Weil du mich nicht kennst von Vidora (Taito) ================================================================================ Kapitel 2: Schlechtes Timing ---------------------------- Wenige Minuten später saßen beide am Tresen einer Standbar und nippten an ihren Caipirinha. Ethan war Student und seit drei Tagen mit ein paar Kumpels auf „Abenteuerurlaub“ hier. Dass Abenteuer in diesem Fall nicht Bergsteigen und Rifftauchen bedeutete, schloss Tai aus dem Funkeln in seinen Augen und der Art, wie er das Wort betonte. „Und wie viele Abenteuer hast du schon bestritten?“ Ethan grinste. „Nicht so viele wie die anderen...“ Er blickte Tai tief in die Augen, bevor er weitersprach. „...aber das liegt daran, dass ich nach 'besonderen' Abenteuern suche.“ Tai erwiderte das Grinsen. „Ich verstehe.“ Er kippte sich den Rest seines Drinks hinunter. Gerade als er etwas erwidern wollte, ertönte ein tiefes Grollen, das von einem kühlen Wind begleitet wurde. Verwundert blickte Tai zum Himmel. Die Wolken zogen sich zusehends zu einem schwarzen Bündel zusammen, Sekunden darauf fielen schon die ersten Tropfen. Ein Großteil der Barbesucher sprang auf und eilte davon. Plötzlich zuckten zwei Blitze hinab. Tai schaute zu Ethan. „Da kommt ein Abenteuer.“ Ethan lächelte schief. „Ich schätze, wir sollten auch das Weite suchen. Ich hab' gelesen die Stürme hier können richtig heftig werden und Stunden andauern.“ „Na gut dann... danke für den Drink!“ Tai hörte Ethan seufzen als er vom Hocker rutschte und von einem weiteren lauten Donnern begleitet losjoggte. Schon ein paar hundert Meter später regnete es so stark, dass Tais Haare ihm im Gesicht klebten. Sein Shirt tropfte und die Schritte wurden noch schwerer im feuchten Sand. Angestrengt atmend kämpfte er sich durch Wind und warmen Regen. Ob Ethan gehofft hatte, dass sie gemeinsam irgendwo Unterschlupf suchen würden? Tai war sich noch immer nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee war, sich einen wildfremden Mann mit aufs Zimmer zu nehmen. Auch wenn Ethan ziemlich sexy war... Vielleicht war er eben einfach nicht der Typ für Urlaubs-One-Night-Stands. Als Tai endlich in der Hotel-Lobby ankam, triefte er. Er lächelte der Frau am Empfang zu, die ihn ein wenig verwundert anblickte und joggte die Treppe hinauf in den sechsten Stock. Er wollte sich jetzt wirklich nur noch abtrocknen und dann ins Bett... Hinter der Tür war es still. Ryo war nicht im Zimmer... er ging scheinbar wirklich davon aus, dass Tai heute Nacht das Bett für sich brauchte... Hoffentlich würde er nicht zu lange fort bleiben und hoffentlich bekam er nicht den Sturm ab. Viel wahrscheinlicher war zum Glück, dass Ryo hinten in der Hotelbar saß, trank, Frauen anbaggerte oder spielte.... Er ging ins Bad, pellte sich das durchtränkte T-Shirt und die Hose vom Leib und legte beides in die Dusche. Morgen früh, wenn es wieder warm und trocken draußen war, würde er die Sachen auf dem Balkon trocknen und... apropos Balkon. Ob ihre Schuhe schon voll Wasser standen? Tai beeilte sich, in eine frische Shorts für die Nacht zu schlüpfen und huschte dann zum Balkon um die dort deponierte Kleidung vor dem Ertrinken oder Wegfliegen zu bewahren – falls es nicht schon zu spät dafür war. Draußen war das Gewitter in vollem Gange. Er hatte wirklich noch Glück gehabt. Ein