Chaotic Feelings Weihnachtsspecial von Vienne (Oh du Fröhliche...) ================================================================================ Prolog: Spaziergang im Schnee ----------------------------- Kagome spazierte zusammen mit Sango über die frisch verschneite Wiese. Vor ihnen tobten Shippou und Kirara durch den tiefen Schnee. Über Nacht hatte es geschneit und die Landschaft des mittelalterlichen Japans in eine Zuckerlandschaft verwandelt. Die beiden jungen Frauen zogen sich ihre Mäntel fester um die Körper. Kagome hatte ihrer Freundin aus der Neuzeit einen dicken Wintermantel mitgebracht inklusive einem handgestrickten Schal ihrer Mutter plus Handschuhe und Pudelmütze. Die Dämonenjägerin hatte sich sehr darüber gefreut. „Also Kagome, nun erklär mir noch mal dieses Weihnachten.“, bat Sango erneut. Noch immer hatte sie den Sinn des Festes nicht ganz verstanden. „Weihnachten ist ein Fest, dass eigentlich nicht bei uns in Japan gefeiert wird. Man feiert es dafür in vielen anderen Ländern der Erde. Die Familie kommt zusammen und man isst und trinkt und tauscht Geschenke aus. In meiner Zeit feiert man es aber eher so, dass man dass mehr als große Party mit Freunden feiert und nicht so besinnlich. Zumindest tun das meine dortigen Freunde. Meine Familie feiert es aber mit dem besinnlichen Kram. Wir haben sogar einen Tannenbaum, den wir mit bunten Kugeln und Süßigkeiten schmücken.“ „Und das willst du zuhause feiern?“ “Ja, zusammen mit Inu Yasha. Immerhin feiert man es mit seinen Liebsten. Und in meinem Falle ist mir das Liebste nun mal Inu Yasha.“, grinste Kagome. „Ah okay.“ „Ich werd es ihm heute Abend sagen. Morgen möchte ich nämlich aufbrechen. In drei Tagen ist schon Heiligabend. Und dann müsst ihr auch am Brunnen sein.“ „In drei Tagen?“ “Ja. Für euch hab ich auch Kleinigkeiten.“ „Oh wie lieb. Dann werden wir da sein.“ „Super. Komm, lass uns zurückgehen. Mir ist kalt. Kaede hat sicherlich schon was Warmes vorbereitet.“, lächelte Kagome, „Hey Shippou! Kirara! Kommt, wir gehen heim.“ Die beiden Kleinen kamen lachend und von Oben bis Unten mit Schnee bedeckt zu den beiden Freundinnen gerannt und zusammen traten sie den Rückweg an. Der Hanyou war noch mit seinem Freund Miroku im Wald unterwegs, um Feuerholz zusammeln. Der Mönch trug wie seine Freundin Sango eine dicke Winterjacke, die ihm Kagome gegeben hatte. Der junge Mann hatte diese neuartige Kleidung schnell zu schätzen gelernt. „Hey Inu Yasha! Was denkst du? Das sollte doch reichen oder?“, Miroku schaute auf einen Haufen Holz, der hinter ihnen im Schnee lag. „Ja, ich denke auch.“, stimmte ihm Inu Yasha zu und drückte seinem Freund die Axt in die Hand, um dann das riesige Holzbündel zu stemmen, „Komm, gehen wir heim. Die anderen warten sicher schon auf uns.“ Die beiden jungen Männer machten sich auf den Weg. Doch kaum waren sie aus dem Wald, hielt der Hanyou abrupt inne und Miroku rannte in ihn hinein. „Mensch Inu Yasha, was sollte das?“ Doch es kam keine Antwort. Der Mönch folgte dem Blick des Hanyou und er musste sich stark wundern, wen er da zu Gesicht bekam. Sesshomaru, Inu Yashas älterer Halbbruder, trat aus der gegenüberliegenden Seite des Waldes heraus. Im Schlepptau hatte er das kleine Menschenmädchen Rin, Sangos Bruder Kohaku, seinen Diener Jaken und den zweiköpfigen Drachen Ah-Uhn. „Was willst du hier?“, knurrte Inu Yasha den Dai-Yokai an. „Reg dich ab, Bruderherz. Wir sind nur auf der Durchreise.“ „Dann bewegt Euch ein bisschen schneller.“ „Keine Sorge, wir hatten nicht vor, im Dorf ein Lager aufzuschlagen. Kommt!“, Sesshomaru wandte sich an seinen Anhang und sein Blick fiel sofort auf Rin, „Rin, ist alles in Ordnung?“ „Ja, Sesshomaru-sama. Mir ist nur etwas kalt.“, bibberte Rin und trippelte hin und her. „Vielleicht solltest du dein Lager doch bald aufschlagen.“, rief Miroku ihm zu, „Ungefähr eine gute Stunde von hier ist eine entlegene Jagdhütte. Vielleicht wäre das eine Option für euch.“ Der Dai-Yokai sah hinüber zu dem Mönch und nickte fast unmerklich. Ihm war klar, dass es Menschen in dieser Kälte nicht lange aushielten. Kohaku vielleicht. Durch den Juwelensplitter in seinem Rücken, war er abgehärtet genug. Doch Rin war viel jünger und zerbrechlicher als er. Sesshomaru widerstrebe es zwar, den Rat von Inu Yasha und seinem Freund anzunehmen, doch wenn er Rin in Sicherheit und vor allem in Wärme wissen wollte, dann würden sie wohl oder übel zu dieser Hütte ziehen müssen. „Kommt!“, wandte er sich barsch an die anderen. Dann nahm er Rin, setzte sie auf Ah-Uhn und deckte sie mit einer Decke aus der Satteltasche zu. Kaum merklich lächelte er sie an. Dann setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung und war schnell aus Inu Yashas und Mirokus Sicht verschwunden. „Sangos Bruder scheint es gut zu gehen.“, meinte der Hanyou am Rückweg zum Mönch. „Ja, aber wie sollten es für uns behalten. Sonst macht sie sich nur Hoffnungen.“ Inu Yasha nickte nur. Am Abend saßen alle Freunde um die Feuerstelle von Kaedes Hütte. Draußen hatte es erneut angefangen zu schneien, während Kagome Inu Yasha davon erzählte, dass sie einige Tage zuhause verbringen wolle. Mit ihm. Er willigte nur allzu gerne ein, wusste er doch, dass es in Kagomes Welt in allen Zimmern des Hauses mollig warm war. Der kleine Kitsune Shippou war etwas geknickt. Doch Kagome versprach ihm eine Überraschung. Er solle nur in drei Tagen mit Sango und den anderen zum Brunnen gehen. Schnell war der kleine Yokai überzeugt. Später kuschelten sich alle in ihre Schlafsäcke und unter die Decken. Kaede hatte die Bambusmatte vor einigen Tagen durch ein breites Holzbrett ersetzt, das nun die Tür darstellte. Jetzt blies der Wind nicht mehr kalt hinein, worüber alle froh waren. „Ich freu mich auf die Zeit mit dir alleine!“, flüsterte Kagome, während sie sich enger an Inu Yasha schmiegte. „Und ich mich erst.“, hauchte er zurück. Nur er und Kagome. Was konnte es schöneres geben? Kapitel 1: Die "lieben" Verwandten ----------------------------------- 1) Kagome und Inu Yasha stapften durch den Schnee zum Brunnen. Sie hatten sich schon vor der Hütte von ihren Freunden verabschiedet. Unbedingt mussten sie sie nun nicht begleiten. Der Schnee lag fast einen Meter hoch und da zogen doch alle die warme Hütte vor. „Komm Kagome, da vorne ist es gleich!“, rief Inu Yasha seiner Geliebten über die Schulter hinweg zu. “Ja, ich komm ja schon.“ Die Miko schnaufte. Sie war solche winterlichen Bedingungen nicht gewohnt. In ihrer Zeit gab es zwar auch Schnee, aber das war nichts im Vergleich zu den Mengen hier im Mittelalter. Innerlich freute sie sich, wenn sie sich endlich in die warme Wanne legen und das gute Essen ihrer Mutter genießen konnte. Allein der Gedanke daran, trieb sie weiter. Und endlich hatte sie den Rand des alten Knochenfressenden Brunnens erreicht. „Endlich!“, keuchte sie. Der Hanyou grinste nur. Dann legte er einen Arm um ihre Hüfte, hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und zusammen sprangen sie hinein und in die andere Zeit. „Mann, ist das kalt bei euch.“, entfuhr es Inu Yasha als er zusammen mit Kagome aus dem Schrein trat. „Aber dafür liegt kein Schnee.“, bibberte Kagome, „Los, gehen wir schnell rein. Ich hab keine Lust an Weihnachten krank im Bett zu liegen.“ Der Hanyou nickte nur. Sie rannten fast zum Haus hin und als Kagome die Haustüre öffnete, kam ihnen eine mollige Wärme entgegen. Die beiden ließen sich auf die kleine Stufe im Vorzimmer fallen, wo das Mädchen gleich ihre Schuhe auszog, um in warme Pantoffeln zu schlüpfen. Dann reichte sie Inu Yasha ein weiteres Paar. „Pah, die brauch ich nicht.“ „Ähm, Inu Yasha?! Deine Füße sind fast blau.“ Er schaute hinunter zu seinen Füßen. Sie waren tatsächlich leicht lila angelaufen. „Na gut. Aber auch nur, damit du mir dann nicht in den Ohren liegst.“, grinste er schief und zog sich die Pantoffeln an. Dann gingen sie zusammen in Richtung Küche. Ein köstlicher Duft umhüllte sie, als sie hineinkamen. Kagomes Mutter stand am Herd, der voll gestellt war mit allen möglichen Töpfen. Ihr Großvater saß am Küchentisch und schaute als erster auf, als sie ankamen: “Hallo ihr beiden!“ „Hallo Opa. Wie geht es dir? Hallo Mama!“ „Ganz gut und euch? Seid ihr gut hierher gekommen?“ “Opa, du klingst, als seien wir mit dem Zug angereist.“ “Ich wollte nur nett sein.“, grummelte der alte Mann und wandte sich dann leicht beleidigt wieder der Zeitung zu. „Lass ihn doch, Kagome.“, drehte sich nun ihre Mutter ihnen zu, „Hallo Inu Yasha! Wie ist denn das Wetter bei euch?“ “Es hat zwei Nächte hintereinander geschneit. Der Schnee liegt sicherlich einen Meter hoch.“, berichtete Inu Yasha bereitwillig. “Oh. Dann haben sich Sango und Miroku sicher über die Jacken gefreut, oder?“ „Ja. Wir sollen Grüße ausrichten.“ „Danke, das ist nett von ihnen. Kagome, ich habe die Sachen besorgt, um die du mich gebeten hast. Sie sind auch schon verpackt und liegen oben in deinem Zimmer.“ „Danke Mama. Komm Inu Yasha, lass uns nach oben gehen. Ich will mir andere Klamotten anziehen. Hey, wo ist eigentlich Sota?“, fragte sie noch einmal kurz nach. „Der hat heute noch mal Fußballtraining.“ „Bei der Eiseskälte?“ „Bei euch war es sicherlich kälter, bei all dem Schnee.“ „Nein. Eigentlich nicht.“, berichtigte sie der Hanyou. „Ach so? Hm, tja, das Wetter ist auch nicht mehr das, was es einmal war.“, schmunzelte sie und wandte sich dann wieder den Töpfen am Herd zu, „“Ich ruf euch dann, wenn ich mit dem Essen fertig bin. Und gleich bring ich euch noch einen schönen warmen Tee hoch.“ „Danke!“, riefen der Hanyou und das Mädchen ihr noch zu, dann verschwanden sie nach oben in ihr Zimmer. Am nächsten Tag hatte sich Kagome vorgenommen, noch einmal in die Stadt zu gehen, um einige Besorgungen zu machen. Sie hatte zwar jetzt schon dank ihrer Mutter die Geschenke für ihre Freunde im Mittelalter zusammen. Nicht jedoch für ihre Familie und auch keines für Inu Yasha. „Komm schon, zieh dir die Jacke endlich an, damit wir los können.“, drängte sie den Hanyou, während sie den Reißverschluss ihrer Stiefel hochzog. „Muss ich denn wirklich?“ “Ja, und die Schuhe auch.“ “Kagome!“ „Nichts ‚Kagome!’.“ “Aber ich trag doch schon die anderen Sachen.“ “Ja, aber trotzdem wirst du bei der Kälte ohne Jacke und barfuss auffallen. Also beeil dich endlich.“ “Ist ja schon gut.“, maulte Inu Yasha und tat wie geheißen: Er zog sich die Jacke an, die ihm Kagomes Mutter besorgt hatte und ebenso die Schuhe. Dann wickelte ihm seine Gefährtin einen Schal um den Hals und stülpte ihm einen Wollmütze über den Kopf und die Ohren. „Fertig!“, lächelte sie, hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen und schnappte sich ihre Tasche, „Mama, wir sind dann weg.“ „Bis später ihr Beiden!“, rief Frau Higurashi ihnen zu und die beiden waren aus dem Haus. Noch immer war es eisig kalt draußen. Kagome fröstelte und sie hoffte inständig, dass sie schnell etwas finden würde. Das Paar war gute drei Stunden unterwegs, bis Kagome endlich alles zusammen hatte. Nun saßen sie und Inu Yasha in einem Café und ließen sich eine heiße Schokolade schmecken. Der Hanyou war ganz angetan von dem braunen Getränk mit der Sahnehaube. Noch nie zuvor hatte er so etwas Leckeres getrunken. Das Mädchen betrachtete ihn verliebt. Dieses Jahr würden sie ihr erstes Weihnachtsfest zusammen feiern. Er und sie. Zusammen. Noch vor einem Jahr hätte sie nicht daran geglaubt, dass so etwas jemals eintreffen würde. Und nun hatte sie vorhin heimlich ein kleines Geschenk für ihn gekauft, was sie ihm morgen überreichen würde. Sie freute sich jetzt schon wie ein kleines Kind auf sein Gesicht. Inu Yasha schaute verstohlen von seiner Tasse auf. Ein kleiner Milchbart hatte sich über seiner Oberlippe gebildet und ihm entging Kagomes Blick natürlich nicht. „Was ist? Was schaust du mich so komisch an?“, fragte er sie und legte den Kopf schief. Doch statt eine Antwort zu geben, erhob sich Kagome nur, beugte sich ein wenig über den Tisch und küsste ihn liebevoll. Solange, bis der Milchbart verschwunden war. Dann setzte sie sich wieder zurück. Der Hanyou schaute sie nur erstaunt an, lächelte aber einige Sekunden später. Auch er freute sich auf ein wenig Zweisamkeit mit seiner Liebsten. Es war sicher vier Wochen her, dass sie hier waren und Zeit für sich hatten. Am Abend zuvor hatte er Kagomes Mutter noch einmal wegen diesem Weihnachtsfest befragt. Von ihr wusste er auch, dass sich Kagome sicherlich über eine Kleinigkeit freuen würde. Am ehesten wohl Schmuck. Irgendetwas, was sein Liebe zu ihr ausdrücken würde. Seine Schwiegermutter in Spe hatte ihm sogar etwas Geld dafür gegeben. Nur wie sollte er so etwas unbemerkt besorgen? Zum Glück kam ihr da Gevatter Zufall zur Hilfe: In Form von Hojou und Eri. „Hallo ihr Beiden. Na, shoppt ihr auch noch nach Geschenken?“, fragte Eri und umarmte dabei ihre Freundin. „Hallo! Nein ich denke, ich habe schon alles. Und ihr?“ “Ja, wir auch. Zum Glück.“ „Kagome, ich bin mal kurz wohin.“, unterbrach sie Inu Yasha kurz. Seine Geliebte nickte nur, bekam einen Kuss und der Hanyou war weg. Doch anstatt den Weg zur Toilette einzuschlagen, stahl er sich flink nach draußen und verschwand in der shoppenden Menge an Passanten, die die Straßen bevölkerten. Er brauchte nicht lange, um etwas zu finden. Schon auf dem Weg zum Café war ihm etwas ins Auge gestochen. Und er wusste, dass es Kagome sicherlich gefallen würde. Inu Yasha hatte sein Geschenk nach weniger als fünf Minuten besorgt und war schon wieder am Rückweg. Er war sich sehr sicher, dass seine Geliebte keinen Verdacht schöpfen würde. Und tatsächlich hatte Kagome nicht den Hauch einer Ahnung, als er wieder zu ihr trat und sich an den Tisch setzte, an dem nun auch Hojou und Eri saßen. „Du, Kagome!“, begann Eri, „Meine Eltern sind über Weihnachten und Silvester weggefahren. Ich hab also sturmfrei und will morgen Abend eine Party schmeißen. Kommt ihr beide? Ayumi und Yuka kommen auch.“ Kagome und Inu Yasha schauten sich an, dann zu Eri. “Nein, ich denke nicht.“, antwortete Kagome, „Es ist unser erstes Weihnachtsfest und wir würden gerne nur für uns sein.“ “Oh, okay. Wenn das so ist. Aber schade. Ihr verpasst was.“ “Nein, ich denke nicht.“, grinste Inu Yasha und zog Kagome zu sich, um ihren einen liebevollen Kuss zu geben. Die beiden Paare plauderten noch eine gute Weile, bevor sie sich voneinander verabschiedeten und wieder getrennte Wege gingen. „Die Party wird sicher lustig.“, sprach Kagome, als sie die Treppe zum Tempel hinaufgingen. „Wärst du lieber hingegangen?“ “Nein, um Gottes Willen. Ich will lieber zusammen mit dir Zeit verbringen. Die letzten Tage waren so stressig. Und immer war jemand um uns herum.“ „Ach so. Darauf willst du hinaus.“, grinste Inu Yasha sie an. Er wusste nur allzu gut, was sie mit diesem Satz meinte. Auch er konnte es kaum erwarten, einige Zärtlichkeiten mit seiner Gefährtin auszutauschen. Kaum waren sie oben angekommen, zog er sie in seine Arme. Sanft hob er mit dem Zeigefinger ihr Kinn an und näherte sich mit seinen Lippen den ihrigen: “Ich liebe dich!“ “Ich dich auch!“, hauchte das Mädchen zurück. Es trennten sie nur mehr wenige Millimeter. Und eigentlich hätten sich ihre Lippen auch berührt, wären sie nicht durch einen lauten Freudenschrei in Verbindung mit Kagomes Namen auseinander gerissen wurden. Die beiden Verliebten drehten sich erschrocken um und starten in zwei breit grinsende Gesichter, die jetzt auch noch auf sie zugestürmt kamen. Der Gesichtsausdruck des Hanyou verfinsterte sich schlagartig und er knurrte leise aber deutlich: “Kagome, wer ist das und was wollen die von uns?“ “Das ist meine Verwandtschaft aus Nara. Aber was wollen die hier?“, stotterte Kagome und klammerte sich an ihn. Nur zu gut wusste sie, was ihr blühte. „Kagome-chan, Liebes! Komm und lass dich umarmen.“, rief ihr ihre Tante Etsu zu und versuchte schon, ihre Nichte aus den Armen des jungen Mannes zu entreißen. „Äh, hallo Tante Etsu. Was macht ihr denn hier?“, versuchte Kagome betont freundlich zu klingen, obwohl die bevorstehende Antwort ihr jetzt schon sauer aufstieß. „Wir dachten, wir überraschen euch und kommen über die Weihnachtstage mal her.“, grinste ihr Onkel Masao, „Haben uns ja schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Komm lass dich ansehen.“ Auch er versuchte Kagome zu umarmen, doch sie wich zusammen mit Inu Yasha geschickt aus. „Ach lasst uns doch erstmal rein gehen. Mir ist kalt.“ Die junge Miko drängte an ihre Verwandtschaft vorbei und zog Inu Yasha mit sich, der Onkel und Tante nochmals mürrisch anschaute. Kaum im Haus angekommen, stand sie auch schon ihrer Cousine Hanako und ihrem Cousin Haruki gegenüber. Ihre Cousine war so alt wie sie selbst, während ihr Cousin im nächsten Jahr schon achtzehn wurde. Beide Teenager schauten abwechselnd zu Inu Yasha und ihrer Cousine und Hanako war die erste, die den Mund aufbekam: “Was hast du dir denn für einen Kerl angelacht, Cousinchen? Solange Haare sind bei Männern doch schon mindestens seit dem Mittelalter total out.