, oder wie!“ Ich drehe mich um und erblickte unseren Chemielehrer. „Guten Tag, Herr…äh…“ Ich blickte schnell auf den Zettel in meiner Hand. „Herr Roman.“, meinte er nur knapp und deute auf die Tür. „Würden Sie bitten ins Zimmer gehen, die Stunde beginnt in wenigen Minuten!“ Darauf sagte ich nichts mehr, ging einfach rein. Nach zwei Stunden hatte ich die Nase voll und packte meine Sachen zusammen. Warum sollte ich mir meine Nerven mit den Idioten kaputt machen? Hat doch eh keinen Sinn. Endlich Zuhause angekommen, fielen mir die Koffer im Flur auf. Sie war also schon wieder da. Super! Ich versuchte, mich möglichst leise in mein Zimmer zu bewegen, aber genau in diesem Moment kam meine Mutter aus der Küche hinaus. Wir blickten uns direkt in die Augen. //Gleich gibt es Stress!// Doch der blieb aus, dafür musterte sie mich auf das Genauste. „Du wirst langsam eine junge Frau! Aber Kind, müssen diese dunklen Kleider und diese schwarzen Augen wirklich sein?“, kam es von ihr. Verwirrt und erschrocken zugleich blickte ich sie an. //Was ist denn mit der los?// Ein Lächeln zierte ihr Gesicht. Meine Mutter, genannt Susanne Dornhorn, war eine Frau, die für ihr Alter sehr jung wirkte. Obwohl sie schon 41 Jahre alt war, wirkte sie trotzdem mehr, als wäre sie gerade mal 25 oder so in der Richtung. „Mum, was machst du den schon hier?“ Immer noch total verdutzt von ihrer Reaktion, stellte ich meinen Rucksack ab. Sie schaute auf ihre Armbanduhr und meinte daraufhin: „Das könnte ich dich auch fragen, hast du denn nicht eigentlich Schule?“ Ertappt schaue ich zu Boden. Hätte es mir auch denken können, dass sowas noch kommt. Schnell schaute ich wieder in ihr Gesicht. „Der Stundenplan hat sich geändert!“, entgegnete ich ihr rasch. „So so, hat er das? Soll ich in der Schule anrufen und nachfragen?“ Sie hatte meinen kleine Lüge durchschaut, hätte mir was Besseres einfallen lassen müssen. „Und, warum bist du nun zeitiger gegangen, beziehungsweise, wieso gehst du in letzter Zeit so unregelmäßig in die Schule? Glaubt ja nicht, ich wüsste von nichts! Hast du mal an deinen Abschluss gedacht? Sicher nicht, sonst würdest du solch einen Unsinn nicht machen!“ Sie wurde strenger und lauter im Ton. Sicher, hatte ich mir schon denken können, dass Brigitte alles unserer Mutter erzählt, schließlich ist sie dafür auch hier. „Ich höre! Warum gehst du nicht in die Schule?“ Warum muss sie immer gleich so ungeduldig werden? Ist doch nicht zum aushalten! „Ähm…“, kam es nun wirklich sehr geistreich von mir. Meine Mutter seufzte genervt. „Es wird sich eh bald ändern.“, meinte sie nur knapp und ging an meiner verdutzten Persönlichkeit vorbei. Was meinte sie damit? Hatte Brigitte doch recht mit ihren Worten, oder ist das alles nur ein schlechter Scherz? Ich lief langsam in mein Zimmer und verriegelte die Tür, warf mich auf mein Bett und schlief ein. Nach einem lauten Donnern an meiner Tür wurde ich langsam wieder wach, mein Blick fiel auf die Uhr. Das geplante Abendessen ist in fast einer Stunde. Ich richtete mich auf, streckte mich kurz, erhob mich dann und ging zur Tür. „ Na endlich reagiert das Fräulein auch mal!“, sagte Brigitte mit einem scharfen und zugleich auch genervten Ton in der Stimme. Ich ignorierte ihre Worte und lief auf das Bad zu. „Ihre Mutter  und Ihr Bruder warten bereits unten im Auto auf Sie. Beeilen Sie sich ein bisschen.“, rief sie mir genervt hinterher. //Mensch, warum müssen die alle so einen Stress machen? Das hält doch echt keiner aus!// Ich sah in den Spiegel, meine Haare waren verstrubbelt und mein Kajal leicht verschmiert. Erst mal abschminken und Haare bürsten, dann wieder erneut Make-up auftragen. Nach etwa einer halben Stunde tapste ich langsam die Treppen runter zum Auto, wo mir meine Mutter einen bösen Blick zu warf. „Tut mir Leid, ich bin eingeschlafen.“ Ich machte die linke Hintertür des Autos auf und ließ mich auf den Sitz nieder. Mein Bruder lachte leise auf, keine Ahnung warum. Vielleicht auch nur, weil es unsere Mutter tierisch nervte, also mein Verhalten. Hat sie Pech! Wenn sie in manchen Punkten eine bessere Mutter gewesen wäre, wäre ich vielleicht auch ein ganz anderer Mensch. Sie startete den Motor und los ging die Fahrt zum Restaurant. Da war ich echt mal gespannt, was für eine wunderbare Nachricht meine Mum hatte und wer die Person war. Wir fuhren von ‚Wilder Mann‘ hinunter in die Altstadt von Dresden, meine Mum bog in eine Tiefgarage ein und parkte dann, als sie endlich einen Parkplatz gefunden hatte, ein. „So wir müssen hoch ins Restaurant ‚Rossini‘.“, meinte sie und schnallte sich ab und steckte den Autoschlüssel in ihre Tasche. „Rossini?! Das ist doch im Hilton Hotel drin!“, kam der schlaue Kommentar von mir und mit erstauntem Blick blickte ich meine Mutter an. Das meinte sie doch nicht im Ernst? „Tja Schwesterlein, wenn du weniger schlafen würdest, wüsstest du, das die gewehrte Person da eingecheckt hat und im Restaurant einen Tisch für uns reserviert hat.“, meinte darauf mein Bruder mit einem abwertenden Ton in der Stimme. „Bäh! Ich brauche nun mal meinen Schönheitsschlaf! Solltest du auch mal machen, bist nicht gerade der Schönste.“, entgegnete ich ihm patzig und schnallte mich ebenfalls ab bevor ich mich verhob und ausstieg. „Du weißt doch gar, nicht was wahre Schönheit ist, du mit deinem ganzen düsteren Müll.“ Ich versuchte, seine Worte nicht zu beachten, was wusste der schon?! „Und außerdem ist dein Musikgeschmack der Schlechteste, den es auf der Welt gibt. Ich weiß gar nicht, wie man sich dieses Geschrei anhören kann, das sind noch nicht mal richtige Wörter.“, fing er nach kurzer Stille wieder an. „Aber deine Musik, in der es nur um Sex und Saufen geht, ist besser oder was?“, kam es genervt von mir. //Kann er sich nicht jemand anderes suchen und mich in Ruhe lassen?// „Immer noch besser als deine. Und, um noch mal auf das Thema ‚Schönheit‘ zurück zu kommen, du bist genauso eine missgeratene Person wie jeder andere aus deiner Szene.“ Okay, jetzt geht er mir gegen Strich, aber bevor ich was entgegensetzen konnte, ging meine Mutter dazwischen und meinte: „Jetzt ist Schluss ihr beiden! Wie alt seid ihr eigentlich?“, fragte sie uns. „Ihr benehmt euch wie kleine Kinder, müsst ihr euch ausgerechnet heute in die Wolle bekommen? Also wirklich! Benehmt euch jetzt, sonst kriegt ihr beide noch richtigen Stress mit mir! Ich habe ein für allemal die Nase voll! Ihr solltet echt mal lernen euch zu benehmen! Es wird höchste Zeit, dass ihr einen richtigen Vater bekommt, damit aus euch noch was Ordentliches wird. So kann es nicht weiter gehen!“ Bei den letzten Worten schrie sie fast schon. Ehe wir noch was erwidern konnten, drehte sie sich um und sagte, in einen etwas ruhigeren Ton, noch: „Lasst uns jetzt rein gehen, bevor ich mich ganz vergesse!“ Das waren ihre letzten Worte und dann lief sie vor. Ich und mein Bruder schauten uns nur verdutzt an. „Das ist deine Schuld!“, sprach er plötzlich. In mir brannten langsam die Sicherungen durch. //Meine Schuld? Meine Schuld?! Was bildete der sich ein? Er hat doch angefangen, also warum meine Schuld?// Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Du hast angefangen! Na hör mal, was fällt dir ein?!“ Erbost stemmte ich meine Hände in meine Hüften. Er war eindeutig zu weit gegangen. Er lief unserer Mutter hinterher. „Stimmt doch! Wenn du nicht zu spät dran gewesen wärst, dann wäre sie jetzt nicht so sauer. Und wir hätten mit dem Streit gar nicht erst angefangen, also ist es deine schuld!“, fing er wieder an. Sicher wäre es besser gewesen, dass ich nicht eingeschlafen wäre, aber hey, wenn ich müde bin und den ganzen Tag eh nicht zu tun habe? „Du pennst auch bis in die Puppen, also brauchst du mir nicht so kommen! Wie oft hast du schon richtig scheiße gebaut? Mutter gibt dir Geld aus damit du studieren kannst und was machst du? Du fasst die Bücher noch nicht mal an. Gehst dafür lieber dein Gehirn wegsaufen. Du endest noch wie der Nichtsnutz von deinen Vater!“, schrie ich fast schon. Ja ich war richtig sauer. „Mein Vater ist kein Nichtsnutz!“ Auch er klang richtig sauer. „Doch! Was macht er schon den ganzen Tag? Immer wenn ich mit dir zu ihm fahre, stinkt die ganze Budde nach Alkohol und abgestandenem Zigarettenrauch. Arbeiten geht er auch nicht. Also was macht er schon den ganzen Tag lang…“ Es knallte und ich war ruhig. Er hat mir tatsächlich eine Ohrfeige geben. Ich schüttelte  meinen Kopf, ignorierte den Schmerz auf meiner rechten Gesichtshälfte und schrie weiter unbeirrt: „Ein Schläger wie der Vater bist du auch noch!“ Mit diesen Worten rannte ich unserer Mutter hinterher. Dieser Idiot kann mich mal, was fällt dem überhaupt ein? Das nächste mal kriegt er meine Faust zu spüren! „Wo bleibt dein Bruder?“, frage sie mich ohne mich anzusehen. Ja, sie war immer noch sehr sauer auf uns. „Keine Ahnung, kann mir doch egal sein.“, war meine ignorante Antwort. Und wieder vernahm ich einen genervten Seufzer. Hätte sie keine Kinder in die Welt gesetzt, dann hätte sie das Problem auch nicht. „Geh schon mal hoch! Ich hol schnell deinen Bruder.“ Sie lief wieder zurück zum Auto. Ich drückte den Knopf des Fahrstuhls, als ich auf einmal das Weinen eines Kindes hörte. Ich sah mich um, von meiner Mutter war keine Spur mehr zu sehen. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Weiter hinten, bei einer Reihe geparkter Autos, sah ich, wie sich da was bewegte und lief drauf zu. Doch als ich ankam, war nichts mehr zu sehen. //Habe ich Halluzinationen?//, dachte ich mir und mit Kopf schüttelnd lief ich zurück. Doch dann wurde es mit einem mal ganz dunkel. //Ein Stromausfall? Na ganz große Klasse.// Und wieder hörte ich das weinende Kind. Was war hier denn bloß los? Erst mal rief ich leise nach meiner Mutter. Nichts war zu vernehmen. Und noch mal: „Chris! Mum! Wo seid ihr?!“ Ich bekam keine Antwort. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich versuchte, irgendwas zu erkennen, doch es war zu dunkel. Dann nach längerem Suchen in der Dunkelheit erblickte ich ein grünleuchtendes Schild. Da war also ein Notausgang! Das Schluchzen des Kindes wurde immer lauter, hielt sich das Kind da auf, oder was dies wieder eine Einbildung? Ich rannte immer schneller drauf zu, doch hatte ich das Gefühl, dass sich dieses Schild immer weiter von mir entfernte, als dass ich näher kam. Ich legte noch einen Schritt zu und schloss für ein Moment meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, war das Schild weg. Es war auch auf einmal ganz ruhig. Hinter mir rührte sich was. „Hallo? Ist da jemand? Chris, Mum, seid ihr das?“ Ich bekam wieder keine Antwort, die Angst stieg weiter an. Ein Knarren auf den Boden war zu hören, irgendwas Großes musste hier rumlaufen. Hellgrüne Augen blitzten auf und ein lautes Knurren war zu hören und schon kam es mit einem Satz auf mich zu. Ich schrie so laut wie ich konnte. Und mit einen mal befand ich mich wieder vor dem Fahrstuhl, alles war hell und meine Mutter stand vor mir und musterte mich besorgt, mein Bruder hielt die Fahrstuhltür auf. „Ruby, du bist ja ganz blass, was ist denn mit dir los?“, fragte meine Mutter mit besorgtem Unterton in der Stimme. Ich blickte sie nur stumm an, unfähig nur irgendetwas zu sagen und ich spürte, wie ich am ganzen Leibe zitterte. Was war nur hier los, was war mit mir los? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies hier nur der Anfang sein würde. Aber der Anfang von was? Erneute Angst stieg in mir auf. Nervös schaue ich mich um, wobei mich meine Mutter verwundert anschaute. Erleichtert merkte ich, dass alles in Ordnung war. Ohne noch auf meine Mutter einzugehen, gehe zum Fahrstuhl, meine Mutter folgte mir schweigend. Oben an gekommen, ging meine Mutter zum Ober und ließ uns zu den reservierten Tisch bringen, wo wir bereits von der geheimnisvollen Person erwartet wurden. Kein Wunder, schließlich kamen wir sehr spät. Er stand auf und begrüßte meine Mutter mit einen Kuss auf die Lippen. War doch klar, wieder ein neuer Lover, wie sollte es auch anderes sein bei unserer Mutter. Seufzend setzte ich mich auf einen der vier Stühle zwischen meiner Mum und meinen Bruder. Das Essen verlief so im Ganzen ganz ruhig, mein Bruder meinte, er würde immer fleißig seinem Studium nach gehen. Ja sicher! Ich selber stocherte nur in meinem Essen rum, Hunger hatte ich keinen und meine Gedanken waren bei dem Ereignis von gerade eben. Was war das nur gewesen, dieses Wesen welches da auf mich zugekommen war. Wieder seufzte ich, es gab keine logische Erklärung dafür. Ich musste mir das eingebildet haben, alles andere kann nicht wahr sein. Dieses Wesen war nur eine Einbildung von mir, mit Sicherheit! Wie soll das auch sonst gehen?! So was gab‘s doch schließlich nur im Märchen und in Gruselgeschichten. Und außerdem befand ich mich auch gleich danach wieder am Fahrstuhl, also musste dies ein böser Traum gewesen sein. Mein Bruder stieß mir seinen Ellenbogen in meine Rippen. Böse schaute ich ihn an, fing er schon wieder an mit seinen Sticheleien? Warum konnte er es nicht einmal lassen? Doch dann sprach dieser Mann, dessen Namen ich mir nicht gemerkt oder ihn einfach als nicht wichtig erachtet hatte. „Ich würde gerne auch ein bisschen was von dir hören!“ Erwartungsvoll schaute er mich an. Ich wusste gar nicht, wie reagieren ich sollte. „Ähhh, ich…“, zu mehr war ich definitiv nicht fähig. Normalweise bin ich nicht so, ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie ging es mir im Moment nicht gerade besonders gut. „Was soll ich schon groß erzählen.“, meinte ich nur knapp darauf, es stimmte ja eigentlich auch. Ich hatte in meinem Leben noch nicht viel erreichen können, die Schule besuche ich auch nicht wirklich regelmäßig. Ich glaubte, dass er sowas wohl kaum gerne hören würde, beziehungsweise würde dies keinen guten ersten Eindruck von mir hinterlassen. Immer noch spürte ich seine erwartungsvollen Blicke auf mir. Mann, warum muss er es mich gleich zu Anfang so nerven? „Stimmt, was soll sie dir schon groß erzählen, Niklas?“, grinste mein genialer Bruder und machte dabei einen abwinkende Handbewegung und sprach dann weiter: „Sie wurde von meiner Mum und meinen Dad adoptiert. Und wie zeigt sie ihre Dankbarkeit, indem sie nur Mist baut, meiner Mum den letzten Nerv raubt, ganz besonders jetzt nach der Scheidung meiner Eltern.“ Ein mich verachtender Ton war zu vernehmen. Ja, eindeutig! Ich und mein Bruder konnten uns noch nie leiden. Obwohl am Anfang mochte ich ihn schon gerne, aber mit der Zeit wurde seine Eifersucht zum Hass und so fing auch ich an, ihn zu hassen, Wortwörtlich. Und das mit der Adoption: Von meinen richtigen Eltern weiß man nichts, man hatte mich in einer Babyklappe gefunden. Ich lebte einige Zeit im Heim, bis ich adoptiert wurde und hier her kam. „Adoptiert? Susanne, du hast mir nie erzählt, dass dein jüngstes Kind adoptiert ist?!“ Niklas wirkte etwas geschockt, dann zierte sein Gesicht ein leichtes Lächeln. „Was für eine Herzensgüte, ein Kind aufzunehmen, welches von seinen richtigen Eltern im Stich gelassen wurde. Was für eine gute Frau.“, lobte er sie am Ende seiner kleinen Rede. Innerlich lachte ich leise auf. Ja, das lag wohl im Auge des Betrachters. Meine Mum räusperte sich kurz uns sprach zu Niklas gewandt: „Na ja, die Sache mit der Adoption war so: ich und mein Ex-Mann wollten ein zweites Kind, aber es hatte nie wirklich geklappt. So kamen wir auf die Idee, eines zu adoptieren. Es hat einige Zeit gedauert, der ganze amtliche Papierkram und so, aber dann haben wir sie endlich bekommen. Und das sie immer Unsinn baut, stimmt gar nicht. Was redest du da eigentlich, Christian?“ Sie lächelte. „Sie war so ein süßes kleines Mädchen, so unbekümmert mit einem strahlenden Lachen.“ Diesen Satz sprach sie mehr zu sich als zu Niklas. „Wie war sie als Kind so?“, fragte Niklas, was nicht nur mich nervte, sondern auch meinen Bruder. Er schnaubte verächtlich und verdrehte genervt seine Augen. „Können wir zu dem Thema kommen, weswegen wir hier sind.“, kam es nur knapp von ihm. Ich war seiner Meinung, denn auf  Kindergeschichten aus meinen Leben hatte ich gerade echt keine Lust. Am Ende musste ich vielleicht sogar selber noch was dazu sagen. Meine Mutter seufzte wieder. Das Verhalten, dass von unserer Seite ausging, ging ihr sichtlich immer mehr auf die Nerven. Aber was will sie schon groß von pubertierenden Kindern erwarten. „Also gut.“ Sie machte eine kleine Pause und schien zu überlegen. „Ihr seid alt genug und ich denke ihr werdet es dementsprechend gut auffassen können was ich euch gleich erzählen werde. Die Sache ist die: Ich und Niklas wollen und werden auch heiraten!“ War doch klar, dass sowas kommt. Na gut, es war ihre Entscheidung. Wenn sie es so haben wollte, bitte. Ich sah wieder zu ihr, in ihren Augen war Vorfreude zu sehen mit einem Lächeln erzähle sie auch schon weiter: „Niklas hat ein großes Haus auf einem sehr schönen Grundstück. Wir alle werden da einziehen. Werden Deutschland verlassen um in London ein neues Leben anzufangen.“ Was? Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke. Das war nicht ihr Ernst? Dass sie heiraten will verstehe ich noch, aber dass wir deswegen von hier weg müssen, damit sie glücklich wird… Warum kann sie uns nicht alleine hier lassen, warum müssen wir mit? Kaum hatte sie uns ihre Pläne erläutert, ging es auch schon los: „London!?“ Schnellte es auch meinen Mund. „Vergisst es! Niemals!“ „Was ist mit unseren Freunden? Mit meiner Freundin? Was soll ich ihr den erzählen?“, kam es geschockt von Christian und ich stutzte. Er hatte eine Freundin, seit wann denn? Aber er hatte Recht, was sollten wir ihnen erzählen. „Ich werde nicht nach London gehen, vergesst es!“, protestierte ich. Warum?! Niklas brachte einige Argumente ein und versuchte, uns von dieser guten Idee zu überzeugen, doch bei uns stieß er genauso wie unsere Mutter nur auf Ablehnung. „Ich bin 19 Jahre alt Mum! ich will nicht mit. Dann suche ich mir halt eine eigene Wohnung oder ziehe zu meinen Dad, damit habe ich kein Problem.“, fing mein Bruder mit seiner glorreichen Idee an. Verdammt! Warum war ich noch unter 18 Jahren, wieso musste ich gerademal 14 sein? Das ist nicht fair. „Na gut, dann zieh‘ doch zu deinem Vater. Aber Ruby, du wirst dich wohl oder übel mit dieser Entscheidung abfinden und damit leben müssen.“ Der Gedultsfaden meiner Mum war definitiv gerissen, sie sah mich mit einem alles durchdringendem Blick an. „Wir werden nach London gehen, ich habe von deinem Verhalten der letzten Jahre die Nase voll. Es reicht langsam.“ Sie versuchte mit aller Mühe sich nicht zu sehr im Ton zu vergreifen. Ein lautes Nein von mir hatte gereicht und sie sprang auf: „Ende dieses Schuljahres werden die Koffer gepackt, Anmeldeformelare habe ich bereits mit Niklas ausgefüllt. Du wirst ab dem nächsten Schuljahr auf ein Internat gehen!“, schrie sie beinahe schon. Mein Bruder grinste und murmelte irgendwas mit: „Hast du verdient!“, und fing dafür von mir gleich einen bösen Blick ein. Ich erhob mich ebenfalls und schrie: „Ich werde meine Koffer nicht packen.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte davon. „Wo willst du hin, komm sofort wieder her!“, rief sie mir noch nach, bis Niklas sie unterbrach und meinte, sie solle mir Bedenkzeit geben. Kapitel 2: Fremdes Land, Neuanfang? ----------------------------------- Fremdes Land, Neuanfang? Ich lief durch die Wohnung, Mum war unten beim Möbelpacker und besprach noch mal einiges. Unsere alten Möbel gingen an einer Wohlfahrtgesellschaft, da das neue Haus schon komplett eingerichtet war. Am Zimmer meines Bruders blieb ich stehen, er hatte es sich vor einer Woche doch anders überlegt. Er wird mit nach London kommen. Ein leichtes Seufzen verließ meine Lippen, warum musste dieser eine Monat so schnell vergehen? Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich meinen Leuten gesagt hatte, dass ich mit meiner Familie nach London ziehen werde. -Flashback- „Was? Das ist nicht dein Ernst, Ruby?“, skeptisch beäugte mich meine Beste. Leider konnte ich nicht behaupten, es sei ein schlechter Scherz von mir gewesen. Ich wollte doch selber das Ganze noch nicht richtig wahrhaben, nur noch einen Monat hier in Dresden sein zu können, nur ein Monat und dann „Hallo, mein neues Leben in London“. Seufzen ließ ich mich auf eine Bank im Alaunpark fallen. „Leider ist das die Wahrheit. In einem Monat, wenn das Schuljahr vorbei ist, werde ich nach London müssen. Ich will ja auch nicht.“ Ich ließ meinen Blick auf den Boden fallen. „Kannst du nicht zu deinem Vater?“, fragte sie mich. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Warum denn nicht?“ Ich sah auf und meinte nur knapp; „Er hat nicht das Geld beziehungsweise die Zeit, sich um mich zu kümmern. Er ist immer wo anders, daher hat er auch keinen festen Wohnsitz.“ mit diesen Worte schoss ich eine kleine Stein weg, der vor mir auf den Boden lag und stand gleichzeitig auf. „AUTSCH!!!“, schrie mein Schulfreund auf, den ich gar nicht bemerkt hatte. Seit wann war der denn hier? „Sag mal, musste das sein, das tat weh!“ „Seit wann bist du hier?!“, kam die Frage prompt von mir. „Seit wann ich…hä…könntest du dich vielleicht mal entschuldigen! Ich hab den Stein direkt gegen den Kopf bekommen! Das tat weh!“ Er rieb sich immer noch die Stelle, an der ich ihn scheinbar getroffen haben sollte. „Tut mir Leid, so doll habe ich allerdings gar nicht geschossen.“ „Ach nein? Guck dir mal die Beule hier an, von wegen nicht doll!“ Mit einem finsteren Blick kam er zwei Schritte näher. „Ken, es tut mir Leid! Wirklich! Mehr kann ich jetzt auch nicht dazu sagen. Ich muss jetzt Nachhause, sonst bekommt meine Mutter einen Tobsuchtsanfall.“ Genervt sammelte ich mein Zeug wieder zusammen, machte mich auf den Weg zur Bahn. „Hey Ken, weißt du es schon? Ruby zieht nach London.“, hörte ich hinter mir einen meiner Freunde rufen. „WAS?! RUBY WARTE MAL KURZ“, schrie Ken mir nach und rannet auf mich zu, ich drehte mich zu. „Tut mir Leid, ich muss wirklich los, meine Mum ist zurzeit nicht besonders gut drauf.“, „Aber stimmt das, dass ihr nach London zieht?“ Er blieb vor mir stehen. „Ja, es stimmt, tut mir Leid, ich kann jetzt nicht mehr reden. Meine Mum macht Terror!“ Mit einem entschuldigendem Blick wandte ich mich wieder ab. -Flashback Ende- Ich habe sie seit diesem Tag nicht mehr gesehen. seufzend lief ich wieder die Treppen hinab. Ich hatte einige Nachrichten auf meinem Handy, doch ich wollte keine mehr sehen, das deprimierte mich zu sehr. „Ruby, setz‘ dich ins Auto, wir müssen in einer halben Stunde am Flughafen sein.“, meinte meine Mutter trocken, als ich unten zur Tür rauskam. Ich tat wie mir befohlen und stieg langsam ins Auto. „Ruby warte!“ Ich drehte mich um, da kam tatsächlich Ken auf mich zu gelaufen. „Hab‘ ich dich doch noch rechtzeitiges erwischt! Ich dachte schon, dass ich dich nicht mehr sehe.“, sagte er leicht außer Atmen. „Ken was…“, er legte mir den Finger auf den Mund und unterbrach mich damit. Er fing an in seiner Jackentasche zu kramen und holte was kleines schwarzes heraus. „Ich habe was für dich, zum Abschied.“, meinte er nur knapp und drückte mir eine kleine Schachtel in der Hand. „Versprich mir das du sie trägst, ja!“, mit den Worten rannte er wieder davon, bevor ich was sagen konnte. „Ken, warte doch, ich…“ Ich brach mitten im Satz ab, denn ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Am liebsten wäre ich ihm hinterher gerannt, doch da hätte meine Mutter mich bestimmt geköpft. „Ruby, steig endlich ein, wir haben keine Zeit mehr!“, schrie sie, bereits im Auto sitzend, mittlerweile ziemlich wütend über mein Trödeln, zu mir. „Ja!“ Genervt stieg ich wortlos ein und knallte die Tür zu. „Sei vorsichtiger, das hier ist nur ein Mietwagen!“ „Ja! Entschuldige!“ Genervt rollte ich mit den Augen. Mit einem wütenden Schnaufen fuhr sie los. Meine Mutter hatte nur unnötigen Stress gemacht, wir fuhren gerade mal zehn Minuten mit den Auto bis zum Flughafen und unser Flug nach London verzögerte sich um Stunde, weil es Probleme mit den Maschinen gab. Mein Platz im Flugzeug war direkt am Fenster. Toll dass sie an meine leichte Flugangst gedacht hatten. Na ja, ich musste nur ca. 2 Stunden aushalten, dann würden wir in London sein. Mit Musik bewaffnet schloss ich meine Augen und hoffte, dass es ein ruhiger Flug werden würde. In meinen Gedanken war es allerdings so, dass ich nicht wirklich eine ruhige Minute hatte. Ich zerbrach mir meinen Kopf über diese neue Schule, genauer gesagt über dieses Gefängnis. Es war eine Benimmregel-Schule vom feinsten. Die letzten Tage hatte ich damit zugebracht, das Internet zu durchsuchen, weil ich wirklich alles über das Internat wissen wollte. Zu meinem Bedauern, ich hätte es lieber nicht tun sollen. Wie gesagt, es war die reinste Benimmregel-Schule dazu auch noch eine Mädchenschule. Entweder war das ein Haufen von verzogenen Püppies oder von totalen Streberinnen, und ich mittendrin. Ich brauchte dann später noch nicht mal groß mein Zeug auspacken, da ich gleich am nächsten Morgen dahin gebracht werden würde. Ach Ken, warum konnte ich nicht in Dresden bleiben? Ich vermisste ihn jetzt schon. In diesem Moment fiel mir die kleine Schachtel wieder ein, die er mir zum Abschied gegeben hatte. Schnell zog ich meinen Mantel von der Handgepäckablage herunter und kramte aus meine Tasche die kleine Schachtel hervor. „Mensch Ruby, kannst du dich nicht mal ruhig hinsetzen? Wir starten gleich! Und Chris, sei so freundlich und mach deine Musik aus, oder zumindest leise!“, ermahnte unsere Mutter uns. Gott sei Dank, musste ich nicht mit ihnen zusammen sitzen. Ich saß eine Reihe vor ihnen, neben mir saß nur so ein alter komischer Sack, der scheinbar eingeschlafen war. Ich sollte nicht so unfreundlich von ihm denken, schließlich war er so freundlich gewesen und hat mit mir die Sitze getauscht. Wieder zurück zu der Schachtel: Langsam öffne ich eben diese. Eine goldene Kette mit einem blauen Stein kam zum Vorschein, darunter ein klein gefalteter Zettel. Ich entfalte den Zettel langsam und erkannte sofort die Schrift von Ken. Es war eine saubere und äußerst schöne Schrift. Liebe Ruby, warum hast du dich am Ende nicht mehr gemeldet? Wir hätten uns doch was überlegen können, damit du nicht weggehen musst. Wir vermissen dich jetzt schon alle und hoffen, dass du dich bei uns melden wirst. Das Geld für die Kette haben wir alle zusammen gelegt. Wir hoffen, sie gefällt dir und wollen, dass du sie trägst. In Liebe, Ken „Verdammt! Ich bin so blöd!“, rief ich aus und wischte schnell die aufsteigenden Tränen weg. „Stimmt!“, hörte ich das blöde Kommentar meines Bruder. Wieso kann er nicht einmal die Klappe halten, damit würde er mir so sehr eine Freude machen. „Habe ich nach deiner Meinung gefragt?“, fragte ich wütend und drehte mich zu ihm um. „Sicher nicht, lass deine blöden Kommentare!“, fügte ich hinzu und setzte mich wieder gerade hin. „Ruby nicht so laut, du bist nicht alleine hier.“ Und wieder ertönte die mahnende Stimme meiner Mutter. Endgültig genervt setzte ich mir wieder die Kopfhörer auf. Aber vorher band ich mir die Kette um den Hals und steckte die Schachtel mit dem Zettel wieder weg. Der Rest des Fluges verlief eigentlich ganz ruhig, keine Zwischenfälle mehr, keine nervigen Kommentare von meinem Bruder sowie auch keine mahnenden Worte von meiner Mutter mehr. Alles war in Ordnung. In London angekommen, wartete Niklas bereits mit seinem Auto auf uns. Er wohnte auf einer kleinen Landstraße am Rande der Stadt. Sein Haus ziemlich stand in  abgelegen, wir fuhren mindestens eine gute Stunde. Wieder schweiften meine Gedanken zu dieser Schule ab, die noch in der Region von London liegen sollte, man sie aber nur mit einem speziellen Bus, welcher von der Schule gestellt wurde, oder dem eigenen Auto erreichen konnte. Ich würde morgen mit dem Auto hin gebracht werden. Es waren zwar noch Ferien, aber meine Mum meinte, ich könnte mich dem Sonderlehrprogramm anschließen, da ich noch viel auf zu holen hätte. Und ich hätte so schon mal die Möglichkeit, mit den anderen Mädchen klar zu kommen, es würden allerdings nicht viele da sein, und dann natürlich aus anderen Jahrgängen. Na gut, ich würde ihnen den Gefallen tun und diesen Lehrgang mitmachen, besser als die ganze Zeit hier rum zu sitzen. Dazu hätte keinen Bock, was soll ich schon groß machen, immerhin kannte ich keinen, Mum sowie Niklas müssten arbeiten und mein Bruder ebenfalls. Ich wäre die ganze Zeit allein.   Ein klackendes Geräusch neben mir sagte mir, dass mein Bruder dabei war, auszusteigen. Gut, dann waren wir wohl endlich da. Langsam schnallte ich mich ab und stieg aus. Das Haus war nicht besonders groß, um das Gebäude herum war ein Baugerüst aufgestellt. Anscheinend wurde es renoviert. Na ja, konnte mir es eigentlich egal sein, da ich eh die meiste Zeit im Internat sein würde. Mal sehen, ob ich hier überhaupt ein eigenes Zimmer haben würden, denn darauf, eins mit meinem Bruder teilen zu müssen, hatte ich keine Lust. Ich lief zum Kofferraum und holte meine Tasche raus, meinen Koffer konnte ich drin liegen lassen, da es morgen eh zur dieser Schule gehen würde. Warum also erst abschleppen? Außerdem war in meiner Tasche alles Wichtige drin, was ich brauchte. „Ruby komm gleich mal mit! Dein Zimmer ist ganz oben.“ Niklas winkte mich zur Tür. „Ganz oben?“ Ich guckte zum Haus hoch. Es befand sich also in der zweiten Etage, mehr hatte das Haus ja nicht. „Ja, auf dem Dachboden.“, meinte er, nahm mir die Tasche ab und zeigte auf die Treppe hinten in eine dunkle Ecke. //Mensch, hat der schon mal was von Licht gehört. Moment mal?! Hatte er gerade wirklich Dachboden gesagt?// „Ähhh, Dachboden?“, fragte ich ihn noch mal, konnte ja sein, dass ich mich verhört hatte. „Ja, auf dem Dachboden. Ich habe das alte Kinderzimmer extra für dich auf den neusten Stand gebracht.“, meinte er locker und lief hinter mir die Treppe hoch. „Okay.“, meinte ich nur knapp. Nachdem wir uns mit dem Öffnen der Luke abgekämpft hatten und Niklas mir versichert hatte, dass diese in den nächsten Wochen weg- und dafür eine richtig Treppe hinkäme, guckte ich mich kurz um. Ich erblickte zwei Türen. Fragend drehte ich mich wieder zu Niklas, mit seiner freien Hand deutete er auf die Linke. Verstehend nickte ich. „Was ist hinter der anderen?“, fragte ich nebenbei, während ich zur linken Tür lief. „Dahinter ist ein altes Badezimmer, welches nach der Renovierung dir ganz allein gehören wird. Aber bis dahin wirst du dich solange mit den anderen beiden Badezimmern zufrieden geben müssen.