Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 61: Joeys Angst ----------------------- Kapitel 61 - Joeys Angst Joey würde es nie laut zugeben, aber der Tag mit Tristan, Seto und Mokuba am Pool hatte Kraft gekostet. Aber er hatte auch verdammt gut getan. So war es wenig verwunderlich, dass er bereits um 22.00 Uhr in Setos Arm in sein Bett gefallen war und eingeschlafen war. Seto strich ihm sanft über den Rücken, während er auf seinem Tablett noch ein wenig las. Es waren gerade zwei Stunden, dass sie ins Bett gegangen waren, als Joey begann zu zucken und leise zu wimmern. Sofort legte Seto sein Tablett auf den Nachttisch und beugte sich zu seinem Liebsten. Sanft strich er ihm durch die Haare und legte seine Lippen auf seine Stirn. Doch Joey stöhnte nur gequält auf. "N... nein... n... nicht... i... ich habe nicht... nichts verraten... biiitte...", begann der Blonde im Schlaf zu murmeln. Seto kannte das schon. Seit Joey sich dazu entschieden hatte im Prozess auszusagen mehrten sich die Albträume wieder. "Ich... ich werde mir nicht den Bauch aufschlitzen... nein... ich... ich bin nicht Osachi..." Seto erstarrte. Nicht Osachi? Bauch aufschlitzen? Ihm war bewusst, dass Joey etwas über den Tod des Junganwalts wusste, doch das klang, als wäre er dabei gewesen. Den Bauch aufschlitzen? Sich selbst? Wie beim Seppuku? Der Blonde began zu zittern und einige Tränen pressten sich durch die geschlossenen Augen. Der Brünette zog ihn näher zu sich und hauchte ihm einige beruhigende Worte ins Ohr. Tatsächlich schien sich Joey daraufhin etwas zu beruhigen. Noch im Schlaf presste sich Joey enger an ihn. Sanft streichelte er ihm wieder über den Kopf und das blonde, ihm etwas zu lang gewordene Haar. "Und wie geht es dir heute, Joey?", fragte Kai, der Joey und Seto gegenüber sitzte. "Hm...", kam es sehr lustlos und müde von Joey. "Ist das ein gutes Hm oder ein schlechtes Hm?", fragte Kai mit einem Grinsen. Der Blonde blickte zu ihm auf und musste auch kurz lächeln. Er zupfte nervös an seinem T-Shirt, bis Seto seine Hand über die Hände seines Geliebten legte. Überrascht blickte der Blonde zu ihm auf. Lächelte wieder verunsichert. "Also, wie war dein Wochenende bislang, Joey?", spezifizierte Kais seine Frage. "Gut... wir haben gestern den Tag am Pool verbracht.", kam es stolz von Joey. Kai blickte ihn überrascht an und schaute dann zu Seto. Dieser nickte, ebenfalls stolz wie Oskar. "Erzähl mir ein wenig davon.", bat Kai sanft und Joey begann zu erzählen. Es war genau das richtige, um sich für das Gespräch aufzuwärmen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Man konnte deutlich spüren, wie sehr Joey das Spiel im Wasser genossen hatte und wie sehr er Schwimmen liebte. "Das ist einfach großartig... da ihr ja den Pool direkt im Haus habt hindert dich nichts daran, deiner Leidenschaft wieder regelmäßig nachzugehen.", meinte Kai ermutigend. Plötzlich schnappte Joeys Blick zu Seto und blickte diesen mit großen Augen an. "G... geht das wirklich?", fragte Joey unsicher, aber mit Vorfreude bereits gespickt. "Sicher geht das.", kam es sanft lächelnd von Seto, der ihm eine Strähne beiseite strich. "Solang du dich damit zurück hältst Drinks oder Sandwiches reinzuwerfen." Plötzlich schien Joey wie ausgewechselt zu sein, bei dem Gedanken tatsächlich wieder öfters schwimmen zu