Gefährliche Leidenschaft von ZERITA ================================================================================ Kapitel 5: Saving you --------------------- Tsukasa rieb sich über die Schläfe, versuchte sich etwas zu entspannen und kurz seinen Kopf wieder frei zu bekommen. Allerdings klappte das nicht so gut wie er erhofft hatte. Seufzend nahm er sich eine Zigarette und zündete diese an. Momentan war alles so suboptimal. Zwar hatte er dafür gesorgt, dass Maya sich nicht mehr im Club blicken ließ, jedoch bezweifelte er das diese wirklich schon klein bei gab. Frauen waren eben einfach unberechenbar und Maya wohl ganz besonders. Der Zwerg könnte zurzeit nicht einmal weglaufen, der sah ja nichts. Eigentlich sollte ihn das überhaupt nicht stören, eigentlich sollte er sich um ganz andere Dinge kümmern, aber eben nur eigentlich. Eine kleinere neue Yakuza-Gruppe versuchte gerade in Tokyo Fuß zu fassen und noch mehr Konkurrenz konnten sie einfach nicht gebrauchen. Dann war Zero gestern Abend auch wieder verschwunden, er wusste nicht einmal wohin sein kleiner Bruder entschwunden war. Tsukasa hoffte einfach nur, dass dieser sich nicht wieder mit Karyu eingelassen hatte. Das würden seine Nerven wohl doch nicht mehr mitmachen. Abrupt stand er auf und knallte dabei die Hände auf seinen Schreibtisch. Es half ja alles nichts und von der Grübelei würden nur Falten sein Gesicht zieren, darauf hatte er keine Lust. Er ging zu seinem Wagen, wo sein Fahrer schon wartete, der wusste auch schon wohin es gehen sollte. Am Ziel angekommen, der Hostessen-Club, wo auch Hizumi arbeitete, stieg er aus dem Wagen. Wie gewohnt wurde er begrüßt und hinein begleitet. Den Zwerg fand er in der Küche wieder, viel konnte der Blinde da auch nicht machen, aber ein bisschen was schon. Außerdem kamen hier häufig die Mädchen her, wenn sie angenervt waren von ihren Kunden. Soweit er wusste, heulten sich die Weiber gerne bei dem Kleinen aus, also konnte dieser gleich als psychischer Beistand arbeiten. Kurz klopfte er an die Tür. "Hey Kurzer, alles klar?", begrüßte er Hizumi, welcher sich nach kurzem Zögern zu ihm drehte. "Du hättest nicht klopfen brauchen, da du wie ein Elefant trampelst, hört man dich schon von weitem. Ich muss mich noch dran gewöhnen, wieder hier zu sein und die ganzen hübschen Mädchen nicht mehr sehen zu können", erklärte der Kleinere und lächelte frech. Tsukasa ließ ein leichtes abfälliges Schnauben hören, lächelte aber dabei. "Schön, dass du immer noch so sau frech bist, obwohl du blind bist. Ich hab noch etwas vor, aber du wirst heute Abend von mir nach Hause gefahren. Einer meiner Leute meinte nämlich, das die Schläger hier in der Nähe noch herumlaufen." "Von dir? Du sitzt doch sicher nicht am Steuer, sondern dein Chauffeur. Danke für das Angebot, aber ich werde die Bahn nehmen wie sonst auch." "Ja, ja Zwerg, dann eben der Chauffeur, aber du wirst von mir nach Hause geleitet, ob du willst oder nicht. Zur Not trag ich dich in das verfickte Auto!", knurrte der Yakuza und ging dann. Er ignorierte die Worte des Protestes, die Hizumi ihm hinterher rief. Eigentlich hatte er nur nach Hause gewollt und den Abend mit einem Glas Whisky ausklingen lassen, vorher müsste er aber den Zwerg noch zu Hause abliefern. Solange es für diesen scheinbar noch immer gefährlich war, würde er sich