Misfits: Kreuzdame von Hushpuppy ({ boy x boy }) ================================================================================ Kapitel 1: Gaara - Unerwartete Rückkehr Pt. 1 --------------------------------------------- Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so müde gefühlt hatte. Dumpf ließ ich meine Tasche im Wohnzimmer fallen, zog Schuhe und Jacke aus und suchte erst einmal die Dusche auf. Obwohl ich erschöpft war, wusste ich, dass ich kein Auge zu machen könnte. In meinem Kopf schwirrten tausende Gedanken, doch ich konnte keinen fassen und näher begutachten. Meine Klamotten waren verdreckt und verschwitzt, ich ließ sie im Badezimmer auf die weißen Fliesen fallen, dann stellte ich mich unter den riesigen Duschkopf und schaltete das Wasser an. Immer fühlte es sich an als würde ich im Regen duschen. All der Schmutz des Festivals spülte sich von meinem nackten Körper. Noch nie hatte sich duschen so gut angefühlt. Vorsichtig fasste ich mit meinen Fingern an meine blutleeren Lippen, fuhr darüber und erinnerte mich an den letzten Kuss, den ich Lukas gegeben hatte. Es war am Ende des zweiten Tages auf dem Festivalgelände gewesen. Ich hatte einen Arm um seine zarten Schultern geschlungen, er unterhielt sich mit Hannah und Noah über irgendetwas, was ihn ständig zum Lachen brachte, doch ich hörte kaum zu. Ich beobachtete nur ihn und als er zu mir aufschaute, passierte, was mir so häufig passierte: Ich verliebte mich wieder. Lukas schaffte es, dass ich mich jedes Mal, wenn ich ihn sah, erneut in ihn verliebte. Daran war sein Lachen Schuld, daran waren seine Welpenaugen Schuld, seine vollen, zum Küssen gemachte Lippen, seine Unsicherheit, seine Intelligenz, seine Sensibilität, daran war einfach alles Schuld, was Lukas ausmachte. Natürlich musste ich mich ausgerechnet in jemanden verlieben, der mich verleugnet und in meiner Anwesenheit behauptet, dass Schwulensex ekelhaft war. Wenn ich mich recht erinnere, hörte sich sein Stöhne und Keuchen, wenn ich ihn vögelte, nicht danach an, als würde er es als ekelhaft empfinden, aber das war nun auch egal. Ich hatte gefühlte Ewigkeiten gebraucht, um ihn für mich zu gewinnen und das war nicht nur für mich eine anstrengende Zeit gewesen. Jetzt konnte ich wieder von vorne anfangen. Eine halbe Stunde lang wusch ich mich. Solange brauchte es, bis ich mich sauber fühlte, dann stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab und ging in mein Zimmer, um mir frische Klamotten anzuziehen. Ich zog mir eine enge Jeans und ein schlichtes, schwarzes Shirt über. Der Blick meiner grün-braunen Augen blieb auf meinem Bett hängen. Unwillkürlich kamen Bilder in meinem Kopf auf, wie ich mit Lukas dort Stunden mit Kuscheln, reden, küssen, Sex, Filme schauen, zocken, kiffen und saufen verbracht hatte und die Erinnerungen schmerzten. Schnell ging ich ins Wohnzimmer, nur um denselben Effekt noch einmal mit der Couch zu haben. Grummelnd nahm ich meine Tasche und ging damit in den Wäscheraum, der sich im Keller befand. Es dauerte nicht lange, dann kullerten meine schmutzigen Klamotten in der Waschmaschine. Erst als ich wieder nach oben ins Haus ging, fiel mir ein, dass ich noch Kleidung im Badezimmer liegen hatte. Heute hatte ich meine Gedanken wirklich nicht beisammen... Ich brachte die Kleidung runter in den Wäscheraum und legte sie in einen der Körbe. Kaito und Marc hatten versprochen, dass sie noch heute vorbei kommen würden und ich hoffte, dass sie schnell hier waren, denn ich konnte nichts weniger leiden als alleine zu sein. Vermutlich war ich einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten, die gerne zur Schule gingen. Dort hatte ich