Lust'n'Needs von Anemia ================================================================================ Kapitel 5: Scantily Clad ------------------------ Scantily Clad     Jamie hatte es satt. Endgültig. Seit Tagen, ja sogar seit Wochen quälte er sich mit diesen Empfindungen herum, die sein Hirn zu einer weichen, puddingarten Masse verkommen ließen, sodass er es schon regelrecht spüren konnte, wie seine letzten mit Intelligenz gefüllten Zellen dem Wahnsinn Platz machen mussten. Es half auch nichts, wenn er schnell die Augen schloss, wann immer sich ihm das Übel darbot, wie er es insgeheim liebevoll zu nennen begonnen hatte. Um eine Reaktion zeigen zu können, musste man erst einmal von der Quelle der Provokation Notiz genommen haben, und dann war es natürlich längst zu spät. Ein Blick reichte, um dieses einmalige Bild auf Jamies Netzhaut zu brennen und ihn für Stunden, ja für den gesamten restlichen Tag in Atem zu halten, ihn regelrecht auszuknocken wie mit einem Holzhammer. Die süßen Träume, denen er dann nachhing, konnten durch nichts und niemanden durchbrochen werden. Der Sänger mutierte zu einem Schlafwandler, war nicht mehr anzusprechen und eines schönen Tages war seinen Kumpels schließlich die Ausbeulung aufgefallen, die zwischen Jamies Beinen prangte. Direkt, wie sie waren, hatten sie ihn natürlich darauf angesprochen. Bis ins Detail hätten sie am liebsten wissen wollen, an was er dachte, und als der Sänger nur zerknirscht geschwiegen hatte, glaubten sie, er hätte Viagra genommen. Diese Vermutung war von Cari gekommen. Ausgerechnet von ihm. Jamie sah sein abschätzendes Grinsen noch jetzt vor seinem geistigen Auge, und es ärgerte ihn noch nicht einmal so sehr, wie es eigentlich sollte. Viel mehr ärgerten ihn andere Dinge. Nämlich, dass er nichts, absolut nichts gegen seine kruden Empfindungen tun konnte, egal, wie sehr er versuchte, sie sich zu verkneifen. Aber die größte Schuld schob er dem Übel in die Schuhe. Denn es war nicht von der Hand zu weisen, dass es einen ganz kirre machen musste. Es war schon fast so etwas wie ein Naturgesetz, dass man darauf so reagieren musste wie Jamie es tat. Zumindest war der Sänger zu diesem Schluss gekommen. Aber das war nicht die einzige Entscheidung, die er an jenem Tag gefällt hatte. Es musste sich etwas ändern. Und das besser gestern als heute.   Der Zufall war ein merkwürdiger Halunke, den man niemals unterschätzen sollte. Heute hatte er Jamie eindeutig die Karten zugespielt, ohne, dass er einen Beitrag dazu geleistet hätte. Er sollte mit Cari allein im Proberaum sein. Die anderen hatten sich per Kurznachricht via Handy entschuldigt; sie würden erst später erscheinen, was man nichts anderen als ihrem übermäßigen Alkoholkonsum zurechnen konnte. Dass Jamie und Cari heute die fast Nüchternen waren, das grenzte fast schon an ein Wunder. Dabei wünschte sich Jamie prompt, als ihm das Übel begegnete, dass er gestern noch einen mehr getrunken hätte, um jetzt wie Rikki und Tim friedlich in seinem Bett zu schlummern. Doch es war zu spät. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er musste den Umständen standhalten, und er würde reinen Tisch machen. Das hatte er gestern Nacht entschieden, während er auf das letzte Bier verzichtet hatte. Denn so ging es nicht weiter. Das wurde Jamie einmal mehr bewusst.   