Feuerwerk von Blitzen zuckte über den Nachthimmel und der Regen prasselte wie Gewehrfeuer herab. Die Balkone wurden zwar jeweils von einer Art schmalen Überdachung beschützt, aber bei diesem Wind nützte das herzlich wenig. Eine Weile betrachtete Tai das Wetterschauspiel. Das Ausmaß des Gewitters wurde ja erst hier oben wirklich sichtbar, in seiner ganzen Faszination. Er ließ den Blick schweifen. Am Strand war jetzt kein Licht mehr, keine wuselnden Menschen, nur noch Sand und brausende Wellen. Plötzlich drang durch den Regen hindurch ein sehr... Gewitter-untypisches Geräusch an sein Ohr, das ihn dazu veranlasste, zum Nachbarbalkon zu sehen, den er für leer gehalten hatte. Beim nächsten Blitzzucken jedoch, stellte er erstaunt fest, dass noch eine andere Person um diese Zeit und vor allem bei diesem Wetter auf dem Balkon stand. Im Dunkel der Nacht sah er nur Schemen, aber so heftig, wie die Blitze zuckten, erkannte er schnell, dass sein Nachbar nicht hier war, um das Gewitter zu bewundern oder Klamotten nach drinnen zu retten. Nein, der Anblick der sich ihm bot, jagte ihm einen warmen Schauer gefolgt von einer intensiven Gänsehaut über den Rücken. Der Blonde lehnte nackt mit dem Rücken am Geländer, die Arme darauf gestemmt. In Zeitlupe glitt Tais Blick an seinem Körper hinab, folgte den Regentropfen, die sein Haar durchnässt hatten und über sein Gesicht am Kinn hinab perlten, den durchgestreckten Hals entlang übers Schlüsselbein bis zur Brust... der Rest des Bildes wurde vom Balkon versperrt, aber es reichte, um Tais Herz schneller schlagen zu lassen. Der Blonde hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet. Die Haare klebten ihm in der Stirn und im Nacken. Es sah aus als ob er im Regen duschte, wie eine dieser erotischen Shampoo-Werbungen... nur... besser. Da war wieder das Geräusch, das Tais Atem stocken ließ. Ein lustvolles Stöhnen, aus bebenden Lippen hervorgepresst. Er schluckte hart, als sein Hirn langsam realisierte, was da gerade geschah. Der warme Regen kam ihm plötzlich kalt auf seinem Körper vor. Oh Gott, er musste aufhören, dort hinzusehen! ... Verdammt er konnte nicht! Jeder Blitz brachte mehr Details zum Vorschein, brannte das Bild schärfer in Tais Gedächtnis. Ein Kribbeln ergriff Besitz von ihm, durchzog seine Hände und seinen Bauch, kroch von dort aus weiter nach unten. Sein Hals fühlte sich kratzig und trocken an, als er tief einatmete um seine Fassung zurückzugewinnen. Hatte er es so nötig, dass er Fremde beim Sex beobachten musste? Aber... es sah so verdammt scharf aus... seinen Modelnachbarn, mit dem sonst so steinharten Gesicht, jetzt in dieser Hingabe zu sehen... der Regen, das Gewitter... und dieses Stöhnen! Das war einfach zu viel! Aber er musste endlich verschwinden und zwar schnellstens, bevor er auch noch entdeckt wurde. Das wäre die Peinlichkeit des Jahres! Alle Beherrschung zusammennehmend bückte sich Tai nach den Turnschuhen, die natürlich hoffnungslos durchtränkt waren, schnappte sich die T-Shirts vom Geländer und öffnete die Balkontür wieder. Gerade in diesem Moment blitzte es erneut und Tai kam nicht umhin, noch einen letzten Blick hinüber zu werfen. Dass sein Blick diesmal auf das blaue Augenpaar traf, ließ ihn zusammenzucken und geradezu in die Wohnung springen. Verdammt Yagami, jetzt