Das Lied von Leben und Tod von SummerBreeze ================================================================================ Kapitel 11: Zwischen Wiedersehen und Abschied --------------------------------------------- Vor 40 Jahren stellten die Beatles der Welt eine einfache Frage. Sie wollten wissen, woher all die einsamen Menschen kommen. Meine neueste Theorie besagt, dass sehr viele dieser einsamen Menschen aus Krankenhäusern kommen, genauer gesagt aus den chirurgischen Abteilungen der Krankenhäuser. Als Chirurgen ignorieren wir unsere eigenen Bedürfnisse, damit wir die unserer Patienten bedienen können. Wir ignorieren unsere Freunde und Familien, damit wir die Freunde und Familien von anderen Leuten retten können. Und das bedeutet, dass wir am Ende eigentlich nichts weiter haben als nur uns selbst. Und nichts auf der Welt kann einem ein größeres Gefühl der Einsamkeit geben. In letzter Zeit funktionierte ich wie eine Maschine. Ich hatte schon vergessen, wann ich das letzte Mal zu Hause war oder sonst an einen anderen Ort, als das Krankenhaus. Seit einigen Wochen verbrachte ich, auch wenn ich keinen Dienst hatte, meine Nächte hier. Es war praktischer, einfacher, viel unkomplizierter und vor allem lenkte es mich von meinem Leben außerhalb dieser vier Wände ab. Wenn man das, was ich hatte, denn überhaupt Leben nennen konnte. Anscheinend schien das Chirurgin Dasein das einzige zu sein worin ich einigermaßen gut war. „Dr. Senju, hier für Sie!“, drückte mir Shino Aburame eine Plastiktüte in die Hand. Der Schwarzhaarige ließ es sich nicht nehmen mir jeden Tag etwas zu Essen vorbei zu bringen. Obwohl ich als Oberärztin mich um ihn kümmern müsste, schien es eher umgekehrt der Fall zu sein. Ich gab wohl ein armseligeres Bild ab als ich dachte. „Sie sollten nicht ihre ganze Freizeit hier verbringen. Er wird schon aufwachen, wenn die Zeit gekommen ist.“, nickte mir mein Assistenzarzt noch zu, bevor ich mich bedanken konnte und er wieder den Raum verließ. In gewisser Weise hatte Shino recht. Es brachte Sasori rein gar nichts, dass ich jede freie Sekunde an seinem Bett verbrachte. Ich hatte während der OP alles richtig gemacht. Ob er nun aufwachen würde, lag nicht mehr in meiner Macht. Es war schon seltsam, wie sehr ich an dem Rothaarigen hing. Die ganze Zeit über hatte ich seine Avancen abgeschlagen und ihn wie ein Kind behandelt. Doch jetzt, wo er nicht mehr da war, vermisste ich ihn. Der sonst so kalte Muskel in meiner Brust schmerzte so sehr, dass ich manchmal glaubte, ich würde an Herzversagen sterben können. „Du Vollidiot, wach endlich auf!“, flüsterte ich und legte meinen Kopf auf die Bettkante. Ich war so unglaublich müde von diesem Leben. „Hey Süße, wach auf!“, hörte ich eine sanfte Stimme flüstern. „Hmm…“ „Komm schon, ich fahre dich nach Hause!“, sprach die Stimme erneut und ich zwang mich dazu meine Augen zu öffnen. Ich war wohl eingeschlafen. „Temari?“, sah ich meine blonde Freundin fragend an. Was hatte sie hier verloren? „Ein Wunder, dass du mich noch wiedererkennst, solange hast du dich hier schon verbarrikadiert.“ „Ich musste viel arbeiten.“, rieb ich meine müden Augen und hoffte meine Freundin würde nicht weiter fragen. Der Nachteil darin New Yorks beste Anwältin zur Freundin zu haben, war, dass man rein gar nichts vor ihr verheimlichen konnte, noch in der Lage war sie anzulügen oder ohne große Erklärung ihr davon zu kommen. „Ja, das hier sieht auch sehr nach Arbeit aus!“, hob sie eine geschwungene Augenbraue. „Was weißt du schon über meine Arbeit!