Dreamland Shi-Zen von Nanatsuya ================================================================================ Kapitel 4: Hajime ----------------- Dreamland Shi-Zen, Kapitel 4 Hajime Als ich wieder aufwachte, waren etwa zwei Stunden vergangen. Um ehrlich zusein, ich fühlte mich kein bisschen erholt, sondern so, als ob ich gerade vom Laster überfahren worden wäre. Aber solche ,Wunderwerke' gab es hier nicht. Hier sollte ich lieber sagen, vom Pferd erschlagen..... Ich setzte mich auf und blieb an der Bettkante sitzen. Ich streckte mich und gähnte aus vollem Herzen. Ich hatte mir vorgenommen, mir den Tempelgarten anzusehen. Von meinem Fenster aus konnte ich nur einen teil sehen, aber schon dieser Ausschnitt sah wunderschön aus. Ich erhob mich und verließ mein Zimmer. Im gehen öffnete ich meinen Zopf und trug die Haare offen. Auf dem Flur war niemand zu sehen und ich ging die Treppen hinunter. Am Ausgang standen einige Tempelkrieger und unterhielten sich. Als ich an ihnen vorbei ging rief einer von ihnen. "Hey Mädchen, komm mal her!" Erschrocken blieb ich stehen und drehte mich um. Der Tempelkrieger, der mich gerufen hatte, saß auf den Stufen und wank mich heran. Ich ging auf die Gruppe zu und blieb vor ihnen stehen. 'Nimm dich vor Torga und seinen Freunden in acht!' kam es ihr in den Sinn. "Du bist doch die Kleine, die Narutaki mitgebracht hat, oder? Wie heißt du?" fragte er freundlich. Ich sah ihn mir genauer an. Er wirkte nicht wie jemand, der Torga heißt. Er war wohl etwa so alt wie Narutaki und wirkte genauso freundlich. Aber er hatte schwarze Haare und keine braunen. "Ich heiße Miharu!" antwortete ich. "Miharu also. Ich bin Hajime. Das sind Kazuki und Yamaki." Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich den Namen Torga nicht hörte. Ich begann zulächeln. "Freut mich euch kennen zu lernen." sagte ich. Kazuki blickte mich an. "Wir haben gehört, du sollst alles vergessen haben?" Ich blickte ihn an und nickte. "Ja, ich kann mich an nichts mehr vor Narutaki erinnern." antwortete ich und dachte gegensätzlich 'Gut gelogen!' "Das ist ja ein Mist, alles zugvergessen." sagte Yamaki und kratzte sich am Kopf. "Wo wolltest du gerade hin, bevor wir dich aufgehalten haben?" fragte Hajime neugierig. "Ich wollte mich einwenig umsehen. Vielleicht kann mich einer von euch etwas herum führen?" fragte ich und blickte alle rundum an. Hajime sprang auf und kam auf mich zu. "Das werde ich machen. Die beiden haben sowieso gleich Dienst, da haben sie gar keine Zeit!" Er blieb hinter mir stehen und grinste. Yamaki und Kazuki sahen Hajime finster an. Aber Yamaki hob die Schultern. "Da kann man nichts machen, komm gehen wir!" Kazuki nickte und folgte ihm. "Also, Miharu, man sieht sich sicher noch! Viel Spaß!" "Ja danke!Euch auch!" Yamaki blieb stehen. "Achte darauf, wenn Hajime einmal anfängt zureden, hört er gar nicht mehr auf! Außerdem redet er meist nur Unsinn!" Hajime streckte ihm die Zunge raus. "Hör gar nicht auf den. Stimmt alles gar nicht!" Ich kicherte. Auch Yamaki begann zu lachen und war gleich darauf mit Kazuki im Tempel verschwunden. "So, was möchtest du sehen?" fragte Hajime freundlich. "Ich würde gerne den Garten sehen. Ich habe ihn schon von meinem Zimmer aus gesehen." "Also gut, nächste Station: der Garten!" Er ging vor und ich folgte ihm. Es war nur ein kurzer Weg, da unser Ziel gleich um die Ecke lag. "Da sind wir." Meine Augen begannen zu leuchten. Hier waren so viele, mir unbekannte Blumen. Die Luft war erfüllt von ihrem