“ Den anderen beiden Badezimmern? So groß wirkte das Haus gar nicht. „Okay.“ Ich öffne die Tür. Wow, ich war überrascht. Es sah besser aus als ich gedacht hatte. Vielleicht ließ es sich hier doch ganz gut aushalten. „Um Acht Uhr gibt es essen. Ganz unten, gleich die rechte Tür, ist die Küche.“, meinte er noch und stellte meine Tasche an der Tür ab. „Ist okay.“, war meine knappe Antwort. Er nickt und ging. //Zumindest nervt er mich nicht so sehr.//, waren meine Gedankengänge. Ich setzte mich auf mein neues Bett, es hatte eine gute Federung. Wahrscheinlich war alles in dem Raum neu, ich vernahm den Geruch von frischer Farbe, auch die Möbel rochen nach industrieneuer Ware. Ein paar Pflanzen zierten die Fensterbank. Ich stand wieder auf und lief drauf zu, der Ausblick war irgendwie schön. Der Rest des Tages verging wie im Fluge. Ich blicke abends nochmals aus meinem kleinen Fenster, es war Vollmond. Ein kurzer Schauer lief mir über den Rücken, es war plötzlich sehr kalt. Mich leicht schüttelnd, um mich zu wärmen, blickte ich noch einmal auf den runden vollen Mond, ehe ich mich abwand und ins Bett ging. Dick eingekuschelt in die Decke, fiel ich in einen tiefen Schlaf. Es war wirklich sehr kalt, und hell, sehr hell. Ich öffnete langsam meine Augen und schaute auf. Alles war in strahlendes Weiß getaucht. Ich befand mich auf einer kleinen Lichtung, unter mir kalter weicher Schnee. Wo kam auf einmal der ganze Schnee her? Als ich mich aufrichte, bemerkte ich jetzt erst, dass ich nur in ein hauchdünnes, knielanges Kleid gehüllt hier draußen stand. Meine Haut war sehr blass und durchgefroren. Über mir erblicke ich einen großen, vollen, runden Mond, der hier alles zum strahlen brachte. Ein weiteres mal ließ ich meinen Blick schweifen und blieb bei einem Fluss, der direkt in einen dunklen verschneiten Wald führte, hängen. Irgendwas in mir sagte, ich müsste da rein, aber ein anderes Gefühl in mir meinte, es wäre gefährlich, da hinein zu gehen. Doch wie ferngesteuert liefen meine Beine drauf los. Immer am Fluss entlang tapse ich barfuß durch den Schnee. Mit jedem Schritt wurde es ruhiger und dunkler zugleich. In der Ferne konnte ich das Licht eines Feuers wahrnehmen. Das Verlangen zu rennen überkam mich. Mit einem mal rannte ich auch schon los, immer weiter zu diesem Licht, immer schneller. Ich würde sagen, so schnell wie jetzt bin ich noch nie gerannt. Dann blieb ich wie versteinert stehen. Vor mir, ein verwüstest Dorf. Es war altertümlich, klein und total zerstört. Flammen rangen aus den Fenstern der kleinen Häuser. Dicker, dichter Qualm stieg in den Himmel hinauf. Ich löste mich aus meiner Versteinerung und lief durch das kleine Tor in das Dorf hinein, in dem weißen Schnee war viel Blut verteilt. Überall um mich herum lagen die Überreste von Menschen. Was auch immer das hier gewesen war, es war nicht menschlich gewesen, definitiv nicht. Die Toten waren in mehrere Stücke zerfleischt worden, wobei in mir die Frage aufkam, was war das gewesen, was hat hier gewütet? Ich ging in die Hocke, hielt schlang meine Arme fest um meinen Kopf. Es war kalt und dann das alles hier, in meinen Kopf drehte sich alles. Ich glaubte, oder nein, ich wusste es, dass ich schon mal hier war, vor langer Zeit. All die Bilder: Ich war noch sehr klein, ich lief um einen Brunnen, der zentral im Dorf lag, herum, lachte und freute mich. Und da war noch ein Mädchen, sie sah aus wie ich, von Kopf bis Fuß, bis in jede einzelne Haarspitze. Wir spielten zusammen und lachten, wir waren glücklich zusammen. Das Bild vor mir verschwamm, alles ging in Rauch auf. Ich hörte Schreie, sehr viele Schreie. Ich schreckte auf, musste kurz überlegen, wo ich war, aber dann fiel mir ein, dass wir ja jetzt in dem Haus von Niklas lebten. Es war immer noch dunkel und der Blick auf der Uhr verriet mir, dass ich gerade mal eine Stunde geschlafen hatte. Am nächsten Morgen wurde schon recht früh sehr viel in der Küche rum hantiert. Mein Bruder würde erst nächste Woche mit der Arbeit anfangen, deswegen dürfte er ausschlafen, mich hatte meine Mutter bei Zeiten aus den Federn geholt. Schlaftrunken und mit meiner Tasche tapste ich runter ins Bad, wollte meinen Standpunkt lieber gleich festlegen. Und deswegen schminkte mich gleich so dunkel wie möglich, schließlich sollten alle gleich mein wahres Ich sehen. Warum also verstecken, wenn ich in Zukunft dort wohnen werde. Nach einer geschlagenen halben Stunde war ich mit dem Make-up zufrieden, auch wenn es diesmal nicht ganz so düster wirkte, wie eigentlich geplant. Als ich mich umdrehte, erblickte ich an der Tür hängend meine Schuluniform, die ich ab jetzt täglich zum Unterricht tragen musste. Mir wurde jetzt schon schlecht! Ich, verschmolzen in einer hellblauen Masse. Das war doch nicht den ihr Ernst?! Zum Glück sahen mich meine Leute nicht in diesem Aufzug. Oh mein Gott, wäre das peinlich! Wie kann man nur sowas Geschmackloses designen? Ob es auffallen würde, wenn ich meine Uniform schwarz einfärben und ein bisschen daran rumschnipseln würde? So würde sie nicht ganz in der Masse verschwinden. Na gut, dass kann ich auch später weiter überdenken, schließlich wartete meine entnervte Mutter darauf, dass ich endlich fertig wurde. Schnell zog ich mir diese geschmacklose hellblaue Uniform über. Oh Gott, der Blick in den Spiegel schmerzte in meiner Seele. Willkommen in der Masse von Püppchen…   //Na ja, egal erst mal. Daran werde ich definitiv noch was ändern. Wenn die glaubten, ich würde  mich mit dieser hier zufrieden geben, dann hatten sie sich geschnitten.//, dachte ich mir im Stillen.   In der Küche angekommen, wurde ich erst mal von Niklas ungläubig beäugt. Er müsste es doch schon kennen, oder etwa nicht? Schließlich bin ich beim ersten Treffen mit ihm auch so rum gelaufen, und da war es noch schlimmer, immerhin musste ich da nicht diese bescheuerte Uniform tragen. Genervt rollte ich mit den Augen und setzte mich einfach hin. Wenn ihm was nicht passte, sollte es ruhig sagen. Nun drehte sich auch meine Mutter zu mir um und schüttelte sogleich den Kopf. „Aber Ruby, musst du dich gleich an deinem ersten Tag so schminken? Dein hübsches Gesicht wird ja völlig verdeckt von dem ganzen Schwarz.“, ließ sie verlauten und hob mit ihrem Finger meinen Kopf an, ließ nach kurzem Betrachten wieder von mir ab und schüttelte abermals mit dem Kopf. „Iss jetzt, wir müssen in einer halben Stunde los.“ Sie hielt mir einen Korb mit Brötchen hin, aus dem ich gleich zwei nahm und anschließend zu meinem Messer griff. Stillschweigend schnitt ich meine Brötchen in zwei Hälften und beschmierte sie mit dem erst besten, was ich auf dem Tisch erblickte. „Und heute Nacht was Schönes geträumt?“, fragte mich Niklas nach langem Schweigen, was ihn wohl unangenehm geworden zu sein schien. Ich zuckte nur mit den Schultern. Hatte ich was Schönes geträumt? Nein, sicher nicht. „Du weißt ja, was man in der ersten Nacht im neuen Zuhause träumt, geht in Erfüllung!“, meinte er nur noch freudig. Wollte er jetzt eine Antwort von mir haben? Bitte, die kann er haben: „Bloß nicht, auch wenn ich nicht dran glaube. Aber der Traum, war alles andere als erfreuend.“, war meine Reaktion drauf. Was hatte er erwartet? Er brauchte nicht versuchen, sich mit mir anzufreunden, immerhin würde ich doch eh hauptsächlich in diesem Internat sein, also was soll das Ganze hier? Und nun schwiegen wir uns weiter an. Ich schob das letzte Stück meines Brötchens in den Mund. Kurz darauf nahm meine Mum den Teller weg und stellte ihn in die Spüle. „Also, da kann es wohl endlich los gehen.“ Niklas stand auf und auch ich erhob mich von meinem Stuhl. Das Internat lag außerhalb Londons, aber es gehörte noch zur Region. Es war umschlossen von einem kleinen Landsitz mit viel Wald, soweit ich auf mein Englisch vertrauen konnte. Der Name klang am besten: Ich wusste es doch, es konnte nur eine religiöse Schule sein. Im Flugzeug hätte ich mir den Flyer genauer angucken sollen, oder vielleicht sogar auch schon viel eher. Noch einmal überflog ich den Flyer: St. Marcus, International religious boarding school for girls…   Das klang doch mal richtig gut. //Super, Mum, wo steckst du mich nur ihn? Was habe ich getan, das du mir das antust? Okay, ich habe hin und wieder die Schule vernachlässigt, aber das ist doch kein Grund, mich in ein christliches Internat zu stecken, oder doch?// Langsam stieg in mir die Wut an, was war doch nicht ihr Ernst. „Mum, warum unbedingt ein christliches Internat?“, fragte ich etwas gereizt. Sie seufzte und deutete mir, mich ins Auto zu setzen. Genervt rollte ich wieder mit den Augen. „Du könntest mir auch mal eine Antwort geben!“ Mit diesen Worten setzte ich mich ins Auto und knallte ich mit voller Wucht die Tür zu. Ich schnallte mich an und holte noch mal den Flyer raus. Nach denn Foto zu urteilen sah die Schule ja schon ganz nett aus. Ich entfaltete den Zettel und sah die Lehrkräfte. Super! Eine reine Mädchenschule ja, aber das Personal war Hauptsächlich männlich. Außer einige Ausnahmen, an den Seiten standen vier junge Frauen und eine Ältere. Die Jungen trugen eine Art Kutte wie die Nonnen, die ich aus Deutschland kannte, bloß in einem rötlichen Farbton. Die ältere Frau hatte einen Krankenschwesterkittel an, wirkte sehr streng, Faule Ausreden, was die Gesundheit anging, schien sie nicht zu dulden. Aber die vier Jungen strahlten so viel Freundlichkeit aus wie sonst keiner auf diesem Bild. Achtlos warf ich den Flyer zur Seite und blickte nach vorn. Es waren mindestens zehn Minuten vergangen, bis meine Mum ins Auto stieg und losfuhr. „Mum, du hast meine Frage nicht beantwortet? Und wollte Niklas nicht mitfahren?“, fragte ich immer noch mit dem gleichen gereizten Ton in der Stimme. Ich vernahm wieder nur ein Seufzen. „Also gut! Warum diese Schule, willst du wissen? Es ist nun mal so, dass du mit dem Englisch nicht so gut vertraut bist. Diese Schule ist eine internationale Schule, für Schüler deiner Art.“ Bei den letzten Worten funkelte ich sie böse an. Sie schüttelte den Kopf, da sie meinen Blick aus dem Rückspiegel beobachtet hatte. „So meinte ich das doch nicht. Ich wollte damit sagen, dass du halt aus einem anderen Land kommst und mit diesem hier nicht so gut vertraust bist. Diese Schule sorgt für eine gute Integration für dein zukünftiges Leben in diesem Land. Wir haben die Schule nicht gewählt, weil sie christlich ist, sondern weil wir wollten, dass sie nicht so weit weg ist, denn die meisten liegen nun mal nicht um die Ecke. Diese hier bot sich uns regelrecht an. Das sie christlich ist, war nicht unsere Absicht um dich zu ärgern.“ Sie hielt an einer roten Ampel und drehte sich kurz um. „Wir meinen es doch nur gut mit dir.“, meinte sie nur und drehte sich wieder um und fuhr weiter. „Und was war nun mit Niklas, dass er nicht mitkommt?“, fragte ich sie weiter. „Er musste ins Büro, es gab Probleme.“, war ihre knappe Antwort. Die weitere Fahrt verbrachten wir schweigend. Nach etwa einer Stunde Fahrt quer durch die Stadt und eine weitere halbe Stunde durch den Wald erblickte ich die Umrisse eines Gebäudes zwischen den Bäumen hindurch. Das musste es sein, ganz sicher! Meine Mutter fuhr die letzten Kurven und immer mehr des Gebäudes kam zum Vorschein. Sie bog in eine Abfahrt ein und hielt an einen großen Tor. An der Seite war eine Sprechanlage, die der Fahrer bequem vom Auto aus bedienen konnte. Meine Mutter drückte auf einen roten Knopf, wechselte mit der Person die zu ihr gesprochen hatte, ein paar Worte und schon ging das Tor vor uns auf. Sie fuhr weiter zu einem Parkplatz ganz nah am Gebäude. Als ich mich abschnallte und aus den Auto stieg, merkte ich erst, dass dieses Gebäude hier nur eins von vier weiteren war, aber auf dem Flyer war nur dieses abgebildet. Entweder ist dies das Hauptgebäude oder die anderen gehörten nicht dazu, was ich allerdings nicht glaubte, da sie direkt mit auf dem Gelände sind. Ich ließ mich einfach überraschen. Meine Mutter stellte sich neben mich und meinte: „Los geht es! Wir müssen zu dem C-Eingang.“ Sie ging zu die Gebäude drauf los. „Moment, was wird mit meinen Sachen?“, fragte ich sie. „Die holen wir dann, wenn wir wissen, wo dein Zimmer ist.“, sagte sie und lief weiter. Na gut, ich lief ihr einfach nach. Mein Blick fiel auf den Gebäude, es hatte ein Kupferdach und war komplett in einen matten Gelbton gestrichen wurden. Die Fensterrahmen waren definitiv aus Holz, die in einem dunklen Braunton gestrichen worden waren. Das musste allerdings schon eine Weile her sein, da die  Farbe schon Risse vorwies und auch zum Teil abplatzte. Ein weiterer Blick ging direkt zu einem offenen Fenster, auf dessen Fensterbrett violette Blumen in einem großen braunen Topf standen. Ein Mädchen kam ans Fenster heran und goss eben diese Blumen. Sie könnte in meinem Jahrgang sein, sie war definitiv nicht viel älter als ich. Irgendwie war sie hübsch, sie hatte schulterlanges, glattes, mittelblondes Haar, und soweit ich das erkennen konnte, hatte sie blaue Augen. Auch wenn ich diese Schuluniform verabscheute, zu ihr passte sie. Sie schaute nach unten, und unsere Blicke trafen sich. Für einen Moment breitete sich in mir ein komisches Kribbeln aus, mir wurde warm. Sie selber wirkte ganz ruhig. Eine fremde Stimme ertönte. „Nova, bist du dann mal fertig? Ich muss noch zur meiner AG. Du weißt doch, Ich habe heute noch Handballtraining! Bitte beeil dich, Mr. Jones lässt mich erst gehen, wenn wir fertig sind.“ Erschrocken ließ das Mädchen fast die Gießkanne fallen. „Ja Moment, Akikô!“ Ich sah ihr an, dass ihr das peinlich war und schon war sie wieder verschwunden. Und nun trat noch ein zweites Mädchen ran. Sie lachte sehr laut, dass ich es sogar hören konnte. Ein paar Stimmen waren zu hören, wahrscheinlich das andere Mädchen. Wortfetzen wie: „Hör auf.“, oder  „Das ist nicht witzig!“, konnte ich verstehen. Mein Englisch war gut, eins der wenigen Fächer, in dem ich immer gute Noten hatte, egal wie lange ich fehlte. Das zweite Mädchen zupfte ein paar alte verwelkte Blätter von den Blumen ab. Sie war definitiv eine Asiatin. Nicht nur wegen ihres Namens, nein, man sah es ihr an. Schwarzes kurzes Haar, allerdings hingen ihr zu beiden Seiten zwei lange Strähnen, mit schwarz-hellviolett gefärbten Streifen, über die Schultern. Ihre mandelförmigen Augen hatte sie mit schwarzem Kajal nachgezogen, so kamen sie noch besser zur Geltung. Sie hatte dunkelbraune Augen und an der linken Augenbraunen ein Piercing. „Sag mal Nova, kennst du die da unten oder warum hast du sie so komisch angeguckt?“, fragte sie und schaute auf mich hinab. „Ähh, nein. Ich kenne sie nicht.“ Das blonde Mädchen tauchte wieder auf. „Warum starrst du sie dann so an?“, fragte die Asiatin wieder. Diese Frage könnte ich ihr stellen, immerhin starrt sie mich jetzt an. Mit einem Lächeln im Gesicht schüttele ich meinen Kopf leicht.     „Ruby, beeil‘ dich, ich muss noch zur Arbeit!“, meinte meine Mum wieder leicht genervt. Seufzend schau ich meine Mutter an. Schade, dem Gespräch hätte ich gerne bis zum Ende gelauscht. Aber eins wusste ich, die Namen würde ich mir merken, die beiden interessierten mich, auch wenn sie nicht in meinen Jahrgang sein sollten. Ich freute mich schon, ihnen direkt mal gegenüber stehen zu können. Akikô und Nova. Ich drehte mich nun ganz um und lief zu meiner Mum, die schon am Eingang stand. „Ja, ich komme ja schon.“, grummelte ich und ließ meinen Blick nochmal zum Fenster gleiten, welches nun geschlossen war. Kaum bei meiner Mutter angekommen, ging es direkt rein. //Wow!//, schoss es mir durch den Kopf. Von außen wirkte es so altmodisch, doch hier drin war alles auf dem neusten Stand. Die Schule musste vielleicht Geld haben?! Okay, es ist eine Privatschule, aber angesichts der Tatsache, dass es eine christliche Schule ist, hätte ich mir sie nie so modern vorgestellt. „Hier her Ruby, träum nicht rum!“ Meine Mutter deutet auf eine Tür, an der sie sogleich klopfte. Sie wartete einen Moment bis sich eine Stimme von drinnen erhob und uns rein bat. Mum drückte die Klinke runter und betrat den Raum. Unschlüssig folgte ich ihr. Kapitel 3: Choung?! ------------------- Choung?! Jetzt ging es los, war gespannt wie das Gespräch ablaufen würde. Ich trat an meiner Mutter vorbei und erblickte einen recht stämmigen, alten Mann, wahrscheinlich schon um die 60 Jahre - mit Sicherheit! Er trug einen dunkelbraunen Anzug, ein schwarzes Hemd und passend dazu eine dunkelrote Krawatte. Er hatte eine Halbglanze, auf seiner Nase saß eine Brille mit fetten Gläsern. Ich musste mir das Lachen verkneifen, das würde keinen guten „Ersten Eindruck“ hinterlassen. Um dies zu verhindern lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Wie ich es mir gedacht hatte: An der Wand, hinter dem großen Schreibtisch, an dem der Direktor saß, hing ein großes Kreuz. „Willkommen!“, ließ er seine Stimme ertönen, stand auf und kam uns entgegen. „Danke, dass sie sich mitten in den Ferien Zeit für uns nehmen konnten.“, bedankte sich meine Mum und  schüttelte ihm die Hand. „Keine Ursache!“, grinste er freundlich. „Schließlich gehört es auch zu meinem Job, Neuankömmlinge ordentlich zu begrüßen.“ Nun drehte er sich zu mir und auch mir hielt er die Hand hin. Zögerlich nahm ich sie entgegen. „Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Dornhorn.“, sagte er freundlich zu mir. Ich lächelte ihm gezwungen entgegen. //Wenn er mich erst mal kennt, wird er sich wünschen, mich nicht zu kennen.// Innerlich breitete sich ein fieses Grinsen aus. //Er kann mir schon irgendwie leidtun!// Gerade machten sich sehr viele gemeine Gedanken in meinem Kopf breit – zu viele um sie zu erläutern. Ich grinste. „Miss Dornhorn, können Sie mich verstehen?“, fragte er freundlich. „Ja, ich versuche zu folgen.“, gab ich ihm zur Antwort. „Sehr schön! Wenn Sie nicht folgen können, sagen Sie es ruhig. - Nun setzten Sie sich erst mal, bitte.“, er deutete auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. Als wir drei uns gesetzt hatten, sprach er weiter: „Ich möchte mich Ihnen kurz vorstellen: Mein Name ist Arthur Richard. Ich leite diese Schule schon seit 12 Jahren mit großem Erfolg. Das Ziel hier in St. Marcus ist, eine bessere Aufnahme in die englische Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei vertrauen wir immer auf Gottes Lehren und die Bibel. Wir bitten darum, immer daran festzuhalten, auch wenn sie vielleicht nicht dem katholischen Glauben angehören. Auf dieser Schule sind viele Schützlinge, die auf Gott vertrauen, daher bitte ich Sie um Toleranz, denn nur so können Sie auch toleriert werden. Haben sie mich soweit verstanden?“ Er blickte wieder zu mir. „Ja, habe ich.“, meinte ich nur. Ich hatte es wirklich verstanden und selbst wenn meine Aussprache vielleicht noch nicht so gut ist, verstehen kann ich alles, bloß bei Dialekt könnte es etwas schwer werden. „Ihr Englisch scheint sehr gut zu sein! Auf dieser Schule werden sie allerdings Schülerinnen finden, die Englisch nicht so gut können wie Sie. Deswegen können die meisten Lehrer hier mehrere Sprachen, um im Falle eines Falles, dass es eine Schülerin gibt, die nur ihre Heimatsprache kann, Missverständnissen vorzubeugen.“ Er machte eine kurze Pause, sprach aber sogleich weiter: „Andererseits gibt es hier wiederum Schülerinnen, die aus England kommen und wegen ihres Glaubens hier sind. In Folge dessen sind wir eine internationale Schule. So, da Sie schon in den Sommerferien hier her kommen, nehme ich an, dass Sie an dem Sonderlehrprogramm teilnehmen werden, oder?“ Meine Mutter wurde hellhörig. Sie richtete sich ein bisschen auf und antwortete: „Ja, das sollte sie. aufgrund der unterschiedlichen Bildungsverhältnisse von Deutschland und England, hielten wir es für angebracht, um ihr so einen schnellen Einstieg in die einzelnen Bildungsbereiche zu ermöglichen.“ Oh mein Gott! Sie musste doch nicht gleich so rumschleimen!? Das war doch widerlich! Abkaufen würde ihr das bestimmt keiner,  schließlich sah ich nicht gerade wie die Musterschülerin aus. „Ja, das kann ich nachvollziehen.“, grinste er. „Viele der Neuankömmlinge machen das Sonderlehrprogramm mit. Aber keine Sorge, es sind noch viele andere Schülerinnen in den Ferien hier, wegen ihrer schlechten Noten, wegen ihren AGs oder aus familiären Gründen. Da ich es gerade erwähnt habe: An dieser Schule gibt es verschiedene AGs, die auch die Sommerferien über stattfinden. Ich werde Ihnen gleich eine Auflistung mitgeben, denn mindestens einer AG müssen sie beitreten. Das ist hier Pflicht! Also wählen sie gut.“ Er ging zu einem Schrank, öffnete ihn und holte einen großen Ordner raus. Er blätterte etwas darin rum und heftete mehrere Blätter aus. „Das ist die Auflistung der AGs und hier haben Sie die Schulordnung. Lesen Sie sie sich gut durch, es ist sehr wichtig sie zu kennen.“ Er hielt mir die Blätter hin und ich nickte nur verstehend. „So, dann wäre das alles. Warten sie einen Moment hier! Ich hole eine der Vertrauensschwestern her. Sie wird Ihnen das Zimmer zeigen, welches Ihr neues Zuhause sein wird. Zumindest für den Zeitraum, in dem Sie hier sein werden.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging zur Tür raus. „Hast du wirklich alles verstanden, Ruby?“, fragte meine Mutter noch mal nach. Ich drehte mich zu meiner Mum um und nickte. Sie seufzte nur und schüttelte wieder den Kopf. Dann blickte sie auf ihre Armbanduhr, holte kurz darauf ihr Handy raus, tippte eilig etwas ein und steckte es wieder zurück. „Was ist?“, fragte ich sie. „Ich müsste in etwa einer halben Stunde auf der Arbeit sein. Ich habe nur schnell eine Nachricht verschickt, dass es später wird.“, als sie ihren Satz zu Ende sprach, ging auch gleich die Tür auf und Mr. Richard kam herein, mit einer der jungen Frauen, die auf dem Bild des Flyers abgebildet waren. „Miss Dornhorn, ich darf ihnen Miss Weedman vorstellen. Das ist jetzt ihre zugeteilte Vertrauensschwester. Wenn sie irgendwelche Probleme haben, wenden Sie ruhig an sie, sie wird Ihnen helfen.“, gab Mr. Richard kund, ich und meine Mum erhoben uns. „Guten Tag, Miss Dornhorn, ich werden Ihnen jetzt das Zimmer zeigen, folgen sie mir bitte.“ Sie schüttelte kurz meine Hand, drehte sich zur Tür und verließ das Zimmer des Direktors, gefolgt von mir und meiner Mum. „Ihr Zimmer ist in Haus D im linken Flügel.“, meinte sie, als wir das Gebäude wieder verließen und auf ein anderes, was gar nicht so weit von diesen war, zugingen. Die Außenfassade war gleich den anderen Gebäuden, allgemein waren von außen alle fünf Häuser gleich. Am Haus D angekommen, ging es erst mal zur Seitentür. „Die beiden Flügel sind voneinander getrennt, sie kommen nur zu Ihrem Zimmer, wenn sie durch die linke Tür gehen.“, erklärte mir Miss Weedman. Ich nickte wieder nur verstehend. Wir betraten den linken Bereich des Gebäudes. Ein großer Flur mit einen scheinbaren großen Treppenhaus erstreckte sich vor uns. Die Wände waren in einem freundlichen Beigeton gestrichen, mit einem etwas dunkleren Latexsockel und einer braunen Blumenzierleiste. Überall hingen Bilder mit herrlichen Landschaften drauf. „Hier lang bitte, gleich hier vorne ist ihr Zimmer.“, sie deute auf einer Tür am Ende des Flures. „Sie teilen ihr Zimmer mit einer der anderen Schülerinnen. Wir haben in diesem Haus hauptsächlich Zimmer mit drei bis vier Betten. Dieses ist das Einzige, was nur zwei Betten hat. Ihre Zimmergenossin ist noch nicht da. Sie kommt ebenfalls aus Deutschland und wird auch an dem Sonderlehrprogramm teilnehmen. Also demnach wird sie in nächster Zeit hier ankommen.“, meinte sie als sie die Tür öffnet. Ein relativ großes Zimmer mit Doppelstockbett, zwei Schreibtischen und auch zwei großen Schränke. Fenster gab es zwei, die Schreibtische standen jeweils vor einem.  Das eine der Fenster war auf der linken Seite, das andere geradezu von der Tür. Schöne rehbraune Vorhänge hingen davor, die Schreibtische waren jeweils mit einer Tischlampe ausgestattet. Was mir gleich ins Auge sprang waren zwei Schlüsselbunde, die auf einem der beiden Tische lagen. Miss Weedman scheint meinen Blick zu bemerken, lief drauf zu und nahm einen der Bunde in die Hände. „Das hier ist deiner.“, sie hielt mit den Schlüsselbund vor die Nase. „An dem hängen alle Schlüssel dran, die du brauchst. Siehst du die Nummer hier?“, sie zeigte mir die Nummer, die an dem Bund hing. „Diese Nummer hier ist die Nummer deines Spintes, in dem du deine Schulbücher aufbewahren kannst. Die anderen Schlüssel sind für den Kleiderschrank, für die Schubladen der Schreibtische und für die Zimmertür.“, erklärte sie mir und drückte mir den Bund in die Hände. „Okay, wir sollten jetzt erst mal in die Mensa gehen.“, meinte sie. Ich schüttelte vehement meinen Kopf, den ich wollte endlich meine Ruhe haben. „Ich möchte gern allein sein. Wenn ich Fragen habe, werde ich gern auf Sie zu kommen.“, meinte ich knapp, sie nickte verstehend und wendete sich zum gehen, vorher verabschiedet sie sich von meiner Mum, anschließend ging sie. Ich ließ mein Blick noch mal durch dieses Zimmer schweifen. War ja klar gewesen, dass ich kein Einzelzimmer habe. Immerhin muss ich nicht in eins der Vier- oder Dreibettzimmer. „Also, wir werden mal deine Sachen reinbringen, denn ich muss los.“, ertönte hinter mir die Stimme meiner Mutter, ich drehte mich herum. „Ja.“, ich und ging auf die Tür zu. „Mum kommst du, ich habe die Schlüssel nicht?“ Meine Mum nickte knapp, irgendwas ist gerade komisch. Was ist auf einmal los? Sie folgte mir stumm, am Auto angekommen holte ich mein gesamtes Gepäck raus. „Ich glaub, wir müssen zweimal laufen.“, gab meine Mutter von sich, aber mehr zu sich sagend als zu mir. Ich gab nichts mehr dazu von mir. Ich schnappte einfach zwei der großen Koffer, und das zweimal. „So, das hätten wir.“, sie stellte den letzten Koffer ab. „Ja, das wäre es wohl.“, ich setzte mich an ‚meinen‘ Schreibtisch, mit den Blick nach draußen. „Also, wenn was ist, melde dich.“, gab sie noch von sich, als die Tür ins Schloss fiel. Ich war endlich alleine. Mein Blick war immer noch nach draußen gerichtet - ein großer Sportplatz war direkt hinter diesem Gebäude. Da hinten war das eine asiatische Mädchen von vorhin, sie spielt also Uni hock - interessant. Irgendwie ist sie mir sympathisch, ich erhob mich von meinem Stuhl und ging nach draußen, vorher schloss ich das Zimmer natürlich ab. Am Sportplatz angekommen, setzte ich mich auf eine der Banken und guckte den Mädchen zu.  //Sie ist gut.//, dachte ich mir, als ich ein lautes Krachen neben mir höre. Erschrocken schaute ich neben mich - dass andere Mädchen von vorhin hatte neben mir ein paar Bücher auf die Bank fallen lassen. Sie lächelte mich an, hob die Hand in die Lüfte: „Hi, du bist neu hier, stimmt‘s?“, fragte sie freundlich. Leicht aus meinen Gedanken gerissen, musste ich erst mal überlegen. „Oh, du verstehst mich nicht.“, meinte sie zu sich selber.  Schnell schüttelte ich meinen Kopf. „Nein, ich verstehe dich schon, ich war bloß in Gedanken.“, meinte ich schnell. „Ja, ich bin neu hier.“ „Oh gut. Ich bin Nova und komme aus Schweden.“,  freudenstrahlend hielt sie mir die Hand hin und  ich nahm sie entgegen. „Ich bin Ruby, komme aus Deutschland.“, kam es von mir. „Ruby? Das klingt englisch. Hast du hier Verwandte?“, fragte sie mich. „Nein.“, war meine knappe Antwort, ich will nicht gleich alles erzählen. „Oh, ich dachte. Dein Englisch ist gut, die meisten der Neuen hier können die Sprache nicht besonders gut.“, meinte sie. „Bist bestimmt gut in der Schule, wenn du schon so gut englisch kannst, oder?“ „Nein, nicht wirklich. Ich bin nicht so gut auf Schule zu sprechen.“, warum bin ich so offen? „Wie? Warum genau bist du hier, du bist doch ziemlich sprachgewand.“, kam es wieder von ihr. „Na ja, ich habe in Deutschland oft die Schule geschwätzt und der Haushälterin oft das Leben schwer gemacht.“, gab ich schulterzuckend von mir. „Oh!“ Das klang schockiert.  Ja so bin ich. „Na ja, wir können doch nicht alle perfekt sein. Ihr hattet eine Haushälterin?“, fragte sie schnell, wollte wohl die unangenehme Stille zwischen uns beenden. „Ja, meine Mum war immer wegen der Arbeit sehr beschäftigt.“, „Oh, deswegen seid ihr auch hier her kommen?“, „Nein, sie will wieder heiraten.“, „Das klingt nicht so begeistert.“, „Wärst du begeistert, wenn du alles aufgeben müsstest?“, kam es leicht gereizt von mir, was ich gleich wieder bereue, als ich ihr Gesicht sah. „Nein, aber ich musste schließlich auch einiges aufgeben.“, gab Nova leicht geknickt von sich. „Tut mir leid, ich wollte nicht so gereizt rüber kommen.“, ich kratze mich am Hinterkopf. Mein Blick geht wieder auf das Feld. „Sie spielt gut.“, meinte ich leise. „Wer?“, sie folgte meinen Blick zum Spielfeld. „Deine Freundin.“, meinte ich wieder. „Du meinst Akikô, ja sie ist gut und ist deswegen auch Teamkapitän.“, gab sie stolz von sich. Ja, sie scheint sehr stolz zu sein, mit einer wie Akikô befreundet zu sein. „Wann gibt es in der Mensa Abendessen?“, fragte ich. „Immer um Sieben Uhr.“, sagt sie. „Gut, vielleicht sieht man sich da.“, ich erhob mich von der Bank. „Was? Wir können doch zusammen ihn gehen?“, fragt sie mich wieder. „Na ja, Ich will mein Zeug auspacken. Aber ja, können wir machen. Ich wüsste nicht, wo genau ich hingehen müsste.“, gab ich wieder zu. „Okay, treffen wir uns wieder halb Sieben hier?“, „Ja, danke.“, ich lächelte in mich hinein. „Gut, bis später.“, sie lächelt mir zu, als ich langsam wieder zurück lief. Wieder in meinem Zimmer, fange ich an, mein Zeug zu verstauen, fand sogar eine Stelle, ein paar Fotos von meinen Freunden an der Wand zu kleben, anschließend auch noch ein paar Poster. Alles auf der Seite wo ‚mein‘ Schreibtisch steht. Dann setzte ich mich auf das untere Bett, oben muss ich nicht schlafen, das kann die andere haben. Irgendwie bin ich müde, blickte auf die Uhr. Es ist gerademal vier Uhr. Also zwei Stunden kann ich ruhig noch schlafen. Gesagt, getan. Ich stellte den Wecker auf sechs und legte mich hin. Schnell schlaf ich ein, allerdings nur sehr unruhig. Ich befand mich wieder vor diesem kleinen verwüsteten Dorf. Immer noch lag überall Schnee und es war kalt, sehr kalt. Aber irgendwas war anders, hier war es so still, stiller als jede Stille die ich kenne. Ich lief ein paar Schritte weiter, nicht einmal meine Schritte durch den Schnee konnte ich hören. Ich schweifte mit meinen Blick umher, warum bin ich hier. Was war das für ein Dorf, und warum war es so verwüstet? Was ist geschehen? Einen Schritt nach dem anderen mache ich, mir war diesmal nicht kalt, obwohl ich wieder nur barfuß bin. Nach einer Weile des Laufens, kam ich auf dem Marktplatz an.  