Fragmente der Finsternis von Naenia (Dragon Age / Mass Effect) ================================================================================ Kapitel 5: Alistair ------------------- Solonas Verschwinden traf ihn hart und die Krone wog von Tag zu Tag schwerer, verlangte ihm Dinge ab, die er nicht bereit war, zu geben. Teagan drängte ihn zur Heirat, stellte ihm unentwegt neue Damen vor, deren Bekanntschaft er nicht machen wollte. Er spürte die stillen Urteile der Banns, ihren wachsenden Unmut über einen König, der ihnen keinen Erben schenkte und es wurde von Tag zu schwerer Rechtfertigungen für seine Entscheidungen zu finden. Teagan und Eamon hatten noch vor seiner Krönung gewusst, worauf sie sich einließen, aber niemand hatte es für nötig befunden, ihm davon zu erzählen. Im Nachhinein wäre er lieber bei den Wächtern geblieben. Dann wäre er jetzt bei ihr und nicht in diesem stickigen Schloss, das ihm mehr und mehr wie ein Gefängnis vorkam. Er ertränkte die Düsternis seiner Gedanken im Wein, gab sich alle Mühe dabei zu vergessen, doch es wollte nie so recht klappen. Wynne hatte sich in letzter Zeit angewöhnt, abends häufig nach ihm zu sehen. Sie war alt geworden in den letzten Monaten. Das reine Weiß ihres Haares und die fahle Haut ließen sie mehr und mehr wie einen Geist wirken. Alistair genoss ihre Gesellschaft, lauschte ihren Geschichten und hatte noch immer das Gefühl, dass er nichts sagen musste, denn für Wynne war er immer ein offenes Buch gewesen. Er fühlte sich wohl mit den Geistern seiner Vergangenheit, es war die Zukunft, die ihm Sorgen bereitete. „Alistair“, ihre Stimme klang warm und weich, wie die der Mutter, die er niemals kennengelernt hatte, „Was hält dich noch hier?“ Die unvermittelte Frage traf ihn unvorbereitet: „Was meint Ihr damit?“ „Du solltest da draußen sein und nach ihr suchen. Du solltest überall sein, nur nicht hier in diesem Schloss.“ Ob das Alter nun Weisheit oder Wahnsinn brachte, Wynnes Worten sprachen ihm aus der Seele, aus dem Teil, der unter der Last der Pflicht zu ersticken drohte und sich zurück zu dem Leben eines Bastards sehnte; ein anderer Teil verfolgte ganz andere Gedankengänge: „… Und was, wenn sie nicht gefunden werden will?“ Wynne lächelte und er konnte fühlen, wie seine Zweifel sich lösten. „Solona hätte dich nie verlassen, wenn sie nicht gemusst hätte.“ „Amaranthine, ich weiß. Aber warum hat sie Vigils Wacht heimlich verlassen? Warum ist sie mit Zevran davon gelaufen?“ Wo bleibe ich in diesem Spiel? „Finde sie. Alistair. Es war nicht Amaranthine, das sie von hier weggezogen hat. Da lauert ein Grauen hinter dem Horizont, ich kann es nicht sehen, aber etwas sagt mit, dass es dort nur darauf wartet, über der Welt hereinzubrechen. Zevran würde sie nie anrühren, ich denke er hat ein Auge auf deinen Freund Aedan geworfen.“ Alistair entschied sich, den letzten Satz für den Moment nicht weiter zu beachten, er verlor an Wichtigkeit neben dem, was Wynne ihm soeben offenbart hatte. „Hat sie mit Euch darüber gesprochen?“ „Kein Wort“, erwiderte Wynne, „Vertrau mir, Alistair. Ich weiß, dass das die Wahrheit ist und ich weiß, dass die Chancen in einem Kampf besser stehen, wenn du da draußen bist. Ich bin zu alt, für diese Reise.“ Er lächelte traurig, die Gedanken rasten. „Geh nicht allein, versprich es mir. Vor einigen Tagen kam eine junge Magierin an den Hof. Liara sollte mir zur Hand gehen. Sie wird dich begleiten, sie ist eine hervorragende Heilerin und sehr wissbegierig. Ich stelle sie dir morgen vor.“ Für Wynne schien die Entscheidung längst getroffen, in seinem eigenen Kopf herrschte das Chaos.   •   Schwermütige Traurigkeit überkam ihn, die Sehnsucht nach der Welt und nach dem Abenteuer, nach all dem was hinter diesen Mauern auf ihn wartete. Nach dem, was sich im Verborgenen hielt und nach Solonas Umarmung.   Er rief noch in dieser Nacht Teagan und Aedan. Danke, Wynne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)