meine Freunde, immer passierte etwas Witziges und ich konnte bis in den Nachmittag mit anderen Menschen zusammen sein. Nach Hause ging ich nicht gerne, nur, wenn ich wusste, dass ich Besuch bekommen würde. Ansonsten jedoch, war die Leere dieser Räume nur die Bestätigung dafür, dass meine Eltern sich für mich einen Scheißdreck interessierten. Früher hatte ich immer geglaubt eines Tages würde ich damit auskommen können. Wenn man noch ein halbes Kind war, konnte die Abwesenheit der Eltern das Schlimmste auf der Welt sein, doch ich redete mir stets ein, dass sich das ändern würde, wenn ich erst einmal erwachsen war. Entweder hatte ich Unrecht oder ich war noch immer nicht erwachsen. Aus dem Kühlschrank nahm ich mir eine Dose Energydrink, dann holte ich meinen Laptop aus meinem Zimmer und machte es mir auf der Couch bequem. Ich benutzte meinen Laptop nur selten. Eigentlich nur, um Filme und Serie zu schauen oder Musik herunter zu laden, doch seit geraumer Zeit hatte ich einen Facebook-Account. Beinahe alle Leute, die ich kannte, waren auf dem Festival gewesen und ich wollte wissen, ob schon jemand etwas darüber gepostet hatte. Tatsächlich hatten schon viele, während des Festivals Bilder und Sprüche hochgeladen. Es gab auch ein Bild von uns, das Hannah bereits online gestellt hatte. Es war ein tolles Foto, auf dem Noah herzhaft lachte und Genesis Kaito Hasenöhrchen machte, auf dem Schifti und Chris gemeinsam Samantha hoch hoben, und auf dem ich Lukas einen Kuss auf die Wange drückte. Wenn er wüsste, dass dieses Bild online war, würde er vermutlich durchdrehen und wollen, dass es gelöscht werden würde. Schließlich sollte niemand außer unseren Freunden wissen, dass wir etwas am Laufen hatten, richtig? Obwohl es schmerzte uns Beide so zusammen zu sehen, starrte ich das Foto lange an, dann drückte ich auf 'Gefällt mir' und loggte mich wieder aus. Als ich einen der illegalen Filmseiten öffnen wollte, stürzte mein Laptop ab, wie er es so gerne tat, wenn er länger als eine halbe Stunde an war. Schwer seufzte ich, wartete einige Minuten ab und schaltete den Laptop dann wieder an. In der Regel musste ich ihn jetzt noch einmal neu starten bevor er wieder funktionieren würde. Vielleicht reichte es bis zum nächsten Absturz um wenigstens eine Folge von irgendeiner Serie zu schauen. Das ging schon seit Wochen so und immer sagte ich mir, ich müsste mir mal einen neuen Laptop zulegen, doch ich kam nicht dazu. Zeit hatte ich genug, doch eigentlich reichte das Schrottteil noch immer für meine Zwecke. Vielleicht sollte ich einfach darauf warten bis sich einer meiner Freunde einen neuen Laptop kaufte, dann ich könnte ich den Alten übernehmen. Eine halbe Episode Breaking Bad später, hörte ich wie sich jemand an der Tür zu schaffen machte. Sowohl Kaito als auch Marc hatten einen Schlüssel zu meinem Haus. Ich klappte meinen Laptop zu, stellte ihn zur Seite und zündete mir eine Zigarette an. Als ich den rauen Rauch einatmete, öffnete sich die Tür und die Sonne hüllte die eintretende Person in ein gleißendes Licht. Für einen Moment war ich geblendet, dann fiel die Haustür hinter ihr wieder zu und vor Schreck wäre mir beinahe die Zigarette aus dem Mund gefallen. Heute trug sie einen schicken Hosenanzug, im rechten Ohr steckte ein kleines Headset, an dem ein blauer Knopf blinkte. Schwerfällig rollte sie ihren Koffer herein, stellte ihn direkt bei der Küchenzeile ab und öffnete den Dutt, der ihre braunen Haare fest zusammen hielt. Wie ein Wasserfall fielen sie nun über ihre schmalen Schultern. Ihr blutleerer Mund bewegte sich unablässig. Erst nach und nach realisierte ich, dass sie am telefonieren war. Blinkender blauer Knopf bedeutete ein Telefonat, das hatte ich schon als Kleinkind gelernt. „Nein, sie soll bitte Chelsea anrufen und das mit ihr abklären. Ich kann wirklich nicht verstehen, worin das Problem liegt.