In der Mitte des Platzes stand ein riesiger schwarzer viereckiger Block, goldene Schriftzüge zieren die oberen Kanten.  Langsam fuhr ich mit meinen Fingerspitzen entlang. Die Ziffern beginnen, zu leuchten, daraufhin zuckte ich mit meiner Hand zurück. Die Ziffern erhoben sich in dir Lüfte und verbinden sich zu einer Kugel. Staunend betrachte ich das Geschehen vor mir.   Plötzlich  erklingen Schritte aus der Ferne hierher. Woher kommen sie? Und warum konnte ich auf einmal was hören, wenn ich doch noch nicht mal meine hören konnte. Eine Schattengestalt erschien aus der Ferne, kommt direkt auf mich zu. Kindergeschrei ertönt, die Schattengestalt trug zwei kleine Bündel. Sie legte sie auf die andere Seite des Blockes, dann stand sie wieder auf und lief weg. Ich wollte was sagen und obwohl ich meine Lippen bewegte, kam kein Ton über sie. Das Einzige, was zu hören war, waren die Schreie der beiden Bündel auf der anderen Seite. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung, lief herum, hockte mich herunter, begutachte mir sie genau. Es waren zwei kleine Sauglinge, ausgesetzt in Schnee, ich wollte sie berühren, aber ehe ich es konnte, wurde das Licht der Kugel einmal so hell, dass ich nichts mehr konnte… Der schrille Ton meines Handyweckers lies mich aufschrecken. Es war schon um sechs, so schnell kann die Zeit vergehen. Erst mal ausgiebig strecken, danach erhebe ich mich langsam, ich sollte mich lieber zu recht machen, dabei fiel mir ein, wo war hier ein Badezimmer? //Na super!// Das hätte ich lieber fragen sollen. Ich klatschte mir mit der flachen Hand auf die Stirn. //Okay, dann guck ich mich einfach mal um.// Ich schnappte mir meine Kulturtasche und verließ das Zimmer. Ich lief den langen Gang zurück, hier irgendwo muss doch schließlich eins sein.   Gekicher hinter mir, verriet, dass ich nicht alleine auf war. Hinter mir waren zwei andere Mädchen, eine Blondhaarige und eine Braunhaarige, beide unterhielten sich auf einer Sprache, bei der ich mir sicher bin, dass es russisch ist. Beide hatten sehr langes, gelocktes Haar, sie trugen ihre Uniformen nicht, wie ich gerade, wieder seufzte ich. Warum hatte ich die noch mal an,  ja genau, meine Mutter wollte, dass ich gleich am Anfang einen guten Eindruck hinterlasse. Eins steht fest, solange ich nicht in den Unterricht muss, werde ich die nicht mehr so schnell tragen.  Sie trugen knappe Miniröcken, die gerade mal das nötigste verdeckten, unter ihnen hervor ragten zwei lange dünne Beine, auf die selbst Modells neidisch werden würden. Die beiden haben jeweils weiße Stulpen aus Wolle an, darüber schwarze hochhackige Stiefel. Ihre Oberteile waren ebenfalls knapp gehalten, bauchfrei mit großem V-Ausschnitt. Darunter ebenfalls wohl geformte Rundungen. Sind die wirklich echt? Wenn ja, wie alt sind sie wohl? Dabei wundere ich mich doch schon sehr, dass man hier so rumlaufen durfte. Über ihre Tops hatten sie noch eine dünne und auch recht treuere Markenjacke an. Beide hatten auch ein sehr schönes Gesicht, mit dezenten, trotzdem merklichen Make-up. Definitiv Modelmaße und zwar durchgängig. Und wieder kicherten sie. Sie wollten gerade an mir vorbei laufen, als mir einfiel, dass ich sie fragen könnte, wo hier ein Badezimmer ist. „‘Tschuldigung.“, beide drehten sich zu mir um. „Emm, ich suche das Badezimmer?“, fragte ich eher zögerlich, irgendwie fühl ich mich unbehaglich in der Nähe der Beiden. „Badezimmer? Badezimmer?“, die Blonde drehte sich zu der Braunhaarige zu. Diese wiederum meinte was auf Russisch zu ihr, dann nickte sie nur, ich glaube sie hat nicht ganz verstanden, die Braunhaarige drehte sich zu mir. „Du bist neu hier, nicht wahr? Kein Problem, das Bad ist gleich da vor, kannst es nicht verfehlen. Es ist ausgeschildert.“, gab sie mir als Antwort und zeigte auf einer Tür am Ende des Flurs. „Ja, und danke sehr.“, bedanke ich mich freundlich und lief auf die Tür zu. Da angekommen, schaute ich mich erst mal um. Es wirkt recht klein, die Toiletten waren in einen anderen Raum abgesondert, so wie die Duschkabinen. Der Boden sowie die Wände waren gefließt, aber nicht in dieser weißen Standardfließe, sondern  in einem freundlichen cremefarbenen Ton.  Die Waschbecken waren jeweils zu viert um eine Säule herum verteilt, mit jeweils einem Spiegel. An einem der Spiegel stellte ich mich, musterte mich erst mal kurz. Also mein Make-up war nur leicht verschmiert, was sich ganz leicht ausbessern lässt. Gesagt,  getan. Ich kramte in meiner Kulturtasche rum, suchte meinen Kajal raus und zog nochmals alles nach. Das Verschmierte wischte ich mit einem feuchten Tuch weg. Nach gut zehn Minuten war ich fertig. Jetzt hatte ich noch etwa fünf Minuten, um zu de, Sportplatz zu gehen. Zurück im meinem Zimmer packte ich meine Tasche wieder weg und schnappte mir meine Jacke. Es war immer noch angenehm warm, aber trotzdem, man konnte nie wiesen. Immerhin weiß ich nicht, wie lange ich mich jetzt in der Mensa aushalten werde. Auf dem Weg zum Sportplatz versank ich wieder in meinen Gedanken, dieser Traum war schon komisch, aber immer noch nicht so schlimm, wie der von der letzten Nacht. Aber warum, träumte ich zweimal von diesen Dorf, was hatte das zu bedeuten, oder steckte keine Bedeutung dahinter? Ist es einfach nur wegen dem ganzen hier?  Am besten erst mal nicht dran denken, es bringt doch nichts, sich den Kopf zu zerbrechen, über etwas, was nur im Traum passierte, oder etwa nicht? Ist doch schon Blödsinn, sich über sowas Gedanken zu machen, immerhin sind Träume nichts Reales. An Sportplatz angekommen, schaute ich mich um und sah am anderen Ende auch schon Nova, wie sie sich mit Akikô unterhielt. Als ich ihr zu rief, blickte sie auf und winkte mich freundlich zu sich. Mit zwei Schritten lief schnell ich zu den Beiden. „Hallo!“, begrüßte ich die Beiden vor mir. Nova grinste, blickte zu Akikô, „Akikô, das ist Ruby, die Neue, von der ich dir gerade erzählt habe.“, sagte sie zu ihr. „Ah, schön dich kennen zu lernen, Akikô Haruyô.“ Sie hielt mir die Hand hin, die ich entgegennahm. „Freut mich ebenfalls.“, meinte ich freundlich. „Wir sollten uns ein bissel beeilen, Essen gibt es zwar erst um sieben, aber die Schlage ist meist sehr lang und wenn wir dran sind, sind die meisten Plätze immer schon vergeben, also los geht es.“, gab Nova gleich von sich. Akikô nickte zustimmend, so machten wir uns auf den Weg zur Mensa. „Ach ja, das Gebäude hier, ist das Haus C, in dem das Sonderlehrprogramm stattfindet.“, meinte Nova und brach die Stille wieder. Sie deutete auf ein  Gebäude, was man scheinbar nur durch die kleine Brücke erreichen kann, denn ein kleiner Fluss trennt uns von der anderen Seite. Hinter dem Haus C ist ein Wald, in den führt ein Weg hinein. Ich musste schlucken, denn der Wald und der Weg da hinein, erinnerte mich an meinen ersten sonderbaren Traum.  Warum sah der Ort so gleich aus? „Nova, sag mal, wo führt der Weg da hin?“ Ich deutet auf den Wald. „Der führt zu alten Ruinen eines Dorfes, wieso?“, meinte sie eher beiläufig. „Ich habe das Gefühl, den Weg  zu kennen, mehr nicht.“ Irgendwie breitet sich in mir ein ungutes Gefühl aus. Warum? Warum, ich verstehe das alles hier nicht. Wie angewurzelt stehe ich da, erst als Nova mit ihrer Hand vor mein Gesicht rumwedelt, merke ich, wie sehr ich doch schon wieder abgesunken bin. „Alles in Ordnung?“, fragte Nova, sie wirkte besorgt. Während Akikô mich nur sonderbar beäugt, ja, es muss komisch wirken. „Du bist auf einmal so blass.“, stellte Nova fest. Ich schüttel kurz den Kopf, versuchte so meine Gedanken los zu werden, was allerdings nicht gelingen will. Dann antwortete ich Nova: „Nein, mir geht es gut, mir war nur gerad so komisch. Lass uns lieber gehen, okay?“, Nova nickte nur, aber Akikô musterte mich immer noch so komisch, und wieder fühlte ich mich in meiner Lage unbehaglich, was war nur los mit mir? Die Mensa war schon recht voll, wenn ich dran denke, das hier waren noch nicht alle, sondern nur einen geringen Teil. „Du, sag mal, wie wird das geregelt, wenn alle Schüler da sind, immer hin ist die Mensa fast voll, und es ist nicht mehr als die Hälfte da?“, fragte ich sie wieder, während wir uns einreihten. „Da gibt es ein Zeitsystem, je nach Klassenstufen eingeordnet, nur in den Ferien gibt eine feste Zeit und deswegen, ist es immer so voll. Sonst nie.“, erklärte sie mir. „In welcher Stufe bist du eigentlich?“, „Ich bin in der siebten Stufe und ihr?“, fragte ich zurück. „Wir auch, dann können wie immer zusammen in die Mensa gehen, oder?“, fragte sie mich freudig. „Ja, das wäre schön.“, irgendetwas an ihr bringt mich immer zum lächeln. Das war ein schönes Gefühl. „Ach und jetzt sag mal, Akikô, warum warst du vorhin noch mal so genervt?“, fragte Nova nach einer Weile des Schweigens. Sie wand ihre volle Aufmerksamkeit auf Akikô, sie wiederrum rollte genervt mit den Augen. „Erinnere mich bloß nicht daran.“, stöhnte sie genervt auf. Sie streckte sich kurz und aß weiter, doch Nova schien nicht so als wöllte sie das so hinnehmen. „Also ich höre?!“, meinte sie in einem leicht strengen Unterton und funkelte Akikô an. Daraufhin stocherte Akikô in ihrem Essen wie wild rum. Sie wirkte sehr genervt. „Ich warte!“, Akikô sah sie kurz an, legte die Gabel aus der Hand. „Na schön, Mutti, du hörst sonst eh nicht auf zu nerven, oder?“, „Stimmt, also fang mal an.“, wieder breitet sich auf Novas Gesicht ein zuckersüßes Lächeln aus. Erneutes genervtes Gestöhne war zu hören. „Okay, es war nach dem Training… Flashback   -Akikôs Sichtweise- Eilig lief ich aus der Garderobe der Sporthalle. Ich wollte so schnell wie möglichst zurück ins Wohnheim, schließlich bekomme ich heute eine neue Mitbewohnerin. Da ich Training hatte und vorher noch einige andere Verpflichtungen, konnte es gut möglich sein, dass sie schon seit heute Morgen hier ist oder vielleicht noch kommt. Allerdings ist es schon ziemlich spät, ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es schon halb sechs ist. Ich glaube wohl eher, dass sie schon da ist. Draußen auf dem Weg, winkte ich noch schnell Nova zu. Ich musste nicht mit ihr reden um zu wissen, dass wir uns wieder hier treffen. Unser Stammtreffpunkt, immer halb sieben hier, um gemeinsam in die Mensa essen zu gehen. In meinem Haus angekommen, lief ich schnell die Treppen hoch bis in den dritten Stock, die letzte Tür im linken Teil des Flures war ‚mein‘ Zimmer. Erst überlegte ich, ob ich klopfen sollte oder nicht, aber da dies auch mein Zimmer war, ging ich einfach rein. Selbst wenn sie nackt wäre, wir sind alle Frauen, von daher war dies auch nicht so schlimm. Ich ging rein, eine kleine zierliche Gestalt mit langen schwarzen Haaren saß vor mir auf dem Bett. Ich näherte mich ihr, sie hörte Musik über Kopfhörer und konnte mich daher auch nicht hören. Ich lief um das Bett herum, damit sie mich sehen konnte, winkte kurz mit meiner Hand vor ihrem Gesicht, da sie ein bissel geistesabwesend wirkte. Sie schaute mich kurz an und lächelte, ehe sie ihre Kopfhörer rausnahm. „Wan shàng hao! *1“ Ich stockte, das war kein japanisch, definitiv nicht. Na super, wie war das noch mal, wir werden in die Zimmer nach Nationen aufgeteilt. Ich bin Japanerin und sie war das definitiv nicht. Was das allerdings für eine Sprache war, wusste ich auch nicht. Ich tippe jetzt mal auf chinesisch oder taiwanesisch, egal.  Ich versuche es mit englisch, das müsste ich zu mindestens hin bekommen, ein bissel. „Hallo, ich verstehe nicht, was du gerade gesagt hattest. Kannst du englisch?“, fragte ich sie freundlich und hoffte auf ein ‚ja‘, aber dies blieb aus. Nur ein verwirrter Blick von ihr. Also kann sie auch kein Englisch. Dass kann lustig werden, leicht ließ ich meinen Kopf hängen. Warum muss mir das passieren? Na gut, ich werde erst mal zu unserer Vertrauensschwester gehen. Sie könnte mir zu mindestens erst mal sagen, aus welchem Land sie kommt. Als ich den Raum wieder verlassen wollte, stand sie auf, schnell machte ich eine Andeutung, dass sie sich wieder setzen solle. „Nein, bleib sitzen… Sitzen bleiben, bin gleich wieder da-!“, meinte ich noch, auch wenn ich mir sicher war, dass sie mich nicht verstand.  Eilig lief ich durch die Flure des Gebäudes, noch zwei Treppenaufgänge höher.  Dann stand ich endlich vor der Tür der Vertrauensschwester Miss Schoolcraft. Zögerlich klopfte ich an. Ein leises ‚Herein‘ war zu hören. Ich drückte die Klinke herunter und betrat den Raum. Miss Schoolcraft saß mit dem Rücken zu mir und schreibt eifrig irgendwas in ein Notizbuch ein. Als sie fertig war, drehte sie sich zu mir um. „Ah Miss Haruyô, sie sin bestimmt wegen Miss Ziyil hier.“, meinte sie freundlich. „Miss Ziyil?“, fragte ich irritiert. „Ihre neue Mitbewohnerin, Miss Choung Ziyil. Sie kommt aus China. Werden sie bestimmt schon gemerkt haben, dass sie kein Englisch kann. Aber ich denke sie sind geduldig genug.“, antwortet sie mir auf meine Frage. „Bitte was, CHINA ! ! !“, kam es empört. „Aber werden wir nicht nach Nation aufgeteilt?!“, „Schon, aber die anderen Zimmer waren voll.“, meinte sie locker und drehte sich wieder zu ihrem Notizbuch. „Aber wenn sie noch nicht mal Englisch kann, wie soll ich mit ihr reden.“, „Dir wird schon was einfallen, könntest du ihr ein bissel die Schule zeigen, beziehungsweise dann auch gleich mit in die Mensa nehmen. Das wäre lieb, so ich muss noch was fertig machen.“, meinte Miss Schoolcraft. „Aber wie soll ich…“, „Das wirst du schon schaffen.“, sie schnitt mir einfach das Wort ab, und deutet auf die Tür, ich sollte gehen. Dies tue ich auch sogleich. Na toll, jetzt darf ich Babysitter spielen, für eine die meine Sprache nicht mal spricht. Das kann was werden! Genervt ging ich langsam zurück in mein Zimmer. Sie saß immer noch an derselben Stelle und hörte wieder Musik. Ich sollte ihr erst mal klar machen, das Bett auf dem sie sitzt, meins ist. Und der Schreibtisch, auf dem ihre Tasche steht, auch meiner ist. Bloß wie sollte ich ihr das beibringen. „Choung?“, sprach ich sie an. Keine Reaktion. Muss sie so laut Musik hören, genervt rollte ich mit meinen Augen. „Choung!“, rief ich etwas lauter, plötzlich drehte sie ihren Kopf um und nahm wieder mal ihre Kopfhörer raus. Schön sie hat mich gehört.   „Shénme? *2“ Was? Ich guckte sie leicht irritiert an. Also gut, wie stelle ich das jetzt am besten an. Ich ging auf sie zu, deute auf das Bett. „Dieses Bett ist meins.“, deute immer wieder vom Bett auf mich. „Verstehst du mich? Bett.“, mit der Hand deute auf mein Bett und dann wieder auf mich selber. „Meins!“ Ich legte einen scharfen Ton ein. Sie schien verwirrt zu sein. Na gut: dann das Ganze noch einmal. „Bett.“, deute ich wieder auf mein Bett. „Bett?“, fragend schaute sie mich an und zeigte ebenfalls auf mein Bett. „Ja, Bett. Meins.“, immer das Gleiche und zwar immer wieder. Langsam scheint sie es zu begreifen, aber nur langsam. Flashback end *1 Guten Abend/Tag *2 Was Kapitel 4: Miss Seraphina Jones ------------------------------- Miss Seraphina Jones -Rubys Sicht- Es sind einige Tage vergangen, als uns Akikou, von ihrer neuen Mitbewohnerin erzählt hatte. Von meiner fehlt jedoch noch jede Spur. Mittlerweile ist es Samstagvormittag und übermorgen geht es mit diesem komischen Sonderlernprogramm los. Ich habe nicht besonders Lust drauf. Gelangweilt sitze ich auf meinem Bett, Nova und Akikou sind bei ihren AGs, ich selber konnte mich noch nicht so recht für eine entscheiden. Also verbrachte ich die Vormittage damit, im Zimmer zu hocken und die Wand an zu starren. Ich habe meine Mutter drum gebeten, meine Kiste mit Büchern her zu bringen, da habe ich zu mindestens was zu tun. Und ja, ich wirke nicht so, aber ich lese gern und viel. Da fällt mir ein:  die haben doch eine Bibliothek, ich sollte da mal vorbei schauen. Ich lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen. Mann, mir ist so langweilig. Für einen Moment schließe meinen Augen. *Klopf, klopf.* Ich schreckte auf, also die beiden andern können es schon mal nicht sein, sie sind noch anderweitig beschäftigt. „Ja“, ja, aus Gewohnheit, deutsch, passiert mir öfters. Die Tür ging auf. Miss Weedman trat herein. Jetzt setzte ich mich erst mal richtig auf. „Entschuldigen Sie die Störung, Miss Dornhorn. Ihre Mitbewohnerin ist eingetroffen.“, sie machte ein Schritt zur Seite und ein Mädchen meines Alters kam herein. Sie kam mir sehr bekannt vor, irgendwie erinnerte sie mich an…  ja, an was? Ich studiere ihr Aussehen genau, es traf mich wie ein Blitz ins Gesicht. Sie könnte mein Spiegelbild sein. Unsere Blicke trafen sich, eine Sekunde lang blickte sie mich an, dann schaute sie schnell nach unten. Sie denkt bestimmt das gleiche wie ich. „Alles in Ordnung, Miss Dornhorn, sie sehen auf einmal ziemlich blass aus?“, (englisch): „Emm ja, ich bin nur ein bissel in Gedanken.“ Ich glaube, ich mache ein ziemlichen geschockten Eindruck. „Sind Sie sicher? Sie sollten sich lieber heute ausruhen, morgen geht für sie die Schule los. So…“, sie stemmte ihre Hände in die Hüften. „Wie ebend gesagt, ihre Mitbewohnerin ist eingetroffen. Miss Jones wird ab heute hier mit schlafen. Sie kommt auch aus Deutschland und Ihr Englisch ist nicht so besonders gut, wie Ihres. Es wäre nett, wenn Sie sie ein bisschen unterstützen können. Das wäre erst mal alles. Wenn was ist, Sie wissen wo Sie mich finden können. Und ruhen Sie sich aus.“, Sie verließ den Raum wieder. So, ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Neue vor mir. Sie wirkte sehr schüchtern und unschlüssig, ihr Blick galt dem Boden. „Emm, hallo. Bist du anwesend?“, natürlich auf Deutsch wieder, ich machte ein paar Schritte auf sie zu. Ich schaute zu ihrer Handtasche. „Ist das alles an Gepäck was du hast? Wo ist der Rest?“, ich legte meine Hand auf ihrer Schulter, sie zuckte total zusammen, so das auch ich mich erschreckte. Was ist mit der denn los, so schüchtern kann man doch gar nicht sein. Die Tür ging ein weiteres Mal auf, diesmal klopfte keiner an. Ein älterer Mann kam herein, trug eine schwarze Uniform, in seinen Händen zwei rissige Koffer. Er wirkte sehr beladen. „Miss Seraphina, ihre Koffer.“, meinte der Mann und stellte sie neben der Tür hin. Sie nickte nur, blieb aber stumm. „Okay, Miss, ich verabschiede mich von Ihnen, Ihr Vater warte auf mich, es müssen noch ein paar Sachen geklärt werden. Wir sehen uns im Winter wieder.“ Mit einer Verbeugung verließ auch er wieder den Raum. Sieh an, reiche Eltern also. Was für Verhältnisse?! Meine Mutter hat mich zu mindestens noch bis hierher bekleidet, und auch bei meinem Koffer geholfen. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. „Reiche Eltern also. Schlechtes Verhältnis zu deinem Vater? Mach dir nichts draus! In meinem Bekanntenkreis gibt es auch einige.“, sagte ich zu ihr, da die Stille, die momentan herrschte, mich doch schon ziemlich nervte. Ich setzte mich wieder auf mein Bett. Sie schaute mich etwas empört an. Was denn? Es entsprach doch mit Sicherheit die Wahrheit, also warum abstreiten?! Ich deute auf den Stuhl mir gegenüber, wo ich nur kurz vorher, meine Klamotten, runter warf. „Na los, setz dich schon, deutsch kannst du schließlich. Dein Butler, oder was auch immer, hat mit dir auch deutsch gesprochen. Also versteht du definitiv auch was ich dir sage.“, okay, die Tonlage war vielleicht ein bissel schroff, aber mich nervt es, wenn Leute mich einfach anschweigen. Sie machte keine Veranstaltung meiner Gestik Folge zu leisten. „Na schön, mach was du willst, das Bett, der Schrank und der Tisch da, sind meine.“, ich stand auf schnappte meine Jacke und verließ mit einem lauten Knallen das Zimmer. „Miss Dornhorn, ist alles in Ordnung?“ Na super! Miss Weedman hat mir noch gefehlt. „Ja, ich brauche frische Luft.“, gab ich als knappe Antwort und lief einfach stur an ihr vorbei. Ich ging raus, zu den Sportfeldern, ich sah Akikou mit ihrer Mannschaft trainieren und bemerkte auch Nova wieder. Ich setzte mich grinsend zu ihr. „Ich dachte du musst zu deiner AG?“, fragte ich sie. Sie zuckte leicht zusammen, war wahrschleich wieder in ihren Gedanken versunken. „Huch, tut mir leid, ich war mit meinen Gedanken wo anders. Was hast du noch mal gesagt?“, fragte sie mich und schaute dabei ein wenigen verlegend. „Ich hab gefragt, was mit deiner AG ist?“, fragte ich sie erneut. „Ach so, emm, wir haben heute zeitiger Schluss gemacht, wegen morgen.“, kam als Antwort zurück. „Und da sagst du mir nicht Bescheid.“, schmollend verschränkte ich meine Armen vor der Brust und zog die typische Schmollschnute. „Hab ich doch, per SMS, und dass ich hier auf dich warte, denn Akikou hat auch gleich Schluss. Und hör auf zu schmollen, den Blick kann man sich nicht antun.“, sie stupste mich an mein Wangen an und grinste wieder. „Du hast mir eine Nachricht geschrieben?“, ich tastete nach meinem Handy und bemerkte, dass es aus war. „Oh, es ist aus.“, kurze Feststellung meiner selbst. „Hah, siehst du, ich bin nicht schuld.“, meinte sie nur knapp und fing zu kichern an. „Was gibt es denn zu lachen? Ich will mit lachen!“, Akiko stand direkt hinter uns. „Ihre eigene Dummheit. Wirft mir vor, sie nicht benachrichtigt zu haben, dabei ist ihr Handy die ganze Zeit aus.“, sie kichert weiter. „Schmoll nicht so.“ „Also gut, ihr beiden, es ist jetzt 13 Uhr. Lasst uns in die Mensa gehen, ich hab Hunger.“,  meinte Akikou. Wir liefen einen den kurzen Weg über das Feld Richtung Mensa. Wieder fiel mein Blick auf den Weg der in den Wald führt. Irgendwie beschäftigter der mich. wieso sagt mein Unterbewusstsein, dass ich da irgendwann mal entlang gehen muss, bloß jetzt ist es noch nicht an der Zeit dafür. Kopfschüttelnd lief ich weiter, die anderen beiden, die bereits ein gutes Stück von mir entfernt waren, beobachten mich septisch. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragt mich Nova sogleich. „Ja, alles in Ordnung, musste nur an was denken.“, meinte ich knapp. „Ach ja, und an was?“, Mensch müssen die immer so neugierig sein? „Emm, meine Zimmergenossin ist heut angekommen.“  Kleine Notlüge, auch wenn es nicht direkt eine war, dieses komische Mädchen ging mir schon irgendwie nicht mehr aus dem Kopf. „Und? Wie ist sie denn?“, wurde ich sogleich von Akikou gefragt. „Komisch…“ Ich lief weiter und die beiden setzten sich auch wieder in Bewegung. „Wie komisch?“, kam es skeptisch von Nova. „Komisch halt, ich kann es auch nicht beschreiben. Ist halt so.“, ich konnte es einfach nicht erklären, bin immer noch sehr perplex, weil sie so aussieht, wie ich halt. Seltsam, in letzter Zeit läuft alles irgendwie komisch. An der Tür der Mensa angekommen, drücke ich sie mit Schwung auf, stolperte dabei fast über meine eigenen Füße. „Das war wohl zu viel Schwung, oder?“, kicherte Akikou. Ja, hab ich auch bemerkt. „Hör auf zu lachen.“, meinte ich etwas beleidig. „Hab dich nicht so, außer uns hat es doch keiner gesehen.“, Nova klopfte mir behutsam auf die Schulter. Wir gingen weiter zur Essensausgabe. Mittlerweile kannte ich mich besser hier aus, und so wusste ich auch über das System, das hier gehandhabt wurde, bescheid.  Okay, war auch einfach zu kapieren. Das Schulmenü war umfang reich, von vegetarischen bis hin zu Fleischspezialitäten, sie hatten immer eine andere Themenwochen, um Spezialitäten von den unterschiedlichen Ländern aufzutischen. So konnte sich keiner der hier angehörigen Schüler ausgeschlossen fühlen. Das Thema dieser Woche war China. Aber leider heute das letzte Mal, für eine ganze Weile, denn ab morgen gibt es ein anderes Thema.  Da wir relativ mit die einzigen der hier Anwesenden sind, mussten wir nicht lange warten, bis wir dran kommen. Was wohl daran lag, dass wir mit Abstand die letzten heute waren. „Ich glaub ich nehmen zum Abschluss mal diese Dim Sum Dinger.“, sagte ich und schaute dabei hoch zu der Anzeigetafel, dann wandte ich mich wieder zu der Frau an der Ausgabe. Diese nickte nur und packte mein Tablett voll, den Rest wie Dessert, Salat und Getränk war Selbstbedienung. Davon konnte man auch immer so viel nehmen, bis man genug hatte, die Hauptspeisen konnte man nur einmal nachholen. Denn diese mussten für alle reichen.     „Vegetarische Frühlingsrollen und ein bissel dieser komischen Suppe da.“ Ich beobachtete das Szenario skeptisch. Diese Suppe sah sehr unheimlich aus, ob da Akikou wusste, was sie da tat. Da gab es noch eine Regelung: kleine Vorspeisen wie diese Frühlingsrollen und dieser komischen Suppe galten als kleine Portion, deswegen konnte man zwei verschiedene nehmen. Nachdem Nova sich auch für die Dim Sum Dinger entschieden hatte, konnten wir uns ein ruhiges Eckchen suchen. Wir hatten entschlossen, draußen zu essen, da es so ein schönes Wetter war. „Und wie läuft es eigentlich mit deiner Zimmergenossin?“, fragte ich Akiko, weil wir das Thema Zimmergenossen vorhin schon mal angeschnitten hatten. Und genau wie die anderen war auch ich neugierig. „ Wir gehen uns gekonnt aus dem Weg und reden auch kein Wort miteinander. Also momentan, macht sie auch nicht den Eindruck, als würde sie was verstehen, wenn ich ihr was auf Englisch erkläre, deswegen lass ich es lieber gleich.“, meinte sie. Ich beobachte sie, wie sie den Löffel in der Hand nahm und sich an die Suppe machte.   „Pass auf, die sie giftig aus.“, meldet sich Nova zu Wort. „Aber so was von! Ich an deiner Stelle würde sie nicht essen wollen.“, jetzt musterte uns Akiko, dann schüttelte sie den Kopf und nahm ein Löffel von der Suppe. Sie verzog ihr Gesicht, tja, wir haben sie gewarnt, aber wer nicht hören will, der muss fühlen. „Tja, ist doch nicht so der Bringer, oder?“, kicherte Nova vor sich hin. „Nein nicht wirklich.“, Akikou schob den Teller von sich weg und schnappte sich dafür die Frühlingsrollen. „Hoffentlich schmecken die besser.“, murmelte sie noch bevor sie abbiss. Dies ließ mich schmunzeln, kurz beobachte ich die beiden noch, bis ich mich eine meinen Teigtaschen machte. Nach dem Essen machte ich mich allerdings erst mal auf dem Weg zu meinem Zimmer, die anderen beiden werde ich heute Abend wieder sehen. An diesem ankommen, wollte ich aus Gewohnheit erst mal aufschließen, als mir auf fiel, das die Tür erstens nicht angeschlossen war und zweitens, dass mit Sicherheit meine Mitbewohnerin da ist. Genervt verdrehe ich die Augen.  Ich glaube, ich sollte mich einfach ein bissel hinlegen, weil irgendwie war mir ganz komisch zu mute. Ich machte die Türe auf, mein Blick fiel kurz durch den Raum, sei war gar nicht da. Toll, sie hätte zu mindestens die Türe abschließen können, aber nein da war sie sich wohl zu fein. Ich legte mich auf mein Bett, wollte darüber nicht mehr nach denken.  Nach einer Weile, wurden meine Augen ganz schön schwer, deswegen holte ich mein Handy hervor und stellte mir den Wecker, genau so das, es reichen würde um die anderen beiden von der Bibliothek abzuholen. Danach schloss ich meine Augen, wenige Minuten später, war ich schon komplett eingeschlafen. Flashback –Seraphina‘s Sichtweise- Das Flugzeug ist gelandet. Mein Blick lag immer noch auf meinem Buch, mein Butler Alfred stand der weile schon mal auf und kümmerte sich um das Handgepäck. Ich las unbeirrt weiter, bis man mich an der Schulter an stupste, ich sah auf, Alfred war es nicht, er war mit den Handgepäck aus dem Flugzeug verschwunden. „Miss Lorenz, das Fahrzeug was sie zur Villa bringen wird, ist eingetroffen. Wenn Sie mir bitte zum Ausgang folgen würden.“, sprach eine noch recht junge schöne Stewardess freundlich. Ich nickte kurz als ich das Buch zusammen klappte und in meiner kleinen Handtasche neben mir verschwinden ließ. Als ich aufstand und der Stewardess folgte, merke ich erst richtig, wie leer die erste Klasse war. Das war alles noch so neu. Vor zwei Wochen saß ich noch in einen Heim rum, bis plötzlich der Brief eines Anwaltes kam, in den drinnen stand, dass mein leiblicher Vater nach mir suchte. Nach einen Labortest, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich auch wirklich seine Tochter bin, ging alles recht schnell. Ich musste innerhalb dieser letzten zwei Wochen, allen meinen Freunden Lebewohl sagen, von der Schule musste ich mich auch trennen. Mein Vater lebte, wie man merkte, in England, war reich, und er wollte, dass ab sofort wieder nach Hause zurückkehrte. Genaueres wurde mir nicht gesagt. ich wurde noch nicht mal gefragt, ob ich das wollte, in ein fremdes Land zu gehen, auch wenn er laut diesem Test  mein Vater war. Doch meine Heimat und Familie waren nun mal in Deutschland. An meinem letzten Morgen da, wurde ich von meinem sogenannten Butler abgeholt, der sogar deutsch sprach. Er ‚gehörte‘ mir, zu mindestens konnte man so sagen, er hatte mir erklärt, dass er nur wegen mir eingestellt wurde, seine Aufgabe war einfach, um mich immer kümmern, rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag. Jetzt sitze ich in diesen sogenannten Fahrzeug, diese sich als Limousine entpuppte, um genau zu sein, eine Weiße. Ich fahre zum ersten Mal in einer und irgendwie war ich doch schon sehr aufgeregt, vor dem was mich gleich erwarten wird. Die Limo fuhr schon ein ganz schönes Stück und je mehr Zeit verging, umso nervöser wurde ich. Das  war doch nicht aus zu halten. Ein Kribbeln der Anspannung durchfuhr mich immer mehr. Wir bongen auf einen kleinen Weg ab, eine große Fläche Land kam nach ein Stück Wald zu Vorschein. In kleiner Ferne könnte man ein Gebäude erkennen, ob es sich wohl um diese Villa handelt? Mit Sicherheit, was anderes konnte es doch gar nicht sein. Am Abend saß in meinem neuen Zimmer, in meinen Händen wieder mein Buch. Gleich nachdem wir vor der Türe der Villa gehalten hatten, begleitete mich ein Dienstmädchen auf mein Zimmer, ich sollte da warten bis mich Alfred holen kommt. Ich wartete jetzt schon seit etwa drei Stunden, ich hatte mich erst mal für eine Stunde auf diesem übergroßen Bett hingelegt, nach der langen Anreise, wollte ich mich erst mal ausruhen. Aber jetzt, war mir mehr als langweilig, wieso ließ man mich hier solange warten.   Es klopfte an der Türe, Alfred kam herein. „Miss Lorenz, wir können nun in den Speisesaal.