“, seufzte ich beleidigt. Meine Worte klangen härter, als beabsichtigt. Jedoch hatte ich wahrlich keinen Nerv dazu mich gegen Temari zu verteidigen. „Ja ja, leck mich! Ich fahr dich nach Hause, dann kannst du dich Mal richtig ausschlafen und ausnahmsweise etwas Vernünftiges essen.“ „Tzz.“, seufzte ich genervt und gab mich geschlagen. Mit der Sabakuno zu diskutieren wäre hoffnungslos! „Nichts zu danken!“ „Oh Saku, da bist du ja endlich!“, umarmte mich meine zierliche Mitbewohnerin, als ich das Wohnzimmer erreichte. Die Müdigkeit der letzten Tage saß fest in meinen Knochen, dass ich mich unweigerlich auf die Couch fallen ließ. Wenn ich so weiter machen würde, müsste ich mich selbst ins Krankenhaus einweisen. Warum nur fiel mir das Leben außerhalb meiner Arbeit so viel schwerer? „Was ist mit ihr los?“, flüsterte Hinata meiner blonden Freundin zu, die mich unbedingt begleiten musste. „Die dumme Kuh hat nur schlechte Laune!“, antwortete ihr Temari genervt. Ich hatte sie über die ganze Autofahrt ignoriert. „Ich kann euch hören!“, gab ich von mir und verdeckte meine Augen mit meinem Unterarm. Hatte Hinata neue Lampen oder warum war das Licht plötzlich so grell? „Hattest du einen schlechten Tag?“, kniete sich Hinata vor mir und legte ihren Kopf auf meinen Schoss. Aus Gewohnheit fuhr ich mit der freien Hand über ihr langes, schwarzes Haar. Temari konnte ich jederzeit trotzig antworten, doch bei Hinata brachte ich es nicht über mich. Es wäre, als würde ich eigenhändig auf Bambi schießen. „Eher einige schlechte Wochen!“, versuchte ich ruhig zu antworten. „Jetzt bist du ja endlich zu Hause!“, flüsterte meine Mitbewohnerin sanft und ließ mich ohne weiteres, nur durch ihre mitfühlende Art, in Tränen ausbrechen. „Sa-sasori … er wacht nicht au-auf!“, schluchzte ich erbärmlich und war nicht fähig mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. „Süße …“, setzte sich auch nun Temari zu mir und strich mir meine Tränen von den Wangen. „Du hast dein Bestes getan!“ „Das ist es ja. Ich hab alles erdenklich Mögliche getan, warum wacht er dann nicht auf?“, weinte ich nun hemmungsloser. Die ganzen Wochen hatte ich mich im Krankenhaus zusammengerissen. Ich hatte es mir nicht erlaubt nur eine Millisekunde Schwächen zu zeigen, doch hier, zu Hause, bei meinen Freunden konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Hier war ich nicht mehr die talentierte, schöne, erfolgreiche Dr. Sakura Senju. Hier war ich nur die kleine, arme Sakura Haruno. „Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass alles gut wird …“, hörte ich Temari zu ersten Mal seit wir uns kannten nach den richtigen Wörtern suchen. „Manchmal sitze ich an seinem Bett und stelle mir vor, wie er die Augen aufschlägt und mich mit seinen unverschämten Sprüchen in Verlegenheit bringt. Dabei höre ich ganz deutlich seine schöne, helle Stimme und sehe sein freches, verschmitztes Lächeln, wie er sich gerade durch seine ungebändigten Haare fährt und so ahnungslos tut, als würde er nicht wissen, welche Wirkung er hat. Dieser verdammte, kleine Vollidiot!“, wollten meine Tränen einfach nicht mehr aufhören. „Du hast dich verliebt.“, schluckte Hinata schwer. Ich konnte ihre Anspannung greifbar spüren. „Ja…“, presste ich meine Lippen zusammen und verlor Stumm meine restlichen Tränen. Es klang absurd, grenzte am unmöglichen und war auch so nicht richtig, doch ich hatte mich gegen aller Vernunft in den 19 jährigen verliebt. Dieses Gefühl tat so sehr weh, dass ich zu ersticken drohte. Vor 400 Jahren hatte John Donne, ein bekannter Engländer, auch eine Meinung über das Alleinsein. Er meinte, wir wären niemals allein. Natürlich hat er das eleganter formuliert. "Kein Mensch ist eine Insel, ganz für sich allein." Vergesst mal das mit der Insel. Er hat nichts weiter gemeint, als dass jeder von uns einmal jemanden braucht. Jemanden, der uns zeigt, dass wir nicht allein sind. „Hey Saku, ich habe dir eine Suppe gemacht. Du musst endlich etwas essen!