Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 124: Lebendige Seelen ----------------------------- Die Straßen von Edo waren hier in der Nähe des Marktes genauso laut und bevölkert wie Deidara sie in Erinnerung hatte. An einer Ecke verkaufte ein Händler Reis, gegenüber pries eine Frau ihr Gemüse an und ein Stück weiter lockte ein Bäcker mit Leckereien. Seit fünf Jahren suchte der blonde Krieger nun schon nach Sasoris Wiedergeburt. Doch er war keinen Schritt vorangekommen. In jeder Gegend fragte er nach einem rothaarigen Kind, doch wenn überhaupt eines dort lebte, war es zu alt. Er suchte nach einem Mädchen oder Jungen, dass erst fünf Winter gesehen hatte. Ein kleines Kind lief in ihn hinein. Noch bevor es zurückwich, spürte er eine Bewegung an seinem Gi. Flink griff Deidara nach dem Arm des kleinen Diebes, der gerade mit seinem Geldbeutel zurücksprang und zwischen den Menschen verschwinden wollte. Ein Ruck durchlief den kleinen Körper, als er auf Widerstand traf. „Lass los“, blaffte der kleine Junge und zog ein Messer. Ungeschickt stach er nach seiner Hand. Routiniert fing Deidara den dünnen Arm ab und hielt ihn ebenfalls fest. Er musste nicht einmal sonderlich viel Kraft aufwenden, um den Dieb unter Kontrolle zu bringen. Ein Reishut versteckte sein Gesicht. In den abgewetzten Jinbei, der wohl einmal grün gewesen war, musste der Kleine augenscheinlich erst noch hineinwachsen. Nur der fest gebundene Obi hielt das Oberteil an seinem Oberkörper. Die bloßen Füße waren schmutzig vom Straßenstaub. Deidara hockte sich hin, um dem frechen Burschen ins Gesicht sehen zu können. „Wenn du schon Menschen beklaust, such dir Opfer, die einfältiger sind als ein Krieger, hm“, riet er dem Kleinen verstimmt. Langsam hob der Junge den Kopf, sodass er im Schatten des Reishutes dessen Augen erkennen konnte. Genervt blickte der Kleine ihn an. Deidaras Augen weiteten sich. Er fühlte sich zurückgeschleudert zu dem Augenblick, als Sasori ihm damals am Grab seiner Eltern genervt angeboten hatte, sein Schüler zu werden. Nur dass dieser Junge hier erst fünf oder sechs Jahre alt sein konnte. Hatte er Sasoris Wiedergeburt endlich gefunden? „Ich tu dir nichts. Also renn nicht weg, wenn ich dich jetzt loslasse.“ Hoffentlich klang seine Stimme beruhigend genug, dass der Kleine nicht sofort versuchte, ihm zu entwischen. Denn erfolgreich wäre dieser Versuch nicht. Langsam löste Deidara seine Hände von den dünnen Armen. Wie erwartet versuchte der Junge abzuhauen. Noch bevor er sich gänzlich weggedreht hatte, griff Deidara nach seinem Obi und zerrte ihn resolut zurück. Dabei fiel dem frechen Bengel das Messer und Deidaras Geldbeutel aus der Hand. „Lass mich los!“, brüllte der Kleine. Ein kurzer Blick zu den Vorbeigehenden machte Deidara klar, dass sich niemand um den Jungen scherte. Also war er mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Waisenkind. Grob drehte Deidara den Jungen zu sich herum und schob seinen Reishut zurück. Flammend rotes Haar stand wild vom Kopf ab. In den braunen Augen zeigte sich eine Mischung aus Angst, Wut und Trotz. Ein Gefühl der Verbundenheit wallte in Deidara auf. Das war Sasoris Wiedergeburt. Er war sich absolut sicher. Dieser arrogante Blick, den der Bengel trotzdem aufsetzte und seine Angst dahinter zu verstecken versuchte. Und diese Haarfarbe, es war exakt dieselbe wie die seines toten Meisters. Ein Lächeln huschte über Deidaras Lippen. Misstrauisch sah der Junge ihn an. „Wie kommt es, dann ein vierjähriger Bengel wie du klauen gehen muss, hm?