Erklär mir deine Liebe von Monyong (Ranmaru x Ai) ================================================================================ Kapitel 1: Freundschaft? ------------------------ Obwohl Ais Betriebssystem über Nacht ruhte, brauchte er keinen Wecker. Jeden Morgen erwachte er aus dem Stand By. Er schlug einfach die Augen auf, sodass es den Eindruck machte, als wäre er ein gewöhnlicher Mensch. Genauso hatte er auch Gewohnheiten und Rituale, aber er tat es, weil es ihm einprogrammiert wurde, nicht weil es ihm gefiel, oder er irgendwas davon brauchte. Jeden Morgen stand er zwar im Badezimmer, um sich die Haare zu richten, aber auf Wasser, Seife und Cremes verzichtete er. Vielleicht mochte seine künstliche Haut Parfum vertragen, doch der Professor hatte keine Gedanken darüber verschwendet, ob sowas für Ai überhaupt notwendig wäre. Und trotzdem hatte sein System eine kleine Freiheit. Es gab Dinge, die er selber abschätzen konnte, damit ihm eine einigermaßen natürliche Existenz gewährleistet war. Aus diesem Grund hatte er für sich beschlossen seinen Kollegen zu helfen, sie zu unterstützen und ihnen in jeder Hinsicht entgegen zu kommen, um aus ihrer gemeinsamen Arbeit den bestmöglichsten Erfolg zu gewinnen. Dadurch wurde auch jeder Tag wie der andere. Alles war berechnet und vorherbestimmt. Es verlief immer nach Ais Vorstellungen. Zumindest bis zu dem heutigen Morgen… Um 6 Uhr morgens in der Frühe stand Ai auf. Er zog sich an und machte sich die Haare, ehe er in die Gemeinschaftsküche ging. Wie immer wollte er für die anderen das Frühstück vorbereiten, aber schon als er vorm Herd stand, merkte er, dass etwas anders war als sonst. Am Abend zuvor hatte es dank Natsukis und Otoyas Kochkünsten einen Kurzschluss gegeben und nun ließ ihn der Großteil der Küchengeräte im Stich. Ranmarus alte Kaffeemaschine war die einzige, die überlebt hatte. Also kochte Ai Kaffee, bevor er sich auf die anderen wartend an den Küchentisch setzte. Es verging eine Stunde und niemand betrat die Küche. Doch Ai wartete weiter. Eigentlich hätte sich Camus um 7 Uhr einen schwarzen Tee gönnen müssen und auch Reiji hätte sich kindisch grinsend und im Schlafanzug um spätestens halb 8 an den gedeckten Küchentisch gesetzt. Aber Ai wartete noch länger. Erst um kurz vor 8 Uhr öffnete sich die Tür und ein verschlafener Ranmaru betrat die Küche. „Morgen.“, brummelte er schlecht gelaunt, während er direkt die Kaffeemaschine ansteuerte, um sich eine Tasse einzuschenken und weil der andere das jeden Morgen tat, war Ai beruhigt. Als nächstes würde sich Ranmaru noch einen weiteren Kaffee trinken, danach würde er sich eine Zigarette anzünden und damit auf die Veranda nach draußen verschwinden . Aber der Größere nahm sich nur die erste Tasse mit Kaffee und setzte sich kommentarlos zu Ai an den ungedeckten Frühstückstisch. „Wo sind die anderen?“ Da die ungewohnte Situation Ai nicht in Ruhe lassen wollte, versuchte er ein Gespräch zu beginnen. Bloß… Ranmaru zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wo ist das Frühstück?“ „Du isst morgens sonst nie etwas. Willst du keine Zigarette rauchen gehen?“ „Ich wollte eins von deinen Omelettes probieren und ich habe beschlossen mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn du mich loswerden willst, kann ich aber auch einfach so nach draußen gehen…“, antwortete Ranmaru immer noch brummig. Er war einfach ein schrecklicher Morgenmuffel und das wusste selbst Ai, der die Bedeutung dieses Wortes noch nicht einmal kannte. „Tut mir Leid. Der Herd funktioniert ni-“, „…ist ja typisch! Wieso sind wir auch in diese Bruchbude von Shining gezogen? Wenn wir in unseren eigenen Wohnungen geblieben wären, wäre es viel einfacher! Vermutlich haben sich Camus und Reiji längst verpisst und wir sind die Einzigen, die so dumm gewesen sind wegen unseren Kōhai hierzubleiben…“ Von Ranmarus heftiger Reaktion überrascht zog Ai seine Augenbrauen hoch. Es war eine der wenigen Mimiken, zu denen er in der Lage war. „Wenn das so ist, dann müssen wir ihnen Bescheid geben. Wir müssen heute mit dem neuen Song fertig werden. Wir dürfen uns keine Zeitverzögerung erlauben. Es ist schon viel zu spät.