Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 80: Wertvoll -------------------- Kapitel 80 - Wertvoll Joseph Wheeler Senior wurde unter großem Gezeter und Gegenwehr aus dem Gerichtssaal gebracht. Immer wieder brüllte er, dass die 'Schlampe von Staatsanwältin' ihn betrogen hätte. Das sie ihn 'aufs Kreuz gelegt hätte'. Scheinbar war er zwar willig gewesen für 15 Jahren ins Gefängnis zu gehen, aber 25 Jahren... Kurz bevor die Gerichtsdiener ihn aus dem Saal gezogen hatten, sah der Alte Joey. "Das ist alles deine Schuld, SOHN... wegen deinen dreckigen Lügen... Bist halt durch und durch der Sohn deiner betrügerischen Mutter. Hoffe, du schmorrst bald mit der Schlampe in der Hölle.", brüllte er durch den Gerichtssaal. "Heult rum, nur weil er seinen Beitrag zum Haushaltsgeld beisteuern soll... dämliches Fickloch, du!" Viele der Anwesenden richteten ihre Blicke auf Joey, dessen Wangen vor Scham gerötet waren. Ihm liefen nach wie vor Tränen über das Gesicht, doch statt der Erleichterung, waren es jetzt bittere Tränen. Seto und Tristan, die ihn flankierten schoben sich etwas vor ihn, damit die anderen Besucher der Verhandlung ihn nicht länger anstarren konnten. Joey war wieder zurück auf die Sitzbank gesunken und wünschte sich, er hätte sich nicht überreden lassen der Urteilsverkündung beizuwohnen. Dann wäre ihm diese öffentliche Demütigung durch diesen Mistkerl erspart geblieben. Der Saal leerte sich immer weiter und schließlich ließen sich auch Seto und Tristan wieder neben ihm auf die Sitzbank nieder. Erst jetzt konnte Joey sehen, dass Staatsanwältin Lee zu ihnen gekommen war. "Hey Joey...", begrüßte sie ihn. "Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du kommst?" "War eine spontane Entscheidung.", kam es nur leise von dem Blonden. "Ich denke, dass es richtig war, dass du hergekommen bist.", kam es sanft von der Staatsanwältin. "Ja... sicher... so eine öffentliche Demütigung... die hätte ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen wollen.", kam es mit einem spottenden Unterton von dem Blonden. "Joey...", setzte Amy behutsam an, doch Joey hob nur abwehrend die Hände. "25 Jahre also... mehr als du versprochen hast!", kam es leise von dem Blonden, der seinen Blick zu ihr gehoben hatte. "Du hast ein großes Opfer gebracht, damit wir einen großen Fisch aus dem Verkehr ziehen konnten.", begann Amy zu erklären. "Ja, ja... schön... man, der Alte muss echt ne Menge Dreck stecken haben, dass der Richter ihn zu mehr verknackt, als du gefordert hast.", kam es wieder mit einem bitteren Ton von dem Blonden. "Vielleicht hat der Richter aber auch mit jemanden zu Abend gegessen, der ihm erzählt hat, was der Preis für diesen großen Fisch war. Der ihm von einem Jungen und seinem Martyrium, sowie dem großen Opfer erzählt hat, dass dieser Junge gebracht hat. Vielleicht hat der Richter einen Sohn, der mit zehn Jahren von einem Fremden in ein Waldstück gezerrt und dem auch Gewalt angetan wurde.", begann Amy mit ihrer Hypothetisch-Stimme zu sinnieren. Dabei sprach sie ganz bewusst nicht von 'Missbrauch' oder 'Vergewaltigung', denn sie wusste, wie Joey auf diese Worte reagieren würde. Überrascht und entgeistert blickte Joey nun ganz zu ihr auf. Ebenso wie Seto und die anderen, die den Blonden begleiteten. Sie lächelte nur sanft und legte Joey eine Hand auf die Schulter. "Es mag sein, dass ich ihn nicht öffentlich wegen dem angeklagen konnte, was er dir angetan hat, aber der Richter hat dir und dem, was man dir angetan hatte einen Wert beigemessen und entschieden diesen Mistkerl mit dem Höchstmaß für die Verbrechen zu verurteilen, die er gestanden hat.", kam es abschließend von der Staatsanwältin. Dann wandte sie sich ab und wollte gehen. "Danke!", kam es von Joey, der aufgesprungen war. Amy wandte sich noch einmal zu ihm um und lächelte. "Nicht dafür, Joey. Ich hab nur meine Arbeit gemacht!", erwiderte sie mit einem glücklichen Lächeln und verschwand schließlich aus dem Gerichtssaal. Joey war in seinem Zimmer und zog sich um. Er wusste nicht wieso, aber die Vorstellung, den ganzen Tag in der gleichen Jeans oder Businesshose herum zu laufen, war ihm fremd geworden. So zog er es seit dem Sommer vor Zuhause eher lockere Trainingshosen oder Jogginghosen zu tragen. So hatte er das Gefühl Zuhause zu sein, ein Gefühl, dass er schon in der Kindheit nach der Scheidung seiner Eltern verloren hatte. Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte gerade die Hose angezogen und suchte nun nach seinem Lieblings-Shirt. Der einzige, der ihn hier in seinem Zimmer aufsuchte und klopfte, war Seto. Also bat der Blonde herein, während er weiter in den Tiefen seiner Kommodenschublade nach seinem Shirt suchte. Die Tür ging auf und wieder zu. Sicherlich würde Seto ihn gleich umarmen. Seit Serenity ihn gefragt hatte, ob Jack und sie ihn besuchen dürften hatte Seto immer wieder darauf bestanden, dass Joey immer wieder sein Shirt auszog, wenn sie abends zusammen im Bett lagen. Am Anfang fiel Joey das alles so wahnsinnig schwer, dass er die Decke vor seine Brust zog. Doch mit der Zeit hatte er zumindest vor Seto seine Scheu verloren. Als die Umarmung ausblieb und Seto auch nichts sagte, wandte sich Joey um. "Sag Mal, weißt du wo mein Lieblings-Shirt abgeblieb...", die letzten Silben seines Satzes blieben Joey im Halse stecken. In seinem Zimmer stand nicht sein Freund, sondern seine Schwester, die ihn ausführlich musterte. Eilig zog er ein beliebiges Shirt aus der Kommode und wollte es sich überstülpen, doch Serenity überwand was sie trennten und legte ihre Hände auf Joeys Brust. "Warum tust du das?", wollte sie plötzlich wissen. Irritiert blickte Joey sie an. "Was denn?", erwiderte Joey, der den Kontext nicht verstand. "Du gehst mir aus dem Weg und du versteckst das hier vor mir, obwohl ich es doch längst gesehen habe.", spezifizierte die Jüngere, was sie meinte, während ihre Finger über die Narben auf Joeys Bauch fuhren. "Nicht!", kam es entsetzt von dem Blonden, der sein Shirt endlich über die Brust und den Bauch zog. "Bitte... fass sie nicht an." "Warum nicht, Joey?", wollte die Brünette wissen. "Weil... weil...", stammelte Joey, der fieberhaft nach einer Begründung suchte. "Weil was?", bohrte seine kleine Schwester weiter nach. "WEIL ICH NICHT WILL, DASS DU DICH EKELST!", platzte es auf einmal aus Joey heraus, der sich beschämt abwandte. Doch Serenity schob sich wieder vor ihn und blickte ihm in die Augen. "Niemals würde ich mich vor dir ekeln.", dabei schob sie sein Shirt hoch und strich erneut über die Narben. Zittrig zog Joey die Luft scharf ein. Er griff nach Serenitys Händen und schob diese von sich. "Was... was will mein Schwesterchen?", versuchte er das Thema zu wechseln. "Ich will das einzige, weswegen ich her gekommen bin: Mein Brüderchen.", erklärte sie mit fester Stimme, während sie immer noch den Augenkontakt mit ihm hielt. "Dein Brüderchen gibt es aber nicht mehr!", kam es leise von Joey. "Alles was noch vorhanden ist, ist dieses Wrack, dass vor dir steht und dass ich dir niemals zeigen wollte." Jetzt legte die junge Frau ihre Hand an seine Wange und strich zärtlich über die Haut. "Du irrst dich, Joey.", lächelte sie ihn an. "Du bist nach wie vor mein Brüderchen. Und nichts und niemand wird das ändern. Für mich bist du immer noch der stärkste, mutigste und aufrichtigste Junge auf der Welt, der mich stets vor den Gemeinheiten anderer Kinder beschützt hat und der mir seine Eiskugel abgegeben hat, wenn mir meine zu Boden fiel." Als sie von früher sprach löste sich bei Joey eine kleine Träne. "Oh, du Dummkopf.", kam es plötzlich maßregelnd von ihr und der Blonde blickte sie fragend an. "Hast du wirklich geglaubt, ich würde mich vor dir ekeln? Weder diese Narben, noch dass, was ich in den letzten Tagen erfahren habe, ekelt mich. Du bist immer noch du: Der wertvollste und wichtigste Mensch in meinem Leben." Joey wusste nicht wieso, aber er konnte einfach nicht anders, als Serenity in seine Arme zu ziehen und sie fest an sich zu drücken. Sie schloss ohne zögern ihre Arme um ihn und drückte sich eng an seine Brust. "Ich hab dich so unglaublich lieb, Joey.", flüsterte sie leise und genoss die Nähe zu ihrem Bruder. Genau das war es, weswegen sie hergekommen war. Weil sie diese Umarmung von ihm so sehr vermisst hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)