Duft. Ich lief den kleinen Steinweg entlang und Hajime folgte mir. "Die Hohepriesterin mag Blumen sehr gerne und hat deshalb diesen Garten anlegen lassen. Oft arbeitet sie selber hier, wenn es ihre zeit erlaubt. Du scheinst Blumen genauso gerne zu mögen!" sagte er. Ich nickte. "Ja, ich liebe sie. Auch wenn nicht weiß, wie sie alle heißen. Sie sind aber alle wunderschön." Er lächelte. "Du bist der Hohepriesterin gar nicht so unähnlich. Ich glaube sie weiß auch nicht, was sie hier eigentlich so pflanzt!" Er lachte und ich tat es ihm gleich. Als wir uns wieder beruhigt hatte fragte ich: "Sag, kennst du dich mit Pflanzen aus?" er sah mich stutzend an. "Ich?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Ich hab zwar in der Ausbildung gelernt, welche Kräuter eine heilsame Wirkung haben, aber deswegen bin ich nicht gleich pflanzenkundig!" Ich nickte. "Ach so, hätte ja sein können. Lass uns nach dahinten gehen!" Ich deutete zu einem kleinen Teich und lief vor. Hajime folgte mir. Ich ließ mich am Rand des Wasser auf den Boden fallen und spielte mit der Wasseroberfläche. Hajime setzte sich neben mich. Nach einiger Zeit fragte ich ihn: "Sind auch Frauen im Tempel?" Er sah mich verwundert an. "Was? Frauen?" Ich nickte. "Ja, Frauen!" Er verzog den Mundwinkel und überlegte, schließlich sagte er: "Du bist doch da!" Ich verlor das Gleichgewicht und wäre fast ins Wasser gefallen. "Ich meine Kriegerinnen!" Er schüttelte den Kopf. "Nein, Kriegerinnen haben wir keine hier. Warum eigentlich? Na, keine Ahnung, aber du bist die einzigste Frau, die hier so kämpfen kann, wie wir!" Ich hob die Augenbrauen. 'Kämpfen?!' schoss es mir durch den Kopf. Darauf schwiege wir. Ich lauschte den Gesängen der kleinen Vögel, die hier und da in den Bäumen und Sträuchern saßen. Hajime hatte sich im Gras zurück gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Ich blickte zu ihm hinüber. Er hatte viel Ähnlichkeit mit Narutaki. Er wirkte so, als ob er schlafen würde. "Was starrst du mich so an?" Er sah mich durch ein halbgeöffnetes Auge an. "Oh, ich, ich wollte nicht starren! Aber woher?" antwortete ich hastig. Er begann zu lachen. "Ich hab die Augen nicht ganz geschlossen! So konnte ich dich sehen!" Er lachte noch immer. Ich begann mit zulachen. "Was amüsiert ihr euch denn so?" sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter uns. Wir beide verstummten sofort und sahen uns um. "Hey Kleine, komm mal her zu mir!" Hajime und ich standen auf. "Lass sie in Ruhe, Torga." sagte Hajime und stellte sich vor mich. Torga lachte auf. Hinter ihm standen seine zwei Freunde und lachten auch. "Na, Hajime, spielst den Helden, was?" Hajime sah ihn finster an, antwortete aber nicht. Ich wollte irgendwas sagen oder auch machen, aber ich wusste nicht was. Torga war recht groß und kräftig gebaut. Ich glaubte fast, dass Hajime keine Chance gegen ihn haben würde. "Ey, Boss, lass uns den Typen übernehmen!" sagte der Kerl zur rechten Torgas. "Macht doch was ihr wollt!" antwortete er brummig und trat einen Schritt zurück. Grinsend kamen die zwei auf uns zu. "Miharu, überlass das mir, versuch weg zu laufen, ja?" flüsterte Hajime mir zu. Ich blickte ihn ängstlich an. "Ich kann dich doch nicht alleine lassen." "Tu einfach, was ich dir sage! GEH!" Ohne zu zögern, stürmte er auf unsere zwei Angreifer los. In dem Augenblick lief ich los. Ich sah noch, wie Hajime mit dem einen zu Boden stürzte. Ich lief so schnell ich konnte. Doch Torga hatte die Verfolgung aufgenommen und stürmte hinter mir