Ich hasse ihn...glaube ich von Julianama ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Eigentlich wollte ich ihm nicht helfen, aber da er mich an meinem Kragen gerade über einen 100 m tiefen Abgrund hielt und mir drohte mich loszulassen, wenn ich ihm nicht helfen würde, stimmte ich zu. Er ist groß, er ist stark! ICH HASSE IHN!!! Hab ich schon gesagt, dass ich ihn hasse? Und warum musste ich ihm helfen und vor allem, wobei? Das wollt ihr wohl gerne wissen, was? Alles begann eigentlich mit diesem Schulausflug. Nein! Quatsch, viel früher! Am besten beginne ich am Anfang. Vor genau 2 Wochen wachte ich an einem sonnigen Sommermorgen auf, die Vögel zwitscherten und es war ruhig. Zu ruhig für meinen Geschmack und das konnte nur eines bedeuten: Heute würde irgendetwas (für mich) schreckliches passieren. Man konnte diesem Friede-Freude-Eierkuchen Tag einfach nicht vertrauen. Ich spreche aus Erfahrung! Meistens passiert nämlich so etwas: Entweder werde ich beinah überfahren, ein Baustellenteil landet genau vor meinen Füßen und hätte mich beinah zerquetscht oder meine Lehrer kommen auf die Idee, mir wieder irgendwelche sinnlosen Extraaufgaben aufzudrücken, wie den Müll zum Müllschlucker zu bringen, in den ich außerdem auch schon mehr als nur 1 mal fast reingefallen wäre. Davon abgesehen hatte ich heute Mittagsschule, was meine Laune erheblich verbesserte. Mal wieder. Also zog ich mich missmutig an, verrichtete eine kurze Katzenwäsche und trampelte die Treppe hinunter. Kaum war ich an der letzten Stufe angekommen, schrie auch schon jemand: „Mike, beweg deinen lahmen Hintern in Richtung Auto, ich warte nicht ewig!“ Meine geliebte Schwester. Wie sie beim Schreien ihr Gesicht verzerrt, lässt sie einfach noch schöner aussehen. Im Ernst, sie sieht aus wie ein General, der seine Kompanie anschnauzt. Vor allem aber bewegt sich ihr Kiefer mahlend von links nach rechts und ihre Augen treten aus den Augenhöhlen hervor!!! Und ihre Gesichtsfarbe gleicht immer einer überreifen Tomate. Ihr armer Blutdruck, das konnte doch nicht gesund sein?! Auf jeden Fall schlenderte ich in einem gemächlichen Tempo in die Richtung des Autos, um sie noch wütender zu machen. Ja, ihr habt es erfasst: Ich liebe es sie zu reizen! Sie war aber auch einfach zu leicht zu ärgern. Tja ein Löwe, so wie ich. Aber bevor ich die langweilige Fahrt beschreibe, möchte ich doch lieber solange etwas von mir und meiner „wunderbaren“ Familie erzählen. Wie ihr bereits wisst, heiße ich Mike. Leider noch nicht volljährig, sondern noch junge 16 und das Weib von Schwester hinter dem Steuer, welche gerade wieder wie eine Furie wild in der Gegend herum gestikuliert und andere, arme Autofahrer verschreckt, nennt sich Nadja. Sie ist 20 und leider wohnt sie noch bei uns. Sie hat lange blonde Haare und grüne Augen und ist nicht besonders groß. Normale 1,68 m eben. Ich bin 1,70 m groß, habe braune, wuschelige, schulterlange Haare und grüne Augen. Ich liebe die Farben Schwarz und Blau und ich hasse Rosa und Gelb. Die restlichen Farben finde ich ganz in Ordnung. Bin außerdem modebewusst und zocke gerne. Weitere Infos sind nebensächlich und erklären sich von selbst im Laufe der Zeit. Als wir nun endlich ohne Zwischenfälle an der Schule ankamen, wartete schon mein bester Freund Alex auf mich. Der Rest meiner Clique war entweder schon drinnen oder einfach noch nicht da. Wir sind 5 Jungs und 3 Mädchen, allesamt computersüchtig und total abgedreht. Wir werden immer als die Freaks bezeichnet, sind jedoch anerkannt und beliebt bei den Anderen, vor allem aber, weil wir die Stimmungsmacher sind und bei keiner Party fehlen dürfen. Natürlich ohne Alkohol. Im Laufschritt gingen wir über den Pausenhof und unterhielten uns über das kommende Wochenende und den Schulausflug in 2 Wochen. Geplant war ein Jahrgangsstufenausflug nach Berlin für 10 Tage (Hin- und Rückfahrt nicht mit eingerechnet). Ich freute mich eigentlich auf den Ausflug, wenn da nicht ein kleines, nein, großes Problem wäre: Ethan (englische Aussprache). Groß, muskulös und leider auch gewaltbereit. Ich habe ihn