Weihnachtsgeschichte von Hi ================================================================================ Kapitel 2: 2 ------------ Lily und ihre Freundinnen waren spät dran. Der Unterricht von Professor McGonagall würde in wenigen Minuten beginnen. Die sonst so überfüllten Flure waren inzwischen beinahe menschenleer, während die drei Mädchen im Laufschritt durch die Korridore huschten. Wer bei McGonagall zu spät kam musste eine Rolle Pergament mehr schreiben als der Rest der Klasse. Keine der drei Freundinnen war besonders scharf auf Extraarbeit, gerade um die Weihnachtszeit herum hatten sie sowieso schon genügend zu tun. In eineinhalb Jahren würden sie ihre UTZs machen und mussten darauf vorbereitet sein. Freundlicherweise wurden sie in beinahe jeder Unterrichtsstunde von ihren Lehrern daran erinnert. Gerade Mary, deren Eltern hohe Erwartungen an die schulischen Leistungen ihre Tochter hatten, spürte den wachsenden Druck auf ihren Schultern. Dabei konnten sich Marys Noten wirklich sehen lassen, aber ihren Eltern waren sie niemals gut genug. So rannte Mary trotz hochrotem Kopf, schwer keuchend und schweißüberströmt tapfer weiter. Auf einmal, Lily wollte gerade um die letzte Ecke vor dem Klassenzimmer biegen, riss Lilys Tasche. Federkiele, Tintenfässchen, Pergament und allerlei Kleinigkeiten verteilten sich quer über den Boden. Entsetzt machte sich Lily daran ihre Habseligkeiten hastig einzusammeln. Mary und Emelie blieben ebenfalls stehen um zu helfen, doch Lily schüttelte den Kopf. „Geht ihr weiter, jemand muss Professor McGonagall sagen wo ich abgeblieben bin. Außerdem ist es besser wenn wir nicht alle zu spät kommen.“ Mary machte den Mund auf um zu widersprechen, aber Lily kam ihr zuvor. „Nun macht schon!“ Mit einem letzten zögerlichen Blick rannten Mary und Emelie weiter. Lily fluchte leise, als sie versuchte ihre Pergamentrollen und Bücher vor der auslaufenden Tinte zu retten. Sie konnte sich nicht erklären wie es dazu gekommen war, wo die Tasche doch brandneu war. „Impervius,“ flüsterte Lily. Mit diesem Spruch wurden sowohl ihre Bücher als auch ihre Pergamente wasserabweisend. Ein schwacher Trost, wenn man den bisherigen Schaden begutachtete, doch bevor sie sich an die Schadensbehebung machte musste sie erst verhindern, dass neuer entstand. „Tergeo!“ Mit einem lässigen Schwung ihres Stabes reinigte Lily ihre Schulsachen sowie den Boden von der lästigen Tinte. Leider blieben ihre Pergamente so verschmiert wie zuvor. „Reparo.“ Dieser lächerliche Versuch ihre Aufschriebe zu retten versiegte, wie nicht anders zu erwarten, im Sande. Grummelnd stopfte Lily die ansonsten sauberen Sachen in ihre Tasche, bei dieser hatte der Spruch wenigstens gewirkt. Lily war so sehr mit ihrem Unglück beschäftigt, dass sie den Schatten der über ihr aufgetaucht war überhaupt nicht bemerkte. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“ Lily zuckte zusammen. „Was willst du, Potter?“ Statt einer Antwort kniete sich Potter neben sie und half ihr stumm beim Einsammeln. Einige Minuten sprach niemand bis schließlich alle Gegenstände sicher in Lilys Tasche verstaut waren. Verunsichert erhob Lily sich langsam. Sie wusste, dass sie nun etwas sagen sollte, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Stattdessen stand sie regungslos da und starrte Potter an als würde sie ihn das erste Mal sehen. Erst als dieser sich räusperte wandte sie den Blick verlegen ab und murmelte: „Danke.“ Lily konnte es nur aus den Augenwinkeln sehen, doch schien James Gesicht zu glühen, er strahlte ihr förmlich entgegen. Um sich abzulenken nestelte sie an dem Verschluss ihrer Tasche herum. Als sie es wagte wieder aufzublicken war James ihr plötzlich ganz nahe. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Lily stand da wie gelähmt. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie wegrennen sollte oder James wenigstens von sich stoßen sollte, doch ihr Körper wollte sich einfach nicht bewegen. „Hör zu Evans, ich finde dich toll…ich fand dich schon immer toll.“ James Stimme klang seltsam schwach. „Ich weiß du willst nicht mit mir ausgehen oder mich küssen, aber Traditionen müssen gewahrt werden.“ Mit einem typischen Machogrinsen deutete James nach oben. Lily folgte seinem Blick und erkannte einen Mistelzweig. Mit einem Mal löste sich Lilys Starre. Die Verlegenheit wich unbändiger Wut. Wie konnte er es wagen so zu tun als wolle er ihr helfen um einen Kuss von ihr zu ergaunern? Vermutlich standen seine Freunde schon um die nächste Ecke und beobachteten sie, wie Lily auf James blöden Trick reinfiel. Es war sicher ein großer Spaß für sie. Wenn Lily es recht bedachte, erschien es ihr auch sehr unwahrscheinlich, dass ihre Tasche genau unter einem Mistelzweig gerade als James Potter in der Nähe war riss. Natürlich es musste eine List sein. Lily lief vor Zorn rot an. Potter musste dies missinterpretiert haben, denn er schloss die Augen und kam mit halb geöffneten Mund langsam näher. Entsetzt griff Lily nach dem erstbesten Gegenstand den sie in ihrer Tasche greifen konnte und stopfte ihn in James Mund. „Du widerlicher Lüstling! Ich werde dich niemals küssen! Nie! Hast du verstanden?“ Mit diesen Worten drehte Lily sich auf dem Absatz um und rannte davon. Zurück blieb ein zutiefst bestürzter James mit einem pinken Nagellack, der auf wundersame Weise nicht zerbrochen war, im Mund. Lily konnte nicht wissen, dass weder James Freunde hinter der nächsten Ecke waren, noch dass ihn keine Schuld an der kaputten Tasche traf. Tatsächlich hatte James unwissend den Plan eines Anderen, der hinter der nächsten Ecke stand vereitelt. 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