wohl um diesen kümmern müssen. Irgendwie fühlte er sich an dieser Situation sogar schuldig. Das war zumindest die Theorie gewesen, in der Praxis sah das ganz anders aus. Da zuckte seine Augenbraue gefährlich. Ihm wurde nämlich gerade berichtet, dass der Quälgeist vor fünf Minuten schon gegangen war. Tsukasa ballte eine Hand zur Faust und knurrte, dann nahm er sich sein Handy hervor und rief den Kleinen an. "Hallo?", hörte er Hizumis Stimme am anderen Ende der Leitung. "Sag mal, haben sie dir ins Gehirn geschissen? Wenn ich sage, ich hole dich ab, dann hole ich dich auch ab und du wartest dann gefälligst! Wo bist du jetzt? Ich komm dich holen", brüllte er ins Telefon und störte sich nicht daran, dass er dabei angestarrt wurde. "Brüll mich nicht so an! Ich komm alleine klar, du musst mich nicht Baby sitten!" Er hörte wie der Kleinere schnaubte und massierte mit der freien Hand seine Schläfe. So etwas bereitete ihm Kopfschmerzen, starke Kopfschmerzen. "Guckt mal da hinten ist der Zwerg von neulich, dann können wir ja noch zu Ende bringen, was wir angefangen haben." Tsukasa wurde hellhörig als er das hörte. "Hizumi? Alles in Ordnung?" "Ich weiß nicht, die Stimmen machen mir Angst." "Kannst du auf Videoanruf umstellen? Und versuch dich so schnell es geht vom Acker zu machen! Wo bist du? Ich hol dich ab!" Er war schon auf dem Weg nach draußen und er achtete auf sein Handy, hoffte das dort gleich ein Bild von der Umgebung auftauchte, in der Hizumi gerade war. Leise hörte er dessen Stimme, wie dieser die U-Bahn-Station nannte und dann tauchte auch wirklich das Bild auf. "Ich hab das Headset an...", erklärte der Kleine und er sah wie dieser sich langsam, eher wackelig auf den Weg machte. Dabei filmte dieser die Umgebung, damit er sehen konnte was los war. "Hizumi lauf nach rechts. Du steuerst gerade direkt auf die Typen zu!", sagte er hektisch. ~*~ Hizumi schluckte schwer. Er lief gerade also direkt auf diese Schläger zu? Er sollte nach rechts? Mit dem Blindenstock tastete er die Umgebung ab, da waren die Rillen zur Orientierung. Unsicher suchte er noch mit den Füßen danach, schon fast routiniert, klappte er nebenbei den Blindenstock zusammen und lief dann ungeschickt davon. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er konnte sich jetzt wirklich nur an den Rillenfliesen im Boden orientieren, aber so konnte er besser laufen. „Du musst jetzt links abbiegen!“, hörte er Tsukasas Stimme eher wie aus der Ferne, obwohl die Kopfhörer in seinem Ohr waren. Selbst sein eigener Atem schien lauter zu sein. Zum Abbiegen musste er kurz stehen bleiben und nach den Rillen tasten. „Der Zwerg versucht wegzulaufen! Kommt, lasst uns noch ein bisschen mit der Beute spielen“, hörte er seine Verfolger lachen. Was hatte er denn nur getan, dass er so gestraft wurde? Er wollte einfach nur in Frieden leben! War denn das wirklich zu viel verlangt? Endlich hatte er die Rillen nach links gefunden und lief in die Richtung. „Ich hab Angst“, keuchte er leise. „Ich bin gleich da!“, versuchte Tsukasa ihn zu beruhigen, während er weiter lief. Hinter sich hörte er immer wieder die hämischen Rufe seiner Peiniger, die ihn gerade durch die Bahnhofsstation jagten. „Vorsicht Treppe!