Das Haus der Tränen von Salome_chan (Redicubus) ================================================================================ Kapitel 1: Das Haus der Tränen ------------------------------ Irgendwann einmal, zu einer bestimmten Zeit, befand ich mich an einem gewissen Ort, der aus Gründen nicht genannt werden darf. Sowieso wäre eine auch nur annäherungsweise genaue Angabe des Ortes unmöglich, da er an sich ja schon jedweder Beschreibung spottet. Dennoch habe ich beschlossen, es zumindest einmal zu versuchen, man möge mir verzeihen, wenn dieser Versuch so fehl schlagen wird, wie ich es leider befürchten muss. Jener Platz, den ich meine, ist, zumindest irgendwie, nichts anderes, als eine große, weite Ebene. Auf jener Ebene steht, nun ja, ein Gebäude. Man nennt es auch das Haus der Tränen und erzählt sich darüber allerhand schauerliches. Es heißt, in diesem Haus der Tränen würden tausend und ein Geist um die Wette schluchzen, die Seele der Weißen Fürstin würde die Gemäuer beherrschen, und der Winter würde im Sommer dort logieren. Es ist nur allzu verständlich, lieber Leser, wenn du all dies nun als das alberne Gerede eines Waschweibes abtust. Denn niemals hast du es zu Gesicht bekommen, und du solltest beten, dass dies auch nie geschehen wird. Einstmals, als ich mich dort auf der Ebene des Seufzers befand, und es zu dämmern begann, entschloss ich unwissender Mensch, mich für diese Nacht dort zur Ruhe zu betten. Zu einer Stunde, in welcher der Himmel bereits absolut finster war, erwachte ich, ohne dass ich rückblickend den Grund benennen könnte. Meine, von den Anstrengungen der vorrangegangenen Tage schweren Lieder, erblickten etwas, das jeder Beschreibung spottet. Wörtlich. Denn wenn ich euch nun erkläre, meine lieben Leser, dass vor mir ein Gebäude war, dessen linker Flügel einen flachen Zwiebelturm hatte, hohe Arkaden das Hauptgebäude zierten und der rechte Flügel ein großes Zelt zu sein schien, hätte dies keinerlei Bedeutung, denn sobald Worte verklungen wären, würde sich dieser Ort im nächsten Wimpernschlag wandeln, sodass er mit dem vorhergegangenen Beschreibungsversuch nicht mehr das geringste gemein hätte. Wobei, eines würde bleiben. Dieses leise Wimmern, das einem durch Mark und Bein geht und einen unweigerlich zum erschauern bringt. Selbst wenn ich könnte, ich wollte dieses Geräusch nicht beschreiben. Es hat mir mehr als einen Alptraum beschert und wird mich immer an die Ebene des Seufzers binden, solange ich mich daran erinnere. Vielleicht magst du es dir schon denken, lieber Leser, aber auch ich habe oft die Vermutung angestellt, dass mein eigenes Wimmern, welches ich sicher hervorbrachte, als ich den Anblick des Hauses der Tränen gewahr wurde, sich zu diesem schauerlichen Chor hinzugesellt hat. Noch immer kräuseln sich mir die Nackenhaare, wenn ich dran denke, dass sich dieses Gebäude veränderte, kaum man es begriffen hatte. Der Begriff ‚absurd‘ genügt der Beschreibung nicht. Aus diesem Grunde verfiel ich in dieser Beziehung irgendwann dem Begriff ‚redicubus‘, den ich irgendwann einmal selbst erdacht habe. Es mag nun die Aufgabe des Lesers sein, dessen Bedeutung zu ergründen, ich selbst habe es schon viel zu oft erläutert. Dieses redicube Etwas also, vor dem ich einfach ohne Vorwarnung stand, hielt meinen Blick und jede Faser meines Bewusstseins gefangen. Ich konnte nicht einmal den Gedanken fassen, dass ich mich davon los reißen müsste. Verzweifelt ersuchte mein Verstand diesem äußerlichen Wandel zu folgen, eine Logik zu finden, es zu begreifen und zu fassen. Doch minutiös änderte sich diese absolute Absurdität absoluten Ausmaßes, weshalb es absolut unmöglich war mehr davon zu erhaschen, als den bloßen Schein. Jedoch glaube ich mich zu erinnern, dass aus den Fenstern und Öffnungen dieses Gebäudes – lediglich dies lässt sich ohne Zweifel behaupten – eine klare Substanz, wie Wasser, sickerte. Ich erwachte. Auf der Ebene des Seufzers. Im Morgengrauen. Gebadet in Angstschweiß. Ich sprang auf und mein Blick versuchte wie von selbst diese Manifestion des Unmöglichen zu finden, doch meine Augen versagten. Als ich endlich die Stelle fand, von der ich glaubte, dass es die Richtige war, stand dort nichts. Lediglich ein flacher Teich war dort. Eine Ansammlung salzigen Wassers. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)