“, betrat meine Mitbewohnerin mein Zimmer. Ich hatte mich nach meinem Zusammenbruch von der Arbeit freistellen lassen. Temari hatte mir versprochen jeden Tag nach Sasori zu sehen und mir zu berichten, wenn sich sein Zustand verändern würde. Nun lag ich schon seit einer Woche im Bett und war nur noch ein Hologramm meines Selbst. Ich fühlte mich, als stecke ich in einer Zeitlupe fest und alles um mich herum bewegte dich in zehnfacher Geschwindigkeit. Nur ich kam nicht mit. Ich wollte nur zurück, zurück zu dem Zeitpunkt, wo alles gut war. Doch ich erinnerte mich nicht mehr an diese Zeit. Denn in meinem Leben schien schon immer alles schief zu gehen. „Saku, rede doch bitte endlich mit mir!“, verzweifelte die Dunkelhaarige und legte sich zu mir ins Bett. Ihre hell, leuchtenden, lavendel farbenden Augen waren so schön, dass sogar die Tränen, die sich darin füllten, wie kleine, flüssige Diamanten glänzten. Ich wollte sie am liebsten mit meinen Fingern auffangen, doch ich war nicht im Stande mich auch nur im Entferntesten zu bewegen. „Süße, das tut dir nicht gut!“, kam Temari einen anderen Tag mich besuchen. Ich hatte vergessen, wie lange ich schon hier lag. Sie setzte sich an meine Bettkante und strich mir sanft über die Haare. Ihre Berührung versprühte eine derartige Wärme, dass es meinen ganzen Körper erreichte und ließ mich unweigerlich meine Augen schließen, so dass ich seit Wochen zum ersten Mal einen ruhigen Schlaf fand. Ich wusste nicht, wie lange Temari bei mir gewesen war, doch als ich wieder die Augen öffnete, war es schon dunkel und sie war nicht mehr da. Ich wollte mich bei ihr bedanken, jedoch schien mir alles so weit weg, dass ich nur in meinem Bett liegen konnte. Lag ich nun eine Woche, zwei Wochen oder einen Monat hier? Ich wusste es nicht. Das einzige, was ich noch mitbekam, waren die Besuche meiner Freundinnen. Jedoch brachte ich es nicht über mich mit ihnen zu reden oder sonst ein gesundes Lebenszeichen von mir zu geben. Es war nicht so, dass ich es nicht wollte, ich konnte es einfach nicht. Alles in mir schmerzte und nur der Gedanke daran Sasori könnte nie wieder aufwachen gar sterben, ließ jede Zelle meines Körpers lähmen. Aber nicht nur der Gedanke an Sasori machte mich krank auch der an einem gewissen Schwarzhaarigen ließ mich nicht los. Mein verlogenes, kleines Herz! „Hey Sakura, wach auf!“, hörte ich eine bekannte, männliche Stimme zu mir durchdringen. „Reiß dich zusammen!“, sprach die Stimme erneut und ich versuchte meine Augen zu öffnen. Ich war so unglaublich müde. „Schätzchen, komm schon. Wir sind es!“, sprach nun eine weibliche Stimme zu mir und ich riss erschrocken die Augen auf. Eine schlechte Idee! Durch das grelle Licht schmerzten meine Augen fürchterlich und unweigerlich schloss ich sie wieder, um sie im nächsten Moment erneut, doch diesmal vorsichtiger, zu öffnen. „I-ino? Naruto?“, bekam ich nur krächzten raus. „Kami sei Dank, ich dachte schon du hättest deine Zunge verschluckt.“, hörte ich Temari sagen noch bevor ich sie neben Hinata an der Tür gelehnt entdeckte. „Trink erst einmal etwas!“, reichte mir Ino ein Glas Wasser. „Wa-s macht ihr hier?