“, meinte er und setzt zu einer Handbewegung an dass ich ihm folgen sollte. Stillschweigend lief ich ihm hinterher. Wir liefen einen langen Gang entlang, sehr viele Türen erstrecken sich auf jeweils beiden Seiten. Zwei Treppenabgänge nach unten. Ich glaub, hier verlaufe ich mich am Ende noch, wer soll da bitte durch sehen? Wir kommen in einen Saal oder auch eine Art Lobby. Diese war recht gemütlich, zwei große Kamine jeweils auf den gegenüber liegenden Seiten. Rote Teppiche mit goldenem Muster, sehr altwirkende Möbel, aus dem Barock. Alles recht dunkel gehalten. Vorhänge verdeckten die Fenster, das Licht war gedämmt. Wir waren nicht die einzigen im Raum. Es waren viele merkwürde Leute in kleinen Grüppchen, in den unterschiedlichen Winkeln des Raumes verteilt. Alle starrten uns an, keiner sprach ein Wort. Sehr merkwürdig! Irgendwie machte mir die Situation ein wenig Angst. Warum müssen die mich alle so anstarren, bin ich ein Tier im Zoo, oder was? Eine junge Frau kam auf uns zu, sie trug ein sehr eng anliegendes schulterfreies langes Kleid, ihr Haar war hochgesteckt, nur eine einzelne Strähne hing hinunter, war leicht gelockt, der Pony war schräg geschnitten. Sie treckte ihr Hand nach mir aus, griff unter mein Kinn, hob mein Kopf an, so dass ich sie anschauen musste. Auf meiner Haut merkte ich, wie ihre Nägel sich hinein bohrten, ich zischte vor Schreck und auch vor Schmerz auf. „So empfindlich die Kleine, ach nein wie süß.“, sie lachte leicht auf so wie auch die anderen alle, ich habe kein Wort verstanden von dem, was sie sagte, wie auch, ich konnte nicht wirklich Englisch. „Als Tochter unseres Führers sollte sie doch eigentlich mehr aushalten können.“, meinte ein Mann leicht gehässig der sich langsam auf uns zu bewegte. Sein schemenhaftes Grinsen verschwand jedoch, als noch ein zweiter Mann erschien, dieser war mindestens das Doppelte so alt wie dieser vor mir. Auch die junge Frau ließ von mir ab und ging ein paar Schritte zur Seite. „Auf sie wird bereits gewartet, Alfred du solltest sie schon längst gebracht haben.“, sprach er leise aber mit einer Strenge, die einen eiskalt den Rücken runter ging. Verdammt, und ich konnte kein Englisch. Ich will wissen was hier los ist. „Wird gemacht.“, kam es von Alfred, als dieser sich meinen Arm packte und ging mit mir zügig auf eine Tür zu. Ich wäre fast gestolpert als er loslief. An der Türe klopfte er kurz, dann wurde sie von innen auf gemacht, ein Dienstmädchen stand dahinter und verbeugte sich vor uns. Vor uns war eine rissige Tafel,  an anderem Ende war für zwei Personen gedeckt. Alfred zog mich mit zu den Plätzen. Er lief mich los, stellte sich hinter einen der Stühle und zog hin leicht zu sich. „Miss Lorenz setzen sie sich bitte.“, sprach er und deutet auf den Stuhl, ich nickte kurz und setzte mich hin. Er schob den Stuhl wieder heran, und anschließend stellte er sich mit zu dem Dienstmädchen in eine Ecke des Raumen. Dieser komische alte Mann von eben kam herein und begab sich zum Stuhl, wo ein anderes Dienstmädchen bereits stand und den gleichen Vorgang machte wie Alfred bei mir. „Tischt auf“, befiehlt er, sie nickte und verschwand. Ob dieser Mann mein Vater ist? Hoffentlich nicht. „Alfred übersetze, was ich jetzt sagen werde.“, kam der nächste Befehl, jetzt gesellte sich Alfred wieder zu mir, direkt hinter meinen Stuhl. Der Mann sprach los, Alfred übersetzte. „Erst mal bitte ich dich um Verzeihung, dass dies alles solange gedauert hatte. Wenn ich mich vor stellen darf. Ich bin der Anwalt deines Vaters, Mr. Andrew. Ich habe dich fast 13 Jahre lang gesucht. Es war nicht gerade einfach dich zu finden, da deine Mutter mit euch eiden, bei Nacht und Nebel verschwand.“, er machte eine kurze Pause. Aber momentan mal, mit „euch beiden“, meint er doch nicht etwa, dass ich ein Bruder oder eine Schwester habe? Diese Anwalt sprach weiter und somit auch Alfred. „Niemand hatte damit gerechnet, dass sie mit euch in ein fremdes Land gehen würde. Und doch sie tat es, leider verstarb sie kurz nach dem sie mit euch in Deutschland ankam. Was haben wir nicht in Erfahrung bringen können, war uns aber auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur das ihr Beiden bald wieder zu euren Vater zurückkehrt.“, wieder machte er eine kurze Pause, schien zu überlegen, bis er weiter sprach. In den Moment kamen auch mehrere Bedienstete mit kleinen Wägelchen rein, die reichlich gefüllt waren mit Essen. „Du fragst dich sicher, warum ich die ganze Zeit von ‚euch‘ rede, da doch scheinbar nur du allein hier bist. Okay, du bist momentan noch allein hier. Ihr beide wurdet getrennt in dem Krankenhaus wo Mutter verstarb. Es konnte nur einer von euch beiden zu dieser Pflegefamilie, die andere musste ins Heim. Und dieser Zwilling warst du. Aber jetzt haben wir dich endlich gefunden. Du hast eine Schwester, um genau zu sein, eine Zwillingsschwester, wir wissen wo sie momentan sich aufhält. Allerdings wurde sie damals von dieser Pflegefamilie adoptiert. Was die Sache uns erschwert, wir können sie nicht so einfach mal her holen, so wie dich. Deine Schwester trägt den Namen Ruby Dornhorn. Eure Mutter hat eure Namen ändern lassen, oder sie wurden geändert. Du heißt nicht so wie du glaubst, es zu wissen. Dein jetziger Name ist zwar Rubin Lorenz, aber diesen wirst du ab heute nicht mehr tragen. Eurer Vater besteht drauf, dass ihr euren richtigen Namen wieder an nehmt. Also Seraphina Jones willkommen in London, willkommen daheim.“, Mr. Andrew hebt ein mittlerweile gefülltes Weinglas in die Lüfte und  kurz danach trank er daraus. Ich schaute auf den Teller vor mir, die Bediensteten haben mir einfach reichlich was drauf gepackt, bei Mr. Andrew blieb der Teller leer. Und als hätte er den Blick bemerkt, erhob er wieder seine Stimme, während Alfred für mich übersetzte. „Ich habe schon gegessen, mach dir keine Gedanken darüber, iss bevor es kalt wird.“, ich nickte verstehend und aß. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich fertig war. Ich war mehr als voll, ich glaub so viel wie heute, hatte ich noch nie gegessen. Nach dem ich mich wieder geordnet hatte, fing er wieder an zu Sprechen. „Dein Vater lässt sich entschuldigen, er wird erst morgen wieder im Haus sein. Und da wir von morgen schon einmal reden. Du wirst nur die eine Nacht heute hier verbringen. Es ist wichtig, deine Schulbildung war bis jetzt nicht die beste, daher gehst du ab morgen ins Internat. Aber keine Sorge, du bist da nicht allein. Wie vorhin erwähnt, wissen wir wo deine Schwester ist. Saphina ist seit kürzlich auch auf diesem Internat, wir haben alles die Wege geleitet, dass du mit ihr in einer Klasse bist und sogar das Zimmer teilst. So genug gesagt, es ist schon recht spät. Alfred wird dich auf dein Zimmer begleiten. Und ich habe eine bitte, oder genauer gesagt eurer Vater, er will nicht, dass du hier rum läufst, weil wie du schon merktest, wir sind nicht allein hier, also bleib auf deinem Zimmer. Es ist ja nur die eine Nacht. Ich verabschiede mich von dir, so schnell werden wir uns nicht mehr begegnen. Mach es gut und ich wünsche dir noch eine gute Nacht.“, er stand auf und verbeugte sich leicht und verschwand aus einer der Türen. „Miss Seraphina, können wir?“, fragte mich Alfred. Ich nickte, er zog den Stuhl wieder ein Stück nach hinten und ich stand auf. Ich lag eine ganze Weile noch wach in meinem übergroßen Bett herum, bis ich doch endlich eingeschlafen bin, das war zu viel für einen einzigen Tag. Allgemein, erst erfahre, dass ich einen lebenden Vater hatte, dieser will das ich nach England zurück komme, was ich auch tat. Und zweitens, jetzt hab ich auch noch eine Schwester, der ich heute auch noch begegnen werde. Am liebsten will ich gar nicht erst aufstehen. Es klopfte nun schon zum dritten Mal an meiner Türe, es ist Sonntag und noch nicht mal 6 Uhr morgens. Genervt  schlage ich meine kuschlige Decke zur Seite und ging langsam zur Tür. Noch einmal kurz strecken, ehe meine Hand zum Schlüssel wandert, ja, ich habe meine Zimmertüre verschlossen, man war schließlich nicht alleine hier in dieser großen Villa. „Ja?“, fragte ich vorsichtig und öffnete die Türe einen kleinen Spalt breit. „Frühstück ist angerichtet.“, ich erkannte die freundliche Stimme, es konnte nur Alfred sein. Ich machte die Türe auf und nickte etwas verschlafen. „Bin gleich soweit, in einer halben Stunde, können sie mich hier abholen.“, er nickte und verwand wieder, mit einen leisen knall schloss ich die Türe wieder und schaute zum Wecker. Au Mann, es ist gerade mal 6.45 Uhr. Gähnend lief ich zu meinem Koffer, holte mir ein paar meiner Sachen raus, langsam tapste ich zu dem angrenzenden Badezimmer. Ich muss zugeben, es hat Vorteile ein eigenes Bad für sich allein zu haben. Ich schallte den Lichtschalter an, tapste zum Spiegel hin. Meine Haare sehen ja fürchterlich aus: erst mal gut durch bürsten. Meine Frisur war recht langweilig, braune Harre, leichte Naturlocken und lang, sehr lang. Ich frag mich, ob ich mir meine Haare noch machen lassen darf. Muss ich gleich mal fragen. Nach dem ich mir meine Zähne geputzt habe, zog ich den übergroßen grauen Pulli und einen lockere schwarze Jogginghose an. Ich verließ das Bad wieder, als ich bemerkte, dass ich nicht mehr allein war. Ein junger Mann stand an meinem Bett und hielt mein Buch in seinen Händen, begutachte den Einband genau. Ich ging näher an ihn heran, entweder er ist so in Gedanken oder er ignoriert mich. Ich besah ihn genau. Seine rehbraunen Haare waren schulterlang und fransig geschnitten, seine Augen waren in einen warmen bernsteinfarbenden Ton, wie eine Eule, richtig schön. Seine Haut war bleich, sehr bleich. Irgendwie ungesund, bei diesen Gedanken, fing er an zu schmunzeln, als wüsste er was ich denke. Ich betrachte ihn genauer,  er trug einen langen schwarzen Mantel  der im Licht leicht rot schimmerte. Die Knöpfe des Mantels waren golden. Zudem trug er noch rote Handschuhe. Darunter war einen schwarzes Hemd zu sehen und eine lange Lederhose mit einem Haufen Schnallen und Nieten. Ein Stachelhalsband hing auch noch um seinen Hals.   „Ziemlich alt das Buch.“, sprach er ohne auf zusehen und durchbrach so die Stille, musterte immer noch den Einband genau. Ich starrte ihn an, Moment mal, er hat deutsch gesprochen! Perplex ging ich noch ein klein wenig näher an ihn heran. „Du musst keine Angst haben.“, sprach er ruhig, ich fühlte mich ein wenig ertappt. Er legte das Buch langsam wieder aus seinen Händen, zurück auf mein Bett. Dann wandte er seinen Blick auf mich. Irgendwie werde ich nervös, ich hätte die Tür wieder abschließen sollen und nicht offen stehen lassen. Er mustert mich, und fing leise an zu lachen. Gruselig, er wirkt auf mich ein wenig verrückt. „Nein was für eine Unterstellung, ich bin nicht verrückt.“, er lachte leicht auf und auf seinen Lippen lag ein freundliches liebevolles Lächeln. Woher wusste er, was ich dachte, oh Gott. Ich ging zwei Schritte zurück. Und er, er lachte wieder nur. Warum lacht er so viel und warum sprach er meine Sprache. Und schon wieder, er lacht. „Also warum ich so viel lache, ist ganz einfach, du bist irgendwie witzig. Und ich spreche viele Sprachen, ich komm viel herum, ich mag es zu reisen.“, meinte er freundlich ehe er sich auf mein Bett setzte. „Komm her, ich beiße nur wenn ich hunger hab.“, lachte er wieder, ja sehr witzig, ist mir schon klar, dass er nicht beißen wird. Er schüttelte mit dem Kopf und lachte wieder leise auf. „Bist du dir da sicher?“, fragt er leicht verführerisch. Dann klopfte er auf das Bett, signalisiert mir, das ich mich neben ihn hin setzten soll.  Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher ob ich das will, wenn er so schon guckt. „Kannst dich ruhig setzten, dein Vater würde mich umbringen, wenn ich dir irgendwas tu. Und glaub mir, ich häng an mein Leben. Also du kannst dich ruhig setzten.“, meinte er wieder, ja ich glaub er kann Gedankenlesen. Ein Schauer geht mir den Rücken runter. „Ja.“, hä, bitte was. Was meint er den jetzt damit, doch nicht etwa, die Sache mit den Gedankenlesen? „Doch, genau das. Aber an Hand deines Verhaltens, wurdest du noch nicht aufgeklärt, und ich glaube das sollte lieber dein Vater übernehmen.“, und wieder, er lacht, langsam aber sicher, geht mir dies auf den Keks. „Nicht böse sein, komm her und setzt dich. Ich will dich kennen lernen, Seraphina. Alle hier sind sehr neugierig auf euch.“, meinte er wieder und klopfte erneut auf die Stelle neben sich. Diesmal gab ich mir einen Ruck und ging zu ihm, setzte mich. „Na ist das so schlimm gewesen?“, fragte er und schaut mich freundlich an. Eigentlich nicht. „Kannst du auch sprechen? Ich kann zwar Gedankenlesen, aber ich möchte schon gerne mal deine Stimme  hören, wenn ich darf.“, sprach er wieder freundlich. Gedankenlesen, mhhh, abstreiten kann ich es wohl nicht. Ich grübel vor mich hin und während er mich nur musterte. „Also willst du nicht, dass ich deine Stimme zu hören kriege?“, meinte er etwas enttäuscht. „Aber du hörst sie doch.“, meinte ich und mustere ihn. „Jetzt hab ich sie gehört.“, kam von ihm lachend. „Deine Stimme klingt schön.“ Oh je, ich merke, wie rot werde, oh Gott ist das peinlich… „Ach nein, du bist echt süß.“ Oh Mann, der Kerl, der schafft mich heute noch! Halt ich hab noch eine Frage… „Du kannst doch Gedankenlesen, du musst meine Stimme schon mal gehört haben?!“, kam es aus mir heraus gesprudelt. „Ich höre eine Stimme, aber nicht direkt so wie du sie hören kannst, es ist komisch zu beschreiben.“, versuchte er es zu erklären. „Man muss es wohl selber können, um es zu verstehen.“, sagte er dann noch. „Also, wie ich gehört hab, willst du deine Haare anders haben?“, fragte er und schaute mich neugierig an. „Ja, das möchte ich schon gern.“, gab ich zu. „Hast du auch eine Vorstellung wie sie aussehen sollen?“, fragt er weiter nach. „Ja, sie soll zu ein…“, „Nein stell es dir nur vor.“, meinte er rasch und unterbrach mich so. Okay, wie soll ich mir das vorstellen, mhhh, einen Bobschnitt bis zur Schulter runter, mittelblond oder auch goldblond. Ja genauso. Ich stellte mir gerade vor, wie es bei mir aussehen würde. „Mmhh, nicht schlecht.“, meinte er nachdenklich. „Damit kann man arbeiten.“. Ich schaute ihn fragend an. „Alfred ist gleich hier. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen, ihr fahrt erst später los.“, sprach er einfach weiter, ohne direkt auf mich zu achten, dann stand er plötzlich auf und schaute sich kurz um. Er ging zur Tür, öffnet sie, dahinter stand Alfred mit einem dieser kleinen Wägelchen. Dieser Mann grinste kurz bis er Alfred half mit den wackligen Ding über die Schwelle zu kommen. „So Frühstuck ans Bett.“, trällerte er und fuhr das Wägelchen zu mir ans Bett. „Alfred kannst du bitte Aura holen. Richte ihr bitte aus, dass sie ihren Koffer mitbringen solle.“. „Ja, wird sofort erledig junger Herr.“, meinte Alfred und begab sich wieder auf den Weg. „Aura? Wer ist das?“, frage ich ihm. „Aura ist meine Verlobte, du wirst sie bestimmt mögen. Ach ja, wenn wir schon mal bei den Namen sind. Mein Name ist Yagami Alexus, kurz einfach Yami.“, grinste er vor sich hin. „Okay.“, meinte ich nur und blickte auf das kleine Wägelchen mit dem Essen drauf, ich hatte langsam richtig Hunger bekommen. „Wenn du Hunger hast, musst du nicht warten. Wir haben schon gegessen.“, gut okay, dann esse ich einfach. Ich zog den Wagen an mich heran und begann mein Frühstuck zu essen. Was übrigens aus zwei Scheiben Toast, Rührei, Speck, ein Glas Orangensaft und eine Tasse Tee bestand. Noch eine kleine Weile verging, bis endlich Aura auftauchte. „Darf ich vorstellen, Aurora Armstrong, oder einfach kurz gesagt, Aura.“, sprach er mit großer Begeisterung. „Sie kann kein Deutsch, aber das sollte nicht das Problem sein. Und warum ich sie herholen lassen hab, sie kann Haare schneiden, sie hat es gelernt.“, trällerte er wieder vergnügt vor sich hin. Oh Gott, er ist wohl auf Dauerdroge, selbst bei diesen Gedanken musste ich auch lachen. „Okay.“, gab ich zu genüge. Dann musterte ich Aura genau, sie hatte schwarzes langes Haar, sie waren glatt und glänzten im Licht so wunderschön. Ihre Augen waren Türkis, ihre Haut bleich, leichenbleich, man konnte deutlich an ihren Wangen die Adern erkennen. Sie trug ebenfalls einen langen Mantel, dieser war nur schwarz, hatte aber dafür den gleichen wunderschönen Glanzeffekt wir ihre schönen Haare. „So, halt ihr die Hand hin.“, unterteilte er mir. Ich streckte meine Hand ihr entgegen, sie griff danach. Ein leichter Schauer ging mir den Rücken runter, ihre Hand war eiskalt. Sie lächelte leicht, sie legte ihre zweite Hand auch noch darauf. Einige Stunden später, es war gerade 10 Uhr geworden. Ich stand vor dem Spiegel und betrachte mein gegenüber, es war so ungewohnt, kurze, blonde Haare, aber es gefiel mir sehr. Die beiden, Yami und Aura, sind soeben gegangen. Ich muss zugeben, ich hatte es Aura nicht zugetraut, dass sie es kann, also dass Haare schneiden. Alfred war gerade auch noch mal da gewesen, ich soll mir die Sachen aus dem Schrank nehmen und in den Koffer verstauen, in einer halben Stunde wollen wir los fahren.  Er hatte mir auch noch einen neuen Koffer reingestellt, ich glaube nicht das ihn brauchen würde, aber na gut, von mir aus. Also wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab und ging langsam zu meinem Schrank, öffne ihn… Oh mein Gott… Der will mich wohl auf den Arm nehmen, wie soll ich bitte schön, das Ganze in meinen Koffer bekommen. Okay, ich werde das meiste auch nicht brauchen, also einen kurzen Blick auf die Uhr. Okay, noch 25 Minuten Zeit um meinen Koffer zu packen. Verdammt, die Sachen sehen schweineteuer aus. Und ein Kleidungstück besser als das andere. Und dann soll ich wählen können? Okay ich glaub ich pack einfach von jeder Hose 10 Stück ein und so auch von den anderen Kleidungsstücken. Okay, fünf nach halb saß ich auf einem der beiden Koffer, ich hatte letztendlich meine alten Klamotten in den Schrank gehauen und die aus den Schrank in meine Koffer, dazu kommt, das ich mich noch einmal umgezogen habe. Nun trug ich einen grau-blauen Rock, dazu einen schwarze Leggins, grau-braune Stiefel mit mittlerem Absatz, einen sehr dünnen und schwarzen Pulli, zu guter Letzt noch ein grau-blaues Jackett. Noch eine grau-braune Wollmütze, perfekt. Es passt wirklich alles wie angegossen, die Person muss genau gewusst haben, welche Größe ich habe. immer noch sah ich zur Tür und warte drauf, dass Alfred endlich kommt. Es klopfte an der Tür. Ich ging wieder hin öffne sie. „Wir können jetzt. Die Koffer werden gleich geholt.“, sprach Alfred. „Bitte folgen Sie mir.“, ich schnappte mir schnell meine Jacke und mein Buch. Langsam folgte ich ihm nach draußen, da angekommen stand schon wieder eine Limousine. Oh je, das macht bestimmt einen guten Eindruck, auch wenn diese Schule eine Private ist. Ich glaub nicht, dass da alle mit Limousinen durch die Gegend gefahren werden. Augen zu und durch, kann ja nicht schlimm werden, und außerdem kann ich eh kein Englisch, zumindest noch nicht. Ob es meine Schwester kann? Da wären wir wieder an dem Punkt, ich will sie endlich kennen lernen. Ich bin neugierig, im anderen Moment wiederrum nicht.  Was ist, wenn sie mich nicht mag, oder ich sie nicht mögen kann. Eine gewisse Unsicherheit breitet sich aus. Ich muss mich noch gedulden in wenigen Augenblicken werde ich sie sehen können. Alfred hielt mir die Tür auf, als ich einstieg. „Ihr Vater lässt sich entschuldigen. Sie werden ihn erst in den Winterferien kennen lernen.“, erklärte mir Alfred während der Fahrt zu diesem Internat. Was genau war das für eins? „Was genau ist das für eine Schule?“, fragte ich nach, ich kann kein Englisch, wenn das eine normale Schule war, werde ganz schöne Probleme bekommen. „Das ist eine Integrationsschule, um genau zu sein eine internationale Schule, die sich mit Schüler aus aller Welt befasst und dafür sorgt, das ihr Leben im diesem Land einfacher wird.“, erklärte er mir. „Gut, da muss ich mir wegen meinen Englisch erst mal kenne Sorgen machen.“, erleichtert atme ich auf und lehnte mich entspannt zurück. Nach einen sehr langen Weile, kamen wir endlich mal an. Wir haben es jetzt gegen 12 Uhr. Wir stiegen als dem Auto aus, der Hof vor dem Haus, vor dem wir halten war recht leer. Aber auf dem Sportplatz dahinten spielten sie Handball, das konnte ich vom Auto aus sehen. Ich liebe diese Sportart, ich war selber in einem Verein dafür. Ich schaute mich kurz um, ein großes Gebäude, Entrance C… Oh Mann, nicht einmal das kann ich lesen, das kann noch richtig lustig werden. „Wir müssen zu diesem Eingang da.“, Alfred zeigte auf einer Tür, an dieser  hing ein Schild mit „Entrance C“ drüber. Okay, vielleicht hieß dieses „Entrance“ auch „Eingang“, Schultern zuckend folgte ich wieder mal Alfred. An einer Tür blieben wir stehen, Alfred klopfte an und sogleich ging diese auf. Ein älterer stämmiger Mann kam zum Vorschein. Auf seiner Nase sitz eine Brille mit dicken Gläsern. „Welcome.“, sprach er, okay, das konnte ich verstehen, war ja nicht so besonders schwer. „My name is Arthur Richard“, ja okay, verstehe ich. Alfred sprach mit ihm, ich könnte auf ein paar Fragen nur mit Kopfschütteln antworten, weil ich es wirklich nicht wusste, was er von mir wollte. Nach dem halbstündigen Gespräch mit ihm, kam diese Miss Weedman, sie führte uns auf mein Zimmer. An einer Tür blieb sie stehen, sie klopfte und ging kurz danach rein, sprach mit jemand. Ich schritt an ihr vorbei, ich bin total nervös. Gestern früh wusste ich noch nicht mal, dass ich eine Schwester habe und jetzt, jetzt sehe ich sie gleich zum ersten Mal. Ich schau in ihr Gesicht, doch wende ich meinen Blick gleich zum Boden. Sie war mein komplettes Ebenbild, klar, schließlich sind wir Zwillinge. Es ist komisch, immer dachte ich, ich wäre alleine, und jetzt gibt es mich doch im Doppelpack. Hätte ich niemals gedacht. Miss Weedman sprach noch ein paar Sätze mit meiner Schwester, sie kann wirklich Englisch. Sie dürfte sich auch mit Sicherheit hier ganz gut rein gefunden haben. Dann verließ Miss Weedman den Raum, ich stand unschlüssig da. „Emm, hallo. Bist du anwesend?“, fragte mich meine Schwester. Ich antworte nicht, vor Aufregung schlug mein Herz so doll, hatte Mühe meine Atmung zu kontrollieren. „ Ist das alles an Gepäck, das du mit hast? Wo ist der Rest?“, sie deute auf meine kleine Handtasche. Dann legte sie mir ihre Hand auf meiner Schulter, ich zuckte total zusammen, so dass auch sie sich mit erschreckte. Was war mit mir nur los, ich bin doch sonst nicht so. Die Tür ging auf, Alfred brachte mein Gepäck herein. „Miss Seraphina, ihre Koffer.“, ich nickte nur kurz. „Okay, Miss, ich verabschiede mich von ihnen, ihr Vater wartet auf mich, es müssen noch ein paar Sachen geklärt werden. Wir sehen uns im Winter wieder.“, mit einer Verbeugung verließ auch er wieder den Raum. Ich schaute leicht auf, merkte wie sie mit dem Kopf schüttelt. „Reiche Eltern also. Schlechtes Verhältnis zu deinen Vater? Mach dir nichts draus, in meinem Bekanntenkreis gibt es auch einige.“, sprach sie zu mir. Ich blickte sie an, nein, das stimmte absolut nicht, ich kannte unseren Vater noch nicht einmal und werde ihn erst noch kennen lernen. Sie setzte sich auf eins der Betten in diesem Raum. Sie deutet auf einen Stuhl, vorher warf sie noch ein  paar ihrer Kleiderstücke runter. „Na los, setz dich schon, deutsch kannst du schließlich, dein Butler, oder was auch immer, hat mit dir auch deutsch gesprochen. Also versteht du auch was ich dir sage.“, kam es sehr schroff von ihr, sie scheint sehr genervt von meiner Anwesenheit zu seinen. „Na schön, mach was du willst, das Bett, der Schrank und der Tisch da, sind meine.“, sie sprang regelrecht auf und schnappte nach ihrer Jacke und verschwand aus den Raum, die Tür knallte laut zu. Oh Gott, der Schreck saß noch in meinen Knochen, als noch mal Miss Weedman rein kam. Sie fragte ob alles in Ordnung war, zu mindestens glaubte ich das, ich nickte nur und sie ging wieder. Das war kein so guter Anfang, ich hoffe, dass ich das nächste Mal, zu mindestens einmal den Mund aufbekomme. Das wird noch schwer werden, wie soll ich ihr sagen, dass ich ihre Schwestern bin. Ich musste wieder daran denken, was Alfred noch zu mir sagte. Das ich mit ihr reden soll, ihr eventuell sagen soll, das wir miteinander verwandt sind, aber das musste ich nicht unbedingt machen. Meine Aufgabe ist erst mal nur, mich mit ihr anzufreunden und dafür zu sorgen, dass sie in den Winterferien mit zur Villa kommt. Mit anfreunden kann noch einen Weile dauern, sie hat ein übermütiges Temperament, mit diesem kann ich nicht mithalten. Dazu kommt noch, dass sie Englisch kann und auch länger hier ist, was wiederrum hieß, dass sie mit Sicherheit einige Freunde gefunden haben wird. Sie wird die meiste Zeit wohl oder übel mit ihnen zusammen sein. Ich habe also nur hier im diesen Zimmer die Gelegenheit mit ihr zu reden. Ich sah mich kurz um, sie sagte, dieser Tisch ist meiner. Ich ding drauf zu, setzte mich für einen Moment. Ließ meinen Blick ein weiteres Mal durch den Raum streifen, auf ihrem Tisch standen ein paar Bilder, ich stand wieder auf und ging drauf zu. Es dürften ihre Freunde aus Deutschland sein. Sie gehörte definitiv der Schwarzen-Szene an, sie selber trug vorhin schwarz und auf den Bildern war es nicht anders aus. Ihre Freunde genauso. Eins sprang mir allerdings in den Augen, da war eins mit einer jungen Frau und einem kleinen Kind auf dem Arm. War  sie das mit ihrer Adoptiermutter? Vielleicht könnte ich sie so ansprechen, einfach nach dem einen Bild fragen. Ich hoffe nur, dass sie nicht mehr so genervt ist, beziehungsweise auf mich gereizt reagiert, ich will mich mit ihr doch vertragen. Ich sollte erst mal meine Koffer auspacken. Fashback ende Kapitel 5: Das Versprechen -------------------------- Das Versprechen -Gräfin der Werwölfe- Zweihundert Jahre vor unsere Zeit, sammelten sich die Stämme des Wolfsblutes zur Verteidigung gegen die Toten und der Lebenden… Der Mond stand hoch am Himmelszelt. In voller Pracht und Blutrot erleuchtete er die kalte Nacht. Unruhig durchstreife ich die Nacht, meine Gefährten folgten nur spärlich meiner Spur. Heute ist Blutnacht, die Jäger sind überall, die Gewehre direkt auf uns gerichtet. Wir müssen vorsichtig sein und zugleich schnell. Wir haben es gleich geschafft… Die ersten Schüsse fallen, Gerassel in den Gräsern und im Gestrüpp. Sie sind dicht bei uns… Der letzte Hügel ist erreicht. Langsam verwandele ich mich in meine menschliche Gestalt zurück. Nun heißt es warten, wir waren zwanzig Mann, wie viele werden hier wohl ankommen? Immer wieder das Gleiche, Es ist ein reinster Todesmarsch, aber es muss sein. Wir brauchen jedes Wolfsblut, welches bereit ist sich uns an zuschließen. Warum? Ganz einfach: Verteidigung gegen die Lebenden und gegen die Toten. Die ersten Schattengestalten näherten sich mir. Es waren meine engsten Gefährten, nein mehr noch, meine Kinder, die alles für mich tun würden, auch zur Hölle würden sie mit mir gehen. Schattenhaft im Rauch und Nebel verwandeln sich die beiden vor mir, in ihre menschliche Gestalt. „Meine Gräfin, sind sie unversehrt?“  Augustin verbeugte sich vor mir. „Nein, und ihr beide, seid ihr in Ordnung?“, besorgt mustere ich meine beiden Gefährten. „Aragock, hat einen Streifschuss abbekommen.“, meinte Augustin. „Es ist alles in Ordnung, meine Gräfin. Machen Sie sich keine Sorgen um mich.“ Aragock trat aus den Schatten hervor. Ich schritt auf ihn zu, wollte die Wunde sehen, weil ich weiß, dass die Menschen eine neue Art von Waffe haben. Ich habe es gesehen, wie wir Gefährten verloren, obwohl es nur ein Streifschuss war. Sie sind langsam zu Grunde gegangen, grausam und qualvoll. Ihr Geheule in der Nacht, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich griff nach seinem Arm, an den das Blut herunterlief. Ein tiefer Kratzer zog sich durch das Muskelgewebe seines Oberarmes, ein komischer Geruch ging von der Wunde aus. Da fraß sich was durch die Haut, ein gräulicher Schaum bildet sich. Genau wie ich es geahnt habe, es waren wieder diese Waffen in Spiel. „Das nennst du in Ordnung? Die Wunde muss schnellsten ausgespült werden.“, sprach ich im  scharfen Ton, den sonst würde er mir eh nur wiedersprechen, ich kannte diese Leier schon von den beiden, und nein, das konnte ich jetzt nicht gebrauchen. „Ist in Ordnung, meine Gräfin.“  Er verbeugte sich leicht vor mir, ich nickte leicht und drehte mich wieder dem Wald vor uns zu. Die anderen näherten sich mit rasender Geschwindigkeit. Es sind wenige, ich spürte ihre Aura von jedem einzelnem. Es fehlte eins der Kinder und viele von den Älteren. Von der Gruppe von zwanzig sind neun auf dem Hügel angekommen. Trauer erfüllt mein Herz, es waren besondere Gefährten, keine die ich nur kurz kannte. Es war der Stamm meines Bruders, der im letzen Sommer verstarb:  getötet von einem der Toten. Die Trauer vermischte sich mit meiner Wut, sogleich auch mit meinem Hass. Der Hass und die Wut auf die Menschen sowie auf die Toten stieg. Warum konnten sie uns nicht in Ruhe lassen? Mit dem Krieg, den unsere Vorfahren angezettelt haben, hatten wir doch nichts mehr zu tun. Wir wollen nicht mehr kämpfen, aber die Starköpfe der Toten wollen keinen Frieden. Und die Menschen sind einfach nur dumm und naiv, greifen alles an, was sie nicht kennen, sie sind gefangen von ihrer Angst vor dem Unbekannten. Bedauerlich aber wahr. Die letzten neun zeigten sich nun mir in ihrer menschlichen Gestalt. Lange sind sie als große mächtige wolfsartige Wesen durch die Wälder gezogen, denn seit mein Bruder tot war, trauten sie sich nicht mehr als verletzlicher Mensch durch die Wälder zu wandern. Ich blickte durch die Massen, mein Herz blieb stehen: sie fehlte. Nein, sie war verloren gegangen. Das fehlende Kind war die Tochter meines Bruders: Silvana… Sie war doch noch so jung… Durchatmen, Augustin legte seine Hand auf meine Schulter, er wusste, nein er spürte meine Gefühle. Auch Aragock konnte es. Uns verband ein besonderes Band, was nicht einmal der Tod durchtrennen konnte. Es ist selten, dass das Wolfsblut solch ein Band teilte, mit jemandem, der nicht demselben Geblüt entsprang. Aber sie waren für mich mehr als nur Gefährten. Ich kenne sie schon seit ihrer Geburt, die Mutter war menschlicher Herkunft und verstarb bei der Geburt. Ihr Vater, ein guter Freund von mir, starb durch die Kugel eines Jägers, der in die Mutter der beiden verliebt gewesen war. An seinem Totenbett versprach ich ihm, die beiden wie meine Kinder aufzuziehen. Das tat ich auch, jetzt bereits schon seit fast hunderten von Jahren. Ich beschütze und liebe sie wie meine Kinder. Ich schloss meine Augen einen Moment, dachte nach, dann sprach ich: „Wir haben es geschafft. Dieses Reich dürfen sie nicht betreten, sie würden es auch nie wagen, denn der Preis ist hoch.“ Ich blickte mich um und sah müde gewordene Gesichter. Ich versuchte ein Lächeln aufzusetzen, ihnen zu zeigen, dass sie nun endlich sicher waren, solange sie die Grenzen nicht überschreiten. „Wir sollten nun zum Schloss, die Verletzten müssen behandelt werden, lass uns nicht länger warten.