“ „Das lass mal meine Sorge sein, Hanako. Im Gegensatz zu dir, habe ich wenigstens einen Freund. Und stell dir vor, wir sind sogar verlobt.“, grinste Kagome frech zurück und genoss es, wie ihre Cousine in eine Schnappatmung verfiel. Dann wandte sie sich an ihren Cousin: “Und bevor du was sagst, denk lieber vorher drüber nach. Komm Inu Yasha, wir gehen zu Mama.“ Der Hanyou nickte nur und folgte ihr. Schon von der ersten Sekunde an, waren ihm diese Leute mehr als unsymphatisch. Als er hinter Kagome in die Küche trat, schloss diese sofort die Tür. Am Küchentisch saß auch schon der Rest der Familie und schaute sie an. „Mama, was wollen die hier? Onkel Fujisaki und seine Familie haben uns sicher schon seit mindestens vier Jahren nicht mehr besucht. Warum jetzt? Warum ausgerechnet an Weihnachten? Und warum ausgerechnet dann, wenn Inu Yasha da ist? Er kann doch nicht die ganze Zeit mit eine Mütze rumlaufen.“, sprudelte es aus Kagome raus. „Tut mir Leid, Schätzchen. Wir wussten ja auch nicht, dass sie vorhatten zu kommen. Sie standen vor zwei Stunden einfach plötzlich auf der Matte. Ich kann sie doch schlecht wieder zurück nach Nara schicken.“, entschuldigte sich ihre Mutter. „Aber wie stellt ihr euch das vor?“ „Ganz einfach, ich lass meine Kappe auf und du schließt immer dein Zimmer ab.“, versuchte Inu Yasha das ganze zu entschärfen. „Da wäre das nächste Problem.“ „Wieso? Mama, welches Problem?“ “Du musst dein Zimmer mit Hanako teilen. Haruki schläft bei Sota.“ “Nein, bitte nicht! Ich kann diesen Idioten nicht leiden.“, entfuhr es dem Jungen. „Anders geht es nicht. Masao und Etsu schlafen schon im Gästezimmer.“ “Und wo soll dann Inu Yasha schlafen?“, hakte Kagome nach. „Auch bei Sota.“ „Vergiss es. Hey Sota!“, wandte sich Kagome an ihren kleinen Bruder, „Kannst du nicht bei Opa schlafen oder andersrum? Dann können sich Hanako und Haruki ein Zimmer teilen.“ “Sicher geht das, oder Opa?“ Der alte Mann nickte. „Aber die beiden werden sich kein Zimmer teilen wollen.“ „Es ist doch unser Haus. Also auch unsere Regeln. Und Inu Yasha und ich werden keinen in unser Zimmer lassen. Ich hab da noch ein paar Juwelensplitter und Fotos aus dem Mittelalter. Es geht nicht anders, Mama. Bitte!“, flehte Kagome. Frau Higurashi nickte. Sie musste ihrer Tochter wohl oder übel Recht geben. „Wie lange bleiben die denn?“, hakte dann der Hanyou wieder nach. „Vier Tage. Am achtundzwanzigsten wollen sie wieder fahren.“ „Na hoffentlich.“ Die Familie besprach noch einige organisatorische Dinge. Vor allem bekamen Frau Higurashi, Sota und der Großvater genauste Anweisungen von Kagome und Inu Yasha, was sie sagen durften und was nicht. Man paukte ihnen eine erfundene Geschichte ein, wie Kagome und der Hanyou sich kennen gelernt hatten und warum er so aussah, wie er aussah. Und schnell war sich die gesamte Familie Higurashi einig, dass das Weihnachtsfest, was als besinnlich geplant war, nun schon fast aus dem Ruder lief. Anschließend riefen sie ihre liebe Verwandtschaft zu sich und erklärten ihnen die Zimmerverteilung. Sofort protestierten Cousine und Cousin auf das Heftigste. Doch Kagomes Mutter duldete keinen Widerspruch. „Aber warum kann ich mir nicht das Zimmer mit Kagome teilen?“ „Weil das mein und Inu Yashas Zimmer ist. Und ich nicht vorhabe, dich dabei zu haben.“, fauchte Kagome ihre Cousine an, die erschrocken zurück schreckte. Unbewusst hatte Kagome eine Furchteinflößende Aura aufgebaut. Ihr Großvater und der Hanyou spürten sie sofort und gingen automatisch in Deckung. Hanako hingegen wich instinktiv und unbewusst zurück. Sie wusste, dass ihre Cousine Kagome schon als Kind erschreckend böse und kalt drein schauen konnte. Konnte sich aber nie eine Reim drauf machen, warum das so war und noch immer zu sein schien. „Bei euren Kinderspielchen oder was?!“, warf sie dann nach einer Weile zurück. „Also, als Kinderspielchen würde ich das nicht bezeichnen. Du etwa, Inu Yasha?“ „Nein.“, grinste dieser nur breit und kratzte sich an der Nase, „Letzte Nacht war das definitiv kein Kindergeburtstag. Ha, dabei wäre selbst Miroku im Boden versunken.“ Kagome lachte auf, bevor sie in den Armen des Hanyou lag und leidenschaftlich geküsst wurde. Familie Fujisaki schaute entgeistert zu dem Paar, bevor sich Etsu an Kagomes Mutter wandte: “Und so was duldest du?“ “Warum denn nicht?! Die beiden kennen sich schon ewig und drei Tage. Außerdem sind sie verlobt. Was soll ich also machen?“ “Verlobt? Sag mal, was ist das denn überhaupt für einer? Komischer Name. Weiße Haare. Und wenn ich mich nicht irre, sind seine Augen golden.“ „Ja, sein Vater kam aus dem Ausland. Seine beiden Eltern sind gestorben. Und als er mit der Schule fertig war, kam er nach Tokio, wo seine Mutter herstammte. Da hat er Kagome kennen gelernt.“ Tante Etsu nickte nur, schaute aber skeptisch drein. Der Blick ihres Mannes Masao sprach ebenfalls mehr als tausend Worte. „Komm schon, Hanako. Ich hab kein Bock auf den Scheiß hier. Lass uns die Sachen hochbringen und aus.“, drängte Haruki, wandte sich dann aber noch mal an Inu Yasha, „Dein Vater war also Ausländer. So siehst du auch aus. Total bescheuert mit den Haaren und deinen dämlichen Kontaktlinsen.“ Der Hanyou knurrte, doch Kagome legte ihm eine Hand auf den Arm. Dann trat sie einen Schritt auf ihren Cousin zu und gab ihm eine Ohrfeige: “Wehe, du beleidigst ihn noch einmal. Denn damit beleidigst du auch mich, meine Familie und vor allem seine. Also überleg es dir gut. Und nun verschwinde!“ Geschockt von der Ohrfeige seiner Cousine, drehte sich Haruki um und ging Wut schnaubend zusammen mit Hanako nach oben. Alle konnten ein lautes Türknallen hören. „Sag mal, Kagome. Seid wann bist du so drauf?“, fragte ihr Onkel. „Also ich fand es echt cool. Super Schwesterherz.“, grinste hingegen Sota und erntete einen breiten Grinsen retour. „Tja weißt du, Onkel Masao. Ich bin eben groß geworden. Und von deinem verzogenen Rotzlöffel von Sohn lass ich mir schon lange nichts mehr sagen. Komm Inu Yasha, lass uns rauf gehen.“, sie nahm ihn bei der Hand und er folgte ihr brav wie ein Hund. Am Abend saßen Kagome und Inu Yasha zusammen mit Sota in ihrem Zimmer und spielten Mikado. Das Paar hatte sich gleich nach dem Abendessen verabschiedet und Sota mitgenommen. Sie hatten Mitleid mit ihm. Ihre Mutter stimmte dem ganzen zu, nach dem sie ihre Nichte und ihren Neffen zum Abwasch verdonnert hatte. Sie selbst blieb mit ihrem Vater und Tante und Onkel im Wohnzimmer, um die Nachrichten zu schauen. „Waren die schon immer so?“, fragte Inu Yasha. „Na ja, Tante Etsu und Onkel Masao sind an sich okay. Nur ziemlich konservativ. Aber Hanako und Haruki.“, stöhnte Kagome auf und sammelte die Mikadostäbe ein. „Sie sind die Pest!“, grinste Sota. „Die Pest?“ „Wie ein Virus. Eine schlimme Krankheit. Was auch stimmt. Sie sind krankhaft eingebildet.“ „Oh ja. Haruki denkt, er sei oberschlau und cool. Wenn du mich fragst, hat er eher eine große Klappe aber nichts dahinter. Ein kleines Licht!“ “Schlimmer also als Kouga?“ „Ja! Und Hanako denkt, sie sei die Klügste, Schlauste und Schönste. Sie denkt, sie bekommt jeden Kerl, dabei ist sie so oberflächlich, das es jeden Mann abschreckt. Sie geht nur nach dem Äußerlichen. Oder Geld.“, erklärte Kagome, „Warte nur, Inu Yasha. Sie wird sich auch an dich ran machen.“ „Echt? Das will ich aber nicht.“ Kagome und Sota lachten. “Dann halt dich an Kagome. Küss sie sooft du kannst und halt ihre Hand. Das sollte eigentlich reichen.“ “Okay.“ Kagome klopfte vorsichtig mit den Stäben auf den Boden, damit sie gleichmäßig lang waren. Dann ließ sie sie fallen. Kaum lagen die Stäbe am Boden, klopfte es an die Tür. „Ja?“, fragte Kagome misstrauisch. „Wir sind’s. Dürfen wir reinkommen?“, ertönte Hanakos Stimme. „Schnell, deine Kappe.“, rief Sota und warf sie Inu Yasha zu, der sie blitzschnell aufsetzte. „Wenn ich es nicht verhindern kann.“, antwortete Kagome genervt und keine Sekunde später standen Hanako und Haruki im Raum. „Spielt ihr etwa Mikado? Wie altmodisch.“, höhnte die Cousine sofort. „Ach, weißt du. Wir spielen das, weil wir es eben können.“, kam die prompte Antwort von Inu Yasha. „Oh, ach so.“ Da war sie: Die ach so tolle Hanako, die dachte, sie könnte jeden kriegen. Kagome erkannte sie sofort. Das Jagdschema beherrschte ihre Cousine schon als kleines Kind in Perfektion, wenn es darum ging, ein Spielzeug zu bekommen. Die Miko schaute unauffällig zu ihrem Hanyou, der es bemerkte. Sie erkannte in seinem Blick, dass er ein Spiel spielen wollte. Auch Sota fiel es auf und die beiden Geschwister nickten unmerklich. Sie spielten mit. „Ja, ich mag eher das Zeug, was nicht alle mögen.“, begann Inu Yasha und schaute Hanako dabei an, „Wenn ich etwas will, dann erkämpfe ich es mir eben. Und ich schwimm nicht so gerne mit dem Strom.“ “Ja, ich auch nicht.“, hauchte das Mädchen und ließ sich sofort neben ihm nieder. „Wirklich? Du musst wissen, ich bin eher ein Einzelgänger. Lieber für mich. Ich mag Dinge, die nicht jeder hat. Die nicht jeder bekommen kann.“ “Oh ja, so was mag ich auch.“ „Das mach ich auch so bei den Mädchen. Ich mag nur die, die nicht jeder haben will oder bekommt.“ “Und was ist mit mir? Magst du mich?“ Ihre Cousine ging ziemlich schnell zur Sache, dass musste Kagome zugeben. „Tja, ich weiß nicht. Bekommt man dich denn schnell?“ “Nein. Natürlich nicht!“ Kagome und Sota mussten sich auf die Lippen beißen, um nicht laut loszulachen. „Wirklich?“ “Wirklich! Kannst du dir vorstellen, mal mit mir auszugehen?“ “Keine Ahnung.“ “Mich bekommt man nicht so schnell. Also? Lass doch Kagome sausen und geh mit mir aus.“, Hanako flirtete auf Teufel komm raus mit ihm. Inu Yasha empfand es einfach nur als Aufdringlichkeit. Er stand auf, zog das Mädchen mit hoch und beugte sich vor zu ihrem linken Ohr: “Weißt du, ich glaube, ich bleibe eher bei Kagome.“ „Was?“, Hanako wich wutentbrannt zurück, „Warum ziehst du dieses Mauerblümchen mir vor?“ “Weil sie nicht so leicht zu haben ist.“, lachte Inu Yasha, zog nun auch Kagome auf die Beine und küsste sie erneut so leidenschaftlich, dass sich Sota verlegen wegdrehte. „Du bist so ein Arsch!“ Kagome unterbrach den Kuss: “Ohrfeige gefällig? Dein Bruder weiß, wie sehr das wehtun kann.“ Ihre Cousine schwieg und rauschte ab, ihr Bruder folgte, warf den Personen im Zimmer aber noch einen bösen Blick zu. „Du bist so cool, Inu Yasha.“, grinste Sota und klatschte mit ihm ab. „Ich weiß!“ “Wie hast du das gemacht?“ “Ich hab an unseren Freund Miroku gedacht. Da wurde es ganz leicht.“ „Ach der lüsterne Mönch. Das ist echt schlau von dir.“ „Find ich auch.“, stimmte Kagome ein und gab ihrem Hanyou einen Kuss, dann wandte sie sich an Sota, „Du, ich will morgen ein paar Geschenke durch den Brunnen schicken. Kannst du da Schmiere stehen?“ “Sicher. Weiß Mama schon davon? Und Opa?“ “Ja, sie haben auch versprochen, Tante Etsu und Onkel Masao im Haus zu halten. Ich mach mir nur Sorgen um Hanako und Haruki.“ „Ich kann mich mit diesem dämlichen Haruki gerne prügeln. Er hätte eine Abreibung verdient.“, knurrte Inu Yasha und er griff unter das Bett und zu Tessaiga. „Nein, das wirst du nicht! Keine Prügelei an Weihnachten. Vielleicht kann Mama die beiden auch zum Baumschmücken überreden. Du kannst ja auch Schmiere stehen. Musst mir nur vorher helfen, die Geschenke in den Schrein zu befördern. Reinwerfen kann ich sie alleine.“ „Alles klar.“ Sota gähnte auf. „Ich glaube, du solltest ins Bett. Es war eh ein langer Tag für uns alle.“, lächelte Kagome. „Okay. Dann gute Nacht. Hoffentlich schnarcht Opa nicht so laut.“ „Nein, glaub ich nicht. Ich hab ihn vorhin schon nach seiner Nasenklammer suchen sehen. Gute Nacht!“ „Gute Nacht, Kagome. Nacht, Inu Yasha!“, der Junge winkte kurz und verließ dann das Zimmer. Kagome und Inu Yasha räumten ihr Zimmer auf. Damit sie am Morgen nicht allzu viel Stress hatten, legten sie gleich noch die Klamotten des Hanyou für den nächsten Tag raus. Dann gingen sie ins Bad. Schlossen hinter sich ab, „Die sind ja schlimmer als mein Bruder!“, seufzte Inu Yasha und stieg zu Kagome unter die warme Dusche. „Schlimmer geht es immer.“, hauchte sie ihm entgegen. Der Hanyou grinste nur und begutachtete dann den nackten Körper seiner Gefährtin. Sanft strich er über diesen, seifte sie liebevoll ein. Immer wieder hauchte er ihr Küsse auf die zarte Haut. Kagome quittierte seine Liebkosungen mit einem leisen Aufkeuchen. Ihre Hände fuhren zärtlich über seinen Rücken, hinunter zu seinem Hintern. Sanft aber bestimmend drückte sie seine untere Körperregion an ihre. Inu Yasha reagierte schnell auf diese Art des Kuschelns und zog seine Liebste automatisch mit. Er drehte sie um, sodass sie mit dem Rücken zu ihm stand, und stellte sich dicht hinter sie. Beide genossen diesen intimen Moment in vollen Zügen. Erst nach einer guten Stunde und dem ausgiebigem Zeigen ihrer Liebe zueinander verließen sie das Bad. Leise schlichen sie, nur in ihre Handtücher gehüllt, den Flur entlang. Das ganze Haus lag schon im Dunkeln und sie wollten auf keinen Fall irgendjemanden wecken. Schon gar keinen von der Familie Fujisaki. Kagome wollte gerade die Tür öffnen, als ihr etwas Entscheidendes an Inu Yasha auffiel: “Wo ist deine Kappe?“ “Oh Mist! Die liegt noch im Bad. Warte hier, ich hol sie schnell.“ Das Mädchen nickte und der Hanyou ging schnellen Schrittes zurück. Im Bad angekommen, schaute er sich um: Seine Kappe lag auf dem Hocker neben der Wanne. Er schnappte sie sich und schloss leise die Tür hinter sich. Am anderen Ende des Flures sah er Kagome. Sie hatte das Licht in ihrem Zimmer angemacht und die Türe einen Spalt breit geöffnet. Ein schmaler Lichtstrahl fiel auf den Boden im Flur. Inu Yasha konnte ihren Schatten sehen. „Komm schon Inu Yasha, ich will ins Bett.“ “So müde?“, rief er leise zurück. „Ja schon. Du warst eben so fordernd, da ist mir alle Kraft entwichen.“, kicherte das Mädchen leise. „Hab ich gemerkt.“ Er stand vor ihr und wollte ihr gerade einen Kuss auf die Lippen hauchen, als seine Ohren zuckten. Er konnte ein Knarren hören und fuhr herum. „Was ist?“ “Ich dachte, ich hätte was gehört. Hab mich wohl geirrt.“, er zuckte mit den Schultern, gab Kagome einen Kuss. Leise verschwanden beide in ihrem Zimmer und schlossen ab. Am Ende des Ganges stand Haruki. Er wollte eigentlich nur noch mal kurz ins Bad. Doch nun stand er da wie angewurzelt. Ihm war Inu Yasha schon von Anfang seltsam vorgekommen. Doch bis jetzt kannte er solche Gestalten nur aus den Büchern, die sie im Literaturunterricht durchnahmen. Konnte es wirklich sein? Hatte er da gerade Hundeohren bei Kagomes Verlobten gesehen? Der Junge schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Wahrscheinlich spielten ihm seine Augen nur einen Streich. Die Fahrt von Nara nach Tokio war lang gewesen. Zweimal standen sie im Stau. Und jetzt musste er sich die nächsten Tage auch noch das Zimmer mit seiner Schwester teilen. Haruki zog den Schluss, dass er einfach ins Bett gehen und schlafen sollte. Innerlich nickte er sich zu und verschwand dann wieder in Sotas Zimmer. Am nächsten Tag war Frau Higurashi schon früh auf den Beinen. Durch den Besuch der Verwandtschaft waren noch mehr Menschen zu bewirten. Dabei aß Inu Yasha alleine schon für mindestens zehn Personen. Alleine! Eigentlich machte Kagomes Mutter diese Mehrarbeit auch nichts aus. Wäre da nicht Etsu gewesen, die zu allem, was Frau Higurashi tat, ihren Senf dazu geben musste. Permanent mischte sie sich ein. „Hach!“ „Was hast du denn? Soll ich dir was abnehmen?“, fragte Etsu sofort nach. “Nein, nein. Es geht schon. Aber vielleicht könntest du die Zwiebeln dahinten klein schneiden. In ganz feine Würfel bitte.“, die Herrin des Hauses setzte ein honigsüßes Lächeln auf und Etsu nickte sofort freudestrahlend und widmete sich ganz der ihr gestellten Aufgabe. Kagomes Mutter seufzte innerlich laut auf. Am liebsten hätte sie die Tante aus der Küche geworfen. Doch sie und ihr Vater hatten Kagome versprochen, die beiden abzulenken, während sie zusammen mit Sota und Inu Yasha die Geschenke zum Schrein und durch den Brunnen ins Mittelalter schicken wollte. Aus dem Wohnzimmer drang herzhaftes Lachen zu ihr herüber: Der Großvater hatte es sich zusammen mit Masao zur Aufgabe gemacht, den Weihnachtsbaum aufzustellen. Anscheinend hatten sie jede Menge Spaß dabei. „Ich glaube, der ist schief gewachsen.“, konnte sie Masaos Stimme vernehmen. „Meinst du?“ „Also wir versuchen seit sicherlich einer halben Stunde den Baum gerade hinzustellen. Doch er kippt immer wieder nach links.“ “Hm, also wenn du mich fragst, hat nicht der Baum einen Knick im Stamm sondern du einen in der Optik.