Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 136: Das Eis brechen ---------------------------- Kapitel 136 - Das Eis brechen? Als es an der Haustür klingelte hatte Joey gerade frisches Gebäck in eine Schale auf dem Wohnzimmertisch gefüllt. Er blickte sich um, realisierte dann aber, dass er derjenige war, der im Moment der Haustür am Nächsten war. Also ging er zu ihr, öffnete die Haustür und erstarrte kurz. Grüne Augen musterten ihn kurz, während der rotbraunhaarige Mann ihn freundlich anlächelte und dann einen Schritt aus dem Schneefall ins Haus machte und seinen Hut abzog. Er hatte einige Tüten dabei, die prall gefüllt waren. "Hallo Joey.", begrüßte Richard ihn. "Wie geht es dir?" Der Mann sprach mit ihm, wie mit einem alten Freund. Das irritierte Joey ein wenig. Amerikaner waren immer direkt so vertraulich miteinander. "Ähm... gut. Danke der Nachfrage. Und Ihnen?", fragte er zurück, während Richard Hut und Schal, sowie seinen Mantel an die Garderobe hängte. Erst jetzt realisierte Joey, dass die Tür immer noch offen war. Also schloss er sie. "Oh, du brauchst nicht so förmlich zu sein.", meinte er freundlich und wandte sich wieder zu ihm. "Mir geht es auch gut." Da niemand zu sehen war, der hier übernehmen konnte führte Joey Richard in das Wohnzimmer. Es fühlte sich komisch an, denn er war ja eigentlich auch nur zu Gast hier. Daher fragte er sich, ob er sich etwas zu viel heraus nahm. "Oh, der Baum sieht dieses Jahr echt atemberaubend aus. Habt ihr ihn heute Morgen geschmückt?", fragte er und versuchte Smalltalk mit Joey zu führen. "Die anderen und Da... Jack... haben den Baum heute Morgen nach dem Frühstück geschmückt.", antwortete er. Richards Schmunzel wurde kurz breiter. "Dad ist schon okay.", meinte Richard sanft. "Du hast nicht mit geschmückt?" "Nein... ich war bei Marcia in der Küche und habe dort geholfen.", kam es verlegen von Joey. "Dann bin ich mir sicher, dass das Essen besonders gut schmecken wird.", kam es lobend von Richard. "Ja, dass bin ich mir auch. Marcia ist eine wirklich gute Köchin.", kam es von Joey, der nicht verstanden hatte, dass Richard mit diesem Lob das Eis zwischen ihnen zu brechen suchte. Doch Richard lächelte sanft weiter. Joey blickte sich etwas suchend um. Komisch, wo waren die anderen denn alle? Warum kam keiner? Die Klingel war auch oben zu hören gewesen, da war sich der Blonde sicher. "Himmel, du bist wirklich das Ebenbild deines Vaters.", kam es abermals verwundert von Richard, der das gleiche gestern schon festgestellt hatte. Joey blickte ihn mit großen Augen an und wurde wieder verlegen. Gleichzeitig knirschte er aber auch etwas mit den Zähnen. Bei dem Wort 'Vater' sprang ihm immer wieder das Bild des alten Wheeler an, statt Jacks. "Hab ich etwas Falsches gesagt?" Richard hatte den plötzlichen Anflug der Anspannung bei Joey bemerkt. "Nein. Danke für den Vergleich.", meinte Joey leise. "Ich... ähm... sollte vielleicht mal schauen gehen, wo Jack ist..." "Okay...", ließ Richard den jungen Mann ziehen, da er merkte, dass dieser noch nicht offen für ihn war. Joey ließ den Freund seines Dads also alleine im Wohnzimmer zurück und eilte in die Küche, in der Marcia zu Gange war. "Ähm... weißt du, wo Dad ist?", fragte Joey. "Der ist mit Nitty, Moki, den Zwillingen und Seto spazieren.", meinte Marcia. "Wieso?" "Richard ist gerade gekommen und ist jetzt im Wohnzimmer. "Schon? Okay... ähm... sei so gut Joey, nimm doch aus dem Kühlschrank etwas zum Trinken und ein paar Gläser mit und leiste Richard Gesellschaft, bis Jack zurück kommt, wärst du so lieb?", fragte sie ihn sanft. Scheiße, ging es Joey durch den Kopf. Doch er nickte, holte eine große Karaffe selbstgemachten Eistee aus dem Kühlschrank, sowie ein paar Gläser und ging zögerlich zurück zu Richard. "Ähm... Jack ist noch mit den Zwillingen spazieren.", informierte Joey kurzangebunden den Grünäugigen. Dieser