“, fragte Deidara. Er unterschätzte das Alter bewusst, um ihn zu provozieren. Und es klappte. „Ich bin schon Fünf!“ Empört zog der Kleine eine Schnute. Deidaras Vermutung war korrekt. Der Junge war fünf Jahre. Es passte perfekt. „Und wo sind deine Eltern, hm?“, fragte Deidara dann ernst. Der kleine Junge sah zu Boden. „Geht dich nichts an.“ Das würde wohl nicht so leicht werden, aus dem Kleinen etwas rauszukriegen. Aber einfacher als bei Sasori damals bestimmt. „Es geht mich sehr wohl etwas an. Du hast versucht, mich zu bestehlen, hm.“ Und schon schaute der Junge ihn wieder an. „Du kannst mich nicht verpetzen. Meine Mutter ist tot“, eröffnete der Kleine ihm trotzig und streckte ihm die Zunge raus. „Und wo ist dein Vater, hm?“ Nun wurde der Junge etwas zurückhaltender und starrte erneut zu Boden. Ein Schulterzucken war die einzige Reaktion. Deidara konnte sich anhand der wenigen Informationen die Verhältnisse zusammenreimen. Die Mutter des Kleinen hatte eine Affaire gehabt und war schwanger geworden. Der Vater hatte sie nicht geheiratet und so war die Ehre ihrer Familie mit dem Kind besudelt worden. Die Mutter war gestorben und in der Familie niemand bereit gewesen, das Kind zu adoptieren, weil es der Grund für die Schande war, obwohl es gar nichts dafür konnte. Eine Prostituierte konnte er auch nicht ausschließen. Vielleicht hatte die Hure den Mann geliebt und gehofft, er würde sie aus ihrer Lage befreien und heiraten, wenn er erst einmal das Kind sah. Nun, es war egal, welche Umstände zu der aktuellen Situation des Kleinen geführt hatten. Fakt war, der Junge war alleine und hatte niemanden. Deidara würde ihn nicht seinem Schicksal überlassen. „Wie heißt du, hm?“ Eine abweisende Antwort war die Reaktion. „Geht dich nichts an.“ Der Blonde musste schmunzeln. Der Kleine hatte so viel von Sasori. Deidara konnte sich gut vorstellen, dass er so als Kind gewesen war. „Gut, wenn du es mir nicht sagen willst, nenne ich dich eben Sasori. So hieß dein früheres Ich, hm.“ Verwirrt blickte der kleine Junge ihn an. „Woher weißt du das?“ Amüsiert grinste Deidara. „Gehen wir etwas essen. Dann verrate ich dir das, okay?“ Der Junge dachte darüber nach, suchte wahrscheinlich den Haken. Aber schließlich nickte er zögerlich. Deidara ließ ihn wieder los, hob seinen Geldbeutel auf. Das Messer gab er dem Kleinen zurück, der keinen neuen Versuch unternommen hatte, wegzulaufen. „Und wenn du willst, zeig ich dir auch, wie man mit einem Messer richtig umgeht… oder einem Katana, hm“, bot er ihm an und deutete auf seine Waffen. Ein Glitzern breitete sich in den Augen des Jungen aus. Behutsam, als wüsste er nicht, ob er dem Krieger trauen konnte. „Wirklich?“, fragte er mit einem Hauch von Neugierde. Deidara nickte bestätigend. „Na komm, du hast doch bestimmt Hunger, hm.“ Der blonde Krieger bot dem Jungen seine Hand an und nach einigem Zögern ergriff er diese auch. Der Mond war schon vor Stunden aufgegangen. Eine leichte Brise wehte durch die offenen Schiebetüren in das Schlafgemach und das Licht der Öllampe tauchte den Raum in ein warmes Orange. Schwer atmend lag Deidara auf dem Futon. Sein bebender Körper beruhigte sich allmählich von dem Orgasmus. Locker schlossen sich seine Arme um Gaara. In den letzten Jahren hatten sie sich kaum gesehen. Die wenige Zeit zusammen brannte dafür umso heller in seinen Erinnerungen, so wie die vergangenen Momente. Sie waren so hungrig auf die Zuneigung des jeweils anderen gewesen, dass sie sich zuerst übereinander hergefallen waren, bevor irgendwelche Worte getauscht werden konnten. Deidara genoss das Gewicht seines Liebsten auf sich, die verschwitzte Haut an seiner und den vertrauten Geruch. Ab jetzt musste er nie wieder so lange fort gehen. „Der Junge“, begann Gaara rau, „ist er wirklich Sasoris Wiedergeburt?