“ Meine Mutter seufzte schwer und verdrehte die grünen Augen. „Immer dasselbe. Kaum bin ich aus L.A. weg, geht alles den Berg herunter. Wegen dem Auftritt in Paris rede ich noch einmal mit Léon, am besten rufe ich ihn so schnell wie möglich an. Ansonsten sehen wir uns dann auf der Gala wieder. Grüß deinen Mann von mir.“ Sie drückte auf den blinkenden Knopf und das Telefonat war beendet. Erst jetzt wandte sie sich mir zu und mir fiel eine Sekunde zu spät auf, dass ich eine Zigarette im Mund stecken hatte. „Gaara!“ Viel zu schnell war sie bei mir und hatte die Zigarette an sich genommen, sie drückte sie im Aschenbecher aus, der auf dem Couchtisch stand und hob diesen dann auf. Ohne ein Wort zu sagen ging sie in die Küche und warf den gesamten Aschenbecher in den Mülleimer. Danach kam sie zurück und deutete mir an, dass ich aufstehen sollte. Als ich stand, nahm sie mich in ihre schlanken Arme und mal wieder wusste ich nicht, was in mir vorging. Auf der einen Seite fühlte ich mich wie ein kleiner Junge, glücklich darüber mit seiner Mutter vereint zu sein und ihr Gesicht endlich einmal wieder zu sehen, auf der anderen Seite, fühlte ich mich als würde ich von einer fremden Frau in den Arm genommen werden. Jedes Mal, wenn ich sie wieder sah, kam sie mir ein Stück fremder vor. Eines Tages würde ich sie vielleicht nicht mehr wieder erkennen. „Wir haben über die Raucherei doch gesprochen. Jetzt bist du 18 und ich habe dir nichts mehr zu sagen, aber in meinem Haus wird nicht geraucht, klar? Wenn es denn unbedingt sein muss, dann geh wenigstens in den Garten. Wozu haben wir denn die Hollywood-Schaukel?“ Damit ich darauf mit Lukas rummachen kann. Auf der Hollywood-Schaukel hatten wir unseren ersten Kuss gehabt, an meinem 18. Geburtstag nachdem ich ihm mit einem Joint einen Shot gegeben hatte. Ich erinnerte mich noch gut daran, dass seine Lippen nach süßer Unschuld geschmeckt haben. Als ich dies nach der Party Kaito und Marc erzählte, lachten sie mich nur aus, doch das hatte mir das wunderbare Gefühl nicht verdorben. „Aber nun erzähl, was in letzter Zeit bei dir passiert ist. Ich habe einiges zu erzählen und auch nicht viel Zeit. Schon übermorgen muss ich wieder abreisen. In Paris wird es eine Gala geben und einige der renommiertesten Schauspieler Frankreichs werden sich in meinen entworfenen Abendkleidern einkleiden. Hast du dir eigentlich die Modenshow von Beverly angeschaut? Sie kam auf irgendeinem Sender hier in Deutschland, wir hatten am Telefon darüber gesprochen -“ Während sie vor sich hin sprach, ging sie in die Küche und betätigte die lärmende Kaffeemaschine. Sie übertönte einige ihrer Worte, doch das machte mir auch nicht viel aus. Das Wichtigste hatte ich gehört: Sie war übermorgen schon wieder weg. Zwei Tage waren nicht genug, um meine Mutter wieder kennen zu lernen. Nach einem ewig langen Redeschwall ihrerseits in dem es sich nur um ihre Arbeit gehandelt hatte, saßen wir gemeinsam an der Küchentheke. Nervös spielte ich mit der leeren Dose, die meine Mutter naserümpfend betrachtete. „Du ernährst dich furchtbar ungesund, dabei geben wir dir immer genug Geld auf dein Konto, dass du jeden Abend wunderbar essen gehen könntest.“ „Ich habe keine Lust jeden Abend essen zu gehen“, sagte ich und mir fiel auf, dass das heute meine ersten Worte an sie waren. Hatte ich die letzten fünfundzwanzig Minuten tatsächlich nur geschwiegen? „Aber heute Abend gehen wir zusammen essen, du darfst dir auch die Location aussuchen.