“, sprach ich unsicher und schaute zu Naruto. Wir hatten uns das letzte Mal kurz nach meinem Staatsexamen gesehen. Auch wenn wir unseren Kontakt pflegten, schafften wir uns nicht regelmäßig zu treffen. Nicht zuletzt lag es an seinem Erfolg in Europa. Das letzte Mal hatte er mir freudig erzählt, dass er bei einem der Top Clubs in der spanischen Liga Primera Division spielte. „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“, antwortete der blonde Chaot besorgt und legte eine Hand an meine Wange. Unfreiwillig fing ich an zu weinen. Ich hatte ihn so sehr vermisst! „Na-naruto …“, schluchzte ich nun in seinen Armen. „Da reise ich extra aus Japan her und sie hat nur Augen für diesen Vollidiot!“, betonte Ino gespielt beleidigt. „Ich sehe halt viel besser aus!“, antwortete ihr Naruto, während er mir über meinen Kopf streichelte. „I-ich hab euch beide ver-misst!“, wischte ich mir meinen Tränen weg und schaute in die erleichterten Gesichter meiner Freunde. Sie hatten sich sichtlich große Sorgen gemacht. Wenn man Arzt ist, sagen einem die Patienten ständig, wie sie unsere Arbeit machen würden. „Nähen Sie’s einfach, tun Sie ein Pflaster drauf und schicken Sie mich nach Hause.“ Es ist leicht eine schnelle Lösung parat zu haben, wenn man nicht viel von dem Problem versteht, wenn man nicht weiß, welchen Hintergrund etwas hat oder wie tief die Wunde wirklich ist. Der erste Schritt auf dem Weg zur wahren Heilung ist, genau zu wissen um welche Krankheit es sich überhaupt handelt. Aber so was wollen die Leute ja nicht hören. Wir sollen die Vergangenheit vergessen, die uns an diesen Punkt gebracht hat, die zukünftigen Verwicklungen ignorieren, die sich vielleicht ergeben und die schnelle Lösung akzeptieren. Ino und Naruto hatten es wirklich geschafft mich binnen einiger Tage wieder hoch zu bekommen. Ich schaffte es wirklich halbwegs wieder am Alltag teilzunehmen. Auch wenn Sasori’s Zustand sich nicht verbessert hatte, so gaben mir Ino und Naruto die nötige Kraft nicht daran zusammenzubrechen. An dem Sprichwort: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“, schien wahrhaftig etwas Wahres dran zu sein. „Müsst ihr wirklich morgen schon fliegen?“, jammerte ich und nahm einen Schluck meines viel zu süßen Getränkes. „Mein Training beginnt wieder.“ „Bei mir sind die Dreharbeiten einer neuen Serie.“ Niedergeschlagen ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Ich wollte meine besten Freunde nicht wieder gehen lassen. „Kopf hoch, Prinzessin!“, lächelte Naruto breit und tätschelte mir über den Kopf. „Eine ganz andere Frage…“ „Nein, du bekommst Hinata’s Nummer nicht!“, unterbrach ich ihn bevor er noch zu Ende reden konnte und zeigte ihm trotzig die Zunge. Auch wenn ich ein wenig neben der Spur war, konnte ich dieses nicht selten lustige Theater zwischen den Beiden mitbekommen. Es war so amüsant, dass es wieder schon süß war, wie die Beiden sich ineinander verguckt hatten. „Ach, dafür hab ich schon selber gesorgt.“, kratzte sich der Blonde verlegen den Kopf. „Wie?“, kam es von Ino und mir gleichzeitig. „Ähmm… ja … also ich hab ihr gesagt, wir sollten besser Nummern austauschen für den Fall, dass es mal Sakura wieder schlechter geht… und ja… es hat geklappt!“, grinste der Blonde über beide Ohren. „Lügner!“ „Schamlos!“ „Ey, ich meinte es ernst. Ich mache mir wirklich Sorgen und ja, ich wollte Hinata’s Nummer. Daran gibt es doch nichts auszusetzen.“, verteidigte sich Naruto und widmete sich wieder seinem Essen. „Ist schon okay. Was wolltest du mich dann fragen?“, lächelte ich ihn wieder an. „Ach ja … ich will nicht die Stimmung verderben, aber ich habe mich die Tage auch mit Sasuke getroffen und er hat mir erzählt, dass er dich seit Wochen versucht zu erreichen. Willst du ihm nicht vielleicht einmal antworten?