“ Sanft streifte der Atem des Daimyô über seinen Hals und hinterließ ein wohliges Gefühl. „Hmhm“, bestätigte Deidara. „Er ist ihm so ähnlich… als wäre der Kleine Sasoris Kind.“ Träge strichen Gaaras Finger durch das lange Haar. „Was ist mit seiner Familie? …Und wie heißt er?“ „Seinen Vater kennt er nicht. Seine Mutter ist tot. Mehr wollte er dazu nicht sagen. Vermutlich wollte die Familie ihn nicht oder seine Mutter war eine Hure“, erklärte Deidara leise. „Seinen Namen wollte er mir auch nicht sagen. Er findet Sasori besser, hm.“ Gaara hob den Kopf und blickte ihm leicht überrascht ins Gesicht. „Du hast ihm von Sasori erzählt?“ „Nicht alles. Nur, dass er mein Meister war und ich seine Wiedergeburt gesucht habe, um zu sehen, wie es ihm geht.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. „Da er allein ist, hab ich ihm angeboten, dass er mein Schüler werden kann, wenn er möchte, hm.“ In den Gesichtszügen seines Liebsten zeichnete sich mehr und mehr Sorge ab. „Was hast du?“, fragte Deidara. „Wie soll es weitergehen? Willst du lieber ihn zum Partner, wenn er alt genug ist?“ Gaara wirkte beherrscht, aber Deidara hörte die Trauer in seiner Stimme. Und er war von der Frage überrascht. Nicht eine Sekunde hatte er daran gedacht, mit diesem Jungen zusammen zu kommen, wenn er reif genug war. Er mochte Sasoris Wiedergeburt sein, aber Deidara liebte Gaara, seit Jahren. Das würde sich doch nicht einfach ändern. Außerdem hatte Sasoris Geist die Beziehung zu Gaara gut geheißen. Warum sollte er etwas ändern? Beruhigend streichelte er über Gaaras Wange und durch sein Haar. „Ich will keinen anderen Partner. Ich wollte Sasoris Wiedergeburt lediglich finden. Und da der Kleine niemanden hat, kann ich ihm das zurückgeben, was Sasori mir einst gegeben hat. Einen Platz, wo er hingehört. Sasori hat mich nach dem Tod meiner Eltern zu sich genommen. Sonst wäre ich auch ein Waisenkind gewesen, hm.“ Gaaras Hand legte sich über seine und umfasste sie sanft. „Das hast du mir nie erzählt“, flüsterte sein Liebster. Gaara führte seine Hand zu den Lippen und hauchte einen Kuss auf seine Finger. Dann verzogen sich Gaaras Mundwinkel zu einem Schmunzeln. „Pass gut auf den Kleinen auf und lass ihn keinen Unfug anstellen.“ Verblüfft blinzelte Deidara. „Wie kommst du denn darauf, hm?“ Als kleine Strafe kniff er Gaara in den Hintern. Ein wenig ernstgemeinter Schmerzenslaut huschte über dessen Lippen. „Ich kenne dich gut genug.“ Deidara lachte. Sein Liebster hatte Recht. Und wäre Gaara weniger geduldig, wäre er wohl schon lange nicht mehr bei ihm. „Der Kleine darf also bleiben, hm?“, fragte Deidara. Ernst blickte sein Daimyô ihn nun an. „Solange er sich an die Regeln hält, kann er als dein Schüler bleiben.“ Deidara Hand schob sich in Gaaras Nacken und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss heran. „Danke“, flüsterte er gegen die vertrauten Lippen seines Liebsten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)