Im Schatten der Samurai von Bambusbesen (Sasori X Deidara X Gaara) ================================================================================ Kapitel 70: Rückkehr über Umwege -------------------------------- „Die Augenbinde bleibt bis Kochi drum. Ansonsten hast du die längste Zeit gelebt. Haben wir uns verstanden, Deidara?“ Der Blonde musste sich arg beherrschen, nicht genervt das Auge zu verdrehen. Yahiko gab ihm die Schuld für Gaaras Hiersein, also machte er ihn für die Befolgung seiner Anweisungen verantwortlich. Je mehr der Orangehaarige ihm allerdings Vorschriften machen wollte, desto größer wurde sein Bedürfnis, sie nicht zu befolgen. Deidara empfand die Maßnahmen als übertrieben, auch wenn er begriff, warum sie nach Einbruch der Dunkelheit aufbrechen sollten. Gaara konnte sich nachts nicht am Stand der Sonne orientieren, die je nach Richtung eine bestimmte Seite seines Körpers erwärmte. „Jaaa“, brummte er und drückte seine Fersen in die Flanken des Pferdes, mit dem er Gaara hergebracht hatte. Kurz nickte er Konan zum Abschied zu, dann konzentrierte er sich auf seine Umgebung. Der Rotschopf saß vor ihm, weil Deidara lieber war, wenn er selbst einen Pfeil im Rücken hatte als Gaara, der momentan ohne sein Augenlicht erschreckend hilflos war. Die Möglichkeit eines Angriffes war gering, da niemand wusste, wo sie waren, aber er wollte es nicht ganz ausschließen. Einen Arm hatte Deidara um die Mitte des Daimyô gelegt, um ihm mehr Sicherheit zu geben und damit er nicht vom Pferd fiel. Mit der Hand des linken Armes hielt er die Zügel, allerdings nur locker, da er das Tier über die Beine lenkte. Sein Blick huschte immer wieder über die dunklen Schatten der Bäume und Büsche. Zetsu folgte ihnen. Er war sich sicher, selbst wenn er ihn nicht sah. Yahiko musste sich vergewissern, dass er sich an seine gestellten Regeln hielt. Nun, dann würde er dem Anführer von Akatsuki mal zeigen, warum er als Samurai eigentlich eine Fehlbesetzung war. Das typisch freche Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Am Rand des Geisterwaldes drehte der Blonde nach Norden ab, anstatt nach Osten zu reiten. Da Gaara sich ohnehin nicht orientieren konnte, wo sie waren, musste er nicht den vorbestimmten Weg einschlagen. Außerdem würden sie bis Matsuyama kein Dorf durchqueren. Der Rotschopf kannte sich in der Wildnis nicht aus. Höchstens Vermutungen könnte er über ihren Standort anstellen. Sollte Zetsu ruhig petzen, dass er Yahikos Befehl nur zum Teil ausführte. Das Risiko ging er ein. Hin und wieder sah Deidara sich aufmerksam um. Es müsste Zetsu schwer fallen, ihm außerhalb des Waldes unbemerkt zu folgen. Allerdings sollte er auch dessen hervorragende Nachtsicht bedenken. Der Spion konnte ihn vermutlich auf deutlich größerer Distanz erkennen, während er noch zusätzlich durch sein fehlendes Auge eingeschränkt war. Yahiko hatte sie nicht nur wegen der nicht vorhandenen Sonnenstrahlen nachts losgeschickt, sondern auch, weil Zetsu ihn leichter beschatten konnte. Je länger sie unterwegs waren, desto mehr lehnte Gaara sich gegen seine Brust. „Alles in Ordnung, hm?“, fragte Deidara leise. Gaara war den ganzen Tag über wach gewesen. Ob er auf einem Pferderücken schlafen oder wenigen ausruhen konnte, war fraglich. „Ich habe nur leichte Kopfschmerzen“, erklärte der Rotschopf. Deidara glaubte, eine gewisse Anspannung in seiner ansonsten ruhigen Stimme heraus zu hören. Allerdings konnte er ihm dies nicht verdenken. Er musste ihm praktisch blind vertrauen. Definitiv kein leichtes Unterfangen. „Wenn du eine Pause brauchst, sag es, hm.“ Ein verneinender Laut war die Antwort. Deidara wunderte die Reaktion nicht. Gaara wollte schnell zu seiner Familie zurück und das Chaos, welches Sasuke erschaffen hatte, beseitigen. Die ersten Vögel stimmten ihr Lied an, als Deidara in einen Wald eintauchte, der auf ihrem Weg lag. Die Entfernung zum Geisterwald betrug nun ungefähr dieselbe Distanz wie nach Kochi. Ein guter Moment, um eine Pause einzulegen. Der Blonde zügelte das Pferd. „Du kannst die Augenbinde abnehmen, hm“, sagte er und legte sein Kinn auf Gaaras Schulter ab. So konnte er sein Gesicht einigermaßen betrachten. Eine Hand des Rotschopfes hob sich und er streifte den Stoff von den Augen. Kurz blinzelte er, dann sah er sich um. „Wo sind wir?