hast du es doch noch geschafft! Leicht zitternd drückt er die Tür zu und wischte sich über die Stirn. Gott was war da nur mit ihm passiert? Dieser Typ zog seine Blicke magisch an. Es war wie ein Zwang. Er war praktisch wehrlos gegen diese unsichtbare Macht gewesen. Vielleicht hatte Ryo Recht und er sollte... Leise seufzend griff Tai nach einem Handtuch und rubbelte sich erneut trocken. Na zum Glück war er erst beim Hereingehen bemerkt worden... trotzdem – er würde am besten gar nicht mehr auf diesen Balkon gehen! * Nach einer zerwühlten Nacht voller Sexträume, war das erste, was Tai am nächsten Morgen hörte, das Knipsgeräusch von Ryos Handykamera. „Das kann nicht dein Ernst sein“, murrte er und blinzelte. Und tatsächlich hockte sein Kumpel neben seiner Bettseite und hielt ihm das Handy vors Gesicht. „Tut mir leid aber diesen Anblick musste ich einfach für die Nachwelt festhalten.“ Hektisch wischte sich Tai übers Gesicht. Er musste völlig schwitzig sein... hoffentlich hatte er nicht gesabbert oder sowas. „Deine Nacht scheint ja sehr... intensiv gewesen zu sein.“ Den anzüglichen Unterton ignorierend richtete Tai sich auf und gähnte. Es war wohl besser, wenn er Ryo in dem Glauben ließ... „Geradezu stürmisch.“ Knips. Noch ein Foto. Tai zog eine Grimasse. „Wusste ich's doch.“ Ha... wenn du's wirklich wüsstest... würdest du wahrscheinlich um dein Leben rennen. „Du kannst froh sein, einen so guten Freund wie mich zu haben, der dich an deine Bedürfnisse erinnert.“ Er verkniff sich den Kommentar darauf, dass sein Körper ihn in den letzten zehn Stunden ziemlich zuverlässig an seine Bedürfnisse erinnert hatte. So sehr Tai gestern noch daran gezweifelt hatte, musste er nach der letzten Nacht doch einsehen, dass er sich offenbar stärker nach Sex sehnte, als er glaubte. Es war ja auch schon eine ganze Weile her... Er war eben auch nur ein Mann. Wenn er viel trainierte, dachte er kaum an andere Dinge, vergaß manchmal sogar, einzukaufen... und abgesehen davon war er oft auch körperlich viel zu ausgelastet, um sich noch anderweitig verausgaben zu wollen. Jetzt war es aber wohl doch mal an der Zeit. Dann würde er auch wieder besser schlafen können. „Hast Recht, danke Ryo.“ Das zauberte ein breites, selbstzufriedenes Grinsen auf Ryos Gesicht. * Ryo hatte keine Zeit verschwendet, ihre Inselaktivitäten zu planen. Am Strand rumliegen und im Meer baden war einfach zu wenig für seinen quirligen Freund. So stapften die beiden in Badesachen die Straße neben dem Strand entlang. „Bist du sicher, dass wir in die richtige Richtung laufen?“, fragte Tai nach einer knappen Stunde und blickte prüfend zum Strand. Immer wieder wurde die Promenade von Felsen und kleinen oder größeren Anhöhen unterbrochen. Dazwischen gab es Buchten, einige verlassen, einige von Urlaubern besetzt. Manche konnte man von hier auch nicht komplett einsehen, aber Tai hätte sich gerne in den Schatten der Felsen gesetzt. Sein Kopf schwirrte schon vor Sonnenhitze. „Ja, es muss gleich da hinten sein!