“ Doch die Warnung kam zu spät. Er stolperte und fiel auf die Treppe, begleitet von einem Knacken. Von seinen Kopfhörern kam kein Laut mehr. Dann war wohl sein Telefon kaputt. Unter Schmerzen versuchte er aufzustehen und die Treppe noch hoch zu krabbeln, aber plötzlich wurde er wieder zu Boden gedrückt. Sein Kopf schlug auf die Steine auf, weshalb er schmerzverzehrt stöhnte. „Genug gespielt, Kurzer. Wir waren beim letzten Mal noch nicht fertig und Maya hatte wegen dir auch schon wieder Ärger. Du verstehst doch sicherlich, dass wir das so nicht stehen lassen können.“ Panisch versuchte er sich hoch zu drücken, dem Ganzen irgendwie zu entgehen, aber etwas war auf seinem Rücken, hielt ihn so zu Boden gedrückt. Er vermutete, dass jemand ihn mit seinem Fuß am Boden hielt. „Hast du einen Wunsch, welche Knochen wir dir zuerst brechen? Die Beine? Die Arme? Sollen wir uns langsam vorarbeiten? Von den Fingern über die Arme, Oberkörper und dann die Beine?“ „Du solltest dir lieber Gedanken um deinen Körper machen! Nimm die Pfoten von meinem Eigentum! Der Zwerg steht unter meinem Schutz!“ War das gerade Tsukasas Stimme gewesen? „Und du bist wer?“ „Sieh mal, an seinem Kragen… die Manschette…“ „Der ist von der Yakuza!“ Hizumi hörte das leise Flüstern seiner Peiniger und spürte wie diese unruhig wurden, selbst der Druck auf seinem Rücken ließ nach. „Masahiko, lass uns gehen. Wir sollten uns wirklich nicht mit der Yakuza anlegen. Komm schon, der Krüppel da ist es nicht wert.“ „Aber der ist nur alleine, Hiroki. Fünf gegen einen, den machen wir platt!“ „Vergiss es, wir gehen. Entweder du kommst mit oder du legst dich alleine mit dem an!“, wisperte dieser Hiroki, der vorher schon versucht hatte seinen Kumpel zu überzeugen. „Wir sehen uns wieder, Kurzer“, schnaubte Masahiko und ging dann mit seinen Freunden weg. Noch immer im Schockzustand blieb er einfach liegen, erst als er Tsukasas Parfum roch und dann langsam hochgehoben wurde, löste sich die Starre. „Danke“, murmelte er leise und hielt sich an dem Größeren fest. „Ich hab dir ja gesagt, du solltest dich von mir nach Hause bringen lassen. Dein Handy scheint Schrott zu sein.“ Seufzend zuckte er mit den Schultern. „Ich treib schon irgendwo ein neues auf.“ Er hörte wie die Autotür geöffnet wurde und kurz darauf, wurde er auf die weiche Rückbank gesetzt. „Sollen wir ins Krankenhaus? Nicht das dir bei dem Sturz noch etwas passiert ist.“ „Schon okay, das wird höchstens ein paar blaue Flecken geben. Wenn du mich nach Hause bringst, ist das schon ausreichend.“ Am liebsten hätte er aus dem Fenster gesehen, aber das ging nicht. Das Auto vibrierte, als der Motor gestartet wurde und dann setzte sich der Wagen auch schon in Bewegung. Tsukasa schwieg, da auch er nicht wusste was er sagen sollte, ließ er es. Die Zeit im Auto sickerte vor sich hin. Kam ihm das gerade nur so vor oder brauchten sie sehr lange? Sie hielten endlich und der Motor wurde ausgemacht. „Komm ich helf dir“, meinte der Yakuza und Hizumi ließ sich gefügig aus dem Auto heben. „Tsukasa-sama, guten Abend!“, hörte er eine Frauenstimme und wunderte sich darüber. Dann folgten laute „Aniki“ und „Don“-Rufe. „Wo bin ich?“, knurrte Hizumi den Yakuza an, während er jetzt anfing in dessen Armen zu zappeln. Was zur Folge hatte, dass dieser ihn einfach über die Schulter warf. „Du bist bei mir Zuhause. Dich kann man ja nicht alleine lassen, also wirst du hier versorgt werden und wenn du unbedingt arbeiten willst, bekommst du eine Leibwache oder so. Theoretisch könnte man dich auch auf den Strich schicken, aber ein blinder Stricher hat es nicht einfach.