“ In der Sprache meiner Mutter hieß dies, sie würde solange meine Vorschläge tot argumentieren bis ich einen machte, der ihren Vorstellungen entsprach. „Du hast mir noch gar nicht erzählt, was in letzter Zeit passiert ist. Habt ihr schon eure Zeugnisse bekommen?“ „Ich habe seit zwei Wochen Sommerferien.“ „Ach, dann zeig mir doch mal dein Zeugnis. Los, los!“ Gesagt, getan. Sie zeigte sich mit meinen Noten äußerst zufrieden. „Übrigens siehst du ziemlich müde aus, hast du gestern wieder gefeiert?“ „Nein, ich war die letzten drei Tage auf einem Festival“, antwortete ich murmelnd. „Wie war es?“ „Hat Spaß gemacht.“ Ich versuchte diesen Worten einen bitteren Unterton beizufügen, damit sie merkte, dass etwas nicht stimmte und nachfragte. Damit ich ihr erzählen konnte, dass ich mich verliebt hatte und jetzt Probleme aufgekommen waren und sie mir einen Rat geben könnte, doch meine Mutter bemerkte den Unterton nicht. Vielleicht war dies auch besser. Dann brauchte ich mir für Lukas meinen weiblichen Namen ausdenken. Meine Eltern hatten keine Ahnung, dass ich bisexuell war und gefallen würde es ihnen auch nicht. Da waren sie eher konservativ und davon überzeugt, dass ich eines Tages eine Frau heiraten und Kinder bekommen würde. Irgendwohin mussten sie schließlich ihr ganzes Geld und ihre beiden Firmen vererben. Erneut erklang das Scharren des Schlüssels an der Haustür. Ich biss mir heftig auf die Unterlippe, sodass es schon schmerzte. Verdammt noch mal! Ich hatte vergessen Marc und Kaito Bescheid zu geben, dass meine Mutter da war. Sie wusste nicht, dass die beiden einen Haustürschlüssel hatten und das würde ihr auch sicherlich nicht gefallen. Verwirrt blickte meine Mutter auf und schaute zu wie Kaito und Marc gemeinsam eintraten. Sie lachten über irgendetwas, doch als die Tür wieder ins Schloss fiel und sie meine Mutter erblickten, verstummten sie schlagartig. Für die Ewigkeit einer Sekunde herrschte eine unangenehme Stille im Raum, dann sagte Marc zu mir gewandt: „Alter, ich habe den alten Haustürschlüssel wieder gefunden, du bist echt ein Vollpfosten.“ Er kam zu uns und streckte meiner Mutter zur Begrüßung die Hand entgegen. Auf ihrem Gesicht zeigte sich eine starke Abneigung. Nur mit Fingerspitzen ergriff sie Marcs Hand. Ich wusste, dass meine Mutter Tattöwierungen und Marcs Arme waren voll davon. Zahlreiche Festivalbändchen zierten seine Handgelenke. Er trug ein Bandshirt auf dem ein Zombie-Hase abgebildet war und ein dichter Bart spross ihm über dem Kiefer. Er hatte ein schlankes Gesicht und trug immer eine Wollmütze über dem braunen Haarschopf. Und er verkörperte so ungefähr alles, was meine Mutter hasste. „Schön Sie mal wieder zu sehen, Frau Sperling.“ Marc ließ nichts anmerken. „Ihr Sohn hat vor einer Weile seinen Haustürschlüssel verloren und wir mussten durch das Wohnzimmerfenster einbrechen, um an den Zweitschlüssel zu gelangen. War ne witzige Situation.“ Er drückte mir den Schlüssel in die Hand, der eigentlich Marcs war und ich konnte innerlich nur in die Hände klatschen, wie schnell er eine logische Lösung gefunden hatte. Manchmal hatte Marc eben doch Grips im Kopf. Kaito drückte sich etwas im Hintergrund herum und nickte meiner Mutter zur Begrüßung nur zu. Auch ihn konnte sie nicht leiden. Meine Freundschaft zu Marc hatte sie geduldet, aber sie hatte mir als Kind immer versucht auszureden etwas mit Kaito zu machen. Er gehörte zur gesellschaftlichen Unterschicht. Alle Eltern aus unserer Grundschulklasse wussten, dass seine Mutter Drogenprobleme hatte und auch immer noch hat, darum wollten sie nicht, dass ihre Kinder eine Freundschaft zu Kaito aufbauten. Für