“ „Nein!“ „Fuck! Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber Naruto hat recht. Saku, du solltest einmal mit Sasuke reden.“, stimmte meine beste Freundin dem Blonden zu. Seit wann verstanden sich die Beiden eigentlich wieder. Das letzte Mal, als ich sie miteinander reden sah, war, als ich siebzehn war und soweit ich wusste, herrschte seit dem an auch Funkstille zwischen den Beiden. „Seit wann redetet eigentlich wieder miteinander?“, schaute ich Beide abwechselnd an. Irgendetwas stimmte hier nicht. „Äh.. es geht hier nicht um uns, sondern um dich!“, wimmelte Ino meine Frage ab. Doch so schnell gab ich mich nicht geschlagen. „Dann geht euch die Sache mit Sasuke auch nichts an!“, wendete ich mein Blick zu meinem Essen. Ich hatte bisher noch gar nichts gegessen. „Du sture Göre!“, seufzte Ino und flüsterte etwas in Naruto‘s Ohr, der wiederwillig nickte. „Okay, wie du willst, aber dann musst du dich zu einem Treffen mit Sasuke zwingen.“, stellte Ino die Forderung auf. Ich nickte, während Naruto verschmitzt grinste. Ich wusste selbst, dass es eine Art Falle gewesen war, jedoch war ich ein Opfer meiner Neugier. „Letztes Jahr war ich wegen einiger Jobs in Frankreich und da sind wir uns zufällig über den Weg gelaufen.“ „Sie hat mich gestalkt.“ „Fresse! Ich wusste nicht, dass Naruto bei Paris Saint Germain spielt. Wie das Schicksal so spielt, habe ich eine Freundin zu einem Spiel begleitet. Sie war mit dem Torwart zusammen und zufällig habe ich dann Naruto getroffen. Wir haben uns danach noch einige Male getroffen und na ja, das war‘s.“, erzählte Ino und versuchte dabei Naruto so gut es ging zu ignorieren. „Du lügst!“ „Tu ich nicht!“ „Doch!“ „Nein!“ „Ich glaub dir nicht!“ „Pech!“ „Sie lügt nicht! Wir haben uns einige Male getroffen, uns geküsst, sind im Bett gelandet und einige Zeit miteinander ausgegangen bis Ino mit mir Schluss gemacht hat. So schwer ist das doch nicht!“, erzählte Naruto den Rest der Geschichte und warf meiner blonden Freundin einen bösen Blick zu. „Was?“, sagte ich ein wenig überfordert. Damals war Ino so sehr in Naruto verliebt, dass sie sich für ihn komplett neu erfand. Sie hörte auf Fußball zu spielen, hing nicht mehr mit den Jungs ab und benahm sich seltsam mädchenhaft. Warum sollte sie mit ihm Schluss machen und seit wann hatte Naruto Gefühle für Ino? „Nimm es einfach hin, wie es jetzt ist. Es gibt da nichts Großartiges zu erzählen!“, sagte Ino und stand auf. „Wir haben unseren Teil der Abmachung eingehalten, nun bist du an der Reihe. Sasuke ist in einigen Minuten hier.“, grinste Naruto mich an. „Was? Nein, doch nicht jetzt! Das könnt ihr nicht machen!“, flehte ich meine Freunde an und ignorierte die seltsamen Blicke der anderen Gäste. Ich wollte nicht auf Sasuke treffen. Nicht hier, nicht heute, ich war dazu noch nicht bereit. „Zu spät!“, lächelte meine beste Freundin mir frech zu und begrüßte den Schwarzhaarigen, der gerade unseren Tisch erreichte. Da hatte ich mir mal wieder selbst ein Bein gestellt. „Iss endlich!“, seufzte Sasuke. Wir saßen jetzt schon eine Weile alleine an dem Tisch und er hatte mir etwas Neues zum Essen bestellt, da meins schon kalt geworden war. „Mir ist der Appetit vergangen.“, blickte ich nicht von meinem Teller hoch und stocherte weiterhin in meinen Nudeln. „Du bist zu dünn.“, klang er besorgt und ließ mich kurz aufschauen. Wie sollte ich ihm denn widerstehen, wenn doch nur alles an ihm auf mich ansprechen wirkte? Es war zum verrückt werden. „Worüber wolltest du mit mir reden?“, schaffte ich es endlich zu fragen. Wir konnten hier ja schlecht den ganzen Tag verbringen. „Sakura … Die Sache letztens … Es war nicht das wonach es aussah.