“ Er hörte Tsukasa nur halb zu und trommelte auf dessen Rücken ein, aber dieser schien das nicht einmal zu merken. Eine Tür wurde aufgeschoben. „Du kannst mich nicht zwingen hier zu bleiben! Ich gehöre dir schließlich nicht!“, beschwerte er sich und keuchte leise, als er auf etwas Weiches geworfen wurde. „Du bist in meinem Hostessenclub angestellt und damit gehörst du mir! Jetzt gib Ruhe und erhol dich!“, polterte Tsukasa ihn an. „Wenn du nicht artig bist, kette ich dich ans Bett!“, knurrte dieser noch und dann hörte er wie die Tür wieder zugeschoben wurde. „Sag mal, Tsukasa… war das gerade der Zwerg aus dem Club? Was macht der denn hier?“, vernahm Hizumi die Stimme von Zero. „Frag lieber nicht. Lange Geschichte und so… Wo warst du eigentlich die letzte Nacht?“ „Aus… Party machen und so…“ ~*~ Zwar hatte Tsukasa noch keinen Beweis, aber er glaubte, dass Zero sich wieder mit Karyu treffen würde. Warum sonst sollte sein kleiner Bruder abends heimlich verschwinden? Hatte der denn gar nichts gelernt? Allerdings konnte er sich nicht wirklich um dieses Problem kümmern. Das größere Problem war nämlich neben seinem Zimmer, in Form eines zu klein geratenen Japaners mit viel zu großer Klappe. Hizumi nächtigte jetzt schon den dritten Abend bei ihnen und noch immer machte dieser Terror deswegen, dabei sollte dieser sich doch freuen. Die Yakuza war nett zu ihm und er wurde nicht verprügelt, sogar zum Arzt kutschierten sie ihn. Tsukasa würde drei Kreuze machen, wenn der Krümel endlich wieder sehen könnte. Eine Woche noch, eine verdammte lange Woche noch. Natürlich hatte er ihrem Clan-Oberhaupt von dem Besucher erzählt, der schien das sogar gut zu heißen. Manchmal verstand er die oberen Leute einfach nicht. War Hizumi nicht sogar eine Gefahr? Nicht wirklich, schließlich kam dieser nicht aus seinem Zimmer, außer er arbeitete im Club. Tsukasa schreckte hoch, als es neben seinem Zimmer laut rumpelte und er Hizumi fluchen hörte. Was hatte der Zwerg denn nun schon wieder angestellt? Mit einem schweren Seufzen erhob er sich und ging in das andere Zimmer. Hizumi lag am Boden, die Beine unter dem kleinen Nachttisch begraben. Der war ja schlimmer als manche Katze, die alles umwarf. „Machst du das eigentlich mit Absicht?“, erkundigte sich der Größere und stellte den Nachttisch wieder ordentlich hin, ehe er Hizumi aufs Bett hievte. „Natürlich! Deswegen bin ich ja auch blind und ich wollte schon immer mal bei der Mafia hausen, da fühlt man sich so sicher. Vor allem wenn einem gesagt wurde, dass man ihn ja vielleicht Zwangsprostituieren könnte!“, herrschte der Kleinere ihn an. „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Du wirst schon nicht Zwangsprostituiert. Wer will so eine abgemagerte kleine Ratte wie dich überhaupt haben? Sei lieber froh, dass du hier bist. Hier bist du vor den Schlägertypen sicher. Als Zero letztens bei dir war, um Klamotten zu holen, hat der nämlich festgestellt, dass jemand deine Wohnung auf den Kopf gestellt hat. Da kannst du sowieso nicht zurück.