Roots von Lady_Blacklily ================================================================================ 003. Kapitel – Entführung ist kein Kinderspiel ---------------------------------------------- Eine Woche später hatte Robin sich immer noch nicht entschieden. Außer Marion hatte ihn keiner gesehen. Sie hatte allerdings auch mehr Zeit als die Veveri, da sie nicht jeden Tag am Training teilnahm. Auch heute fehlte sie wieder. Mario fehlte ebenfalls, und beide waren auch nicht zur Schule gekommen. Nach dem Training wollten Henry und Cesario sie besuchen. Henry musste ihnen sowieso die Hausaufgaben bringen, und außerdem wollten sie natürlich wissen, warum die beiden nicht in der Schule gewesen waren. Nun standen die beiden Jungen vor der Tür der Familie Horatione und klingelten. Marios Vater öffnete. „Guten Abend. Wir wollten Mario und Marion besuchen.“ Der Arzt sah sie fragend an. „Wir dachten, sie wären bei euch.“ Henry schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben sie den ganzen Tag nicht gesehen. Sie waren auch nicht in der Schule.“ „Kommt rein.“ Sie folgten dem Mann in die Küche und setzten sich an den Tisch, an dem auch Signora Horatione saß. „Was ist los?“, wollte diese wissen. „Henry erzählte mir gerade, Mario und Marion wären nicht beim Training und nicht einmal in der Schule gewesen.“ Er sah besorgt aus während er das sagte, und auch auf dem Gesicht seiner Frau zeigte sich nun Sorge. „Wann habt ihr sie denn das letzte Mal gesehen?“, fragte Cesario. „Heute Morgen, als sie das Haus verließen um zur Schule zu gehen.“ Nachdenklich fuhr Josepho Horatione sich durch die Haare. So etwas passte nicht zu seinen Kindern. „Mario?“ Langsam schlug er die Augen auf, als er leise seinen Namen hörte. „Mario!“, wiederholte seine Schwester lauter. Er blinzelte, konnte nichts als Dunkelheit sehen. Erschrocken fuhr er hoch. „Marion! Was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht. Irgendjemand hat mir heute Morgen einen Sack über den Kopf gestülpt, und dann hab ich das Bewusstsein verloren“, erklärte sie heiser. „Ja… bei mir war’s auch so. Da war bestimmt irgendein Betäubungsmittel drin.“ „Ja, aber warum? Was soll das Ganze?“ Die Antwort darauf konnten sie sich beide eigentlich denken. „Wir haben doch gar nicht so viel Geld“, flüsterte Marion dann ängstlich. „Nein, haben wir nicht. Aber das wissen die vielleicht nicht.“ Mario kroch langsam auf die Stimme seiner Schwester zu, tastete nach ihr und schlang dann seine gefesselten Hände um sie. Er spürte deutlich wie sie zitterte, und auch er selbst zitterte am ganzen Körper. Seine Hände waren taub von dem Plastik, welches ihm schon in die Haut schnitt. Ihm war kalt und er hatte Angst. Die Dunkelheit wollte nicht weichen, egal wie sehr er sich auf einen Punkt konzentrierte. Was würde sie erwarten? „Es wird alles gut“, versuchte er ihr und sich Mut zu machen. Die Eltern der Zwillinge fanden es noch zu früh, die Polizei einzuschalten. Also machten sie sich selbst auf die Suche gemacht. Einige der Mannschaftskameraden halfen ihnen dabei. In Zweierteams hatten sie das Schulgelände, den Weg vom Haus der Horationes zur Schule und die nähere Umgebung untersucht. Doch nirgends fand sich eine Spur - nicht einmal ein kleinster Hinweis, was mit den Beiden geschehen sein könnte. Und langsam machten sie sich ernsthaft Sorgen. „Scheiße! Was, wenn sie entführt worden sind?