Schneeengel von AmyCat ================================================================================ Kapitel 6: Katyushka, die Stille -------------------------------- Yekaterina richtete sich zitternd auf. Sie hatte eine große Platzwunde am Kopf. Schwer atmend sank sie zurück auf die kalten Fliesen. Raivis schrie auf und warf sich zu ihr auf den Boden. Er krallte seine Hände in ihre Bluse. "Katyushka! Gehts dir gut? Katyushka!" Ivan fiel auf die Knie. "Сестра, es tut mir leid, bitte, verzeih mir!" Er wollte sie umarmen, doch Raivis stieß seine Hände weg. Ivan sah ihn verwundert an. Auch Raivis war von sich selbst überrascht, als er sich reden hörte:"Du fasst sie nicht an! Du hast schon genug angerichtet! Ruf lieber einen Krankenwagen!" Ivan war so geschockt über die Reaktion von Raivis, dass er einfach aufsprang und zum Telefon lief. Währenddessen brachte Raivis Yekaterina in die Erste-Hilfe-Position. Sie hustete. Auch wenn es "nur" ein Schlag auf den Kopf war, er war von einem verrückten Russen mit einem stählernen Wasserohr ausgeführt worden. Peter hinter ihm flüsterte etwas. Er verstand nicht was. "Bitte, Katyushka..." Er vergrub sein Gesicht in ihrer Bluse. "Bitte, auch wenn es nur ein paar Monate waren, die ich mit dir verbracht habe, so war es doch die beste Zeit meines Lebens!" Yekaterina atmete flacher. "Du hast mir zugelächelt, als ich allein im Regen saß. Du hast immer gelächelt! Bitte.... Katyushka...." Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Er sah auf. Yekaterina lächelte. Auf ihre eigene, unnachahmliche Art. Nicht so kindlich-grausam wie Ivan. Nicht so müde wie Toris und nicht so genervt wie Eduard. Einfach.... Katyushka. Sie musste sich anstrengen zu reden und atmete jetzt schneller. "Danke Raivis.... I...ich... als du damals allein da saßt, habe ich dich sofort erkannt.... ich habe dich immer...g.. gesehen,wie du vor der Tür saßt..." Raivis Tränen wurden mehr. Sie hatte es also gewusst. Sie hatte gewusst, dass er Tino helfen wollte. Tausend Steine schienen von seinem Herz zu fallen. "A... auch ich war schwach damals, ...aber...du hast diesen... Schneehasen gerettet und d..d..dann hab quasi ich euch beide gerettet..." Sie grinste schief, verwirrt über ihre eigenen Worte. Raivis Körper bebte. "Und du hast..i...i..immer zugehört und h..hast Bücher so g..geliebt und.... du warst wie mein kleiner Engel." Raivis konnte sich nun nicht mehr zurückhalten, die Worte sprudelten aus ihm heraus. "Katyushka, du warst immer MEIN Engel!" Verwundert und verwirrt sah sie ihn an. "Deine Art heiße Schokolade zu machen, dich um Sachen und Leute zu kümmern, auch wenn sie es nicht danken, deine Art erwachsen und mütterlich und gleichzeitig kindisch zu sein, deine Art Leuten zuzuhören... deine Art ein Engel zu sein..." Nun liefen auch Yekaterina Tränen übers Gesicht. In der Ferne hörte Raivis den Krankenwagen kommen. Ivan kam zurückgestürmt und kniete sich wieder neben ihn. Er musste offenbar ihr Gespräch mitgehört haben, denn er murmelte: "Du bist für uns alle ein Engel, Сестра." Der Krankenwagen hielt mit quietschenden Reifen vor der alten Villa. Ivan hob Yekaterina hoch und trug sie zur Tür. Zurück blieben ein seelig lächelnder Raivis und ein nichts-verstehender Peter auf dem kalten Küchenboden. Es war zum Glück nur eine Platzwunde und keine Gehirnerschütterung. Später stand im Krankenbericht, dass Yekaterina ausgerutscht und gegen die Tischkante gefallen war. Sie selbst hatte es so dem Arzt erzählt um ihren Bruder zu schützen. Sie war wohl doch ein Engel. Am Abend als sie wieder heim durfte, saß Raivis in der Bibliothek und wälzte Geschichtsbücher. Irgendwo musste doch stehen, wann und wo Yekaterina ihre Flügel verloren hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)