Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 10: Gedankenvoller Rückweg ---------------------------------- Unbehelligt verließen Deidara und sein Meister Ôsaka. Hätten sie sich nach dem Kampf in aller Öffentlichkeit mehr Zeit gelassen, wären sie sicherlich aufgehalten worden. So aber legten sie ein gutes Stück Weg zurück, ehe sie in den Wald eintauchten. Bis zum Abend ritten sie ohne Pause. Sie mussten heute kein Wild jagen, um eine Mahlzeit zu haben. Sasori hatte wie immer vorgesorgt und auf ihrem Weg aus der Stadt heraus bei einem Laden ein paar Onigiri[19] gekauft. So hielten sie erst nach Sonnenuntergang bei einem kleinen Felsüberhang an. Und da sie kein Fleisch braten mussten, konnten sie ebenso gut auf ein Feuer verzichten. Sie hätten deutlich früher ein Lager suchen müssen, hätten sie keine Nahrung gehabt. Natürlich wäre es auch möglich gewesen, einfach auf Wegzehrung zu verzichten. Bereits mit dem fünften Lebensjahr wurden männliche Kinder eines Samurai auf das Leben der Krieger vorbereitet und abgehärtet. So war es auch nicht unüblich, sie bei sengender Hitze oder im eisigen Winter barfuß zum Tempel zu schicken, wo ihnen das Lesen und Schreiben beigebracht wurde. Auf Mahlzeiten zu verzichten, gehörte demnach auch zur Ausbildung. Jedoch sah Sasori dies ein wenig anders. Sein Meister hatte immer einen Plan und gerade auf der Flucht schien er auf jedes Detail zu achten. Für Sasori war es wichtig, jetzt Essen zu haben, um einen Vorteil daraus zu schlagen, gut genährt zu sein und nicht vor Erschöpfung Fehler zu begehen, die sie ihr Leben kosten könnten, sollten Verfolger sie finden. Die Pferde banden sie nahe des Überhanges an einen Baum und nahmen ihnen die Sättel ab, sodass auch diese sich erholen konnten. Durch das Buschwerk wurden die Tiere gut verdeckt. Nur hin und wieder hörte man ein Schnauben oder das leise Scharren ihrer Hufe. Schweigend setzten sie sich auf den Boden und Sasori holte die Onigiri aus seinem Hirazutsumi. Zwei reichte er Deidara. Hungrig wickelte dieser sie aus ihrer Umhüllung und biss genüsslich hinein. „Fafori no Danna? Wie fiel kriegn wir ffür den Auffdrag, hm?“, fragte der Blonde mit vollem Mund. Sasoris genervter Blick verleitete ihn zu einem entschuldigenden Lächeln. Eilig schluckte er und wiederholte seine Frage deutlich. Nun nannte sein Meister ihm auch eine stattliche Summe. Zufrieden grinste er. „Na das hat sich doch gelohnt, hm.“ Ein zustimmendes Nicken war die einzige Reaktion des Rothaarigen. Deidara widmete sich wieder ganz seinem Abendbrot. Gerade biss er in sein zweites Onigiri, da packte Sasori ihn plötzlich und zerrte ihn mit sich runter. Glücklicherweise reagierte er schnell genug, sodass sein Reisbällchen nicht mit dem Boden in Kontakt kam. Irritiert sah er zu seinem Meister, dessen Hand zwischen seinen Schultern lag, um ihm zu bedeuten, unten zu bleiben. Der Rothaarige verharrte ebenfalls geduckt neben ihm und spähte zwischen den Bäumen hindurch. Nun hörte Deidara es auch. Schritte hallten durch den dunklen Wald und Stimmen unterhielten sich aufgebracht miteinander. In geringer Entfernung konnte man sechs Gestalten erkennen. Eine von ihnen musste eine Frau sein. Doch ihre Aussprache war derart ordinär, dass sie jedem Gossenpenner Konkurrenz machen konnte. Sie schienen sich recht sicher zu fühlen, andernfalls würden sie nicht so viele Geräusche machen. Jedes Tier flüchtete vor ihnen. Zumindest verhielten sich ihre Pferde still. Wirklich gut ausgebildet, diese Tiere. Vermutlich waren sie sogar darauf trainiert, in einem Krieg ihren Reiter furchtlos zu tragen. „Du bist so bekloppt, Fettwanst!“, wehte die Stimme der Frau zu ihnen herüber. „Wie konntest du den Trottel verfehlen? Er hat sich ja noch nicht mal bewegt!“ Der Angesprochene murrte. „Nicht jeder ist gut im Fernkampf. Krieg dich wieder ein.