“, sprach Cesario das aus, was sie alle schon vermuteten. „Warum sollte das jemand tun?“ „Na, Lösegeld. Ihr Vater ist Arzt, er verdient ordentlich Geld. Da ist bestimmt was zu holen“, gab Matteo seinen Senf dazu und kassierte eine Kopfnuss von Henry. „Ja, tut mir leid, ist doch aber so!“ Henry seufzte. „Ja, du hast ja Recht. Ich hoffe nur, dass es nicht so ist.“ Sie suchten die halbe Nacht durch, bis sie von Marios Eltern nach Hause geschickt wurden. Schließlich sollte den anderen Kindern nicht auch noch etwas passieren. Trotzdem konnten die meisten von ihnen kein Auge zutun in dieser Nacht. Zu viele Sorgen machten sie sich um ihre Freunde. Wo waren sie? Was war ihnen passiert? Ging es ihnen gut? Am nächsten Tag in der Schule verloren sie kein Wort darüber, dass die Zwillinge vermisst wurden. Die Eltern der Beiden hatten es ihnen aufgetragen. Sie wollten Panik vermeiden. Und auch, dass jemand die Situation ausnutzte. Die Teenager konnten sich nicht vorstellen auf welche Weise man das ausnutzen konnte, doch sie hielten sich daran. Henry erzählte dem Lehrer, dass sie krank waren, auch wenn alles in ihm darauf brannte, die ganze Schule zum Suchen zu verdonnern. Aber mittlerweile war bestimmt schon die Polizei eingeschaltet worden und leitete eine Suche ein. Die Profis würden ihre Freunde bestimmt eher finden. Nach einem langen und unerholsamen Schlaf wachte Mario auf, als das Sonnenlicht durch einen Spalt im Holz fiel und ihn blendete. Marion schlief noch, den Kopf an seine Schulter gelehnt. Sie sah sehr geschafft aus, ebenso wie er selbst. Ihre geröteten Wangen zeigten ihm, wie viel sie geweint haben musste. Nun konnte er sich endlich hier umsehen. Sie waren in einem kleinen Schuppen der aussah wie jeder zweite Geräteschuppen in dieser Stadt. Sie könnten überall sein. Abgenutzte Möbel standen überall herum und dienten Gartengeräten als Unterlage. Zwar gab es zwei kleine Fenster, doch diese waren mit Brettern zugenagelt worden. Mario und Marion selbst waren mit Kabelbindern die Füße und Hände zusammengebunden worden. Wenn er sich bewegte, merkte er wie taub seine Gliedmaßen mittlerweile geworden waren. Plötzlich hörte er ein Geräusch aus Richtung der Tür. Das Klirren von Ketten, das Öffnen eines Schlosses. Dann wurde die Tür ein wenig geöffnet und zwei Jungen schlichen herein. „Ach, ihr seid wach!“, meinte einer von ihnen als er Marios Blick bemerkte. Sie setzten sich auf eins der verstaubten Sofas und betrachteten die Zwillinge überlegen grinsend. Mario hatte Erwachsene erwartet, Schläger, Ganoven oder Ähnliches, aber keine Teenager. Die konnten nicht viel älter sein als er, vielleicht gerade mal 18. „Was soll der Scheiß?“, brachte er wütend hervor. „Halts Maul!“, zischte einer von ihnen. Er hatte einen schwarzen Lockenkopf und kam Mario bekannt vor, aber einordnen konnte er ihn nicht. Den anderen Jungen hatte er jedoch zuvor noch nie gesehen. Rothaarig und sommersprossig wie er war, kam er sicher nicht aus Italien, sondern eher aus dem Norden. „Was wollt ihr? Geld? Meine Eltern sind nicht reich.“ „Geld? Nein, wir wollen euch nur eine kleine Lektion erteilen!