können. Sein gesamtes Gesicht hatte sich aufgehellt und er strahlte förmlich dabei. "Wie war deine Nacht?", wechselte Kai schließlich das Thema und sofort erstarrte Joey wieder, während er nur sehr langsam sich wieder seinem Therapeuten zuwandte. "Hätte besser sein können.", gab er aber schließlich zu. "In wie fern?", hakte Kai vorsichtig nach. "Schlaf recht unruhig... manchmal... schreck ich auf.", erzählte Joey und blickte vor sich auf den niedrigen Kaffeetisch. "Und von was träumst du so?", fragte Kai nach. Joey zuckte nur mit den Schultern. "Führst du noch dein Traumskizzenbuch?" Der Blonde schluckte und nickte. Nur zögerlich zog er es unter einem Kissen hervor und hielt es fest vor sich auf seinem Schoss. Keiner sprach ein Wort oder versuchte nach dem Skizzenbuch zu greifen. Schließlich schlug Joey es auf und blätterte durch die - teilweise erschreckenden - Zeichnungen, bis er auf den letzten anhielt. Eine nur schematisch dargestellte Person lag am Boden, ihr Bauch geöffnet, irgendwas quoll ihr aus dem Schnitt. Ein Kurzschwert neben ihr am Boden, ein dunkler Fleck symbolisierte wohl eine Blutpfütze. Dann schlug er zur nächsten Seite. Es zeigte Osachis Gesicht. Nur sein Gesicht. Es spiegelte pure Verzweiflung wieder. Dann stockte Joey, bevor er zur letzten benutzten Seite umschlug. Es zeigte ihn selbst, wie er am Boden kniete und vor sich ein rituelles Messer liegen hatte. Um den Bauch eine Bindung. Um ihn herum schattenhafte Figuren, die auf ihn herab blickte. Der Blonde biss sich auf die Unterlippe. "Osachi.", hörte Joey plötzlich Seto eine Frage beginnend. "Er wurde gezwungen Seppuku zu begehen, oder?" Joey riss seine Augen erschrocken auf, bevor er seinen Blick von dem Brünetten auf das mittlerweile wieder geschlossene Skizzenbuch lenkte. Er schluckte zwei, drei Mal. Dann nickte er. "Du hast Angst, dass die Yakuza dich noch einmal haschen könnte und dich auch dazu zwingt?", fragte Seto besorgt weiter. Eine Träne löste sich aus Joeys Augen, bevor er in die andere Richtung blickte. Dann wurde ihm die Tempo-Box von Kai hingehalten. Er nahm sich ein Taschentuch und wischte sich die Träne wieder weg. "Joey, ich denke es ist an der Zeit darüber zu sprechen.", kam es vorsichtig von Kai. Wieder schluckte Joey, bevor er langsam nickte. Seto rückte etwas näher und legte einen Arm um seine Schultern. Zog ihn noch etwas zu sich. "Der Oyabun, war unzufrieden.", begann Joey zögerlich. "Oyabun?", fragte Kai unwissend nach. "Der... Chef der jeweiligen Yakuza.", erklärte Joey ruhig ohne danach weiter zu sprechen. "Warum war er unzufrieden?", wollte Kai wissen. "Weil Osachi Robert getötet hatte. Das war wohl nicht eingeplant und Osachi hatte sich dabei nicht sehr geschickt angestellt. Er war sofort unter Verdacht geraten und der Oyabun befürchtete, wenn die Polizei seiner habhaft werden würde, würden sie mit genügend Druck ihn zum Sprechen bringen.", erzählte Joey schließlich, ruhig - als würde er über einen Film sprechen. Wieder sprach er nicht weiter. Erst als Seto ihn wieder etwas mehr zu sich zog schien Joey sich dessen bewusst zu werden. "Er bettelte um sein Leben, doch der Oyabun... Osachi hat... ähm... hatte eine Schwester. Damit erpresste der Oyabun ihn. Wenn er sich nicht umbringen würde, würde der Oyabun ihn töten lassen und dann würde es Osachis