“  Ich ging voraus. Es war nur ein kurzer Weg, ein Glück für die Verletzten, dass mein Reich nur sehr klein war. Aber es reichte für uns. Am Tor meines Schlosses wurden wir bereits in Empfang genommen. „So wenige haben es nur geschafft?“ Entsetzt blickte meine Beraterin auf die Übriggebliebenen. „Ja…“ Ich zog meinen langen schwarzen Fellmantel aus und reichte ihn einem meiner Bediensteten. Zum Vorschein kam ein schwarzes, aus Satin gefertigtes Kleid mit Rüschen und Spitze. Ich streifte die schwarzen Handschuhe ab, legte sie über die Lehne eines Stuhls in der Empfangshalle. Ich streifte eine meiner langen gelockten Haarsträhnen hinter mein Ohr. „Die Verletzten sollen sofort behandelt werden, Aragock hat auch was abbekommen. Es sind wieder diese neumodischen Waffen gewesen.“, befahl ich in einem starken Ton, ein Nicken von meiner Beraterin und sie verschwand. Ich richte mich an meine Gäste. „Kommt. In der Halle nebenan ist Essen vorbereitet, ihr müsst nach eurer langen Reise hungrig sein.“  Mit einen Wink meiner Hand deutete ich zu der Tür zu meiner Linken. Sie sammelten sich alle in der Halle und setzten sich an die Tische, ich konnte in ihren Augen die Erleichterung sehen, ein kleines Erleuchten von Hoffnung in ihren Augen. Es ist schön, es sehen zu können. Heimatlosen konnten jetzt wieder ein Zuhause geben werden. „Mediziner werden gleich kommen, sowie Diener mit neuer Kleidung. Sie werden euch zeigen, wo ihr euch waschen könnt. Ich werde mich jetzt zurück ziehen, wir sehen uns morgen.“ Ich begab mich wieder aus der Halle und ging endlose Gänge durch das dunkle Gewölbe in ein bestimmtes Zimmer. „Ihr seid wieder da.“ Ich nickte und setzte mich zu ihm ans Bett. „Wie geht es Euch heute?“ Ich musterte ihn besorgt: er trug viele Verbände, auch über seinem Gesicht. So konnte man nur eins seiner wunderschönen bernsteinfarbigen  Augen sehen. „Besser, Eure Mediziner sind hervorragend, meine könnten es nicht besser machen.“, er schenkte mir ein leichtes Lächeln. „Das freut mich zu hören.“, lächelte ich ebenfalls. „Wie viele?“ „Zwanzig waren noch da, allerdings haben es nur neun geschafft bis hierher.“, sprach ich leise, wieder ein Schmerz, der sich durch meine Brust zog, ich musste an Silvana denken. Die Trauer gewann. Er legte zögerlich seinen verbundenen Arm über meine Schulter und zog mich leicht zu sich. „Ich kenne den Schmerz, mein Stamm hat es gar nicht geschafft. Ich habe von Eurer Ratgeberin gehört, dass dieser Stamm von Eurem Bruder ist. Es tut mir leid, über den Verlust den Ihr erlitten habt.“, sprach er leise. Diese Worte waren ein guter Trost, zu mindestens für einen Moment, in dem ich vergaß, was geschehen war. Es stimmte, seine Verluste waren noch höher, er verlor nicht nur seinen Stamm, sondern auch seine Frau und Kinder in dem Krieg zwischen ihnen und den Toten. Meine Leute fanden auf einem ihrer Streifzüge das Schlachtfeld und suchten sofort nach Überlebende. Nur eine kleine Hand voll fanden sie, ihnen ging es sehr schlecht. Nur zwei schafften es bis zu diesem Schloss. Der Eine starb noch am selben Tag. Nur  er war jetzt noch übrig geblieben. „Ich muss nach Aragock schauen, er wurde getroffen.“, gab ich kund. „Okay.“, er zog seinen Arm zurück, so konnte ich wieder aufstehen. Ich wünschte ihm noch eine gute Nacht und verschwand wieder in den dunklen Gängen meines Schlosses. „Augustin, wie geht es ihm?“, fragte ich ihn leise. Er drehte sich zu mir, lächelte. „Ihm geht es gut, er schläft gerade wie ein Stein. Du kennst uns doch, unverwüstlich wie immer.“, grinste er mich frech an. „Bei euch weiß man nie, aber freut mich zu hören…“, lächelte ich leicht. „Wir sehen uns morgen früh wieder.“  Ich wandte mich zur Tür. „Schlaft gut, ihr beiden.“[/style] -Rubys Sicht- Mit schrillem, nervigem Ton ertönte mein Wecker. Tastend suchte ich meinen Nachttisch ab während er schon verstummte. Ich sah auf und blickte in das Gesicht meiner Zimmergenossin, sie hielt meinen Wecker in ihren Händen. Sie war schon in der Schuluniform gekleidet, bereit für den angehenden Schultag des Sonderlehrprogramms. „Ich wollte mit dir sprechen, wollte dich aber nicht eher wecken.“, sprach sie mich an. Das eher wecken wäre auch nicht so gut angekommen. Ich legte meinen Kopf mit dem Gesicht nach unten zurück in mein Kissen. Sie wollte reden, ich meine Ruhe, wo war der Fehler? Sie nervt mich zum frühen Morgen und dann habe ich auch noch so schlecht geschlafen wegen diesem komischen Traum von diesen wolfsartigen Wesen. Leicht murrend richtete ich mich auf. Das kann doch nicht wahr sein? Können diese komischen Träume mal wieder aufhören? Ich musste an diese Wesen denken, so eins habe ich schon mal gesehen, wann war das noch mal? Kurz grübelte ich nach… Wie erstarrt saß ich mit einem Schlag kerzengerade im Bett. Genau, es war an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass meine Mutter wieder heiraten will, vor den Fahrstuhl, als dieses Kind weinte. „Alles in Ordnung?“, fragte Seraphina mich. Ich schaute leicht erschrocken zu ihr. Ihr Gesicht schaute besorgt zu mir. Was war jetzt los? Mit einen Mal sprach sie mit mir und jetzt auch noch das.  Irgendwie war dieser Morgen sehr bizarr. Ich ließ mich mit meinem Gesicht voran einfach wieder ins Kissen fallen. Ich wollte weiter schlafen. „Du willst reden?“, nuschelte ich in mein Kissen. „Was?“, fragte sie mich, ich richte mich wieder auf. „Ob du reden willst?“, formulierte ich es noch einmal. „Ja.“ Irgendwie wirkte sie unsicher. Ich stand langsam auf. „Ich geh erst mal ins Bad.“, mit diesen Worten und mit meiner Kulturtasche in der Hand verschwand ich langsam aus dem Zimmer. „Aber…“, rief sie mir noch hinterher, was ich gekonnt ignorierte. Nachdem  ich meine morgendliche Hygiene erledigt hatte, stand ich mit schwarzem Kajal und Lidschatten vor dem Spiegel. Ich überlegte, ob ich meine Augen schwarz schminken sollte oder nicht. Letztendlich habe ich meine Augen mehr als nur ein bissel schwarz betont. Nun steh ich wieder vor unserer Zimmertür. Sie will mit mir reden, vielleicht wegen gestern? Dazu habe ich allerdings gar keinen Bock, was gibt es da noch zu reden? Ich drückte die Klinge nach unten und trat wieder in unser Zimmer ein. Sie saß an ihrem Schreibtisch und hielt irgendwas in der Hand. Ich glaub es ist ein Buch. Unbeeindruckt setzte ich mein Weg fort zu meinem Schrank, warf kurz einen Blick über die Schulter, ja es ist ein Buch, was sie in ihren Händen hielt. Mit Schwung öffnete ich meinen Schrank und suchte diese dämliche Schuluniform raus. Es dauerte nicht lange, bis ich sie gefunden habe, leicht genervt blickte ich drauf, warum muss ich nur dieses abscheuliche Ding tragen. Es hilft alles nichts… Moment, ich habe doch irgendwo noch ein paar Buttons und Sicherheitsnadeln, kurz überlegte ich, wo ich die noch einmal hingetan habe. Als es mir wieder einfiel lief zu meinem Schreibtisch, zog eine der Schubladen auf: da sind sie! Ich musste mir mein Grinsen verkneifen.  Na dann, ran an die Arbeit. Nach ein, zwei Minuten war ich auch schon fertig, das hellblau passte zwar nicht, aber sie sah ein wenig besser aus, als vorher, also zog ich sie mir nun über. Vor dem Spiegel betrachtet wirkte es doch schon sehr komisch. Ich mag einfach nicht, mich in Uniformen zu kleiden. Na ja… „Das ist doch nicht dein Ernst.“ War ja klar! Ich drehte mich zur Seraphina um. „Was?“, fragte ich leicht genervt, will sie mir jetzt irgendwelche Vorschriften halten? „Na ja, das dunkle Make-up und jetzt auch noch das mit diesen Buttons?“, genervt rollte ich mit meinen Augen, das war doch jetzt nicht war, oder? „Was soll damit sein, ich will keine Massenproduktion sein.“, meinte ich scharf und drehte mich wieder zum Spiegel. Was würde sie dazu sagen, wenn ich den Ärmel bis zum Oberarm einschneide? Mmhh. Kurz überlegte ich, warum mach ich es nicht einfach!? Ein breites Grinsen breitet sich bei mir aus. Ich holte aus derselben Schublade meine Schere heraus und schnitt mir kurzer Hand einfach in den Oberärmel rein. Und gleich mit den Sicherheitsnadel noch dekorieren, schon besser. „Das wird bestimmt Ärger geben.“, hörte ich wieder hinter mir ertönen. „Und das interessiert wen?“, kam es als Gegenfrage und drehte mich ein weiteres Mal zu ihr, schaute ihr in die Augen. Dann ließ ich mein Blick wieder sinken, warum musste sie auch das gleiche Gesicht wie ich haben? Das ist doch nicht normal. Genervt setzte ich mich einfach auf mein Bett und beachtete sie erst mal nicht weiter. Mein Blick schweifte zur Uhr, das Frühstücksbuffet ist gleich offen. Also wollen wir mal: ich schnappte mir meinen Rucksack, den ich schon gepackt hatte, bevor ich hier überhaupt ankam, lief wieder zur Tür, hielt aber  kurz inne. „Willst du Wurzeln schlagen oder warum steht du da noch rum?“, fragte ich sie, sie musterte mich leicht verwirrt. „Was?“ Ich schüttelte mit meinen Kopf. „Nicht was, sondern wo, und das zeige ich dir. Ich gehe jetzt essen, kommst du mit?“, fragte ich sie wieder, und nahm schon mal die Klinge in die Hand. „Essen?“ Oh Mann, wenn das so weiter geht, spring ich ihr bestimmt noch an die Kehle. „Frühstück, davon schon mal was gehört?“ Wieso nur, der Morgen ist einfach beschissen. „Emm ja, ich komme mit.“, sagte sie eher zögerlich. „Dein Schulzeug solltest du lieber mitnehmen.“ Sie nickte nur, als sie ihren Rucksack nahm. Endlich konnte ich dieses Zimmer verlassen, auch wenn ich das Gefühl hatte, einen Schoßhund jetzt am Hals zu haben. Auf den Weg zur Mensa deutete ich zu einem Gebäude. „Da wird das Sonderlehrprogramm-Dings-da stattfinden heut.“, meinte ich kurz zu ihr, und sie nickte. „Du nimmst auch teil, wurde mir gesagt. Du kannst doch gut englisch?“, fragte sie mich. Ich hielt an und schaute sie an. „Ja, ich kann englisch, aber damit hat es nicht zu tun.“, gab ich ihr als Antwort. „Aber dann…“, „Ich muss viel nachholen, mehr nicht.“, unterbrach ich sie, ich konnte mir denken, was sie mich fragen will. „Okay, warum das denn?“, ich verschränkte meine Arme miteinander. „Ich hatte eine Zeit lang keine Lust auf Schule.“ Ich lief weiter. „Du hast geschwänzt!?“, „Ja, und? Kann dir doch egal sein, oder nicht?“, „Aber Bildung ist doch wichtig.“, „Was du nicht sagst, deswegen bin ich doch schließlich hier.“, genervt rollte ich wieder meine Augen. „Du, kann ich dich was Fragen?“, ich zog meine Augenbraunen hoch… „Tust du das nicht schon die ganze Zeit?“, „Tut mir leid, ich will dich nicht ausfragen.“ Ach nein, will sie nicht? Ich schüttelte meinen Kopf leicht. Wir erreichten die Mensa, an der Tür sah ich Nova, was macht sie so zeitig schon auf den Beinen, sie muss doch erst später zu ihrer AG. „Nova!“, rief ich, sie drehte sich zu mir um, guckte leicht verwirrt bis sie dann lächelte und winkte. „Was machst du so zeitig auf den Beinen?“, fragte ich sie, natürlich auf Englisch. Ich trat an mich heran. „Heut ist Montag, da arbeite ich im Gewächshaus mit, schon vergessen? Das habe ich dir doch letztens erst erzählt!“, meinte sie und kicherte leicht, dann blickte sie meine Uniform an, schaut zu meinem Loch an meinen Ärmel und griff danach. „Was hast du denn da gemacht?“, fragte sie leicht amüsiert. „Ich wollte aus der Masse stechen.“, sie lachte wieder leicht auf. „Als ob du das nicht so schon tust, mit deinem Make-up. Sieht aber gut aus, das hat bestimmt hier keiner. Na hoffentlich kriegst du keinen Ärger.“ Hach, ich drehte mich wieder zu Seraphina um. „Siehst du, manchen gefällt das.“, sprach ich nun wieder deutsch, Seraphina schien sichtlich Probleme mit Englisch zu haben. „Ihr gefällt das?“, fragte sie mich wieder, ich nickte nur und grinste leicht frech. „Wer ist das?“, fragte Nova äußerst neugierig. Ich schaute sie wieder an. „Das ist meine Mitbewohnerin. Seraphina.“, meinte ich und trat leicht zur Seite. „Seraphina, das ist Nova.“, meinte ich nun wieder zu Seraphina. „Hallo, schön dich kennen zu lernen.“ Mit freundlichem Lächeln reichte Nova Seraphina die Hand. Diese wiederrum nahm sie nur zögerlich entgegen. „Sie kann kein Englisch.“, sprach ich wieder zu Nova. „Oh, das wusste ich nicht.“, meinte sie, ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Kein Problem.“, ich wandte mich wieder zur Seraphina. „Nova sagte, dass sie sich freut, dich kennen zu lernen.“, übersetzte ich ihr, damit sie verstand was Nova von ihr wollte. Sie nickte verstehend. „Lasst uns reingehen.“, meinte Nova zu uns, ich nickte nur. „Wir gehen rein.“, ich schaute zu Seraphina, dann wand ich mich an zu gehen. Nachdem wir uns durch das Buffet geschlagen hatten, saßen wir am Tisch und fingen an, unsere Brötchen auseinander zu nehmen. „Du sag mal, kann das sein, das sie dir verdammt ähnlich sieht?“, fragte Nova leise zu mir gewant. „Ich weiß, ich habe beim ersten Mal gedacht, sie wär ein Spiegel.“, meinte ich zur ihr. „Ja, das ist schon richtig krass.“, „Ja.“ Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir uns beeilen sollte, also eine halbe Stunde Zeit zum Essen ist einfach zu knapp. „Seraphina, wir müssen uns beeilen.“ Ich deutete auf die Uhr, sie nickte wieder nur stumm und aß weiter. Nach wenigen Minuten waren wir fertig, ich stand auf und wandte mich zu Nova. „Wir sehen uns später. Ich lass mich am Spielfeld wieder blicken, bis dahin. Bye.“, grinste ich und winkte mit meiner Hand leicht zum Abschied. Auch Seraphina stand auf und winkte schweigend vor sich hin. Nun mussten wir uns aber beeilen, also echt mal, die Zeiten sollten sie wirklich mal ändern. Mit schnellen Schritten liefen wir zu dem Gebäude von vorhin. Ein wenig aus dem Atmen, aber pünktlich betraten wir den Raum. Oh, der Raum war ja nicht gerade voll, es saßen vier Leute darin. Kopf schüttelnd ging ich zu der hintersten Reihe und setzte mich an eine bei beiden außenkanten. Seraphina blickte auch kurz durch den Raum, bis sie sich auf der Bank neben mir fallen ließ. Ich beobachte sie kurz wie sie ihr Zeug auspackte, ehe ich meinen Blick zum Fenster neben mir wandte und nach draußen schaute. Irgendwann ertönte ein Klingeln und kurz darauf erschien eine Frau im Raum. Wow, es gibt doch weibliche Lehrkräfte an dieser Schule, und definitiv asiatischer Herkunft. „Mein Name ist Miss Hino.“, stellte sie sich vor und schrieb dies auch noch mal an der Tafel. „Als erstes machen wir nur ein paar Tests, um zu sehen, was ihr könnt und was nicht.“, erklärte sie uns, sie ging durch die Reihen und gab jedem von uns mehrere Blätter. Nach sieben endlosen Stunden, hatten wir es geschafft. Miss Hino war nur während des Sonderlehrprogramm hier, als so eine Art, Vertretungslehrer. Sie machte einen recht netten Eindruck. Seraphina versuchte dem ‚Unterricht‘ zu folgen, aber ich merkte wie sie mit diesen Tests zu kämpfen zu hatte. Nun lief ich zurück in Richtung unser Zimmer, wollte diese dämliche Uniform los werden. Wieder fiel mein Blick auf diesen Weg, der direkt hinter dem Haus war, der in diesen Wald führte. Und der auch in meinen Traum mehrmals erschienen ist. Ich überlegte kurz, jetzt oder nie! Sofort ändere ich meine Richtung und ging zu diesem Weg. Nova sagte, er führt zu einem alten Dorf, was verwüstet wurde, wie in meinen Traum. „Wo gehst du hin?“ Ich drehte mich um. Stimmte ja, Seraphina war mir gefolgt. „Ich wollte nur nach was schauen, mehr nicht. Du kannst schon mal auf unser Zimmer gehen, ich komme gleich nach, dann können wir miteinander reden, wenn du das noch willst.“, sprach ich zu ihr. „Okay, ich warte da.“, meinte sie und ging wieder in Richtung unseres Zimmers zurück. Jetzt war ich wieder allein, endlich. Ich konnte es nicht ertragen, dass mir ständig jemand hinterher läuft. Nun endlich lief ich diesen Weg entlang. Es war ein kleiner Pfad der durch dem Wald führte, und natürlich da war der Zaun, dahinter waren die Ruinen des Dorfes. Ich ging zum Zaun, rüttelte kurz dran, das kann doch jetzt nicht wahr sein? Irgendwie muss ich auf die andere Seite kommen, ich lief kurz ein Stück an den Zaun entlang, es muss doch irgendwo eine kleine Lücke geben. Seufzend lief ich am Zaun den Weg zurück. Ich fand keine. Ich wollte schon aufgeben, da sah ich einen hohen Stein, auf dem könnte ich leichter drüber klettern. Gesagt, getan! Das war doch gar nicht so schwer. Nun schaute ich auf das Dorf vor mir, hier irgendwo war dieser blockartige Stein. Also ging ich weiter, suchte das Gebiet regelrecht ab. Das Dorf war größer als in meinen Träumen, oder bildete ich mir das nur ein? Nach einer Weile entdeckte ich das Objekt meiner Begierde. Zielgerichtet ging ich drauf zu, der Weg vor meinen Füßen wurde rutschiger, durch das viele nasse Moss, dazu kam auch noch, dass es steiler wurde. Daran kann ich mich gar nicht erinnern, der blockartige Stein war, wie in einer Art Vertiefung, es könnte der Grund eines ausgetrockneten Sees sein, zum Beispiel. Deswegen konnte ich auch ihn nicht gleich sehen. Vorsichtig stieg ich weiter hinunter, immer wieder rutsche ich mit meinen Füßen an den rutschen kleinen Steinen weg. Ich hab es gleich geschafft, ungefähr noch einen halben Meter, dann bin ich unten. meine Füße werden immer wackliger. Irgendwie wird mir auch ganz kalt, trotz einer Jacke und der langärmlichen Uniform, das zittern meines Körpers setzte ein, schnell zu diesem Block und dann weg von hier. Ich machte einen Satz, sprang dabei halb, und Gott sei Dank, konnte ich mich mit meinen Beinen gerade so abfangen. Dieser Block war nun direkt vor meiner Nase, er war mit Moss und Efeu bewachsen, so konnte ich nicht sehen, ob er auch diesen Schriftzug hatte, also ging ich näher und hockte mich davor. Langsam begann ich den Stein zu befreien. Frei von Geäst des Efeu und befreit von Moss, konnte ich immer mehr von dem Stein darunter erkennen, aber vom den Schriftzug fehlte jegliche Spur. Vielleicht war es auch die falsche Seite, das heißt, weiter suchen. ich wusste, dass der hier irgendwo war. Meine Finger liefen mittlerweile blau an, durch die Kälte und der Nässe. Als ich einen kurzen Blick auf sie warf, fiel mir auf, dass unter dem ganzen Schmutz Blut hervor lugte. Ich rieb meine Hände kurz über meine weißen Kniestrümpfe, die so wieso schon schmutzig waren, da ich mittlerweile nicht mehr hockte sondern kniete. Nachdem ich meine Hände einigermaßen von dem Schmutz befreit habe, merkte ich, dass ich mehrere kleine Schnittverletzungen von dem Geäst hatte, Schmerz nahm ich nur indirekt wahr, durch die Kälte. Den Schriftzug konnte ich einfach nicht finden, glaubte langsam daran, dass dies nur ein Hirngespinst meiner Träume war und in Wirklichkeit gab es ihn gar nicht. Ich gab auf, es brachte mir nichts, außer vielleicht eine fette Grippe, wenn ich länger hier rumsitze, also erhob ich mich. Oh Mann, meine Füße beziehungsweise meine Beine waren eingeschlafen, so sank ich leicht zusammen und versuchte mit leichtem Wackeln meine Beine zu wecken, dieses Gefühl war einfach widerlich. Alles kribbelt so komisch. Eine Weile verging, ehe dieses Gefühl einigermaßen verschwunden war. Jetzt musste ich wieder diesen steilen Hügel hoch, das kann ja was werden! Also gut, ich griff nach einem der Steine, die aus dem Boden heraus ragten. Vorsichtig setze ich einen Fuß nach den anderen vorwärts. Die Hälfte lief ohne Probleme, bis ich auf einmal wegrutschte. Ich konnte mich nicht mehr abfangen, so rutschte ich wieder runter, und fiel wahrscheinlich mit meinen Hinterkopf auf einen der Steine. Es wurde alles schwarz um mich herum… -Novas Sicht- Von einer Bank aus der Tribüne, beobachte ich Akikô bei ihrem Training, mehrmals schon schaute ich auf die Uhr, eigentlich hätte Ruby von längst hier sein müssen. Es ist bald 19 Uhr, Akikôs Training endete auch gleich, wo steck Ruby nur so lange, sie war immer gegen 18 Uhr hier am Feld und wartet auf uns beide. Ob sie noch mit ihrer Zimmergenossen beschäftigt war. Ich sah wie Akikô vom Spielfeld zu mir kam und vor der Tribüne stehen blieb. „Na, wo ist denn Ruby, ist sie denn noch hier?“, fragte sie mich. „Ich weiß es nicht, ich wollte noch mal zu ihrem Zimmer gehen, sie hat mir heute früh ihre neue Zimmergenossin vorgestellt.“, beantworte ich ihre die Frage. „Und du meinst, sie könnte noch auf ihrem Zimmer sein?“, fragte sie mich wieder. „Ja, sie sagte auch, dass sie heute hier her kommt. Und ich habe gesehen wie sie nach dem Unterricht in Richtung ihres Wohnhauses gegangen ist. Vielleicht hat sie die Zeit nur vergessen.“, meinte ich und erhob mich von der Bank, ging die Tribüne hinunter. „Na gut, dann lass uns hingehen, bevor wir nichts mehr zu beißen bekommen.“, grinste sie frech und streckte sich leicht. Ich nickte leicht amüsiert und lief ein kleines Stück vor, sie folgte mir nun. Am Zimmer von Ruby angekommen, klopfte ich an der Tür. Es dauerte einen Moment bis sie geöffnet wurde und Seraphina dahinter erschien. „Emm hi, wir wollen zu Ruby.“,  sagte Akikô lächelnd und beugte sich leicht vor. „Ruby?“, Seraphina schaute uns leicht verwirrt an, wie war das, sie kann kein Englisch? „Akikô, sie kann kein Englisch.“, wollte ich nur mal anmerken. „Was? Na super…“ Akikô schien zu überlegen, dann rief sie laut ins Zimmer rein, in der Hoffnung Ruby würde sie hören, es kam aber nichts zurück. Währenddessen schüttelte Seraphina ihren Kopf und lief uns ins Zimmer hinterher. Ruby war gar nicht da. Wo steckt sie bloß? „Wo ist sie?“, fragte Akikô mich. Wenn ich das wüsste. Und Seraphina können wir schlecht fragen. Moment mal, die Vertrauensschwester müsste uns da doch helfen können, sie müsste doch ein bissel Deutsch können. „Akikô, lass uns zu Miss Weedman gehen.“, Akikô schaute zu mir und nickte nur, gleich darauf verließen wir das Zimmer, und suchten nach Miss Weedmans Zimmer. Nach einem kleinen Augenblick fanden wird dieses Zimmer endlich, drückten den Knopf neben der Tür, wo drunter steht ‚bitte klingeln‘. Es dauerte eine Weile bis die Tür auf ging und Miss Weedman zum Vorschein kam. Verdutzt schaut sie uns beide an, sie kennt uns zwar, aber war für uns nicht zu ständig, ihre Verwunderung war anzumerken. „Miss Weedman. Wir können Ruby nicht finden. Wir waren am Spielfeld verabredet, sie ist nicht gekommen und Seraphina können wir nicht fragen, sie versteht uns nicht.“, erläuterte ich ihr unser Anliegen, sie nickte kurz und schien zu überlegen. „Soweit ich weiß, ist sie heute nach den Unterricht nicht wieder ins Haus zurück gekehrt. Nur Seraphina kam allein an.“, meinte sie. „Ich hab sie aber nach den Unterricht kurz mit Seraphina gesehen, sie müsste doch was wissen?!“, „Ja, das könnte sein. Ich werd gleich mit ihr sprechen.“, sie trat aus ihrem Zimmer raus, hing ein Schild hin, dass sie nicht da sei und schloss auch gleich die Türe ab. Als wir wieder vor der Tür von Rubys Zimmer standen, warten wir drauf, dass Seraphina auf macht. Leichte Schritte verrieten, dass sich jemand der Türe nähert, sie ging auf. -Gräfin der Werwölfe- „An einem verschneiten Tag brachte eine junge Kammerzopfe zwei kleine schreiende Bündel ins Norddorf meines Reichs, sie wurden von einem sehr guten Freund entgegen genommen. Es waren seine Söhne, Augustin und Aragock. Sie waren gerade Mal, nur wenige Stunden alt. Ihre Mutter war ein Mensch und hat die Geburt der beiden nicht überstanden. Es war ein trauriger Anblick. Sadron… Die Trauer in seinen Augen, es tat mir weh ihn so zu sehen. Aber die Zeit ging auch vorbei, die kleinen wuchsen prächtig auf, als sie fünf waren, verliefen sich die Kleinen im Wald. Sadron und ich durchsuchten den Wald, es wurde dunkel und kalt, doch wir suchten sie weiter. … Dann hörten wir das Weinen eines kleinen Jungen, wir waren uns sicher, dass es einer der beiden sein muss. Wir laufen schnell drauf zu, in der Ferne konnten wir, Aragock erkennen. Er hockte am Boden und weinte laut vor sich hin, von Augustin fehlte jede Spur. Wir liefen zu ihm, ich hockte mich zu ihm runter, seine Knie waren aufgeschürft, sein Gesicht war hinter seinen kleinen Händchen versteckt. „Wo ist dein Bruder?“, fragte Sadron seinen Sohn, als er sich mit zu ihm runter hockte und seine Hand auf die kleine Schulter von Aragock legte. „Siie…sie ham ihn mitgenommen.“, schniefte der Kleine vor sich hin. „Wer hat ihn mitgenommen?“, „Die Menschen…“ Sadron schaute zu mir, ich konnte seine Angst in seinen Augen sehen. Dann schaute er wieder zu seinem Sohn. „Was ist passiert, wie konnte das überhaupt passieren?“ Er griff auch mit seiner anderen Hand die andere Schulter des Kleinen, und fing an ihn hysterisch zu schütteln. Er verschreckte seinen kleinen Sohn noch mehr, er fing wieder an zu weinen. „Sadron!“, unterbrach ich ihn in seinem Tun, zog den kleinen aus seinem Griff in meine Arme. „Beruhige dich wieder!“, schrie ich fast schon, als ich versuchte den Kleinen ein wenig zu beruhigen. „Ist ja gut, du musst keine Angst mehr haben. Sag mir, was ist passiert?“, sprach ich ruhig auf Aragock ein. Eine Weile dauerte es, bis der Kleine sprach. „Wir sind über die Abgrenzung gegangen, wir wollten uns das eine Dorf anschauen.“, schniefte er wieder. „Alles war auch in Ordnung, bis einer dieser Jäger auf uns aufmerksam wurde. Sie haben uns erst angesprochen, was wir den hier machen und ob wir uns vielleicht verlaufen hatten. Der eine meinte dann, er könne uns nach Hause bringen. Augustin sagte, ich soll meinen Mund halten und einfach weiter laufen. Aber sie gaben uns keine Ruhe und dann hab ich gesagt, dass wir im Dorf hinter der Begrenzung leben. Plötzlich schauten sie uns so komisch an.“, er brach wieder in starkes Weinen aus. „Es war meine Schuld, hätte ich nichts gesagt, hätten sie nicht die Gewehre raus geholt und…“, der Kleine brach ab und vergrub sein Gesicht in meinen Mantel. „Wir sollten uns überlegen, was wir jetzt machen, zurück gehen könnte fatal sein, wer weiß was sie mit den Kleinen machen.“, ich drückte Aragock fast an mich. „Bleib hier, pass auf Aragock auf.“, er richtet sich wieder auf. „Was? Nein, du kannst nicht alleine in dieses Dorf gehen.“ Ich löste mich ein wenig von dem Kleinen und wollte nach den Saum von Sadron Mantel greifen, als er los lief und mir noch… „Was soll ich denn dann machen, es geht um meinen Sohn.“… zu rief. „Papaaaa!“ Ich musste Aragock festhalten, damit er nicht hinterher lief. „Sadron, komm zurück!“, rief ich ihm hinterher. … Da hatte ich ihn das letzte Mal lebend gesehen. Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich habe mindestens eine halbe Stunde überlegt. „Aragock, ich muss deinem Vater helfen gehen. Du musst hier warten, hörst du, warte hier!“, sprach ich zu dem Kleinen, er schüttelte mit seinen Kopf. „Nein, lass mich nicht alleine.“, er krallte sich an mir fest, ich versuchte seinen Griff von meinem Mantel zu lösen. „Versteht doch, ich muss deinem Vater helfen, deinen Bruder zurück zu bekommen. Ich verspreche dir, ich werde wieder kommen und dein Vater, sowie dein Bruder auch.“ Ich streiche seine braune Haarsträhne aus seinem Gesicht, so dass ich in seine goldenen Augen schauen konnte. „Wir werden bald wieder da sein.“, ich lächelte leicht, drückte ihn noch einmal kurz, eh ich mich wieder erhebe. „Warte hier, rühre dich nicht weg, verstanden.“, er nickte nur stumm. Ich lief los, Gott sei Dank hatte ich keins meiner Kleider an, das wäre jetzt sehr unpraktisch. Zumal ich mich nur ungern verwandele, es wäre auch nicht das Beste im feindlichen Gebiet, offenzulegen, wer oder eher gesagt was man ist. Meine Schritte wurden immer schneller, mein Laufen beschleunigt sich. Der kühle Wind platschte in mein Gesicht, meine langen gelockten Haare wehten offen nach hinten. Kurz stoppte ich, ein starker Schmerz zog sich durch meine Brust. Irgendwas stimmte nicht, ich muss mich beeilen. … Der Geruch von Feuer erfüllte die Luft. Sie haben den Wald in Brant gesetzt, ich höre Geschrei und Rufe. Die Jäger waren überall, ich konnte ihr Getrappelt hören. Ich suchte einen Weg durch das Feuer und fand auch einen. Nach dem ich den Rauch eine Weile eingeatmet habe, fühlte ich ein starkes Brennen in meinen Lungen, irgendwas war in diesem Rauch. Meine Sicht wurde auch immer schlechter. Plötzlich hörte ich Schüsse. Hektisch sah ich mich um, nun sah ich endlich einen Weg aus Rauch, Feuer und Wald. Schnell rannte ich dahin. Weitere Schüsse ertönten… … „Wir haben ihn.“, „Das war ein zähes Biest.“, „Aber nicht zäh genug.“, … Höhnisches Lachen erfüllte die Luft. Ich stand wie angewurzelt da. Das konnte doch unmöglich wahr sein. Nein Sadron, er war nicht tot, er dürfte nicht tot sein. Ich schwankte und ging letztendlich auf die Knie.   … „Was machen wir mit diesem verdammten Bengel?“, „Wäre doch ein süßes Haustier.“, wieder ein höhnisches Lachen… „Ich meinte eher den, der uns vorhin entwischt ist. Der könnte noch mehr dieser Dinger hier her locken.“, „Den werden wir schon finden, das ist doch noch ein Kind. Die Jäger suchen schon den Wald ab. Wie weit wird der schon gekommen sein.“, „Ja, du hast recht, der Kleine kommt nicht weit.“, „Sag ich doch. Na los, es wird Zeit, das wir diesen kleinen Monster auch eine Kugel zu verpassen.“, „Ja.“, … Die Kinder!? Ich musste mich zusammen reißen, langsam richte ich mich wieder auf. Ich durfte nicht zulassen, dass sie den Kleinen auch noch was an tun würden. Ich setzte mich wieder in Bewegung, mit zittrigen Beinen versuchte ich leise wie möglich ins Dorf zu schleichen. Ich folgte den Beiden zu einer kleinen Scheune. Einer der beiden Männer öffnet das Tor und ging hinein, als er wieder raus kam, hatte er Augustin an Oberarm gepackt gehabt, er ließ ihn auf den Boden fallen. Augustins kleine Händchen waren gefesselt, sein Mund war geknebelte. Der andere Mann ging in die Hocke und hob Augustins Kopf an. „Sieh an, ich wusste doch, dass ich diese Bestie kenne.“, sprach er. „Was ist?“, fragte der andere. „Siehst du das Muttermal über seinem linken Auge? Er und das andere Kind, sind die Söhne unsere verstorbenen Gräfin, die sich mit dieser Bestie eingelassen hatte.“ Dabei strich er kurz die Strähne aus Augustins Gesicht, dann packte er seinen Haarschopf und drückte ihn mit aller Macht auf den Boden. „Er hat ihre Augen.“, er drückte ihn weiterhin zu Boden. „Ich habe sie geliebt, dann kam diese Bestie, und kurz danach ihre kleinen Rotznasen. Wegen euch ist sie tot.“  Während er dies erzählte, holte er aus seinem Mantel eine Waffe hervor. Er richtet sie gegen den Kopf von dem Kleinen. Jetzt oder nie, dachte ich mir. Ich verwandelte mich in meiner wolfsartigen Gestalt und machte einen großen Sprung auf die drei zu. Mit einem gewaltigen knurren verkündete ich meine Wut. „Da ist noch eins dieser Dinger.