Einmal ins Jahr 1939, bitte! von 01wolvslover ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Seras sah ihn fassungslos an, dann musterte sie ihn erstmals. Auch wenn sie in der Dunkelheit nicht sonderlich viel erkennen konnte, erkannte sie deutlich dass er deutlich jünger aussah. Trotzdem noch misstrauisch ließ sie ihn los. „War das geplant?“ fragte sie weiter und setzte sich bequemer hin. Ein Ast war auf die Dauer nicht gerade angenehm. Schrödinger ließ die Beine baumeln und verschränkte die Arme auf einem Ast vor ihm. „Nicht das ich wüsste. Muss wohl entweder ein extrem geheimer Plan gewesen sein oder einfach nur ein Zufall.“ sagte er schulterzuckend. „Aber wollen wir nicht langsam mal von dem Baum runter?“ fragte er amüsiert, bevor Seras ihn unterbrechen konnte. „Und dann?“ fragte sie, während sie den Baum hinunterkletterten und schließlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten. „Tja, ich weiß ja nicht wie es bei dir aussieht, aber ich geh jetzt heim!“ sagte er grinsend und ließ sie stehen. „Vergiss es! Du hast mich hierher gebracht, also kümmere dich gefälligst drum.“ Die blonde Ex-Vampirin rannte ihm wütend hinterher. Schrödinger verdrehte genervt die Augen. „Na schön… Dann komm halt mit!“ sagte er schließlich, „Aber du wirst auf dem Dachboden schlafen! Ich kann meinem Vater schlecht erklären wo ich eine Engländerin aufgegabelt habe.“ Damit konnte sie leben und so gingen die Zwei durch die nächtlichen Straßen der Stadt, die fast wie ausgestorben waren. „So.“, sagte Schrödinger schließlich, als sie vor einem Haus stehen blieben, das weder besonders hervorstach, noch in irgendeiner anderen Weise auf sich aufmerksam machte. Außer der Hakenkreuzfahne, die aus dem Küchenfenster unter einigen Kräuterkästen im Wind wehte. „Reizend hier…“ murmelte Seras, während Schrödinger grinsend die Tür aufsperrte. „Das Haus hat mein Urgroßvater gebaut.“, informierte er sie, „Sei jetzt bloß leise! Den Gang da, dann die Treppe hoch, die Luke siehst du dann eh. Du gehst da hoch und dann wartest du da, kapiert?“ flüsterte er und sie nickte. So ungern sie auch einem Nazi gehorchte, und dann noch einem Kind, in diesem Fall war sie darauf angewiesen. Immerhin hatte sie sonst nicht wirklich einen Plan und der kleine Spaziergang hatte ihr endgültig bewiesen dass sie sich im Jahr 1939 befand. Wo sonst gab es einen Stürmer-Schaukasten am Marktplatz? Sie schlich den Gang entlang, kam an eine Holztreppe und schaffte es auch dort lautlos zu bleiben. Erst als sie die Luke zu sich hinunterzog und ihr eine Leiter entgegengerast kam, hätte sie fast geschrieen, doch sie schaffte es einerseits ruhig zu bleiben und andererseits die Leiter daran zu hindern volle Kanne auf den Holzboden zu knallen. Und nun hockte sie hier auf einem staubigen Dachboden und ein Elfjähriger war für ihr Leben verantwortlich… Immerhin wusste sie nicht wie die Nazis auf urplötzlich auftauchende Engländerinnen in seltsamen Klamotten reagierten. Sie seufzte und sah auf den anderen Gegenstand, der mit ihr hier gelandet war: ihre Pistole. Sie hatte die Waffe unter dem Baum gefunden und hatte sie eingesteckt als Schrödinger sie hatte stehen lassen. Währenddessen war Schrödinger kurz im Wohnzimmer gewesen, hatte sich dafür entschuldigt dass er so lange weggeblieben war und hatte eine kurze Gardinenpredigt seines Vaters über sich ergehen lassen müssen, der Mann hatte