Choppers Vorweihnachtsfreuden von Duchess (ein kleiner Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 13: 13. Dezember - Besinnung ------------------------------------ Chopper fühlte sich schon seit Tagen irgendwie komisch. Schon seltsam. Eigentlich sind die letzten Tage doch wunderschön verlaufen. Sie hatten viel Spaß gehabt und gelacht. Schnee bedeckte die Sunny, es roch nach Tannengrün und irgendwie süßlich nach Sanjis Lebkuchen. Sie spielten und tobten viel herum. Langeweile war jetzt im Dezember noch nicht aufgekommen. Doch trotz der hellen weißen Pracht und der guten Stimmung hatte Chopper dasselbe Gefühl, als würden sie schon seit Tagen durch ein Meer aus grauen Wolken fahren. Ruffy, Lysop, Brook und Franky blödelten wie so oft in letzter Zeit wieder im Schnee herum. Sanji stand bestimmt wieder hinterm Herd und die anderen saßen in der Kombüse und schliefen oder lasen oder taten was auch immer. Und was machte er gerade? Er lag in der dunklen Jungenkajüte in seiner Koje und hatte ein aufgeklapptes Buch vor sich liegen, ohne es wirklich zu lesen. Seine Augen huschten langsam von einem Buchstaben zu nächsten, nahmen einzelne Worte aber keine Sätze geschweige denn ihren Sinn war. Chopper atmete tief ein und ließ die Luft mit einem gedehnten Seufzen wieder hinaus. Er dachte zurück an seine Heimatinsel. Was wohl Doktor Kuleah gerade machte? Ob sie wohl inzwischen wieder jemanden hatte, der sie auf ihrem Schlitten durch den Schnee zog? Was wohl Doc Bader machen würde, wenn er noch leben würde? Chopper zog seine Decke hoher bis zur blauen Nasenspitze. Irgendwie fühlte sich das kleine Rentier einsam. Er vermisste sie. Ruffy und die anderen waren zwar tolle Freunde und über die Zeit hinweg und nach all den Abenteuern zu seiner Familie geworden, dennoch sehnte er sich gerade zurück in seine alte Heimat. Er hatte es geliebt abends bei Dämmerung allein hinaus zu laufen und in der stillen Winterlandschaft den Schnee und die eisige Kälte unter seinen Hufen zu spüren. Obwohl er dies damals stets alleine genoss, hatte er nie das Gefühl einsam zu sein. Allein ja, aber eben nie einsam. Chopper sah auf. Auch draußen wurde es langsam dämmrig. Er konnte die Buchstaben nun nicht mehr ohne Licht lesen, also schlug er das Buch zu und legte sich auf den Rücken. Vielleicht sollte er es einfach mal wieder tun? Einfach ohne den anderen etwas zu sagen hinaus in den Schnee laufen und sich vom Mondlicht leiten lassen. Vielleicht vertrieb ja die Kälte wieder seine wirren Gedanken. Ok. Der Entschluss stand fest. Chopper setzte sich mit einem Ruck auf und stieg aus dem Bett. Er wollte nicht länger darüber nachdenken ob er es tun sollte oder nicht, er wollte es einfach tun. Und bevor er es sich anders überlegen konnte musste er handeln! Schnellen Schrittes lief er an Deck an den anderen vorbei zur Reling. „Hey Chopper, willst du noch weg?“ rief ihm Lysop hinterher. Doch er antwortete nicht. Als Lysop sich dazu anschickte dem kleinen Rentier zu folgen hielt ihn Ruffys gedehnter Arm an seiner Schulter zurück. Lysop sah ihn fragend an. Ruffy schüttelte den Kopf. „Lass ihn. Er kennt sich mit Schnee aus und wird schon wieder kommen, wenn es ihm besser geht.“ Mehr bekam Chopper schon nicht mehr mit. Er verwandelte sich in seine ursprüngliche Tierform und sprang flink über einige Schneewehen hinweg zum Waldrand. Dort angekommen blieb er noch einmal stehen und sah zum friedlich daliegenden Schiff zurück. Die Thousand Sunny wollte irgendwie nicht so recht in diese Landschaft passen. Dann drehte er sich wieder in Richtung Wald und spazierte unter den Tannen her. Unter seinen Hufen knackten Äste. Der Schnee hier im Wald war nicht ganz so dicht wie außerhalb, aber es reichte um genug Licht zu reflektieren, so dass es nicht komplett dunkel war. Nach einer guten viertel Stunde endete der Wald abrupt und Chopper stand auf einer Wiese. Links und rechts geleitete der Waldrand die Wiese noch ein Stückchen weiter und in der Ferne konnte Chopper gerade noch so ausmachen, dass auch dort wieder Tannen standen. Alle mit einer dicken Schneedecke belegt. Die Wiese war leicht Hügelig, oder vielleicht hatte auch nur