I don't care von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 17: "Schön!" -------------------- Kapitel 17 Ich sitze vor seinem Bett, halb auf seinen Klamotten, die auf dem Boden liegen, als er irgendwann hinter mir her kommt. Das ist das erste Mal, dass ich seinen Hut vermisse. Würde mich gerne unter ihm verstecken. Aber da bleiben mir jetzt nur meine Haare, hinter denen ich mich verstecken könnte. Er schließt die Tür leise hinter sich ab. Sieht nicht aus, als ob er sauer auf mich ist. Wäre ich sauer auf ihn? Wenn er einfach weggegangen wäre, wenn Sam ihn gewarnt hätte? Mit Kuma kann ich Zorro nicht vergleichen. Er ist ja nicht Ruffys Bruder. Mit Balda kann ich ihn auch nicht vergleichen. Ich kann höchstens Sanji mit Balda vergleichen, wobei Sanji viel weniger offensiv ist als Balda, was das Flirten betrifft. Sanji hat mich schon oft angesprochen, mir alle möglichen Namen gegeben von Schatz bis Liebste, aber angefasst hat er mich nie. Höchstens unsere Finger, wenn er mir etwas gegeben hat. Balda ist da viel offensiver, was ihn aber auch viel mehr Ohrfeigen einfangen lässt als Sanji. Aber darum geht’s jetzt nichts. Ich bin nervös, und da machen meine Gedanken gerne mal ein paar Kurven, wo es eine gerade Strecke gibt. Das ist besonders schlecht in der Schule gewesen. Da dachte sich mein Gehirn bei einer Klausur gerne mal wie der Kerl, in dem Buch, was ich gerade lese, es geschafft hat, seine Opfer so zu manipulieren, dass es aussah wie Selbstmord? „Ich hab mit den anderen gesprochen.“, holt mich Ruffy zum Glück wieder aus meinen Gedanken, bevor ich darüber nachdenken kann, wie das Buch hieß, was ich damals gelesen hab. War sehr interessant. „Die reden nicht mehr darüber, was vorher war.“ Hört sich ja fast so an, als ob er sich bei mir entschuldigen will. Das ist ganz falsch. „Sie machen sich sorgen um dich.“ „Ja, schon. Aber wenn Zorro so reagiert hätte, als Nami dazugekommen ist, dann hätte… Moment mal. Der hat so reagiert, als sie dazu gekommen ist.“ Ruffy kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf und scheint sich an irgendwas zu erinnern, denn dann schüttelt er grinsend den Kopf. Erst jetzt trau ich mich wirklich zu ihm auf zu sehen. Ich hab die Klebeflaschen schon neben mir liegen und bin froh, dass ich ihm sagen kann, dass es der richtige ist. Ich erkenne es schon am Geruch. Ich weiß nicht genau, wie es heißt, aber es beißt etwas in der Nase, wenn man es tief einatmet. Das ist genau das Richtige. Ich will ihn gerade fragen, ob er die Tüten dabei hat als er gerade ein paar aus seinen Taschen zieht. Ich weiß, ich wollte die besorgen, aber er wird gewusst haben, dass ich mich heute niemanden mehr zeigen will. Er hat viel zu viele Tüten dabei. Kleine Einkaufstüten mit Logos von Geschäften darauf bis hin zu durchsichtigen Mülltuten. „Hat keiner gefragt, was du damit anfängst?“, frage ich dann einfach heraus, als ich mich langsam auf die Knie schiebe, um ihm krabbelnd entgegen zu kommen, denn ich sehe schon, wo er sich hinsetzen will. Hinters Bett, von der Tür aus gesehen. Obwohl er abgeschlossen hat. Er muss schon echt Angst haben, dass ihn jemand erwischt. Obwohl er der Käpten ist? „Ich leih mir ab und zu mal irgendwas aus, wenn ich ne Idee hab. Die glauben bestimmt, ich will mir Flügel basteln oder so.“ „Und da sagen die nichts gegen? Das klappt doch nie.“ „Sag das nicht. Manchmal funktioniert das ganz gut. Zu gut. Dann müssen die mich irgendwie wieder runter holen.“ Ich kann nicht anders, bei dem Gedanken, wie er hilflos davonsegelt muss ich einfach grinsen. Er aber auch. Perfekt, die Stimmung ist schon mal lockerer, als ich erwartet hab. Klasse. „Ich zeig dir, wie das geht.“, erkläre ich, bevor er fragen kann, wo er sich die Tüten hinkleben soll. Sonst breche ich nur wieder in Lachen aus. Und ich muss schon bei dem Gedanken kichern. Also nehme ich eine Flasche von dem Kleber. Wir werden beide nur eine halbe brauchen. Das wird reichen. Greife mir eine Tüte und puste einmal in sie hinein, damit sie sich entfaltet. Der Kleber kommt erst dann rein, wenn ich sicher bin, dass sie keine Löcher hat. Die halbe Flasche. Dann puste ich wieder in sie rein, puste sie auf, bis sie spannt und drehe die Öffnung dann so zu, dass keine Luft entweichen kann. „Das dauert einen Moment. Ich muss dir vorher noch was sagen.“, gebe ich dann doch zu. So lange muss man gar nicht warten, aber das weiß er ja nicht. Aber wenn das wieder so wird, wie letztes mal, dann muss er das wissen. Auch, wenn er dann auf nem Trip ist, wenn er weiß, wie er reagieren soll, dann kommt er schon damit klar. „Was ist los?“, will er sofort wissen und sieht mich von der Seite an. Ich schaue nicht zu ihm auf. Ich muss ihm nur was erklären. „Ich kenne mich. Ich will nur, dass du weißt, was du machen musst, okay? Weil, wegen Überdosis und so bei mir.-„ „Überdosis vom Kleber? Das geht?