“ Ryo deutete auf ein winziges Schild, auf dem einfach nur ein nichtssagender Pfeil abgebildet war. Tatsächlich gab es an der Stelle einen kleinen, steilen Pfad, der Richtung Wasser führte. Ryo rannte los, stolperte mehr, als dass er lief, kam aber überraschenderweise unverletzt unten an. Tai schüttelte grinsend den Kopf und folgte ihm. Nahe am Wasser standen zwei kleine Hütten. Neben einer der Hütten stand ein braungebrannter Mann mit Sonnenbrille und klar definierten Muskeln, der sein Haar in kurzen schwarzen Cornrows trug. Er drehte sich zu den beiden um und lächelte breit. Tai schätzte ihn auf Anfang dreißig. „Ah meine neuen Schüler, nicht wahr?“ Ryo nickte und reichte dem Fremden die Hand. „Tai das ist Dale unser privater Surflehrer, Dale – Tai.“ Surfen also. Sofort erschienen vor seinem inneren Auge Bilder von einem surfenden Ryo, der von Monsterwellen gefressen wurde. Würde bestimmt interessant werden. Tai lächelte dem Lehrer zu. „Freut mich.“ Die erste Dreiviertelstunde verbrachten sie zu Ryos Enttäuschung mit Trockenübungen. Am Strand auf dem Brett liegen, Paddeln üben, dann Aufstehen üben, dann Balancieren üben. „Ich will jetzt endlich richtig surfen!“, forderte er schließlich und ähnelte dabei einem Kleinkind. Aber so war er nunmal. Learning by Doing. Oder besser gesagt Learning by auf-die-Nase-falling. Dale hatte scheinbar Mitleid und klatschte in die Hände. „Okay Kumpel, du darfst es als Erster versuchen! Denk dran, Ruhe und Balance!“ Das ließ sich der junge Mann nicht zweimal sagen. Er sprang auf, packte das rote Surfbrett und sprintete aufs Wasser zu. Der Wellengang war gerade eher seicht. „Dein Freund ist ziemlich unruhig.“ Dale trat neben ihn und sie beobachteten gemeinsam Ryos Paddelei. „Unruhig ist untertrieben.“ Aber das war eine der Seiten, die er an ihm mochte. Ryos ungestümes Verhalten erinnerte ihn an sich selbst... also damals... nur dass Ryo kein Teenager mehr war. Indessen paddelte dieser unbeeindruckt weiter aufs Meer hinaus und wartete auf eine geeignete Welle. Tai betete dafür, dass sie nicht allzu riesig sein würde. Er hatte keine große Lust, Ryo von den Klippen zu kratzen. Schon ein paar Sekunden später kündigte sich am Horizont eine größere Wasserwoge an. Nun doch ein wenig besorgt wechselte Tai einen Blick mit Dale. „Glaubst du, er packt das?“ Der Surflehrer rückte seine Sonnenbrille zurecht, antwortete aber nicht. Ryo setzte sich wieder paddelnd in Bewegung und dann fing er an, sich langsam auf dem Brett aufzurichten. Das Brett schaukelte im Angesicht der aufkommenden Wellen und zweimal sah es aus, als würde Ryo gleich seitlich wegkippen – aber zu Tais ehrlicher Überraschung schafft er er es, auf beiden Beinen stehend die Welle zu reiten. Ein langgezogener Jubelschrei wurde vom Wind zu ihnen herangetragen. * Sie übten noch ein paar Stunden, wobei natürlich weder Tais noch Ryos amateurhafte Versuche an die Darbietung von Dale herankamen. Die beiden Freunde standen am Ende ihres Surfkurstages nebeneinander vor der Hütte und sahen zu, wie Dale vor einem Wahnsinnssonnenuntergang postkartenreif dahinsurfte. Ryo zückte schließlich sein Handy und hielt den Moment fest. „Kommst du dir auch gerade vor wie in einer dieser Urlaubs-Filmromanzen?“ „Ja, irgendwie schon.“ Apropos Romanzen... „Ryo? Kann ich das Zimmer heute Abend nochmal für mich haben?“ Ryos Schulterklopfer kam so überraschend, dass Tai einen Schritt nach vorn stolperte. „Aber sicher! Endlich wirst du vernünftig.