Lust'n'Needs von Anemia ================================================================================ Kapitel 56: Paper Thin Walls ---------------------------- Paper Thin Walls     Selbstverständlich hatte weder Tim noch Rikki etwas dagegen, dass Jamie und Cari sich so sehr mochten. Ganz im Gegenteil sogar. Die Harmonie, die tagsüber von ihnen ausging mutete wesentlich besser an als ein etwaiges, ewiges Gestreite. Doch sobald es in der Heide dunkelte und man sich zur Ruhe legen wollte, dann schien von der Ausgeglichenheit der beiden Herren nicht mehr viel übrig zu sein. Sie mochten sich noch immer, keine Frage, aber sie mochten sich ein wenig zu laut für Tims und Rikkis Geschmack. Sie hatten es bereits für ein großes Glück gehalten, die Nacht ausnahmsweise in einem Hotel verbringen zu dürfen, und dies auch noch auf zwei Zimmer verteilt. Die Frage, wer mit wem ein Doppelbett teilen wollte, hatte sich natürlich gar nicht erst gestellt. Jamie und Cari hatten schließlich schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, um ungestört miteinander schlafen zu können. Dass sich diese ihnen nun bot, mochte sie zwar freuen, aber der Meinung waren nicht alle Bandmitglieder, schienen die weißen Wände nicht wesentlich dicker als die bloße Raufasertapete zu sein und so drang jedes Geräusch, das im Liebesnest verursacht wurde, auch zu Tim und Rikki hinüber. Ganz zum Leidwesen derer, die selbst mit einer beachtlichen Menge Alkohol intus partout kein Auge zubekamen.   Zunächst übten sich die beiden in Geduld. Lange würden ihre Freunde nicht brauchen, vermuteten sie, während sie dem rhythmischen Klopfen gegen die Wand hinter sich lauschten, das immer wieder durch ein paar Schreie begleitet wurde. Dass das Prozedere allerdings auch nach einer Stunde kein Ende fand und der Krach nicht abebben wollte, verwunderte Rikki sowie Tim doch ziemlich. "Man, sind die ausdauernd", staunte Tim lediglich, klang aber selbstverständlich nicht sehr erfreut, sondern eher mürrisch, so wie er sich in Seitenlage die Zudecke bis über die Ohren zog, um so die lästigen Geräusche ein wenig zu dämmen. "Ich dachte immer, Kerle können nicht mehrmals hintereinander." "Vielleicht ist Cari so schlecht, dass es ewig dauert, bis sie dann mal..." Tim musterte Rikki stumm und ohne jegliche Emotion im Gesicht, bis der Bassist sich geschlagen gab. "Okay, ich glaub ja selber nicht dran." Schweigen, das von diesem immer nervtötender werdenden Gepoche und Gedonner untermalt wurde. So lange, bis es Tim reichte, er sich aufsetzte und die Zudecke zurückwarf. "Ich geh denen jetzt sagen, dass sie das Viagra absetzen sollen", erklärte er Rikki äußerst verstimmt, welcher zunächst etwas ratlos im Bett liegen blieb, sich dann allerdings dazu entschied, Tim nicht allein ziehen zu lassen. Schließlich konnte es möglich sein, dass es nun etwas zu sehen gab, oder ihnen zumindest eine interessante Reaktion zu Ohren kam. Vielleicht würde das Ganze auch in einer Prügelei ausarten. Denn es gab kaum etwas Unlustigeres auf der Welt, als um den Schlaf gebracht zu werden. Mittlerweile musste es weit nach Mitternacht sein, und morgen stand ein Gig an, für den sie mehrere Kilometer fahren mussten. Und dann würden sie sich wohl oder übel mit Aufputschmittel behelfen müssen, die allerdings nicht dazu dienten, fröhliche Schwänze munter zu machen.   