“ „Nein, ich meine nicht- Das geht schon, aber die meisten ersticken dann an der Tüte, aber darum geht’s nicht. Ich will nur, dass du weißt, was du machen musst, wenn ich ne Überdosis hab, okay?“ Oh, man, dem was zu erklären ist gar nicht so einfach. „Schneid mir einfach die Pulsadern auf, okay?“ Ich erwarte sofort, dass er mich unterbricht, aber das tut er nicht. Okay, dann erklär ich ihm, wieso. „Wenn ich ne Überdosis hab, geht’s mir echt schlecht. Erst sterbe ich, dann heilt sich mein Körper so, dass ich wieder aufwache. Das Zeug ist aber immer noch in meinem Blut. Also sterbe ich wieder. Dann heilt sich mein Körper wieder selbst, ich wache auf und sterbe wieder. Das zieht sich über Stunden. Manchmal sogar Tage. Das kommt auf die Dosis drauf an. In der kleinen Zwischenzeit, in der ich wieder aufwache bis ich wieder sterbe, kann mein Körper einen kleinen Teil von dem Zeug abbauen. Ich höre erst dann wieder auf zu sterben, wenn alles aus meinem Blut abgebaut wurde. Oder wenigstens so viel, dass ich nur auf nem starken Trip bin, und nicht sofort sterbe. Dann geht’s mir aber noch lange nicht gut. Wenn du mir die Pulsadern aufschneidest, dann fließen mit dem Blut auch alles an Drogen aus mir raus. Es ist besser, nur einmal zu sterben, als hundert Mal.“ Er antwortet nicht sofort, was mich nervös macht. Sag irgendwas. Irgendwas. Es dauert mir bei ihm einfach zu lange, weshalb ich wieder anfange zu sprechen. „Naja, bei dir ist das nicht so einfach. Deswegen musst du besonders gut aufpassen.“ „Klar.“ „So lange ich hier bin, machen wir das zusammen, okay?“ „Ja, schon klar.“ „Gut, fangen wir an. Ist spät genug.“ „Warte noch kurz.“ Erst jetzt schaue ich zu ihm auf, was allerdings nur ein Reflex ist. Ich kann sehen, dass er noch etwas zögert, dann aber doch fragt. „Bist du sauer auf mich?“ Bei der Frage muss ich erst kurz blinzeln. „Ähm. Nein, wieso?“ „Weil heute morgen, ich weiß nicht. Bist du sicher nicht sauer? Ich meine, wenn du findest, dass das ein Fehler war, dann kannst du mir das sagen.“ Ich muss leise seufzen und kann nicht unterdrücken auf die Tüte in meiner Hand zu gucken. „Ich bin wirklich nicht sauer. Das ist schwer zu erklären.“ Ich bin nur komplett in dich verknallt. „Ist sehr viel in letzter Zeit passiert und das hat es nur komplizierter gemacht.“ „Wieso komplizierter?“ „Kann ich dir das gleich sagen? Erst der Kleber, okay?“ Das macht es mir viel leichter. „Okay.“ Ein Glück. Eine kurze Pause in der ich mir meine Worte schon einmal zusammenlegen kann. Ich will mich nicht verplappern. Also drehe ich die Tüte wieder auf, halte sie aber noch geschlossen, drücke die Öffnung platt, so dass ich meinen Mund daran halten kann und zeige ihm ohne Kommentar, wie er die Luft tief einatmen muss, in die Tüte atmen muss und wieder einatmet. Das alles ein paar Mal. Die Wirkung kommt schneller, als man sich vorstellt, wenn auch nicht sofort. Stumpfes betäuben. Keine Glücksgefühle wie beim Fixen, aber so kann ich mit Sicherheit schlafen. Alles fängt sich an zu drehen und ich werde viel ruhiger. Dann gebe ich sie ihm. Ich erkläre es ihm, während er den Kleber inhaliert. „Ich muss Balda umbringen. Und dann Sam finden und ihn auch umbringen. Und das alles will ich echt schnell über die Bühne bekommen. Ich hab sonst echt Angst, dass ich das nicht schaffe.“ „Wieso willst du das eigentlich?“, flüstert Ruffy in die Tüte, nimmt sie aber noch nicht weg. Mit der Frage hab ich, wie letztes Mal auch, gerechnet. „Ich sag dir das nicht, vergiss es. Ich will das alleine machen. Ich hab nur Angst, dass ich das nach der Woche mit Banda hier auf dem Schiff nicht mehr schaffe. Das ist schwer zu erklären.“ „Und wenn ich es nicht weitersage?“ „Du würdest dich einmischen, wenn ich es dir sage. Lass mich versuchen es anders zu erklären. Seid Kuma nicht mehr da ist, bin ich zum ersten mal wirklich alleine. Ich meine, so wirklich. Und die einzigen Freunde, die ich noch habe, sind miese Verräter, die den Tod wirklich mehr als verdient haben. Wenn ich Balda und Sam wirklich kille, dann bin ich am Ende wirklich ganz alleine. Und da hab ich Angst vor.“ „Ich bin doch noch da.“ „Genau das ist es, was das alles so kompliziert gemacht hat.“, seufze ich leise und schaue wieder zu ihm auf, sehe ihn einen Moment an, nehme ihm dann aber einfach die Tüte von den Lippen und atme selbst noch ein paar mal den Kleber ein. Ich brauch das gerade. Bei dem Thema kann ich etwas mehr gebrauchen. Er bekommt sie ja gleich wieder. Und ich will auf keinen Fall vor ihm anfangen zu heulen. Erst, als ich sie ihm wiedergebe, spreche ich weiter. „Ich kann nicht hier bleiben, wenn ich Sam finden will. Ich muss flexible bleiben, was ich mit euch nicht bin. Wenn ich das alleine mache, schaffe ich es schneller und sicherer.“ „Ich könnte dir helfen, wenn du nur fragst.“ „Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich das nicht will.“ Erst jetzt hört Ruffy auf, durch die Tüte zu atmen, was ich aber auch verstehen kann. Bei seinem Körperbau verträgt er viel mehr als ich. „Und?