“ Marion neben ihm rührte sich und fuhr hoch als sie die Stimmen hörte. „Oh Madame ist auch aufgewacht“, grinste der andere. Seine Stimme war ziemlich hell und er hatte einen starken Akzent. Vielleicht Deutsch, dachte Mario und sah zu seiner Schwester. Marion würde das besser wissen, sie kannte sich mit anderen Sprachen gut aus. „Keine Angst, morgen Abend seid ihr wieder frei. Wir wollen nur verhindern, dass ihr gegen meinen Bruder und seine Mannschaft antretet.“ „WAS?“, regte sich nun Marion auf. „Ihr entführt uns wegen einem verdammten Spiel?!“ Die beiden Teenager grinsten nur und verließen dann ohne ein weiteres Wort den Schuppen. Die Kette wurde wieder vorgelegt und die Zwillinge waren wieder allein. Marion atmete tief ein und aus. Mario kannte sie gut genug um zu wissen dass sie kurz vor einem Wutausbruch stand. Auch er war wütend. Eine Entführung war doch keine Lappalie. Wie konnten sie ein Spiel so ernst nehmen, dass sie dafür Kinder entführten? Jungs in dem Alter sollten so etwas doch einschätzen können! Henry und Cesario suchten nach der Schule gleich weiter. Sie hatten ihren Eltern Bescheid gegeben und diese hatten es verstanden, dass die Jungs selbst nach ihren Freunden suchen und sich nicht nur auf die Polizei verlassen wollten. Natürlich wurden sie ermahnt, kein Risiko einzugehen, damit sie selbst nicht nachher auch noch in Gefahr gerieten. Gerade suchten sie noch einmal im Park nach irgendwelchen Spuren. Zum Glück war es im Sommer so lange hell, dass sie ohne Probleme bis mindestens 22 Uhr suchen konnten. Im Park sahen sie Robin, der wie beim letzten Mal seinen Ball gegen eine Wand schoss. „Robin!“, rief Henry und lief zu ihm herüber. Robin drehte sich um und hielt den Ball mit dem Fuß auf. „Was ist?“ Er legte den Kopf schief und musterte sie. „You look like bad news. Somethin’ happened?“ „Ja. Kannst du uns helfen?“, fragte Henry. „Liegt daran wobei.“ Robin hob misstrauisch dreinblickend eine Augenbraue. „Mario und Marion sind entführt worden!“, platzte Cesario heraus. Schlagartig veränderte sich Robins Gesichtsausdruck. Sehr ernst sah er nun drein. „Cesario! Das wissen wir noch gar nicht. Sie sind auf jeden Fall verschwunden“, erklärte Henry dann etwas ruhiger. Robin nickte. „Okay, ich helfe. Wo und wann das letzte Mal gesehen?“ „Gestern Morgens, als sie das Haus verließen. Sie waren auf dem Weg zur Schule, sind dort aber nie angekommen.“ Robin schien zu überlegen, wechselte ins Englische. Er wollte bei einer so wichtigen Sache keine Verständnisprobleme haben. Zum Glück war ein Amerikaner dabei. „Gibt es denn irgendwen, der ihnen etwas antun wollen würde?“ Die beiden Spieler der Veveri zuckten mit den Schultern. „Nicht dass ich wüsste. Wir haben nicht wirklich etwas was man als Feinde bezeichnen kann. Nur die konkurrierenden Fußballmannschaften.“ „Hm. Na die entführen aber wegen einem Spiel nicht gleich jemanden. Aber vielleicht sollten wir lieber sichergehen. Es gibt immer irgendwo Idioten, die wer weiß wie weit gehen würden nur um ein Spiel zu gewinnen. Davon kenne ich genug. Steht gerade ein Spiel an?“ Sie nickten. „Morgen früh wäre das Spiel gegen die Leonino gewesen. Das hab ich aber schon abgesagt. Keiner kann von uns verlangen dass wir unter diesen Umständen spielen!“ Robin nickte. „Natürlich nicht. Kommt, lasst uns diesen Leonino mal einen Besuch abstatten.