“, sprach erschrocken der andere Mann wieder. Nun zog auch er seine Waffe aus seinem Mantel hervor. „Das haben wir gleich, das Ding ist kleiner, wahrscheinlich auch schwächer.“ Der andere stand auf und gab Augustin einen tritt in die Magengrube. Er wollte mich reizen, so dass ich unvorsichtig werde. „Ist ein Weibchen.“, ein höhnisches Lachen ertönte von dem einem. „Ein Kinderspiel.“, auch er lachte auf. Euch wird das Lachen gleich vergehen, ich werd es euch schon noch zeigen. Ich machte einen weiteren Sprung direkt auf einen der beiden Männer zu, gleichzeitig ertönte ein Schuss. … „Es ist alles gut, weine nicht mehr. Alles ist wieder gut.“, ich drückte Augustin an mich. „Komm wir müssen zu deinem Bruder, die Jäger suchen ihn, sie dürfen ihn nicht finden.“, „Aber sie sind verletzt.“ Ich schaute kurz zur meiner Schulter. „Das ist nicht so schlimm! Komm!“ Ich hebe ihn an, sogleich krallte er sich an mir fest. In meiner menschlichen Gestalt lief ich langsam durch das Dorf, der Rauch und auch die Schussverletzung machten mir sehr zu schaffen. Auch wenn ich es nur ungern zugab, ich konnte mich nur noch schwer auf meinen Beinen halten. Ein schweres Schnaufen ließ mich aufschrecken. Ich schaute zu meiner rechten, da lag er, Sadron. Mir wurde schon wieder so schwer um mein Herz. Wieso musste das nur passieren? Augustin fing wieder an zu schluchzten, als er sah, nach was ich schaute. Ich lief langsam zu Sadron, ich ließ Augustin langsam wieder runter. „Papaaa!“ er lief schnell drauf zu, er vergrub sein Gesicht in Sadrons weiches Fell. „Papa, du darfst nicht sterben. Ich und Aragock brauchen dich doch.“ Wieder fing er an fürchterlich zu weinen. Ich ging auf die beiden zu und hockte mich erschöpft neben seinen Kopf, streichelte ihn hinter den Ohren. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. „Pass auf meine Söhne bitte auf…“, vernahm ich in meinen Kopf. „Ja, ich verspreche es dir.“ Ich beugte mich vor und gab ihm einen Kuss auf seinen Kopf. „Lebewohl, Sadron…“, ich erhob mich wieder, wende mich zu Augustin, ohne auch nur ein Wort zu sagen, hebe ich ihn wieder hoch. Er wehrte sich, wollte natürlich nicht weg, doch es ging nun mal nicht anders. „Nein, wir müssen Papa helfen!“, schrie er und versuchte meinen Griff zu lösen. „Wir müssen zu deinem Bruder, er ist alleine im Wald voll von diesen Jäger. Wir können für euren Vater nichts mehr tun.“ Ich verstärkte meinen Griff um seine Taille und lief einfach stur gerade weiter. … Nach einer Weile ohne weitere Zwischenfälle, hatten wir Aragock unter einer großen Baumwurzel versteckt, wieder gefunden…“ Ich stand an einem großen Fenster und schaute nach draußen, dabei  erzählte ich unserem Gast die alte Geschichte. Er hatte sich mittlerweile wunderbar erholt und leistet mir des öfteren Gesellschaft in der großen Halle. „Das ist jetzt siebzig Jahre her.“ Ich senkte meinen Blick. „Aber trotzdem hört der Schmerz nicht mehr auf.“ Ich spürte, wie er seine Hand auf meiner Schulter legte. „Sie liebten ihn wohl sehr, oder?“, fragte er mich und ich nickte nur stumm. Kapitel 6: Schonfrist für Kranke --------------------------------- Schonfrist für Kranke -Rubys Sicht- Mit pochendem Schädel wachte ich langsam auf. Es dauerte eine Weile bis ich wirklich etwas um mich herum wahr nahm. Ich lag in einem Zimmer, aber nicht in meinem. Zu meiner rechten war eine Trennwand, solche die es immer in Krankenhäusern gibt. Auf der anderen Seite war ein Fenster, draußen war es hell. Ich versuchte mich zu erinnern was passiert war, doch ich konnte mich nicht erinnern - nicht mit diesen Kopfschmerzen. Ich griff nach meiner Stirn und bemerkte einen Verband. Ach verdammt, was ist bloß passiert? Warum hört dieses Pochen nicht auf? Also schloss ich meine Augen wieder, in der Hoffnung dass der Schmerz nach lässt. Draußen auf dem Gang unterhielten sich zwei Personen die immer näher zu kommen schienen. Die Tür ging auf. „Sie wissen wirklich nicht was passiert ist?“, das war die Stimme meiner Mutter. „Nein, ich kann ihnen nur sagen, das wir sie bei den alten Ruinen hinter der Abzäunung gefunden haben.“ Das war die Stimme des Direktors. Moment, Ruinen?! Genau ich bin zu diesem Dorf gegangen, um diesen blockartigen Stein zu finden. Ich war gestürzt und dann war alles um mich rum schwarz. Ich öffne meine Augen wieder und schaute meiner Mutter direkt ins Gesicht. „Oh haben wir dich geweckt mein Schatz?“ Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Meine Mutter setzte sich neben mir auf den kleinen Stuhl und beugte sich leicht zu mir, strich mir leicht über meine Wange. „Was machst du nur für Sachen?“, sie lächelte leicht. „Ich wollte…“, ja, wie sag ich ihr das am besten. „Ich hatte einen Traum von diesem Dorf von dem die Ruinen stammen. Ich wollte nach was schauen…“, „Aber Kind, was redest du denn da? Welchen Traum und nach was wolltest du schauen? Dort ist es gefährlich, denn umsonst wäre es nicht abgesperrt.“ Sie schaute mich mit ihrem typischen besorgten Blick an. Ich schüttelte wieder meinen Kopf. „Ich habe von diesem Dorf geträumt, als es in Flammen stand. Und ein anderes Mal war da ein komischer Block mit einem Schriftzug.“ Meine Mutter schüttelte nun ebenfalls den Kopf. „Einen komischen Block mit einem Schriftzug darauf gibt es da nicht.“, sprach nun der Direktor. „Aber ich war da. Dort bin ich auch gestürzt.“, bekräftige ich meine Aussage und richte mich in einer sitzenden Position auf. „Wir haben dich in der Nähe des Ufers eines Sees gefunden, der gleich am Dorfrande liegt.“ „Aber…“, wollte ich weiter argumentieren, doch meine Mutter unterbrach mich wieder. „Du bist schwer gestürzt, hast du dir den Kopf eingeschlagen. Das war bestimmt alles nur ein Traum.“ Sie drückte mich wieder runter, sodass ich wieder lag. „Aber…“, sie legte mir ihren Finger auf den Mund und sprach: „Du musst dich jetzt schonen. Schlaf noch ein bissel, ich bleib hier.“, sie küsste mir auf die Stirn. Als ich das nächste Mal aufwachte, stellte ich fest, dass ich wieder alleine war in diesem Zimmer. Langsam richte ich mich auf. Dabei durchzog mich wieder ein stechender Schmerz, es pochte fürchterlich in meinem Kopf. Dennoch schaute ich mich um, machte die kleine Lampe auf dem kleinen Beistelltisch neben mir an. Dann fiel mein Blick auf einen kleinen Zettel, wo darunter zwei Briefe waren. Ich griff nach dem Zettel, eine kleine Nachricht von meiner Mutter. Sie schrieb, sie wird morgen noch einmal wieder kommen, und die beiden Briefe waren letzte Woche angekommen für mich. Ich schaute wieder zum Beistelltisch auf die beiden Briefe. Von wem die wohl sind? Ich beugte mich nochmal vor, um nach den beiden Briefen zu greifen. Bevor ich hinein schau, drehe ich die beiden Umschläge um. Ken und Maike… -Flashback- „Oh Mann, ist das heiß heute.“, gähnend streckte sich Maike vor mir, währen ich halb auf den Tisch des Eiscafés liege, dabei den Tau meines kalten Cola-Glases beobachte, wie er sich zu kleinen Wasserperlen verwandelt und sich den Weg nach unten suchte. „Mensch, mach doch nicht so ein Gesicht.“ Maike beugte sich leicht zu mir. „Was mach ich denn für ein Gesicht?“, ich schaute zu ihr auf. „Als würde die Welt gleich untergehen.“ Das war doch nicht ihr Ernst? In zwei Tagen bin ich in London, dann in diesem Internat. Seufzend richte ich mich auf und griff nochmal zur Speisekarte. „In gewisser Weise stimmt das auch. Ich muss mein ganzes Leben komplett umstellen, und keiner fragt mich, ob ich das wirklich will.“ Ich blättere kurz durch und fand einiges, was recht schmackhaft war. „Du kannst es auch als neue Chance sehen, oder nicht?“ Mit hochgezogenen Augenbraunen schaute ich sie an, dabei winkte ich eine Kellnerin her und deute auf einiges in der Speisekarte. „Willst du auch was, geht auf mich?!“ Ich klappte die Karte zu und schaute sie an. „Emm ja.“, eilig griff sie nach der Karte. Nach einem kleinen Augenblick fand sie auch was. Die Kellnerin nickte und verschwand wieder. „Nein, ich sehe das nicht als neue Chance an. Ich will nicht schon wieder bei Null anfangen müssen.“, was wohl nicht anders geht. „Wieso bei Null, immerhin hast du deine Mutter und deinen Bruder.“ Wieder zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. Ist klar! Die meiste Zeit bin ich im Internat, aber egal. „Ich bin hauptsächlich im Internat, von den beiden habe ich nicht wirklich was.“, „Aber du kannst bestimmt jeder Zeit mit ihnen in Kontakt treten.“, „Und wenn ich das nicht will beziehungsweise ich allgemein ihre Nähe nicht haben will?“, „Sie sind doch deine Familie?“ „Meine Familie, das ich nicht lache.“ „Ich weiß, dass du nur adoptiert bist, aber trotzdem: du bist bei ihnen aufgewachsen.“ „Und wenn schon. Ich weiß was sie für mich alles getan haben, aber ich hab sie nicht drum gebeten.“ Mein Blick ging kurz durch die Gegend, ich blickte zum ‚Goldenen Reiter‘. Ich will heute nicht rum diskutieren, sondern einfach genießen und mir alles noch mal genau anschauen und einprägen. Und das Wetter tat mir auch diesen Gefallen. Die Sonne scheint hoch über unseren Köpfen, die Bäume waren in einem saftigem grün gekleidet. Ich schaute soweit wie ich es konnte, die Allee aus Bäumen entlang, die sich über den Neumarkt erstreckte. Einige gingen die Wege entlang, blickten in die Schaufenster rein oder gingen ganz in die Geschäfte. „Ich will darüber nicht mehr reden.“, es ändert eh nichts mehr. „Ist okay.“, ich sehe es ihren Blick an, dass sie sich nur ungern geschlagen gibt. Es dauerte noch ein wenig, bis die Kellnerin wieder mit einem gefüllten Tablett herkam. Sie stellte unsere Bestellte auf unseren Tisch, wünschte uns noch einen guten Appetit und ging wieder. „Du willst das nicht wirklich alles essen, das ist ganz schön viel Eis?!“, sie blickte mich ein wenig ungläubig an. Vor mir stehen etwa vier große Eisbecher und dazu zwei kleine gemischte Salate. „Oh doch, das will ich.“, grinste ich sie an. „Abartig, das will ich sehen, wie du das rein bekommst.“ sie griff nach einem der Löffel die bereits auf einen Teller platziert auf unseren Tisch lagen. „Das schaff ich, glaub mir! In mich geht mehr rein, als es Ausschauen mag.“ Grinsend griff auch ich nach einem Löffel. „Das wird jetzt wohl Frustessen?“ Erschrocken drehte ich mich um, und erblickte das Gesicht von Ken. „Das kann dir doch egal sein, meinst du nicht?“, schaute ich ihn an. „Danke, wie nett von dir.“, „Na ja, wer so doof fragt.“, grinste ich ihn einfach nur an und er klapste mir auf den Hinterkopf. „Hey, das ist nicht nett von einem Gentlemen.“, gespielt schmollte ich vor mich hin. Maike fing an zu lachen. Menno, das ist nicht witzig. „Lach nicht so.“, ich verschränkte meinen Armen miteinander. „Ach Ruby, nimm es nicht so schwer.“ Jetzt tätschelte er mir auch noch auf der Schulter rum. „Willst du dich nicht setzten Ken?“ Wie jetzt? Maike verbündet sich mit dem Feind, das gibt es doch nicht. „Wie kannst du nur, dich mit einem Feind verbünden.“, spielte ich theatralisch auf. Was sie erst recht zum Lachen brachte. Tolle Freunde habe ich da. „Na bitte, macht was ihr wollt.“ Okay, ich komm mir auch langsam schön dämlich vor. „Machen wir auch, da brauchen wir keine Genehmigung.“, sprach Ken und schob einen Stuhl leicht nach hinten und setzte sich darauf. Ich schob ihm einen der Eisbecher zu und hielt ihm einen Löffel hin. „Danke.“, grinst er mich an. Am Ende des Tages wendete sich Maike noch mal an mich. „Sag mal Ruby, weißt du die Adresse schon?“, „Ja, wieso?“ „Kann ich sie haben? ich will dir schreiben, damit du dich da nicht so allein fühlst.“ „Okay…“, ich kramte in meiner Tasche rum, holte ein kleines Notizbuch raus, schlage die letzte Seite auf, da stand die neue Adresse von mir, ich riss die Seite einfach raus und hielt sie ihr entgegen. „Danke.“, sie schenkte mir noch einmal ein letztes warmes freundliches Lächeln. -Flashback Ende- Oh Gott, wie konnte ich die beiden nur vergessen? Die ganze Zeit, in der ich schon hier bin, habe ich nicht einmal an sie gedacht. Es war auch schon eine Menge passiert. Ganz besonders die Träume, warum träume ich ständig von diesen… diesen… ja was eigentlich? Waren es Werwölfe? Wirkliche Wölfe sind es schon mal nicht, nein, ganz und gar nicht. Aber warum träume ich davon? Ich war doch nie wirklich ein Fan von diesen Wesen, Vampire und Werwölfe mag ich noch nicht mal. Ich glaub der Umzug ist mir nicht gut bekommen. Ich schaute die Absender noch einmal genau an. Es waren die beiden, ohne jeden Zweifel. Vorsichtige öffne ich den Brief von Maike, ich zog ihn heraus und entfalte ihn. Liebe Ruby, Wie geht es dir? Hoffentlich gut. Auch wenn du noch nicht so lange weg bist, vermissen wir dich alle. Ganz besonders Ken, auch wenn er das nie zugeben würde. Aber typisch Kerle halt, kennst das ja. Ich will nicht länger um den heißen Brei reden. Der Grund warum ich dir rede, ist der: Vor ein paar Tagen waren zwei komische Kerle bei uns vor der Türe und haben meine Mum, über dich und deiner Mutter befragt. Die waren richtig komisch, von ihnen ging eine komische Aura aus. Weiß du vielleicht was sie genau wollten? Sie haben gezielt nach deinem Aufenthaltsort gefragt. Meine Mutter meinte immer wieder, sie wüsste nur, dass ihr nach England gegangen seid. Sag mal Ruby, kann es sein, dass es noch andere Gründe für eueren Umzug gibt, oder was genau wollen diese Kerle von dir und deiner Mutter? Ich mache mir wirklich sorgen um dich, wie gesagt, diese Typen waren komisch. Sie trugen beide komplett schwarze Anzüge, beide hatten lange schwarze Haare, ihre Gesichter waren recht gleich, als wären sie Zwillinge oder irgendwas in der Art. Ihre Augen waren gelb-golden. Vielleicht kennst du sie? Bitte melde dich bei mir schnellst möglich und pass auf dich bitte auf. Alles Gute, Maike Zwei Männer, schwarze Haare, gleiche Gesichter, gelb-goldene Augen… Die beiden Kinder aus meinen Traum, sahen so aus. Auch in dem Traum den ich davor hatte waren zwei Männer gewesen, die zu dieser Beschreibung passen könnten. Was wird hier gespielt? Werde ich jetzt verrückt? Nein, das bestimmt nicht. Das sind bestimmt nur Zufälle, mit Sicherheit! Und außerdem spielen meine Träume in einer ganz anderen Zeit, die wären schon längst tot. Ich steckte den Brief zurück in den Umschlag. Dann schaute ich auf Ken seinen Brief. Warum kriege ich das Gefühl nicht los, dass es sich auch in dem Brief um die beiden Männer handeln wird. Das gleiche Spiel von vorn, ich öffnet ihn und entfalte ihn rasch. Hallo Ruby, Geht es dir gut? Maike hat mir erzählt, dass bei ihr zwei komische Typen waren und nach dir gefragt haben! Was genau hat das zu bedeuten? Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten in denen du dich befindest? Meine Mutter hatte mich letztens auch gefragt, ob ich was wüsste. Sie waren auch bei uns in der Schule. Wollten Auskunft über deine jetzige Schule. Ich versuche noch mehr heraus zu bekommen, vielleicht erfahre ich mehr davon. Schreib mir bitte schnell eine Antwort zurück. Pass auf dich auf, Ken Sagt ich doch, es geht um diese komischen Typen. Was soll ich davon halten? Es ist wirklich schon ziemlich seltsam, aber ich denke dass es logische Erklärungen gibt. Morgen frage ich meine Mutter, vielleicht ist das Ganze nur eine Verwechslung. Vielleicht sind es auch alte Mandanten meiner Mutter, die vielleicht irgendetwas von ihr brauchen, wichtige Unterlagen zu ihren damaligen Fällen. Das wird es bestimmt sein. Es geht bestimmt um wichtige Unterlagen, und da die wahrscheinlich keine direkte Anschrift haben, werden die sich bei bekannten rum gefragt haben, schließlich haben meine Mutter und die von Maike in derselben Kanzlei gearbeitet. Daher ist es logisch, dass sie befragt wird, oder? Und wie ich die Sache einschätze, wird meine Mutter bestimmt schon Bescheid wissen und mir bestimmt auch sagen, dass alles in Ordnung ist. Dass ich mir keine Gedanken machen brauch. Ich legte mich nach kurzer Zeit wieder schlafen, ohne mir noch weiter Gedanken darüber zu machen. Als ich wieder wach würde, war die Sonne schon lange aufgegangen, ich bemerkte eine Uhr, die über der Tür hängt. Es ist kurz vor viertzehn Uhr. Ich hoffe dass meine Mutter noch nicht da war, aber ich glaube sie hätte mir eine Nachricht hinterlassen. Ich frag mich eigentlich wie lange ich hier bleiben muss, mir geht es doch definitiv besser, zwar noch leichte Kopfschmerzen, aber nicht mehr so schlimm wie gestern. „Hey mein Liebling, bis du wach?“ Langsam öffnete ich meine Augen wieder, ich muss noch einmal eingeschlafen sein, ich brauchte noch einen kurzen Moment um wahrzunehmen, dass meine Mum neben mir sitzt. „Ja, du bist wach.“ Sie lächelte freundlich und strich mir über meine Wange. „Wie fühlt du dich heute?“ „Mir geht es besser.“ Ich richte mich langsam zu einer sitzenden Position auf. „Mum, weißt du wie lange ich noch hier sein muss? Wann kann ich wieder auf mein Zimmer?“ „Morgen, nachdem dich der Arzt noch einmal untersucht hat. Der Sturz war, Gott sei Dank, nicht so schlimm, als wie sie es vermuteten. Du musst dich allerdings eine ganze Weile noch schonen.“ „Wie lange?“, fragte ich sie wieder. „Das wird dir der Arzt alles morgen in Ruhe erklären.“ Ich nickte verstehend. Für eine Moment herrschte schweigen, ich überlegte hin und her, ob ich sie wirklich auf diese 2 Männer ansprechen soll oder ob ich es lieber lassen soll. „Du Mum, ich habe doch die beiden Briefe gekommen, von Ken und Maike.“ Ich nahm die beiden Briefe in meine Hand und hielt sie meiner Mutter entgegen. „Was ist damit?“, fragte sie mich. „Sie schrieben mir, dass zwei Männer nach uns suchen. Ich wollte nur wissen ob du vielleicht weißt, warum?“ Sie guckte mich ein wenig ungläubig an, nahm die Briefe entgegen, und entfaltet den ersten und lass. Nach einem Augenblick später griff sie nach dem zweiten… „Nein, ich kenne die beiden nicht.“, meinte sie und holte ihr Handy heraus, schrieb eine Nachricht. „Darf ich die beiden Briefe mitnehmen?“, fragte sie mich, ich nickte wieder nur. „Okay, ich kümmer mich darum, mach dir keine Sorgen mein Liebling.“ Sie stand auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich komme am Wochenende noch einmal vorbei. Ruh dich aus und mach keine weiteren Dummheiten mehr.“, meinte sie nur als sie zur Tür raus verschwand. -Chloes Sicht- „Musst das wirklich sein?“, jammerte ich rum. Das kann doch nicht wahr sein, was meine Mutter von mir verlangte. „Ja, es ist von höchster Wichtigkeit!“, sagte sie mit ein wenig Nachdruck in der Betonung. Da kann man einfach nichts mehr machen. „Und ab wann?“, ich lehnte mich etwas genervt zurück und musterte dabei die goldene Armlehne des Stuhles, auf den ich gerade saß. „Momentan, findet für die Neuankömmlinge eine Art Förderprogram statt. Nach meinen Recherchen, ist sie auch dabei.“, ich richte mich ruckartig wieder auf, und blickte sie leicht geschockt an. „Du willst nicht wirklich, dass ich dabei mit mache. Ich habe Privatunterricht, und habe ausgesprochen gute Noten. Soll ich mich bei den Kinderkram zu Tode langweilen?“, schrie ich leicht aufgebacht. Jetzt aber mal in ernst, sie will mich wohl verarschen? „Ich weiß, das deine Noten hervorragen sind. Ich wollte auch nicht verlangen, dass du da mit machst.“, sprach sie mit im ruhigen Ton, um mich wieder etwas zu besänftigen. „Das will ich auch hoffen.“ Ich verschränke meine Arme in einander. „Also wann soll es los gehen?“ „Ab morgen, Ducan bereitet alles vor, die Anmeldung ist schon erfolgt.“ „Und ich soll sie nur im Auge behalten?“ „Ja, gib mir bei der kleinsten Veränderung sofort Bescheid.“ „Gut, dann werde ich schon mal packen gehen.“ Ich schob den Stuhl nach hinten und richtete mich auf. Ich wollte gerade zu Tür gehen, als sie mich noch Mal ansprach. „Chloe, du musst vorsichtig sein.“, sagte sie im sehr ernsten Ton. „Ich weiß, ein Haufen Menschen um mich…“ Ich verdrehte meine Augen. Mal ehrlich, ich bin doch kein kleines mehr. „Das meine ich nicht.“ Häh? Was soll sonst noch sein? „Der Schuldirektor ist gefährlich, also bitte sei vorsichtig. Er wird zwar nichts machen, es wäre auch ziemlich dumm von ihm, aber pass trotzdem auf!“ Ich nickte nur und verließ den Raum. Am Abend klopfte es an meiner Tür, als ich gerade dabei war, mein letztes Kleidungstück ordentlich in meinen Koffer zu legen. Ich streiche kurz noch einmal drüber, und schloss hin. „Herein.“, rief ich kurz und lief zu meinem Schrank um ihn ebenfalls zu schließen. Ein junger Mann betrat meinen Raum. „Darf man stören?“ ich drehte mich zur Tür und lächelte leicht. „Natürlich, du doch immer.“ Mit langsamem Schritt lief ich auf ich ihn zu. „Du weißt doch genau, dass du immer willkommen bist bei mir.“, lächelte ich leicht, legte meine Arme in seinen nackten und streckte mich ein Stück nach oben um ihm ein Kuss auf die Lippen zu drücken. Er lächelte leicht und erwiderte sogleich den Kuss feurig. Dabei legte er seine Arme um meine Taille, drückte mich enger heran. Nach einer Weile lösten wir uns wieder von einander und blickten uns einen Moment nur stumm in die Augen. „Du fährst ab morgen weg?“, fragte er mich, ich nickte nur stumm. „Weswegen? Was ist so wichtig? Deine Eltern haben dich bis jetzt nicht einmal aus den Augen gelassen?“ Man merkte es, ihm gefiel nicht, dass ich wegging auch wenn es nur für eine kleine Weile war. „Ich darf mit niemanden darüber reden, ich musste es meiner Mutter versprechen. Es tut mir leid, aber zu Weihnachten bin ich wieder zuhause.“, sagte ich ihm und gab ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Aber warum du?“, ich schüttelte leicht mit meinem Kopf. „Weil ich im Moment die einzige bin, die dies für sie erledigen kann. Es ist wirklich wichtig. Sie würde mich nicht schicken, wenn es nicht so wäre.“, ich drängte ihn langsam zu meinem Bett. An der Bettkante angekommen schubste ich ihn leicht, so dass er direkt drauf fiel. Nun saß er da mit seinem Arm nach hinten gestützt. Ich musste kurz lächeln, als ich mir breitbeinig auf ihn setzte, meine Hände wanderten wieder zu seinem Nacken. Nun lächelte auch er wieder. „Ich werde morgen schon abfahren. Bis Weihnachten ist noch eine Weile hin.“ Langsam begann ich seinen Nacken zu graulen. „Ich liebe dich!“ Ich küsste ihn wieder feurig und er erwiderte es genauso feurig. Einen kurzen Moment löste er die Verbindung… „Ich liebe dich auch…“ Und wieder fanden unsere Lippen ihren Weg zu einander. Ich ließ meine Hand unter sein Hemd gleiten. Er wusste genau auf was ich aus bin, und grinste in den Kuss hinein. Mit leichter Gewalt drückte ich ihn auf mein Bett hinunter… Am nächsten Morgen, nach dem ich schon sehr früh duschen war, fiel ich nur in einen langen rosafarbenden Pullover herum, dabei flocht ich meine sehr langen, noch leicht feuchten (platinblonden) Haaren zu einem langen Zopf, der über meine linke Schulter hinunter fiel. Ich ging zu meinem Spiegel hinüber und setzte mich auf den kleine Hocker davor. Meine Haare passten perfekt zur meiner schneeweißen Haut. Darauf war ich irgendwie stolz, diese beiden Merkmale habe ich von meiner Mutter geerbt, nur die Augen hatte ich von meinem Vater. Wie stellte sich meine Mutter das vor? Mit diesen Augen würde ich sofort auffallen. Und Kontaktlinsen, nein danke. Das habe ich ihr auch schon gesagt. Wieder schaute ich nur einen Moment in den Spiegel, es passte alles perfekt zusammen, meine roten Augen zu meiner schneeweißen Haut und dazu meine schönen langen Haare, die immer leicht gelockt waren. Ich schnappte mir meinen Kajal und setzte einen dünnen Lidstrich, darauf hin tuschte ich mir meine Wimpern. Danach suchte ich meinen schönsten Lippenstift heraus, und fand auch sogleich meinen purpurroten Lippenstift, mit dem ich meine Lippen nachzog. Dann suchte ich meinen kleinen Koffer raus, um ein paar meiner Make-up Utensilien mitnehmen zu können. Auf mein Bett lang bereits ein kleiner kurzer hellgrauer Rock, den ich heute anziehen wollte, dazu meine schwarzen Lackschuhe und faltige weite Kniestrümpfe. Ich weiß, dass ich dann eine Uniform tragen musste, aber dies störte mich nicht im Geringsten. Ich musste doch schon zugeben, irgendwie freute ich mich schon, auf eine richtige Schule zu gehen, auch wenn diese eine Private war. Es ist halt doch was anderes als nur Privatunterricht. Das Einzige was mich störte, dass ich unter Menschen bin, nicht unter meinen Artgenossen. Dies würde allerdings nicht so schnell passieren, es gibt von uns zu wenige mit ‚Kindern‘, noch dazu in meinem Alter, sie hatten alle nur Privatunterricht oder gingen, so wie ich jetzt, mit Menschen normal zur Schule. Was wiederrum die Gefahr weckte, dass wir erkannt werden, was doch relativ schnell passieren kann. Mag es unser Aussehen sein oder ein komisches Verhalten zu bestimmten Tagen. Bei mir werden meine Augen schnell für Aufsehen sorgen, aber da werd ich mir schon was einfallen lassen. Warum soll es keine Menschen geben, die mit roten Augen geboren worden sind. Bei Tieren ist es doch auch normal, bei Albinos. Ich bin halt ein menschlicher Albino. Langsam machte ich mich zurecht, Ducan soll mich gleich abholen kommen, da wäre es besser, wenn ich fertig war, ich verschwand noch einmal in meinem Badezimmer, was direkt an Zimmer angrenzte. Nach einer Weile kam ich wieder in mein Zimmer zurück… „Schon mal was von anklopfen gehört?“, ich blickte hinüber zur Augustin der lässig am Türrahmen Stand und mich kurz musterte. „Was ist dein Problem, Schwesterchen, du klopfst genauso wenig an meiner Tür.“, grinste er und kam auf mich zu. „Was mein Problem ist? Du bist ein Kerl, und es gehört sich nicht, einfach in das Zimmer einer Dame zu kommen, ohne vorher zu klopfen.“, predigte ich ihm. Er lachte einfach nur und als er genau neben mir am Bett stand, gab er mir einen Kuss auf der Wange, und flüsterte mir was in mein rechtes Ohr. „Sag mal, was machst du immer mit dem armen Jungen?“ Er grinste wieder. Dabei drehte er mich so, dass ich ihm in die Augen schauen musste. „Ich mache gar nichts.“, meinte ich nur und schaute ihn mit meiner Unschuldsmine an. „Ich bin ein braves Mädchen.“ Jetzt lachte er lauthals los. „Du und unschuldig? klar und ich bin der Papst höchstpersönlich.“ „Ist wirklich so.“ Beleidig verschränkte ich wieder meine Arme und schenkte ihm meine Schmollschnute. Was fällt dem ein… „Schau nicht so.“ Wieder küsste er mich versöhnlich auf meine Wange. „Ich soll dich holen kommen, beziehungsweise beim tragen deines Koffers helfen.“ „Na dann, der Koffer da trüben.“, sagte ich immer noch leicht schmollend, er schüttelte kurz mit dem Kopf und holte meinen Koffer aus der Ecke meines Raumes, während ich nur mein Schminkköfferchen in meinen Händen hielt. Unten am Auto verstaute Augustin mein Gepäck. Ich schaute mich um. Er war nicht zu entdecken, dabei wusste er doch, dass ich heute fuhr. Ein wenig traurig machte ich die Tür zum Beifahrersitz auf. „Sei nicht traurig! Er wollte kommen, aber die Herrin hat ihm einen Auftrag gegeben und sofort losgeschickt.“, sprach Augustin plötzlich mich von hinten an, ich drehte mich herum. „So ist das also. Da kann man nichts machen.“ „Ja, wenn sie was sagt, muss es gemacht werden. Mach nicht so ein trauriges Gesicht!“ Er lächelte leicht und kniff leicht in meine Wange. Das war doch mal wieder typisch. „Immer schön freundlich lächeln. Wir sehen uns, ich muss los.“ Stumm nickte ich nur. „Kann es los gehen?“ Ducan, der auf der anderen Seite des Autos stand und uns die ganze Zeit beobachtet hat, wurde langsam einmalig ungeduldig. „Das immer freundlich lächeln geht auch an dich, Ducan…“ Genervt schüttelte auch Augustin mit dem Kopf. „Der hat mal wieder eine Laune.“ „Musst du nicht los?“, kam es wieder gereizt von Ducan. „Ist schon gut. Augustin wir sehen uns zu Weihnachten. Also tschüss bis dahin.“ Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er nickte und verschwand aus meiner Sichtweite. Kurz danach stieg ich endlich in das Auto hinein, was mir Ducan gleich tat. „Wird ja endlich mal Zeit.“, knurrte er genervt und schlug seine Türe zu, sodass ich vor Schreck zusammen zuckte. „Sag mal, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Und überhaupt! Wie sprichst du denn mit mir? Das gibt es doch nicht?! Pass schön auf, was du sagst. Auch wenn ich noch jung bin, ich bin immer noch einen Rang höher als du, haben wir uns verstanden!? Also fahr jetzt, bevor ich mich vergesse!“ Langsam aber sicher ging er mir mit seiner schlechten Laune auf den Geist. Was habe ich ihm bitte schön getan? Ich kann doch auch nichts dafür, wenn es ihn nervt, mich dahin bringen müssen. Während der ganzen Fahrt war Ruhe, sein Glück! Noch mal einer dieser dummen Sprüche und es hätte eine gesetzt. Nur weil ich gerade mal sechzehn Jahre alt bin, heiß es nicht, dass er mich so behandeln darf. Weil wie gesagt ich bin einen Rang höher als er. Ich musste noch eine nervige Stunde mit diesen miesgelaunten Herren in diesen Gott verdammtes Auto verbringen, bis wir endlich mal da waren. „So, was jetzt?“ Ich schlug die Tür des Autos hinter mir zu und schaute genervt hinüber zu ihm. „Wir müssen zu diesem Schuldirektor.“, meinte er, auch er schlug die Türe nur noch hinter sich zu und lief los. Ich folgte ihm einfach stillschweigend. „Hier riecht es nach…“, ich blieb vor der Türe, hinter der sich dieser Schuldirektor befindet, stehen. „Deine Mutter hatte dich doch gewahrt, also sei jetzt still, hier sind auch noch andere die mithören können.“, meinte Ducan in einen leisen predigenden Ton. „Das weiß ich selber, ich bin kein Kind mehr.“ „So verhältst du dich aber.“ Bitte was?! „Geh rein, ich warte hier. Stell nichts Dummes an.“ Muss ich mir das gefallen lassen? Eigentlich nicht. Das kann doch nicht wahr sein. Ich schaute zur Tür, ich klopfte kurz an, warte einen Moment bis ich hinein gebeten werde. Lange musste ich nicht warten. Ich ging hinein, warf vorher allerdings Ducan noch einen bösen Blick zu. Als ich die Türe hinter mir leise schließe, ertönte schon die Stimme vom Direktor. „Ah, sind sie allein gekommen?“, fragte er gespielt überrascht. „Setzen sie sich doch. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich habe damit gerechnet, dass sie erst am Abend kommen würden?“, sprach er während er aufstand und mir seine Hand hin hielt. Ich schaute diese kurz an, bis ich sie ebenfalls ergriff und freundlich schüttelte. Sie war kalt - ein widerliches Gefühl - aber ich ließ mir nichts anmerken, auch wenn er genau wusste, was ich bin. Er setzte sich wieder, legte die Hände auf dem Schreibtisch und schaute mir in die Augen. „Wenn ich mich ihnen vorstellen darf: ich bin Arthur Richard. Ich habe gestern ihre Akte gelesen. Ihre Noten sind hervorragten und sie hatten seid klein auf Privatunterricht.