Nachrichten vom See Suwa von Askese (Das Gensokyo Korrespondens Würdigungsfest) ================================================================================ Nachrichten vom See Suwa ------------------------ Es war eine ruhige Woche in meinem Heimatdorf in Gensoukyo. Keine Neuankömmlinge, keine großen Veranstaltungen und auch nur so ungefähr zehn Danmaku-Duelle. Einfach nur langweilige Tage, die in langweiligen Abenden endeten, an denen man sich mit seiner Familie die Glühwürmchen ansehen konnte. Das war alles schön und gut für das Dorf, aber auf dem Berg sah die Sache ein wenig anders aus. Es begann ganz ruhig. Die Krähen-Tengu flogen umher und hatten Spaß dabei Scherz-Zeitungsartikel über Blumentänze und Restaurant-Kritiken zu schreiben. Sie füllten ihre Artikel mit Sätzen wie: „Die Brühe hat einen tiefen und vollen Geschmack einem Hauch von vielen verschiedenen Gewürze“, oder „Die von einem Profi geschnittenen und süßgekochten Tunfisch-Scheiben waren ein Genuss für meinen Gaumen.“ Sie begannen miteinander zu wetteifern wer seine Artikel am extravagantesten klingen lassen konnte und benutzen Worte wie „ambrosisch“, „deliziös“ und „schlemmisch“. Aber nach der vierten oder fünften Seite wurde das ihnen auch langweilig. Sie hatten jedes Restaurant besucht, dass genug Sake servierte um interessant zu sein und jeden Blumentanz zweimal. Einmal wegen der Blumen, und einmal um zu sehen ob Yuuka Kazami aufgetaucht war. Außerdem waren die einzigen Wörter die der Thesaurus noch hergab „salzig“ und „lecker“. Die Quelle der Neuigkeiten war versiegt. Nun gibt es unter den Krähen-Tengu ein Sprichwort: „Wenn die Quelle der Neuigkeiten austrocknet, wirf einen Brunnen-Geist in einen Brunnen und schau was du hochziehst.“ Die meisten jüngeren Tengu glauben, dass es sich dabei nur um eine Metapher handelt, aber zu alter Zeit war das tatsächlich ein Brauch. Sie schlichen sich mit leichten Flügelschlägen an (Ein Brunnen-Geist sah niemals nach oben) befestigten ein Seil am Eimer und rannten so schnell wie sie konnten zu einem Brunnen und warfen ihr verdutztes Opfer hinein. Danach zogen sie am Seil und sahen nach was sie bekamen. Wie die Dinge ebenso sind, waren es meistens ein paar Geschosse eines wütenden Brunnen Geists. Offensichtlich mögen sie es nicht wenn man sie in Brunnen wirft. Sie missbilligen so etwas. Aber Krähen-Tengu interessieren sich nicht für so etwas. Sie interessieren sich nur für ihre Schlagzeilen. Und auch wenn „Brunnen-Geist bricht Tengu die Nase“ nicht gerade die schmeichelhafteste aller Schlagzeile ist, so verkaufen sich dadurch Zeitungen. Heutzutage gibt es kaum noch Brunnen-Geister an der Oberfläche die man irgendwo hinab werfen könnte, also suchten sich die Tengu einen Ersatz. Glücklicherweise war Gensoukyo um einen Ersatz für diese Youkai Traditionen errichtet worden. Ich rede natürlich davon der Schrein-Maid auf die Nerven zu gehen. Es begann ganz einfach. Die Tengu die am meisten ausgingen waren die Ersten, da sie bereits Berichte über Blumen Tänze und Restaurants geplant hatten. Sie rüsteten sich aus, schnappten sich ihre Kamera und begannen damit Reimu zu Langzeit Abos ihrer Zeitung zu drängen. Die Art von Abo die drei Jahre anhält und mit einem Lotterie-Ticket einhergehen, mit dem man einen Preis gewinnen kann, den man nicht will, auch wenn man eine Chance darauf hat. Als zweites kamen die schlaueren Reporter, Falkenäugige Geschichtendiebe, die immer nach neuen Schlagzeilen Ausschau halten. Sie