“ * Es war schnell dunkel geworden. Tai hoffte nur, dass ihn heute Nacht nicht noch ein Gewittersturm von seinem Plan abbringen würde. Plan... wie das klang. Normalerweise machte er sich nicht so viele Gedanken um solche Sachen. Aber die letzte Nacht war ja auch nicht normal gewesen. Diese Machtlosigkeit beim Anblick von... Argh nicht schon wieder dieses Bild! Jedenfalls musste er allein schon für Ryos Sicherheit endlich etwas... Druck abbauen. Nicht, dass er ernsthaft je in Betracht gezogen hätte, sich an seinen Kumpel ranzumachen. Aber seit sein Körper ihm solche Seiten zeigte... nunja, sicher war sicher! Außerdem war er ein Mann im besten Alter, jung, sexy und im Urlaub auf einer traumhaften Insel, in zwei Wochen wieder im Trainingscamp mit der Mannschaft – Ryo hatte schon irgendwo Recht, wenn er davon redete, sich davor besser nochmal auszutoben. Und er musste nichtmal lange auf die Suche gehen, denn er erspähte bald Ethan, seine Sportbekanntschaft von gestern Abend. Er saß an einem der Lagerfeuer nahe des Volleyballfeldes und nippte an einem Cocktail. „Na, schon wieder ein Sieg zu feiern?“, begrüßte Tai ihn und setzte sich daneben. Ethan lächelte ihm zu. „Hey Tai, ich dachte schon, der Sturm hätte dich weggespült.“ Er stellte den Trinkbecher neben sich in den Sand. „Genauso wenig wie dich. Was machen die Abenteuer?“ Ethans Augen funkelten ihn im Feuerschein an. Da war er... dieser Moment, wenn... „Ich weiß nicht, Tai... Vielleicht suche ich einfach an den falschen Stellen danach. Was meinst du?“ * Das hier war eine der wenigen Ausnahmen, die die Nutzung eines Fahrstuhls rechtfertigten. Sie warfen sich einen Blick zu, als die Tür aufging und die Kabine sich als leer herausstellte. Nachdem die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, entlud sich endlich die Spannung, die sich den ganzen Abend zwischen ihnen aufgebaut hatte. Tai schaffte es gerade noch, die Taste mit der Sechs zu drücken, bevor Ethan ihn gegen die kühle Metallwand der Kabine drückte. Der Kuss schmeckte nach Limette und stürmischer Entschlossenheit. Ein angenehmes Kribbeln braute sich in Tais Bauch zusammen und breitete sich weiter nach unten aus, während Ethans Hände sein Gesicht umfassten und er seine Arme um ihn legte, ihre Körper so noch näher aneinander presste. Er konnte Ethans Herzschlag an seiner Brust fühlen, ebenso wie die harten Muskeln und die zunehmende Ausbeulung in seiner Hose an seiner eigenen. Die Sehnsucht nach diesem Gefühl ließ Tais Knie weich werden. Zum Teufel mit der „Sportlerdisziplin“. In den Kuss hineingrinsend glitt er mit seinen Händen weiter nach unten, bis er den Hosenbund von Ethans Shorts erreichte, schlüpfte hinein und begann genüsslich, den knackigen Hintern zu kneten. Ihren Aufenthaltsort hatte er schon ausgeblendet, doch als der Boden ruckte und er die Augen öffnete, wurde es ihm wieder bewusst. Ethan machte jedoch noch keine Anstalten, von ihm abzulassen und setzte den Kuss fort. Mit einem „Pling“ ging die Tür auf. Mit halb geöffneten Augen spähte Tai zur Tür. Ein leichtes Zucken konnte er sich nicht verkneifen, als er plötzlich eine Bewegung von dort wahrnahm. Jemand betrat die Fahrstuhlkabine – kühle blaue Augen musterten ihn und seine Begleitung – sein „Nachbar“! Tai keuchte vor Schreck auf und drückte Ethan mit sanfter Gewalt ein wenig von sich, was diesen dazu veranlasste, den Kuss abzubrechen und den Kopf neugierig zur Tür zu drehen. Tai nutzte den