“, lachte der alte Mann laut auf und Masao stimmte mit ein. Frau Higurashi lächelte, drehte sich dann zu Etsu. Sie war voll und ganz mit den Zwiebeln beschäftigt und versuchte tapfer zu sein und dabei nicht in Tränen auszubrechen. ‚Hoffentlich schaffen es dir drei unbemerkt mit den Geschenken zu sein.’, dachte sie sich im Stillen und rührte die Sauce im Topf um. Vergeblich hatten sie versucht, Haruki und Hanako dazu zu überreden, den Baum mit zu schmücken. Doch die beiden Teenager waren der festen Überzeugung, dass das Kinderkram sei und wollten lieber noch einen Bummel durch die Stadt machen. Immerhin war Tokio um einiges größer als Nara. Und in Hanakos Augen auch viel moderner. Also zogen die beiden von dannen und Kagome nutzte die Chance für die Geschenke. „Beeilt euch!“, drängte Sota seine Schwester und den Hanyou, „Wie viel ist das denn?“ „Eh nur eines für jeden! Inu Yasha, gib mir das Armband!“ Kagome und Inu Yasha hockten vor dem Brunnen im Schrein, während Sota oben an der Treppe stand und abwechselnd zu ihnen und hinaus zur Tür schaute, um sicher zu gehen, dass keiner kam. Der Hanyou reichte gerade Kagome das Armband, als Sota laut quietschte. „Au, meine Ohren.“, maulte Inu Yasha und legte seine Hände auf das Kopftuch, was seine Ohren verbarg. „Hanako und Haruki.“ “Was?“, hastig band Kagome das Armband an den Leinensack mit den Geschenken für ihre Freunde, „Los Inu Yasha, schnell! Hilf mir!“ Ihr Gefährte nickte und sie wuchteten den Sack über den Brunnenrand. Zu deutlich konnten sie die Stimmen des Mädchens und des Jungen hören. „Hey Sota! Warum stehst du in dem alten Schrein? Spielt ihr Verstecken? Würde ja zu euren altmodischen Spielen passen!“, lachte Haruki laut auf. „Ähm, nein. Ich hab nur Buyo gesucht.“, stotterte Sota und versuchte so unauffällig wie möglich zu wirken. „Den fetten Kater? Das der nicht schon geplatzt ist!“ Aus dem Schrein kam ein leises Fluchen. Erschrocken drehte sich Sota um und sah, dass Inu Yasha nicht mehr da war. „Was ist da los?“, ertönte Hanakos Stimme und sie und ihr Bruder standen in wenigen Sekunden an der Tür zum Schrein. „Nichts!“, rief Sota, „Alles okay.“ “Aber das war doch der Verlobte von Kagome, der da so geflucht hat.“, Hanako schaute ihren Cousin misstrauisch an, versuchte sich an ihm vorbei zu schieben. Und sein Bruder tat es ihr gleich. Doch viel konnten sie nicht erkennen. Sie sahen nur Kagome, die sich über einen alten Brunnen beugte. „Kagome! Wo ist dein Kerl? Ich hab ihn doch eben gehört.“ Das Mädchen fuhr herum. Unmöglich konnte sie ihnen erklären, dass Inu Yasha gestolpert und den Geschenken hinterher gefallen war. Mitten ins Mittelalter. Doch das war auch nicht nötig. Kaum eine Sekunde später erleuchtete ein helles lila Licht den Schrein für wenige Augenblicke und der Hanyou tauchte, erneut fluchend, wieder auf. „Scheiße, drüben liegt noch mehr Schnee als bei unserer Abreise.“, rief er, stieg über den Brunnenrand und verharrte reglos. Vor ihm stand Kagomes Verwandtschaft und schaute ihn seltsam an. „Wo liegt Schnee?“ „Was?“ “Du hast gesagt, drüben liegt noch mehr Schnee. Was meinst du damit?“, fragte Haruki noch einmal nach. „Ich glaube, du hast dich da verhört.“, versuchte Inu Yasha sich aus der Situation zu winden, „Ich hab gesagt ‚Ich brauche einen Tee!’. Mir ist echt kalt. Kagome komm, gehen wir.“ Er nahm das Mädchen bei der Hand und schob sich mit ihr zusammen an den beiden vorbei und zu Sota hin, der mucksmäuschenstill in der Tür stand. Schnell waren sie aus dem Schrein heraus, dicht gefolgt von den beiden Teenagern aus Nara. „Inu Yasha! Warte!“, rief im Haruki hinterher. „Was denn?“ „Ich weiß genau, dass ich mich nicht verhört habe. Stimmt doch, oder Hanako?“ Das Mädchen neben ihm nickte zustimmend. „Also, wo warst du? Was habt ihr da alle im Schrein gemacht?“ “Nichts!“, sagten der Hanyou, die Miko und Sota wie aus der Pistole geschossen. Die beiden Parteien standen sich gegenüber. Die Luft war zum Zerreisen gespannt. Keiner rührte sich. Familie Higurashi musste das Geheimnis um den Schrein samt Brunnen unbedingt wahren. Nicht einmal die Verwandtschaft durfte davon erfahren. Keiner. Würde herauskommen, was Kagome da tat, dass sie durch die Zeit reisen konnte, wäre es vorbei. Würde man erkennen, dass Inu Yasha ein Hanyou war, wäre er seines Lebens nicht mehr sicher gewesen. Doch Haruki ließ nicht locker: “Jetzt spuckt es schon aus. Sonst such ich selber da drin nach eurem Geheimnis.“ Keiner sagte etwas. Inu Yasha schaute zu Kagome. Beide wussten, dass er so oder so dort nichts finden würde. Nur die beiden konnten den Brunnen nutzen. Warum auch immer. Doch trotzdem wollten sie das Risiko nicht eingehen. Kagome kannte ihren Cousin gut genug, als das er nicht eher aufgeben würde, bis er was gefunden hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dabei sogar den Brunnen beschädigen würde, war sehr hoch. „Inu Yasha. Wir müssen sie davon abbringen.“, flüsterte sie. „Und wie?“ “Keine Ahnung.“ „Hier!“, Sota trat von hinten an die beiden heran. Inu Yasha drehte sich um und schaute erstaunt, als er sah, was Kagomes kleiner Bruder in den Händen hielt: Tessaiga. „Wo hast du das her?“ „Ich dachte, es könnte ganz nützlich sein. Ich hab es vorhin geholt und hinter dem alten heiligen Baum versteckt. Lasst sie in den Schrein gehen. Dann kommen wir hinterher, und du machst den Rest!“, grinste er. „Den Rest? Sota ich kann sie nicht töten.“ “Sollst du auch nicht. Aber ich nehme an, Tessaiga wird uns beschützen. Sie sind doch gerade die bösen und wollen euer Geheimnis wissen. Also, was hast du zu verlieren?“ Der Hanyou schaute Kagome an, die nur nickte. Es stimmte, was Sota da sagte. Was hatten sie schon zu verlieren? Am Ende würde niemand Haruki und Hanako glauben, wenn sie es erzählen würden. „Was tuschelt ihr da?“, rief Hanako ihnen zu. „Nichts! Aber bitte, geht nur im Schrein nachschauen.“, bot ihnen Kagome lächelnd an. Das ließen sich die Geschwister nicht zweimal sagen und stürmten los. Der Junge riss die Tür auf und seine Schwester rannte fast in ihn hinein. Beide durchforsteten den Raum, doch sie fanden nichts. Wo kam das Licht her? Wo war Inu Yasha hergekommen? „Wo habt ihr es versteckt?“, rief Haruki barsch, doch alles was er bekam, war ein Türknallen. Erschrocken fuhren er und Hanako herum. Oben an der jetzt geschlossenen Türe standen Kagome und Inu Yasha. Sota war draußen geblieben, um erneut und diesmal erfolgreicher Schmiere zu stehen. „Was soll das Spielchen? Wollt ihr uns Angst machen?“, Harukis Stimme bebte vor Wut. „Kagome, ich lasse dir den Vortritt.“, grinste der Hanyou seine Gefährtin an und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, trat dann einen Schritt zur Seite. „Danke!“, sie lächelte. Dann konzentrierte sie sich und der Hanyou spürte als Erster, wie sich ihre Aura veränderte. Doch auch ihrer Cousine und ihrem Cousin entging es nicht. Zwar spürten sie die Aura nicht direkt, doch Kagome flösste ihnen Angst ein. Obwohl sie nichts tat. Sie stand einfach nur da und schaute sie ernst an. „Kagome, lass das!“, quiekte Hanako und versteckte sich etwas hinter ihrem großen Bruder. „Ist das euer großartiges Geheimnis?“, tönte ihr Bruder und versuchte mutig dabei zu klingen, „Das du ernst schauen und Hanako erschrecken kannst? Das ist doch lachhaft. Geh zur Seite.“ Er zog Hanako mit sich und wollte an Kagome vorbei die Stufen hinauf. „Ihr geht nirgends wohin, bevor wir hier nicht etwas geklärt haben!“ Inu Yasha stand vor ihm. „Spiel dich nicht so auf. Sonst prügle ich dich windelweich.“ Inu Yashas Augen leuchteten für Sekunden rot auf, die beiden Menschen vor ihm wichen zurück: “Du willst dich mit mir prügeln? Das ich nicht lache! Du kleiner Hosenscheißer wirst mir jetzt mal genau zu hören: Du und deine Schwester, ihr beide verschwindet aus dem Schrein. Wenn ich euch noch einmal auch nur in der Nähe davon sehe…“ “Dann was? Haust du mich dem Plastikschwert da?“, unsanft trat Haruki mit dem Fuß gegen Tessaiga, dass Inu Yasha in der linken Hand hielt. Das reichte dem Hanyou. Keiner sprach so über sein Schwert. Er knurrt laut. Seine Fangzähne blitzten auf. Seine Ohren zuckten unter dem ohnehin mittlerweile schief sitzenden Kopftuch, sodass es runter rutschte und die Ohren ganz freilegte. Hanako und ihr Bruder konnten nicht viel erkennen. Doch die Ohren und die Zähne sahen sie nur zu genau. Doch damit nicht genug. Sie hatten den Hanyou so sehr gereizt, dass er nun auch Tessaiga zog und es sich in seiner ganzen Pracht zeigte. Wie versteinert standen Kagomes Cousin und ihre Cousine vor ihnen. Im Gedanken bestätigte sich Harukis Vermutung. Wie konnte das sein? So etwas gab es nur in Büchern. Schlechte Märchen. „Was bist du?“, entfuhr es dem Jungen. „Inu Yasha, Sohn des Inu no Taisho und der Fürstentochter Izayoi.“, grinste dieser ihn an, „Und du hast dich gerade mit dem Falschen angelegt.“ „Du spinnst doch. Inu no Taisho. Wer soll das sein?“ “Inu Yashas Vater war der Hundefürst des Westens.“, erklärte Kagome geduldig. „Bitte was? Ein Hundefürst?“, lachte Hanako auf, „So was dämliches hab ich ja noch nie gehört.“ „Dann ist es ja gut, wenn ihr darüber kein Wort verliert.“, knurrte Inu Yasha. „Warum nicht?“, fragte Haruki weiter angriffslustig. Doch statt einer Antwort bekam er nur die Klinge Tessaigas an den Hals gehalten. „Weil ich sonst sehr böse werde. Und glaub mir, dann kann ich mein Yokaiblut nur schwer unter Kontrolle halten.“, Inu Yashas Augen blitzten bei diesem Satz erneut rot auf. Hanako und Haruki wussten, dass Kagomes Verlobter die Wahrheit sagte. Er war tatsächlich kein einfacher Mensch und allein die Ohren an seinem Kopf und das riesige Schwert bezeugten das nur allzu gut. „Also was ist?“ „Nur wenn ihr uns sagt, wo Inu Yasha eben war.“, versuchte es Haruki nochmals. „Ihr habt, denke ich, nicht das Recht Forderungen zu stellen.“, rief ihm seine Cousine zu, „Geht einfach hinaus. Ins Haus. Und noch wichtiger: Haltet eure Klappen!“ Haruki schnaubte verächtlich. So leicht würde er seine Cousine und ihren durchgeknallten Cosplay-Verlobten nicht davon kommen lassen. Er würde sich noch einen Plan zurecht legen, wie er sich für diesen Umgang mit seiner Person rächen würde. Das schwor er sich. Kaum traten alle hinaus in den Hof, verschwand Kagomes Aura und Inu Yasha band sich augenblicklich sein Tuch wieder über die Ohren, steckte Tessaiga zurück in die Schwertscheide. „Dann sollten wir jetzt alle reingehen und essen. Und heute Nachmittag gibt es Geschenke!“, grinste Kagome und lief mit ihrem Hanyou und dem kleinen Bruder hinter ihrer Verwandtschaft her. Dieses eine Mal waren sie noch davon gekommen, dass wusste die junge Miko. Doch es lagen noch zwei volle Tage vor ihnen, bevor Familie Fujisaki wieder nach Nara verschwinden würde. Kapitel 2: Ein Tag an dem man geben sollte ------------------------------------------ Die Gruppe rund um den Dai-Yokai Sesshomaru hatte nach dem Aufeinandertreffen mit Inu Yasha und Miroku tatsächlich deren Rat befolgt, und war in die ihnen angezeigte Richtung zu einer alten Jagdhütte marschiert. Sesshomaru hatte Rin auf Ah-Uhn gesetzt und eine Decke um sie gelegt, damit sie nicht mehr allzu sehr zitterte. Dann nahm er dessen Zügel und ging so vorne weg, während Kohaku und Jaken hinterher liefen. Innerlich widerstrebe es dem Yokai, einen Rat anzunehmen. Dazu auch noch von einem Freund seines verfluchten Halbbruders Inu Yasha. Doch als er das kleine Mädchen Rin vor Kälte zittern sah, wusste er, dass er sie nur so vor der eisigen Kälte und dem meterhohen Schnee würde schützen können. Das war das Einzige, was zählte. Der junge Dämonenjäger und sein Diener waren ihm relativ egal dabei. Aber nicht Rin. Rin war wertvoll. Auch wenn er das niemals zugegeben hätte. Lieber setzte er starrsinnig seinen Weg fort. Schnellstmöglich wollte er die Hütte erreichen. Der Kappa schnaufte hinter ihm her. Er hatte Mühe mit seinem Meister Schritt zu halten. Viel zu kurz waren seine Beine. Am liebsten hätte er sich zu Rin dazu gesetzt. Doch er durfte es nicht wagen. Sesshomaru hätte ihn augenblicklich in den nächsten Schneehaufen am Wegesrand befördert. „Hey, Jaken-sama!“ Der Genannte schaute auf. „Soll ich dich tragen?“ “Was bildest du Rotzgöre dir eigentlich ein? Ich bin nicht so ein verweichlichter Mensch wie du. Mir macht der Schnee nichts aus.“ „Dann nicht!“, meinte Kohaku ruhig und beschleunigte seine Schritte ein wenig, um zu dem Dai-Yokai aufzuschließen. „Jaken!“ „Ja, Sesshomaru-sama?“ “Trödel nicht so!“ Jaken durchfuhr es wie ein Blitz und so schnell ihn seine schon halb abgefrorenen Beinchen noch trugen, rannte er nach vorne. Seine Lungen taten weh, als er dabei hastig die eisige Luft einatmete. Doch er ignorierte es. Wie so viele Schmerzen die er stoisch für seinen Meister ertrug. „Das war sehr nett von dir, Kohaku-kun, dass du ihm das angeboten hast.“, lächelte Rin den Jungen an. „Hm.“ “Aber wenn er nicht mag, dann ist das eben so. Er kann ziemlich bockig sein, weißt du?“ “Das ist mir auch schon aufgefallen.“, kicherte Kohaku zurück. „Wie ein kleines…“ Weiter kam Rin nicht. Sesshomaru hatte sich zu ihr gedreht: “Seid still ihr beiden. Ihr solltet diese frostige Luft nicht einatmen. Sie tut euch nicht gut.“ Beide Kinder nickten ernst und für den Rest ihres Weges setzten sie alle ihre Reise schweigend fort. Die Wintertage waren kurz, die Nächte umso länger. Das wussten sie alle. „Wenn ihr nicht erfrieren wollt, solltet ihr euch Feuerholz für die Feuerstelle hier suchen. Und beeilt euch. Bald wird es dunkel sein. Ich werde nicht nach euch suchen.“, sprach Sesshomaru mit einem kühlen Unterton in der Stimme. Ihm machte die Kälte nicht allzu viel aus. Auch wenn er nicht gerade behaupten konnte, dass es kuschelig warm war. Aber seine natürliche Körpertemperatur war um einiges höher als die von Menschen. Doch Kohaku und Rin würden in der kalten Hütte entweder die Nacht nicht überstehen oder die nächsten Tage schwer krank werden. Langsam ließ er sich in einer Ecke der Hütte zu Boden sinken. „Komm Kohaku-kun, lass uns schnell Holz suchen gehen.“, rief Rin und eilte zum Eingang der Hütte. Der Junge folgte ihr nickend. „Rin!“ „Ja, Sesshomaru-sama?“ „Du bleibst hier. Jaken wird Kohaku begleiten.“ Der Kappa sprang auf: “Aber warum denn? Ich brauche kein Holz! Kein Feuer!“ Sesshomaru blickte mit einem wütenden Funkeln in den Augen zu ihm. Jaken erstarrte auf der Stelle. „Wir beeilen uns, Sesshomaru-sama!“, sprach Kohaku stattdessen und zog Jaken mit sich. Nur wenige Sekunden später steckte er den Kopf noch einmal hinein: “Ähm, darf Ah-Uhn mit rein? Er steht hier draußen und zittert am ganzen Leib.“ Das Mädchen schaute zwischen dem Dai-Yokai und ihrem neu gewonnenen Freund hin und her: “Oh bitte. Ja! Ihm ist sicher ganz kalt. Und die Hütte ist groß genug. Bitte, Sesshomaru-sama.“ Der Yokai schaute zu ihr. Wieder einmal konnte er dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen keinen Wunsch abschlagen. Wie schon so oft nicht. Rin hielt seinem Blick stand und auf ihrem Gesicht machte sich einen Strahlen breit. Sie konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch. „Danke!“, rief sie. „Schon gut. Kohaku, nehmt Ah-Uhn zum Feuerholz sammeln und bringt ihn anschließend mit herein.“ Der junge Dämonenjäger nickte lächelnd und verschwand dann gänzlich aus dem Sichtfeld von Rin und Sesshomaru. Kohaku und Jaken stapften zusammen mit Ah-Uhn durch den Schnee, der sich geradezu im Wald aufgetürmt hatte. Der Reitdrache hatte schon zwei Bündel mit dicken Ästen und Zweigen auf seinem Rücken, denn der Kappa und der Junge waren sich schnell einig geworden, so viel Holz wie nur möglich zu sammeln, um in den nächsten Tagen nicht noch einmal in die Kälte hinaus zu müssen. So hatten sie es auch mit der Nahrung gehandhabt, weshalb sich neben den Holzbündeln noch ein totes Wildschwein und ein Hirsch auf Ah-Uhns Rücken befanden. Verhungern und erfrieren würden sie also keineswegs. „Es war sehr nett von Sesshomaru-sama Rin nicht noch mal in die Kälte zu schicken.“, meinte Kohaku eine Weile später, als sie sich auf dem Rückweg befanden. „Pf.“ „Was hast du, Jaken? Bist du etwa deswegen beleidigt?“ “Beleidigt? Ich?“ “Ja!?“ Doch Jaken antwortete nicht. “Sie bedeutet ihm viel.“ Jaken blieb stehen: “Zu viel, wenn du mich fragst.“ “Wie meinst du das?“, auch Kohaku war nun stehen geblieben und schaute ihn fragend und neugierig zu gleich an. Ihm war es nicht entgangen, dass Rin etwas Besonderes für den mächtigen Dai-Yokai war. Sie war vielleicht sogar sein Schwachpunkt. Auch wenn es das Mädchen selber nicht wusste. „Seit er sie damals mit seinem Schwert Tensaiga wieder zum Leben erweckte, hütet er sie wie einen kostbaren Schatz. Wie seinen Augapfel.“ “Aber warum?“ „Ich weiß es nicht. Aber irgendetwas scheint von ihr auszugehen, was sein doch ansonsten so hartes Herz berührt. Dabei hasst er die Menschen. Sogar seinen Vater hasst er dafür.“ “Wofür?