“, frage ich schließlich müde lächelnd, doch Ruffy zuckt nur zögernd mit den Schultern. „Nicht so toll wie das flüssige Glück. Eigentlich gar nicht wirklich. Fühlt sich nicht gut an.“ „Du fühlst nur weniger, ich weiß. Aber wenn das so gut wäre, wie das flüssige Glück, dann würden viele Dealer kein Geld mehr verdienen. Ist auch nur, damit wir gut schlafen können.“ „Hmm..“ Ich kann sehen, und auch verstehen, dass er was anderes erwartet hat. Ich hätte mir auch was anderes ausgesucht, aber manchmal kann man sich diese Dinge eben nicht aussuchen. Ich schließe einen Moment die Augen und kann nur mit Mühe das Gleichgewicht halten. Passt. Ich hab genug. Also drücke ich mich mit dem Rücken am Bett nach Oben, nur um mich dann auf die Kante setzen zu können. „Soll ich dir was zum Anziehen geben?“, fragt Ruffy dann leise, als er mir hinterhersieht. Ich nicke, bevor ich ihn ansehe. Das wäre echt nett. Also ziehe ich mein, beziehungsweise sein, Shirt über den Kopf aus, lasse meinen BH aber noch an und spüre irgendwann, dass er mir ein Shirt aus dem Schrank gegen den Kopf geworfen hat. Ich ziehe es über, ziehe den BH erst unter dem Shirt aus und lasse mich nach Hinten aufs Bett fallen. Das Umziehen dauert immer so lange. „Ich will dir wirklich helfen.“, höre ich Ruffy wieder sagen, kann aber nicht sicher sagen, aus welcher Richtung seine Stimme kommt. Ich antworte gar nicht mehr. Ich bin echt Fertig. Ich will nicht mehr reden. Nur noch schlafen. Nur eins stört mich noch. Meine Hose. Ich bleibe Liegen, als ich sie mir ausziehe, strample die Hosenbeine von mir weg und höre sie auf den Boden fallen. „Leg dich richtig hin.“, flüstert Ruffy leise und ich kann spüren, dass er die Bettdecke über uns ziehen will. Er liegt also schon neben mir. Ich brauche lange, bis ich mich in die andere Position gekämpft habe, bleibe dann auf der Seite liegen und beobachte Ruffy mit halbgeöffneten Augen dabei, wie er uns beide zudeckt. „Wegen Balda.“, fängt er dann plötzlich doch wieder an zu reden. Das Thema hasse ich, ich kann ihm aber jetzt schlecht weglaufen. „Er hat mir gesagt, dass er mit dir reden will.“ „Kann er vergessen.“ „Irgendwas wichtiges. Bist du sicher?“ „Ja, schlaf jetzt.“ Mehr sagt er nicht. Ich auch nicht. Ich hab schon genug geredet, heute. Nur noch schlafen. Doch obwohl ich so betäubt und müde bin, kann ich nicht schlafen. Irgendetwas in dem Kleber hält mich wach. Als ich die Augen wieder öffne, kann ich sehen, dass es Ruffy genauso geht. Denn er beobachtet die Zimmerdecke und liegt auf dem Rücken. Plötzlich bringt mich etwas dazu, die Luft anzuhalten. Wir sind nicht alleine hier. Ganz plötzlich fallen mir zwei Augen hinter Ruffy auf, die mich ansehen. Ich bin so geschockt, traue mich aber nicht zu bewegen und starre zurück. Die Augen kenn ich nicht. Den Blick kenn ich nicht. Den habe ich hier noch nicht gesehen. Als ich mir das Gesicht genauer angucken will, ich meine Augen bewege, verschwinden die Augen, als wären sie nie da gewesen. Fuck. Er hat sich einfach aufgelöst. Jetzt bekomm ich richtig Angst. Ich kneife die Augen zusammen, atme tief durch und ziehe die Beine ganz langsam und vorsichtig an. Irgendwas ist hier. Irgendwer ist hier. Verdammt, geh weg. Geh weg, geh weg, geh weg, geh weg! „Was?“ „Er soll weg gehen. Ich will das jetzt nicht.“ „Was ist los?“ „Ich hasse das, wenn die das machen. Ich kann doch auch nichts dafür.“ „Zombie, was ist mit dir?“ „Ich hab Angst.“ „Wieso?“ „Ich weiß nicht, einfach Angst. Mehr als Angst. Ich will das nicht.“ „Was willst du nicht?“ „Ich weiß nicht, ich will das einfach nicht.“ Ich fühle mich so extrem hilflos, dass mir dann doch die Tränen in die Augen schießen. Verdammt. Ich hab Panik. Ich fange an zu zittern und versuche mich nicht zu bewegen. „Kurze, was ist denn los? Was soll ich machen?“ Ich schüttle nur den Kopf, kann nicht mehr antworten und höre meinen Atem. Ganz ruhig. Es hilft nicht. „Was soll ich machen? Sag es mir, bitte.“ Ich hab Angst meine Augen zu öffnen, habe aber auch angst, sie geschlossen zu lassen. Nicht bewegen. Nicht bewegen. Nicht bewegen. … Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigt sich mein Herzschlag. Erst, als sich meine Muskeln entspannen, als ich bewusst loslassen kann, spüre ich erst, wie angespannt ich war. Panikattacken. Deswegen hab ich es so lange nicht genommen. Hoffentlich bleibt es bei der einen. Halluzinationen gehören auch dazu. Lieber nicht mehr die Augen öffnen. Wer weiß. Alles Mögliche könnte wieder eine auslösen. Ich kann spüren, dass meine Augen feucht sind. In dem Moment, in dem ich meine Tränen wegwischen will, kann ich spüren, dass er hinter mir liegt. Ganz eng bei mir. Er wusste nicht, was er machen musste. Er hat einfach irgendwas gemacht. War auch besser so. Wenn er Chopper geholt hätte, wäre es sehr kompliziert geworden. Ich hab das Gefühl, als müsste ich irgendwas sagen. Aber ich sollte jetzt nicht rührselig werden. Das kommt mit Sicherheit dämlich rüber. Also sage ich das, was mir als erstes in den Sinn kommt. „Du bist ein Idiot.