“ Die Frau schnaufte verächtlich. „Hört auf, euch zu streiten“, unterbrach eine ruhige Stimme die beiden. Deidaras Aufmerksamkeit wurde auf den Mann gerichtet, der zuletzt an ihnen vorbei schritt. In der Dunkelheit des Waldes schien er zu leuchten wie ein Geist mit dem weißem Haar und der weißen Kleidung. Nur sein Hakama hatte eine andere Farbe, die aber auch eher hell erschien. Er musste der Anführer der Truppe sein, denn es kehrte Ruhe ein. Erst glaubte Deidara, dass sie unbemerkt geblieben waren, doch bevor die Gruppe wieder komplett vom Gestrüpp und Bäumen verschlungen wurde, fiel ihm der Blick der weißen Gestalt auf. Für einen Herzschlag sah er genau in ihre Richtung. Hatte er sie bemerkt? Doch nichts passierte. Der Mann sagte nichts und die Fremden suchten sich weiter ihren Weg durch den Wald. Erst, als nichts mehr von ihnen zu hören war, zog sich Sasoris Hand zurück und er richtete sich wieder auf. Der Blonde stemmte sich hoch. „Er hat uns bemerkt, hm?“ Sein Meister nickte. „Der Kerl kommt mir bekannt vor.“ Fragend bohrte sich sein Blick in die braunen Augen. „Hast du ihn schon mal gesehen?“, hakte Deidara nach, doch Sasori schwieg wie so oft und gab seine Gedanken nicht preis. Stattdessen erklärte er knapp: „Ich übernehme die erste Wache. Ruh dich aus.“ Tief atmete er durch. „Jaaa, Danna, hm.“ Typisch. Nie erhielt er einen noch so kleinen Einblick in die Gedanken seines Meisters. Dabei interessierte ihn so einiges brennend. Aber was Sasori nicht erzählen wollte, das würde wohl nie über seine Lippen kommen. Nachdem er sein Onigiri aufgegessen hatte, trank er ein paar Schlucke aus dem ledernen Wasserbeutel, ehe er seinen Umhang unordentlich zusammen knorkelte, um ihn als Kopfkissen zu benutzen. Seinem Meister wandte er zwar ausnahmsweise den Rücken zu, doch an Schlaf war nicht zu denken. Kisames Tricks funktionierten nicht. Seit Wochen zeigte Sasori keine Reaktion und dabei fand der Blonde, dass er wirklich geschickt geworden war durch die viele Wiederholung. Nur angeherrscht worden war er, weil er seinen Yukata zum Schlafen nicht angezogen hatte. Vielleicht sollte er noch einmal mit Kisame darüber sprechen. Immerhin hatte dieser ihm versichert, dass solche kleinen Gesten über eine gewisse Zeit hinweg an der Widerstandskraft nagen konnten. Sogar sein Haar trug er nun anders, weil Kisame gesagt hatte, dass langes Haar offen getragen die Gesichtszüge weicher erscheinen ließen. Deidara mochte seine neue Frisur, aber Sasoris Ignoranz ärgerte ihn. Vermutlich hatte Kisame dieses Phänomen der offenen Haare an Itachi gesehen. Dieser hatte ebenso langes Haar wie er, aber Deidara hatte es noch nie offen gesehen. Er konnte sich vorstellen, dass Itachi dann deutlich femininer wirkte mit den langen Wimpern und den ohnehin schon sanften Gesichtszügen. Selbst sein Meister machte mit diesem puppenhaft anmutenden Gesicht einen weiblicheren Eindruck als er selbst, fand er. Warum Hidan ausgerechnet ihn für eine Frau gehalten hatte, war ihm wirklich schleierhaft. Er hatte sich wohl einfach von seiner Augenumrahmung in die Irre führen lassen. Allerdings hinderte ihn das auch nicht daran, ihn hartnäckig Deidara-chan zu nennen. Der Blonde ignorierte das einfach, war Hidan ansonsten ganz in Ordnung, ein bisschen dämlich und langsam, aber man konnte gut mit ihm trainieren und in den Wäldern umher streifen. Nur seine Religion kam ihm ein wenig krank vor und ihm war schleierhaft, wo solch eine Religion überhaupt existierte. Vielleicht stammte sie nicht einmal aus Japan, sondern aus China oder Korea. Sonderlich bekannt war sie wohl eher nicht, sonst hätte der Blonde bereits davon gehört. Ihr Rückweg verlief bis auf den kleinen Zwischenfall ereignislos. Die meiste Zeit ritten sie durch den Wald, um nicht in einem