sahen die Erste Gruppe zurückkehren, mit gebrochenen Nasen und Armen und dem Lächeln eines Tengu mit einer vollen Kamera. Also schnappten sie sich ihre eigene und machten sich auf Reimu zu befragen was die anderen Tengu gesehen hatten. Danach begann es von ganz allein immer größer zu werden. Wie ein Baum, der auf gutem Boden wuchs, wie ein Schneeballkampf wenn Feen auftauchen. Die langsameren Tengu kamen um Bilder von einem Duell mit Reimu zu schießen, die Verschwörungsspezialisten kamen um Reimu zu fragen, was sie denn gegen aufrichtig arbeitende Reporter hatte. „Erst-Helfer“ berichteten über den plötzlichen Zuwachs von Berichten. Tiefen-Reporter befragten andere Reporter über ihre Berichtsstrategien. Media-Kritiker kritisierten dass Niemand mehr ernsthafte Reportage betrieb. Die Ersten kamen noch einmal zurück, weil ihre Nachrichten nicht mehr aktuell und frisch waren. Am Ende wusste keiner mehr so genau wie es angefangen hatte. Es gab Tengu die über Berichte von einer Kritik über einen Bericht über Berichtskritiken berichteten. Und es war sehr wahrscheinlich, dass als sie fertig waren, ein anderer Tengu in der Tür stand der eine "Experten-Analyse“ der Neuigkeiten, über die sie gerade erst berichteten. Es wurde zu einer selbsterhaltenden Neuigkeiten-Veranstaltung. Berichte die sich von Berichten ernährten, wie eine Schlange, die ihren eigen Schwanz verspeist. Und dann eröffnete einer der „Medien-Kritiker“ einen als satirischen Protest gedachtten kleinen Sakestand. Natürlich hatte das Bericht erstatten nun schon so lange angedauert, das die Tengu müde und hungrig wurden. Er war binnen fünf Minuten ausverkauft. Als einige der schaulustigen Youkai sahen, wie gut das Geschäft lief, eröffneten sie eigene kleine Stände und schon bald gab es einen Ansturm an Leuten, die zwischen dem Berg und Menschendorf hin und her pendelten um ihren Bestand aufzufüllen, was bedeutete, dass einige Neugierige Menschen dazukamen und durch die Stände bummelten. Genau so schnell wie der „große Knüller“ der Tengu erschienen war, verwandelte er sich zum „Gensoukyo Korrespondenz Würdigungsfest“. Es wurde großzügig Alkohol ausgegossen und die Tengu steckten ihre Kameras weg und auch Reimu hörte auf alle über den Haufen zu schießen und entspannte sich, während sie gleichzeitig versuchte bei den Verkäufern etwas Geld zu erbetteln. Es mag vielleicht seltsam erscheinen, aber Gensoukyo hat eine lange Geschichte von Festen und Geschäften die aus einer Laune heraus gegründet wurden. Besonders wenn es dazu diente jemanden den man kannte zu ärgern. Um genau zu sein waren vier der besten Geschäfte gebaut worden um Jemanden zu ärgern. Alle von der berühmten Kirisame Familie. Damals, als die Barriere gerade erst errichtet worden war, war Kiichi Kirisame einer der besten Siegelmeister des Dorfes. Die Leute erzählen, dass er sogar so gut war, dass er einmal einen Youkai mit Essstäbchen und einer Tintenfischschüssel versiegelte. Er stach einfach mit seinem Stäbchen in den Tintensack, kritzelte ein Siegel und wendete sich wieder seinem Reis zu. Der Standbesitzer war ganz schön beeindruckt gewesen. Er wusste gar nicht, dass man auch Tintenfischtinte für Siegl benutzen konnte, weißt du? Nun, vielleicht ist die letzte Geschichte etwas übertrieben, aber Kiichi war so ein Typ, bei dem die Leute immer übertrieben. Er war eine Legende. Die Leute sahen zu ihm auf und respektierten ihn. Und als er sich dann irgendwann niederlies und einen Sohn hatte, glaubten alle, dass dieser in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Am meisten Kiichi selbst. Er ging sogar so weit das er seinen Sohn den Namen Takemi gab, um „ihm ein wenig extra Wagemut mitzugeben.