her. Ich lief in dem mir unbekannten Teil des Gartens. Schnell hatte er mich eingeholt. Es begann bereits zu Dämmern und hier hinterm Haus war es schon sehr dunkel. So rannte ich weiter und gerat ins stolpern. Torga nutzte dies aus und machte einen Sprung nach vorne. Plötzlich packte er mich hart am Handgelenkt und zog mich an sich ran. "Na, wer wird denn weglaufen." sagte er fiesgrinsend. Ich versuchte mich los zu machen. "Lass mich los!" schrie ich. Doch Torga lachte nur und drückte mich an die Hauswand. Sein Griff war so fest, dass meine Handgelenke zu schmerzen begannen. Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Ich konnte die Kraft, mich von ihm zu befreien einfach nicht aufbringen. Zu dem war er so groß, dass er nur eine Hand brauchte, um meine Handgelenke über meinem Kopf fest zu halten. Noch immer grinste er. "Jetzt wollen wir doch mal etwas Spaß haben!" sagte er. Entsetzt sah ich ihn an. Er schien es wirklich ernst zu meinen. "Nein, bitte nicht!" flehte ich, obwohl ich wusste, dass es nichts bringen würde. Er fing an mich zu betatschen. "Nein!" rief ich verzweifelt. ,Warum hilft mir denn keiner?' dachte ich. ,Narutaki, bitte hilf mir doch!' "Lass sie los, Torga!" ,Narutaki, bit...!' Ich öffnete die Augen, da Torga gestoppt hatte. "Lass sie los!" Es war tatsächlich Narutaki, der mit gezogenem Schwert hinter Torga stand. Seine Klinge lag an seinem Hals. Torga grinste. "Das würdest du nie machen!" Narutaki blickte ihn sehr ernst und finster an. "Da kennst du mich schlecht, Torga! Du weißt, ich konnte dich noch nie leiden, also provoziere mich nicht! Jetzt lass das Mädchen los!" Narutaki klang so entschlossen, dass Torga an seiner Meinung zweifelte. Als Torga nicht sofort reagierte rückte Narutaki die Klinge noch ein Stück an seinen Hals heran. Ich spürte wie daraufhin sein Griff sich lockerte und ich schließlich meine Hände befreien konnte. Ohne zu zögern lief ich zu Narutaki. Schützend legte er seinen Arm um mich. Torga stand noch immer mit dem Rücken zu uns, begann aber sich langsam herum zu drehen. Fast reflexartig drehte mich Narutaki von ihm weg. Das Grinsen war ihm vergangen. Seiner und Narutakis Blick trafen sich, beide schwiegen. Die Minuten, die vergangen, wirke'ten auf mich wie eine Ewigkeit. Endlich löste sich Torga aus Narutakis Blick und wollte gehen, blieb aber auf halben Wege stehen. "Du wirst nicht immer da sein, um sie zu beschützen!" sagte er dunkel. Narutakis Blick wurde noch finsterer. "Das wirst dann schon merken!" Ohne ein weitere Wort ging Torga. Erst als er um die Ecke verschwunden war steckte Narutaki sein Schwert weg. Genau in diesem Moment überkam mich die ganze Last des eben passierten. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. All meine Kraft verließ mich mit einem Mal und ich sackte zu Boden. Narutaki kniete sich neben mich und nahm mich in den Arm. "Ist ja gut! Dir kann jetzt nichts mehr passieren, ich bin ja da!" Trotz der lieben Worte, konnte ich nicht aufhören zuweinen. "Ist ja gut!" wiederholte er. "Ich werde immer da sein, um dich zu beschützen, das verspreche ich dir!" Ich weiß nicht mehr, wie lange ich mich hatte gehen lassen. Ich brauchte lange, bis ich mich wieder beruhigt hatte. "Na, wieder alles in Ordnung?" fragte er mich lächelnd. Ich nickte leicht. Er erhob sich und zog mich auch auf die Beine. Ich wischte mir die letzten Tränen aus den Augen, dann kam mir Hajime in den Sinn. "Was ist mit Hajime?" fragte ich mit noch zittriger Stimme. Doch Narutaki versicherte