der Wind an einigen Stellen dafür gesorgt, dass dort etwas mehr Schnee lag, als an anderen Stellen. Auf ihr standen nur zwei Tannen. Eine Große und eine Kleine, ansonsten gab es hier nichts. Nur kalten frischen Schnee und die dunklen Tannen. Kein Ton und nicht mehr als der Geruch von Schnee. Chopper versuchte das Gefühl von damals wieder in sich zu entdecken. Doch so sehr er sich auch anstrengte er fand es nicht. Die eisige Kälte schien sich durch sein Fell zu fressen und jagte ihm ein Zittern über den Körper. Wo kam das her? Normalerweise war so eine Kälte seine absolute Wohlfühltemperatur. Doch jetzt… Ja jetzt war er allein… und einsam…. Traurig ließ Chopper die Ohren hängen. Irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt. Etwas ungelenkig bewegte er sich noch ein paar Schritte vor, so dass er auf einer Anhöhe stand. Die Landschaft lag still fast wie tot vor ihm. Ja er war einsam und es schmerzte. Choppers Hals begann zu brennen. Wasser sammelte sich in seinen Augenwinkeln. Er biss sich auf die Unterlippe und versuchte angestrengt nicht zu weinen. Doch dann fiel ihm ein, dass er ja allein war und ließ es zu. Seine Schultern bebten und er schniefte laut. Unaufhaltsam rannen ihm Tränen über die Wangen und schmolzen Löcher in die Schneedecke. Er bemerkte das Knirschen im Schnee nicht. Erst als er plötzlich den sanften Druck einer Hand auf seiner Schulter spürte schrak er auf. „Sanji?“, schniefte er. Der Blonde lächelte milde. Mit einer fließenden Handbewegung schnippte er seine Zigarette weg und strich mit der anderen Hand über Choppers Rücken um sie dann wieder auf seiner Schulter zu platzieren. Sanji sah auf und betrachtete schweigend die Landschaft vor ihnen. Chopper hatte vor Verwirrung seinen Kummer für einen Augenblick vergessen. Was machte Sanji hier? Wieso war er ihm gefolgt? Der Blonde zitterte. Erst jetzt bemerkte Chopper entsetzt, dass der Smutje gar keine Handschuhe trug. Er hatte lediglich seinen langen Wintermantel an und sich seinen blauen Schal umgelegt. War er ihm etwa so überstürzt gefolgt? Chopper drückte seinen Körper eng an den seines Freundes um ihn zu wärmen. „Du hättest nicht her kommen müssen“, flüsterte Chopper. „Doch das musste ich.“ Sanjis Flüstern war ebenso leise wie Choppers. Dafür aber wesentlich fester. „Aber du frierst!“ Chopper klang nun eher vorwurfsvoll. „Du doch auch“, sprach der Blonde ruhig ohne den Blick von der Landschaft abzuwenden. Chopper starrte ihn an. Schweigen trat ein. Doch urplötzlich ergriff Chopper ein undefinierbar starkes Gefühl, welches ihm wieder Tränen in die Augen trieb und ihn dazu veranlasste sich in seine kleinste Form zu verwandeln. Schnell versteckte er sich unter Sanjis Mantel und klammerte sich heulend an sein Bein. Er wusste nicht wie lange er weinte. Aber plötzlich viel ihm auf wie warm doch Sanjis Bein war und dass der lange Mantel obwohl er nur mit dem Kopf darunter steckte auch ihn vor der Kälte zu schützen schien. Seine Tränen versiegten. Als plötzlich Bewegung in seinen Freund kam ließ er dessen Bein los und sich in den Schnee plumpsen. Sanji trat einen Schritt zurück, richtete seinen Mantel um die Beine herum und setzte sich in den Schnee. Dann öffnete er die Knöpfe vor seiner Brust und hielt den Mantel einladend auf. Chopper sah, dass Sanji unterm Mantel nur sein blau gestreiftes Hemd trug. Er war wohl wirklich überstürzt aufgebrochen, wenn er es nicht einmal mehr geschafft hatte sich noch sein Jackett an zu ziehen. Doch dann ging ein Ruck durch Chopper. Schnell lief er auf den Smutje zu und schmiegte sich an seinen warmen Bauch. Sanji schloss den Mantel so gut es ging um Chopper, drückte das kleine Rentier fest an sich und fuhr mit seinen klemmen Fingern durch Choppers warmes Fell. Chopper genoss die Wärme, die von Sanji ausging und auch wenn er wirklich kalte Finger hatte, so breitete sich unter seiner Berührung dennoch ein wunderbar warmes Gefühl aus. Irgendwann streckte Chopper verschlafen seine Nase aus dem Mantel heraus und witterte nach der kalten Schneeluft. „Und fühlst du dich immer noch so einsam?“ „Nein, jetzt nicht mehr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)