“ „Also hattest du nicht mit ihr geschlafen, nachdem ich dich versetzt hatte?“ „Doch, aber ...“ „Kein aber, Sasuke! Ich hatte nicht erwartet, dass du den ganzen Abend auf mich wartest, aber deswegen gleich die nächste abzuschleppen, sollte sogar unter deinem Niveau sein.“, sagte ich mit fester Stimme. Er sollte nicht wissen, wie sehr er mich damit verletzt hatte. „Das Schicksal scheint nie auf unserer Seite zu sein.“, senkte Sasuke seinen Blick und zum ersten Mal klang seine Stimme nicht beherrscht und kühl. „Hätte Karin mich damals nicht angeschossen, hättest du nicht die Nerven verloren.“ „Dann hätte dich Tsunade nicht zu sich genommen und du wärst nicht weggegangen.“ „Wäre Sasori nicht an dem Tag eingeliefert wurden…“ „…wärst du pünktlich gewesen…“ „…und du hättest die Nacht nicht mit einer Anderen verbracht.“ „Vielleicht hätten wir dann zusammen die Nacht verbracht.“ „Vielleicht. Doch es ist nun mal so, wie es gekommen ist.“, schaute ich wieder auf meinem Teller. Es schien hoffnungslos zu sein. Wir schienen hoffnungslos zu sein. „Gib mir eine Chance!“, holte mich Sasuke plötzlich aus meinen Gedanken. „Was?“ „Gib mir bitte eine Chance! Ich weiß, dass das Schicksal es nicht gut mit uns meint und auch die ganzen anderen Verhältnisse, wie wir uns kennengelernt haben, uns wieder gesehen haben, stimmen nicht so recht. Aber ich möchte, dass du mir eine Chance gibst, nur einen Abend. Jeden einzelnen, verdammten Tag der letzten acht Jahre habe ich es bereut dich gehen gelassen zu haben. Jede einzelne, verdammte Nacht der letzten acht Jahre habe ich geträumt, wie du auf mich zu rennst und in meinen Armen stirbst. Ich weiß, ich habe kein Recht dich darum zu bitten, aber bitte gib mir eine Chance, gib uns diese Chance!“, sprach Sasuke entschlossen, als hänge sein Leben von meiner Antwort ab. „Wi-wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte ich unsicher und wehrte mich gegen das Bedürfnis ihm in die Arme zu springen. Denn auch wenn es dumm war, das war alles, was ich wollte. „Es ist jetzt kurz vor 16 Uhr. Ich hole dich um 19 Uhr ab.“ „Und dann?“ „Lass dich überraschen.“ „Sasuke, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“, gab ich meine Zweifel ehrlich zu. „Vertrau mir!“, lächelte der Schwarzhaarige mich an. Wie könnte ich diesem Lächeln jemals denn widerstehen? „Du und Sasuke Uchiha also!“, bemerkte Temari, während sie meine Haare in großen Locken drehte. „Tu nicht so, als ob es dich überraschen würde.“, blies ich beleidigt meine Wangen auf. Seit ich die Bombe platzen ließ, musste ich mir Kommentare von seitens meiner angeblichen Freunden anhören. „So viel zu der sexuellen Spannung.“, lächelte Temari meinem Spiegelbild zu. „Du und deine doofe Spannung. Für dich haben sogar Goldfische eine sexuelle Spannung. Du solltest dir langsam einen Mann suchen!“, streckte ich ihr frech die Zunge raus. „Du hast es auch schon bemerkt, wie sie sich gegenseitig anschmachten?“, grinste Ino. „Das ist ja kaum auszuhalten!“, bestätigte ihr Temari. „Sei du mal ganz leise, mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen!“, warf ich Ino einen bösen Blick zu, wobei ich kurz auf Naruto und Hinata blickte, die sich gerade in einem angeregten Gespräche befanden. „Warum müssen immer die Hühnchen darunter leiden?“, seufzte Ino theatralisch. „Was willst du überhaupt anziehen?“, fragte meine Mitbewohnerin und setzte sich zu uns. „Ich habe da noch so ein weißes Cocktailkleid.“ „Seit wann hast du dein weiß-Trauma überwunden?