Moment und schlüpfte aus der Umarmung an Ethan vorbei und aus der Fahrstuhlkabine nach draußen auf den Flur. Ethan folgte ihm... ebenso wie der Blick des Blonden. Tai suchte nach irgendeiner Reaktion, er hätte Abscheu oder irgendetwas in der Art erwartet, aber da war nichts dergleichen, nur dieser eindringliche Blick, der sich anfühlte, als könnte er tiefer in ihn sehen und dann plötzlich ein... Grinsen? Erst als die Türen wieder zugingen, registrierte Tai, dass Ethan ihn an der Hand gepackt hatte. „Tai? Alles okay?“ „Ja... entschuldige.“ Hoffentlich nahm Ethan es ihm nicht übel. Aber der lächelte nur erleichtert und ließ sich von ihm durch den Flur führen. Nochmal Glück gehabt. Es wäre doch extrem unbefriedigend, mit dieser Hitze im Körper allein ins Bett gehen zu müssen. * Keuchend ließ sich Tai neben dem noch immer schwer atmenden Ethan auf die Matratze fallen. So entspannt hatte er sich seit einer ganzen Weile nicht mehr gefühlt. Außerdem würde er heute Nacht sicherlich besser schlafen können. Nach ein paar tiefen Atemzügen, rappelte er sich wieder auf und ging ins Badezimmer um das … beträchtlich gefüllte … Kondom loszuwerden. Duschen würde er wenn Ethan fort war. Dieser war ihm lautlos gefolgt und drückte ihm einen Kuss auf den Nacken. Tai wandte sich ihm zu und küsste ihn auf die Stirn. „Du kannst noch duschen, wenn du willst. Aber dann müsste ich dich bitten, zu gehen, weil es zu dritt doch etwas unbequem im Bett werden könnte.“ Ethan lächelte müde. „Ich verstehe, kein Problem.“ Dann stieg er in die Dusche und Tai beschloss, die Wartezeit auf dem Balkon zu verbringen – im Moment konnte er sich ja ausnahmsweise mal sicher sein, dass der Blonde nicht da war. Hier oben war der Sternenhimmel noch beeindruckender. Tai lächelte. Unten am Strand leuchteten viele kleine Lichter und hinten schlummerte das Meer. Er atmete tief ein. Bei der Betrachtung des Himmels kamen ihm wieder diese Augen in den Sinn. Klar und blau... und irgendwie kalt. Aber das schien der Normalzustand zu sein. Warum hatte er ihn angegrinst? Und warum beschäftigte ihn dieser Typ so? Bevor er den Gedanken vertiefen konnte, klappte die Badezimmertür. Tai ging wieder nach drinnen, um Ethan zu verabschieden. „Danke für dieses besonders aufregende Abenteuer“, grinste er und band sich die Haare wieder zusammen. „Nichts zu danken.“ Ethan öffnete die Tür. „Vielleicht sehen wir uns ja nochmal...“ Tai nickte ihm zu. „Gute Nacht.“ Er schloss die Tür hinter ihm. Ja, vielleicht begegneten sie sich nochmal... aber eigentlich wollte Tai es nicht drauf anlegen, noch ein „Abenteuer“ mit ihm zu bestreiten. Ethan sah gut aus, war nett und sie hatten keinen schlechten Sex gehabt, aber das war es dann auch. Er wusste aus Erfahrung, dass es nicht vernünftig war, aus einem One-Night-Stand eine größere Sache zu machen. Solche Dinge führten nur ins Chaos und zu unnötigen Verletzungen. Eine ernsthafte Beziehung konnte man nicht auf Sex aufbauen. Und erst recht nicht im Urlaub. Nachdem er geduscht hatte, machte Tai das Bett neu. Aus Rücksicht auf Ryo, hatte er Ethan eins von seinen Kondomen abgegeben. Wenn er ihn schon so selbstlos das Bett benutzen ließ, wollte er auf keinen Fall unschöne Spuren hinterlassen. Zufrieden legte er sich schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)