Dorf gesehen zu werden und versorgten sich selbst mit gejagtem Wild und Wasser aus kleinen Flüssen. Momentan sprach sich der Mord herum und alle Menschen in der Umgebung von Ôsaka waren aufmerksam und betrachteten Fremde kritischer. Um Probleme zu umgehen, mieden sie also die Begegnung mit anderen Menschen. In ein paar Wochen würde sich der Trubel ohnehin gelegt haben und sie konnten wieder einen Auftrag ausführen. Yahiko koordinierte Akatsuki wirklich clever. Meist gingen sie zu zwei auf eine Mission und war der eine Auftrag ausgeführt, übernahm ein anderes Zweierteam den nächsten Auftrag, sodass etwas Zeit verstrich und man sich nun über den anderen Mord das Maul zerriss. Zetsu brachte derweil die Informationen und wurde regelmäßig von Kakuzu und Hidan begleitet, um ihre Belohnung einzutreiben. Mittags erreichten sie das ehemalige Onsen und während Sasori Bericht erstattete, übernahm Deidara die Pferde, um sie abzusatteln und auf die Weide zu bringen. Allmählich war die Hitze auch wieder ertragbar, neigte sich der Somme dem Ende. Am Abend fragte der Blonde Kisame erneut, ob er ihm beim Versorgen der Pferde helfen konnte. Im Laufe der Zeit hatte sich eine Art Aufgabenteilung ergeben, so kümmerte sich Kisame in der Regel darum, dass die Pferde auf die Weide kamen, abends in den Stall gebracht und mit Futter und Wasser versorgt wurden. Putzen jedoch musste jeder sein Pferd allein. Zetsus Reich war der Garten, während Kakuzu sich der groben Reparaturen annahm und Hidan einfach mitzerrte, damit dieser wenigstens ab und an etwas Nützliches tat und nicht nur vorlaute Sprüche von sich gab. Itachi war für den Einkauf zuständig. Sasori dagegen hatte die Hälfte des Schuppens in Besitz genommen und in ein kleines Labor umgebaut für seine Giftmischerei; die andere Hälfte nutzte Zetsu für Gartengeräte und zur Herstellung seiner Heiltinkturen. Deidara selbst half hier und dort mal mit und ging ansonsten auf die Jagd, mit großem Erfolg. Sie mussten nur noch selten Fleisch aus Ame kaufen. Kisame ahnte vermutlich schon, warum Deidara ihm zur Hand gehen wollte, fragte er ihn auch direkt, während sie die Pferde in den Stall brachten. „Geht es wieder um Sasori?“ Der Blonde nickte. „Es funktioniert nicht“, brummte er. „Sasori reagiert überhaupt nicht. Er hat mir nur gesagt, ich soll im Yukata schlafen und nicht halb nackt, hm.“ Fragend glitt sein Blick zu dem Älteren, der sich nachdenklich den Nacken rieb. „Entweder hat er einfach kein Interesse an dir oder aber er möchte nicht mit einem Mann das Nachtlager teilen oder…“, Kisame brach ab. Neugierig wartete Deidara darauf, dass der Blauhaarige weitersprach, doch dieser schloss zuerst das Gatter hinter Itachis Pferd. „Oder, hm?“, fragte Deidara schließlich ungeduldig nach. „Oder etwas hindert ihn“, erklärte Kisame. „Du hast gesagt, er hat dir verboten, ihn noch einmal danach zu fragen, und dass du den Grund nicht kennst. Beides könnte damit zusammen hängen, dass er auf deine Annäherungen nicht reagiert.“ Deidara kratzte sich grübelnd am Kinn und dachte eine Weile über die Worte nach. Er sprach erst wieder, nachdem alle Pferde in ihren Boxen standen und das Futter verteilt war. „Also muss ich ihn dazu bringen, mir den Grund zu nennen.“ Das war die einzig logische Schlussfolgerung. Unwillig seufzte er. Deidara ahnte, dass dies alles andere als leicht werden würde. Unter Garantie zog er mit solchen Fragen Sasoris Zorn auf sich. Doch der Blonde hatte keine andere Wahl. Er wollte wenigstens verstehen, warum sein Meister sich gegen den Beischlaf sträubte. Kisame grinste schief. „Das wäre wohl das Beste, wenn du seine Gründe dafür herausfindest.“ __________________________________ [19]Onigiri: Reisbällchen(teilweise gefüllt, teilweise ohne Füllung) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)