“, fragte er irritiert. Immerhin war ihr Ziel eigentlich Kochi gewesen. Deidara schnaubte amüsiert. „Nicht in der Nähe von Kochi, hm.“ Gaara drehte seinen Kopf etwas, sodass er ihn besser ansehen konnte. „Und wenn Yahiko davon erfährt?“ Machte der Daimyô sich etwa Sorgen um ihn, dass Akatsuki ihn umbringen könnte. Warm kribbelte es in seinem Inneren. „Das wird er sowieso. Glaubst du, er spricht solche Drohungen aus und vertraut dann darauf, dass ich tue, was er will? Zetsu hat uns verfolgt, hm.“ Die Stirn des Rotschopfes legte sich in Falten. „Wäre es dann nicht ratsam, Yahikos Forderungen zu erfüllen?“ Deidara löste sich langsam von Gaara und glitt aus dem Sattel, damit auch dieser vom Pferd steigen konnte. „Wichtig ist doch nur, dass du nicht weißt, wo Akatsuki genau lebt. Und der Teil ist erfüllt. Außerdem weißt du momentan sowieso nicht, wo wir sind, hm.“ Mit den Schultern zuckend band er das Tier an einem tief hängenden Ast an und setzte sich auf den Waldboden nahe des Baumstammes. Gaara setzte sich neben ihn, während er den Hirazutsumi öffnete und etwas vom Proviant an den Rotschopf weiterreichte. Onigiri waren für unterwegs immer eine gute Lösung. Hungrig wickelte er eines aus dem Blatt, welches als Verpackung diente, und biss herzhaft hinein. Gaara schien sich mit seiner letzten Antwort zufrieden zu geben, denn er sagte nichts weiter und begann nun auch zu essen. Prüfend wanderte Deidaras Blick über den anderen. Er wirkte müde. Sie sollten ein paar Stunden rasten. Auch er selbst benötigte dringend etwas Zeit zum Ausruhen. Nach der Mahlzeit verstaute er ihren Proviant wieder und trank noch etwas aus dem mitgeführten Flaschenkürbis. Schweigend reichte er selbigen an Gaara weiter. Gähnend lehnte der Blonde sich gegen den Stamm hinter sich und senkte seine Lider. Neben sich hörte er, wie der Rotschopf das Wasserbehältnis wieder verschloss. Nur Augenblickte später schmiegte Gaara sich an ihn, legte seinen Kopf auf seiner Schulter ab. Deidaras Arm wanderte um ihn herum und schmiegte sich gegen seinen Rücken. Jetzt zu schlafen konnte der Blonde sich nicht leisten. Er würde nur ruhen, aber der Daimyô brauchte dringend etwas Schlaf. „Deidara?“ Leise drang die samtige Stimme an seine Ohren. „Hm?“ Was Gaara jetzt wohl wollte? Eigentlich sollte er sich ausruhen. „Bin ich wirklich kein Ersatz für Sasori?“ Verblüfft hoben sich seine Lider wieder und er sah hinab, begegnete dem stoischen Blick aus den jadefarbenen Augen. Die Frage machte deutlich, dass Gaara den Disput mit Hidan mitbekommen hatte. Bei der Lautstärke war das leider kein Kunststück. Jedoch hätte er nicht erwartet, dass Gaara sich Hidans Worte so sehr zu Herzen nahm. „Natürlich nicht. Ihr seid euch nicht ähnlich, hm“, erklärte Deidara ernst. Die einzige Ähnlichkeit waren die Größe und die Haarfarbe. Und vielleicht die ruhigere Art, aber selbst Gaaras Ruhe unterschied sich deutlich von Sasoris. Der Daimyô wirkte ausgeglichener als sein toter Meister. „Aber…“, begann Gaara, doch Deidara ließ keinen weiteren Widerspruch zu. Seine Finger strichen über die weiche Wange. „Ich könnte niemanden ertragen, der Sasori ähnelt. Dann würde mich jede Handlung, jede Unterhaltung an meinen Meister erinnern. So würde ich nicht leben wollen. Es wäre nur eine Lüge, hm.“ Eindringlich sah er den Rotschopf an. Wie sollte er einen Menschen an seiner Seite dulden können, der ihn in seinem Verhalten täglich vor Augen führte, was er verloren hatte? Sein Meister war ein schwerer Verlust für ihn gewesen. Und auch wenn er allmählich gelernt hatte, damit umzugehen, Sasori durch einen anderen zu ersetzen war das Letzte, was er wollte. Ganz davon abgesehen, dass niemand seinen Danna ersetzen konnte. Ein zartes Lächeln zeichnete sich auf Gaaras Lippen ab. Anscheinend hatte er seine Zweifel erfolgreich zerstreut. „Schlaf etwas, hm“, schlug er vor. Deidara drückte einen Kuss in das rote Haar und lehnte sich wieder mit geschlossenen Augen zurück. Wenn er Hidan wiedersah, würde er ihn für sein loses Mundwerk verprügeln. Er war sowieso schon sauer auf ihn gewesen, weil er ihm unterstellt hatte, sich einen Ersatz für Sasori zu nehmen. Aber auch noch in Gaara Bedenken zu sähen, fachte seine Wut auf den Rônin weiter an. Die Beziehung, die er zu dem Daimyô hatte, fühlte sich gut an. Trotzdem war sie einfach anders als die zu seinem Meister. Und das war gut so. „Wieso soll ich mich in meine eigene Stadt schleichen wie ein Landstreicher?