“ Kiichi tat alles was er konnte um den Jungen zu einem großen Spiritualisten zu machen. Lange Wanderungen um unter einen eiskalten Wasserfall zu stehen, das Einprägen antiker Schriften und alltäglicher Kalligraphie-Unterricht. Viele glaubten er würde den Jungen zu viel zumuten, aber Takemi liebte es. Während die anderen Kinder Hüpfkästchen spielten, malte er Kanji in den Staub. Er beherrschte vier Sprachen, bevor seine Klassenkammeraden eine meisterten. Er beschwerte sich sogar wenn das Badewasser im Sommer zu nicht kalt genug war. Er war ein perfekter Schüler, alles was sich sein Vater hätte je wünschen können. Und eines Tages, Takemi war ungefähr vierzehn Jahre alt, ging er zu seinem Vater und sagte: „Vater, ich werde ein Hutmacher!“ Kiichi blinzelte und kratzte sich am Kopf und fragte: „Aber warum? Du hast doch die ganze Zeit hart trainiert um ein Spiritualist zu werden. Warum jetzt abbrechen?“ Takemi seufzte bloß und schüttelte den Kopf. „Vater, eines Tages musst du erwachsen werden und einen echten Beruf erlernen.“ „Was meinst du damit, mein Sohn?“ „Youkai-Zwischenfälle gehen stark zurück, Vater. Und mit dem Schrein-Maid Monopol gibt es keinen Platz für Wachstum auf diesem Markt mehr. Hüte sind neu. Hüte sind in. Es gibt einen großen Markt für Hüte.“ „Geld ist nicht alles, mein Sohn. Dies ist eine Familie mit Tradition. Du beschämst deine Familiennamen, wenn du ein zweitklassiger Schneider wirst.“ „Ich werde es dir beweisen Vater! Ich werde der bester Hutmacher des ganzen Dorfes werden!“ Wie du dir vorstellen kannst, endete es nicht schön. Der Streit hielt ungefähr einen Monat, die brennende Leidenschaft der Jugend, gegen das Eisen der Tradition, bevor Takemi sein Zuhause verließ und bei einem Schneider in die Lehre ging. Dort lernte er alles über Spitze und Rüschen. Er meisterte die Herstellung guter, stabiler Krempen und flexible Haarbänder. Mit Sechzehn eröffnete seinen eigenen Laden, den „Kirisame Hut-Laden“. Es wurde ein unvorstellbarer Erfolg. Leute die Hüte liebten besuchten ihn. Leute die Hüte nicht mochten verliebten sich in sie. Leute die Hüte hassten, kauften sich Schleifen und Haarreife, damit man sie nicht länger fragten, ob sie Hüte benötigten. Sogar Youkai kauften dort Hüte. Hüte waren der neueste Trend. Er persönlich war für den Platz von Hüten in Gensoukyo verantwortlich. Takemi Kirisame war der beste Hutmacher im ganzen Dorf, und er war glücklich. Er befand sich im Hut Himmel. Die Zeit verstrich, wie sie es immer tat, und Takemi heiratete eine nette Frau die wusste wie man Seide webte, und bekam einen Sohn den er Shinzo nannte. Takemi war begeistert. Er brachte dem Jungen alles bei, was er über Hüte wusste. Wie man einen machte, reparierte, wie man den besten Hut für jemanden fand. Jeden kleinen Trick und Tipp, der im Kirisame Hut-Laden, dem besten Laden in Gensokyo, erdacht worden war. Shinzo hasste das alles. Er hasste Nähen. Er hasste Spitze. Er hasste die Kunden. Er hasste einfach alles an dem Laden. Er ging sogar soweit, den Leuten die Hüte vom Kopf zu schlagen und wegzulaufen. Er schnitt sich das Haar kurz, um keine Spangen zu brauchen. Er begann Schirmen zu misstrauen, das sie zu hutähnlich waren. Als er älter wurde schlich er sich häufig davon, um auf den Feldern dem Farmern zu