Nur in ihren Unterhosen tappten sie durch den Flur, nachdem sie ihr Zimmer verlassen hatten und klopften fest an die Tür, hinter der die Übeltäter namens Jamie und Cari ihr Unwesen trieben. Tim und Rikki warfen sich Blicke zu, als der Lärm erstarb und schließlich sollte es auch nicht mehr lange dauern, bis die Tür zaghaft geöffnet wurde und ein Gesicht durch den Spalt linste, das man eindeutig als das von Cari identifizieren konnte. Nun hielt die beiden Leidtragenden nichts mehr davon ab, ihrem Unmut Luft zu machen. Und das nicht gerade auf die feine englische Art. Schließlich hatte man sie ebenfalls nicht auf die feine englische Art behandelt. Lediglich die Geräuschkulisse des After eight hatte man sich nicht entziehen können. Vielleicht handelte es sich aber bereits um After ten oder After eleven. Fakt war jedenfalls, dass es after two a.m. war - eindeutig Nachtruhe. Caris Blick verriet, dass er es nicht gerade schätzte, gestört zu werden, und genau das war es, was Rikki und Tim erst Recht Feuer gab. "Habt ihrs jetzt endlich mal?", polterte Rikki los, ungeachtet der Tatsache, dass sein Gezeter womöglich der ganze Hotelflur hörte. "Dauert noch", gab Cari knapp zurück und warf einen Blick in das Innere seines Zimmers, wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass Jamie sich in zwischen nicht wieder angezogen hatte. Doch dem war nicht so, das konnten kurz darauf sogar Tim und Rikki bestätigen. Denn wenig später guckten zwei spitzbübische Gesichter durch die leicht geöffnete Tür und wirkten schon fast niedlich zusammen. Aber nur fast. "Was dauert denn da noch?", hakte Tim entnervt nach, verdrehte sogar die Augen in seiner Ungeduld. "Wir wollen pennen! Könnt ihr euren Marathonfick nicht auf Morgen verschieben?" "Oder ginge es nicht auch ein klein wenig leiser?", fügte Rikki an und zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen winzigen Abstand. Doch alles bitten und betteln sollte auf taube Ohren stoßen. "Könntest du leise sein, wenn dir gerade der Arsch entjungfert wird?", stellte Jamie bierernst die finale Gegenfrage, die ihre Kontrahenten ziemlich sprachlos dastehen ließ. Jedoch nicht für lange. "Aber warum schreist du da auch so rum?", wollte Tim an Cari gewandt wissen. "Hast du dich nun doch an den Drumsticks vergriffen? Man, ich hab dir schon mal gesagt, dass du die nicht zweckentfremden sollst!" "Ich kann mit meinen Drumsticks tun und lassen, was ich will", argumentierte Cari, kehrte dann aber wieder zum Wesentlichen zurück. "Doch mal ehrlich: Könntest du noch leise sein, wenn du gerade ein bombenfestes Loch fickst?" "Vielleicht?" Tim hatte keine Lust, einzulenken. Er wollte lediglich seine Ruhe haben und nichts von irgendwelchen Vorzügen hören, die der Analsex zu bieten hatte. Am helllichten Tag hätte es ihn womöglich ziemlich interessiert, denn Wissen musste man in sich aufsaugen, wenn es denn schon kostenlos erhältlich war, doch im Moment gab er einen Scheiß auf kostenloses Wissen. "Dann schraubt wenigstens euer Bett fest", seufzte Rikki, der schon fast aufgegeben zu haben schien. "Und hört auf, vom Viagra zu naschen." Jamie war in der Zwischenzeit wieder verschwunden, nur noch Cari stand ihnen halbherzig Rede und Antwort, schien aber offensichtlich keine große Lust zu haben, mit ihnen zu diskutieren. "Ja, ja, wir sind ja gleich fertig", gab er sich geschlagen und unterband weitere Gesprächsansätze, in dem er die Tür schloss und Rikki und Tim einfach stehen ließ.   "Na, das hat sich ja gelohnt", urteilte Tim angepisst, zuckte dann jedoch die Schultern. "Obwohl ich es schon irgendwie verstehen kann, dass man nicht leise sein kann, wenn man enge Öffnungen fickt." Rikki blieb nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen. Allerdings beschäftigte ihn eine simple Frage. "Ob Jamie etwa vor Schmerzen schreit? Ich meine, das muss doch wehtun..." Doch Tim konnte ihn da beruhigen. "Cari würde seinem Honigbärchen niemals Schmerzen bereiten", meinte er. Daraufhin schauten sie sich lange an, ehe Rikki ein unbehagliches Grinsen über das Gesicht huschte. "Nennt er Jamie wirklich 'Honigbärchen'?" "Ja, manchmal schon", erwiderte er vollkommen ungerührt. "Es kommt drauf an. Manchmal ist er aber auch einfach nur sein verdorbenes Fickstück." "Oh." Diese Offenbarungen gefielen Rikki nicht so recht, obwohl er sie auf der anderen Seite ganz amüsant fand. Länger besprachen sie Caris und Jamies Angelegenheiten allerdings nicht. Ihr Bett rief sie, und in der Hoffnung, dass die sich glückselig Liebenden endlich ihrem Orgasmus erlegen waren, krochen sie unter die Zudecke, die sie sich unbequemerweise miteinander teilen mussten. "Nie wieder ein Ehebett", knurrte Tim, der es für gewöhnlich bevorzugte, sich komplett in die Decke einzuwickeln, besonders wenn es kalt war. Doch für solch eine Tat hätte es Schläge von Rikki gegeben, die ihn sich tatsächlich wie einer Ehe mit seinem Kumpel gefangen fühlen ließen. Nicht, dass es üblich war, dass ein Partner zwangsläufig zu Gewalttaten neigte, doch es fiel wesentlich leichter, jemandem zu kloppen, den man gut kannte als einen Fremden. Rikki mochte es auch nicht sonderlich, das Nachtlager mit Tim zu teilen, doch so wie sie sich zudeckten und dann in Schweigen verharrten, war aller Gram vergessen, denn vom Nachbarzimmer drang nicht mehr nur das leiseste Geräusch. Grund, um tief durchzuatmen und sich auf eine Portion Schlaf zu freuen. "Na endlich", seufzte Tim und drehte Rikki den Rücken zu. "Endlich pennen. Diese Idioten..." Doch da war noch immer etwas, das Rikki so stark beschäftigte, dass er meinte, ohne Antwort darauf nicht einschlafen zu können. "Ob das wirklich so geil ist, jemanden in den Arsch zu ficken?" "Frag Cari und Jamie", murmelte Tim bereits ziemlich verschlafen. "Wehe, du kommst auf dumme Ideen, während ich schlafe." Pah, was glaubte er, wer Rikki war? Ein Verbrecher, gar ein Vergewaltiger? Nun hatte er allen Grund dazu, eingeschnappt zu sein und sich ebenfalls von Tim wegzudrehen. "Keine Angst, ich steh nicht auf behaarte Löcher", erklärte er verstimmt. "Vielleicht frage ich die anderen morgen mal, ob ich bei denen mitmachen kann. Dann treiben wir dich zu dritt in den Wahnsinn und schlucken tonnenweise Viagra." "Du hast eine Macke. Schatz." "Wie nennst du mich da gerade?" "Oh, entschuldige, ich meinte: Zweilochhure." Vollkommen unamüsiert lachte Rikki auf, dann kehrte endlich Stille ein. Und Rikki fragte sich, wann die Hochzeit mit Tim eigentlich stattgefunden hatte. Wahrscheinlich irgendwann zwischen dem siebten und achten Schnaps. Zumindest konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Aber wie ein altes Ehepaar benahmen sie sich trotzdem. Das merkte man bereits daran, dass sie keinen Sex miteinander hatten. Im Gegensatz zu Jamie und Cari, deren Liebe noch längst nicht so reif und still war wie die von Tim und Rikki. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)