mir: "Ihm geht's gut. Er hat zwar ein bisschen was abbekommen, aber den anderen zwei geht's noch schlechter!" Mir fiel ein Stein vom Herzen als ich das hörte. "Wo ist er jetzt?" "Er ist auf der Krankenstation. Aber glaub mir, da ist er nicht unbedingt, weil er verletzt ist!" Er grinste. Ich sah ihn erst etwas verdutzt an. "Na komm, lass uns gehen!" Ich nickte und wir verließen den Garten, der mir immer wunderschön und doch schrecklich in Erinnerung blieb. Narutaki brachte mich auf mein Zimmer, wo ich mich wieder etwas zurecht machte. Er wartete solange vor der Tür auf mich. Als ich wieder zu ihm kam, erzählte er mir, dass Torga für seine Tat bestraft und mit größter Wahrscheinlichkeit aus dem Tempel geworfen wird. Ich antwortete darauf nicht, denn ich wollte ihn vergessen. "Ich möchte gerne zu Hajime gehen. Bringst du mich zu ihm?" fragte ich ihn, als wir die Treppe hinunter gingen. Narutaki war einverstanden und er führte mich zur Krankenstation. Als wir vor der Tür standen, hörte man aus dem Raum: "Au, au, au ...das tut doch weh!" "Stell dich nicht so an! Du hörst dich an wie ein kleines Kind!" Ich begann zu lächeln und Narutaki klopfte an die Tür und öffnete sie gleich darauf. Hajime saß auf einem Stuhl und versuchte sich verzweifelt gegen die junge Frau, die über seinem Auge herum tupfte, zuwehren. Als er Narutaki aus dem Augenwinkel heraus erblickte, sprang er auf. "Hey, Narutaki, halt mir diese Frau vom Hals. So süß sie aussieht, umso brutaler ist sie!" Die junge Frau marschierte auf ihn zu. "Sag ihm lieber, dass er sich nicht so anstellen soll!" sagte sie und Hajime wich noch ein Stück zurück. Narutaki lachte, so wie ich auch. Erst jetzt bemerkte Hajime, dass ich auch anwesend war. Er blickte mich fragend an. "Miharu, alles in Ordnung mit dir?" Ich nickte. "Ja, mir ist nichts passiert, aber du hast was abbekommen!" Hajime stellte sich aufrecht hin und kratzte sich am Hinterkopf. "Ach das, das ist nur ein Kratzer!" "Dann stell dich nicht so an!" Sofort stand die junge Krankenschwester vor ihm. "Ah! Nein!" Hajime stolperte über die Liege, die hinter ihm stand und blieb darauf sitzen. Die junge Frau stürzte sich auf ihn, tupfte die Wunde noch mal ab und klebte ihm ein Pflaster drauf. "So, das war doch gar nicht so schlimm!" sagte sie lächelnd. Hajime sah sie entgeistert an. Atmete aber gleich darauf durch. "Endlich ist das vorbei!" Ich lachte wieder. Narutaki blickte mich besorgt an. Er schien zu wissen, dass ich nicht in Ordnung war. Äußerlich vielleicht, aber innerlich sah es ganz anders aus. Hajime sprang auf und kam auf uns zu. "Lasst uns bloß von hier verschwinden!" Er blickte sich noch mal um, SIE lächelte ihn aber nur an. Hajime drehte sich hastig um und verließ den Raum. Narutaki und ich verabschiedeten uns noch und folgten ihm. Er war auf dem Flur stehen geblieben und hatte sich an die Wand gelehnt. Wir blieben vor ihm stehen. "Wir wollten gleich zur Küche, etwas essen. Kommst du mit?" Hajime blickte auf und nickte. "Ja, gerne! Ich hab seit heute morgen nichts mehr gegessen." antwortete er und löste sich von der Wand. Narutaki beugte sich etwas zu mir hinunter, um mir ins Gesicht sehen zu können. "Denk nicht mehr darüber nach, ja? Wollen wir gehen?" Er lächelte. Ich blickte ihn überrascht an. Doch er sagte nur. "Denk lieber an mich und lächle! Steht dir besser!" Ich begann auch zu lächeln. "Ja!" Hajime war schon etwas voraus gegangen und wartete wieder auf uns. Die Küche stellte sich als großer Esssaal dar. Es saßen