“, fragte Ino neugierig und suchte in meinem Schrank nach dem besagten Kleid. „Seit ich mich dazu beschlossen habe Ärztin zu werden.“ Es hatte mich damals mehr Überwindung gekostet, als gedacht mich in weißen Sachen zu sehen. Immer wieder hatte ich das Bild von der Leiche meiner Mutter vor Augen, wie sie in ihrem weißen Kleid aufgespießt am Zaun hing. Anfangs hatte ich mich immer wieder übergeben müssen bis ich es irgendwann einmal geschafft hatte zu akzeptieren. Ich konnte mein ganzes Leben nicht von einem Ereignis abhängig machen. Ich hatte lang genug in der Vergangenheit gelebt. Als Ärzte, als Freunde, als menschliche Wesen versuchen wir immer alles so gut zu machen, wie wir können. Doch die Welt steckt voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Und wenn man gerade angefangen hat sich auszukennen, bewegt sich der Boden unter einem und auf einmal kippt man einfach um. Wenn man Glück hat, tut man sich dabei nicht viel. Eine kleine Verletzung, auf die man ein Pflaster kleben kann. „Du siehst wunderschön aus!“, bemerkte Sasuke. „Danke, du aber auch!“, gab ich schüchtern zurück. Ich fühlte mich wie ein 14 jähriges Schulmädchen bei ihrem ersten Date. „Wo fahren wir eigentlich hin?“, schaute ich aus dem Fenster, um so vielleicht einen Hinweis zu entdecken. „Wirst du…“, unterbrach ihm das Klingeln meines Handys. „Entschuldigung, ich mache es sofort aus!“, schaute ich kurz auf das Display und erkannte die Nummer. „Es ist das Krankenhaus. Ich muss da ran!“, entschuldigte ich mich und nahm ab. „Ja … Kein Problem … Was … Ja … Nein, nein … Okay!“ „Was ist passiert?“, schaute mich Sasuke nun ernst an. Ich konnte meine Gefühle noch nie richtig verstecken. „Sasori ist wach!“, versuchte ich so gut es ging zu sprechen, wobei ich meine Tränen nicht mehr verhindern konnte. Als ich siebzehn war verliebte ich mich in einem Jungen. Gegen meine damalige Natur ließ ich zum ersten Mal Gefühle zu und musste die bitterliche Erfahrung eines gebrochenen Herzens machen. Es lag nicht an dem Jungen, dass mein Herz gebrochen wurde, sondern die Situation an sich war verzwickt. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich beschlossen mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und mich nicht von der Liebe runterziehen lassen. Acht Jahre lang ohne dass ich ihn sah noch hörte hielt sich diese dumme Liebe fest verankert in meinem Herzen. Die erste Liebe vergisst man wohl nie. Doch auch wenn die Liebe zu diesem besagten Jungen noch an seinem Platz war, hatte sich eines verändert … Ich hatte mich in der Zwischenzeit in Jemanden anderen verliebt. Was für ein verräterisches Herz ich doch hatte. „Sasori!“, schrie ich außer Atem, als ich endlich das Zimmer erreichte. „Hast du mich vermisst, Sakura?“, schenkte mir der Rothaarige ein schiefes Lächeln und leckte sich dabei genüsslich über die Unterlippe. „Für dich noch immer Dr. Senju!“, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten und fiel ihm in die Arme. „Schließ lieber die Tür ab bevor du über mich herfällst. Hier laufen seit neustem Spanner rum!“ „Was?“, wischte ich meine Tränen weg und folgte Sasori’s Blick, als ich Sasuke am Türrahmen erkannte. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie er mir gefolgt war. „Sasuke, du musstest nicht mitkommen.“, befreite ich mich wieder aus den Armen des Rothaarigen und setzte mich ans Bettende. Irgendwie war mir diese Situation unangenehm. „Tzzz Frauen. Da liege ich nur einige Wochen im Koma und du suchst dir schon einen Neuen.“ „Sei nicht so frech! Sasori, das ist Sasuke Uchiha, Sasuke Sasori!