Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 110: Aufrüttelnde Explosion ----------------------------------- Kalte Luft blies vom Meer über die Mauern der Burg. Brisen verfingen sich zwischen den Bäumen, in den dunklen Schlippen und trieben die Bewohner in die Gebäude hinein. Deidara sah zum wolkenlosen Nachthimmel hinauf. Über ihnen strahlten Millionen winziger Sterne. Eine perfekte Nacht, um Gaara seine neue Waffe zu zeigen. „Was willst du mir nun zu so später Stunde noch zeigen?“ Die ruhige Stimme Gaaras war durchdrungen von mittelmäßig unterdrückter Neugier. Deidara sah zu seinem Liebsten und grinste freudig. „Das wirst du gleich sehen, hm.“ Das blaugraue Auge bewegte sich, erfasste den kompletten Übungsplatz. Sie waren allein. Niemand würde ihn aufhalten, eine seiner neuen Kreationen zu zünden. Innerlich bereitete ihm bereits der Gedanke, die gesamte Burg in Panik zu versetzen, unbeschreibliches Vergnügen. Spätestens dann wussten alle, dass er wieder da war. Kurz zweigten Deidaras Gedanken zu Sakura ab. Das triumphale Gefühl eines Sieges durchfuhr seine Adern. Gaara gehörte ganz ihm. Die dumme Kuh hatte sich von diesem Uchiha-Bengel schwängern lassen. Die Welle der Euphorie, die ihn durchströmt hatte, als Gaara ihm davon erzählte vor ein paar Tagen, war unglaublich intensiv gewesen. Sie hatte sich selbst ins Aus geschossen, ohne Deidaras Zutun. Eine von Sasoris Weisheiten kam ihm in den Sinn. Manchmal musste man einfach nur warten, bis jemand sich selbst ins Unheil stürzte. Jetzt war Sakura erpressbar. Gaaras Ehefrau musste stillschweigend ihre Beziehung akzeptieren und konnte rein gar nichts dagegen tun, weil sie um die Unversehrtheit ihres Kindes und die Ehre ihrer Familie fürchten musste. Deidara griff in seinen roten Gi und zog eine unscheinbare Tonkugel hervor. Sie passte perfekt in seine Hand. Ein kurzer Docht stand von ihr ab. Glatt schmiegte sich der Ton gegen seine Haut. Der Blonde liebte dieses Gefühl, eine gefährliche Waffe in der Hand zu halten, die so harmlos aussah. Dass sich im Inneren Schwarzpulver befand, konnte man nicht ahnen. Nach vielen missglückten Versuchen hatte Deidara eine praktische Methode zur Herstellung dieser Kugeln entwickelt. Zuerst formte er zwei gleich große Schalen, je mit einer kleinen Kerbe. Diese setzte er zusammen und verklebte die Ränder miteinander. Durch das kleine Loch für den Docht konnte die Kugel auch von innen gut austrocknen. Nachdem das Pulver eingefüllt war, verschloss er die Bombe mit dem Docht. Sie war unheimlich praktisch, benötigte er nur noch eine Feuerquelle, um sie zu entzünden. „Deidara… ist das…?“ Das Grinsen des Kriegers nahm diabolische Züge an, während er den Docht in die kleine Flamme der mitgebrachten Öllampe hielt. Kaum glühte der Docht rot, holte er aus und warf die Tonkugel hoch in die Luft. Da er selbst den Anblick dieser neuen Explosionen kannte, blieb sein Blick nun fest auf Gaara gerichtet, um dessen Reaktion zu beobachten. Nur drei Herzschläge später brach das Schwarzpulver mit ohrenbetäubendem Lärm aus seinem Gefängnis. Helle Funken entwickelten sich zu einer tödlichen Sonne am Nachthimmel direkt über ihnen. Gaara zuckte zusammen bei dem Krach. Seine Augen waren geweitet nach oben gerichtet. Die Druckwelle erfasste sie, riss an den Haaren und der Kleidung. Am Boden prallte sie ab. Sand wurde aufgewirbelt. Langsam verblasste die Explosion. Verlöschende