“ Klasse, Marin. Damit hast du das Eis gebrochen. Ich bin hier der Idiot, nicht er. Er bewegt sich nicht, aber ich kann an seinem Atem spüren, dass er wach ist, bevor er etwas sagt. „Du lernst mich immer besser kennen.“ Weiter reden. Irgendwas. Er muss wissen, dass es mir besser geht. „Du weißt nicht mal, wieso ich dich einen Idioten nenne.“ „Sollte ich nachfragen?“ Nicht mehr denken. Erstmal nur reden. „Wie lange bist du jetzt unterwegs? Fünf Jahre? Zwei Jahre davon Trainieren? Du hast keine Ahnung.“ „Was? Woher weißt du das?“ „Und kaum erfährst du von dem Zeug, nimmst du es, ohne nachzudenken. Deswegen bist du ein Idiot… König wirst du so mit Sicherheit nicht.“ „Was redest du da eigentlich?“ „Ich merke schon lange, dir fehlt es, dass ich auf dich aufpasse. Werd endlich erwachsen.“ … „Wer bist du?“ „Hör endlich auf zu denken, dass es mich nicht mehr gibt. Das nervt. Und noch mehr nervt es, dass du denkst, dass du es hättest verhindern können. Du wolltest nichts bereuen.“ „Und du wolltest nicht sterben.“ „Aber ich hab wenigstens nichts bereut. Sterben müssen wir alle irgendwann.“ „Aber nicht du. Das war nicht faire.“ „Hör auf zu heulen, Idiot. Wenn ich es versprochen habe, ist es doch egal. Jetzt hast du doch jemanden, der dieses Versprechen einlösen kann. Vergiss nur nicht, dass es schlimmere Dinge gibt, als zu sterben.“ „Schlimmer als sterben?“ „Du bist gerade dabei, Idiot.“ „Was meinst du?“ Ich atme einmal tief durch. Mein Atem zittert, wahrscheinlich weil ich gerade in meiner Panikattacke geheult habe. „Was?“ „Was meinst du damit?“ „Was hab ich nochmal gesagt?“ Er zögert einen Moment, bevor er nur sachte den Kopf schüttelt. Dann wird es auch nicht so wichtig gewesen sein. Wir sollten endlich schlafen. Aber vorher muss ich ihm noch etwas sagen. „Tut mir leid, dass ich dich nicht gewarnt hab. Ich hab gehofft, dass es dieses Mal nicht passiert.“ „Was meinst du genau?“ „Die Panik. Du weißt schon. Von gerade. Ich hab das immer vom Kleber schnüffeln. Ich bin dann nicht ganz da. Hab Halluzinationen oder sowas. So wie gerade. Und dann bekomm ich davon Panik. Aber das geht nach ein paar Minuten von alleine wieder weg. Du musst da also eigentlich nicht wirklich was machen.“ „Okay. Aber jetzt geht’s dir wieder gut?“ „Bin nur müde. Lass uns endlich schlafen.“ Ich murmle nur noch leise, bewege mich aber nicht. Es ist schön so nah bei jemandem liegen zu können. Bei ihm so liegen zu können. Es dauert nicht lange, bis ich träume. Von schwarzen Augen und Sommersprossen. Die Matratze knarrt leise als er aus dem Bett klettert. Ich lasse die Augen noch geschlossen, liege auf dem Bauch, will noch lange nicht aufstehen, kann mir aber schon denken, wo er hin will. Ihm geht’s bestimmt genau wie mir. Echt beschissen. Kopfschmerzen, mit ist schlecht, ich bin jetzt schon genervt, weil er mich aus Versehens wach gemacht hat und ich glaub, ich bekomm Schnupfen. Das bekomm ich immer nach der Klebe. Ich kann hören, wie er die Tür aufschließt, sie hinter sich schließt und auch noch die Schritte auf dem Gang kann ich hören. Verdammt. Es fühlt sich an, als würde alles Mögliche in meinem Kopf wiederhallen. Wenigstens konnte ich schlafen. Besser, als die ganze Nacht wach zu liegen. So wie die erste Nacht für mich auf diesem Schiff. Da war ich in der Gleichen Situation. Auch, wenn ich damals noch Sam nach etwas Stoff fragen konnte. Ich bleibe noch etwas liegen, kann aber nicht mehr einschlafen, was mich auch schon wieder an nervt. Das wird ein scheiß Tag. Ich merk das jetzt schon. Ich muss pinkeln. Und mich vielleicht sogar übergeben, wenn ich jetzt anfange, mich zu bewegen. Ganz langsam die Arme unters Kissen schieben und mich von dem Kissen wegdrücken. Ich geh sofort in die Hocke, lehne mich vorn über und sehe bestimmt aus wie ein zusammengefaltetes Handtuch. Jetzt ganz ruhig. Nicht zu schnell bewegen. Ich atme zwei, drei mal tief durch, schließe die Augen erneut und krabbele dann ganz langsam aus dem Bett, suche mit den Füßen meine Hose und ziehe sie mir blind an. Es ist schon so hell. Ich schlufe ganz langsam in meinen Klamotten aus dem Zimmer Richtung Badezimmer. Auch, wenn Ruffy wahrscheinlich gerade die Kloschüssel umarmt, ich muss da jetzt rein. Aber noch als ich auf die Tür zu tapse, öffnet Ruffy die Tür, fährt sich mit einer Hand durch die Haare und blinzelt auf den Boden. Er sieht mich erst, als ich ihn zur Seite schiebe, um ihm Bad zu verschwinden. „Was-… Morgen.“, murmelt er leise, aber ich antworte nicht. Ich hab kein Bock, dass es mir so schlecht geht oder ich mich gleich auch noch übergeben muss. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, was ich dagegen machen kann. Also stolpere ich ins Badezimmer an der Toilette und der Dusche vorbei und rolle mich halb in die Badewanne, ziehe mich gar nicht aus und lehne mich zurück. Ich atme tief durch. Das war echt anstrengend für meinen jetzigen Zustand. Mit den Füßen drücke ich einfach den Stöpsel nach unten, beuge mich kurz nach vorn und stelle das Wasser an. Erst noch etwas warm, dann aber kalt. Ich muss mich ein paar Minuten in kaltes Wasser legen, dann geht’s mir gleich besser. Ich glaub, das kommt daher, dass mein Körper dann andere Probleme hat als die Vergiftung von gestern Abend. Unterkühlung. Ich fange schnell an zu zittern, atme wieder tief durch und halte die Augen geschlossen. Es ist schwer mich selbst unter das kalte Wasser zu drücken, weil mein Instinkt ja eigentlich genau das Gegenteil machen will, aber ich drücke mich schon am Anfang an den Boden der Badewanne, damit ich es schnell hinter mir habe. „Was machst du denn da?“ Ruffy murmelt nur leise und ich kann an seiner Stimme hören, dass es ihm genauso schlecht geht, wie mir. Ich kann nicht sofort antworten. Blicke dann aber zu ihm auf und beiße die Zähne zusammen, um etwas sagen zu können. „Ich kühl mich ab.“ „Mit Klamotten?“ Muss ich darauf antworten? „Geht’s dir noch schlecht?“, frage ich einfach eine Gegenfrage und spüre schon, wie das Wasser sich über meinen Bauch legt. Nicht mehr lange, gleich kann ich das Wasser schon abstellen. Er nickt als Antwort und streicht sich wieder mit der Hand durch die Haare. Das macht er ganz unterbewusst. Aber das kenne ich. Ich mach das auch, wenn es mir nicht gut geht. Wenns mir richtig übel geht, dann leg ich mich auch gerne ins Bett und halte dabei meinen Kopf fest. Hört sich dämlich an, aber das beruhigt irgendwie. Hand auf die Stirn legen oder über die Augen. Hat vielleicht was mit Akupunktur oder sowas zu tun. Wer weiß? „Dann kannst du gleich das Gleiche machen. Ist erst nicht so einfach, aber danach musst du auch nicht mehr kotzen oder so.“ Erkläre ich ihm zitternd und schiebe mich in dem Wasser etwas weiter nach oben. Ich muss mich nicht mehr an den Boden der Wanne drücken. Die Wanne ist ja jetzt schon fast voll. Das reicht mir aber auch und ich halte die Luft in der Lunge, bevor ich mich wieder nach vorn beuge, um das Wasser abzustellen. Kaum, lehne ich mich wieder zurück, wird mir schwindlig. Das liegt noch an den Kopfschmerzen. An der Vergiftung von Gestern. Geht gleich weg. Ruffy setzt sich auf den Badewannenrand, lehnt sich halb vorn über und stützt seine Ellenbogen auf den Knien ab. Er sieht mich nicht an, macht wohl eher kurze Pause. Uns geht es beiden echt Mies. Erst nach Minuten, als ich meine Füße und Finger nicht mehr richtig kontrollieren kann, lasse ich das Wasser aus der Wanne, bleibe dabei aber noch liegen. Ich zittere am ganzen Körper, auch wenn mir nicht mehr schlecht ist. Jetzt ist mein Kreislauf aber im Eimer. Naja, alles hat Vor- und Nachteile. „Ist das immer danach so ätzend?“, will Ruffy leise wissen, als ich in der leeren Wanne liegen bleibe. Ich nicke als Antwort, merke dann aber, dass er mich ja gar nicht ansieht. „Ja, bei Kleber schon. Es lohnt sich nur wegen dem Schlafen. Hätte ich dir wohl vorher sagen sollen, oder?“ „Wäre nett gewesen.“ „Tschuldige.“ „Lass uns das nicht nochmal machen.“ Ist der behämmert? Als ob das so einfach wäre. „Gute Idee, aber daraus wird nichts, wenn du nicht irgendwo noch Glück findest. Ich hab echt kein Bock auf nen Entzug. Und wenns nur ein kleiner ist.“ „Das kann nicht schlimmer sein als das jetzt.“ Bei dem Kommentar muss ich schon fast kichern. Der Trottel hat echt keine Ahnung. „Weißt du was? Wie wäre es, wenn ich dir einfach nichts mehr abgebe? Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.“ „Was hast du denn plötzlich für ein Problem?“ Ist das sein ernst? Was mein Problem ist? Aber ich denke nicht daran, ihm einfach eine Antwort darauf zu geben. „Tu mir ein gefallen und verpiss dich einfach, ja?“ „Was ist los?“ Da fragt der auch noch! Wie soll ich da nicht sauer werden?! „Du sollst dich verpissen! Hau ab! Mach die Tür von außen zu!“ Er sieht mich einen Moment nur über seine Schulter an, weiß gar nicht, was er sagen soll. Damit hat er nicht gerechnet. Aber er schweigt zum Glück einfach und verschwindet, wie ich es wollte. Fuck, wieso bin ich so sauer? Das bin ich schon, seid ich die Augen aufgemacht habe. Echt behindert. Und kalt ist mir jetzt auch. Zum glück scheint die Sonne. Dann weiß ich schonmal, was ich jetzt machen kann. Nachdem ich meine Klamotten etwas ausgewrungen habe, ohne sie aus zu ziehen, verschwinde ich wie Ruffy aus dem Badezimmer an Deck und lege mich in die Wiese in die Sonne. Hier ist mir nicht mehr lange so kalt. Und nass werde ich auch nicht mehr lange sein. Das Frühstück hab ich ausgesetzt. Soll Balda heute dabei sitzen, ich denk nicht dran mich mit den Pennern abzugeben. Das denke ich zwar nicht, aber ich spüre das so. Ich habe kein Bock auf niemanden und weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Ich wollte Ruffy nicht wirklich