“ Die beiden waren wieder langsam weitergegangen. „Sein Vater verließ seine Familie, nachdem er sich in eine menschliche Fürstentochter verliebt hatte. In Izayoi. Inu Yashas Mutter. Für sie setzte er alles aufs Spiel. Sogar sein Leben. Sesshomaru-sama konnte ihm das bis heute nicht verzeihen.“ “Kann er Inu Yasha deswegen nicht leiden?“ “Ja, unter anderem. Für ihn trägt Inu Yasha die Schuld an Inu no Taishos Tod. Aber nun entwickelt er anscheinend auch so etwas wie Gefühle für Menschen. Erst nimmt er Rin bei uns auf. Und nun auch dich.“ “Aber das spricht doch für ihn.“ „Wie man es nimmt, nicht wahr? In meinen Augen ist Rin sein Schwachpunkt und seine größte Stärke zu gleich. Ich will nicht wissen, was passiert, würde Rin beim Kampf gegen Naraku etwas Schlimmes zustoßen.“, Jaken schüttelte sich bei dem Gedanken, „Ich glaube, mein Meister würde Amok laufen. Dich wollte er damals schließlich auch fast umbringen, als du versucht hast, Rin nach ihrer Entführung durch Kagura zu töten.“ “Ja, ich erinnere mich. Du, Jaken. Was werdet ihr tun, wenn der Kampf gegen Naraku vorbei ist?“ “Ich nehme an, wir werden auf Sesshomaru-samas Anwesen in den westlichen Ländereien zurückkehren.“ “Und was wird aus Rin?“ “Eine schwierige Frage. Vielleicht lässt er sie auch in einem Dorf zurück.“, überlegte der Kappa laut. „Aber Rin mag das Dorfleben nicht mehr so sonderlich.“ “Das weiß ich auch, du Dummkopf. Ich denke, dass er sie auch mitnehmen könnte.“ “Als Dienerin?“, staunte Kohaku. „Was? Nein! Sicher nicht als Dienerin.“ “Aber als was dann?“ “Hör mal, Kohaku. Das was ich dir jetzt sage, sagst du keinem anderen!“ “Ja, gut!“ “Sesshomaru-sama wird sie auf seinem Anwesen aufwachsen lassen, also wenn er sie wirklich dahin mitnehmen sollte. Und so wie er sich jetzt schon zu ihr verhält, sollte es keinen wundern, wenn er sie eines Tages zu seiner offiziellen Gefährtin macht. Aber kein Ton darüber.“ „Sicher. Kein Ton.“ Sie sprachen nicht weiter darüber, aber jeder hing so seinen Gedanken nach. Jaken hatte schon lange überlegt, wie es weitergehen würde, wenn der Kampf gegen Naraku vorüber wäre. Zu lange schon sah er, wie sein Herr und Meister das Mädchen ansah. Noch lag etwas Väterliches in den Augen des mächtigen Dai-Yokai. Doch Rin würde eines Tages zu einer jungen und sicherlich sehr attraktiven Frau herangewachsen sein. Und warum sollte sich Sesshomaru deren Anziehungskraft widersetzen sollen? Schließlich war er auch nur ein Mann. Der Kappa wusste, dass es Sesshomaru eigentlich widerstrebte, mit Menschen zusammen zu sein. Doch ihm war schon jetzt klar, worauf das in einigen Jahren wahrscheinlich hinaus laufen würde: Sein Meister würde seine ganzen Prinzipen darüber einfach über Bord werfen und Rin zur Gefährtin nehmen. Sie kannte ihn jetzt schon besser als Jaken ihn. Das Vertrauen, was sie sich gegenseitig entgegen brachten, war sehr tief und ehrlich. Im Gegensatz zu dem Verhältnis von ihm, Jaken, und Sesshomaru. Und dabei waren er und Sesshomaru schon wesentlich länger zusammen unterwegs. Er lächelte ein wenig bei dem Gedanken. ‚Welch eigenartige Charaktereigenschaft er doch von seinem Vater geerbt hat.’, dachte er im Stillen, während er weiter vorwärts gen Hütte ging. Auch Kohaku dachte weiter darüber nach. Er konnte sich, jetzt da er sich wieder an alles erinnerte, die Lehrstunden bei seinem verstorbenen Vater zurück ins Gedächtnis rufen. Er hatte ihm damals erklärt, was es bei Yokai bedeutete, sich eine Gefährtin oder einen Gefährten zu nehmen. Es war wie die Ehe zwischen zwei Menschen. Nur hatte es bei den Yokai noch mit dem Geruch zu tun. Und Kohaku war nicht dumm. Er wusste, wie sich der Geruch übertrug. Der Junge versuchte sich vorzustellen, wie sich Rin eines Tages Sesshomaru hingeben würde. Und an sich war der Gedanke nicht zu abwegig. Schon jetzt konnte jeder sehen, wie viel ihr Sesshomaru bedeutete. Kein Wunder: Immerhin hatte er sie wieder belebt. Und auch bei dem Dai-Yokai konnte man Gefühlsregungen sehen, die er nur Rin zeigte. Sorge, Trauer und Angst. All das zeigte er nur dem kleinen Mädchen. Kohaku wusste, dass es eines Tages dazu kommen würde. Auch wenn sich Sesshomaru und Rin noch nicht dessen bewusst waren. Jaken und Kohaku überlegten noch längere Zeit hin und her, bis sie endlich die Hütte erreicht hatten und zusammen mit Ah-Uhn eintraten. Freudig wurden sie von Rin begrüßt, die ihnen Decken um die Schultern legte, die sie im hinteren Teil der Hütte gefunden hatte. Ah-Uhn strich sie über den Kopf und machte sich dann daran, ihn von seinem Gepäck zu befreien. Ungeschickt wie sie war, drohte ihr kurze Zeit später das tote Wild auf den Kopf zu fallen. Doch Sesshomaru sah das Unheil kommen und war in Windeseile bei ihr und nahm ihr alles ab. „Dummes Ding. Pass doch auf!“, murmelte er, als er sie am Kragen hatte. Sie baumelte vor ihm und grinste ihn schief an: “Entschuldigung!“ Der Yokai setzte sie ab und verschwand in seiner Ecke. Jaken und Kohaku schauten sich nur viel sagend an und halfen dann Rin beim Feuerschüren und den Vorbereitungen für das Essen. Der nächste Tag verlief mehr als nur friedlich. Am Morgen kam ein leichtes Schneetreiben auf, das sich sehr schnell in einen Sturm verwandelte. Sesshomaru wies seinen Diener Jaken und den Jungen Kohaku dazu an, die Bambusmatte am Türrahmen fest zu stecken. Wie, war ihm egal. Hauptsache der Wind blies nicht mehr ungehindert hinein. Am Abend lag der Schnee dann schon über einen Meter hoch und der Dai-Yokai war jetzt doch ein wenig froh, dass sie diese Hütte gefunden hatten. Er stocherte in der Feuerstelle rum, legte einige Holzscheite nach. Um ihn herum schliefen alle. Es war mucksmäuschenstill im Raum. Nur schwach konnte man noch den Wind vernehmen, der nun nicht mehr widerstandslos durch die Bambusmatte blies. Jaken und Kohaku hatten es tatsächlich geschafft, sie zu fixieren. Sesshomaru sah sich um: In der einen Ecke hatte sich Kohaku gegen Ah-Uhn gelehnt, in eine Decke gerollt und schlief, der Drache ebenso. Sein Diener Jaken saß in der anderen Ecke des Raumes. Rin hatte dem Kappa ebenfalls eine Decke gegeben. Auch wenn dieser behauptete, er bräuchte sie gar nicht. Am Ende war er doch über die Fürsorglichkeit des Mädchens froh gewesen. Nun hockte er da, seinen Kopfstab umschlungen in den Armen und schnarchte leise. Der Blick des Yokai glitt weiter und wieder zurück zur Feuerstelle. Gegenüber von ihm lag Rin in Decken gehüllt. Sie war kurz nach dem Essen am Feuer eingeschlafen. Doch erst nachdem auch die anderen in ihren Ecken weggenickt waren, wagte es Sesshomaru, sie zu zudecken. Vorher waren ihm zu viele Beobachter dabei gewesen. Still beobachtete er sie. Und seinem feinen Gehör entging ihr leises Flehen im Traum nicht. ‚Sie hat einen Albtraum.’, dachte er sich im Stillen, bevor er sich geschmeidig erhob und zu ihr herüber ging. Er lauschte ihrer Stimme. „Mama. Papa.“ Sie träumte von ihrem alten Leben. Von ihren Eltern. „Nein. Lasst das. Ihr tut mir weh.“ Sesshomarus Blick verfinsterte sich ein wenig. „Sesshomaru-sama. Hilf mir!“ Bei ihrem letzten Satz kullerte eine kleine Träne aus ihrem Augenwinkel und bahnte sich ihren Weg über die Wange. Vorsichtig streckte Sesshomaru einen Finger danach aus, fing die Träne auf. Sie weinte doch nicht etwa wegen ihm? Warum nur? Innerlich tobte in ihm ein Kampf. Einerseits wollte er nicht, dass sie wegen ihm weinte. Doch andererseits wollte er kein Mitleid für sie empfinden. Sie war doch nur ein Mensch. „Nur ein Mensch.“, leise sprach er die Worte aus. Kaum hörbar. Doch Rin erwachte trotzdem, schaute ihn mit ihren großen braunen Augen an. „Sesshomaru-sama.“ “Pscht. Alles gut. Du hast nur schlecht geträumt.“ Das Mädchen blinzelte ihn an, streckte sich und setzte sich dann auf. Sie schaute sich um, doch außer ihr und Sesshomaru schliefen alle tief und fest. Von Jaken war ein lautes Schnarchen zu hören. „Schlaf jetzt weiter.“, der Dai-Yokai wandte sich wieder ab. „Ich hab aber Angst.“, Rin zog die Knie zur Brust und umschlang sie mit ihren Armen. Sie wiegte sich sitzend hin und her. Sie wollte nicht wieder schlafen. Nicht wieder diese schrecklichen Bilder sehen. Doch sie würde es kaum verhindern können. Lieber blieb sie wach. Sesshomaru roch ihre Angst. Etwas, was er nicht allzu oft bei ihr sah und bemerkte. Meistens war sie fröhlich und ausgeglichen. Doch anscheinend hatte sie der Albtraum ziemlich verschreckt. Rin kroch zu ihm herüber, setzte sich neben ihn an die Feuerstelle. Und kuschelte sich, zu einem leichten Entsetzen seinerseits, in sein Mokomoko. Steif blieb er neben ihr sitzen, rührte sich kein Stückchen. Er konnte spüren, wie sich leicht gegen ihn lehnte. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er sie: Sie starrte vor sich hin in das tanzende Feuer und summte dabei ein Lied. Mit offenen Augen träumte sie vor sich hin. Ihre Füße wippten im Takt der Melodie auf und ab. Das Feuerholz knisterte leise dazu. „Sesshomaru-sama?“, unterbracht sie nach einer Weile die Stille. Er antwortete nicht. So wie immer, doch sie fuhr unbeirrt fort: „Wie lange werden wir hier bleiben?“ „Ich werde morgen Kohaku ins Dorf schicken. Zusammen mit Jaken und Ah-Uhn. Er soll dir einen dickeren Kimono besorgen. Und vielleicht ein Paar Fellstiefel. Dann können wir bald wieder los, sobald sich das Wetter gebessert hat.“, die Stimme des Dai-Yokai klang kühl und streng wie immer. „Da freu ich mich.“ „Über einen neuen Kimono?“, in seiner Stimme schwang Überraschung mit. „Ich freue mich über alles, was ihr mir gebt!“, Rin blickte zu ihm auf und strahlte ihn an, „Immerhin habt ihr mich wieder zum Leben erweckt! Ich muss euch immer dankbar sein.“ Seine gold-gelben Augen schauten sie an. Von ihrer Freude war er ehrlich überrascht. Ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. Doch auch wenn er es schnell wieder zu verbergen suchte, dem Mädchen entging es nicht. Aber um ihn nicht verlegen zu machen, schaute sie wieder in das Feuer und er tat es ihr gleich. Nach einer Weile spürte der Dai-Yokai, wie der Druck von Rin auf seinen Mokomoko schwerer wurde. Er schaute hinab. Sie war eingeschlafen. Noch mehr hatte sie sich an ihn gekuschelt und ihr Atem ging tief und gleichmäßig. Sie lächelte im Schlaf. Sesshomaru fand es ungewohnt, sie so nah bei sich zu haben. Normalerweise durfte sie ihm nur auf die Pelle rücken, wenn er es wollte. Wenn sie verletzt war oder er sie retten musste. Immer nur, wenn er es sich aussuchen konnte. Nicht wie jetzt, wo er völlig unverhofft in diese Situation kam. Sie empfand keine Angst mehr. Friedlich schlief sie da neben ihm. Eigentlich wollte er sie wegschieben. Sie wieder auf ihre Matte zurücklegen, doch etwas hielt ihn zurück. Er wusste nicht was es war. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, er solle sie bei sich lassen. Unmerklich zuckte er die Schulter und wandte sich wieder dem Feuer zu. Der Morgen begann mit lautem Geschrei, was von Jaken kam. Er stand mit entgleisten Gesichtszügen da und zeigte zitternd mit seinem Kopfstab auf das Bild, das sich ihm bot: Rin lag immer noch schlummernd an Sesshomaru gelehnt da, ihre Finger hatten sein Mokomoko umschlungen. Der Dai-Yokai selbst döste mit gesenktem Kopf. Doch als der Kappa den Schrei los ließ, zuckten seine Ohren und ein bitterböser Blick legte sich auf sein Gesicht. Er ließ ein wütendes Knurren hören: „Was ist? Warum schreist du so herum?“ „Meister…Meister Sesshomaru! Schaut doch nur. Rin. Was sie macht!“ Sesshomaru schaute an sich hinab. Das Mädchen lag immer noch neben ihm, war aber gerade im Begriff aufzuwachen. Genauso wie Kohaku. Beide rieben sich verschlafen die Augen und schauten zu Jaken. „Jaken? Warum schreist du so?“, fragte Rin verschlafen und gähnte herzhaft. „Schau doch, was du machst! Wie kannst du es nur wagen, dich so an meinen Herren heran zu schleichen und ihn dann mit deiner Anwesenheit zu belästigen?“ „Was?“ „Rin hatte nur einen Albtraum. Das war alles.“ Sesshomaru erhob sich elegant wie eh und je. „Du wirst mit Kohaku zum Dorf von Inu Yasha gehen. Sag der alten Miko, dass wir einen warmen Kimono brauchen. Und ein Paar Stiefel oder irgendetwas in der Art.“ „Wofür?“, Jaken schaute missmutig drein. „Wegen Rin.“, antwortete ihm Kohaku und packte ihn an den Armen, „Komm mit!“ Der Junge hatte geahnt, dass Sesshomaru vermutlich gleich an die Decke springen würde, wenn er nicht sofort spurte. So zog er den Kappa hinaus in den Schnee und zusammen gingen sie zum Dorf. Der junge Dämonenjäger wusste, dass seine Schwester Sango dort war. Er hatte keine Ahnung, wie er ihr begegnen sollte. Hatte ein wenig Angst vor ihrer Reaktion. Aber andererseits freute er sich auch auf sie. Es war schon eine Weile her, dass sich beide gesehen hatten. Und außerdem wusste sie sowieso, dass er sich wieder erinnern konnte und mit Inu Yashas Bruder unterwegs war. Was hatte er also schon zu verlieren? Kohaku und Jaken kehrten erst Mittag zurück. „Hier bitte sehr. Der ist von Kaede-sama. Und die hier auch!“, der Junge legte Rin ein Bündel vor die Nase, welches sie langsam auspackte und wobei sich ihre Augen merklich weiteten. „Ist das alles für mich?“, stotterte sie, als sie den neuen Kimono sah, der aus dickem Baumwollstoff genäht war und dazu noch ein paar Fellstiefel und ein Fellumhang. „Ja, sie sagte, es soll sehr wärmend sein. Aber allzu lange sollten wir trotzdem nicht unterwegs sein!“ „Das ist alles so schön. Noch nie hab ich so etwas Schönes geschenkt bekommen. Danke!“, sie sprang auf und verschwand hinter Ah-Uhn, der schon wieder in seiner Ecke lag und zog sich hinter ihm um. Dann trat sie nach einigen Minuten vor ihre Reisebegleiter. „Rin, das ist echt hübsch!“, grinste Kohaku. Das Mädchen drehte sich mit ihrem weiß-roten Kimono und den Stiefeln lachend im Kreis. Den Umhang wirbelte sie herum. Sesshomaru entging es nicht, wie glücklich sie war, als sie Kohakus Hände schnappte und lachend mit ihm um das Feuer tanzte. Anscheinend freute sie sich tatsächlich über die Sachen. Sah sie als Geschenk an. Dabei war sein Gedanke dabei nur, dass sie etwas Wärmeres zum Anziehen bräuchte. Nie hätte er mit solch einer Reaktion gerechnet. „Schau mal, dass hab ich bekommen!“, Kohaku zog ein weiteres Bündel hervor. „Ist das auch ein Umhang?“, fragte Rin nach. „Ja. Sie hat mir auch einen gegeben. Als ich sagte, ich bräuchte keinen, meinte Kaede nur, dass ginge schon in Ordnung. Heute sei ein Tag, an dem man geben sollte. Ich weiß zwar nicht, was sie meinte, aber ich hab mich bedankt.“ „Jaken-sama, hast du auch etwas bekommen?“ Der Genannt schüttelte den Kopf, schaute missmutig in eine andere Richtung. „Dann koch ich dir was Gutes. Einverstanden?“ Jaken schaute wieder zu ihr. Sie lachte ihn an und er nickte. Er wusste, dass Rin ein herzensguter Mensch war. Und das sich das fast schon automatisch auf ihre Umgebung auswirkte. „Und für Euch koch ich auch etwas, Sesshomaru-sama.“ „Nicht nötig. Du weißt, dass ich…“ Sie unterbrach ihn: „Keine Widerrede. Ich koche, und wir alle essen etwas davon.“ Erschrocken über ihren Übermut schauten Kohaku, Jaken und Ah-Uhn abwechselnd zwischen ihr und dem Dai-Yokai hin und her. Keiner wagte es zu atmen. Selbst Rin wusste, was sie wohl falsch gemacht hatte, und hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund. „Entschuldigt, Sesshomaru-sama, ich wollte nicht…“, nuschelte sie und schaute demütig zu Boden. „Schon gut.“ Er wandte sich ab und ging hinaus. „Du dummes Ding! Du kannst doch so nicht mit ihm reden!“, wurde Rin von Jaken geschimpft. „Ich weiß! Aber ich wollte doch nur, dass wir alle zusammen essen.“ „Mein Herr isst nichts von Menschenhand.“ „Ich weiß!“ „Du kannst froh sein, dass du mit dem Leben davon gekommen bist.“ „Jetzt ist gut. Du hast sie geschimpft und nun sind wir wieder Freunde.“, versuchte Kohaku die Situation zu entschärfen, „Komm Rin, ich helfe dir beim Kochen!“ Einige Zeit später, die Sonne war schon wieder fast hinter dem Horizont verschwunden, saßen alle um die Feuerstelle. Nur der Dai-Yokai ließ noch auf sich warten. „Wann kommt er denn?“, fragte der junge Dämonenjäger. „Hoffentlich bald. Ich habe Hunger!“, murmelte Jaken. „Dann esst schon. Das macht doch nichts. Er wird sicher sowieso nichts von meinem Essen kosten.“ Das Mädchen ging zum Eingang, während es sich der Kappa und Kohaku schmecken ließen. Draußen schneite es schon wieder und man konnte nur mehr wenig erkennen. Sie machte sich schon ein paar Sorgen. Aber sie durfte die Hütte nicht verlassen. Das wusste sie. Sie würde sich nur verlaufen. Und am Ende würde Jaken dafür Ärger bekommen, weil er nicht auf sie aufpasste. Rin blinzelte. Sie sah verschwommen eine Gestalt auf die Hütte zu kommen. Es war unverkennbar Sesshomaru. Sie lief hinaus und ihn entgegen: „Oh Sesshomaru-sama! Zum Glück seid ihr wieder da. Wir haben uns schon Sorgen um Euch gemacht!“ Er sagte nichts, bedachte sie nur mit einem Blick und drängte sie zurück in die warme Hütte. „Wo ward ihr solange, mein Meister?