lächelte ihn wieder sanft an. "Aber... ich hab hier etwas zu Trinken." "Danke, sehr nett von dir.", meinte Richard, der zu Joey kam, um ihm einige der Gläser abzunehmen. Dann stellten sie alles auf den Wohnzimmertisch und Joey schenkte dem Mann etwas ein, bevor er sich selbst ein Glas einschenkte. Richard ließ sich auf die Couch nieder, nippte an dem Getränk und sah dann zu Joey auf. "Du lebst also in Japan?", fragte er und unternahm einen zweiten Anlauf das Eis zwischen Joey und sich zu brechen. Joey ließ sich auf die Kante eines Sessels nieder. "Ja.", antwortete er. "Man hört bei dir gar keinen Dialekt.", lobte Richard. "Ich hatte einen guten Lehrer für umgangssprachliches Englisch.", erklärte Joey. "So? Du musst viel von diesem Lehrer halten.", hakte Richard nach. "Jap.", kam es schlicht von dem blonden, der noch einmal einen Schluck trank. Sein ganzer Mund trocknete immer wieder schlagartig aus. "Ich weiß, es muss komisch sein, deinen Vater...", setzte Richard erneut an, als Joey sich erneut verspannte und er eine Hand hob. "Bitte nenn ihn nicht Vater...", kam es von Joey und Richard musterte ihn perplex. Hatte Jack ihm nicht erzählt, der Junge hätte ihn als Vater akzeptiert? Warum lehnte er dann ab, dass er ihn so nannte. "Dad wär mir lieber, okay?" "Oh... na klar...", kam es überrascht von Richard, dem scheinbar Hintergrundwissen zu diesem speziellen Wunsch fehlte, der aber sichtlich erleichtert war, dass Joey Jack doch nicht als Vater ablehnte. "Darf ich fragen, warum?" "Ähm... Weil... ich bei dem Wort 'Vater' an den Mann denken muss, bei dem ich aufgewachsen bin.", kam es so oberflächlich wie möglich von Joey als Erklärung. "Ah, verstehe... du möchtest kein emotionales Chaos haben und deinen Vater somit ein Alleinstellungsmerkmal einräumen.", missverstand Richard Joeys Intension. Dieser blickte ihn mit großen Augen an, bevor er nur schwammig nickte. "Ja, so ähnlich.", meinte der Blonde, der dann wieder einen Schluck trinken musste. "Es muss komisch sein, deinen Dad und mich zusammen zu sehen.", vollendete Richard schließlich seinen Satz. "Etwas...", gestand Joey. "Die Liebe lässt sich nicht kontrollieren. Manchmal fällt sie wohin, wo man nicht mit ihr gerechnet hä...", wollte Richard erklären, doch Joey hob erneut eine Hand. "Nicht deswegen.", meinte der Blonde. "Mein Dad hat mir schon vor Monaten gesagt, dass er Bi ist. Das ist für mich echt kein Problem." "Oh... sondern?", hakte Richard nach. "Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass ein Elternteil von mir mit einem Partner so liebevoll umgeht... daran... daran muss ich mich erst gewöhnen." Die Antwort irritierte Richard etwas. "Aber... dein Vater und deine Mutter...", setzte Richard an, um nachzuhaken. "Die haben sich noch nie wirklich gut verstanden, weshalb sie sich auch scheiden ließen.", kam es trocken von Joey. "Oh... das tut mir leid zu hören.", meinte Richard aufrichtig. "Ja, mir auch.", kam es traurig von Joey. "Deine Mom... ist dieses Jahr gestorben, nicht wahr?", hakte Richard sanfter fort. "Ja, bei einem Verkehrsunfall.", meinte Joey leise, aber ohne wirkliches Bedauern. "Du standest mit deiner Mutter nicht auf gutem Fuß, oder?", fragte Richard vorsichtig weiter nach. "Nein... nicht so ganz.", gestand Joey. "Darf ich fragen, warum nicht?", versuchte Richard das Gespräch, welches sich endlich entwickelt hatte, am Laufen zu halten. "Weil sie mich bei einem gemeinen Säufer zurück gelassen hat, vor dem sie selbst nicht anders konnte, als wegzulaufen.", kam es schroff von Joey. Das in diesem Moment Jack, Serenity und die anderen im Türbogen zur Haustür auftauchten war ein unglückliches Timing gewesen. Schockiert blickte Serenity ihren großen Bruder an, der beschämt zur Seite blickte, bevor er aufstand und ohne ein weiteres Wort in der Küche verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)