anschreien, bin aber echt sauer gewesen. Weiß aber nicht einmal, wieso. Es hat auch was gutes, dass ich nicht beim Frühstück war. So konnte ich keinen anderen anschreien. Ich muss mich bei Ruffy entschuldigen. Aber nicht jetzt, sonst fängt alles wieder von vorne an. Und darauf hab ich gar kein Bock. Ich habe zum Glück auch keinen Hunger und ignorierte die Rufe von Sanji gekonnt, als er mir etwas zum Essen bringen wollte. Das Schiff hat ein Gutes. Ich kann mich mittlerweile echt gut verstecken. Es gibt so viele verschiedene Räume unter Deck und an Deck gibt es die Orangenbäume. Ich muss in der Zeit, in der ich alleine bin, so lange über die Dinge nachdenken, die passiert sind, dass es ein Wunder ist, dass ich bin jetzt nicht geheult habe. Wenn ich an die Dinge denke, die noch vor mir liegen, geht es mir ganz anders. Ich sehe Balda öfter am Tag, als ich gerechnet habe. Er läuft mir nicht mit Absicht über den Weg, aber wenn er mich sieht, dann bleibt er stehen und sieht mich an. Er will mir etwas sagen, ohne Zweifel. Ich will es aber nicht hören. Und wenn es Kumas letzte Worte wären? Würde ich sie von Balda wissen wollen? Verdammt, was mach ich jetzt? Ich kann nur wissen, was Balda mir sagen will, wenn er es mir sagt. Ich kenne mich, und wenn ich schon darüber nachdenke, was es sein könnte, was er mir sagen will, werde ich ihn fragen, was er mir sagen will. Nur nicht jetzt. Nur nicht heute. Plötzlich, kurz vorm Mittagessen, zieht etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Ruffy regt sich über irgendwas auf. Ich sitze gerade auf der Schaukel an Deck, als ich ihn rumschreien höre. „Das ist doch total egal! Nur weil das sonst anders ist, heißt es noch lange nicht, dass es heute auch so ist!“ Was hat der jetzt für ein Problem? „Reiß dich zusammen, oder du darfst deine Klamotten das nächste Mal selbst waschen!“ Das ist Nami. Der streitet sich mit ihr? „Ich will nicht, dass du einfach in mein Zimmer gehst!“ „Ich geh immer in dein Zimmer!“ „Jetzt aber nicht mehr!“ Achso, verstehe. Er hat Angst, dass die anderen was merken. Hat er die Klebe eigentlich weg gepackt? Hat er noch irgendwo Spritzen rumliegen, die ich nicht gesehen habe? „Schrei Nami nicht an, du Idiot!“ Jetzt mischt sich auch noch Sanji ein. Na klasse. „Was mischt du dich jetzt auch noch ein? Das geht dich gar nichts an!“ „Wenn du Nami anschreist, geht mich das was an! Was hast du für ein Problem?!“ Komisch, das gleiche hat Ruffy mich heute auch schon gefragt. „Mein Problem ist, dass ihr euch in alles einmischt! Misch dich nicht immer in alles ein! Und du geh nicht in mein Zimmer, wenn ich dir das nicht erlaubt habe!“ Eine Tür knallt und das wars. Nami sagt noch irgendwas zu Sanji, aber wirklich gestritten wird sich nicht mehr. Fuck. Ich weiß, wieso wir beide heute so austicken. Und ich weiß, dass wir daran erstmal nichts ändern können. Wir haben schon fast zwei Tage nichts mehr in unseren Adern gehabt. Die Klebe bringt in der Hinsicht gar nichts. Also stehe ich auf, gehe unter Deck und gehe Ruffy hinterher in sein Zimmer. Kaum hört er, dass ich die Tür öffne, reagiert er. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst-!-.. Oh..Ich hab gedacht, du bist Nami.“ Ich schließe die Tür hinter mir, lehne mich gegen sie und schaue zu Ruffy, der auf dem Fußende des Bettes sitzt und mich ansieht. „Tschuldige wegen heute morgen.“ „Was war das eigentlich?“ Er ist gereizt, das kann ich hören. Ich bin es aber auch und es ist echt nicht leicht, das einfach zu unterdrücken. Darum muss ich ihm schnell den Wind aus den Segeln nehmen, bevor wir beide auf einander losgehen. „Das gleiche wie bei dir. Wir sind auf Entzug.“, flüstere ich so leise, dass er es zwar hören kann, aber niemand, der möglicherweise vor der Tür steht. Er hört mir wenigstens zu, steht aber sofort auf, als ich ihm das sage und kommt zu mir rüber, damit wir beide nicht lauter sprechen müssen. Das ist unser Geheimnis. Keiner sollte was davon wissen. „Ich bin nicht auf Entzug. Das geht gar nicht. Wir haben doch gestern Abend das Zeug genommen.“ „Das war nur zum Schlafen. Das bringt aber auf lange Zeit nichts. Das Glück fehlt uns, nicht einfach nur irgendetwas, was uns betäubt.“ „Da gibt es so einen großen Unterschied?“ „Leider schon. Versuch einfach nicht sofort alle anzuschreien, wenn du sauer wirst, okay? Das ist sonst extrem auffällig.“ „Sag mir nicht, was ich machen soll.“ Er blockt total ab. Aber ich hab da auch irgendwann kein Bock mehr drauf. Also geh ich auch in den Angriff. „So lange ich dir etwas abgebe, machst du, was ich dir sage. Sonst darfst du das nächste Mal nur noch zugucken.“, fauche ich ihn leise an, was ihn dazu bringt, die Zähne aufeinander zu beißen. Ich kann es an seinen Wangen sehen. Er ist es nicht gewohnt, dass jemand so mit ihm spricht. Und er ist es schon gar nicht gewohnt, dass er nichts dagegen machen kann. „Wieso-„ „Weil ich es kann. Und jetzt reiß dich zusammen, es gibt gleich Essen. Ich will mir nicht schon wieder was anhören, wenn deine Crew was raus bekommt. Und ich will schon gar nicht sehen, wie meine Pillen über Bord gehen.