“, lächelte ich zwischen den Beiden her. Mein Leben war eine Aneinanderreihung von seltsamen Ereignissen. Manchmal dachte ich mir wirklich, ich wäre ein Teil einer schlechten Seifenoper. Ich meine ja nur, hatte Gott eigentlich wirklich Spaß mir dabei zu zusehen? So viel Drama war doch nicht mehr normal, oder was meint ihr? Wie auch immer… Um der peinlichen Stille zu entfliehen, hatte ich angefangen Sasori zu untersuchen. Seltsamerweise hatte es wirklich dem Anschein, dass es ihm besser ging. Da ich es mir nicht mit Gott verscherzen wollte, nahm ich das mal so hin. Ich war derart erleichtert über Sasori’s plötzliches Aufwachen, dass ich keine Sekunde von seiner Seite wich und dies ließ Sasuke keine Sekunde von meiner Seite weichen. Irgendwann aber überkam mich doch die Müdigkeit und ich schlief an dem Bettende ein. Ich wusste nicht genau, wie lange ich geschlafen hatte, aber die flüsternden Stimmen ließen mich wieder aufwachen. Erst wollte ich die Augen öffnen, als ich überrascht feststellte, dass es Sasuke und Sasori waren, die sich miteinander unterhielten. Ich wusste, sobald sie merkten, dass ich wieder wach war, würden sie ihre Unterhaltung unterbrechen. So ließ ich sie lieber in dem Glauben, ich befände mich noch im Land der Träume und lauschte dabei ihren Stimmen. „Ich werde Sie nicht kampflos aufgeben.“, flüsterte Sasori und ich spürte seinen Blick auf mir. „Was willst du Krüppel gegen mich schon anstellen?“, antwortete Sasuke kühl und ich hatte das starke Bedürfnis ihn in die Weichteile zu treten. „Du hast recht! Vielleicht gewinnst du in diesem Leben, doch in jedem Anderen wird sie mir gehören.“ „Das werden wir sehen!“ „Sie ist viel zu gut für dich.“ „Ich weiß…“, seufzte Sasuke und ließ mich unweigerlich an einem schlechten Gewissen leiden, dass das Gespräch nicht für meine Ohren bestimmt war. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten, bewegte ich mich langsam und rieb meine Augen. „Hey Schlafmütze, deine Wimperntusche ist verschmiert.“, begrüßte mich der Rothaarige. „Sehr witzig, ich geh mich kurz frisch machen.“ „Willst du mir keinen Guten-Morgen-Kuss geben?“ „Hn.“, gab Sasuke genervt von sich. Er war wirklich die ganze Nacht geblieben. „Ich gib dir gleich etwas ganz anderes!“ „Wow, du bist also eine der wilden Sorte!“, grinste Sasori mir noch frech hinterher ehe ich sein Zimmer verließ. Als ich wieder aus der Toilette kam, wirkten die Gänge schon belebter. Doch das war ich ja gewohnt, sagte ich mir. Ich ließ es mir trotzdem nicht nehmen mich zu beeilen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich rannte, die Geräusche wurden immer lauter und auf einmal wurden die Menschen um mich herum hektischer. Ich hielt die Luft an und versuchte auszumachen, was passiert war, doch das Gedränge verschluckte mich. Ich rannte in die Menge und suchte den Ursprung des Lärms. Auf einmal nahm ich den Raum wahr, vor dem ich stand. Doch als ich gerade versuchte näher zu gehen, wurde ich von jemandem zurück gehalten. Man wollte die Vorhänge schließen, doch da sah ich schon Sasori leblosen Körper auf dem Bett liegen, umgeben von Ärzten, die ihn versuchten wiederzubeleben. Ich kniff die Augen zusammen, doch der durchgehende Piep ließ auch das letzte Stück Hoffnung in mir sterben. Mit einem Ruck wurden die Vorhänge zugezogen und ich sank auf die Knie. „Es tut mir leid …“, hörte ich Sasuke neben mir flüstern. Aber es gibt Wunden, die tiefer gehen, als es zunächst den Anschein hat. Da braucht man mehr als eine schnelle Lösung. Bei manchen Wunden muss man das Pflaster einfach abreißen, man muss Luft an sie lassen und ihnen Zeit geben, damit sie heilen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)