gerade seinen letzten Heimaturlaub und würde dann wieder an die Front müssen. Nun saß er in seinem Zimmer und dachte nach: Zwar konnte er sie natürlich töten, die Frage wie er an eine Waffe kam mal beiseite gelassen, aber hätte das nicht irgendwelche Auswirkungen auf die Zukunft? Wäre er dann wieder bei Hellsing, nur mit einer Leiche? Wäre er dann immer noch Elf, oder wieder in seiner normalen Gestalt? Er seufzte und strich sich durch die Haare, an das wahre Problem wollte er nicht denken: wenn er nicht dazu in der Lage war sie zu töten, würde er den ganzen verdammten Krieg nochmals erleben dürfen… Er würde sehen wie das Haus in dem sie nun wohnten zerbombt wurde, wie seine Familie starb, wie seine Kameraden fielen… Dann wurde ihm eines klar: Durch diese Zeitreise hatte er die Möglichkeit dies alles ungeschehen zu machen! Oder zumindest das Meiste. Er lächelte wieder und pfiff leise, als er auf den Dachboden kletterte. „Also, hast du irgendwelche Pläne…? Und wie wäre es wenn du mir mal deinen echten Namen sagst, Schrödinger?“ Er überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Nö! Wieso sollte ich?“ Seras verdrehte genervt die Augen, ließ es aber dabei. „Und was Pläne angeht…. Wie wäre es erstmal mit: Versuche den Krieg unbeschadet zu überstehen?“ „Gut… Aber jetzt mal ganz zum Anfang, Schrödinger!“, Seras verschränkte die Arme, „Du sagtest das sei eine Zeitreise. Das glaube ich dir. Aber wer hat es fertig gebracht eine Zeitmaschine zu bauen? Und gibt es keinen Weg wieder zurück zu kommen?“ Schrödinger zögerte kurz. „Wie du siehst ist es unserem lieben Doktor gelungen!“, sagte er dann grinsend, „Und was das zurück kommen betrifft… Wenn einer von uns stirbt, sitzt der Andere hier fest.“ Seras nickte langsam. „Ach ja, wenn du Hunger hast: Pech, ich kann dir erst morgen Früh was bringen.“ wechselte er das Thema. Seras zuckte mit den Schultern, noch hatte sie keinen Hunger. „Ach ja… wo soll ich hier überhaupt schlafen?“ Schrödinger lachte leise. „Hier müsste irgendwo noch ein altes Bett rumstehen… Viel Spaß beim Suchen. Ich geh jetzt schlafen, also sei gefälligst leise! Ich kann meinen Eltern schlecht erklären was eine Britin auf dem Dachboden zu suchen hat.“ Seras verdrehte abermals die Augen. „Das musst du nicht andauernd wiederholen.“ Er grinste und winkte ihr nur kurz, ehe er sie wieder auf dem dunklen Dachboden alleine ließ. „Und was sind das für Leute die ein gottverdammtes Bett auf dem Dachboden haben?!“ murmelte sie, während die sich auf die Suche nach ihrer Schlafgelegenheit begab. Schrödinger versuchte derweil vergeblich einzuschlafen, doch es brachte nichts: immer wenn er kurz davor endlich wegzudämmern hörte er dieses gottverdammte Pfeifen und war mit einem Satz auf den Beinen, während er nach einem Koffer griff, den er erst in zwei Jahren packen würde. „So eine Scheiße!“ fluchte er leise und ließ sich auf den Rand seines Bettes sinken. Natürlich bildete er sich die Geräusche nur ein, doch er hatte immer sofort diese schrecklichen Bilder vor Augen die es ihm unmöglich machten einzuschlafen. „Das fängt erst in zwei Jahren an! Erst in zwei gottverdammten Jahren, Hirn!“ redete er leise mit sich selber. Trotzdem schaffte er es erst in den Morgenstunden etwas Schlaf zu finden, wurde jedoch rasch von einem neuen Alptraum geweckt: er musste wieder in die Schule. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)