Misfits: Kreuzdame von Hushpuppy ({ boy x boy }) ================================================================================ Kapitel 2: Gaara - Unerwartete Rückkehr Pt. 2 --------------------------------------------- Danke für die direkt so zahlreichen Abos! Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Wie gefällt es euch mal die Kapitel aus Gaaras Sicht zu lesen? Oder ist Lukas' Perspektive besser? __ „Und wie war das Essen?“, fragte Marc mit einer Hand voll Popcorn im Mund. „Frag nicht“, seufzte ich und ließ mich neben ihm auf seine dunkelblaue Couch fallen, die in seinem riesigen Zimmer einem Flachbildschirm gegenüber stand. Gemeinsam schauten sich Marc und Kaito gerade irgendeinen Actionfilm an. Ich legte den Kopf in den Nacken, schloss meine müden Augen und der Lärm des Filmes dröhnte in meinen Ohren. „Sie hat über die Hälfte der Zeit mit irgendeinem Léon aus Frankreich telefoniert und behauptet von euch, dass ihr keine Manieren habt.“ „Wir haben voll die Manieren“, behauptete Marc noch immer mit vollem Mund. Das brachte Kaito zum Lachen. Er machte den Film ein wenig leiser und drehte sich auf der Couch, sodass er uns direkt anschauen konnte. In den letzten zwei Wochen hatte er die Finger vom Koks gelassen. Seine braunen Haare waren ein wenig nachgewachsen, doch die weiße Narbe, die sich von seinem Kopf bis auf seine Stirn schlängelte, war deutlich zu erkennen. Seine haselnussbraunen Augen lagen ein wenig in den Höhlen und dunkle Ränder hatten sich unter ihnen gebildet. Kaito war von russischer Abstammung und hatte dementsprechend eine extrem blasse Haut. „Was wolltest du uns denn eigentlich so dringend erzählen?“, fragte Kaito und wurde etwas ernster. „Deinem Blick zufolge muss es etwas mit Lukas zu tun haben.“ „Wenn du anfängst rum zu heulen, werfe ich dich raus“, drohte Marc und schluckte die Popcorn runter. Er hielt mir die Schüssel hin, die er auf seinem Schoß liegen hatte. Ich nahm mir ein paar, auch wenn ich pappsatt war und blickte mit trüben Blick aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Am Himmel zeigten sich ein paar Sterne, nicht annähernd so viele wie in der Nacht in der Lukas und ich uns auf dem Festivalgelände verirrt hatten. Lukas war so betrunken gewesen, dass er irgendwann keinen Schritt mehr gehen wollte und sich einfach auf den Boden gelegt hatte. Da ich ihn unmöglich alleine lassen konnte und ebenfalls todmüde war, hatte ich mich einfach neben ihn gelegt, ihn von hinten in die Arme geschlossen, wie ich es so gerne tat. Dann fühlte er sich immer so klein und zierlich an und ich verliebte mich noch ein wenig mehr in ihn. Am nächsten Morgen waren wir jedoch unsanft geweckt wurden... „Lena und Katharina heißen die glaube ich“, sagte ich. „Die beiden Huren, die Lukas immer gemobbt haben als er noch im anderen Gebäudeteil zur Schule gegangen ist?“, fragte Kaito grummelnd nach. Marc mampfte Popcorn als würde ich eine absolut spannende Horrorgeschichte erzählen. „Genau die“, nickte ich. „Sie haben gefragt, ob Lukas eine Schwuchtel ist, ob wir beide zusammen sind und miteinander vögeln würden und Lukas hat ihnen gesagt, dass Schwulensex ekelhaft wäre, dass wir auf keinen Fall zusammen sind und nur da gelegen haben, weil wir betrunken waren.“ „Naja, damit hat er nicht ganz Unrecht“, zuckte Marc die Schultern. „Schwulensex ist wirklich ekelhaft, ihr habt nie darüber gesprochen, ob ihr zusammen sie und betrunken wart ihr auch.