helfen. Er ging weit hinter von den sicheren Gebieten entfernt fischen und begann in Kneipen herumzulungern. Er versuchte zu lernen wie man „Hart“ und „Cool“ wurde. Takemi versuchte den Jungen entgegen zu kommen. Er begann damit Wanderungen und Zelten im Wald zu planen, dort wo er mit seinem Vater trainiert hatte. Er erklärte seinem Sohn, dass ein Verkäufer stark und zäh sein musste, um seinen Bestand zu verteidigen, aber es half alles nichts. Sobald Shinzo in den Laden zurückkehrte, lies er die Schultern hängen. Endlich entschied sich Takemi dazu das Problem anzusprechen. Er nahm Shinzo zur Seite und zog ihn hinter den Laden, wo sie nicht belauscht werden konnten, und sagte: „Sohn, es kommt die Zeit im Leben eines Mannes, in der er erwachsen werden und eine Karriere starten muss. Vielleicht lag ich falsch. Vielleicht sind Hüte einfach nichts für dich. Aber du musst dir überlegen was du mit deinem Leben anfängst.“ Shinzo horchte auf. „Vater, ich weiß was ich machen möchte. Ich werde Holzfäller!“ „Ein Holzfäller?“ Takemi glaubte nicht was er da hörte. „Du kannst doch deinen Lebensunterhalt nicht als Holzfäller verdienen, mein Sohn. Diese Branche hat keine Zukunft.“ „Es geht mir nicht ums Geld, Vater. Ich möchte das Gefühl haben etwas zu vollbringen.“ „Du kannst auch viel in einem richtigen Beruf vollbringen. Nun trainiere weiter bis du einen echten Beruf gefunden hast.“ Am Ende war Takemi der einzige der überrascht war, als Shinzo von Zuhause fortlief und sich in den Wald zurückzog. Es brach dem armen Mann das Herz, als er sah, dass sein ältester Sohn sein geliebtes Hutparadies zurückwies. Es dauerte zwei Jahre bis er darüber hinweg kam, dann begann er seinen zweitältesten Sohn darauf vorzubereiten, das Geschäft zu übernehmen. Währenddessen genoss Shinzo den Wald. Er baute sich ein kleines Haus mit einer kleinen Farm und schnellem Zugriff auf alles was er zum leben brauchte. Natürlich belästigten ihn die ansässigen Youkai, aber ein paar Amulette waren alles was nötig war, um sie zu dem Schluss zu bringen, dass er den Aufwand nicht wert war. Dann, eines Tages, als er sich ein wenig niedergelassen hatte, brachte er die schönste Zeder die man im Dorf je gesehen hatte vom Wald ins Dorf. Er versteigerte sie an Ort und Stelle und damit begann seine Karriere als Holzfäller. Shinzo wurde eine Legende unter den Holzfällern, so wie es sein Vater unter den Hutmachern war. Er fällte einen Baum von fast jeder Sorte, was eine beeindruckende Leistung ist, wenn man bedenkt, wie gemein ein paar der Bäume sind. Es ist schwer einen guten Schlag zu landen, wenn der Baum ständig deine Axt stielt. Aber Shinzo schaffte es. Und sogar ohne wirklich ins Schwitzen zu kommen. Er war so gut, dass er kein echtes Geschäft brauchte. Die Leute kamen mit Aufträgen zu ihm und er nannte den Preis. Shinzo heiratete eine starke Frau, die keine Angst davor hatte draußen in den Wäldern zu leben, und hatte schließlich selbst einen Sohn, Taro. Shinzo tat sein Bestes, damit das Kind sich im Wald auskannte. Er lehrte ihm die Namen und Nutzen der Pflanzen. Ich wette ihr könnt jetzt so langsam das Muster erkennen. Taro interessierte sich mehr für das Dorf, besonders für den Marktplatz. Er liebte das Feilschen und den Tauschhandel. Es faszinierte ihn, wie ein Ei von einem Farmer auf der einen Seite des Marktes, bei einem vorbeikommenden Fischer für Fisch getauscht wurde, dann für ein paar Eiswürfel beim Eismann und schließlich bei einem Imbissstand Betreiber am anderen Ende landete, nur um Teig der nächsten Ladung zu enden. Für ihn war es wie ein Tanz, ein Ballett der Güter. Es war eine große Offenbarung für den Jungen. Die Idee dass man dinge bekommen konnte, sogar die allereinfachsten wie Essen, ohne sich mit zehn Feen anzulegen und es selbst du ernten, war neu für ihn. Also fragte er seinen Vater: „Vater, dein Holz bringt viel Geld ein. Warum benutzen wir es nicht um uns unser Essen einfach zu kaufen, anstatt es zu jagen?