“ Hizumi schien verwirrt zu sein, als Tsukasa das mit der Wohnung hörte. Für einen Moment war er ganz ruhig, bewegte sich nicht und im nächsten Augenblick sprang er auf. So schnell konnte der Yakuza gar nicht reagieren, weshalb sie mit den Köpfen gegeneinander stießen. „Alter, pass doch auf, du Dickschädel! Oder war das der erbärmliche Versuch mich auszuschalten?“, fluchte Tsukasa und drückte Hizumi wieder auf das Bett. Das war schlimmer als Flöhe hüten. „Ich muss meine Sachen holen!“, grummelte der Kleinere und versuchte sich gegen den starken Griff, der ihn auf das Bett drückte, zu wehren. „Es ist spät, du gehst heute nirgendwo mehr hin. Außerdem sind deine Sachen schon in einem unserer Lager untergebracht. Sobald du also gesund bist, suchst du dir eine neue Wohnung und dann bekommst du die aus dem Lager wieder! Also bleib jetzt liegen und schlaf verdammte Axt noch mal!“ „In eurem Lager? Versteckt ihr da jetzt Drogen und Waffen drin? Und jedes Mal, wenn ihr was braucht holt ihr es euch dann? Bekomm ich gar keine Ruhe mehr von euch?“ Genervt und nicht mehr willens zu diskutieren, gab er Hizumi eine Ohrfeige. „Krieg dich mal wieder ein. Du stellst uns als die kompletten Unmenschen dar, dabei sind wir nicht so schlimm wie du wahrscheinlich denkst. Wir helfen dir gerade OHNE, dass du Konsequenzen davon hast!“, erklärte er und bemühte sich dabei ruhig zu wirken. Scheinbar ohne Wirkung, denn der Kleinere versuchte sich auf ihn zu stürzen. „Helfen? Ihr wollt mir helfen? Ihr hättet mir helfen können, in dem ihr meine Eltern nicht ermordet! Ihr und eure Scheinheiligkeit. Ihr glaubt, ihr helft den Menschen, wenn ihr mal nett seid, aber eigentlich seid ihr doch nur genauso profitgeil wie jeder andere mit Macht. Warum sonst schickt ihr Frauen auf den Strich? Wollt Schutzgelder, betreibt Spielkasinos und vergebt Kredite mit horrenden Zinsen an verzweifelte, bei denen klar ist, dass sie das niemals zahlen können? Warum wohl? Geld und Macht ist alles was ihr wollt! Und wer nicht zahlen kann, wird bedroht, geschlagen und zur Not umgebracht, damit ihr dann die Zahlung der Lebensversicherung von den Hinterbliebenen erpressen könnt! Nein, ihr wollt mir nicht helfen!“, schrie Hizumi ihn an und versuchte auf ihn einzuschlagen. Tsukasa ließ es zu. Tränen rollten unter dem Augenverband des Kleineren hervor, während dieser sich immer mehr verausgabte. Als der Zwerg irgendwann nur noch weinte, legte er ihn ins Bett und verließ das Zimmer. Doch anstatt in sein Zimmer zu gehen, suchte er das eines niederen Yakuzas auf. Er hatte einen Auftrag für diesen. Zwei Tage nach Hizumis Ausbruch kam Takamatsu zu ihm, dieser sollte etwas in Hizumis Vergangenheit herum forschen. Die Recherche war detailliert und erklärte das Verhalten des Kleineren. Scheinbar hatten dessen Eltern in Miyazaki einen kleinen Laden gehabt. Das Geschäft lief wohl gut, bis regelmäßige Einbrüche stattfanden, die Versicherung weigerte sich zu zahlen und die Bank gewährte keine neuen Kredite mehr zur Wiederherstellung des Geschäftes. Die Eltern hatten dann wohl sicher in ihrer Verzweiflung Geld von einem Kredithai genommen ohne zu wissen, dass dieser zur Mafia gehörte. Nur wenige Leute konnten bisher solche Kredite wirklich zurückzahlen. Die Zinsen waren zu hoch. Es gab die wildesten Ideen, wie die Opfer dann das Restgeld auftrieben. Viele von ihnen endeten im Selbstmord. So war es wohl auch bei Hizumis Vater gewesen, als die Drohungen der Yakuza wohl langsam