Funken fielen ihnen entgegen wie ein goldroter Regen. Gaara keuchte schmerzerfüllt und sackte in sich zusammen. Alarmiert sprang Deidara vor, ließ die Öllampe fallen. Er ging auf die Knie und packte Gaara an den Schultern, um ihn daran zu hindern, unsanft auf dem Boden aufzuschlagen. „Gaara“, rief er besorgt. Hatte er ein Stück von der Tonkugel abbekommen? Bei der Durchschlagkraft blieb eigentlich nicht viel von der tönernen Schale zurück. Die Kugel wurde in tausend winzige Stücke gesprengt, die in einem großen Radius zu Boden rieselten wie trostlose Schneeflocken. Schwach krallten sich die Hände des jungen Daimyô in Deidaras Gi. Abgehackt atmete Gaara. „Was ist los, hm?“ Deidara war unruhig. Er konnte sich nicht erklären, warum es seinem Liebsten plötzlich schlecht ging. Sein Arm legte sich um dessen Schultern, um ihn besser stützen zu können. Hastige Schritte näherten sich dem Übungsplatz der Krieger, begleitet von dem charakteristischen Klappern der Samurairüstungen. Aufgebrachte Stimmen wehten zu ihnen herüber. Nur Augenblicke später tauchten aus dem Schatten der nahe stehenden Waffenkammer drei Krieger auf, die Hände kampfbereit an den Griffen ihrer Katana. In wenigen Metern Entfernung verharrten sie. „Rônin. Was tust du hier?“, fragte einer der Männer harsch. Noch hatten sie Gaara anscheinend nicht erkannt, sonst würden sie höflicher mit ihm reden. „Willst du die Burg zerstören so wie du es mit der von Orochimaru getan hast?“ Deidara knurrte genervt. Jetzt musste er sich auch noch diese alten Geschichten anhören. „Dann gäbe es zumindest ein paar eingebildete Möchtegernkrieger weniger, hm“, fuhr er sie an. Sein Auge richtete sich wieder auf Gaara, aber seine anderen Sinne blieben auf die Samurai gerichtet. Er traute ihnen zu, dass sie ihn angriffen. Ein kleines Feuer neben ihm wurde von seinem Geist registriert. Das Öl der zerbrochenen Lampe hatte offensichtlich Feuer gefangen. „Gaara?“, fragte er leise. Ein überraschter Laut drang an Deidaras Ohren. „Gaara-sama“, sprach einer der Männer ehrehrbietend. Doch schon im nächsten Moment kam der vorlaute Samurai auf ihn zu. „Was hast du mit unserem Daimyô getan? Weg von ihm!“ Der Blonde spürte nur, dass der Krieger ihn von Gaara wegzerren wollte. Eine Hand löste er gezwungenermaßen von dem Rotschopf. Er zog sein Wakizashi, zog die Klinge flink durch das brennende Öl und richtete die nun entflammte Klinge auf den Mann, der sich direkt neben ihm aufgebaut hatte. Dessen Hand war bereits nach ihm ausgestreckt. Die scharfe Klinge zwang ihn, inne zu halten. Bedrohlich flackerten die kleinen Flämmchen, leckten nach ihrem nächsten Opfer und zeichneten wirre Schatten auf die Hand des Samurai. „Fass mich nicht an, Wachhund, hm“, grollte Deidara. Sein Blick durchbohrte den Mistkerl. Allmählich kam wieder mehr Leben in seinen Liebsten. Gaara löste sich aus seinem Griff und erhob sich langsam. Noch ließ Deidara den Samurai nicht aus den Augen, aber auch er stemmte sich vom Boden hoch, das Wakizashi zeigte weiterhin genau auf den Krieger. Aus dem Augenwinkel beobachtete er Gaara, der sich über die Schläfe rieb. „Es ist alles in Ordnung. Geht wieder“, sprach der Daimyô bemüht beherrscht. Aber seine Stimme klang dünn und erschöpft. „Es besteht kein Grund zur Gefahr. Deidara hat mir lediglich eine neue Kampftechnik vorgeführt.