“ Shinzo war verblüfft und stand einen Moment einfach nur da. „Nun… Es ist einfach nicht richtig. Geld ist nicht alles, mein Sohn. Du solltest zu allem etwas beitragen. Vollbringe etwas in deinem Leben.“ „Aber was ist, wenn ich etwas anderes vollbringen möchte? Was wenn ich mich mit anderen Kindern treffen möchte, oder Spiele spielen will, wie Schach oder so? Warum soll ich mein Geld nicht schnell machen und meine Freizeit nutzen um zu tun was ich will?“ Shinzo war niemand der oft finster dreinblickte. Er hatte schon lange nicht mehr so ein Gesicht gemacht. Als er also hörte was sein Sohn sagte, verrenkte sich sein Gesicht und nahm eine komische Form an die auf einem Menschengesicht nichts verloren hatte. Aber er tat sein Bestes nicht die Fassung zu verlieren. „Das ist Kaufmannsgerede“, sagte er. „Und ich will nichts mehr davon hören. Lass uns jetzt nach Hause gehen. Wir müssen noch Radischen pflücken und die Feen versuchen bestimmt wieder die Wäsche zu klauen.“ Genau am nächsten Tag war Taro verschwunden, zusammen mit all seinen Besitztümern. Alles was er zurückgelassen hatte war ein Zettel auf dem Stand: „Ich werde der beste Händler des ganzen Dorfes werden, Vater. Verlass dich drauf!“ Shinzo schüttelte nur traurig den Kopf. Er sprach nie wieder über seinen Sohn, aber er verbrachte mehr Zeit damit seine Tochter zu trainieren, die, um ehrlich zu sein, ohnehin die bessere Holzfällerin war. Taro begann klein. Er säuberte einen Platz auf dem Markt und verkaufte Kräuter, die er im Wald fand. Alles was er besaß, war sein Bestand aus Kräutern und ein Schild auf dem geschrieben war: „Kräuter aus dem Magischen Wald. Nehmen dir deine Schmerzen garantiert.“ Aber Taro war gut im Kaufen und Verkaufen. Binnen einer Woche hatte er einen kleinen Stand. Innerhalb eines Monats, verkaufte er Gegenstände die ihm andere Leute getauscht hatte, anstelle von Kräutern. Ein Jahr später öffnete der „Kirisame Krämer“, nur ein paar Straßen vom Hutgeschäft seines Großvaters entfernt. Das Geschäft lief gut für den neuesten Kirisame Laden. Taro hatte ein paar Angestellte, von denen eine seine Frau wurde. Sie bekamen eine Tochter namens Marisa. Und sobald es bekannt wurde, gab es die ersten Wetten, dass sie bevor sie Dreizehn war von zuhause fortlaufen würde. Die Leute von Gensoukyo sind sehr gut darin Muster zu erkennen. Für einige Zeit sah es aber so aus als hätten sich alle geirrt. Marisa war genauso fasziniert vom Tauschhandel wie ihr Vater. Zugegeben, manchmal hatte sie kleine Probleme mit dem Bezahlen Teil des Handels, aber sie war schlau und liebte den Laden. Sie saß hinter dem Tresen nur um zu sehen welche Gegenstände die Leute brachten. Jede zerlumpte Lampe, jedes verrottete Buch und jedes verblasste Bild war in ihren Augen ein Schatz. Ein mystisches Relikt das untersucht, gesäubert und weiter getauscht werden musste, um etwas Besseres zu bekommen. Darum überraschte es Taro sehr, als Marisa mit einem Buch winkte und lautstark verkündete: „Ich will eine Hexe werden!