“, hakte nun auch Jaken nach. „Nirgendwo. Hier Kohaku, dass ist für dich!“ Er warf dem Genannten etwas zu. Der Junge schaute auf seine Hand. Es war ein Bernstein, der an einem Lederband hing. Er schaute fragend zu Sesshomaru. „Ich traf auf deine Schwester. Sie bat mich darum, es dir zu geben. Ich weiß zwar nicht, warum, aber es interessiert mich auch nicht.“, der Dai-Yokai wandte sich ab und setzte sich an die Feuerstelle. „Es soll dich bestimmt beschützen.“, murmelte Rin. Sie war näher an Kohaku heran getreten und begutachtete den Anhänger. „Warum soll er ihn denn beschützen?“, mischte sich nun auch Jaken ein. „Na weil sein Name doch Bernstein bedeutet. Stimmt doch, Kohaku-kun?“ „Ja. Das stimmt. Aber warum heute?“ “Hat dir die alte Miko nicht gesagt, dass heute ein Tag ist, an dem man gibt? Also freu dich einfach!“, lachte ihm Rin entgegen und setzte sich dann neben Sesshomaru, „Hier, dass habe ich für euch aufgehoben.“ Sie reichte ihm eine Schüssel mit Reis und gekochtem Hirschfleisch, während er sie nur anschaute. Was bezweckte sie damit? Sie wusste doch genau, dass er keine menschliche Nahrung zu sich nahm. Schließlich zog sie nun schon lange genug mit ihm umher. Dann glitt sein Blick hinab zur Schüssel. Er musste schon zu geben, dass es gut roch. Anscheinend hatte Rin ein Talent fürs Kochen. Zögernd nahm er die Schüssel entgegen. Noch immer schaute sie ihn erwartungsvoll an. Dann nahm er einen Bissen. Es schmeckt erstaunlich gut. Jaken entglitten die Gesichtszüge: Was tat sein Herr da nur? Noch nie hatte er ihn so etwas essen gesehen. Natürlich wusste der Kappa, dass Rin ganz gut kochen konnte. Er aß ja selbst immer mit ihr zusammen. Aber das sich nun auch Sesshomaru dazu herab ließ. “Sie verändert ihn.“, grinste Kohaku leise. “Sie hat ihn verhext.“, grummelte stattdessen Jaken. „Und wenn schon!?“, der junge Dämonenjäger zuckte nur mit den Schultern und setzte sich dann Rin gegenüber. Jaken konnte es immer noch nicht glauben. Vollkommen erstarrt schaute er dem Treiben zu. Sein Herr hatte sich so verändert, seit er auf Rin gestoßen war. Wenn sie bei ihm war, war er so anders. Nicht mehr so eiskalt. Beinahe schon warmherzig und nett. Zumindest zu ihr. Was war an ihr nur so besonders? So besonders, dass er sich sogar dazu herabließ, ihr Essen zu kosten. Andererseits musste er zugeben, dass es schon wesentlich angenehmer war, jetzt mit ihm zu reisen. Und Rin beschützte ihn auch immer, wenn er, Jaken, mal etwas Falsches tat oder sagte. Das musste er ihr zu Gute schreiben. Laut seufzte er auf. „Jaken-sama, was hast du?“ “Nichts.“, er schaute kurz in ihre Richtung. Doch sie hatte sich schon wieder abgewandt, strahlte erst zu Kohaku und dann zu Sesshomaru. Und was tat sein Herr? Lächelte er gerade zurück? Ja, ja das tat er. Der Kappa war sich ganz sicher. Auch wenn es eher versteckt war, aber er lächelte. Und es war nicht das kalte Lächeln, was er kannte, wenn Sesshomaru einen Sieg errungen hatte. Im Gegenteil: Es war ein vollkommen neues Lächeln. Ein noch nie da gewesenes. Erneut seufzte er. “Jaken, was seufzt du so penetrant?“, ertönte die kalte Stimme seines Herrn. „Nichts. Nichts Sesshomaru-sama.“ “Dann komm her. Wir haben viel Spaß. Kohaku erzählt lustige Geschichten.“, vernahm er nun auch die glockenhelle Stimme von Rin. Der Kappa nickte und setzte sich zu ihnen. Und nach kurzer Zeit musste er sich eingestehen, dass es wirklich Spaß machte, Kohakus Geschichten zu lauschen. Rin lachte immer wieder herzhaft auf. Genauso wie der Junge und Ah-Uhn schnaubte von Zeit zu Zeit. Es war wirklich gemütlich. Natürlich lachte Sesshomaru nicht. Er saß einfach nur da. Und nach einer Weile duldete er es erneut, dass sich das kleine Mädchen an ihn kuschelte und langsam einschlief. Nach zwei weiteren Tagen wachte Rin frühmorgens auf. Alles um sie herum schlief noch. Nur von Sesshomaru fehlte jede Spur. Verschlafen rieb sie sich die Augen, streckte sich und stand auf. Leise, um die anderen nicht zu wecken, tapste sie zum Eingang der Hütte. Sie musste die Augen zusammenkneifen, als sie nach draußen blickte. Die Sonne schien und der immer noch meterhoch liegende Schnee blendete sie stark. Sie nahm sich ihren neuen Umhang und die Stiefel, die neben dem Eingang lagen und zog sie sich an. Dann ging sie hinaus. Der Schnee unter ihren Füßen knirschte und sie sank immer ein wenig ein. Durch die Sonne sah alles wie verzaubert aus. Einfach wunderschön. „Rin!“ „Sesshomaru-sama.“, rief sie dem Dai-Yokai entgegen, als sie ihn erblickte. Er stand einige Meter entfernt am Waldrand. Sie rannte ihm entgegen, was ihr ein wenig schwer fiel bei dem hohen Schnee. „Was machst du hier draußen?“ “Oh.“, sie kam keuchend vor ihm zum Stehen, „Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte die anderen nicht wecken. Außerdem ward ihr nicht da. Da hab ich mir Sorgen gemacht und wollte nachschauen gehen.“ Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen. Sie war wirklich eigenartig. Anscheinend mochte sie ihn tatsächlich. Ihn, einen mächtigen Dai-Yokai. Sie hatte niemals Angst vor ihm gezeigt. Nur Respekt. Sie hörte auf alles, was er ihr sagte. Er schaute auf sie hinab, sah dass sie zitterte. War ihr etwa trotz des Umhangs und der Stiefel kalt? „Rin, du zitterst.“ “Ja, ich glaube, mir ist etwas Schnee in die Stiefel gefallen, als ich zu euch gerannt bin.“ “Dummes Ding.“, sprach er streng. Dann nahm er sie auf den Arm. Rin schlang die Arme um ihn. Er ließ sie gewähren. Zusammen ließen sie ihren Blick über die verschneite Landschaft streifen. „Sesshomaru-sama?“ “Hm?“ “Wann gehen wir weiter?“ „Willst du schon wieder weiter reisen?“ “Ja, warum denn nicht? Außerdem würde das Wetter heute schon passen. Die Sonne scheint und meine Sachen sind warm genug.“ Der Dai-Yokai nickte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er sowieso schon längst aufgebrochen sein. In der Nähe des Dorfes von Inu Yasha und seinen Freunden zu sein, mochte er nicht sonderlich. Er wandte sich wieder an Rin: “Weck die anderen und packt alles zusammen. Wenn ihr euch beeilt, dann können wir schon bald aufbrechen.“ „Ja, das mach ich.“, sie ließ sich von ihm absetzen und lief den Weg zurück den sie gekommen war. Dieses Mal achtete sie jedoch darauf, nicht übermütig zu springen. Sonst hätte sie gleich wieder kalte Füße. Sesshomaru schaute ihr nach. „Sie ist wirklich seltsam.“, murmelte er zu sich selbst und wandte sich dann wieder der Landschaft zu. Und der Dai-Yokai sollte Recht behalten: Nachdem Rin ihre restlichen Reisebegleiter geweckt hatte, nahmen sie zusammen ein schnelles Frühstück ein. Das bestand allerdings lediglich aus den Resten des letzten Abendessens. „Unsere Vorräte sind fast aufgebraucht.“, meinte Rin, während sie ihren alten Kimono in einer Satteltasche von Ah-Uhn verstaute. „Ja, ich weiß. Vielleicht kann ich heute noch vor Sonnenuntergang etwas jagen gehen, wenn mich Sesshomaru-sama lässt.“, antwortete ihr Kohaku. „Bestimmt.“ Der Junge reichte ihr die ganzen Decken, die sie in der Hütte verteilt und für die Nächte genutzt hatten. Das Mädchen stopfte und stopfte. Bis sie alles verpackt hatte. Anschließend sahen sich die beiden noch einmal in der Hütte um, ob sie auch nichts vergessen hatten. Doch lediglich die frisch gelöschte Feuerstelle zeugte davon, dass noch letzte Nacht jemand hier gewesen war. „Hey ihr Zwei!“, Jakens Stimme drang von außen herein, „Seit ihr endlich soweit?“ „Fertig!“, rief Rin ihm lachend entgegen, als sie mit Kohaku hinaus trat. „Endlich. Was habt ihr solange gemacht?“ „Gepackt. Die Decken können wir gut gebrauchen. Hier!“, das Mädchen steckte ihm die vollen Satteltaschen entgegen, die ihr augenblicklich von Sesshomaru abgenommen wurde, „Danke!“ Er sagte nichts, schnürte sie nur an Ah-Uhn fest. „Los geht’s!“, sprach der Kappa bestimmt und stapfte los und durch den tiefen Schnee. „Warte.“, rief ihm Kohaku hinterher. „Was ist denn?“ “Das!“ Der Junge drehte sich noch einmal um und Jaken sah, wie sein Herr Rin auf den Drachen setzte, ihr eine Decke auf den Schoß legte und sie gleichzeitig um die Beine wickelte. „Hm.“, der Kappe seufzte schwer und setzte sich dann sogleich wieder in Bewegung, dicht gefolgt von dem Jungen. „Wenn du nicht mehr kannst, dann sag es mir, Jaken-sama.“ „Warum?“ “Mein Angebot, dass ich dich trage, gilt immer noch.“ “Danke!“, der Diener meinte es ehrlich. Zu viert plus Ah-Uhn zogen sie wieder los. Die beiden jungen Menschen waren eingehüllt in ihre neuen Fellmäntel. Jaken hatten mittlerweile hinter Rin Platz genommen und Sesshomaru sagte nichts dazu. Bis auf den Dai-Yokai scherzten alle ausgelassen rum. Der beobachtete nur leise alles. Ab und an zuckten seine Ohren, während er vorne weg ging. Er musste zugeben, dass er die letzten Tage doch genossen hatte. Ganz entgegen seiner Natur. Er mochte das Zusammensein mit seinem Anhang. Jeder hatte seine Qualitäten. Und anscheinend ergänzten sie sich alle. An einem Abhang machte er halt, drehte sich wieder um: Seine kleine Gruppe hatte sich ein wenig zurück fallen lassen. Rin führte zusammen mit Jaken eine Schneeballschlacht gegen Kohaku. Der war vollkommen mit Schnee bedeckt. Doch augenscheinlich machte es ihm nichts aus. Er lachte überschwänglich. Sesshomaru beobachtete die Szenerie. Sie schienen alle glücklich zu sein. Doch er wusste auch, dass es nicht von Dauer sein würde: Irgendwann würde der Finalkampf gegen Naraku sein. Von Jaken wusste Sesshomaru, dass er sich am Ende immer ganz gut selbst verteidigen konnte. Oder er lief schlicht und einfach wie ein Feigling davon und suchte sich ein Versteck. Rin würde er möglicherweise in die Obhut von Inu Yashas Freunden geben. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Noch mal durfte er sie einfach nicht verlieren. Ah-Uhn konnte auf sich selbst aufpassen. Nur bei Kohaku hatte der Dai-Yokai keine Ahnung. Er hatte noch immer einen Splitter des Shikon no Tama im Rücken. Nur dadurch war er noch am Leben. Was mit ihm passieren würde, wusste Sesshomaru beim besten Willen nicht. Nachdenklich schüttelte er seine silbrig-weiße Mähne. Wandte sich wieder zu seinen Begleitern: „Wir gehen!“ Alle Augen richteten sich auf ihn. „Jawohl Sesshomaru-sama.“, ertönte es ergeben von Jaken. „Wir kommen schon!“, kam es respektvoll von Kohaku. „Wartet auf uns!“, rief ihm Rin hinterher. Schnell waren sie alle bei ihm und zusammen setzten sie ihre Reise fort. Kapitel 3: Ein Tag voller Überraschungen ---------------------------------------- Sango schaute Inu Yasha und Kagome noch eine Weile nach. Sie sah, dass ihre Freundin viel mehr mit dem Schnee kämpfte als der Hanyou, um voran zu kommen. Was kein Wunder war bei der Schneemenge, die die letzten zwei Nächte vom Himmel gefallen war. Bevor ihre Freunde aufgebrochen waren hatten sie sich für den übernächsten Tag um die Mittagszeit am Knochenfressenden Brunnen verabredet. Kagome versprach für jeden von ihnen eine kleine Überraschung. Das tröstete auch Shippou ein wenig. „Sango, komm doch rein. Es ist verdammt kalt draußen und du wirst dir noch eine Erkältung zuziehen, wenn du da so ohne deinen Mantel rumstehst.“ Die Worte Mirokus drangen an das Ohr der jungen Dämonenjägerin und sie wandte sich um zur Hütte: „Dann bring sie mir doch raus. Der Schnee glitzert so schön. Ich will den Anblick noch ein bisschen genießen.“ Von drinnen war ein Rascheln zuhören und keine Minute später stand der Mönch dick eingepackt vor ihr und hielt ihr ihre Wintersachen hin. „Bitte sehr.“ „Danke!“, Sango kuschelte sich in die dicke Jacke, die ihr Kagome geschenkt hatte und schlang den Schal um ihren Hals, „Wollen wir ein Stück spazieren gehen?“ „Sicher.“, Miroku strahlte sie an und ergriff sogleich ihre Hand und zog sie fast schon mit sich. Zusammen gingen sie Händchenhaltend durch das Dorf. Die Bewohner grüßten sie, auch wenn der Anblick der zwei jungen Leute in diesen neumodischen Klamotten ungewohnt war. Doch wenigstens schien ihnen nicht kalt zu sein. „Hast du eine Ahnung, was uns Kagome bringen will?“, fragte Miroku nach einer Zeit der Stille die junge Frau neben sich. „Nein. Aber es hängt wohl mit diesem Weihnachtsfest zusammen.“ „Müssen wir ihr dann auch was schenken?“ „Ich weiß es nicht. Aber ich nehme an, es muss nicht sein. Zumindest hat sie nichts dergleichen gesagt.“ Miroku nickte und hing seinen eigenen Gedanken wieder nach. Zwar hatte er mit Inu Yasha ausgemacht, dass sie Sango nichts von dem Treffen mit Sesshomaru und in Folge dessen auch mit Kohaku erzählten, doch er wollte seiner Freundin auch nichts vormachen. Es war für ihn schon am Abend vorher schwer gewesen, zu schweigen. Vor allem da er wusste, dass Kagome den Splitter in Kohakus Rücken gespürt hatte. Der Hanyou hatte sie auch eingeweiht, aber eben auch mit der Bitte, nichts ihrer Freundin zu sagen. Sie stimmte zu. Wenn auch schweren Herzens. Aber der junge Mönch wollte sie nicht so im Ungewissen lassen. Außerdem wusste er, dass es gut möglich war, dass sich die Geschwister über den Weg laufen könnten. Und dann wäre guter Rat teuer gewesen. Also lieber sofort die Wahrheit sagen. Prompt blieb er stehen. Sango war etwas überrascht und schaute ihn verdutzt an: „Miroku, was ist? Warum bist du so plötzlich stehen geblieben?“ „Ich muss dir was sagen.“, er seufzte tief und wich ihrem bohrenden Blick aus, schaute stattdessen in die Ferne und unwissentlich in Richtung der Hütte, die er Sesshomaru und seiner Gruppe als Unterschlupf genannt hatte. „Was denn? Was hast du denn?“, leichte Sorge schwang in ihrer Stimme mit und sie befürchtete das Schlimmste, „Geht es um dein Kazaana, ist es eingerissen und vergrößert? Sag doch endlich was!“ Er spürte, wie sie ihre Hände um seinen Arm schlang. Noch einmal musste er tief Luft holen. „Inu Yasha und ich haben gestern beim Holzhacken Sesshomaru getroffen.“ „Oh.“ „Er war mit seiner Gruppe unterwegs. Kohaku war ebenfalls bei ihm.“ Die Dämonenjägerin schwieg, blickte nur zu Boden und in ihren Augen sammelten sich die Tränen. „Es geht ihm gut. Du musst dir keine Sorgen um ihn machen.“, sprach er weiter und zog sie in seine Arme, „Er sah gesund aus.“ „Das ist gut.“, weinte sie jetzt schon leise. „Scht, es ist alles gut.“ „Warum waren sie hier?“ „Sie sind auf der Durchreise gewesen und haben wegen dem Schnee einen Unterschlupf gesucht.“ „Achso.“ „Wir haben ihnen eine alte Hütte genannt, wahrscheinlich sind sie dort untergekommen.“, er schob sie wieder ein Stück von sich weg, „Willst du ihn sehen?“ „Nein.“, sie schüttelte den Kopf, „Es würde mir viel zu sehr wehtun, ihn zu sehen und ihn doch nicht bei mir zu wissen. Immerhin zieht er jetzt ja wohl mit Inu Yashas Bruder umher. Wenn er denkt, dass sei das Richtige für ihn, dann soll er das tun. Ich will und kann ihm da nicht im Wege stehen.“ „Sango.“ „Nein, ist schon in Ordnung. Es ist für ihn und mich das Beste so. Du vergisst, dass er sich wieder erinnern kann. Und ich kann mir vorstellen, dass er sich bei meinem Anblick die Schuld für alles gibt. Und wir beide, du und ich, wissen, dass es nicht so ist. Es ist allein Narakus Schuld.“ Miroku nickte nur, nahm sie erneut in die Arme und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Komm, wir sollten zurück. Die Sonne wird bald untergehen und es wird noch kälter werden.“, sprach er leise und schaute geradewegs auf den Wald. Widerwillig löste er die Umarmung und zog Sango wortlos mit sich. „Ist dir so kalt, Miroku?“, fragte sie ihn, während sie versuchte mit ihm Schritt zu halten. „Um ehrlich zu sein Ja. Ich hab das Gefühl, ich hätte Eisklumpen an den Füßen hängen. Und außerdem hab ich Hunger.“, zwar war das nur eine Notlüge, denn sein Wintermantel war so dick, dass er darunter fast schon schwitzte, aber so würden sie schneller am Dorf ankommen und nicht Kohaku über den Weg laufen. Er wollte Sango auf keinen Fall leiden sehen. Und in der Tat waren sie nach wenigen Minuten bei der Hütte von Kaede angekommen. Schnell gingen sie hinein und Miroku versperrte von Innen die Tür. „Da seid ihr ja endlich. Es wird bald dunkel und ihr treibt euch noch in der Kälte herum.“, sagte Kaede fast schon tadelnd, als sich die beiden ihrer Sachen entledigten und die Schuhe auszogen. „Tut uns leid. Wir haben wohl die Zeit vergessen.“, antwortete Sango entschuldigend und setzte sich neben Shippou und Kirara ans Feuer. „Habt wohl rumgeknutscht, was?!“, grinste sie der kleine Kizune frech an, woraufhin die junge Frau mehr als nur rot um die Nase wurde. „Und wenn schon. Bei Erwachsenendingen dürfen kleine Kinder halt nicht dabei sein.