“ Er richtet sich ein wenig auf, wobei der den Augenkontakt nicht abbricht. Will er mich damit etwa herausfordern? Kann er vergessen, ich hatte einen Auftrag und diesen erfülle ich auch. „Was ich mich allerdings frage, ist, warum Sie jetzt hier sind?“, sprach er weiter. „Das ist eine äußerst gute Frage, ohne Zweifel. Der Grund ist einfach: meine Eltern sind Besitzer eines großen Konzerns. Ich möchte mich in Umgang mit anderen üben. soziale Kontakte sind heut zu Tage äußerst wichtig, und nur wer mit ihnen gepflegt umgehen kann, wird es später einmal leicht haben im Leben. Deswegen wollte ich auf eine Schule gehen. Allerdings wollte meine Mutter nicht, dass ich auf eine Öffentliche komme und so kam es, dass ich hier gelandet bin.“, erklärte ich ihm freundlich mit einem ach so liebreizenden, zuckersüßen Lächeln auf den Lippen. „Eine gute Begründung und sehr vernünftig für ein junges Fräulein ihres Alters. Man merkt deutlich die gute Erziehung und die gute Bildung in ihren Worten. Dies fehlt heut zu Tage den meisten Jugendlichen. Ich denke Sie werden eine Bereicherung für unsere Bildungseinrichtung. Aber Sie müssen verstehen, dass dies ein Ort ist, an dem Schüler aus aller Welt zusammenkommen. Viele können kaum englisch und der Bildungsstand ist auch unterschiedlich. Sie müssen lernen Rücksicht zu nehmen und freundlich zu sein. Es würde mich auch sehr freuen zu sehen wenn Sie Ihren Mitschülerinnen helfen.“, erläutert er in einem sehr geheuchelten Ton. Der denkt wohl, ich kenne sein wahren Gesicht und seine wahren Absichten nicht. In Wirklichkeit zerbricht er sich bestimmt sein kleines Köpfchen darüber, was ich hier wirklich mache. Er ist beunruhigt, nervös und sehr unsicher. Irgendwie amüsierte mich diese Tatsache ein wenig. Ich bringe einen Toten zum Schwitzen. Schon lustig, aber ich sollte mir nichts drauf einbilden. Auch wenn ich mir zu gern auf die Schulter klopfe würde. Mein erster Vampir der mir gegenüber steht, und er hat Angst vor mir. „Ich werde diese natürlich berücksichtigen, damit habe ich kein Problem. Wir sind doch alle Menschen und natürlich nicht perfekt.“, sagte ich wieder mit einem lieben Lächeln. „Wie sieht es mit meinem Zimmer aus? Die Reise war lang und ich möchte mich gerne zurückziehen, wenn es in Ordnung wäre?“, fragte ich ihn nun freundlich, denn ich wollte hier raus. „Ach genau.“, er drückte auf einen kleinen roten Knopf auf seinem Tisch, es ertönte ein komisches leises Geräusch, und kurz darauf ging die Türe hinter uns auf. „Oh, Miss Chloe ist schon da.“, sprach eine junge Dame. „Ja, das ist sie. Sie ist müde und möchte gern auf ihr Zimmer gebracht werden.“, meinte der Direktor und erhob sich von seinem Stuhl, was ich ihm gleich tat. „So, wenn ich vorstellen darf, das ist Miss Weedman, sie ist ab heute ihre Vertrauensschwester. Wenn Sie Probleme haben oder der gleichen, können Sie jederzeit zur ihr gehen. Sie wird Ihnen helfen, soweit sie in der lange dazu ist.“ Ich nickte und schaute mit einem freundlichen Lächeln zu ihr: „Freut mich sie kennen zu lernen.“, und reichte ihr meine Hand. „Es freut auch mich, eine neue Schülerin begrüßen zu dürfen.“ Sie nahm meine Hand entgegen und nickte leicht. „Wenn Sie mir bitte folgen würden.“ Ich folgte ihr aus diesem Zimmer, Ducan saß derweil auf einer der Bänke, die an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht waren. Als er mich sah, stand er auf. „Und ich dachte schon sie sind ganz allein gekommen.“, meinte Miss Weedman und ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das bin ich nicht. Auch wenn ich zugeben muss, ich wäre gern allein gekommen.“ Ich war immer noch angesäuert über das respektlose Verhalten von ihm. „Huch! So gereizt? Sind Sie böse auf ihren Vater?“, fragte sie mich und ich schaute sie geschockt an. „Der ist nicht mein Vater! Gott bloß nicht…“, sprach ich ein wenig schockiert. „Oh, Verzeihung! Ich dachte nur, weil er doch…“ „Schon okay. Das kann doch mal passieren. Er ist der Berater meiner Eltern. Mein Vater ist derzeit nicht zuhause und meine Mutter ist sehr beschäftig, darum konnten sie mich nicht herbringen. Deswegen ist er mitgekommen.“ Ich deute mit den Daumen nach hinten, er wackelte uns wie ein kleines Hündchen hinterher. „Wo genau ist denn mein Zimmer?“, fragte ich schnell um das Thema zu beenden. „Es ist in Haus D linker Flügel.“, meinte sie knapp, ich nickte verstehend. „Eine kleine Frage habe ich an Sie. Sie sind in London geboren und hatten von klein auf Privatunterricht, warum kommen sie jetzt hier her?“, fragte sie mich freundlich und auch ein wenig Neugier war in ihrer Stimme zuhören was mich wieder einmal lächeln ließ. „Es ist so, ich wollte soziale Kontakte sammeln, denn ich habe nicht viele außer meine Familie und deren Kollegen. Dazu bin ich der Meinung, wenn ich irgendwann die Firma übernehmen will, sollte ich gut mit meinen Mitmenschen umgehen können.“, erläuterte ich erneut den angeblichen Grund, warum ich hier bin. „Vernünftiges Verhalten, selten bei Mädchen deines Alters.“ Wir liefen einmal über das Gelände, sie zeigte mir noch alle wichtigen Orte, damit ich nicht so lange suchen musste und zu guter Letzt kam nun mein Zimmer. Ich habe ein Einzelzimmer bekommen, deswegen war es nicht besonders groß, aber es reichte aus - mir zu mindestens. Ich stand noch mit Miss Weedman vor meiner Tür, wir unterhielten uns noch ein wenig, sie war an meinen Augen interessiert, fragte mich ob diese Farbe wirklich echt ist, und ich bejahte dies. Ich erklärte ihr, dass dies, ein Gendefekt väterlicherseits sei, und immer wieder vor kam. Ein wenig später tauchten zwei Mädchen auf - die beiden dürften maximal ein oder zwei Jahre jünger sein als ich. „Miss Weedman, wie geht es Ruby? Hat man sie gefunden?“, fragte das blonde Mädchen. Aber Moment mal? Ruby… gefunden? Häh?! Ich belausche nur ungern andere Leute, aber wenn das Gespräch vor meiner Nase stattfindet, und es sich auch noch um das Mädchen handelt, weswegen ich hier bin, dann kann ich nicht anders. „Ja, nach zwei Stunden hatte man sie an den alten Ruinen gefunden.“, meinte sie und wirkte besorgt. „Sie muss gestürzt sein, sie hat sich den Hinterkopf aufgeschlagen. Aber nicht all so schlimm, man konnte sie auf unserer Krankenstation behandeln. Ich war heute früh bei unseren Arzt. Sie kann morgen wieder auf ihr Zimmer, aber sie muss sich noch ausruhen.“ „Dürfen wir sie besuchen?“, diesmal kam die Frage von einem asiatisches Mädchen. „Ja, natürlich, aber Besuchszeiten sind nur noch bis achtzehn Uhr. Das heißt, ihr habt noch zwei Stunden - und übertreibt es nicht.“, sprach Miss Weedman freundlich und verabschiedet sich von den beiden. Und genau im richtigen Moment kam Ducan endlich mit meinem Gepäck wieder. Ich verabschiede mich auch von Miss Weedman. „So, ich habe gerade noch Mal mit deiner Mutter telefoniert. Soll dir ausrichten, dass du keine Dummheiten machen sollst, dich auf dein Ziel konzentrieren sollst und bei jeder noch so kleinen Veränderung sollst du sie anrufen.“ Ich nickte nur und beachte ihn nicht weiter. Ich schob meinen Koffer zu meinem Schrank, überlegte kurz, ob ich den jetzt schon auspacken soll oder später. Also Zeit hab ich dafür genug „War das jetzt alles?“, fragte ich Ducan, ohne mich nur einmal umzudrehen. „Ja, das war alles, man sieht sich zu Weihnachten.“ Er verließ mein Zimmer und nun war ich allein, unter Menschen und mindestens einem Vampir. Das kann was werden. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer gehen. Ich packe doch schon aus, es wirkt hier so leer. Ich glaube ich schicke meiner Mutter eine Nachricht per Handy, dass sie bitte mir Einrichtungszeug vorbei bringen soll, oder dass zu mindestens Augustin oder Aragock kommen und es mir bringen. Aragock… Ich habe ihn gestern erst noch gesehen und doch vermisse ich ihn jetzt schon. Wie soll ich das bis Weihnachten aushalten? -Rubys Sicht- Jetzt war es kurz nach sechszehn Uhr, meine Mum war seit etwa einer halben Stunde nicht mehr da. Ich langweilte mich zu tote. Morgen dürfte ich erst wieder auf mein Zimmer. Ein klopfen durchbrach die Stille im diesem Raum. „Hey, wie geht es dir?“ Hinter der Tür kam Nova zum Vorschein, dicht gefolgt von Akikô, wie sollte es anders auch sein, die beiden waren wie siamesische Zwillinge, unzertrennlich. „Mir geht es besser, als gestern Abend, oder auch Nacht, ich weiß nicht, wie spät es war.“, antworte ich ihr und kratze leicht verlegen an meinen Hinterkopf, nicht die Stelle, die schmerzt, versteht sich von selbst. „Dummkopf, wie kannst du nur über die Absperrung klettern! Es hätte alles Mögliche passieren können. Was ist wenn sie dich nicht gefunden hätten, oder du dir vielleicht auch das Genickt geboren hättest? Hast du vielleicht daran mal gedacht?!“ Akikô gab mir eine Kopfnuss, während sie mir diese kleine Predigt hält. „Ist doch gut, Akikô. Ihr ist doch nichts Schlimmes passiert, oder nicht. Du siehst gleich immer Schwarz, denk doch auch mal positiv.“, versuchte Nova sie zu besänftigen, was ihr nicht besonders gelingen mag. „Es stimmt, was Nova sagt. Mir geht es doch gut und der kleine Kratzer an meinen Hinterkopf ist auch bald Schnee von gestern.“, gab ich nun auch noch meinen Senf dazu. „Du sei lieber still! Weiß du eigentlich, was wir uns für Sorgen gemacht haben, wegen dir? Und warum hast du das eigentlich gemacht?“, fragte sie mich leicht aufgebracht. „Entschuldigung…“, murmelte ich kleinlaut vor mich hin, und stupste dabei mit einen beiden Zeigefinger aufeinander. „Was wolltest du eigentlich da?“, fragte Nova nochmal nach. „Ich hab was gesucht.“, war meine knappe Antwort. „Und was?“ Gute Frage. Ob ich es ihnen erzählen soll? „Einen blockartigen Stein.“ „Einen blockartigen Stein?“ „Ja, ich habe ihn in meinen Traum gesehen.“ „Traum? Kann es sein, dass dies mit deiner kleinen Verletzung an deinen Hinterkopf zu tun hat?“, fragte nun Akikô. „Nein, den Traum hatte ich vorher auch schon. Das hat nichts mit meiner Verletzung zu tun!“ Fangen die auch schon damit an? Das ist doch nervig! Warum glaubt mir denn keiner? „Und was sind das für Träume?“ Ich blickte wieder zu Nova. „Sehr komische, ich kann es selber nicht einordnen. Die habe ich schon, seit ich in England bin. Diese Ruinen hinter der Absperrung, kamen auch vor. Mehrmals.“ Ich blickte zu meinen Händen hinunter, ich merkte jetzt erst, dass die Decke cremefarben ist, mit einen feinen Blumenstickmuster an den Kanten, die in einen freundlich warmen Braunton waren. „Die Ruinen hinter der Absperrung, das Gebiet ist total unsicher, weil der Boden einsturzgefährtet ist. Unter den Ruinen befinden sich alte Tunnelgänge, die mit dem Abflusssystem der Schule verbunden sind.“, fing Akikô wieder an zu reden, aber das mit dem Tunnelgängen, ist doch mal sehr interessant. „Die sind mit der Kanalisation der Schule verbunden?“, hakte ich noch einmal nach. „Ja, das sind sie allerdings. Wieso fragst du? Du hast doch nicht noch mal vor dahin zu gehen?!“ Akiko beugte sie mit ihren Oberkörper vor, so dass sie mir direkt in die Augen sehen konnte, unsere Nasenspitzen waren nur noch wenig Millimeter getrennt, weswegen ich meinen Kopf leicht vor Schreck nach hinten zog. „Ich hab gar nichts vor, wieso kommst du drauf? Und außerdem, ich müsste erst mal wissen, wo der Eingang der Kanalisation dieser Schule ist.“ Was denkt die von mir, als würde ich durch stickigen Matsch und Schmutz laufen, wenn ich doch ganz einfach über die Absperrung klettern kann. „Und außerdem, ich würde niemals durch stickigen Matsch laufen, da würde ich mir nur meine Schuhe ruinieren, das kommt gar nicht erst in Frage.“, beteuerte ich noch mal nachdrücklich in einem ernsten Tonfall. „Na schön, aber ich werde dich im Auge behalten.“ Akikô guckte mich noch einmal sehr ernst an. „So, lassen wir das Thema jetzt!“ Ihre Gesichtszüge veränderten sich in ein freundliches Lächeln. „So, was jetzt?“, fragte ich in die Runde und schaute zwischen den beiden hin und her. „Mmmhh, auf dem Gang in der Nähe deines Zimmers, war heute definitiv eine Neue.“, merkte Nova an, die seit einer Weile am anderen Ende meines Bettes saß und von da aus uns beiden die ganze Zeit beobachtet hatte. Akikô wiederrum saß mittlerweile auf dem Stuhl, wo vorhin noch meine Mutter saß. „Eine Neue, bei mir auf den Gang? Ihr meint nicht etwa meine Mitbewohnerin oder?“, hakte ich noch mal nach. Immer hin war sie auch neu hier, und ich glaube kaum, dass sie sie schon gesehen haben. „Nein, nicht deine Mitbewohnerin.“ „Seid ihr euch da sicher?“ „Ja, sind wir, wir kennen deine Mitbewohnerin seit gestern, und die von heute, ist definitiv neu hier.“ „Okay, und wie sah sie aus?“ „Schön.“ „Darunter kann ich mir eine Menge vorstellen.“ „Ihre Haare waren lang, sehr helles Blond, nahezu weiß, ihre Haut war auch in einem wunderschönen schneeweißen Ton. Und das besondere an ihr sind ihre Augen. Die sind feurig Rot. Aber alles im einen, die typischen Modelmaße. Sie ist auch definitiv älter als wir, sie müsste ein paar Klassenstupfen über uns sein.“, „Feurigrote Augen? Wollt ihr mich verarschen?“, hakte ich ein weiteres Mal nach, mit einem skeptischen Unterton in der Stimme. „Ja, ohne Scheiß.“, meinte Akikô. Meine Augenbrauen wandern in die Höhe. „Ja nee, ist klar…“ Ich verschränkte meine Arme ineinander und beobachte die beiden genau. „Doch, wenn wir es dir doch sagen, es ist wahr.“, verstärkte Nova noch Mal ihre Aussage. „Okay, dann waren es bestimmt nur Kontaktlinsen.“ Logisch, da will wohl jemand eins auf Psycho machen, bei dem Gedanken musste leicht grinsen. Das war eigentlich meine Aufgaben hier. „Und wenn nicht?“ „Wie oft siehst du Menschen mit roten Augen?“ „Vielleicht ist es eine Pigmentstörung, sie wirkt als wäre sie ein Albino“ „Noch mal, wie viele siehst du mit roten Augen, auch wenn sie ‚Albino‘ sind?“ „Okay, es nicht vielleicht ein bisschen komisch, aber warum nicht. Und wer würde hier am ersten Tag mit Kontaktlinsen rumlaufen?“ „Ich. Wenn ich welche gehabt hätte.“ „Hättest du nicht?!“ Nun schaute mich auch Akikô skeptisch an. „Doch, hätte ich.“, meinte ich breit grinsend, immerhin bin ich Psycho genug, um das durch zuziehen. „Au man, ich hätte das nicht drauf.“ Ich grinste immer noch breit. „Ich bin halt was Besonderes.“, gebe ich leichtgefällig von mir. „Gib nicht an! Und wenn, jetzt hat dir den Titel einer weggeschnappt.“, meinte Nova und tätschelte meinen Kopf. „Aber das ist nicht so schlimm, für uns bist du was Besonderes.“ Sie grinste jetzt auch bis über beiden Ohren. „Was soll das denn bitte heißen?“, hakte ich nach. „Nichts, ist schon gut. Wir wollen doch nicht, dass du dich aufregst, immerhin sollst du ganz schnell wieder auf die Beine kommen.“ Und wieder tätschelte sie mir den Kopf, sag mal, sehe ich aus wie ein Hund, oder so? „Könntest du das bitte lassen?“, fragte ich sie und blickte sie leicht entgeistert an. „Tu ich dir weh?“ Sie zog ihre Hand von mir weg. „Nein, das nicht. Aber sehe ich aus wie ein Hund?“, und wieder verschränkte ich meine Arme ineinander. „Du kannst morgen wieder auf dein Zimmer.“, warf Akikô dazwischen. „Ja, kann ich, woher wisst ihr das schon wieder?“, „Wir hatten kurz mit Miss Weedman gesprochen. Sie sagte uns, dass sie dich morgen wieder auf dein Zimmer gehen lassen.“, erklärte mir Nova. „Ja, mir wurde gesagt, dass ich morgen noch ein Mal untersucht werde, und erst dann kann ich gehen.“ „Ach so, na dann.“ Akikô erhob sich von ihrem Stuhl. „Wir müssen langsam.“ Sie deutet auf die Uhr. „Schon so spät.“, meinte Nova, sie blickte zu mir. „Die Besucherzeiten sind kurz. Wir sehen uns morgen.“, auch sie erhob sich langsam von ihrem Platz. „So, wir wünschen dir eine gute Nacht.“ Akikô hob die Hand zum Abschied. „Ruh dich aus.“ Kurz darauf verließen sie das Zimmer. Jetzt bin ich wieder allein, ich ließ mich einfach ins Kissen fallen und schloss meine Augen wieder und schlief dann auch bis zum Morgen durch, außer dass ich noch einmal gegen zwanzig Uhr geweckt wurde, damit ich noch was an essen zu mir nahm. Nun dann brach langsam der nächsten Morgen an, ich wurde bei Zeiten wegen der Untersuchung geweckt. Halb verpennt nahm ich nur ansatzweise wahr, was der Arzt zur mir sagte. Auf erster Linie stellte er mir eine Menge fragen. Standard halt… „Wie fühlen sie sich?“ , „Wo genau ist der Schmerz am stärksten?“ , „Tut das weh, wenn ich hier leichten Druck ausübe?“ Und viele Fragen mehr. Dann kamen die Anweisungen, was ich zu machen habe und was nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging er wieder und ich bekam mein Frühstück - obwohl ich ehrlich gesagt gar keinen großen Hunger habe. Erst nach dem ich aufgegessen hatte durfte ich endlich wieder auf mein Zimmer. Miss Weedman kam ins Krankenzimmer um mich abzuholen. „Wie ich sehe, geht es ihnen gut.“, so begrüßte sie mich mit einen freundlich Lächeln auf den Lippen. „Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“, meinte sie, wo sie mir zur Hand ging, als ich mir was Frisches anziehen wollte. Weil ‚einfach‘ über den Kopf ziehen doch nicht so einfach war wie gedacht. Es dauerte nicht lange, bis wir vor meinem Zimmer standen, und ich endlich wieder meine Ruhe hatte, denn Seraphina war bei diesen Sonderprogramm. Ich verabschiede mich von Miss Weedman und betrat mein Zimmer. Nach einer Weile der ‚Ruhe‘, wurde es mir ziemlich langweilig, nur im Bett rum zu liegen. Ich wälzte mich deswegen langsam von einer Seite zur anderen. Ich durfte nicht nach draußen, ich könnte sonst irgendwo umkippen… Dass nervt! Ich dürfte nur raus, wenn es Abendbrod oder desgleichen gab, und dann möglichst mit Begleitung, weil wie gesagt ich könnte umkippen, und das will ja keiner hier. Ins Bad dürfte ich allerdings, ist nur ein paar Türen weiter. Ich überlegte grad: eine schöne heiße Dusche konnte doch nicht schaden, den Verband habe ich eh los. Also erhob ich mich von meinem Bett, ignorierte dabei, das leichte Schwindelgefühl und begab mich zu meinem Schrank, um da meine Kulturtasche sowie ein Handtuch heraus zu holen. Tapsend lief ich den Flur entlang. Es ist echt ruhig, dabei war es nicht mehr all zu früh mehr. Wir hatten es bereits nach zehn Uhr. Ich zuckte kurz mit den Schultern, eigentlich kann es mir auch egal sein, ob hier jemand rumläuft oder nicht. Bum… „Autsch…“, ich hockte, oder eher ich lag unten auf dem Boden und rieb mir meinen Hinterkopf. „Das tat weh…“, ich versuchte mich wieder aufzurichten. „Das tut mir leid, ich hätte besser aufpassen sollen.“, hörte ich eine helle Stimme ganz hektisch „Soll ich dir aufhelfen?“, fragte das Mädchen wieder. Sogleich spürte ich, wie sie meine Hand griff und mich langsam auf meine Beine zog. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie mich wieder. Jetzt schaute ich ihr das erste Mal in die Augen. Sie waren rot… ROT??? Moment, ich schaute sie mir genau an: helles, fast weißes Haar und sehr helle Haut, dass konnte nur diese Neue sein, von der Akikô und Nova sprachen. „Hey, sprich bitte mit mir.“ Wieder wedelt sie mit ihrer Hand vor meinen Gesicht rum. „Geht es dir gut?“, wiederholte sie ihre Frage noch einmal. Langsam nickte ich, mein Schädel fühlte sich wieder, wie gestern Abend an. Dieses schreckliche Pochen, war so widerlich. Ich drückte meine linke noch freie Hand gegen mein Kopf. „Tut dir dein Kopf weh?“, fragte sie mich, wieder nickte ich bloß. „Das tut mir leid. Wo ist dein Zimmer, ich bring dich dahin.“, meinte sie rasch. Eigentlich wollte ich duschen, aber mit diesem fürchterlichen Pochen im Schädel, ging das wirklich nicht. Wieso passiert mir das immer? „Die dritte Tür rechts.“, mit dem linken Arm zeigte ich in die Richtung. Sie nickte verstehend. Sie legte meinen Arm um meine Schulter, sie wollte mich so stützen. Wieder saß ich in meinem Bett, während mir die Neue ein Glas Wasser sowie eine Tablette für meinen Kopf reichte und sich gefühlte tauschendmal entschuldigte. „Nicht so schlimm, die Wunde hatte ich vorher auch schon gehabt.“, meinte ich und hoffte, sie damit endlich besänftigen zu können. Ich nahm ihr das Glas und die Tablette ab. „Deswegen tut es mir erst recht leid. Mit so einer Verletzung hättest du dich nicht noch einmal stoßen dürfen.“ Wieder schüttelte ich leicht mit meinen Kopf. „Nein, ist schon gut, ich hätte auch aufpassen können. Das passiert halt jedem mal, es ist nicht so schlimm.“, sprach ich mit verzogener Miene, nach dem ich die Tablette runter gewürgt hatte. „Aber…“, „Nichts aber, es ist schon in Ordnung.“, gab ich noch mal zu Gute und damit war das Thema erledigt, für mich zumindest. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich um vom Thema abzulenken. „Oh! Ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ Sie schlug mit ihrer Handfläche gegen ihre Stirn Irgendwie ist sie schon ein wenig komisch. „Ich bin Chloé, ich komme aus London, bin dort auch geboren.“ Sie lächelte freundlich und setzte sich neben mich auf mein Bett. „Man merkt es.“, grinste ich leicht und lehnte mich etwas zurück, gegen die Wand. „Was?“, fragte sie mich, und ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Das du hier geboren bist. Mein Name ist Ruby, komme aus Deutschland. Warum bist du hier? Dein Englisch ist sehr gut, oder hast du irgendwelche Probleme in der Schule?“, hakte ich neugierig nach, sie schüttelt bloß den Kopf. „Nein, ich hatte Privatunterricht und ich soll irgendwann die Firma meiner Eltern übernehmen. Meine Mutter und ich dachten, es wäre besser, wenn ich in meinem Alter viel Kontakt mit anderen habe, die im selben Alter sind. Soziale Kontakte halt.“, erklärte sie mir. „Das klingt logisch.“ Ich nickte verstehend. „Soziale Kontakte sind irgendwie wichtig.“ „Irgendwie?“ „Na ja, ich kann damit nicht viel anfangen. Obwohl, nein doch, es ist wichtig.“ Sie beäugte mich ein bisschen seltsam und dann fing sie an zu lachen. „Was ist denn so komisch?“, fragte ich sie. „Natürlich sind soziale Kontakte wichtig, und man hat immer welche. Denn man kommt ohne sie nicht aus, auch wenn es vielleicht nicht viele sind. Bei mir waren es bis jetzt auch nur eine Hand voll.“, erläuterte sie mir. „Ich bin mir sicher, dass du auch einige hast. Du hast nur noch nicht drüber nachgedacht, weil es natürlich ist, von ihnen umgeben zu sein.“ „Okay, vielleicht sollte ich drüber nachdenken.“, lächelte ich leicht. „Vielleicht“, sie lehnte sich auch gegen die Wand. „Was machst du eigentlich hier? Dein Englisch ist doch gut?“, „Meine restlichen Noten sind dafür aber nicht besonders gut.“ Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf. „Oh, also hast du Schwierigkeiten beim lernen?“ „Nein, nicht direkt. Ich habe ab und an die Schule geschwänzt.“, grinste ich leicht verlegen. „ Oh, das wäre bei nicht möglich gewesen. Wenn du Fragen zum Stoff haben solltest, egal welches Fach, kannst du mich ruhig fragen, ich helfe gern.“, sie lächelt freundlich und schaut dabei zur Decke hoch. „In welcher Klassenstufe bist du?“. „Ich bin in der Siebten, und du?“, „Oh, Siebte, da kann ich dir bestimmt helfen.“, meinte sie. „Ich bin in der zehnten Stufe.“, „Zehnte!?“, ich guckte sie erstaunt an. „Man sieht schon, dass du älter bist, aber so alt.“ „Herzlichen Dank, so alt bin ich auch nicht. Ich bin Sechszehn, wurde durch meinen Notendurchschnitt eine Klassenstufe hochgestuft, als wie ich bin.“ „Okay, gut…“, ich richte mich leicht auf. „Trotzdem alt…“, nuschelte ich leise vor mich hin. „Ich hab das gehört.“, lachte sie leicht auf und stupste mir in die Seite. „Nein, nicht…“ Ich beugte mich leicht vor und versuchte ihre Hand leicht weg zu drücken. „Bist doch nicht kitzlig?“ Nein, wie kommt sie drauf. Sie versuchte mich weiter zu ärgern, indem sie mich immer wieder in die Seite pikste. Ich konnte es nicht mehr unterdrücken und fing an, lauthals zu lachen. „Nein… Stop…. Aufhören…!“, brachte ich nur mühevoll hervor. Kapitel 7: Erwache, jetzt…! --------------------------- Erwache, jetzt…! -Seraphinas Sicht- -Flashback- Ich blickte hinunter auf das Buch vor mir, versuchte zumindesten ein Teil von diesem Text zu verstehen. Immer wieder blätterte ich in meinem Wörterbuch rum und suchte nach den Vokabeln. Ich hatte schon überlegt, auf Ruby zu warten und mit ihr diese kleinen Aufgaben zu lösen, aber sie war schon so lange weg. Ich schaute hinüber zu meinem Wecker. Wo steckte sie bloß? Ich klappte das Buch vor mir zu und kurz danach auch mein Wörterbuch. Es klopfte an unsere Zimmertür, leicht erschrocken blickte ich zu ihr, wer kann das bitte sein? Ruby ist es bestimmt nicht, oder doch?! Langsam lief ich drauf zu, es könnte ja auch Miss Weedman sein. Ich öffnete die Tür einen Spalt und blickte hindurch. „Emm hi, wir wollen zu Ruby.“, sprach ein asiatisches Mädchen mich freundlich an, lächelnde dabei und beugte sich leicht vor. Bloß was sagte sie zu mir, ich verstehe doch kein Englisch?! Eins wusste ich ja – es ging um Ruby, aber was genau sie wollten, davon hatte ich keine Ahnung. Vielleicht suchten sie sie ja. Aber ich kann ihnen nicht antworten, dass ich selber keine Ahnung hatte, wo sie gerade steckte. „Ruby?“, fragte ich noch einmal leicht verwirrt, in der Hoffnung sie könnten was sagen, was ich auch verstehen konnte. „Akikô, sie kann kein Englisch.“, sprach nun ein anderes Mädchen, allerdings war dies nicht mir gegolten, sondern dem asiatischen Mädchen. „Was? Na super…“ , sprach sie wieder. „Wo ist sie?“ „Akikô, lass uns zu Miss Weedman gehen.“, sprach die andere wieder. Miss Weedman, sie scheinen Ruby wirklich zu suchen. Irgendwie machte ich mir sorgen. In mir machte sich das Gefühl breit, dass mit Ruby etwas nicht stimmte. Sie fehlte jetzt schon einige Stunden und ihre Freunde scheinen sie zu suchen. Ein weiteres Klopfen an der Tür riss mich wieder aus meinen Gedanken. „Ja.“ Ich öffnete die Türe wieder zögerlich. „Miss Weedman!“ „Kann ich kurz rein kommen, ich muss dich was fragen.“, „Okay.“, ich trat beiseite und öffnete die Türe ganz, so dass sie herein kommen konnte. Während ich mich wieder auf mein Bett setzte, setzt sie sich, mir gegenüber auf einen der Stühle im Raum. „So. Ich wollte dir eine Frage stellen. Die beiden Mädchen, die gerade eben hier waren, suchen nach Ruby. Sie war kurz vor ihren verschwinden noch mit dir zusammen. Hat sie was zu dir gesagt?“, sie ist tatsächlich verschwunden? „Sie… Wollte irgendwohin, ich weiß nur nicht genau wohin.“ „Hat sie noch was anderes gesagt, oder weiß du noch in welche Richtung sie ging?“ Ich überlegte eine ganze Weile, wir sind vom Schulgebäude gekommen, da war ein Haus… „Da war ein Weg hinter einem Haus, der zu einem Wald führt.“, sagte ich, ja genau da ist sie entlang gegangen. „Mehr weiß nicht.“ „Ist okay, ich kann mir denken, wo sie sich aufhält.“ Miss Weedman stand wieder auf, und ging zur Tür. „Hast du schon gegessen?“, fragte sie mich noch, ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Dann beeile dich, und gehe zur Mensa. Du weißt doch noch wo die Mensa ist?“, „Ja.“, „Dann geh jetzt Abendessen.“ Sie stand bereits an der Tür und blickte noch durch den Spalt herein. „Mach dir keine Sorgen, wir werden sie bald gefunden haben.“, meinte Miss Weedman, lächelte mir noch zu und schloss die Tür. -Flashback ende- „Sie haben mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, sie habe sich nur am Kopf gestoßen.“, sprach ich. „Ist gut Miss Seraphina, ich werde eurem Vater ausrichten, dass alles soweit in Ordnung ist. Und hat sie dazu was gesagt, warum sie sich an so einen Ort aufhielt?“, ich schüttelte mein Kopf, was er natürlich nicht sehen konnte. „Hat sie was gesagt?“, hakte die Person an der anderen Seite der Leitung nach. „Nein.“, antworte ich knapp. „Ich leg jetzt auf, ich möchte auf Zimmer, und Ru… emm Saphina, soll wieder aus der Krankenstation entlassen worden sein.“, „Ich verstehe Miss. Ich werde morgen noch einmal anrufen, versuch heraus zu finden, was sie an diesen Ort zu suchen hatte.“, „Warum ist das so wichtig?“, hakte ich nach, bei diesem ganzen Gespräch, ging es nur darum, warum sie wohl dahin gegangen ist und was sie da suchte. „Eurer Vater macht sich nur sorgen, dass sie nochmal dahin gehen könnte und vielleicht sich noch schlimmer verletzten könnte. Mehr nicht, ich lege jetzt auf. Einen guten Tag noch, Miss Seraphina.“, kurz danach ertönte dieser typische Monoton. War ja klar! Da ist definitiv mehr dahinter. Ich klappte mein Handy zusammen und steckte es wieder in meiner Tasche. Am Zimmer angekommen, wollte ich die Türe mit meinen Schlüssel auf schließen, merkte aber, dass dies nicht mehr nötig war. Also war sie schon da. Kurz durchatmen und rein. Lautes Gelächter drang nach draußen, war sie nicht allein? Ich öffnete die Tür nun und erblickte Ruby mit einer Unbekannten auf dem Bett. Die Unbekannte lag fast halb auf ihr und kitzelte sie durch. „Was ist denn hier los?“, schoss es aus meinen Mund, bevor ich nach denken konnte. Die beiden blinzelten mich verwirrt an und nach kurzer Zeit fingen die beiden an zu lachen. Was war denn jetzt so lustig? Nach einer gefühlten Ewigkeit, beruhigten sich die beiden wieder und richten sich ordentlich auf, auch wenn immer noch ein leises Kichern zu hören war. Derweil trat ich weiter in Raum hinein und setzte mich auf einen der Stühle, schaute die beiden fragend an. „Seraphina ist der Unterricht schon zu Ende?“, ich verschränkte meine Arme ineinander. „Ja. Störe ich etwa.“, antworte ich ihr. „Nein, ich wundere mich nur, warum du schon hier bist.“, meinte sie und lehnte sich nach hinten an der Wand und rieb sich die Schläfen. Die Unbekannte hockte sich nun neben sie auf das Bett, und guckte sie besorgt an. Sie sprach kurz mit ihr, doch Ruby schüttelt nur den Kopf. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich lieber auch mal nach. „Ja, nur Kopfschmerzen, alles in Ordnung.“, meinte sie, hielt dabei die Augen geschlossen. „Sicher?“, hakte ich noch einmal nach. „Ja, sicher.“, „Okay, und wer ist das?“, ich zeigte mit den Finger auf die Unbekannte. „Ach…“, sie richtete sich leicht auf. „Sie ist neu hier. Wir sind vorhin auf den Flur zusammen gestoßen. Ihr Name ist Chloé.“, erzählte sie mir, dabei musste sie sich ein Kichern verkneifen. Dann drehte sie sich wieder zu Chloé, sprach mit ihr. „Ich glaub, dass dies eine Weile noch dauern wird. Bin duschen.“, meinte ich knapp, schnappte meine Kulturtasche und ging erst mal ins Bad. Beim zweiten Betreten des Zimmers, war Chloé schon gegangen. Und Ruby lag in ihrem Bett leicht zugedeckt mit geschlossenen Augen. „Bist du noch wach?“, warf ich die Frage in den Raum. „Ja.“, kam es knapp von ihr. Okay… „Was hast du eigentlich da, an diesen Ort, gesucht?