ihn war es nicht einfach gewesen sich von seinen Mitschülern anhören zu müssen, dass ihre Eltern gesagt hatten, sie dürften nicht mit ihm spielen, doch hatte es auch Eltern gegeben, die daran geglaubt haben, dass ihre Kinder Kaito seine schlimme Lage verbessern könnten. Dazu zählten Samanthas liebevolle Eltern, Marcs wundervolle Eltern, die mittlerweile sogar glaubten Kaito könnte ihm einiges beibringen, Noahs Vater und einige mehr. Und ich hatte einfach nicht auf meine Mutter gehört. „Entschuldigung, aber gerade ist es mit Besuch etwas unpassend“, sagte meine Mutter gespielt höflich. „Ich möchte etwas Zeit mit meinem Sohn verbringen.“ „Eigentlich hatte ich mich mit den Beiden verabredet“, widersprach ich. Ich musste ihnen unbedingt von Lukas und der dummen Sache erzählen, die uns heute Morgen passiert war. Schon den ganzen Tag biss ich mir deswegen auf die Zunge und wartete nur darauf meinen beiden besten Freunden alles zu erklären. Als ich mit Lukas zum Zeltplatz zurück gekehrt war, hatte ich den Beiden per Blick klar gemacht, dass etwas nicht stimmte. Obwohl Marc eine Sonnenbrille getragen hatte, wusste ich, dass er meinen Blick gesehen und verstanden hatte und bei Kaito konnte ich mir ohnehin immer sicher sein, dass er meine stummen Anmerkungen verstand. „Gaara, wir haben uns solange nicht mehr gesehen und du wirst heute Abend etwas Ordentliches mit mir essen gehen.“ „Aber -“ Ihr Blick brachte mich zum Schweigen. „Danach?“, fragte Marc schulterzuckend an mich gewandt. „Bei mir?“ „Okay“, sagte ich nur. Kaito hatte die Hände in seinen Hosentaschen verstaut. Er trug ein einfaches Shirt und darüber seine geliebte Jeansweste. Auf deren Rückseite hatte er einen schwarzen Stoff genäht auf dem in schwarzer Schrift stand: Life sucks and then you die. Er liebte diese Klamotte und trug sie zu jeder Gelegenheit. „Bis später dann“, murmelte Kaito und die Beiden verließen unser Haus wieder. Ich hielt Marcs Schlüssel fest in der Hand und schaute zu Mum, die den Kopf schüttelte als könnte sie nicht glauben, was gerade geschehen war. „Wie selbstverständlich, die hier einfach herein spazieren. Keine Manieren.“ „Kannst du bitte nicht so über meine Freunde sprechen?“ „Du hast dir wirklich seltsame Freunde gesucht“, seufzte sie und ignorierte meine Bitte. „Zuerst dachte ich ja dieser Noah wäre doch mal eine gute Wahl, aber dann hat er sich ja als schwul geoutet und in einem guten Haus geht so etwas überhaupt nicht. Außerdem haben seine Eltern sich getrennt, eine Katastrophe. Von deinem Kaito möchte ich gar nicht anfangen, jemand, der aus einem solchen Umfeld kommt, kann nur schlecht für dich sein. Bestimmt ist er daran Schuld, dass du mit rauchen angefangen hast. Und dieser Florian Schiffmann, kommt eigentlich aus einem sehr guten Haus, sein Vater ist ein wichtiger Politiker in Berlin, aber ich habe schon so einige Dinge über ihn gehört, dass er schlecht in der Schule wäre und viel zu viel trinken würde.“ Ich fragte mich woher sie solche Informationen hatte, wenn sie doch nie da war und ich stets versuchte meine Freunde in ein gutes Licht zu rücken. Dabei machten sie es mir nicht gerade einfach. Jeder von ihnen hatte seine Macken und Kanten und machte sich auch nicht unbedingt die Mühe einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Natürlich liebte ich meine Freunde so wie sie waren, doch bei meiner Mutter konnte ich mit ihnen nicht punkten. Sie ließ sich weiter aus, auch über alte Freunde, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte und ich ließ ihre Worte einfach durch mit hindurch rauschen. Wie ich es immer bei ihr tat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)