“ Henry und Cesario führten Robin zum Sportplatz der Mannschaft. Diese waren gerade beim Warm-up. Die drei Jungs blieben am Spielfeldrand stehen und beobachteten die Spieler. „Sollen wir sie fragen?“, flüsterte Cesario. „Bestimmt nicht! Wenn sie damit nichts zu tun haben wäre es nicht gerade nett ihnen so etwas zu unterstellen. Und wenn sie doch etwas damit zu tun haben sollten, dann werden sie es uns sicher nicht sagen. Im schlimmsten Fall würden sie ihnen dann vielleicht noch etwas antun weil sie sich bedrängt fühlen oder was weiß ich!“ Henry sah Robin von der Seite an. Die Art, wie er das sagte, klang als wüsste er genau wovon er redete. Und auch der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ es vermuten. Sein Blick war auf das Spielfeld geheftet, er schien alle genau zu beobachten. Dann kniff er die Augen zusammen als hätte er etwas Auffälliges gesehen. „Hast du etwas bemerkt?“, fragte Henry leise. Robin nickte. „Die da, kennt ihr die?“ Er wies auf ein paar ältere Jungen, die am Spielfeldrand herumlungerten, aber offensichtlich nicht zum Team gehörten. „Nein, kenne ich nicht. Wir haben aber auch nicht viel mit der Mannschaft am Hut. Es ist erst das zweite Spiel gegen sie, und so berauschend gut sind sie auch nicht.“ Henry beobachtete die drei Jungen nun auch. Sie waren sicher schon volljährig, schienen sich aufgeregt mit einem der Jungs vom Team zu unterhalten. Wenn Henry sich nicht täuschte, war es der Mannschaftskapitän Ricardo. Einer der Älteren begann wild zu gestikulieren und wurde lauter, aber sie konnten nicht verstehen was er rief. Nach einem kurzen Wortwechsel verließ er aufgebracht den Platz, gefolgt von den anderen beiden Jungen. „Ob das was zu sagen hat?“, fragte Cesario. „Ich weiß es nicht. Das sieht eher nach einem normalen Streit aus. Fragt sich nur worüber die gestritten haben…“ Marion rutschte hin und her, wusste nicht wie sie sitzen sollte damit ihr möglichst wenig weh tat, doch es war alles andere als einfach. Sie seufzte und versuchte wieder einmal, ruhig zu bleiben. Zu wissen, dass sie bald freigelassen werden würden und ihnen nichts passieren würde, hatte ihnen einen Teil der Angst genommen. Es ging nicht um Geld, sondern nur darum, sie für einige Zeit fest zu halten. Trotzdem konnten sie nicht wirklich aufatmen. Wer wusste schon was noch passieren würde. „Unsere Eltern werden sich sicher schon Sorgen machen“, sagte sie leise und ihr Bruder nickte. „Die haben bestimmt schon die Polizei eingeschaltet.“ Und nach einer Weile fügte er hinzu: „Ob es denen wohl klar war, dass das so ernst genommen wird?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Hatte nicht den Eindruck.“ Wieder rückte sie hin und her. Ihre Handgelenke waren schon ganz rot und teilweise war die Haut aufgescheuert worden. Ein Blick auf Marios Hände zeigte ihr, dass es ihm ähnlich ging. Sie lehnte sich an seine Schulter, und Mario legte seinen Kopf an ihren. „Ich hoffe nur die drehen nicht durch, wenn sie merken was sie für Scheiße gebaut haben.