ernster wurden. Laut dem Bericht hatte die Mutter den Fund der Leiche nicht überstanden. Panisch war sie hinaus auf die Straße gelaufen, wo ein Auto sie erfasste. Mit schweren Verletzungen war sie in ein Krankenhaus gekommen und erlag dort ihren Verletzungen. Laut Bericht hatte Hizumi zu dem Zeitpunkt gerade die High School abgeschlossen. Das Geld aus der Lebensversicherung hat dieser dann wohl an die Yakuza abtreten müssen. Ja, er konnte verstehen, dass der Zwerg ihnen nicht mit Glücksgefühlen begegnete. Nachdenklich strich Tsukasa sich über das Gesicht. Miyazaki….? Wer war denn da an der Macht?... Der alte Harada! Plötzlich fiel ihm etwas ein. Bei einem Treffen der Yakuza-Clans zu den Hundewettkämpfen hatte dieser mal von so einem Vorfall erzählt. Der alte Harada plante immer alles durch, damit er auch ja an das käme, was er wollte. Es war gar nicht wirklich Geld, sondern das Grundstück gewesen, was dieser gewollt hatte. Harada hatte sich damit gebrüstet, dass die Einbrüche von seinen Leuten gemacht wurden, dass er die Versicherung und die Bank bestochen hatte, die Familie zu dem Kredit genötigt hatte. Als dann nur noch der Sohn übrig war, hatte dieser das Geld und das Grundstück an ihn abtreten müssen. Tsukasa vermutete, dass Hizumi danach nach Tokyo gekommen war, um ganz viel Abstand zu bekommen. Ausgerechnet der Zwerg landete dann bei der Yakuza. Er klappte die Mappe mit dem Bericht zu und verließ das Zimmer. Der Kleinere saß auf dem Holzboden im Gang, die Füße im Garten baumelnd, kraulte dieser einen der Hunde, während der andere neben ihm lag. „Du solltest die beiden nicht so verwöhnen, sonst sie nicht mehr für die Wettkämpfe geeignet. Da müssen sie kämpfen und dürfen keine Schwäche zeigen“, erklärte der Yakuza leise. „Nur weil sich mal jemand um ihre Bedürfnisse kümmert, werden sie nicht schwach. Wer weiß, vielleicht kämpfen sie ja besser, wenn sie wissen, dass sie gut behandelt werden?“ „Du magst Tiere, oder?“ „Ja, sie sind immer ehrlich und zeigen dir ob sie dich leiden können oder nicht. Nicht so wie Menschen, die dich anlächeln, um dich dann zu hintergehen.“ Hizumi seufzte schwer und lehnte seinen Kopf gegen den Hund, der neben ihn saß. „Es ist erstaunlich, dass sie dich so nah an sich ran lassen. Auch wenn sie nicht aggressiv sind, so halten sie Menschen eigentlich auf Abstand durch Knurren“, meinte Tsukasa und versuchte näher an die drei zu kommen. Sofort wurde er von einem der Hunde angeknurrt. „Siehst du!“ Hizumi lächelte nur und kraulte den Hund wieder stärker. „Na ja, würdest du jemanden an dich heranlassen, von dem du weißt, dass er dir bisher nie etwas Gutes getan hat?“ „Wohl kaum…Was hast du gerade für Bedürfnisse? Außer das du hier weg willst, was du kannst sobald du wieder sehen kannst.“ Der Kleinere sah zu ihm auf und Tsukasa hätte nur zu gerne gewusst, was sich in dessen Augen widerspiegelt. „Ich möchte spazieren gehen im Park. Das Haus engt mich ein“, erklärte der Blinde und schmuste wieder mit dem Hund. „Es engt dich ein? Es ist doch wesentlicher größer als deine Wohnung zuvor.“ „Tu nicht so, Tsukasa. Du weißt, dass ich mich hier nicht wohl fühle. Das ist es was mich einengt.“ Seufzend nickte er nur. „Schon gut. Komm wir gehen spazieren. Der Yoyogi-Park ist in der Nähe.“ „Danke!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)