schon einige Tempelkrieger an einem Tisch in der hinteren Ecke und aßen etwas. Nebenbei unterhielten sie sich angeregt. Als wir eintraten grüßten sie uns. Hajime und Narutaki taten das Gleiche. Am Ende des Raumes stand eine Art Tresen, dahinter stand eine Frau mittleren Alters in Küchenkleidung. Sie lächelte und fragte: "Was kann ich euch Gutes tun?" Hajime holte Luft und antwortete: "Also, ja, ..., ähm ...." Die Frau blickte ihn erwartend an. "Ja, dann nehme ich ..., ja, ..., also!" Doch Hajime konnte sich einfach nicht entscheiden. Da übernahm Narutaki die Initiative und sagte: "Wir nehmen drei mal das Tageshauptmenu!" "Sonst noch etwas?" Narutaki schüttelte den Kopf. "nein, das war's." Hajime sah ihn fassungslos, mit offen-stehendem Mund an. Narutaki grinste und ging an ihm vorbei. Ich folgte ihm. Hajime konnte dem Ganzen nicht ganz folgen und stapfte beleidigt hinter uns her. "Hey, was war denn das grad für ne Aktion?" fragte er. Narutaki ließ sich in einen Stuhl am Fenster fallen und stützte den Kopf auf den Arm. "Das hätte nur wieder Tage gedauert, bis du dich endlich entschieden hättest!" Mit einen lauten plumpsen besetzte Hajime den Stuhl neben mir. Ich saß Narutaki gegenüber. "Stimmt doch gar nicht!" nörgelte Hajime leise vor sich hin. Ich fand die Situation echt komisch und begann zu kichern. Hajime blickte mich beleidigt an. "Jetzt fängst du auch noch an! Pöh!" Ich lachte leise, versucht es aber zu unterdrücken. Narutaki lächelte. Die freundliche Küchenfrau, ich nannte sie so, weil ich ihren Namen nicht kannte, brachte wenige Minuten danach unser Essen. Es sah wirklich köstlich aus. "Was ist das?" fragte ich neugierig. Hajime wollte antworteten, hatte aber schon zuviel im Mund, weshalb Narutaki die Antwort übernahm. "Das ist Reis, kennst du doch, oder? Na ja, Reis halt, Hünchen klein geschnippelt und so ne Soße halt! Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, aber es schmeckt. Das ist doch das Wichtigste!" Ich hätte mich fast am Reis verschluckt und musste husten. Narutaki blickte mich erschrocken an. "Ist was?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, alles klar! Deine Antwort hat mich etwas überrascht!" Narutaki grinste mich nur an, dass ich nur den Kopf hängen lassen konnte. Ich griff wieder zu den Stäbchen und begann zu essen. Schon nach den ersten Bissen, war ich Narutakis Meinung, dass es sehr gut schmeckte. Hajime war als erster fertig und blickte mit Hundeaugen auf meinen Teller. Ich blickte ihn an. "Hast du noch immer Hunger?" Er nickte. "Willst du den Rest haben? Ich mag sowieso nicht mehr!" Ich schob ihm den Teller hinüber und es dauerte keine fünf Minuten und Hajime hatte ihn geleert. Er lehnte sich im Stuhl zurück. "Ach ja, vorerst ist der Hunger gestillt!" Narutaki hatte ebenfalls zu ende gegessen und wandte sich an Hajime. "Sag mal, hast du irgendwas von Rion gehört?" Hajime blickte ihn an. "Nein, zuletzt habe ich gehört, dass er nach Sagrad geritten ist. Danach habe ich nichts mehr gehört!" Narutaki nickte. "Ach so." Dann drehte er zu dem Tisch in der Ecke herum. "Hey, Yuko, hat einer von euch was von Rion gehört? Nach Sagrad, meine ich?" Yuko schüttelte den Kopf. Doch der Tempelkrieger ihm gegenüber antwortete. "Doch, ich schon. Er soll in Sagrad durchgeritten sein. Aber du weißt ja, das ist eine sehr unruhige Gegend. Zurzeit toben da schon wieder Bürgerkriege. Aber er soll schon in Trohim angekommen sein!" Narutaki nickte wieder nur und wandte sich wieder an uns. "Da ist er schon." sagte er vor sich hin. Ich blickte Hajime fragend an. Aber er lächelte nur. "Hey Narutaki, was machst du dir Sorgen. Du weißt ganz genau, was Rion alles drauf hat. Er wird die Krisengebiete umritten haben." sagte er zuversichtlich. "Ja, du wirst recht haben!" Narutaki sah nachdenklich aus dem Fenster. Ich hätte gerne etwas zu ihm gesagt, doch fand ich nicht die passenden Worte. Hajime neben mir wippte gelangweilt mit dem Stuhl. Ich sah ihm dabei zu. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht und fiel hinten über. Erschrocken sprang Narutaki auf und blickte über den Tischrand. Hajime lag flach wie eine Flunda, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Boden. "Alles .... in Ordnung." stammelte er. Narutaki setzte sich wieder. Ich sah Hajime noch dabei zu, wie er versuchte sich wieder aufzurappeln. Endlich hatte er es geschafft und saß wieder neben mir. "War alles geplant, ich wollte Narutaki nur von seinen miesen Gedanken abbringen!" Er wollte überzeugend klingen, aber man sah ihm an, dass es nicht geplant gewesen war. Ich lachte leicht. Narutaki lächelte mich an. "Die Hohepriesterin wollte mich doch noch mal sprechen. Kannst du mich zu ihr bringen?" fragte ich Narutaki schließlich. Er nickte und schob den Stuhl zurück. Ich tat dasselbe und gleich darauf verließen wir die Küche. Hajime begleitete uns noch ein Stück, bis er sich dann doch verabschiedete und sagte, er wolle noch etwas trainieren gehen. Im Tempel war es schon ziemlich dunkel, so dass man alle 4 Meter eine Fackel angezündet hatte. So wirkte der Tempel noch viel schöner. Während wir die Gänge entlang gingen , blickte ich durch die offenen Fenster in die Nacht hinaus. Narutaki summte irgendein Lied vor sich hin. Dann brach er ab und sagte: "Da vorne ist ihr Zimmer." "Ist gut!" Ich blieb vor der Tür stehen und klopfte. Von Innen hörte ich ein "Herein!" und ich öffnete sie. Narutaki blieb auf dem Gang. Hinter mir zog ich die Tür ins Schloss. Ich sah mich in dem Raum um. Auf der gegenwärtigen Seite hatte er große Fenster mit durchsichtigen Gardienen davor. Sie standen offen, so dass sie sich im wind bewegten. Erhellt wurde der Raum von einem großen Kamin, indem ein schönes Feuer vor sich hin knisterte. Zu meiner Rechten stand ein großes Himmelbett und ein großer Schrank. In der Mitte des Raumes stand ein runder Tisch mit drei Stühlen. Auf ihm stand eine Kerze und eine Vase mit Blumen. Die Hohepriesterin saß auf einem der Stühle und wank mich heran. "Setz dich doch!" sagte sie freundlich und lächelnd. Ich kam dem Angebot nach und nahm Platz. "Ihr wolltet mich sprechen?" "Ja, das wollte ich. Doch lass mich zuerst etwas anderes tun!" sie stand auf und schritt hinter mich. Großäugig folgte mein Blick ihr. Doch sie tat nichts anderes außer zu lächeln. "Habt keine Angst, du wirst nichts merken!" 'Was merken?' schoss es mir durch den Kopf. Doch schon legte sie ihre Hände um meinen Kopf und sagte einige Worte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Meine anfängliche Angst verflog und ich entspannte mich. "Schließ die Augen!" sagte sie und ich machte es. Wieder sprach sie einige Worte in der fremden Sprache. Zu gerne hätte ich gewusst, was sie tat. Endlich nahm sie die Hände von meinem Kopf und setzte sich wieder. "Was war das?" fragte ich neugierig. Sie lächelte wieder oder noch immer. "Das war nichts von Bedeutung. Möchtest du etwas trinken?" "Ja, gerne." Sie erhob sich wieder und ging zu einem kleinen Tisch, der gleich neben der Tür stand. Dort goss