“, rief ihm Miroku zu und erntete dafür eine Backpfeife von Sango. Ihr war das Thema mehr als peinlich und um die Verlegenheit zu überspielen, rührte sie wie eine Wahnsinnige im Kessel mit der Suppe rum, die Kaede gekocht hatte. Auf keinen Fall wollte sie weiter auf das Thema eingehen. Lieber dachte sie daran, dass Kohaku sich in der Nähe aufhielt. Und dieser Gedanke gefiel ihr. Am nächsten Tag kam ein heftiger Schneesturm auf und sie konnten kaum aus der Hütte raus. Lediglich Miroku quälte sich einmal raus, um neues Holz herein zu holen, das neben Kaedes kleiner Hütte gestapelt war. Als er wieder herein kam, sah er aus wie ein Schneemann. Auf seinen Schultern und dem Kopf thronten kleine Schneehaufen, die aber rasch in der Wärme der Hütte schmolzen. „Als ob der Schnee nicht schon hoch genug liegen würde.“, fluchte er und legte das Holz neben die Tür, nahm sich jedoch einige Scheite und legte sie ins Feuer. „Wenigstens haben wir es hier drinnen schön warm.“, seufzte Shippou und malte weiter mit seinen Wachsmalstiften, die Kagome ihm mal geschenkt hatte. „Sango hat erzählt, dass du und Inu Yasha Sesshomaru getroffen habt.“, meinte Kaede. „Ja. Sie waren auf der Durchreise.“ „Kohaku war bei ihm?“ „Ja. Er und das kleine Menschenmädchen. Wie hieß sie doch gleich? Rin.“ „Komisch, dass ausgerechnet Sesshomaru nun schon mit zwei Menschen durch die Gegend zieht. Er hasst sie doch eigentlich.“ „Ja, das ist seltsam. Aber ich glaube, dass Rin ihn verändert hat. Und Kohaku geht es dort auch gut.“ „Meinst du, sie sind schon weitergezogen?“, unterbrach Sango das Gespräch und schaute Miroku an. „Ich glaube kaum. Selbst Sesshomaru wird bei dem Wetter Rücksicht auf seine Begleiter nehmen. Also zumindest auf Rin.“, murmelte Miroku. „Das ist gut.“ Alle sahen zu Sango, doch die starrte nur ins Feuer. Sie wollte ihren Bruder schon gerne wiedersehen. Aber bei dem Sturm war kein Durchkommen und sie wollte ihn nicht noch verunsichern, indem sie plötzlich bei ihm auftauchte. Ganz zu schweigen von der Reaktion des Dai-Yokai. Sie seufzte. Der Tag wurde lang und jeder hing seinen Gedanken nach. Allen voran Sango. Shippou war am Morgen als erster wach. Aufgeregt weckte er die anderen und trieb sie an, sich beim Frühstück zu beeilen. Schließlich war heute der Tag, an dem Kagome ihnen etwas bringen wollte. So kam es, dass alle um den Kizune herum ihr Essen mehr oder weniger im Ganzen hinunter schlangen. „Jetzt beeilt euch.“, drängte sie Shippou. „Jetzt beruhige dich. Wir haben mit Kagome und Inu Yasha ausgemacht, dass wir am Mittag da sind. Wir haben noch Zeit.“, versuchte Sango ihn zu beruhigen. „Aber was, wenn sie es doch schon eher schicken. Dann verpassen wir sie.“ „Das wird nicht passieren. Das verspreche ich. Du wirst deine Überraschung noch früh genug bekommen.“ Kaede und Miroku grinsten nur und widmete sich weiter ihrem Frühstück. Von draußen war plötzlich lautes Gemurmel zu hören. Die Freunde im Inneren der Hütte konnten erstaunte ‚Ahs’ und ‚Ohs’ hören. Irgendetwas ging draußen definitiv vor sich. Miroku erhob sich und ging zur Tür, schob den Windschutz beiseite. Seine Augen weiteten sich und er erstarrte geradezu in der Tür. Das entging auch den anderen nicht und sie traten zu ihm. Sango stand ihm am nächsten: “Miroku, was ist denn?“ Sie schaute erst ihn an und folgte dann seinem Blick nach draußen. Und das Bild, was sich ihr bot, ließ sie fast zu Stein erstarren und ihr Herz setzte für einen Schlag aus. „Kohaku.“, ihre Stimme war tonlos und nicht viel mehr als ein Hauchen. Auch der Rest der Gruppe starrte nun wie gebannt auf den Bruder von Sango und seinen Begleiter, den Kappa Jaken, die nach wenigen Schritten vor der Hütte stehen blieben. „Hallo!“, kam es barsch von Jaken. „Hallo! Was treibt euch zu uns?“, fragte Kaede, die sich an dem Mönch und der Dämonenjägerin vorbei und nach draußen geschoben hatte. „Mein Meister Sesshomaru-sama schickt uns.“ „Und was will er von uns?“ „Rin ist kalt.“, begann nun auch Kohaku zu sprechen und wandte dabei seinen Blick ab von seiner Schwester und Kaede zu, „Wir sollen fragen, ob ihr vielleicht irgendwelche Felle für uns habt.“ „Na wenn das so ist.“, lächelte die alte Miko, „Kommt bitte herein. Ich werde nachsehen, was ich finden kann.“ „Wir warten hier.“, grummelte Jaken. Auf keinen Fall wollte er in diese erbärmliche Menschenhütte. „Aber Jaken, sie meint es doch nur gut.“, wandte sich Kohaku an ihn, „Komm schon. Außerdem ist mir wirklich kalt hier draußen.“ Der Kappa schaute den Jungen nur verständnislos an, lief ihm dann aber hinterher in die Hütte. „Setzt euch doch. Ich werde schnell nachschauen. Möchtet ihr noch etwas essen?“, fragte Kaede erneut nach. „Nein, vielen Dank. Wir haben bereits gegessen.“, bedankte sich Kohaku höflich und setzte sich neben seine große Schwester, „Wie geht es dir, Sango?“ Kirara sprang augenblicklich auf seinen Schoß. Sango schaute ihn lächelnd an, in ihren Augen blitzten Tränen: “Jetzt wo ich dich sehe, geht es mir gut.“ „Mir geht es genauso.“ „Behandelt dich Inu Yashas Bruder gut?“ „Ja. Mach dir darüber keine Sorgen. Ich habe mich bei ihm für den Vorfall mit Rin entschuldigt und er und auch Rin haben mir verziehen. Jetzt darf ich mit ihm umher ziehen. Und immer wenn Jaken keine Lust hat, pass ich auf Rin auf. Sonst wird Sesshomaru-sama böse.“ “Böse?“, Miroku, der das Gespräch verfolgt hatte, hob erstaunt die Augenbraue. „Es ist schwer zu erklären. Sagen wir mal so: Er mag es nicht, wenn ihr was zu stößt.“ „Inu Yashas Bruder ist echt seltsam.“, murmelte Shippou. „Sag so etwas nie wieder über meinen Meister!“, Jaken war aufgesprungen und stand drohend vor dem Kizune, „Er will nur nicht, dass Rin ihm Ärger macht.“ „Jetzt spiel dich nicht so auf. Dafür dass er sich nichts aus Menschen macht, ziehen ja nun schon zwei von ihnen mit euch herum. Findest du das nicht auch seltsam.“ „Und wenn schon. Das kann dir doch egal sein. Du bist ja auch nicht besser. Neben dir ist in eurer Gruppe ja nur noch Kirara ein echter Yokai. Inu Yasha ist ja schließlich nur ein Hanyou. Deine Gruppe ist viel seltsamer als meine!“ Die beiden kleinen Yokai standen sich Stirn an Stirn gegenüber und schnaubten sich wütend an. Keiner der beiden wollte nachgeben. Kohaku und Sango mussten breit grinsen, als Miroku und Kaede versuchten, die beiden Streithähne zu trennen. „Shippou las gut sein. Du hast deine Meinung und er seine.“, meinte Miroku und reichte dem kleinen Kizune einen Lutscher, den Kagome übergelassen hatte. „Ja, ja.“, murmelte dieser nur und wandte sich dann seiner Süßigkeit zu. Jaken hingegen setzte sich beleidigt in eine Ecke und schmollte. „Erzähl mal Kohaku, hat Sesshomaru schon eine neue Spur wegen Naraku?“, wandte sich dann Miroku dem Jungen zu. „Nein. Und ihr?“ “Auch nichts. Aber bei dem Wetter verspüre ich auch nicht den Drang, ihn zu suchen.“ “Ja, uns geht es ähnlich. Bei der Kälte sitzen wir auch lieber geschützt in der Hütte und wärmen uns am Feuer. Sesshomaru-sama möchte nicht, dass wir krank werden. Das würde ihn nur unnötig aufhalten und das wollen Rin und ich vermeiden. Also machen wir ein paar Tage Rast. Aber ich nehme an, dass wir bald weiterziehen werden, wenn das Schneetreiben nachgelassen und Rin einen Fellumhang oder so etwas hat. Dann wird sie die Kälte leichter ertragen können.“ “Was ist mir dir? Frierst du nicht?“, Sango schaute ihren kleinen Bruder an. „Ein wenig. Aber nicht so arg wie Rin. Ich glaube, dass liegt am Splitter von Shikon no Tama.“ „Wahrscheinlich.“ Die Stille die plötzlich aufkam, war erdrückend. Allein das Thema ‚Shikon no Tama’ brachte alle augenblicklich in die Wirklichkeit zurück. Jeder von ihnen wusste in diesem Moment, was es bedeuten würde, hätten sie eine Spur zu ihrem Erzfeind und einen eventuellen finalen Kampf in Aussicht. Kohaku würde seinen Splitter und damit sein Leben verlieren. Daran gab es nicht den geringsten Zweifel. „Warum bist du jetzt eigentlich bei Sesshomaru?“, unterbrach Shippou die Stille nach einer ganzen Weile. „Kikyo-sama hat mich zu ihm geschickt. Sie meinte, es wäre sicherer für mich. Obwohl ich das bezweifle.“, überlegte der Junge laut. „Dann geh doch wieder zurück!“ “Halt die Klappe, Jaken!“, kam es einhellig von Shippou, Miroku und Sango und ein böser Blick folgte noch dazu. „Ich meine ja nur, dass schließlich auch Sesshomaru gegen Naraku kämpft. Genauso wie Kikyo-sama und ihr. Also macht es doch irgendwie keinen Unterschied. Oder?“ „Na ja, aber im Gegensatz zu Kikyo hat Sesshomaru mehr Kraft und Macht. Und ich kann mir auch vorstellen, dass sie ihren ganz eigenen Plan verfolgt und dadurch vielleicht auch nicht mehr in der Lage ist, deinen Splitter rein zu halten. Bei Inu Yashas Bruder droht dir kein Miasma oder eine sonstige böse Energie. Dadurch trübt sich der Splitter auch nicht.“ Der Junge verfolgte Mirokus Ausführung und musste dem zustimmen. Wahrscheinlich verfolgt Kikyo wirklich wieder ihren eigenen Plan, versuchte alleine Rache an Naraku zu nehmen und wollte ihn, Kohaku nicht unnötig in Gefahr bringen. Schließlich hatte sie ihm einmal erzählt, warum sie Naraku so sehr hasste. Was er ihr und dem Hanyou vor fünfzig Jahren angetan hatte. „Sagt mal, wo ist Inu Yasha eigentlich?“ „Er und Kagome sind in der modernen Epoche. Kagome sagte, dort würde man die Tage ein Familienfest feiern und Geschenke verteilen.“, erklärte ihm Sango. „Achso?“ „Apropos Geschenke: Bitte sehr, die Fellumhänge!“, Kaede trat aus einem kleinen Nebenraum zu ihnen, „Tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat. Aber ich hab die hier noch gesucht.“ Sie hob ein Paar Fellstiefel in die Luft. „Sind die für Rin?“, fragte Kohaku und nahm sie und die Umhänge ihr ab. „Ja. Ich dachte mir, die kann sie gut gebrauchen. Und einen Umhang habe ich auch für dich.“ „Für mich? Danke! Aber warum?“ „Kagome sagte, dass heute ein Tag zum Geben sei.“, antwortete ihm die alte Miko, „Also sieh es als Geschenk.“ „Danke! Das ist sehr nett!“, der Junge sprang auf und verbeugte sich tief „Hey, Geschenke. Es ist bald Mittag und wir müssen los!“, sprang Shippou mit einem Male auf. „Wohin müsst ihr denn?“ „Zum Knochenfressenden Brunnen. Kagome schenkt allen von uns etwas. Willst du mit?“ “Nein das geht nicht. Jaken und ich müssen zurück zu Sesshomaru. Er wartet sicherlich schon auf uns.“ „Ja genau. Wir haben hier schon viel zu viel Zeit vertrödelt.“, der Kappa war aufgesprungen, „Danke für die Felle und die Gastfreundschaft.“ Die letzten Worte waren mehr gemurmelt und alle mussten zweimal hin hören. „Nichts zu danken. Kommt, wir begleiten euch noch ein Stück.“ Der Junge und der Kappa nickten und warteten geduldig, bis sich die anderen ihre warmen Sachen übergezogen hatten. Als alle soweit waren, gingen sie zusammen los. An einer Weggabelung trennten sich dann schließlich ihre Wege. Sango umarmte ihren kleinen Bruder noch einmal ganz fest. „Pass auf dich auf!“, erneut traten ihr Tränen in die Augen, die sie verzweifelt versuchte wegzublinzeln. „Das mach ich, Schwesterherz. Pass aber auch gut auf dich auf.“ Er beugte sich zu Kirara, die nun zum Abschied in ihrer großen Gestalt vor ihm stand: “Pass auf sie auf!“ Kirara schnurrte laut und schmiegte ihren Kopf gegen seinen. Der Junge vergrub kurz sein Gesicht in ihrem Nackenhaar und legte seine Arme um ihren Hals. „Wir sehen uns sicherlich bald wieder.“, begann Miroku und klopfte dem Jungen auf die Schulter, „Mach Sesshomaru keinen Ärger und pass auf seine Rin auf.“ “Sie ist nicht ‚seine’ Rin!“, empörte sich Jaken. „Halt die Klappe!“, bekam er im O-Ton zur Antwort. „Schön, dass du da warst.“, verabschiedete sich nun auch Kaede von ihm. „Es war toll, euch zu sehen. Und vielen Dank noch mal für die Umhänge. Das wird Rin freuen. Und Sesshomaru sicher ebenso. Auch wenn er es nicht zeigen wird.“, bei seinen letzten Worten grinste Kohaku schief, „Komm Jaken. Lass uns los.“ Der Kappa sagte nichts, er stapfte nur wortlos voran, während sich der Junge noch immer mal wieder umdrehte und winkte. Seine Schwester und ihre Freunde winkten zurück, bevor die beiden aus ihrem Blickfeld verschwunden waren und auch sie sich zum Gehen wandten, um pünktlich am Brunnen zu sein. Die Freunde kamen lachend und mit Schnee bedeckt am Brunnen an. Sango hatte in ihrem Übermut über das Wiedersehen mit Kohaku eine Schneeballschlacht mit Shippou und gegen Miroku begonnen. „Hoffentlich sind wir nicht zu spät!“, bangte Shippou und sprang auf den Brunnenrand um hinein zu sehen. Doch noch konnte er keine Geschenke oder ähnliches entdecken. „Selbst wenn glaube ich kaum, dass Kagome die Geschenke wieder mit nimmt.“, lächelte ihn Sango aufmunternd an. „Wollte sie denn ganz rüber kommen oder nur die Geschenke durch schicken?“, hakte nun auch Kaede nach und setzte sich zu Shippou. „Wenn ich sie richtig verstanden habe, wollte sie nur die Geschenke mit Hilfe des Armbandes zu uns schicken. Sie selbst wollte nicht kommen.“, erklärte Sango. „Schade. Ich hätte sie so gerne gesehen.“, jammerte der Kizune, „Seit sie mit Inu Yasha zusammen ist, wollen die beiden immer nur Zeit für sich.“ „Aber wir sind doch auch noch da.“ “Ihr seid doch auch zusammen. Und wollt manchmal alleine sein. So wie neulich.“ Sango und der Mönch schauten sich verlegen und mit einem Rotschimmer um die Nase an. Doch sie sagten dazu nichts weiter, sondern starrten nun auch angestrengt in das Innere des Brunnens. Und das keine Sekunde zu spät: Denn von einer Sekunde auf die andere erhellte ein lilafarbenes Licht das Brunneninnere und die Freunde konnten ein lautes Fluchen hören. Es war die Stimme von Inu Yasha: “Verdammt. Musste sie auch soviel einpacken!“ „Inu Yasha?“, ungläubig schauten ihn seine Freunde an. „Hallo!“ Mit einem Satz war der Hanyou aus dem Brunnen gesprungen. Über seiner Schulter hing ein großer Leinensack, der bis zum Rand gefüllt war. „Was machst du hier? Ich dachte, ihr wolltet nur die Geschenke schicken.“, sprach Miroku und half seinem Freund beim Absetzen des Sackes. „Ja das war der Plan. Aber Kagomes Verwandtschaft ist uns auf die Pelle gerückt. Und die wissen doch nichts von dem Brunnen. Ihr Bruder steht gerade Wache und wir haben uns bei seinem Alarm eben erschrocken. Ich hab Kagome geholfen, die Geschenke über den Brunnenrand zu wuchten, und dabei bin ich selbst mit hinein gefallen. Das Zeug ist verdammt schwer!“, er rieb sich seine Schulter und schaute sich um, „Meine Güte, hier ist ja noch mehr Schnee gefallen.“ „Ja, gestern gab es einen Schneesturm. Aber du solltest lieber schnell zurück.“, wandte Sango ein, „Bevor ihre Verwandtschaft noch Verdacht schöpft. Und vergiss das hier nicht.“ Die junge Frau reichte ihm sein Kopftuch, was beim Rausspringen aus dem Brunnen von seinem Kopf gerutscht und in den Schnee gefallen war. „Danke! Wir sehen uns in ein paar Tagen. Frohe Weihnachten!“, mit dem Satz sprang Inu Yasha wieder in den sich erneut erhellenden Brunnen und war keine Sekunde später auch schon wieder verschwunden. „Dann scheint es bei Kagome wohl doch nicht so ruhig zu sein. Immerhin müssen sie das Geheimnis des Brunnens wahren.“, murmelte Kaede. „Ja. Na hoffentlich haben sie trotzdem noch Zeit für sich.“, antwortete ihr der junge Mönch, „Na kommt, lasst uns zurück ins Dorf gehen.“ Er schwang sich den Sack mit den Geschenken über die Schulter und zusammen stapften sie durch den hohen Schnee. Kaede und ihre jungen Freunde saßen um das Feuer. Jeder von ihnen hatte ein Geschenk vor sich, das er mit leuchtenden Augen bestaunte. „Also ich packe meines jetzt aus!“, beschloss Miroku, doch er wurde von Sango unterbrochen. „Warte doch. Hier ist noch eine Karte von Kagome. Lass sie uns noch lesen und dann darfst du auspacken.“ „Na gut. Dann lies mal vor.“ „Frohe Weihnachten ihr Lieben! Nun haltet ihr alle ein Geschenk von mir in den Händen und ich hoffe, dass sie euch gefallen. Es ist nichts Großes und nichts Kleines, sondern nur eine nette Geste meinerseits. Ich danke euch, dass ich euch kennen lernen durfte und wir mittlerweile so gut befreundet sind. Ich hoffe und bete inständig dafür, dass es für immer so bleiben wird. Inu Yasha und ich haben bei meiner Familie ein wenig Stress. Plötzlich standen Onkel und Tanten aus Nara vor der Tür inklusive meinem Cousin und meiner Cousine. Es ist richtig nervenaufreibend, sie vom Schrein und somit vom Knochenfressenden Brunnen wegzuhalten. Und Inu Yashas Ohren müssen wir ja auch verstecken. Aber zum Glück reisen sie in zwei Tagen wieder ab! Dann werden Inu Yasha und ich noch einige Tage in der Ferienhütte am Fuji-san verbringen. Denn momentane Zweisamkeit ist ja Dank der Familie nun noch nicht mehr drin. Wir werden aber pünktlich nach dem Neujahrsfest wieder bei euch sein. Ich vermisse euch und freue mich zusammen mit Inu Yasha auf die Zeit, wenn wir uns wiedersehen! Eure Kagome und Inu Yasha. PS: Meine Familie lässt euch ganz herzlich grüßen. Das Bento ist von meiner Mama.“ Sango schaute auf und in die Runde. Alle hatten still gelauscht, während sie vorgelesen hatte. „Also kommen sie doch nicht schon übermorgen wieder her?“, seufzte Shippou mit einem leicht traurigen Unterton in der Stimme, „Aber ich kann sie ja auch verstehen. Die Verwandtschaft muss wirklich anstrengend sein.“ „Das glaub ich auch. Magst du dein Geschenk aufmachen?