zwar noch nie jemanden verprügeln sehen, doch die Gerüchte und seine Muskeln reichen aus, um genügend Respekt zu verbreiten. Dafür, dass er 1,85 misst ist er ganz schön tollpatschig, dadurch ging ein Spint zu Bruch, da er über eine Tasche gestolpert und dann gegen ihn geknallt war. Der Knall war so laut, dass sogar die Schüler im hintersten Teil des Gebäudes ihn hören konnten. Mein Problem ist jetzt, dass heute die Sitzordnung für den Bus und Zimmerpartner gelost werden. Es wird Zweibett- und Einzelzimmer geben und wie ich mich und meine Pechsträhne kenne, werde ich mir Sitz und Zimmer mit Ethan teilen müssen. Alex meint, ich sei zu pessimistisch, aber wie soll man bei diesem Pech optimistisch bleiben. Ich möchte gerne wieder lebend von diesem Ausflug zurückkehren! Und dieser Arsch von Steven grinst die ganze Zeit schon so blöd. Steven und ich sind Todfeinde! Wir hassen uns abgrundtief! Schon im Kindergarten haben wir uns gezankt. Leider ist er der Liebling der Lehrer und ich kann mir gut vorstellen, dass er bei der „Auslosung“ seine Finger mit im Spiel haben wird. Ich kann nur beten, dass es nicht so ist und ich neben Alex oder jemand anderem sitzen muss. Gerade stuppst mich Alex an und ich drehe mich zu ihm um und schaue ihn fragend an: „Jetzt mach dir nicht ins Hemd und freu dich lieber auf die 10 Tage Schulfrei. Entspann dich und genieß es, danach kannst du immer noch fluchen, aber bitte verdrieße mir nicht schon wieder einen Tag mit deiner schwarzen Aura. Das hast du schon oft genug!“ Und da war es wieder. Mein schlechtes Gewissen meldete sich und schien mir mal wieder sagen zu wollen, es nicht zu übertreiben. 340 Tage im Jahr schlechtes Karma sind nicht unbedingt gut für zwischenmenschliche Beziehungen. „Und das letzte Paar für die Zweibettzimmer besteht aus Ethan und Mike.“ Ich hatte es geahnt, ich hatte es sowas von geahnt! Ich und Ethan, nebeneinander in einem Bus, in einem Zimmer, 10 Tage lang! Das konnte doch nicht wahr sein. Das war mein Tod. Und ich wollte doch noch so viel in meinem Leben tun. Die Liebe erfahren etc. und ausgerechnet ich muss mit Ethan zusammen unseren Ausflug verbringen. Vorsichtig blickte ich zu seinem Platz hinüber. Ethan schien stur geradeaus zu gucken, mit einem Gesicht, bei dem jeder, wenn es möglich gewesen wäre, sofort Tod umgefallen wäre und genau jetzt richtete er langsam seinen Blick auf mich. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich jetzt gerne im Erdboden versunken. Und das gruselige an dem Ganzen war, dass er mich anlächelte! Ich wusste nicht einmal, dass er Lächeln konnte, geschweige denn positive Gefühle überhaupt empfinden könnte, doch irgendwas an seinem Lächeln löste in mir ein kribbeliges Gefühl aus. Ich schob es auf meine Angst vor ihm und drehte mich wieder nach vorne. Als Alex zu mir rüber kam, lag ich gerade halb tot auf meinem Tisch und ich könnte schwören, dass man meine Seele über mir schweben sehen konnte. „Wow, du hattest Recht, du und Ethan seid wirklich in einer Gruppe. Hätte ich nicht erwartet.“ Dieser Arsch und jetzt grinste der auch noch so hämisch vor sich hin! Ich könnte ihm gerade einen gehörigen Arschtritt verpassen, wenn ich nicht schon so gut wie tot wäre. Also suhlte ich mich weiter in Selbstmittleid während Alex mich weiterhin aufzog und genau in diesem Augenblick stand Ethan auf, nahm seine Tasche und kam genau auf uns zu. Vor Schreck zuckte ich so ruckartig hoch, dass ich das Gleichgewicht verlor, den Tisch so stark anstieß, dass Alex beinahe heruntergefallen wäre und mich somit böse anschaute, nur um mich blöd anzublöken. Plötzlich hörte ich einen lauten Knall direkt neben mir und ich schaute auf und bekam gleich den nächsten Schock: Ethans Gesicht war genau vor meinem Gesicht! Dieser packte mich am Kragen und flüsterte mir in mein Ohr: „Auf gute Zusammenarbeit Mike!“ Mir bescherte dies eine Gänsehaut und ich war heilfroh, als er gegangen war. Er war aber auch zu gruselig. Wie konnte man nur so ein Tier auf die Menschheit loslassen? Ist ja grauenvoll. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)