sie etwas Tee in zwei Tassen und stellte sie gleich darauf auf den runden Tisch. "danke." antwortete ich und nahm einen kleinen Schluck. "Mhm, der ist echt gut!" Sie lächelte schon wieder. "Danke, ich habe ihn selbst gekocht. Wollen wir uns nicht einwenig unterhalten?" Ich nickte. Uns sie fuhr fort. "Gut, dann werde ich dir erzählen, warum heute ein tragischer Tag für unseren Tempel ist." Ich blickte neugierig auf. "Heute wurden seit etwa 1500 Jahren zum ersten mal wieder Tempelkrieger aus unserem Dienst entlassen." "Oh, warum denn?" Sie schüttelte den Kopf. "Das ist vorerst unwichtig. Sag, hast du denn Namen Torga schon mal gehört?" Fragend sah sie mich an. ,Torga!' schoss es mir durch den Kopf. Schließlich sagte ich: "Ja, Narutaki hat ihn schon mal erwähnt! Wieso, was hat er denn gemacht?" Elaya nickte. "Er hat sich unseren Regeln auf gröbste wiedersetzt. Er hat etwas getan, was kein ehrenvoller Tempelkrieger je machen würde. Aber genug davon. Reden wir doch ein bisschen über dich." "Über mich?" fragte ich überrascht. Sie nickte. "Erzähl mir ein bisschen von dir." Ich überlegte kurz und nahm noch einen Schluck von dem köstlichen Tee. "Was kann ich denn erzählen?" sagte ich vor mich hin. Elaya sagte darauf hin: "Erzähl mir von der Welt, aus der du kommst!" erschrocken richtete ich meinen Blick auf sie. Doch sie antwortete freundlich.: "Ich weiß, dass du nicht von hier bist. Aber solltest du es Narutaki nicht auch erzählen? Er hält viel von dir!" Ich senkte verlegen meinen Blick. "Ich weiß. Ich mag ihn auch nicht belügen, ich wollte es auch nicht. Aber ich wusste meine Lage nicht anders zu erklären. Ich versteh es selber ja noch nicht mal." Elaya blieb jedoch sehr ruhig und nippte an ihrer Tasse. "Ich kann es dir leider auch nicht erklären. Aber sag es ihm so früh wie möglich, er wird dich schon verstehen. Aber nun genug von ihm, erzähl mit doch lieber, wie es in deiner Welt aussieht. Ich möchte so vieles gerne wissen!" erwiderte sie. "Ich wohnte mit meiner Familie in einem kleinen Haus am Stadtrand von Tokyo. Ich ging dort auf die Highschool. Tokyo ist eine sehr große Stadt, wir haben viele sehr große Häuser, die nebeneinander in den Himmel ragen. Es ist ganz anders als hier. Wir haben auch keine Pferde sondern Autos. Das sind mechanische Werke. Wenn ich dir alles erzählen sollte, was es hier nicht gibt, brauche ich Ewigkeiten." Elaya nippte noch immer an ihrer Tasse und blickte neugierig über den Rand hinweg. Sie stellte die Tasse ab und sagte: "Ist schon gut, du kannst es mir ja später noch erzählen!" Dann lächelte sie wieder. ,Hat sie mir nicht zugehört?' dachte ich just in diesem Moment. Doch ich sagte stattdessen: "Ja, das kann ich machen. Wolltet ihr noch etwas von mir? Sonst würde ich jetzt schlafen gehen." "Ja, geh ruhig ins Bett." Ich schob meinen Stuhl ein Stück zurück und stand auf. "Dann gehe ich jetzt. Ich wünsche euch eine angenehme Nacht." Sie erhob sich auch und trat vor mich. "Das wünsch ich dir auch. Ich denke, wir werden uns dann morgen sehen. Ach, kannst du bitte Narutaki noch rein schicken?" Sie öffnete die Tür und ich trat hinaus. 