“ Einige Zeit lang saßen sie still da und hingen ihren Gedanken nach, bis das Kettenrasseln an der Tür ihnen signalisierte, dass die Jungs wieder kamen. Sie waren diesmal nicht gerade leise, rissen die Tür auf und stürmten rein, machten sich nicht einmal die Mühe, die Tür wieder zu schließen. Resigniert sahen die Zwillinge sich an. Der Rothaarige packte Mario am Kragen und zerrte ihn hoch. Der Jüngere schrie auf als die plötzliche Bewegung einen heftigen Schmerz durch seine Hände und Füße fahren ließ. „Wieso haben eure Eltern die Bullen gerufen?!“,wurde er angeschrien. „Was soll der verdammte Mist?“ „Das sollte ich dich fragen, du Hornochse!“, presste Mario hervor. „Wie könnt ihr annehmen dass die Polizei bei einer Entführung nicht reagiert? Wie alt seid ihr dass ihr nicht wisst, dass eine Entführung kein Kinderspiel ist?“ Der Ältere wurde bleich und ließ ihn einfach fallen. Er blickte drein als hätte er erst jetzt realisiert, dass es eine Entführung war. Mario landete auf der linken Schulter und schrie wieder auf, als ihn ein erneuter Schmerz durchzog. „Das werdet ihr mir büßen. Wegen euch Blagen werde ich nicht in den Knast gehen!“, schrie er daraufhin und trat Mario in den Magen. Dieser schrie auf und krümmte sich zusammen. Er wollte schon ein zweites Mal zutreten, als ihn der andere zurückhielt. „Lass uns abhauen! Wenn die uns hier erwischen, dann ist es eh zu spät!“ „Wenn euch wer erwischt?“ Erschrocken drehten die Jungs sich zur Tür um. Mario hatte zu starke Schmerzen um zu reagieren, doch Marion erkannte die Stimme von Henry sofort. Dieser stand mit einer Harke bewaffnet vor der Tür, neben ihm Cesario mit einem Besen. Hinter den beiden Freunden erkannte sie ein Cap. War das Robin?! Wäre die Situation nicht so ernst, würde sie darüber lachen können wie die drei dort standen. Die Teenager zeigten sich wenig beeindruckt. „Als ob wir uns von euch Blagen aufhalten lassen würden!“, rief der Rothaarige und stürmte auf Henry zu. Vor Wut war sein Gesicht fast genauso rot angelaufen wie seine Haare und brachte die Sommersprossen zum Leuchten. Henry zögerte keinen Moment und rammte ihm den Stiel der Harke in den Magen. Die andere Seite wäre sicher effektiver gewesen, aber Henry wollte es vermeiden ihn zu ernst zu verletzen – auch wenn er es verdammt noch mal verdient hätte. Er sank stöhnend zu Boden und kassierte dann von Cesario einen Schlag mit dem Besen in den Nacken. Henry stellte sich auf ihn, damit er sich nicht mehr rühren konnte. Robin hatte sich derweil den anderen Jungen vorgenommen. Gekonnt wich er dessen Schlägen aus und fasste dann im richtigen Moment nach der ausgestreckten Faust, um sie ihm eine Sekunde später auf den Rücken zu drehen. „Du verdammter kleiner Pisser!“, brachte der Bruder von Ricardo hervor. „Ja? Ich verdammter kleiner Pisser werde dir gleich mindestens einen Knochen brechen, wenn du nicht die Klappe hältst!“, knurrte der Australier. „Als ob du das schaffen würdest!“, lachte der ältere Italiener auf und versuchte sich zu befreien, indem er sich hin und her wand, doch das einzige, was er damit erreichte, waren noch mehr Schmerzen. Marion war zu Mario gekrochen, konnte ihm aber nicht wirklich helfen, da sie die Fesseln und die Schmerzen an fast jeder Bewegung hinderten. „Willst du es noch einmal versuchen?“, fragte Robin amüsiert und ließ ihn los. „Was machst du da?“, schrie Henry ihn an. „Du kannst ihn doch nicht wieder freilassen!“ „Tu ich nicht.