“ Ich boxte ihm nicht gerade sanft gegen die Schulter und er schüttete versehentlich etwas Popcorn in Kaitos Schoß. „Ich hab nur einen Scherz gemacht“, sagte Marc und lachte ein wenig. „Hör auf Scherze zu machen und bleib ernst!“ „Ich sehe bei der Sache ehrlich gesagt dein Problem nicht“, meinte Marc, während Kaito seine Hose von Popcorn befreite. „Ist doch klar, dass Lukas Schiss hat vor denen zuzugeben, dass er schwul ist. Für die wäre es ein gefundenes Fressen ihn weiter zu mobben.“ „Aber die lassen ihn in Ruhe seit er bei uns auf der Schule ist“, protestierte ich. „Hat er denn etwas erklärt nachdem die Beiden wieder weg waren?“, fragte Marc. „Nein, eben nicht. Und ich habe es auch nicht angesprochen. Ich habe auch keine Lust mehr ihm ständig hinterher zu rennen und von ihm auf die Folter gespannt zu werden.“ „Darauf habe ich auch kein Bock“, sagte Kaito. „Bringt die Scheiße bloß schnell wieder in Ordnung. Wehe du heulst wieder ein halbes Jahr lang rum, dass du unbedingt mit Lukas zusammen sein willst, dann kündige ich dir sofort die Freundschaft.“ „Das machst du doch eh nicht, du liebst mich.“ „Verdammt, du kennst mich zu gut.“ Kaito erwiderte mein breites Grinsen. Das letzte Popcorn warf er Marc gegen den Kopf, der darauf nur mit einem Grummeln reagierte. „Ich finde es nur fies, dass er mich so verleugnet hat“, seufzte ich. „Und nicht nur das. Er hat sich selbst auch verleugnet, er hat seine eigene Sexualität schlecht gemacht und unsere gesamte Beziehung einfach damit abgetan, dass wir betrunken waren. Für ihn war es weniger peinlich zu sagen, dass er so betrunken war, dass er im Dreck geschlafen hat, anstatt zuzugeben, dass wir beide ein Paar sind.“ „Wenn du es so ausdrückst, klingt es doch etwas härter“, stellte Marc fest. „Aber ich möchte dich daran erinnern, dass ihr offiziell nie ein Paar wart.“ „Danke, Marc“, sagte ich sarkastisch. „Immer gerne doch, Alter.“ Er klopfte mir auf die Schulter als hätte er mit den größten Gefallen der Welt getan. „Und was wirst du jetzt machen?“, erkundigte sich Kaito. „Warten“, antwortete ich schulterzuckend. „Ihn mit Schweigen und bösen Blicken strafen und abwarten bis er heulend angerannt kommt und eine dumme Entschuldigung daher brabbelt.“ „Sobald er dich das nächste Mal mit seinen Welpenaugen anschaut, wirst du weich wie Butter und ihm alles verzeihen, was er jemals getan hat“, sagte Kaito. „Hör auf Recht zu haben.“ „Du würdest es ihm sogar verzeihen, wenn er deine Mutter umbringt“, meinte Marc scherzhaft. „Das sowieso“, grinste ich. Danach war dieses Gesprächsthema vorerst abgeschlossen und wir beschäftigten uns damit uns schlechte Horrorfilme und gute Actionfilme anzuschauen. Gedanklich war ich immer noch bei Lukas und nahm mir fest vor meinen Plan, ihn vorerst mit Schweigen zu strafen, in die Tat umzusetzen. Für mich würde dies alles andere als leicht werden, doch ich wollte, dass er von selbst darauf kommt, dass sein Verhalten mir gegenüber und auch sich selbst gegenüber, echt mies gewesen war. Hoffentlich würde das nicht nach hinten los gehen, denn verlieren wollte ich ihn auf gar keinen Fall... Zwei Tage später verabschiedete sich meine Mutter mit einem Kuss auf die Wange. Es war seltsam gewesen mit ihr in einem Haus zu wohnen, auch wenn es nur für sehr kurze Zeit gewesen war. Hektisch sammelte sie ihre sieben Sachen zusammen und fuhr mit einem Taxi zum Flughafen, um rechtzeitig bei ihrer Gala in Paris sein zu können. Als ich die Haustür hinter ihr schloss und die Stille des Hauses mich umfing, fühlte ich für einen Moment schrecklich einsam, dann verbannte ich dieses Gefühl in die Tiefen meines Herzens. Mittlerweile sollte ich mich daran gewöhnt haben. Es war kindisch noch immer so an einer Frau zu hängen, die ich eigentlich gar nicht wirklich kannte. Ich sendete eine kurze SMS an Marc und Kaito, dass die Luft wieder rein war und keine zwei Stunden später stand Kaito mit einem Rucksack auf der Matte. „Ich zieh bei dir ein, meine Mutter bringt mich noch um!