Schwester schlecht ergehen.", erklärte Joey. "Was empfandest du in diesem Moment für den Anwalt?", wollte Kai wissen. Überrascht blickte Joey auf, der versucht hatte, seine Gefühle bei Seite zu schieben und nicht bewusst wahrzunehmen. Doch mit dieser Frage... rückten diese plötzlich in den Vordergrund. Wieder musste Joey schlucken. "Ich hab ihn gehasst, dafür das er Robert getötet hat, aber... er tat mir auch leid... denn scheinbar hatte er all das nur für seine Schwester gemacht. Und obwohl er seine Aufgabe erfüllt hatte, verlangte der Oyabun, dass er sich umbrachte.", kam es kaum hörbar von Joey. Erneut löste sich eine Träne aus seinem Augenwinkel, die er trotzig wegwischte. "Du hast auch eine Schwester", stellte Kai nüchtern fest. Sofort schnappte Joeys Kopf hoch und er blickte Kai mit großen Augen an. Dann nickte er. "Also hast du dich mit ihm identifiziert." Joey knirschte mit den Zähnen. Hass, Mitgefühl... immer wieder die Frage, was er wohl in Osachis Situation getan hätte. Wie konnte er für diesen Mann nur so widersprüchliche Gefühle haben. Er hatte ihm Robert genommen. War dafür verantwortlich, dass dessen Frau und Kinder ohne ihn weiterleben mussten. Und dennoch... für die eigene Schwester etwas zu tun, was man sonst wohl nie in Betracht gezogen hätte... auch Joey würde alles für das Wohl seiner Schwester machen. "Der Oyabun verlor nach drei oder vier Seppuku-Ansätze von Osachi die Geduld und wollte ihm seine Ehre schon absprechen und bedrohte seine Schwester. Da hat Osachi sich den Bauch aufgeschnitten und ist verblutet.", beendete Joey seine Erzählung und biss sich wieder auf die Unterlippe. "Warum denkst du, dass die Yakuza dich im Nachhinein auch noch dazu zwingen würde?", wollte Kai wissen. "Der Oyabun... er wusste das ich wach war. Ich hatte diesen Sack über den Kopf und dennoch hatte er gemerkt, dass ich wach bin. Er sagte, dass es gut wäre, dass es keine weiteren Zeugen gibt, sonst müsste er nach der Schuldbegleichung noch eine weitere Leiche beseitigen.", gestand Joey und konnte die Tränen einfach nicht mehr länger zurück halten. "Aber du hast dich bislang geweigert über diese Woche zu sprechen...", kam es nicht verstehend von Seto. "Mein... dieser Mistkerl... er sagte mir, dass die Yakuza hinter ihm her wäre... weil sie Angst hätte, dass er etwas ausplaudern könnte, um seine Haut zu retten.", offenbarte Joey das letzte fehlende Puzzelteil seinem Freund. "Deshalb wollt er, dass ich mit ihm auf die Wache gehe und die Anzeige wieder zurück ziehe. Was... wenn sein Anwalt in der Verhandlung etwas über diese Woche fragt... ich kann dazu nichts sagen... das... das würde uns alle in Gefahr bringen." Der Blonde ging in verzweifeltes Weinen auf. Seto zog ihn an seine Brust und legte seine Arme schützend um ihn. Wechselte einen Blick mit Kai. Dieser nickte nur. Das war genug für heute. Kai blieb noch, bis sich Joey wieder etwas beruhigt hatte und dann versuchte er noch ein paar beruhigende Argumente zu finden, um Joey die Angst zu nehmen. Dann machte er sich auf den Weg und verließ die beiden. Seto und Joey saßen noch eine ganze Weile im Wintergarten, Joey eng an Seto gekuschelt, während der Brünette ihm sanft über Rücken und Nacken strich und immer wieder sanft in sein blondes Haar hinein glitt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)