“, erklärte er seinem Bandkollegen mit ruhiger Stimme und ging dem Grund für Ranmarus schlechter Laune absichtlich aus dem Weg, traf dann allerdings doch nur auf Granit. „…deiner Meinung nach sind wir eh immer zu spät dran!“, motzte der andere weiter, stand schließlich aber auf, „…wenn du es unbedingt willst, geh ich mal nach den beiden gucken! Dafür will ich heute Abend aber ein saftiges Steak von dir gebraten bekommen!“ „Wenn der Herd bis dahin wieder funktioniert…“ Einige Momente blieb Ai noch weiter sitzen, dann stand er allerdings auf und nahm sich Ranmarus noch halbvolle Tasse. Er wusste, dass der andere keinen kalten Kaffe mochte und deshalb schüttete er ihn in die Spüle. Es verging eine weitere Viertelstunde, in der er eigentliche die Küche aufgeräumt hätte, doch weil es nichts zum Aufräumen gab, setzte er sich zurück an den Küchentisch und nahm sich eins der Magazine, die wohlmöglich Syo gehörten. Ai überflog die Texte, fand einen Artikel über Quartet Night und musterte ihr Foto. Sie sahen wirklich wie Profis aus, aber warum verhielt sich dann niemand aus seiner Band wie einer? Camus war eine Diva, Reiji war ein Kleinkind und Ranmaru war ein Macho. Zumindest war es das, was der Doktor immer gesagt hatte… und gerade als ihm ein merkwürdiger Gedankengang kam, kehrte der Morgenmuffel zu ihm zurück. „Camus hat einen Termin mit Cecil-san und Reiji ist krank. Er liegt im Bett.“ Ohne noch etwas dazu zu sagen, ging Ranmaru an den ausgeschalteten Kühlschrank und nahm sich einen abgedeckten Teller mit Onigiris, die eindeutig nicht ihnen gehörten. „Hijirikawa hat gesagt, wir können die haben. Willst du auch einen?“ Ai bekam den Teller vorgehalten, schüttelte aber mit dem Kopf. Er konnte nichts essen, bloß vergaßen das andere sehr oft. „Was meinst du mit krank? Wird er lange nicht arbeiten können?“ Nachdenklich griff sich der Android an sein Kinn. „Hm? Woher soll ich das wissen?“ Von der Frage aber vollkommen unbeeindruckt schob sich der Grauhaarige ein Onigiri in den Mund und begann zu schmatzen, hielt allerdings inne, als er Ais Blick bemerkte. „Waff iff?“ Das System des Kleinen überschlug sich, denn auf seiner Festplatte fand er eine Datei. Menschen konnten Dinge vergessen, aber Ai konnte sich alte Erfahrungen einfach wieder aufrufen. Deshalb war er aufgesprungen und stürzte auf Ranmaru, um ihm den Teller mit den Onigiris zu entreißen. „HEY!“ Natürlich stieß er auf Widerstand. „Iss die nicht alle auf! Wir brauchen was, um Reiji wieder gesund zu pflegen!“, versuchte er sich zu erklären, aber sein Gegenüber starrte ihn nur verärgert an. „Erinnerst du dich nicht? Als du krank warst, wurdest du von Reiji wieder gesund gepflegt. Er hat dich gefüttert. Wenn du ihn mit den Onigiris fütterst…“, erklärte sich Ai weiter, womit er jedoch einen sehr wunden Punkt traf. Sofort ließ Ranmaru den Teller los und sein verärgerter Blick wurde noch düsterer. Ai merkte nicht, wie er sich nahezu in einen Konflikt steuerte. „Du erinnerst dich wohl nicht, aber ich war dabei. Du hattest hohes Fieber und Reiji hatte dir immer wieder ein nasses Tuch auf die Stirn…“ „Halt die Klappe! Meine Schuld von damals hab ich längst beglichen! Außerdem hat Reiji kein Fieber und er hat auch nicht danach ausgesehen, als wollte er etwas essen! Und selbst wenn, würde ich ihn nicht füttern!“ „Wieso? Ihr seid doch gute Freunde, oder?“, hakte er stattdessen weiter nach, woraufhin eine unerklärliche Regung über Ranmarus Gesicht glitt. Und plötzlich resignierte der Größere, indem er den Teller dünn lächelnd seinem Gegenüber überließ. „Das, was du von mir erwartest ist aber etwas mehr als Freundschaft! Sorry!“ Die Entschuldigung verwirrte das Computersystem aber nur noch mehr. Eine Grenze zwischen Freundschaft und Beziehung konnte es einfach nicht verstehen und deshalb war Ai nun maßlos überfordert. „…mehr als Freundschaft?“, wiederholte er die letzten Worte, als würde es ihm irgendwie weiterhelfen. Doch zumindest verstand es nun Ranmaru, der dem Kleineren auf die Schulter klopfte. „Schon okay. Das Thema ist wohl etwas schwierig für dich, hm? Lassen wir es einfach dabei und wenn du dich damit besser fühlst, kannst du ja zu Reiji und ihm das Essen anbieten!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)