“ Der Krieger direkt vor Deidara zog sich ein paar Schritte zurück und verneigte sich. „Gaara-sama, ich möchte Euch nicht beleidigen, aber ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte er. Widerlich, dachte Deidara. Wie ein unterwürfiger Hund. Er senkte das Wakizashi. Die dünnen Flammen erstarben bereits, war nur wenig Öl an die Klinge gekommen. Ihren bedrohlichen Effekt hatten sie erfüllt. Kaum verlosch das letzte Rot, schob er seine Waffe zurück in die Saya und betrachtete den Mann von oben herab. Der Samurai war nicht besser als die anderen. Ein Speichellecker für die herrschende Familie. Alle Menschen, die im Rang unter ihm standen, wurden dagegen behandelt wie unliebsames Ungeziefer. Das war keine wahre Stärke, kein wahrer Stolz. „Es geht mir gut. Zieht euch zurück.“ Gaaras Stimme gewann zumindest einen Teil ihres festen Klangs zurück. „Wie Ihr wünscht, Herr.“ Der Samurai bewegte sich ein paar Schritte rückwärts, ehe er sich umwandte und mit den anderen beiden Kriegern den Platz verließ, um die aufgescheuchten Bewohner der Burg die Nachricht zu bringen, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Tief atmete der junge Daimyô aus. Deidara wandte sich ihm zu und ließ seiner Sorge freien Lauf. „Gaara, was war los, hm?“, fragte er leise. Dessen Finger massierten schon wieder seine Schläfe. „Plötzlich tauchten Bilder in meinem Kopf auf. Von dem Tag, als wir von Uwajima weiter gereist sind… wir passierten ein Wäldchen. Dann war da ein lauter Knall und Schmerz.“ Gaara tastete nach der feinen Narbe, die sich unter dem roten Haar verbarg. Das Überbleibsel von Kabutos Streifschuss. Deidara sah in den klaren Himmel hinauf. Nichts erinnerte mehr an die Explosion. Der Knall musste die verlorenen Erinnerungen geweckt haben. Ähnlich wie der Anblick des Herbergsflures bei ihm. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Gaara sich jetzt fühlte. Allerdings waren dessen Erinnerungen weitaus länger weggesperrt gewesen als seine eigenen. „Du solltest dich ausruhen“, schlug der Blonde vor. Ein zustimmender Laut entrang sich Gaaras Kehle. Deidara sah zu der zerbrochenen Öllampe. Der festgetretene Sand des Platzes wurde lebendig und bedeckte das brennende Öl. Mit einem Zischen versanken die Flammen zwischen den Körnern. Gaara atmete schwer aus. Diese kurze Manipulation musste ihn in seinem jetzigen Zustand zusätzlich Kraft gekostet haben. Gemeinsam verließen sie den Übungsplatz. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Deidara war begeistert von seiner verbesserten explosiven Waffe. Er hatte Gaara diese neue Kraft vorführen und seine Anerkennung sehen wollen. Denn mit dieser Macht konnte man so vieles anstellen. Es war doch schließlich auch für Gaara wichtig, genügend Kräfte zu besitzen, um sein Land zu schützen und bei einem Angriff verteidigen zu können. „Und wie findest du es, hm?“, fragte er. Deidara wollte so gern eine Reaktion von Gaara. Von der Seite musterte er seinen Rotschopf neugierig. Dieser ließ sich Zeit mit der Antwort, bis sie das Hauptgebäude erreicht hatten. „Eine sehr zerstörerische Kraft. Aber sollte Sasuke wirklich angreifen wollen, sehr nützlich.“ Auf Deidaras Gesicht breitete sich ein glückliches Grinsen aus. Das hatte er hören wollen. Am liebsten würde er möglichst bald seine Bomben in einem Kampf einsetzen, wollte sehen, wie ihre Feinde im Angesicht seiner Macht den Mut verloren und mit eingezogenem Schwanz die Flucht antraten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)