“ Gaara hielt den Reishut in der Hand. Ein skeptischer Blick lag auf dem Blonden. Deidara hatte den Reishut absichtlich von Akatsuki mitgenommen. Nicht für ihn, sondern für den Daimyô. Sein rotes Haar fiel einfach mehr auf als sein eigenes. „Weil vermutlich Spione von Sasuke in Matsuyama sein werden. Wenn sie dich erkennen, werden sie sicherlich versuchen, dich einzufangen, damit er sein Druckmittel hat, hm.“ Manchmal war der junge Daimyô noch erschreckend unwissend, was hinterhältige Taktiken betraf. Vermutlich lag es daran, dass er bisher nur einen Krieg direkt erlebt hatte. Deidara band sein Haar am Hinterkopf zusammen, sodass nur noch ein paar zu kurze Strähnen seine linke Gesichtshälfte verdeckten. Mit ein bisschen Glück entging er auf diese Weise dem Spionagenetz des jüngeren Uchiha lange genug, um Gaara unerkannt zur Burg zu bringen. Der Rotschopf gab endlich nach und setzte den Reishut auf, zog ihn ins Gesicht, sodass selbiges nun in tiefen Schatten lag. Zufrieden betrachtete Deidara das Ergebnis. Durch die einfache Kleidung war das perfekte Bild eines Landstreichers erschaffen. Das Pferd führte er nun am Zügel hinter sich her, während sie sich der Stadt näherten. Tatsächlich wurden sie von den meisten Menschen einfach ignorierte, wollte niemand etwas mit Landstreichern zu tun haben. Deidara führte Gaara eine der belebteren Nebenstraßen entlang, wollte er nicht zielstrebig auf das Tor der Burg zusteuern, weil auch das wieder zu auffällig sein könnte. Kurz hielt er an einem Imbiss an und kaufte zwei Dangospieße. Der Eindruck von Normalität musste erzeugt werden. Sie waren momentan nur Rônin, mehr nicht. Einen Spieß reichte er Gaara, während er bereits genüsslich an seinem knabberte. Vermutlich war der Rotschopf unruhig, aber nach außen bemerkte Deidara nichts. Gemächlich bogen sie in eine Seitengasse nahe des Burgtores ein. Aufmerksam beobachtete der Blonde ihre Umgebung. So kurz vor dem Ziel wollte er nicht angegriffen werden. Das Tor kam in Sicht. Nur noch wenige Meter und das Schauspiel hatte ein Ende. Sie betraten die Brücke. Deidara ließ sich leicht zurückfallen und lief schräg hinter Gaara, um mit seinem Körper und dem des Pferdes, welches neben ihm her trottete, einen lebendigen Schild zu erschaffen. Sollte jemand sie erkannt haben und mit Pfeilen auf sie schießen, war die Gefahr gering, dass sie Gaara trafen, bevor dieser sich umgewandt hatte. War dies erst der Fall, konnte er sich sehr gut selbst verteidigen mit seinem Sand. Tagsüber war das Burgtor meist geöffnet, sodass sie bereits einen Blick ins Innere werfen konnten. Aber zuerst wurden sie von den wachhabenden Samurai aufgehalten. Ihre Tarnung war gut. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“ Der Blick der Männer glitt abschätzend über Gaara. Ihn beachteten sie noch nicht großartig, weswegen sie ihn wohl auch bisher nicht erkannt hatten. Deidara begann amüsiert zu grinsen. Gleich wurde es wirklich lustig. Der Rotschopf schob den Reishut weit genug nach oben, damit man sein Gesicht erkennen konnte. Als die Samurai ihren Daimyô erkannten, wurden sie bleich vor Schreck und verbeugten sich tief vor ihm. „Entschuldigt unsere Unhöflichkeit. Wir haben Euch nicht erkannt, Gaara-sama.“ Leise lachte Deidara. Diese entsetzten Gesichter waren herrlich amüsant. „Es ist Euch verziehen“, sprach Gaara ruhig und deutete mit einer knappen Geste an, dass die Männer wegtreten konnten. Diese beeilten sich, ihrem Herrscher Platz zu machen. Gemessenen Schrittes trat der Rotschopf ins Innere der Burg. Deidara sah sich ein letztes Mal um. Eine Bewegung auf einem der Dächer in der Nähe veranlasste ihn dazu, das Auge zusammen zu kneifen und genauer hinzuschauen. Jetzt wirkte dort alles normal. Trotzdem war er sich sicher, dort jemanden gesehen zu haben. Seine Entscheidung, sich bis zum Burgtor als Landstreicher zu tarnen, war demnach richtig gewesen. Aber nun war Gaara in Sicherheit. Der Blonde wandte sich der Burg zu und folgte dem Daimyô endlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)