“ Taro starrte beklommen auf das Buch. Er hatte immer gewusst das seine Tochter vielleicht einen anderen Weg einschlagen würde als den seinen, aber eine Hexe? Niemand würde einer Hexe seine alten Gegenstände verkaufen wollen. Aber wenn er ihr sagen würde, sie solle ihren Traum aufgeben… nun, auch er war gut darin Muster zu erkennen. Er beäugte das Buch an wie eine Landmine. Eine grauenvolle Falle, die ihm seine Tochter wegnehmen würde, wenn er keinen Weg fand sie zu entschärfen. Schließlich sagte er nur: „Das ist schön, Kleines“, und tätschelte Marisas Kopf. An diesem Abend stahl er sich in das Zimmer seiner Tochter und nahm das Buch weg. Er hoffte Marisa würde denken, dass es einfach verloren gegangen war. Und es hätte vielleicht auch funktioniert, wenn Marisa nicht bereits in das Zimmer ihrer Eltern geschlichen wäre um zu sehen was er für seltene Gegenstände gefunden hatte. Zwei Tage nachdem er das Buch versteckt hatte, verschwand Marisa in den Wald um Hexe zu werden. Ein paar Jahre des magischen Trainings und das „Kirisame Magie Geschäft“ wurde eröffnet. Und während Taro recht behielt, dass die Leute ihr nichts verkaufen wollten, so waren sie begeistert ihr ihre Waren zu Spottpreisen abzukaufen. Sie verkaufte Tränke, Talismane und vor allen Dingen Feuerwerke. Die besten Feuerwerke von ganz Gensoukyo, gebaut, nicht nur mit Schießpulver, sondern auch mit ihrer eigenen Magie. Funken versprühende Zylinder, die Tagelang anhielten und Raketen die sich in der Luft in Drachen verwandelten waren nur wenige der neuen aufregenden Feuerwerkskörper. Als nun also das Gensoukyo Korrespondenz Würdigungsfest stattfand war sie natürlich auch da und bereite eine neue Vorstellung für den Abend vor. Tengu, Kappa und auch Menschen kamen auf sie zu und reichten ihr ein paar Münzen, und sie lächelte und fragte, welche Feuerwerkskörper sie am liebsten mochten, bevor sie ihren Mörsern eine weitere Salve hinzufügte. Die Nacht kam, und die Leute machten den Himmel frei für die Vorstellung. Und was für eine Vorstellung das war. Geräuschmacher, Farbenwechsler. Funkler und Laser. Raketen die sich in eine Kamera verwandelte, die von der staunenden Menge Bilder machte. Und natürlich Handzettel Verteiler für die besser bezahlenden Kunden während den Pausen. Als es vorüber war besah sich Marisa stolz ihre Arbeit. Aus ihrer Sicht war es ein großer Erfolg gewesen. Sie hatte sich zwar nicht durch seltsame Dimensionen gekämpft oder Aliens beklaut, aber es war auch um einiges sicherer. Man musste die kleinen Arbeiten genießen. Als sie da so stand hörte sie das Räuspern ihres Vaters neben sich. Die Zwei standen eine Weile einfach schweigend da, jeder von ihnen stur das Fest betrachten. Eine Art von Nicht-Anstarr-Wettbewerb, bei dem der erste der Augenkontakt herstellte oder wegging verlor. Die Leute kamen zu ihnen um ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, gingen aber schnell wieder davon, als sie das Mentale Duell der Beiden bemerkten. Schließlich räusperte sich Taro noch einmal, seine Niederlage eingestehend. Marisa begann davonzugehen, aber bevor sie in der Menge verschwand sagte er: „Das war ein gutes Feuerwerk. Das Beste.“ Das junge Mädchen drehte sich nicht um. Aber sie antwortete: „Danke Papa.“ Manchmal braucht es nur ein paar Worte im Leben. Das waren die Neuigkeiten aus Gensoukyo. Wo alle Frauen stark, alle Männer gut aussehend, und die Kinder überdurchschnittlich sind. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)