“ „Meine Crew? Wieso sagst du eigentlich nicht einfach, die anderen? Du tust ja nicht mal so, als ob du dazu gehörst!“ Jetzt schreit dieser Trottel mich auch noch an! Er kommt mir immer näher, damit er mich halb anfauchen kann, aber er hat sich geschnitten, wenn er glaubt, dass er mich damit einschüchtern kann. „Weil ich nicht dazu gehöre!“, fauche ich genauso zurück. Geht das nicht in seinen Schädel rein? „Kapierst du das nicht? Wenn IHR anlegt, bin ICH weg.“ „Aber du- Wieso hast du dann-?- …“ Damit hab ich ihn aus dem Konzept gebracht. „Schön!“, gibt er dann aber doch zurück. Er geht wieder auf angriff. „Verzieh dich ruhig! Du machst hier so wie so nur Probleme!“ Autsch. „Schön!“, gebe ich aber nur zurück. Ich bin viel zu sauer, als dass ich zeigen könnte, dass er mich erwischt hat. Ich drehe mich um, reiße die Tür auf, achte gar nicht darauf, dass Ruffy ausweichen muss und schlage die Tür hinter mir zu, bevor ich mich in den Lagerraum verziehe. Ich hab hier ja kein eigenes Zimmer, wo ich mich verschanzen könnte. Er kann so ein Arsch sein. Ich kann das aber auch! Ich denk nicht dran, gleich Mittagessen zu gehen. Wie könnte ich mich zu den anderen- zu seiner Crew setzen und essen, nachdem ich mich so mit ihm gezofft habe? Das geht nicht. Ich denk nicht dran, mich zu entschuldigen. Auch wenn es daran liegt, dass ich auf Entzug- Zwei Glück, zwei Loods. Soll ich wirklich noch mit ihm teilen? Nachdem, was gerade war? Ganz automatisch greife ich in meine Tasche, taste nach dem kleinen Tütchen mit den Pillen und taste nach jeder einzelnen. Jetzt eine ganze für mich? Wie lange muss ich hier noch bleiben? Eine ganze für mich alleine kann ich mir nicht leisten. Eine halbe schon. Ohne ihn. Für mich alleine. Geht klar, ich zieh das durch. Also gehe ich an ein paar Fässern und Kisten vorbei, lehne mich unter ein Fenster an die Wand und beginne schon einmal viel Spucke in meinem Mund zu sammeln. Ich hab hier nichts zu trinken und wenn ich die zerkaue habe ich die ganze Zeit einen bitteren Geschmack im Mund. Was nehm ich? Was für eine Frage. Ich ziehe die Tüte aus meiner Tasche, fummle die Pille Glück aus ihr heraus und beiße sie in der Mitte durch, passe dabei mit den Lippen auf, dass ich keinen Krümel verschwende. Noch während ich sie schlucke, packe ich die andere Hälfte wieder zurück in die Tüte und lasse sie in meiner Tasche verschwinden. Ob das so ein sicherer Platz ist? Wenn mich hier einer findet und sieht, dass ich auf nem Trip bin, bin ich die Pillen sofort los. Aber wo kann ich die noch verstecken? In meinem BH? Ich weiß nicht. Wenn Nami mich findet, dann findet sie die auch da. Aber wo- Ich bin nicht sicher, ob mir die Idee, die ich gerade habe, gefallen soll oder nicht. Naja, ich bin nicht die erste, die auf so eine Idee kommt. So schmuggeln die das doch auch immer in den Knast, oder? Ganz ehrlich? Bin ich so von dem Zeug abhängig, dass ich das Tütchen in mir drin verstecken will? Ich kann schön hören, dass sie nach mir suchen. Ich kann die Tür nicht abschließen. Aber von hier aus können sie mich auch nicht sehen, wenn sie die Tür öffnen. Also ist das Beste, was ich machen kann, hier sitzen zu bleiben und zu hoffen, dass sie mich nicht finden. Wie lange sitze ich hier eigentlich schon? Mittagessen ist jedenfalls schon vorbei. Alle rufen nach mir. Das kommt wohl dabei heraus, wenn man zwei Mahlzeiten am Tag aussetzt. Erst jetzt öffnet sich die Tür. Ich schaue in ihre Richtung, erschrecke aber nicht, noch bewege ich mich. Ich bleibe einfach im Schneidersitz an der Wand unter dem Fenster gelehnt und warte darauf, dass ich gefunden werde. Es ist der Grüne, der mich findet. Komisch irgendwie. Ich habe eher mit Ruffy gerechnet. Oder Sanji. Als er mich sieht, kann ich richtig sehen, dass er sich entspannt und leise ausatmet. Was hat er erwartet? Dass ich über Bord gegangen bin? Er hat die Tür nicht hinter sich geschlossen, kommt um di Kisten auf mich zu und fängt schon an mit mir zu reden, bevor er überhaupt bei mir ist. „Hey. Wir hatten schon Angst um dich. Was ist los?“ Ich weiche seinem Blick zur Seite aus, schüttle sachte den Kopf und schiebe mich mit den Füßen etwas enger an die Wand hinter mir. „Lass mich in Ruhe.“, antworte ich leise und hoffe, dass ihm das reicht. Wenn sie mich nur finden wollten, dann wissen sie ja jetzt, dass ich hier bin. Aber er bleibt vor mir stehen, lehnt sich gegen die Kisten und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich kann die anderen immer noch nach mir suchen hören. „Du hast dich mit Ruffy gezofft oder? Alles okay?“ „Ja, lass mich einfach in Ruhe.