“ Robin klang sehr überzeugt bei dem was er sagte, war mit dieser Ansicht aber der einzige. Der Kerl war mindestens vier Jahre älter und um einiges stärker, das war kaum zu übersehen. Er selbst schien das auch zu wissen, denn er zögerte nicht mit seinem Angriff. Robin war wenig beeindruckt. Er wich dem ersten Schlag aus, tauchte unter ihm hindurch und rammte ihm dann den Ellenbogen in den Bauch. Es folgte ein Schlag ans Kinn und schon sackte Ricardos Bruder zusammen. „No way, boy“, knurrte der Australier zufrieden und stellte einen Fuß auf seine Brust damit er ja nicht wieder auf die Idee käme aufzustehen. Während Cesario Marion und Mario befreite und sich dann mit ihnen auf die Suche nach einem Telefon machte, hielten Henry und Robin die Entführer in Schach. „Nicht schlecht, wie du das gemacht hast, Robin“, lobte Henry diesen. „Lernt man im Outback von Australien. Ohne kommst du da nicht zurecht.“ Immer noch sah er ziemlich ernst drein, obwohl die Lage doch nun unter ihrer Kontrolle war. Als die Freunde schließlich wieder kamen, musterte Henry sie besorgt. „Alles in Ordnung mit euch?“ Mario nickte. „Ja, nur die Handgelenke tun ziemlich weh.“ Mario rieb sich seine, während Marion darauf achtete dass ihr bloß nichts an die Handgelenke kam. „Die Polizei wird gleich da sein“, verkündete Cesario. Geschafft setzten sie sich auf eines der Sofas. Robin und Henry blieben auf den Jungs sitzen, die sich vernünftigerweise nicht weiter wehrten, nachdem Robin ihnen haarklein und möglichst detailliert erzählte, was auf sie zukommen würde, wenn sie noch Widerstand leisten würden. Dass er dies auf Englisch tat, machte es noch eine Spur makabrer. „Ich frag mich wer euch ins Hirn geschissen hat dass ihr auf so eine bescheuerte Idee gekommen seid! Dachtet ihr wirklich, es würde niemand nach den Beiden suchen?!“ Der Polizeichef war wirklich aufgebracht, als er den beiden Jungen einen Anschiss verpasste, noch während sie mit Handschellen versehen ins Polizeiauto gesetzt wurden. Mario, Marion und ihre drei Retter standen mit den Eltern der Zwillinge etwas abseits bei einem Krankenwagen. Mario wurde gerade versorgt während Marion sich in ihre Decke wickelte. Sie zitterte. Nicht vor Kälte; es waren ihre Nerven, die dieser Situation nicht gewachsen waren. Wie könnten sie auch? „Wie habt ihr uns gefunden?“, wollte sie wissen. „Robin hatte die Idee, mal bei den Mannschaften zu suchen ob uns da einer schaden will“, erklärte Henry. „Und dann sind wir denen da gefolgt.“ Er deutete mit dem Kinn auf das Auto, in dem die Entführer nun saßen. „Danke dass ihr meine Kinder gerettet habt“, sagte Signora Horatione glücklich und nahm die Freunde ihrer Kinder einmal in den Arm, auch wenn diese sich ein wenig dagegen sträubten. „Keine Ursache, Signora. Das sind immerhin unsere Freunde!“ Marion lächelte und sah zu ihrem Bruder herüber. Auch er lächelte, verzog nur kurz einmal das Gesicht als die Sanitäterin ihm Jod auf die wunden Handgelenke strich. „Danke Leute.“ Robin nickte. „Ich muss jetzt los, mein Cousin wartet auf mich.“ Er hob zwei Finger zum Gruß an sein Cap und verließ dann die Gruppe. „Was ist mit dem Spiel?“, fragte Mario nach einiger Zeit. „Das findet nicht statt. Hättest du wirklich Lust jetzt noch gegen die zu spielen?“, fragte Cesario zweifelnd. Mario überlegte nicht lange. „Nein, ich glaube nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)