“, stellte ich nun eine zweite Frage, während ich meine Haare trocken rieb. „Ich wollte… Moment, warum sollte ich dir antworten, es geht dich doch nichts an?!“ Stimmt, warum sollte sie? Aus ihrer Sicht gesehen, haben wir nichts mit einander zu tun. Was sag ich ihr jetzt am besten… „Weil ich deine Mitbewohnerin bin, und mir vielleicht Sorgen mache. Man weiß ja nicht, ob du da noch einmal hin gehen willst, ist vielleicht zu gefährlich.“ „Ach quatsch, es ist doch da nicht gefährlich, wer hat dir das gesagt.“, „Miss Weedman, vielleicht? Und außerdem hast du dich schließlich auch am Kopf verletzt, du kannst dich froh schätzen, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Was wäre, wenn sie dich nicht gleich gefunden hätten? Du hättest erfrieren können, oder es wäre nicht nur der Stoß am Kopf gewesen.“ „Krieg dich mal wieder ein! Es ist nichts Schlimmes passiert, mir geht es, außer vielleicht ein paar Kopfschmerzen, gut.“ Sie setzte sich auf und funkelt mich leicht böse an. „Ich mache mir doch nur Sorgen!“ Meine Stimmlage wurde lauter. „Was hast du an diesem Ort gesucht?!“ Sie guckt mich leicht geschockt an. „Entschuldigung, ich wollte nicht so laut werden.“, ich drehte ihr den Rücken zu und lief zu meinem Schrank, holte ein paar bequemere Sachen heraus. „Wie gesagt, ich mache mir nur Sorgen.“ Für den Rest des Tages sprachen wir nicht mehr miteinander. Es nervte mich sehr, schweigend in einen Raum zu sitzen, ich konnte noch nicht einmal Musik hören, damit ich zumindest nicht mehr diese Stille ertragen musste. Der Tag neigte sich dem Ende zu, noch einmal an diesem Tag zog ich mich um und warf mich ins Bett. Es ist so warm, so warm... Mein Körper wälzte sich hin und her… Ein Brennen breitete sich im meiner Kehle aus, es wurde immer unangenehmer. Leicht richtete ich mich auf, um nach der Wasserflasche neben meinen Bett greifen zu können. Fürchterlich, ich habe einen fürchterlichen Durst. Schnell drehte ich den Deckel der Flasche auf, setzte sie an meine Lippen – lange dauerte es nicht und die Flasche war leer. Mir war immer noch so warm und obwohl ich fast eine ganze Flasche geleert hatte, fühlte sich mein Mund immer noch so trocken an. Ich schlug meine Decke beiseite, taumelte in Richtung Bad, das Bild vor meinen Augen verschwamm. Am nächstbesten Waschbecken drehte ich die Wasserhähne auf, ließ das kalte Wasser meine Händen füllen und spritze es mir ins Gesicht. Meine Atmung beschleunigt sich um jede Sekunde, es fühlte sich an, als würde mein Blut kochen. Mein Herz raste. Ich blickte hoch, schaute in mein Spiegelbild. Vor Schreck erstarrte ich. Meine Augen... Sie…sie waren blutrot verfärbt… Mein Atem stockte, für eine gefühlte Ewigkeit muss wohl mein Herz zum Stillstand gekommen sein. Was war mit meinen Augen los? Was war mit –mir- los? Mein Körper bebte, dass Brennen in meiner Kehle tauchte wieder auf, diesmal war es noch schlimmer als vorher. Was ist nur los mit mir?! „Nichts wovor du Angst haben musst, mein Kind.“ Was?! Was…was war das, wer sprach da? Es war die Stimme einer jungen Frau. Irgendwie löste sie in mir ein Wohlgefühl aus – sie war mir vertraut, aber doch kannte ich sie nicht. Ich blickte mich um, konnte niemanden in diesem Raum erblicken. Zittrig schwankte ich hin und her, dieses Gefühl nach etwas Flüssigen, was meine Kehle hinunter läuft… „Hab‘ keine Angst und schließ deine Augen, dein Körper wird dir zeigen, was er braucht. Vertrau mir, mein kleiner Schatz, es ist alles in Ordnung.“ Ich drückte meine Hände gegen meine Ohren, kniff meinen Augen zu, versuchte diese Stimme zu ignorieren. Langsam gaben meine Knie nach, ich sank zu Boden. Mein Herz raste immer noch so wild. „Wehre dich nicht, höre in deinen Körper hinein… Bitte vertrau mir doch, ich weiß am besten was, dich gerade plagt. Ich möchte dich nicht so leiden sehen.“ Ich drückte noch fester meine Hände gegen meine Ohren – es schmerzte schon – aber nicht so schlimm, wie das Brennen in meiner Kehle. Ich soll in meinen Körper hinein hören, warum? Ich verstand nicht, was los war. Ich versuchte es, aber was sollte mir das bringen? Mein Körper, er verlangt nach was Flüssigem, etwas Warmen, was die Kehle hinunter fließt. Etwas rotem…! Mit Schrecken riss ich meine Augen wieder auf, die Tür flog auf, jemand kam rein. Sie war es, mit langsamen Schritten kam sie näher. So das sie direkt hinter mir stand. Ihr Geruch, ich erkannte ihn sofort. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie mich. Ich drehte mich langsam zu ihr um, leicht zuckte sie zusammen und zog ihre Hand weg. Alles Weitere realisierte ich nicht mehr wirklich. Ehe ich mich versah lag sie am Boden und ich auf ihr. Mit meiner rechten Hand drückte ich ihren Kopf zur Seite, währen ich mit meiner anderen Hand, leicht mit den Fingerspitzen über ihre Halsschlagader strich, zog den Kragen ihres Shirts weiter weg. Mit meiner Zungenspitze leckte ich langsam ihren Hals entlang, ich merkte ihre Gegenwehr, sie versuche mich mit ihren Händen von sich weg zu drücken. „Hör auf! Was ist in dich gefahren?“, hörte ich sie sagen, doch ich ignorierte es, mit aller Kraft drückte ich ihre Hände über ihren Kopf und biss zu. „Ahhh…“, ich nahm eine meiner Hände von ihren, und versuchte ihren Mund zu zuhalten. Währenddessen floss ihr Blut meine Kehle hinunter. Das unangenehme Brennen verschwand langsam, mein Herz beruhigte sich, mein Atmen wurde wieder gleichmäßiger, ruhiger. Die Gegenwehr ließ nach. Sie hatte durch den Blutverlust das Bewusstsein verloren. Langsam aber sicher meldet sich mein Verstand wieder. Was mach ich hier? Wie konnte ich… „Alles ist in Ordnung, du hast nichts falsch gemacht, mein Kind…“ Die Stimme in meinen Kopf, ich mach nichts falsch? Plötzlich durchzog mich ein Schlag, ich ließ abrupt von ihr ab. Nun hockte ich neben ihr, ich wusste nicht was ich tun sollte. Außer warten, bis sie wieder aufwachte. Was sollte ich ihr sagen, wie sollte ich das nur erklären? Ich wollte das alles nicht, ich… Neben mir regte sich etwas, ich drehte meinen Kopf zu ihr, ihre Hand zuckte ganz unruhig umher. Wieder einmal ertönte das Geräusch, was verkünden ließ, dass jemand herein kam. „Hat mich mein geruchsinn nicht getäuscht. Ziemlich unvorsichtig von dir und auch sehr naiv.“ Meine Augen weiteten sich vor Schock, sie konnte deutsch? Mit Ruby hatte sie sich doch auf Englisch unterhalten. Ich konnte mich nicht wirklich mehr bewegen, das alles hier war zu viel für mich, mein Blick galt nun wieder Ruby vor mir. Moment, was hatte sie gerade zu mir gesagt, sie hat nicht reagiert auf das was ihr passiert ist, sondern sie nannte mich naiv, aber…? „Was?“, presste ich unsicher hervor, sie machte ein verachtendes Geräusch und hockte sich zu Ruby runter, fuhr ihr über den Hals, fühlte ihren Puls. „Ich weiß was du bist…“, antwortet sie mir im einen strengen Ton, dabei warf sie mir ein vernichteten Blick zu und wand sich Ruby wieder zu. „Ihr geht es gut, Puls sowie Atmung ist gleichmäßig.“ Sie richtet sich wieder auf, blickte mich an. Dann wurde alles schwarz… -Cloes Sichtweise- „Wir haben ein Problem, ein großes sogar!“, „Komm mal wieder runter!“, „Ich bin unten!“, „So hörst du dich nicht an, ich möchte mit Vater sprechen?“ „Er ist nicht da, dass weiß du doch. Und außerdem muss er nichts von dem hier wissen, haben wir uns da verstanden?“. Wütend warf ich mein Handy in die nächste Ecke. Das konnte doch nicht wahr sein, ich unter einem Haufen Vampiren und einem ‚Mensch‘. Mein Blick glitt hinüber zu Ruby, die seit dieser Nacht unverändert auf dem Bett lag. Ich soll warten, also warte ich. „Ducan ist auf dem Weg, bleibt in dem Hotel.“ War das Letzte was ich noch hörte. Warum wollte sie nicht mit Vater reden, schließlich ging es um unseren Clan. Nach einer halben Stunde warten, ging es mir langsam auf den Nerven. „Ducan beeile dich doch mal.“ Ich warf meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen, warum ich, warum immer wieder ich. Okay, ich war in Wirklichkeit für meine Mutter unterwegs, andere aus unserem Clan sind in ständigen Einsatz. Eigentlich war das hier mein erster Auftrag, den wollte ich gut abschließen, daraus wird wohl nichts. Wieder ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten, erneut bleibt mein Blick bei Ruby hängen. Ich muss schon sagen, ich hatte noch nie wirklich mit Vampiren Kontakt und eigentlich wollte ich auch nie welchen haben. Wenn ich dran denke, dass ich noch nicht mal viel weiß. Mich haben immer Menschen unterrichtet. Wie es zu diesem Krieg kam, keine Ahnung, als Kind hatte es mich immer interessiert, meine Mutter ist den Fragen immer ausgewichen und Vater war die meiste Zeit weg. Klopf…Klopf… „Na endlich.“, eilig lief ich auf die Tür zu. Mit einen beherzigtem Schwung zog ich die Türe auf. „Das wurde aber Zeit, du hast…“, ich stockte, vor mir war nicht Ducan. Zwei große schwarz gekleidete Männer mit dunklen Haaren und einen sehr eisigen Blick waren vor mir. „Wer seid ihr?“, der Geruch von Tod kroch mir in die Nase, Angst durchzog sich in meine Glieder. Was wollen die hier? Sind sie etwa hier wegen… Ganz plötzlich ohne jeglicher Vorahnung griff einer der beiden mir am Hals, drückte mich so zurück ins Zimmer und auch gleich an die Wand, eins stand fest er war sehr schnell. Sein Griff ist stark, ich konnte kaum noch Luft holen, ich krallte mich mit meinen Händen in seinen Arm hinein. „Das kleine Wölfchen will sich wehren.“, sprach er gehässig und lachte kurz auf. „Ach nein, wie schön.“, der andere fing auch an zu lachen, dabei näherte sich Ruby. „Vergesst nicht weswegen wir hier sind.“, ein dritter stand an den Türrahmen gelehnt. Im Gegensatz zu den beiden hier, war er in einen komplett weißen Anzug gekleidet, helle Haare, schmaler und kleiner als die beiden Gorillas. „Hört auf eure Spielchen zu machen, ich will hier nicht ewig auf euch warten.“ Er wirkte sehr genervt. „Geht klar, Chef“, sprach der, der bei Ruby an Bett stand, er beugte sich leicht über sie, dann packte er sie etwas sehr grob an, und warf sie mit einem Satz über seine rechte Schulter. „Es kann los gehen.“, „Was machen wir mit den kleinen Wölfchen? Beseitigen wir sie gleich?“, „Nein, der Befehl lautete, beide mitbringen. Knock sie aus, damit wir unsere Ruhe haben.“ Er verließ den Raum. Ausknocken kommt gar nicht in Frage! Wieder einmal versuche ich mich aus seinem Griff zu befreien diesmal versuchte ich es auch irgendwie, ihn mit meinen Füßen zu erwischen, was mir allerdings nicht wirklich gelang. „Ein wildes kleines Biest, irgendwie könnte sie mir gefallen, wenn sie ein kleines Wölfchen wäre.“, sein Griff wurde eine Spur fester, nun blieb mir die Luft gänzlich weg, das Bild vor mir verschwamm, einen kurzen Moment später spürte ich einen starken scherz im meiner Magengegend. Mein Blick wurde schwarz. Ein Ruckeln holte mich langsam aus meinem Schlaf. Alles war dunkel, als ich meine Augen öffnete. Das wirklich einzige was mir gleich auffiel, war das laute Dröhnen eines Motors und wieder dieses leichte Ruckeln. Meinen Hände sowie meine Füße waren gefesselt. Wieder ein Ruckeln, diesmal stärker und ich fiel zur Seite, sodass ich mit meinem Gesicht auf dem harten Metallboden landete, ich war in einen Transporter gefangen, zumindest glaubte ich das. Ich versuchte mich langsam aufzurichten, was nicht wirklich gelang, dadurch dass meine Arme gefesselt waren. Nach endlosen Minuten, hatte ich es doch geschafft mich noch einmal aufzurichten. Mein Blick fiel durch den Transporter: außer dass dieser offensichtlich recht neu war, konnte ich nichts Besonderes feststellen. Ruby war hier nicht, zumindest fand ich sie einfach nicht. Ein abruptes Bremsen sorgte dafür, dass ich wieder, aber diesmal, mit voller Wucht gegen den metallischen Boden knallte. „Ahhh…! Verdammt…! Können die nicht mal ordentlich Auto fahren!?“ Meine Wange pulsierte vor Schmerz, am liebsten hätte über die Stelle gerieben, da gab es nur ein Problem. „Verfluchter Mist…!“ Ich muss diese Fessel irgendwie los bekommen, langsam und mühselig richtete ich mich wieder auf. Irgendwie war es auf einmal ganz Still. Der Motor war stumm, auch sonst konnte ich nichts hören. Plötzlich durchbrach ein lauter Knall die Stille. „Verdammter Mistkerl, wo ist der hin?“, rief einer der verfluchten Vollidioten. Mistkerl? Waren wir also nicht mehr alleine. Ich versuchte soweit es möglich war, mein Ohr an der Wand des Transporters zudrücken, um zu hören, was da draußen vor sich ging. „Hast du ihn sehen können?“, „Nein, ich könnte nur einen kurzen Schatten wahrnehmen.“, „Lass uns weiter fahren…!“. Ein leichtes Knallen und ein erbeben des Transporter ließ darauf hindeuten, dass die beiden Idioten wieder eingestiegen sind. Kurz danach hörte ich den Motor starten. Meinen Blick warf ich hoch zum Dach: ein Knarren. Ich musste unweigerlich grinsen. Die Idioten haben es nicht bemerkt, es saß auf dem Dach und wartete wahrscheinlich auf den richtigen Moment. Mit einem Schlag ging alles sehr schnell: ein lautes Geräusch ertönte, so als ob Metall durchbohrt wird, ein schmerzerfüllter Schrei von einem der beiden Deppen war zu hören. Dabei kam der Transporter ins Kippen, ich flog erst zur einen Seite und dann zur anderen. Für einen Moment wurde alles schwarz, ich verlor kurz mein Bewusstsein. Schüsse flogen durch die Lüfte, ich schlug meine Augen wieder auf. Ein starker Schmerz, nah an meiner linken Schläfe, durchfuhr mein Kopf. Das Aufrichten war diesmal alles andere als leicht. Der Wagen muss sich voll überschlagen haben. Komisch! Es war so ruhig, wie vorhin schon einmal, halt nicht ganz, ein leises Fluchen vor zu hören. „Dieses verdammte scheintote Mistvieh! Die Jacke war neu…!“, diese Stimme kam definitiv von dem, mir bis jetzt, unbekannten Typ. Der Stimme nach männlich und jung. Ich hörte wie Schritte sich mir näherten. Okay, jetzt bekam ich so langsam Angst. Was genau ist er und noch wichtiger, was will er? Der Blutgeruch wurde stärker. Was ist der für ein Wesen, der Geruch war mir völlig unbekannt. Ich wusste nur eins: er war verletzt. Machte ihn es ihn aggressiv? Ich konnte ihn definitiv nicht ein schätzen. Nun stand er genau vor dem Transporter, ich konnte ihn genau wahrnehmen. Er schlug gegen die Tür und bekam sie mit Leichtigkeit auf, zu meinem Erschrecken. „Huch, wer bist du denn?“, er blickte mich an, als hätte er jemand anderes erwartet. Mein Blick wanderte über die unbekannte Gestalt vor mir. Irgendwie ganz normal, wie ein Mensch, doch war er keiner, was mir sofort auffiel, zwei spitze kleine ebenholzfarbenden Hörnchen, schmückten seinen Kopf. Er trug sein Haar lang, rotschwarz – auf der linken Seite, hatte er einen Sidecut – eine sehr lange Strähne fiel über sein rechtes Hörnchen. Am linken Ohr hatte mehrere Piercings, sowie an der rechten Seite der Unterlippe. Er trug eine schwarze Jacke, die am linken Ärmel eingerissen war. Daher kam auch der Blutgeruch: er war am Unterarm verletzt worden. Unter der Jacke hatte er ein Muskelshirt an, dazu eine locker sitzende Jogginghose und ein paar Chucks. „Ich hatte jemand anderes erwartet, aber es hätte mich auch gewundert, wenn es wirklich sie gewesen wäre.“, meinte er, hockte sich zu mir herunter und beugte sich leicht vor. Mein Blick traf auf seinen, ich musste schlucken und wich dabei zurück. Seine Augen waren komplett schwarz, selbst das was normalerweise weiß war, war schwarz, keine Iris und auch keine Pupille, aber war das denn möglich? Auch er musterte mich genau, sein Blick blieb bei meinen gefesselten Gelenken stehen. „Warte“, er zog als seiner Hosentasche ein Messer hervor, wich noch ein kleines Stück mehr zurück. „Ich tu dir nichts.“, er schenkte mir ein warmes sanftes Lächeln und griff dabei nach meinen beiden Händen. „Kannst mir vertrauen.“ Er schnitt das Seil durch und das Gleiche machte er auch bei meinen Füßen. Gleich umfasste ich mit einer meiner Hände, das eine Handgelenk und rieb es leicht. „Wie heißt du?“, fragte er mich. „Wer, oder was bist du?“, antwortete ich missmutig mit einer Gegenfrage, dabei lächelte er nur. „Ich?“, zeigte er selber mit seinen linken Zeigefinger auf sich. „Was ich bin? Mmh, es muss reichen, das du weißt, dass vor mir nicht viele existieren, bist bestimmt noch keinem wie mir begegnet, wie.“, er lächelte wieder und sprach weiter. „Nenn mich einfach, Jerra. Ja? Darf ich nun deinen Namen erfahren?“ Missmutig blickte ich ihn immer noch an, ich war mir nicht sicher, was ihn betraf. „Mei n…Mein Name ist Chloé Cala.“, etwas blitzte in seinen Augen auf. „Cala?“, fragte er. „Also doch…“ Warum guckt er so komisch? „Rana?“, fragte er leise, dabei stellte er sich diese Frage scheinbar mehr selber, als mir direkt. „Rana?“, schaute ich ihn fragend an, er meinte doch nicht etwa meine Mutter? Sein Blick wurde finster. „Sie hat also eine Tochter bekommen…“, war seine Feststellung, sein Blick wirkte auf einmal so traurig. „Lass uns gehen. Ich wohne da oben. Du kannst von mir aus anrufen und warten bist du abgeholt wirst.“ Er erhob sich aus der Hocke und setzte zum Gehen an. „Warte, ich…“, mit wackligen Beinen versuchte ich aufzustehen. „Was? Laufen wirst du wohl noch können.“, eine kühle Antwort, ohne nur einmal sich umzudrehen geht er einfach weiter. „Beeil dich!“ „Wow…“, ich stand vor einem rissigen modernen Anwesend, komplett im Weiß gehalten. Okay, an manchen Stellen war es mit Holz verkleidet und es hatte große Fenster – überall. Es war wirklich sehr schön, auch die Außenanlage, mehrere kleine Springbrunnen waren zu sehen. „Wohnen Sie hier – allein?“ Irgendwie kaum zu glauben, mitten im Wald, so ein Anwesend vorzufinden. „Ja…“, meinte er. Was? Niemals, das ist doch so riesig. „Ich bin gern alleine…“, merkte er noch an, als er die Türe öffnete. Mit einer Handbewegung deutete er an, dass ich vorgehen solle, während er mir die Türe auf hielt. Drinnen angekommen wurden meine Augen immer größer, die Inneneinrichtung war der Hammer, alles Designermarken, nur von Feinstem, alles schien recht neu. „Es wurde kürzlich neu eingerichtet, ich brauchte mal ein wenig Tapetenwechsel.“ Ich bewunderte den weiten ‚Flur‘, der zusammenhängend mit Wohnbereich und großer Küche war. Die Farben waren einfach gehalten, hauptsächlich weiß und grau. Der Boden unter meinen Füßen glänzte, ich konnte mich darin sogar Spiegeln. Marmorboden. Langsam ging ich in die Hocke, tat es ihm gleich, und zog meine Schuhe, genau wie er, aus, wollte hier nichts schmutzig machen. Ich überlegte: ich wollte meine Mutter schon immer überreden, mein Zimmer ähnlich wie dieses Anwesen, einrichten zu lassen, aber sie meinte immer nur, die Möbel sind auch Designermarken und noch in einen sehr guten Zustand. Ich geb zu sie sind oder eher sie waren teuer, aber sie sind auch sehr altmodisch… „Das Telefon findest du da hinten.“, riss er mich aus meinen Gedanken. Ich schaute in die Richtung, in die er zeigte. An der Wand neben der Küchentheke hing ein uraltes Schnurrtelefon, irgendwie zerstörte es das ganze Bild des Anwesens. „Das Ding?“ Ich schaute ihn skeptisch an, er nickte nur, während er seine Jacke nebenbei langsam und sorgsam auszog. War er doch verletzt? Okay, ich wende mein Blick ab und schaute zum Telefon, ich sollte meine Mutter besser jetzt informieren, wo ich gerade bin, damit sie mich schnell abholte. Ich wählte die Nummer meiner Mutter. Ich hasse dieses monotone Tuten… „JA!?“, wow, das ging diesmal schnell… „Mami?“, sprach ich vorsichtig mit leiser Stimme, irgendwie war ich erleichtert, endlich mit ihr reden zu können. „Cloé, wo bist du? Geht es dir gut?“ Sie war aufgeregt und besorgt zugleich, eine gefährliche Mischung bei ihr: in diesem Zustand macht sie immer Dinge, die sie nicht besonders gut durchdacht hat. „Ich… Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen…“, versuchte ich sie ein wenig zu beruhigen. „Wo bist du? Ich soll mir keine Sorgen machen?“, viel ruhiger wirkt sie nicht, warum muss sie sich immer so fertig machen. „Wo… Wo ich bin, Moment, ich muss kurz Fragen…“, ich legte die Hörer verkehrt herum drauf und ging wieder Richtung Wohnbereich. „Jerra!“ Wo steckte er denn? „Jerra, wo sind Sie denn, ich habe eine Frage?!“, rief ich durch das Gebäude, jedoch keine Reaktion von ihn. Suchen lief ich durch den Raum, seine Jacke lag neben dem Schreibtisch, nein, besser gesagt, sie lag im Papierkorb, der neben den Schreibtisch stand. „Hallo, wo sind Sie denn?“, „-Du- reicht aus…“ Wahhh! Wo kam der denn so plötzlich her. Vor Schreck bin ich gleich drei Schritte nach hinten gegangen. „Was ist? Du wolltest mich was Fragen?“ „Emmm…“, mein Blick fiel über seinen Körper: er war duschen gewesen und trug nun nur noch ein Handtuch um seine Hüften. Ich schluckte leicht, er sah echt nicht schlecht aus… Moment, wo waren seine Hörnchen ihn? Seine Augen wirkten auch irgendwie normal, hatten eine Iris jetzt. Er wirkte mit einem Mal, wie ein normaler Mensch. „Was ist denn?“, hackte er noch einmal nach. „Ich… Ich wollte nur fragen, wo genau ich mich gerade befinde?“, „Ist kompliziert zu erklären, der Wald gehört zum Privatbesitz meines Vaters.“ Es schien so, als würde er kurz überlegen. „Sag ihr einfach, dass du dich bei Diamont Evil befindest, natürlich aber auf dem Privatgrundstück.“, ich nickte verstehend und ging zurück zum Hörer. „Mama…“, „Was hat das so lange gedauert?“ Au man, sie konnte einen fertig machen, mit ihrer Sorge. „Ich hab ihn nicht gleich gefunden…“, antworte ich ihr brav. „Ihn?“, „Jerra, er sagt du sollt zu Diamont Evil fahren, auf sein Privatgrundstück.“, gab ich ihr die Informationen durch. „Diamont Evil…“, was war denn jetzt schon wieder…“Ich fahr sofort los, warte da, geh nicht weg. Ich bin gleich da.“, schon wieder dieses monotone Tuten… „Wo soll ich denn bitte hingehen…“, leicht fluchend legte ich den Hörer wieder auf. „Fertig?“ Wahh, Mann, warum muss der immer so aus dem Hinterhalt kommen. „Ja.“ Dass sah man doch. „Sie holt mich ab.“ Sein Blick durchbohrte mich beinahe, es wirkte so, als würde er irgendwas suchen. „Was ist?“ Er schaute mir direkt in die Augen, und auf einmal fiel es mir auf. Seine Augen waren anderes, wirkten zum Teil ganz normal, aber irgendwie auch nicht. Sie waren nicht direkt grau, was man durchaus denken könnte, wenn man nur flüchtig hinsah, sie waren gräulich… „Bist du blind?“ Kaum hörbar verließ diese Frage mein Mund. Er wandte seien Blick von mir ab, ich habe wohl ins Schwarze getroffen mit meiner Frage. „Ich brauch sie nicht.“, sein Blick immer noch zur Seite gelegt, strich er sich selber durchs Haar, mit der anderen Hand zog er einen Zettel aus seiner Jogginghose raus, einen kleinen zerknüllten Zettel, den er in einen kleinen Abfallbehälter neben der Theke warf. „Siehst du? Ich brauch sie nicht…“ Er strich sich nochmals durch sein Haar, als er dann sich wieder zu mir herum drehte. „Da gibt es allerdings etwas, was mich interessiert. Warum du, ich meine, ich verstehe die Zusammenhänge nicht. Sie sind in letzter Zeit oft hier unterwegs, und sie verhalten sich auch sehr komisch im Moment. Es würde mich interessieren warum?“ Wieder wirkte es so, als würde er mich mit seinem Blick durchbohren. Ich ging automatisch ein paar Schritte nach hinten und stieß dabei schon an die Wand. „Ich weiß es nicht…“, Wahrheitsgemäße Antwort, okay, nur die halbe Wahrheit. Es hängt alles mit Ruby zusammen, doch wusste ich nicht, in wie fern ich es ihm erzählen konnte. „Deine Mutter kommt dich abholen?“ „Ja.“, ich biss mir dabei auf die Unterlippe. Das hatte ich doch vorhin gesagt. „Gut, sie muss mir ein paar Fragen beantworten, denn du scheinst sie mir nicht geben so wollen.“, grinste er leicht und drehte sich weg, ging hinüber zur seiner Couch, setzte sich darauf. „Mach es dir bequem.“, er deutet auf seine Couch, dann widmete er sich seiner Fernbedienung und machte seinen Fernseher an. Mit langsamen Schritten folgte ich ihm, setzte mich jedoch nicht gleich auf die Couch. Ich musste irgendwie schmunzeln, er trug eine graue Jogginghose und darauf war eine weiße Maus zusehen mit einer großen pinken Schleife an einem der Öhrchen. Dagegen wirkte das weiße Muskelshirt recht schlicht, dazu noch einen schwarzen Bolero. Seine noch leicht feuchten Haare, die fielen über seine Schulter. Seitlich betrachte könnte man fast meinen, dass vor mir eine junge schlanke Frau säße. „Du musst da nicht stehen, kannst dich gerne auch setzen.“, riss er mich aus meinen Gedanken. Er war schon komisch, blind, doch konnte er scheinbar alles sehen. Im Moment zappte er durchs Fernseherprogramm. Ich beschloss mich neben ihn zu setzen, guckte hinüber zum Fernseher. Kurz blieb er bei einem Sender, er wollte weiter schalten, wenn ich ihn nicht davon abgehalten hätte. Eine Nachrichtensprecherin sprach; „In dem Internat St. Marcus, eine der führenden Schulen für Schülerinnen, die erst kürzlich nach England zogen, wurden heute früh drei Mädchen als vermisst gemeldet.“ Drei? Ich und Ruby, wer denn noch? Doch etwa nicht diese kleine? „Wir schalten live vor Ort.“ Das Bild wechselte. Nun sprach ein Mann, der vor dem Hauptschulgebäude stand. „Meldungen zur Folge, sind die Mädchen schon in der Nacht verschwunden. Heute früh sind Ruby D., Chloé C. und Seraphina J. nicht zum Unterricht erschienen, nach längerem Prüfen, musste man feststellen, dass die drei Mädchen nicht mehr auf dem Gelände des Internats sind. Im nächstgelegenen Badezimmer von dem Zimmer in denen zwei der Verschwundenen Mädchen untergebracht sind, konnten heute früh Blutspuren sichergestellt werden. Doch Spuren eines Einbruches gab es nicht. Daher werden Entführungen nicht in Betracht gezogen. Momentan setzt die Polizei alles in Bewegung, die Eltern zu informieren. Sobald dies erledigt ist, werden demnächst Fotos der drei verschwundenen Mädchen veröffentlich.“ Also doch die Kleine, dann hängt wohl doch alles zusammen. Danke Mutter! In was hast du mich da nur rein gezogen… „Cloé C.?“, Jerra drehte sich zu mir herum, schaltet dabei den Fernseher auf Stumm. „Bist du?“ „Ja, und es war eine Entführung.“, meinte ich knapp und winkte dabei mit der Hand ab. „Was ist mit den anderen Beiden? Kennst du sie?“, „Flüchtig, Ruby Dornhorn ist eine Meinesgleichen und Seraphina Jones gehört zu den Blutsaugern. Meine Mutter wollte, dass ich Kontakt zur Ruby aufnehme.“, „Noch einen Wolf? Dann ist er nicht hier…“, Jerra wirkte als würde er nachdenken. „Nein, sie ist nicht hier.“ „Was meinst du mit, sie ist nicht hier?“, hackte ich nach. „Nicht im ihren Versteck.“, „Versteck, hier von denen?“, meine Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Ja, oberhalb des Waldes, da hört das Grundstück meines Vaters auf. Und da steht ein Gebäude von ihnen. Ich denke mal, sie wollten dich dahin bringen.“ „Sicher?“, „Ja…“, er schaltete den Fernseher aus, dann stand er langsam auf. „Deine Mutter ist gleich da.“ „Hä?“, er ging langsam zur Tür. „Aber vorher muss ich mich erst mal, um einem anderem Besuch kümmern.“, er drückte die Klinke runter und zog mit viel Schwung die Türe auf. Sie waren zu Zweit? Eh nur einer von den Beiden reagieren konnte, ertönte schon ein schmerzerfüllter Schrei, und der Erste fiel um. Den Zweiten hatte er relativ schnell an dem Baum dahinter drücken können. „Privatgrundstück, Blutsauger!“, sein Griff straff an der Kehle des Blutsaugers. Stück für Stück färbten sich, Jerras Augen wieder komplett schwarz, ein leichter schwarzer Rauch zog sich um seinen Kopf, seine Hörnchen waren auch wieder zum Vorschein gekommen. Er sah wohl immer so aus, wenn er kämpfte? Diese Zielgenauigkeit, ist er wirklich blind. „Was wollt ihr hier?“ Ein Lachen kommt über die Lippen seines Opfers. „Kannst du dir das nicht denken…“, wieder ein höhnisches Lachen. „Okay, dann halt anders formuliert, was wollt ihr von der Kleinen da?“, Jerra verstärkte seine Frage somit, in dem er die Kehle des Blutsaugers, fester zusammen drückte, so dass nur noch ein Röcheln über seine Lippen kam. „Antworte?!“, Jerra wurde immer ungeduldiger. „Du wirst… keine bekommen...“, kam es langsam über seine Lippen. „Dann brauch ich dich nicht mehr…“, auf Jerras Lippen breitet sich ein leichtes Lächeln aus. Gnadenlos bohren sich Jerras Nägel in die Haut hinein, Blut quoll aus den Wunden. Nur ganz langsam bohrten sich seine Nägel, Millimeter für Millimeter, immer tiefer rein. Bis alles relativ schnell ging, er fetzte die Kehle hinaus, Blutspritzer die bis zu zwei Meter weit flogen. Ich stand immer noch, ganz ruhig in seinem Haus, beobachte ihn genau. Mit der, nicht blutigen, Hand griff er sich selber ins Gesicht, hielt sie vor seinen Augen. „Alles in Ordnung?“, fragte ich vorsichtig, wie eine ängstliche Maus verlasse ich sein Haus, ging auf ihn zu. „Ja…“, meinte er leise, blieb aber so stehen. „Deine Mutter kommt genau richtig, immer dann, wenn alles vorbei ist.“, „Was?“, das kann doch nicht sein. Für einen Moment blieb alles sehr ruhig nun hörte ich es. Näher kommende Motorengeräusche erreichten mein Gehör. Ein schwarzes Auto fuhr den kleinen Abhang hinauf. Es dauerte auch nicht lange und es nahm die letzte Kurve, es hielt genau vor meinen Füßen. Die Türe zum Fahrersitz ging auf, Ducan kam zum Vorschein, die Beifahrertür schwang ebenfalls auf, Fang stieg aus, er lief ein, zwei Schritte und macht die Tür zum Rücksitz auf. „Du kommst wie immer zu spät!“, meckert Jerra drauf los, noch bevor sie richtig ausgestiegen war. „Du hattest doch unsere Hilfe nicht nötig gehabt.“, meinte sie etwas zynisch. So kenne ich sie, kühl wie immer und ihr Aussehen verstärkte das Ganze auch noch. Im schwarzen Anzug mit kurzen Rock, dunkler Seidenstrumpfhose und schwarzen Pumps, was auf dem Kies ziemlich gefährlich aussah. Auf ihrer Nase saß eine Sonnenbrille mit runden Gläsern und ihr Haar war streng nach hinten gebunden. „Wie wäre es mit einem Danke? Ich habe deiner Tochter das Leben gerettet – zweimal, HEUTE…!“ Er drehte sich zur ihr um, musterte sie nur kurz, dann fing er an zu lachen. „Mit dem Fummel könnte ich auch nicht kämpfen...!“, „Halt die Klappe, du Nichtsnutz.“, sprach Ducan. Nichtsnutz? Er hatte mir immer hin geholfen. „Ducan, halt dich da raus.“, wies ihn Fang zu recht. „Nichtsnutz?“ Jerras Augen waren noch immer komplett schwarz, er ließ seinen Blick über Ducan wandern. „Wer ist den jetzt erst gekommen, Hündchen?“ Betroffen blickte Ducan nach unten. „Und du!“, er zeigte auf meine Mutter. „Du bist mir ein paar Antworten schuldig!“ „Die wirst du bekommen, wenn wir Zeit dafür haben.“, meinte meine Mutter kühl. Zeit? was meinte sie damit, haben wir etwa keine? „Du wirst dir die Zeit nehmen müssen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)