“ Ich denke nicht daran ihn anzusehen. Hoffentlich antworte ich schnell genug um nicht sofort auffällig zu sein. Scheint ihm jedenfalls schnell genug zu sein. „Ich kann verstehen, dass du im Moment mit allem etwas überfordert bist. Dir ist nicht wenig passiert. Vor allem die Sache mit deinem Bruder. Aber jedem von uns ist irgendetwas passiert. Hast du schon mal darüber nachgedacht, mit Nami zu reden? Ich weiß, ihr hattet keinen guten Start, aber es muss ja nicht die ganze Zeit so weiter gehen.“ Er redet mir viel zu schnell. Ich komm gar nicht hinterher. Was will er von mir? Hat er mich irgendwas gefragt? Was ist mit Kuma? Was soll ich sagen? „Lass mich einfach in Ruhe, okay? Bitte.“ Hoffentlich war das die richtige Antwort. Aber er geht noch nicht. Ich bin nicht einmal sicher, ob er mich ansieht. Sieht er mich an? Kann er sehen, dass ich auf nem Trip bin? Ich kann nicht unterdrücken mir selbst eine Antwort auf diese Frage zu geben, indem ich zu ihm aufsehe. Er mustert mich die ganze Zeit schon. Er merkt, dass etwas nicht stimmt und jetzt, wo er meine Augen gesehen hat, kann er sich schon fast sicher sein. „Was ist los mit dir?“, fragt er dann aber doch nochmal und stößt sich von der Kiste hinter ihm ab, um vor mir in die Hocke zu gehen, um mir besser in die Augen sehen zu können. Ich rolle über seine Reaktion mit den Augen, weiche seinem Blick zur Seite aus und seufze leise, was ihm sagen soll, dass er sich um seinen eigenen Scheiß kümmern soll. Er greift aber einfach mein Kinn, dreht mein Gesicht mühelos zu sich und sieht sich genau meine Augen an. „Was zum-„, murmelt er leise und ich lege meine Hände auf seinen Arm, damit er mich wieder los lässt. Er zögert einen Moment, dreht sich dann aber zur Seite weg. „Leute, ich hab sie gefunden! Chopper! Das musst du dir ansehen!“ „Nein. Nicht das Plüschtier. Lass mich endlich in Ruhe.“, wiederspreche ich, aber er hört mir schon lange nicht mehr zu. Es dauert nicht lange bis einer nach dem Anderen ins Zimmer tritt. Das geht mir alles viel zu schnell. Kaum sehe ich durch die Runde, zieht mich Zorro auf meine Beine, zieht meinen Arm über seine Schultern und führt mich aus dem Zimmer. Erst, als wir vor dem Arztzimmer sind merke ich, dass ich irgendwas machen sollte, dass ich da nicht rein muss. Ich schüttle ganz automatisch den Kopf, schließe einen Moment die Augen, versuche mich irgendwie zu konzentrieren und stehen zu bleiben, mich gegen die Richtung zu wehren, doch in meinem Zustand bekomme ich das nicht hin. Ich will zwar stehen bleiben, mich gegen Zorro lehnen, doch gerate nur ins Stolpern. „Lasst mich endlich in Ruhe. Wieso macht ihr das?“, wiederhole ich immer wieder leise, bis mich Zorro auf die Liege absetzt. Wieder kann ich durch das Zimmer sehen. Ruffy ist hier, Sanji, Lysop und Nami. Chopper springt auch irgendwo rum und alle sehen mich an. Zorro bleibt neben der Liege stehen und erklärt gerade, wo er mich wie gefunden hat. Chopper fragt irgendwas wegen Spritzen, aber ich kann dem Thema nicht wirklich folgen. Moment mal, jetzt hält Zorro mich ja nicht mehr fest. Ich kann ja eigentlich aufstehen und wieder raus gehen. Doch kaum versuche ich von der Liege zu rutschen, wobei ich echt aufpassen muss, dass ich nicht mit den Füßen umknicke, schiebt Zorro mich wieder zurück. „Was soll das?“, frage ich sofort, sehe zu ihm auf und fühl mich gerade echt übergangen. Keiner hat mich gefragt, ob ich hier hin will. Ich hab die ganze Zeit gesagt, die sollen mich in Ruhe lassen und die machen trotzdem, was sie wollen. Er antwortet mir nicht mal. „Du bist so ein Arsch. Lass mich einfach in Ruhe.“, fange ich jetzt an zu wimmern und versuche irgendwie seinen Griff um meinen Arm zu lösen. Dass ich es nicht schaffe, und dass er mich nicht einfach gehen lässt, macht mich gerade total fertig und ich fange an zu weinen. „Wieso lässt du mich nicht in Ruhe? Lass ich in Ruhe. Ich hab doch nichts gemacht. Wieso macht ihr das?“ „Ganz ruhig. Dir will keiner was tun.“ „Das ist nicht faire. Jawohl wollt ihr mir was tun. Du lässt mich nicht los. Lass mich los.“ Das scheint zu funken, denn jetzt lässt er doch meinen Arm los, woraufhin ich sofort wieder von der Liege rutschen will, um aus dem Zimmer zu verschwinden. Und wieder schiebt er mich zurück. Das gibt’s nicht. Das ist so frustrierend, dass ich jetzt wirklich nicht mehr aufhören kann zu weinen. „Leg dich hin, dann lass ich dich auch los.“ „Ich will mich nicht hinlegen. Ich will nicht hier sein. Ihr guckt mich alle nur an. Ihr sollt mich nicht angucken.“ „Wir gucken dich nur an, weil du weinst. Beruhige dich und leg dich hin. Wir wollen nur auf dich aufpassen.“ „Ich will aber nicht, dass ihr auf mich aufpasst. Ich will nur alleine bleiben. Wieso lasst ihr mich nicht alleine?“ Jetzt gibt Zorro es endgültig auf, schüttelt nur seufzend den Kopf über mich und drückt ich vorsichtig auf die Liege, so dass Chopper mich an einem Arm festbinden kann. Die haben sie ja nicht mehr alle. Das alles ist so unfaire. Wieso lassen die mich nicht einfach in Ruhe? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)