“, verkündete er sauer. Es war nichts Neues, dass er für eine Weile bei mir einzog. Ebenso wenig, wie es etwas besonderes war, dass sich Marc über fast jedes Wochenende bei mir einnistete. Die Beiden hatten hier sozusagen ihren zweiten Wohnsitz eröffnet und das störte mich nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil. Während Kaito eine eigene Pesto in der Küche zubereitete und ich an der Küchentheke daneben saß und zuschaute, erklärte er mir vollkommen aufgebracht, dass er sich mal wieder mit meiner Mutter gestritten hatte. Die Beiden bekamen sich wegen jeder Kleinigkeit in die Haare und Kaito verbrachte nur ungern Zeit bei ihr. Dass er nach seinem letzten kalten Entzug doch wieder angefangen hatte Koks zu nehmen, nahm ich mit auf meine Kappe. Ich hatte Lukas ständig bei mir gehabt und all meinen Freunden geschrieben, dass ich keine Zeit mehr für meine wöchentlichen Hauspartys hatte. Kaito hielt sich zurück und verbrachte mehr Zeit als sonst zuhause, ständig unter dem Einfluss seiner drogenabhängigen Mutter in einem furchtbaren Teil der Stadt. Das konnte doch nicht gut gehen. Hätte ich ihn mehr bei mir behalten, wäre er vielleicht nicht wieder rückfällig geworden. Beim nächsten Mal musste der Entzug endlich klappen, schon alleine, weil unsere gemeinsame Freundin Samantha ihn ansonsten umbringen würde. „Ich habe echt die Schnauze voll von der Schlampe“, grummelte Kaito. „Ich sollte meinen Abschluss machen, mir eine Ausbildung suchen und ausziehen. Oder ich suche mir einen Aushilfsjob und ziehe jetzt schon in eine WG. Das wäre am Besten, denn weitere anderthalb Jahre halte ich es bestimmt nicht bei der aus.“ „Bist du denn total behindert?“, fragte ich und er blickte mich überrascht an. „Zieh doch einfach bei mir ein.“ „Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich das nicht machen kann“, sagte Kaito missmutig. „Ich kann nicht verantworten, dass deine Eltern Strom und Wasser und sonst was alles für mich bezahlen und davon nicht mal was wissen. Sie würden es niemals erlauben, dass ich bei dir einziehe.“ „Mein Vater schon, wenn ich ihn dazu überrede. Du könntest einen Nebenjob annehmen und dich um die Lebensmittel kümmern, das würde ihm sogar gefallen“, meinte ich Schulterzuckend. „Aber deine Mutter würde es nicht erlauben.“ „Die muss davon ja nichts wissen.“ Doch Kaito ließ nicht überreden. Dabei wohnte er doch schon halb bei mir. Als Entschädigung kochte er dann immer, kümmerte sich mit um den Haushalt und blieb nie länger als eine Woche. Als wir jünger waren, hatte er auch mal zwei Monate bei mir gewohnt, dann kam meine Mutter wieder nach Hause und warf ihn raus. „Kommt Marc heute eigentlich vorbei?“, fragte Kaito, während er einen Topf mit Wasser füllte. „Nein, ich glaube der hat heute irgendetwas mit Kollegen vor“, antwortete ich. „Brauchst also nicht für ihn mitzukochen.“ „Alles klar. Hat sich Lukas mal gemeldet?“ „Fehlanzeige. Ich überlege am Samstag eine Hausparty zu schmeißen und eine Rund-SMS an alle Freunde zu senden, mal sehen, ob er kommt. Und, wenn ja, mal sehen, was er dann macht.“ „Gute Idee.