'Narutaki?' Doch als ich auf den Flur trat, sah ich, dass er die ganze Zeit gewartet hatte. Jetzt saß er allerdings auf dem Boden und schlief, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, im Sitzen. Ich lächelte kniete mich neben ihm nieder. Ich pustete ihn an, doch er wachte nicht auf. Ich pustete nochmals und er regte sich. Langsam öffnete er die Augen. "Gut geschlafen?" Er lächelte. "Ich hab schon mal besser gelegen!" "Die Hohepriesterin möchte dich noch mal sprechen!" Er sah mich fast erstaunt an. "Mich? Was möchte sie denn?" Ich zog die Schultern hoch. "Ich weiß es nicht!" Während er aufstand, tat ich das Gleiche. "Na dann gehe ich mal!" Ich nickte. "Gut, ich warte hier auf dich!" Er bestätigte meine Antwort mit einer kurzen Handbewegung und war gleich darauf im Zimmer der Hohepriesterin verschwunden. Ich ging zu dem Fenster und sah hinaus. Die Monde schienen in einem sanften, aber kühlem blau. Es war eine warme Nacht und die Grillen zirpten. Ich überlegte mir, wie ich Narutaki die Wahrheit über mich erzählen konnte, ohne das er sauer auf mich würde. Doch er hatte jeden Grund, auf mich sauer zu sein, deswegen wollte ich bis zum nächsten Tag warten. Narutaki blieb nur kurz bei der Hohepriesterin und kam schon etwa nach 5 Minuten wieder hinaus. Er kam auf mich zu und stellte sich neben mich. "War es wichtig?" fragte ich neugierig, doch er schüttelte nur den Kopf. "Nein. Sie wollte mich nur über etwas informieren, du weißt, diese Sache mit den Tempelkriegern." Ich nickte. "Ja, davon hat sie mir auch erzählt. Ich würde zu gerne wissen, was sie gemacht haben, dass sie so hart bestraft werden." Narutaki sah mich an. Er wirkte entsetzt oder so ähnlich. "Das möchtest du sicher nicht wissen. Ich finde sie sind noch viel zu milde bestraft worden, aber genug davon, sie sind es nicht wert, dass man soviel Zeit mit ihnen verschwendet." Er sah wieder aus dem Fenster. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er schien diese Krieger wirklich nicht zu mögen. Ich sah auch wieder aus dem Fenster. Nach einiger Zeit sagte er: "Die Hohepriesterin sagte, du wolltest mir etwas erzählen. Sie sagte etwas von einer Wahrheit oder so!" Er blickte mich an. Ich starrte mit offenem Mund in die Nacht. ,Das war es wohl, mit meiner bis-zum-nächsten-Tag-warten Strategie. "Also?" "Ja, das ist so." Ich stoppte und drehte mich von ihm weg. er sah mir nach. "Miharu? Was wolltest du mir erzählen?" Ich antwortete nicht. Er kam ein Stück auf mich zu. "Miharu?" Ich holte Luft und begann: "Narutaki, ich ..., ich wollte dich nicht anlügen!" "Anlügen? Wobei hast du mich angelogen?" Er stellte sich vor mich und versuchte mir ins Gesicht zu sehen. "Ich ...., ich habe gar nicht alles vergessen! Ich weiß alles von mir. Das habe ich nur gesagt, damit du mich mitnimmst." Er sah mich nur an und schwieg. Deshalb fuhr ich fort. "Ich habe das alles nur erfunden, weil ich nicht wusste, wie ich dir erklären sollte, dass ich aus einer ganz anderen Welt bin. Ich versteh es selber ja noch nicht mal, aber ....., ich kann verstehen, wenn du jetzt sauer auf mich bist!" Meine Augen füllten sich mit Tränen. "Miharu!" Ich sah auf und blickte ihn an. "Ich bin dir nicht böse. Es ist zwar nicht schön, angelogen zu werden und dazu noch ausgenutzt, aber ich kann dich verstehen. Ich hätte vielleicht auch so gehandelt." Ich schluchzte. "Du hättest sicher nicht so gehandelt!" "Na, okay, wahrscheinlich nicht, aber stellen wir uns mal vor, ich wäre etwas egoistischer, dann hätte ich sicher so gehandelt." "Egoistisch?" sagte ich ernst. "Du behauptest, ich sei egoistisch?" "Ja, genau das meine ich!" Er grinste mich an. "Ist doch auch egal. Oder? Ich wollte nur ausdrücken, dass du dir keine Sorgen machen brauchst, dass ich böse sei." Er wandte sich von mir ab. "Ich werde jetzt schlafen gehen. Kommst du?" "Jaaa !" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)