Der Wahnsinn, dieser ungeduldige Wahnsinn fuhr in seinen Körper und setzte sich in seinen Eingeweiden fest, sobald er ihn erblickte. Heiß wurde ihm, furchtbar heiß, und gleichzeitig begannen die Triebe in ihm zu wüten wie ein Sturm, der gleichzeitig jeglichen Denkprozess erschwerte. Jamie konnte nichts dagegen tun. Er musste sich schutzlos seiner einsetzenden Erregung aussetzen, und das kostete ihm den letzten Nerv. Heute würde das ein Ende haben. Er würde ignorieren, dass er einen glasigen Blick besaß und eine Wulst zwischen den Beinen. Vielleicht würde er an alte, knarrende Bäume im Wind denken oder noch besser an alte Männer, die nackt aussahen wie fette Schweine, besonders, wenn sie auf der Seite im Bett lagen. Doch um ehrlich zu sein war er viel zu nervös, als er die Zähne zusammenbiss und Cari, der neben ihm saß, direkt ins Gesicht schaute. Immer wieder glitten seine Blicke am Körper des anderen hinab, als wäre alles, was über seinem Hals lag, glatt, rutschig, sodass man sich nicht daran klammern könnte. Die alten Männer waren längst verschwunden, und anstelle tauchte das komplette Gegenteil leibhaftig vor ihm auf. Schön, jung, aber ganz sicher ebenfalls männlich. Der Protagonist all seiner feuchten Träume. Kurz schaffte Jamie es, die Beherrschung zurückzugewinnen. Und er nutzte diese klare Sekunde, um mit der Sprache herauszurücken. Egal, mit welchem Blick Cari ihn musterte, egal, wie oft er daran dachte, wie makellos doch sein Gesicht war: Jamie hatte es satt. Und das gehörig.   "Kannst du nicht endlich mal aufhören, diese verdammten, kurzen Hosen zu tragen?" Erst sagte Cari gar nichts. Dann drehte er gelassen den Kopf in Jamies Richtung und bewegte ganz leicht die Lippen, während er nur einen prüfenden Blick für ihn übrig hatte. Jamie kam schon wieder ins Schwitzen. Aber dieses Mal war nicht nur er der Grund für die Misere. Nein. Dieses Mal war es seine allgemeine Aufregung, die kleine Wut, die in ihm brannte und seine Hände feucht machte, welche sich in den Sofastoff gekrallt hatten. "Es ist kein Sommer mehr, wieso musst du dann immer halb nackt rumlaufen?", keifte Jamies unterdrückte Stimme weiter, es klang allerdings weniger bissig als ziemlich verzweifelt und resigniert. Mittlerweile hatte er aufgegeben, Cari ins Gesicht zu schauen. Er guckte aber auch nicht mehr auf seinen tätowierten Oberkörper oder alles, was darunter lag. Seine Augen hatten sich ebenfalls wie seine Hände an das Sofa geklammert. So fiel ihm das Sprechen leichter. So fiel es ihm bedeutend leichter. Denn er musste sich zum gefühlten tausendsten Mal eingestehen, dass Cari sehr sexy war. Ganz besonders dann, wenn er diese verdammten, kurzen Hosen trug und sonst nichts. Wie oft hatte er darüber spekuliert, ob er überhaupt Shorts darunter anhatte. Und jedes Mal stellte dies einen Fehler dar. Denn es hätte noch weniger Stoff bedeutet. Und noch mehr Erregungspotenzial geboten.   "Wieso?", hakte der andere nach einer Weile verständnislos nach und guckte an sich hinab. "Ich kann das doch tragen. Oder nicht?" Das ist ja das Problem, dachte Jamie im Stillen. Du kannst es tragen. Weil du die perfekte Figur hast. Weil du einfach nur wahnsinnig gut aussiehst. Ich würde mich am liebsten auf dich stürzen und dir zeigen, was ich von deinem schlampigen Outfit halte. Mir ist, als würdest du dir anstatt irgendwelcher Symbole und Muster 'Ficken' in die Haut gebrannt haben. Denn ich lese es jedes Mal von deinem Körper ab, und es ist ein sehr mitreißendes Wort.   "Du kannst es nicht tragen", log Jamie daraufhin verbissen. Dabei schaute er so weit nach unten, dass seine langen, schwarzen Haare sein Antlitz verdeckten. "Man läuft nicht so rum. Das ist mir echt zu viel..." Der letzte Satz war fast schon erschreckend ehrlich ausgefallen, und deswegen hatte Jamie ihn auch leiser ausgesprochen. Er wollte hinaus in die Freiheit entlassen werden, aber er hatte dies mit unsicheren, wackeligen Schritten getan.   "Gut", meinte Cari schließlich und erhob sich kurzerhand. "Wenn dir das zu viel ist, dann gefällt dir das vielleicht...besser." Dass Jamie es gewagt hatte, das Tun des anderen mit neugierigen, aber dennoch zögerlichen Blicken zu begleiten, war ein erneuter Fehler gewesen. Vielleicht sogar der größte, den er während seiner Zeit mit dem Übel begangen hatte. Cari hatte Jamies Worte nämlich missverstanden. Mit purer Absicht, denn so dumm konnte kein normaler Mensch sein. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken hatte er den Bund seiner Hosen ergriffen und dafür gesorgt, dass dieses einzige Kleidungsstück von seinem Körper verschwand. In Jamie machte sich ein Gefühl breit, das man mit gutem Willen als Explosion beschreiben konnte, als die Hose nutzlos um Caris Knöchel schlackerte, aber im Grunde gab es keine Worte für das, was in Jamie vor sich ging. Es war wie sterben, aber gleichzeitig auch wie emporgehoben werden. Puls auf Maximum. Und Luft, wo war die Luft hin? Dafür stach ihm die Hitze in die Wangen, machte sich in seinem gesamten Kopf breit und schickte zuckende Blitze durch seinen armen, hilflosen Körper. Oh, verdammt, wie sollte er das aushalten? Cari stand wahrhaftig und splitterfasernackt vor ihm, und Jamie dachte nur eine unsinnige, bescheuerte Sache, als er gegen seinen Willen dessen Körpermitte betrachtete: Endlich weiß ich, wie er aussieht. Und fuck, der ist ja noch schöner, als ich geglaubt hätte... Der Sänger war so beschäftigt mit sich selbst und der Nacktheit des anderen, dass er gar nicht bemerkte, wie keck der Schlagzeuger auf ihn hinabgrinste. Er sonnte sich noch eine ganze Weile in der Aufmerksamkeit Jamies, doch dann, als er glaubte, dass der andere genug geglotzt und gesabbert hätte, schob er sich aus dessen Blickfeld und ließ sich anstelle lässig auf die Couch fallen. Nun saßen sie wieder nebeneinander, genau wie vorhin. Und doch war nichts mehr so wie erst. Jamie hatte keine Ahnung, wie er das Verhalten Caris zu deuten hatte, welcher die Entspannung selbst war und schließlich sogar noch zu rauchen begann, nachdem er es sich noch eine ganze Ecke gemütlicher gemacht hatte. Dass das in einem hochgestellten Bein resultierte, was Jamie Anblicke offenbarte, die ihn nach Luft ringen ließen, setzte der Provokation noch die Krone auf. Dachte der Sänger zumindest. Doch es war noch nicht die Spitze des Eisberges. Im Grunde war es ein gefährliches Spiel, welches der Schlagzeuger mit dem Sänger veranstaltete, aber Cari wusste, was er tat. Und er war sich sicher, dass Jamie sich nur so albern verhielt, weil er an ihm interessiert war. Nun, das traf sich wirklich gut, dachte Cari mit einem gefälligen Schmunzeln und unterbrach dann das lästige Schweigen, das zwischen den beiden gehangen hatte.   "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir deine Klamotten auch nicht gefallen", bemerkte er und musterte den neben ihm sitzenden Jamie von oben bis unten. Den Arm, mit dem er die Zigarette hielt, hatte er auf sein Knie gestützt. Es war einfach zu köstlich, mit anzusehen, wie Jamie sich regelrecht in seinem Verlangen windete, in einem Meer aus Lust badete. Lust auf ihn. Lust auf das, was er zwischen den Beinen trug... "Zieh sie aus. Ich sag es dir wenigstens unverblümt ins Gesicht, dass ich dich nackt sehen will." Cari konnte nicht anders, als sich auf die Lippe zu beißen, als er auf Jamies Reaktion wartete. Er sah, dass der andere ganz außer sich, dass er regelrecht ready to fuck war. Im Gegensatz zu Cari konnte Jamie sich unglaublich schlecht beherrschen, was es aber für den Schlagzeuger umso reizvoller gestaltete. Man musste eben wissen, ob einem das Pokerface stand oder nicht.   Jamie stand es jedenfalls nicht. Und er hatte es inzwischen selbst erkannt. Seitdem Cari reinen Tisch gemacht hatte und offensichtlich war, dass die Anziehungskraft auf Gegenseitigkeit beruhte, konnte er sich ein wenig lockerer machen, sich ein wenig fallen lassen. Es fiel ihm schwer, sich wie gewünscht aus seinen Kleidern zu schälen, denn die verfluchte Begierde hatte seinen Körper komplett von sich eingenommen, ja war sogar drauf und dran, ihn regelrecht lahmzulegen. Selbst in seinen Fingerspitzen prickelten Verlangen und Vorfreude gleichermaßen, und als er es schließlich vollbracht hatte, sich komplett vor dem anderen zu entblößen, da durchströmte es ihn umso heißer. Zumal Cari sich über die Lippen leckte, als seine Blicke hektisch über ihn wanderten und in diesen ein vielsagendes Funkeln lag. Jamie war vollends hart, das überraschte Cari nicht, aber es gefiel ihm ungemein, endlich den Beweis in Farbe und zum Greifen nach vor sich zu haben. Wie leicht es doch ging, Jamie zu verführen. Ihr böser, wunderschöner Sänger war eben sehr einfach gestrickt. Ein paar nackte oder sogar nur halbnackte Tatsachen und er geiferte wie ein läufiger Rüde. Aber wie gesagt, es traf sich gut, dass Jamie Cari in diesem Licht sah. Denn der Schlagzeuger hatte sich schon so manches Mal gefragt, wie er den anderen am effektivsten dazu überreden konnte, mit ihm in die Kiste zu gehen. Und jetzt war alles so einfach, dass es beinahe lächerlich schien. Mit Frauen hätte er nie im Leben eine solche Nummer durchziehen können. Die hätten ihm wahrscheinlich nur eine geknallt und wären dann abgezogen. Aber Jamie war eben keine Frau, und genau das war es schließlich auch, was Cari an ihm so reizte.   "Komm schon her, Hübscher", raunte er letztendlich, da er es selbst fast nicht mehr ertrug, sich und den anderen hinzuhalten. "Bis Rikki und Tim ausgenüchtert haben, bin ich längst mit dir fertig." Das ließ sich Jamie nicht zweimal sagen. Ehe er es sich versehen konnte, lag er auf der Couch und Cari thronte triumphierend über ihm, mit einem Grinsen, das an einen Jäger erinnerte, der gerade seine Beute erlegt hatte.   War die Liebe nicht manchmal ein einfaches Spiel? Zumindest Jungs durften untereinander auch mal etwas frecher und direkter werden, sich das Wort im Munde herumdrehen und sich jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Vielleicht war die schwule Liebe nicht weniger kompliziert als die heterosexuelle. Zumindest dann nicht, wenn man sie kompliziert machte.   Doch Jungs wussten eben am ehesten, was Jungs wollten. Nämlich meistens nur das Eine. Und das war auch gut so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)