“ „Du kannst dann bis Sonntag hier wohnen, wenn du magst“, sagte ich. „Dann gehen wir gemeinsam einkaufen und alles vorbereiten, wie immer. Und Marc schaut uns zu, trinkt Bier und gibt dumme Kommentare ab, wie immer.“ Kaito lachte ein wenig, doch er wusste, dass ich damit Recht hatte. Nach dem äußerst leckeren Abendessen, räumte ich die Spülmaschine ein, während Kaito meine PS3 mit dem Fernseher im Wohnzimmer verkabelte. Bevor wir anfingen zu zocken, sendete ich die besagte Rund-SMS und versuchte sie so allgemein wie möglich zu halten, damit Lukas auch merkte, dass ich ihn nicht direkt ansprach. Nur wenige Sekunde nach dem ich 'Versenden' geklickt hatte, kamen zahlreiche Antworten zurück, fast alle sagten zu. Nur Kiaro sagte mir ab, weil er in Irland war und Noah schrieb, dass er nicht lange bleiben könnte, weil er sonntags früh morgens mit seinem Vater in einen zweiwöchigen Urlaub fuhr. Wie ich Noah könnte, würde er doch lange bleiben und vollkommen verkatert zum Urlaub aufbrechen, denn er besaß absolut keine Selbstkontrolle. In Kombination mit seinen Depressionen war dies katastrophal und sorgte für ein selbstverletzendes Verhalten. Ich war unglaublich froh, dass Noah seine Stiefschwester Hannah hatte. Zwar waren ihre Mutter und sein Vater nicht verheiratet, doch die Beiden bezeichneten sich selbst als Stiefgeschwister. Hannah war extrem sensibel und emotional, doch sie wusste, wie man mit Leuten mit psychischen Störungen umgehen musste. Sie konnte damit umgehen, sie konnte Noah sogar davon abhalten sich selbst zu verletzen, etwas, was wir Anderen nicht konnten. Vor gefühlten Ewigkeiten hatte Lukas einmal eine Panikattacke vor meinen Augen gehabt. Bei Noah hatte ich bereits schon einmal so etwas erlebt und damals nur doof daneben gestanden, während sich Hannah und Samantha um ihn kümmerten. Ich hatte mich unglaublich hilflos gefühlt, doch bei Lukas blieb mir keine andere Wahl als etwas zu unternehmen, schließlich war ich alleine mit ihm gewesen. Und seltsamerweise hatte es funktionierte. Ich wusste genau, was ich sagen musste, um ihn zu beruhigen, ich hatte mich keine Spur hilflos gefühlt. Ich war mir so sicher in dem was ich tue, dass ich sogar glaubte, ich hätte gelernt mit solchen Gefühlsausbrüchen umzugehen. Leider war dies nicht der Fall gewesen. Ich war noch immer emotionsverkrüppelt, was bei mir die Frage hinterließ: Warum hatte es bei Lukas geklappt? Bis zum Samstag traf ich niemanden von meinen Freunden außer Marc und Kaito. Den ganzen Tag lang hingen wir bloß an der Konsole, vor dem Fernseher oder an den Joints, die wir im Haus rauchten und nicht im Garten, und ich fühlte mich von Stunde zu Stunde elender. Ich konnte es kaum erwarten endlich mal wieder etwas zu unternehmen und nahm mir fest vor meine vierte Ferienwoche nicht so aussehen zu lassen. Alle anderen waren ständig auf Achse. Samantha war mit der Familie ihres Freundes vier Tage im Campingurlaub und würde in der fünften Woche noch einmal fünf Tage mit ihrer eigenen Familie und ihrem Freund an die Nordsee fahren. Hannah, Noah und Lukas gingen ständig gemeinsam feiern. Schifti besuchte nächste Woche ein weiteres Festival. Florian war ebenfalls mit seiner Familie bald im Urlaub. Nur wir Drei hingen mal wieder den ganzen Sommer in Berlin rum und machten nichts außer kiffen und saufen. Manchmal konnte das Leben wirklich deprimierend sein. Als der Samstag anbrach, war ich schon beinahe aufgeregt und fragte mich, was die Party in Bezug auf Lukas bringen wird... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)