“, fragte Kaede den kleinen Yokai. „Aber ich wollte zuerst.“, protestierte Miroku. „Lass ihm den Vortritt.“, Sango hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, „Kinder und Tiere zuerst.“ Perplex über diese Reaktion der jungen Dämonenjägerin legte er sich eine Hand auf die eben geküsste Wange und schaute sie an. Doch sie hatte ihren Blick schon wieder abgewendet, sodass er ihren Rotschimmer auf den Wangen nicht sah. Der kleine Kizune hingegen öffnete vorsichtig seine beiden Pakete und freute sich über den Inhalt: “Oh wie schön! Schaut mal!“ Stolz hielt er ihnen ein neues Malbuch plus Stifte vor die Nase. „Das ist ja super. Aber schau mal, da ist noch was für dich.“, Sango reichte ihm ein weiteres Paket, was Shippou wiederum neugierig öffnete. Als er sein zweites Geschenk sah, stiegen ihm Tränen in die Augen. „Shippou, was ist denn?“ “Der sieht aus wie mein Papa!“, schniefte der Kleine und zeigte sein Plüschtier in Form eines Fuchses. „Das ist aber lieb. Schau mal, da ist noch eine Karte von Kagome!“ „Kannst du sie mir vorlesen, Sango?“ “Sicher.“, sie nahm ihm die Karte ab, „Lieber Shippou! Damit du immer jemanden zum Kuscheln hast, wenn wir mal wieder nicht da sind und du weißt, wer du bist. Inu Yasha!“ „Die Karte ist von Inu Yasha?“, ungläubig blickte der kleine Kizune sie an. „Ja, anscheinend hat er es für dich ausgesucht. Das ist doch sehr lieb von ihm.“ “Wusste gar nicht, dass er so sein kann. Das hat ja fast schon väterliche Züge.“, grinste Miroku. „Oh, er wird sicherlich später mal ein guter Vater. Genau wie du!“, erneut gab Sango dem Mönch einen Kuss. Dieses Mal auf die Nasenspitze. „Du bist gut drauf heute, oder?“, grinste er sie an und bekam ein Nicken. Dann begann Sango das Geschenk von Kirara auf zu machen. Heraus kam eine wunderbar weiche Katzendecke und eine kleine Maus, die an einer Schnurr hing. Sofort begann die Katzenyokai damit zu spielen. Nach Kirara folgte Kaede. Ihr Geschenk war groß und Miroku half ihr beim Auspacken. Hätte Kagome nicht eine weitere Karte beigelegt, so hätte die alte Miko nicht gewusst, was sie mit der Decke anfangen sollte. „Sie soll mich wärmen. Aha. Ich soll auf diesen roten Punkt drücken.“ Sie ließ ihren Worten Taten folgen und schon nach kurzer Zeit hatte sich die Decke angenehm aufgeheizt. „Das tut gut. Vor allem in meinem Alter.“, seufzte Kaede und kuschelte sich darunter, „Und dazu noch diese weichen Lammfellschuhe. Ach ist das gemütlich. So und jetzt du Miroku.“ „Endlich.“ In Windeseile packte er sein Geschenk aus. Heraus kamen viele O-Mamori für jede Gelegenheit und eine neue Mala. Er freute sich wie ein kleines Kind über seine Geschenke. „Oh sind die toll. So schöne hab ich hier noch nicht gesehen!“ „Da ist noch etwas für dich.“, Sango reichte ihm ein weiteres Geschenk, welches er ebenso schnell auspackte wie die ersten. „Ein Buch. ‚Die schönsten Liebesgedichte für Verliebte’.“ Stumm schaute er zu Sango, die seinen Blick erwiderte. Was hatte sich Kagome nur dabei gedacht. Aber vielleicht kam sie ja doch mal in den Genuss, so ein Gedicht aus dem Mund des Mönches zu hören. „Jetzt mach auch deines auf.“, drängte sich urplötzlich Shippou zwischen sie und den Mönch und sie kam seiner Bitte gerne nach. „Und, was hast du bekommen?“ „Ein Duftwasser. Das ist das gleiche, was auch Kagome benutzt. Mir hat es so gut gefallen. Das ist wirklich lieb, dass sie sich daran erinnert hat. Und noch ein Bild von mir und ihr. Wie schön.“, freute sich die Dämonenjägerin. Dann reichte ihr Kaede noch eines. Auch die junge Frau hatte zwei Geschenke bekommen. Doch das zweite Geschenk war nur teilweise für sie. „Was ist das?“, fragte Miroku. „Ein Korallen-Anhänger. Und ein Bernstein. Kagome hat geschrieben, dass ich den Bernstein-Anhänger Kohaku geben soll, wenn ich ihn treffe.“ „Das ist aber blöd, wir haben uns ja heute Mittag von ihm verabschiedet.“, murmelte Shippou. Doch Sango hörte das schon gar nicht mehr richtig. Sie war aufgesprungen und forderte Kirara auf, ihr zu folgen, was diese auch brav tat. „Wo willst du hin.“ Doch der Mönch bekam keine Antwort. Die junge Frau hatte sich schnell angezogen und war zusammen mit ihrer treuen Begleiterin verschwunden. „Wo will sie denn hin?“ “Ich kann es mir vorstellen!“, antwortete Kaede dem kleinen Kizune. Sango flog auf Kiraras Rücken über die weiße Landschaft des mittelalterlichen Japans. Sie wollte die Hütte ausfindig machen, in der Kohaku zusammen mit der Gruppe von Sesshomaru Unterschlupf gefunden hatte. „Verdammt. Kannst du ihn denn nicht wittern, Kirara?“ Doch die Großkatze schüttelte nur im Flug den Kopf. Erneut war ein Schneetreiben aufgekommen und die Flocken wurden immer dichter. „Hey, schau mal, da unten. Das ist doch Sesshomaru.“ Sango gab Kirara zu verstehen, dass sie landen sollte. Und keine Minute später standen sie auch schon vor dem Dai-Yokai, der sie missmutig beäugte. „Sesshomaru-sama!“, Sango verbeugte sich. „Was willst du?“ “Ich habe nach der Hütte gesucht, von der mir Kohaku heute Morgen erzählt hat.“ “Willst du ihn zu dir holen? Nur zu.“ „Nein. Nein das will ich nicht. Ich weiß, dass er bei dir besser aufgehoben ist. Und dafür möchte ich dir auch danken. Aber ich wollte ihm das hier geben.“ Sie öffnete ihre Hand und Sesshomaru konnte die Kette mit dem Bernstein-Anhänger sehen. „Sie ist von Kagome.“, fuhr die junge Frau fort, „Ich möchte sie gerne Kohaku als Glücksbringer geben.“ Der Dai-Yokai zeigte keine Reaktion. „Aber ich glaube kaum, dass ich eure Hütte finde. Nicht bei dem Wetter. Also darf ich dich um etwas bitten, bevor ich selbst gleich zurück in mein Dorf aufbrechen muss?!“ Sesshomaru hob lediglich eine Augenbraue, als Zeichen das er zuhörte. „Würdest du sie ihm bitte geben?!“, sie ging einen Schritt auf den Dai-Yokai zu und hielt ihm das Geschenk hin. Ohne eine Reaktion nahm er es ihr ab und nickte fast unmerklich, schaute dann nach oben in den Himmel: “Du solltest zurück kehren zu deinen Freunden. Das Wetter wird immer schlimmer.“ Sango nickte nur und lächelte: “Danke!“ Dann wandte sie sich an Kirara, die geduldig im Hintergrund gewartet hatte und kletterte auf ihren Rücken. Sie gab ihr ein kurzes Zeichen und zusammen stiegen sie hinauf in den Himmel und flogen unter dem wachsamen Blick Sesshomarus zurück in Richtung Dorf. Als die Dämonenjägerin in die Hütte trat, wurde sie mit großen Augen angeschaut. „Warst du bei Kohaku?“, fragte Shippou sofort. „Nein, ich konnte die Hütte wegen dem Schneetreiben da draußen nicht finden.“, sie zog die Jacke aus, „Aber ich hab Sesshomaru getroffen und es ihm gegeben. Ich denke mal, dass er es Kohaku geben wird.“ Sie setzte sich neben Miroku und kuschelte sich leicht an ihn. „Hier, ich hab noch was für dich.“, sie reichte ihm ein Armband aus Leder, „Das hab ich neulich in einem Dorf gesehen. Ich dachte mir, es könnte dir gefallen. Noch hatte ich keinen Grund, es dir zu schenken. Aber heute passt es.“ Er schaute erst auf das Armband, dass ihm Sango anlegte und dann auf sie. „Danke!“, lächelte er und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Der Abend verging und langsam wurden alle nach dem großen Bento, was ihnen Kagomes Mutter zukommen ließ, müde. Die alte Miko hatte sich auf ihren Futon gelegt und in die Heizdecke eingemummelt. Shippou war über seinem neuen Malbuch mit dem Plüschfuchs im Arm eingeschlafen, genau wie Kirara auf ihre Decke. Nur der Mönch und die Dämonenjägerin waren noch wach. Miroku hatte sich das Buch zur Hand genommen und begann darin zu blättern, während Sango an seine Schulter gelehnt saß. „Die Liebe ist ein scharfes Schwert, oftmals die Messer sich wetzen. Mit Gefühlen kann man sehr leicht einen Menschen verletzen. Die Liebe ist ein Glücksgefühl, wie wild lodern die Flammen, egal ob in guten oder schlechten Tagen wahre Liebe hält Menschen zusammen. Die Liebe ist eine stolze Burg sie will im Sturm erobert werden, und ist ein Ritter charmant genug wird sie sich nicht lange wehren. Die Liebe ist ein schöner Traum überall Frohsinn und Lieder, sei nicht traurig wenn er vorbei ist, die Liebe kommt immer wieder.“ „Das ist schön.“, erwiderte Sango, als er mit dem Vorlesen fertig war. „Ja, und von nun an bekommst du jeden Tag eines zu hören.“, erneut und wie schon so oft an diesem Abend hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. Gemeinsam schauten sie wieder ins Feuer und genossen das Dasein des jeweils anderen. Sie hatten schließlich nur selten Zeit für sich. Doch nun konnten sie es ganz für sich genießen an diesem Weihnachtsabend, der so viele Überraschungen für sie alle bereitet hatte. Kapitel 4: Das Kopftuch wird gelüftet... ---------------------------------------- Hanako und Haruki erreichten noch vor Inu Yasha und Kagome samt Sota das Haus. Sie stürmten geradezu zur Türe hinein und in die Küche zu ihrer Mutter. Tante Etsu war erschrocken darüber, dass ihre Kinder plötzlich so aufdringlich waren. Das war sie seit dem Ende der Grundschulzeit der beiden nicht mehr gewohnt. „Hanako, Haruki, was ist denn los?“, sie legte das Messer zur Seite, mit dem sie bis eben noch den Paprika geschnitten hatte und wischte sich ihre Hände an der Schürze ab. Auch ihre Schwägerin schaute zwischen ihr und den Kindern hin und her. „Mama, Kagomes Verlobter Inu Yasha…“, Hanako schnappte nach Luft. „Der komische Macker von ihr hat Ohren.“, haute Haruki heraus. „Na sicher hat er Ohren, wie sollte er sonst was hören.“ Kagome war mit ihrem Anhang ebenso in die Küche getreten. Neben ihr hatte der Hanyou Position bezogen, Sota stand schräg hinter ihnen und steckte unauffällig Tessaiga in den Schirmständer, der neben der Küchetüre stand. Die Cousine und der Cousin wichen erschrocken zurück, standen jetzt fast am anderen Ende der Küche. „Bring dieses Monster hier raus!“, fauchte Hanako. „Hey, bleib mal ganz entspannt.“, gab der Hanyou lässig von sich. Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. „Wir sind entspannt.“ „Na sicher doch.“ Durch die laute Diskussion wurden nun auch der Großvater und Onkel Masao angelockt. „Was ist denn los?“, kam es verwundert vom Großvater. „Nichts. Ist alles in Ordnung. Außer das Hanako Inu Yasha als Monster bezeichnet.“, erklärte Kagome sachlich. „Also Hanako!“, Masao war hörbar entrüstet. „Aber Papa, es ist so! Er hat ein riesiges Schwert und zwei Hundeohren. Die sind flauschig. Und seine Augen können rot werden.“ “Seine Augen sind empfindlich.“, sprang nun auch Kagomes Mutter auf den fahrenden Zug auf, „Wir haben schon oft mit dem Arzt über seine andauernden Bindehautentzündungen geredet. Aber er meint, es sei wohl familiärbedingt.“ „Oh je, du armer Kerl.“, kam es ehrlich mitfühlend von Etsu. „Halb so schlimm!“, grinste Inu Yasha. „Aber was euch beide angeht, entschuldigt ihr euch sofort und auf der Stelle bei Kagomes Verlobten. Und dann geht ihr bis zum Abendessen auf euer Zimmer.“, wandte sich die Tante dann wieder an ihre Kinder. „Aber Mutter, es ist die Wahrheit. Der Typ ist nicht ganz normal. Er ist kein Mensch. Und er labert nur Schwachsinn. Sein Vater sei ein Fürst und seine Mutter eine Fürstin.“, kam es nun auch wütend von Haruki. „Und wenn schon.“, Masao trat zu Inu Yasha, „Bist wohl verarmter Adel, oder mein Junge?“ Der Hanyou schaute ihn verständnislos an. Er hatte keine Ahnung, was Kagomes Onkel damit meinte. Zum Glück sprang seine Gefährtin für ihn ein: “Ja, ja das ist er. War eine unglückliche Zeit damals. Sie wurden enteignet und so. Seine Familie und er reden eben nicht so gerne drüber. Aber Haruki hat ihn vorhin provoziert.“ „Wenn das so ist, schließ ich mich Etsu an. Hanako! Haruki! Wir sehen uns zum Abendessen.“ Die beiden Geschwister schnappten sichtbar nach Luft. Doch keiner beachtete es und so stapften sie wütend die Treppe hinauf. „Ich möchte mich für sie entschuldigen.“, sprach Etsu und reichte Inu Yasha die Hand. Er nahm sie an und nickte nur. „Wir gehen auch mal nach oben.“, Kagome nahm Inu Yasha mit sich, der nebenbei und von den anderen vollkommen unbemerkt Tessaiga aus dem Schirmständer zog. Sota blieb hingegen noch unten und half weiter beim Weihnachtsbaum schmücken. „Puh, das war knapp.“, das Mädchen ließ sich auf das Bett fallen. „Ich dachte, sie würden ihre Klappen halten.“ „Dachte ich auch! Aber anscheinend ist Tessaiga nicht cool genug, um die beiden vom Plaudern abzuhalten. Verdammt!“ „Und nun?“, erschöpft zog sich Inu Yasha das Tuch vom Kopf, „Vielleicht wäre es einfacher und besser, wenn wir einfach wieder zurückkehren?!“ Kagome schaute ihn an: “Und was soll dann meine Mutter den anderen sagen?“ “Das wir einfach keinen Bock auf dieser Kinder hatten und zu eurer Ferienhütte gefahren sind.“ „Nein, das geht nicht!“ „Warum?“ “Mama hat sich so darauf gefreut, dass wir Weihnachten zusammen verbringen. Das du da bist. Das wir Zeit für die Familie haben.“ „Oh.“ Inu Yasha schaute betreten zu Boden. Daran hatte er nicht gedacht. Nicht nur seiner Gefährtin bedeutete dieses Fest viel. Ihrer ganzen Familie war viel daran gelegen. Und sie wollten ihn, den Hanyou, dabei haben. Sie wollten wieder zusammen sein, als Familie. Kagome fiel sein Schweigen auf. Sie lehnte sich an ihn, legte ihre Hand in sein. „Wir bekommen das schon hin. Und wenn sie es rausbekommen, was soll schon passieren. Ich meine, sein wir doch mal ehrlich: Es wird ihnen keiner glauben. In Japan glauben nur noch kleine Kinder an die Legenden von Yokai, Hanyou und geheimnisvollen Waffen.“ “Aber die Leute in dem kleinen Dorf, wo eure Hütte steht, die kennen doch noch Hanyou. Immerhin wohnt Jinenji bei ihnen.“ „Na und. Sie haben doch nie ein Wort über ihn verloren. Warum sollten sie auch? Sie würden einen guten Kräuterarzt verlieren, wenn sie es täten. Der Fuji-san lockt die Leute so oder so an. Die Aura und die Geschichten rund um den Berg reichen vollkommen. Die Wahrheit würde sie nur überfordern.“, grinste Kagome ihn an. „Ja, da hast du wohl recht. Du, was machen wir jetzt eigentlich noch?“ „Na ja, Mama und Tante Etsu bereiten das Essen vor. Sie werden uns rufen, wenn sie fertig sind. Bevor wir essen, legen wir die Geschenke unter den Baum und dann essen wir erstmal. Nach dem Essen gehen wir dann gemeinsam ins Wohnzimmer und wir packen Geschenke aus.“ “Klingt gut. Und was machen wir bis dahin?“ “Kuscheln?“ „Klingt besser als nur gut!“ Am frühen Abend, und nach ausgiebigen Kuscheln, begann Kagome damit, sich zu recht zu machen: Sie suchte eines ihrer Kleider heraus und zog es an. Zusammen mit der schwarzen Strumpfhose wirkte das rote Kleid aus Samt durchaus passend zu Weihnachten. Das Mädchen kämmte ihre Haare und legte etwas Lipgloss auf. Auf Parfüm verzichtete sie Inu Yasha und seiner feinen Nase zu liebe. Als sie fertig war, drehte sie sich zu Inu Yasha um: “Jetzt bist du dran.“ „Was? Warum? Ich trag doch schon diese neuzeitlichen Klamotten.“ „Du sitzt da in Jeans und T-Shirt. So lass ich dich nicht runter. Heute ist Weihnachten und da zieht man sich etwas schicker an.“ “Aber wir sind bei dir Zuhause. Da ist es doch egal.“ “Nein ist es nicht. Es ist Heiligabend und da zieht man sich festlicher an. Auch wenn man ihn nur im Kreise seiner Familie verbringt.“, zischte Kagome. Sie hätte es wissen müssen, dass es der stursinnige Hanyou nicht einsehen würde. Doch es war ihr egal. Zwar wollte sie keinen Streit vom Zaun brechen, aber sie hatte ja auch noch Plan B. Und der würde garantiert ziehen. „Ach Inu Yasha. Bitte!“, sie schaute ihn mit großen Augen an. Inu Yasha musste schlucken. „Bitte!“, sie blinzelte übertrieben. Der Hanyou wollte, konnte sich aber nicht abwenden. „Für mich!“, sie machte einen Schmollmund. „Kagome.“, seine Stimme war fast tonlos. „Du wirst es heute Abend, wenn wir alleine sind, nicht bereuen.“ Mittlerweile hatte die junge Miko den verdatterten Hanyou auf ihr Bett geschubst und saß auf ihm, ließ ihre Finger über seinen Oberkörper wandern. Langsam beugte sie sich über ihn, nur wenige Millimeter trennten ihre Lippen voneinander. Kagome konnte seinen Atem auf ihren Lippen spüren. Er ebenso ihren. „Ich werde es nicht bereuen?“, hakte er leicht keuchend nach. „Sicher nicht!“, sie lächelte ihn verführerisch an. „Okay.“, sanft drückte er seine Lippen auf ihre. Sie erwiderte augenblicklich. Kurz darauf lösten sie sich wieder voneinander und sie zog den Hanyou hoch. „Also, was soll ich anziehen?“ „Das hier!“, Kagome präsentierte ihm eine Blue-Jeans und ein weißes Hemd inklusive einer schwarzen Weste. „Das ist nicht dein Ernst!“, ihm klappte der Kiefer runter. „Willst du heute Abend Spaß haben oder nicht?“, sie blickte ihn herausfordernd an. „Na schön. Aber nur weil heute Weihnachten ist und ich dich liebe.“ „Wie überaus großzügig von dir.“, Kagome schmiss ihm die Sache zu und er begann, immer noch leicht grummelnd, sich umzuziehen. Keine Minute zu spät wurde er fertig. Kagome hatte ihm noch das passende Kopftuch, dieses Mal in schwarz, umgebunden. Und genau in diesem Moment rief ihre Mutter nach den beiden und dem Geschwisterpaar. „Also, wie besprochen.“, raunte Haruki seiner jüngeren Schwester zu, als sie zusammen und in Festtagskleidung aus dem Zimmer kamen. „Ja. Ich bin dabei. Das werden sie uns beide büßen. Und dann haben sie uns eine Menge zu erklären.“, grinste Hanako. Als die beiden das Pärchen sahen, wie es verliebt aus dem Zimmer turtelte, warfen sie sich einen eindeutigen Blick zu. Die beiden Verlobten hatten ihren Spaß gehabt, und nun sollte sich der Spieß umdrehen. Den ganzen Nachmittag hatten die Geschwister darüber gegrübelt, wie sie es Kagome und ihrem Kerl heimzahlen konnten. Sie wussten natürlich, dass es geradezu absurd klang, was sie mittags in der Küche von sich gegeben hatten. Nur da hatten sie auch noch nicht die Beweise präsentiert. Beweise, die so offensichtlich waren: Die Hundeohren auf Inu Yashas Kopf. Die und das Schwert sollten Beweis genug sein, dass sie sich nicht nur alles zusammen gesponnen hatten. Dann würden ihnen ihre Eltern glauben. Denn die Tante und den alten Mann samt kleinem Cousin musste man anscheinend nicht überzeugen. Hanako und Haruki vermuteten nicht zu Unrecht, dass sie alle unter einer Decke steckten und mehr wussten, als sie zugeben wollten. Doch das Geschwisterpaar wollte nur Gerechtigkeit und das Geheimnis um diesen seltsamen Holzverschlag mit dem alten Brunnen drinnen. Vielleicht ließ sich damit ein kleines Vermögen verdienen. Zumindest ging Haruki davon aus. Doch als sie am Treppenabsatz auf Kagome und Inu Yasha trafen, die dort seltsamerweise auf sie warteten und ihnen den Vortritt ließen, ignorierten sie die beiden eiskalt und gingen schnurr stracks mit den Geschenken für ihre Eltern nach unten. Für Familie Higurashi hatten sie nichts. Waren doch auch die beiden von dem Überraschungsbesuch in Tokio überrascht worden. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie den Weihnachtstag zusammen mit ihren Freunden in irgendeiner Karaokebar in Nara verbracht. Aber stattdessen mussten sie sich ja mit der lästigen Verwandtschaft rumschlagen. Inu Yasha und Kagome folgten den beiden vor ihnen mit einem gewissen Abstand. Der Hanyou traute den beiden genauso wenig wie noch einige Stunden zuvor. Doch er versuchte gute Mine zum bösen Spiel zu machen und trat zusammen mit der verhassten Verwandtschaft und seiner Gefährtin in die Küche. Augenblicklich verflog seine leichte Wut, als er sah, wie anders die Küche plötzlich aussah: Kagomes Mutter hatte ein feine weiße Tischdecke mit goldenen Stickereien auf den jetzt ausgezogenen Tisch gelegt. Oben auf stand ein weihnachtliches Gesteck aus Tannenzweigen mit silbernen Kerzen und goldenen, kleinen Kugeln, die an den Zweigen befestigt waren. Goldene Sterne lagen verteilt auf dem Tisch. An jedem Platz stand ein silberner Platzteller. Neun Stück genau. Dazu jeweils ein Paar Stäbchen und auch europäisches Besteck. Messer und Gabel und Löffel. Inu Yasha kannte dieses Besteck schon von vorherigen Besuchen und war mittlerweile den Umgang damit gewöhnt. Verschiedene Töpfe standen auf der Arbeitsplatte der Küche. Es duftete köstlich. Kagomes Mutter hatte in Zusammenarbeit mit Tante Etsu die leckersten Köstlichkeiten gezaubert. Und kaum stiegen dem Hanyou all die verschiedenen Gerüche in die Nase, meldete sich lautstark sein Magen zu Wort. „Entschuldigung.“, verlegen kratzte er sich am Kopf. „Für mich ist das das schönste Kompliment.“, lächelte ihn Frau Higurashi an, „Aber du siehst wunderbar aus, Inu Yasha.“ „Echt?“ “Wirklich. Wie ein echter Gentlemen.“, grinste nun auch der Großvater. „Danke!“ Kagome schmiegte sich an ihn und lächelte ihn viel sagend an. „Ja ja, du hast ja Recht gehabt.“, sprach er leise und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Na los, dann legen wir mal alle unsere Geschenke unter den Baum und dann können wir endlich was essen.“, lachte Masao kurze Zeit später in die Runde und erntete ein zustimmendes Nicken, „Kagome, wir wussten nicht was du und Sota euch wünscht. Also haben wir leider nichts.“ “Schon okay. Euer Aufenthalt ist ja schon Überraschung und Geschenk genug.“, grinste Kagome ihren Onkel schelmisch an. Den Sarkasmus in ihrer Stimme bemerkte nur ihr Teil der Familie. Zusammen gingen sie alle ins Wohnzimmer und erneut staunte der Hanyou ganz offensichtlich: Der Baum, der heute Vormittag noch vollkommen natürlich war, sah nun kunterbunt aus und glitzerte und blinkte. Überall hingen bunte Kugeln und Eiszapfen und Lichter leuchteten am Baum. Inu Yasha konnte den Duft von Orangen und Nelken ausmachen, die in getrockneter Form und in Scheiben an buntem Schleifenband am Baum hingen. Ganz oben drauf war eine rote Spitze, die mit gold verziert war. Zuckerkringel hingen zwischen dem bunten Flitterkram und Strohsterne saßen verteilt auf den Zweigen. „Sag mal Kagome, hat dein Macker noch nie einen Weihnachtsbaum gesehen oder was glotzt der so bescheuert?“, lehnte sich Hanako zu ihrer Cousine herüber und grinste süffisant. „Doch er kennt so was, aber anscheinend noch nie so einen schönen wie diesen hier. Und ganz nebenbei: Dein Bruder glotzt schon so bescheuert, seid ihr hier angekommen seid. Bei Inu Yasha vergeht der Ausdruck wieder, wie ist das bei deinem Bruder?“ Hanako zog hörbar die Luft scharf ein und wandte sich dann beleidigt ab. „Komm, wir legen unsere Geschenke drunter.“, Kagome zog ihren Liebsten mit sich und legte die Geschenke für ihre Familie und Inu Yasha unter den Baum. Er hockte sich neben sie und legte auch ihr Geschenk und das für Sota daneben. „Ist das für mich?“, fragte Kagome ihn leise und neugierig, als sie das Päckchen mit ihrem Namen drauf sah. „Vielleicht. Wirst du schon noch nach dem Essen sehen.“, grinste er sie an und zog sie wieder mit sich hoch. Auch der Rest der Familie Higurashi und Fujisaki legte die Geschenke unter den Baum, um anschließend in die Küche zu gehen und sich das Weihnachtsessen schmecken zu lassen. Das Essen dauerte beinahe zweieinhalb Stunden. Jeder nahm sich immer und immer wieder nach. Und irgendwie wurde es auch nicht weniger. Tante Etsu und Kagomes Mutter hatten zwei verschiedene Suppen gekocht, ein halbes Dutzend Vorspeisen und noch mal ebenso viele Beilagen zu den drei Hauptspeisenkomponenten: Huhn, Hummer, Rind. Dazu noch vier verschiedene Salate und drei passende Saucen. Und auch zum Nachtisch gab es schon beinahe viel zu viel. Etsu hatte sich zu einem Weihnachtskuchen hinreißen lassen und Frau Higurashi zu einem Schokoladenmousse. Dazu noch Azukian, Melon Pan und Mangocréme mit Himbeersauce. Natürlich hatte Kagomes Mutter schon vor der Ankunft von Masao und seiner Familie viel vorbereitet. Alleine schon wegen Inu Yasha. Aber nun war es auf beinahe die dreifache Menge angewachsen. Und alle am Tisch aßen mit einem Appetit, dass sie selbst dem sonst so hungrigen Hanyou Konkurrenz machen konnten. Allen voran Haruki. Er versuchte stellenweise mit Inu Yasha Schritt zu halten. Allerdings hatte er keine Chance. Und vor allem keine Ahnung, wohin der Verlobte seiner Cousine das ganze Essen hin packte. Kagome und ihre Familie waren den Anblick ja schon gewohnt. Aber bei Familie Fujisaki wurden die Augen immer größer. Vor allem weil sie ihren eigenen Sohn noch nie zuvor haben soviel essen sehen. „Haruki, du wirst noch aufgehen wie ein Hefekloß.“, grinste ihn seine Schwester fies an. „Es ist doch genug da, Liebling.“, sprach nun auch seine Mutter, „Es ist ja nicht so, als würdest du nichts abbekommen.“ “So wie der Kerl da isst, muss ich doch die Befürchtung haben.“, antwortete ihr Haruki mit vollem Mund. „Er macht halt ziemlich viel Sport und verbrennt dadurch jede Menge Kalorien. Das muss ja auch wieder reinkommen.“ Kagome warf ihrem Cousin einen kühlen Blick zu und warf dann ihrem Kater Buyo ein Stück vom Hummer auf den Boden. Auch er sollte sein Festtagsessen bekommen. „Sport? Das bisschen Rumschwingen mit dem lächerlichen Schwert nennst du Sport?“ Doch der Hanyou und Kagome gingen nicht auf Haruki ein. „Bitte nicht schon wieder.“, flehte Masao und sah seinen Sohn eindringlich an. Er schwieg dann auch wieder und warf nur seiner Schwester einen wissenden Blick zu. Es war bald schon neun, als die beiden Familien ins Wohnzimmer gingen. Vorher hatten alle noch gemeinsam die Festtafel abgeräumt und das dreckige Geschirr gewaschen und verräumt. Damit sich keiner benachteiligt fühlte, hatten sie alle beschlossen, es zusammen zu machen. So ging es auch viel schneller. Nun waren sie alle im Wohnzimmer. Der Großvater saß in seinem Lieblingssessel und Sota vor ihm auf dem Boden. Kagome saß zu seiner Linken auf der Armlehne und neben ihr stand Inu Yasha. Sie hielten Händchen. Kagomes Mutter stand zur Rechten ihres Vaters, angelehnt an das Sofa, was neben ihr stand. Ihre Schwägerin saß mit ihren Kindern auf dem Sofa und Masao stand vor dem Baum und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Weihnachtsmann zu spielen. Dann wollen wir mal.“, begann er feierlich und griff nach dem ersten Geschenk, „Das hier ist für Sota von seiner Mama und seinem Opa.“ Der Genannte stand auf und nahm es entgegen. Sogleich packte er es aus und freute sich wie wahnsinnig über das neue Spiel für seine Playstadion Drei. Artig bedankte er sich bei seiner Mama und seinem Opa. Als nächster war der Großvater an der Reihe, der einen alten und originalen Text über eine Schlacht von Dämonen aus dem Mittelalter von Kagome und Inu Yasha geschenkt bekam. „Der war sicherlich teuer.“, meinte Etsu, als sie das Papierstück sah. „Wir haben drauf gespart.“, lächelte Kagome. Ihr entgingen nicht die Blicke ihres Cousins und ihrer Cousine, doch sie ging nicht weiter darauf ein. „Nun, das hier ist für dich Hanako!“ Auch das Mädchen nahm ihr Geschenk. Es war die lang ersehnte neue Handtasche eines Designers, die sie sich schon sehnlichst gewünscht hatte. Und auch ihr Bruder, der kurz darauf an der Reihe war, hatte allen Grund zum Freuen über seine neuen und sehr teuren Marken-Sneakers. Die beiden Geschwister waren zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Tokio wirklich gut drauf und freuten sich. „Oh, da ist noch ein Geschenk für Sota.“ „Noch eines?“, der Junge sprang auf und nahm noch ein Geschenk entgegen, „Von Kagome und Inu Yasha.“ Er wandte sich an seine Schwester und zusammen packten sie es aus. Zum Vorschein kam ein weißer und ziemlich großer weißer Plüschhund. „Wow, der ist toll!“ „Bist du nicht zu alt für so was?“, fragte Haruki mit hochgezogener Augenbraue. „Nein bin ich nicht. Und für mich bedeutet der Hund sehr viel.“, grinste Sota und drehte sich zu dem Hanyou, um ihn und seine Schwester zu umarmen, „Danke!“ Inu Yasha hatte den Hund beim Einkaufen mit Kagome entdeckt. Er wusste, dass Sota an ihm hing. Genau wie es Shippou tat. Aus diesem Grund wollte er dem Jungen den Hund schenken. Damit er immer jemanden hatte, wenn er, Inu Yasha, mal nicht zu Besuch war. Und die Freude in Sotas Augen, gab dem Hanyou die Gewissheit, dass es das richtige Geschenk war. „Etsu, das ist für dich!“, Masao überreichte seiner Frau ihr Geschenk mit einem Kuss, „Es ist von mir und den Kindern.“ „Oh wie lieb!“, sogleich packte sie es aus, „Ein Gutschein für ein Wellnesswochenende und Ohrringe. Vielen Dank.“ Sie umarmte ihren Mann und dann, als sie zum Sofa zurückging, auch ihre Kinder. Nun bekam auch Kagomes Mutter ihr Geschenk. Es war ein Fotoalbum, dass Kagome in ihrer knappen Zeit selbst gemacht hatte. „Das ist schön. Danke!“ „Bitte Mama. Aber ich hab dann noch eines für dich. Voll mit Fotos aus dem Mittelalter. Ich konnte es nur schlecht unter den Baum legen.“ „Ja, das versteh ich. Gib es mir dann.“ „So, und nun ist da eines für Inu Yasha.“ Es war ein Gemeinschaftsgeschenk von Kagomes Familie für den Hanyou. Neugierig packte der Hanyou es aus: Ein Kopftuch, ein O-Mamori und ein neues weißes und selbst genähtes Oberteil für seinen Suikan. “Danke!“, er freute sich ehrlich und saß glückselig auf dem Boden neben Sota. „Jetzt Kagome.“, ihr Onkel reichte ihr ein Paket und als sie es auspackte, kam ein kleines Kissen zum Vorschein. Es war komplett von Hand genäht und dazu noch ein neuer Schlafsack. „Wozu braucht sie den?“ “Hanako, frag sie doch selbst.“, raunzte ihr Bruder sie an. „Kagome und ich fahren sehr oft am Wochenende in die Berge zum Zelten.“, antwortete stattdessen Inu Yasha, dem die Frage dank seines feinen Gehörs nicht entgangen war. „Achso.“ „Oh, das ist ja mein Geschenk.“, unterbrach Masao die Diskussion, „Ich öffne es, sobald die anderen beiden Geschenke verteilt sind. So, das hier ist für Inu Yasha von Kagome und das ist für Kagome von Inu Yasha. Ach ja, die Verliebten.“ Der Hanyou und die Miko nahmen Masao die Geschenke ab und übergaben sie dem jeweils anderen. Vorsichtig machte es Inu Yasha auf. Zum Vorschein kam eine lederne Halskette mit silbernem Anhänger in Form eines Hundes. Der Hanyou musste grinsen. „Danke!“ “Gerne. Und keine Sorge, sie besitzt keinen Zauber. Aber dreh sie mal um.“, sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er tat wie sie ihm es gesagt hatte, und konnte ihren Namen eingraviert auf der Rückseite des Anhängers sah. „Jetzt ist deine Gefährtin immer bei dir.“, lächelte sie. „Dann nochmals danke. Und nun mach deines auf.“ Seine Gefährtin nickte und öffnete die kleine Schachtel. „Oh mein Gott, ist der schön!“, fast sprachlos schaute sie auf den Ring. Mit einem Schlag standen alle Frauen um sie herum und begutachteten den Ring. „Der ist ja Wahnsinn!“, kam es von Hanako. „Nicht von dieser Welt.“, fügte Etsu bei. „Einfach wunderschön.“, bestätigte Kagomes Mutter. Auch die junge Miko schaute auf den Ring. Vorsichtig nahm sie ihn heraus. Ein kleiner Diamantensplitter war darauf zu sehen. Sie konnte sich schon denken, woher der kam. Als sie Inu Yashas Blick suchte, bestätigte er ihre Vermutung: Es war ein Diamantsplitter aus seiner Kongosoha. „Du hast mal gesagt, dass du die Splitter schön findest.“, hauchte er ihr zu, „Ich dachte mir, es würde dir gefallen, wenn du einen Teil dieser schon ziemlich tödlichen Technik bei dir trägst. Sozusagen als ständigen Talisman.“ „Es ist wirklich wunderschön. Aber ich kann doch nicht mit einem Ring im Mittelalter rumlaufen.“, lächelte sie leise zurück, als er ihr den Ring ansteckte. „Wir können dir eine Kette holen. Dann trägst du ihn, wenn wir drüber sind, um den Hals.“ Das Mädchen nickte nur und legte nun ihm im Gegenzug die Kette an. Verliebt schauten sich die beiden an, bevor sich sanft ihre Lippen aufeinander legten. „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch.“ Zwischenzeitlich hatte auch Masao sein Geschenk aufgemacht und freute sich über den Rock’n’Roll-Sampler von seiner Frau. Für ihn genau die richtige Musik zum Abschalten. „Jetzt?“ Haruki nickte nur auf die Frage von Hanako. Ja genau jetzt. Jetzt wollten sie zeigen, dass sie keine Lügner waren. Auch wenn sie damit vielleicht das Fest ruinierten. Inu Yasha und Kagome sollten genauso gedemütigt werden wie die Geschwister am Mittag. Hanako ging auf Kagome zu, versuchte sie in ein Gespräch über den Ring zu verwickeln. Der jungen Miko kam das plötzliche Interesse schon komisch vor, erst recht, als auch Haruki zu ihr und Inu Yasha trat. Doch so schnell konnten beide nicht mehr reagieren und es verhindern. Blitzschnell und vor versammelter Mannschaft zog Haruki mit einem Zug Inu Yasha das Tuch vom Kopf und somit den Schutz von seinen Ohren. Kagome versuchte es zu verhindern, wurde aber von Hanako abgehalten. „Ha, da seht nur. Hanako und ich hatten Recht. Schaut euch die Ohren an. Vielleicht glaubt ihr uns jetzt!“, tönte Haruki triumphierend und hielt das Kopftuch wie eine Trophäe in die Höhe. „Er ist eben doch nicht normal.“, erklang es nun auch von Hanako, „Du bist mit einem Monster zusammen.“ Keine Sekunde nach diesen letzten Worten hatte das Mädchen einen knallig roten Handabdruck in ihrem Gesicht prangen. Kagome hatte ihr eine saftige Ohrfeige gegeben. Sprachlos schaute der Rest der Familie abwechselnd zwischen Kagome und ihrem Verlobten und dem Geschwisterpaar hin und her. Es herrschte eine Spannung im Raum, die zum Greifen war. Keiner traute sich etwas zu sagen. Man konnte nur das Atmen aller Beteiligten hören. Als Erste fand nach einer ganzen Weile Kagomes Mutter ihre Sprache wieder: “Er ist kein Monster.“ Alle Blicke waren auf sie gerichtet. „Wirklich nicht. Es ist vielleicht seltsam und unglaublich und wahrscheinlich werdet ihr es uns sowieso nicht glauben. Aber Inu Yasha ist ein…“ „Ich bin ein Hanyou. Mein Vater, Inu no Taisho, war der Anführer der Hunde der westlichen Länder. Er war ein Inu-Dai-Yokai. Meine Mutter, Izayoi, war ein Mensch. Ich bin ein Halber, wie ihr Menschen immer so sagt.“, sprach Inu Yasha und übersah dabei geflissentlich die Geschwister. Sein Blick war fest auf Etsu und Masao gerichtet. Instinktiv wusste er, dass er alleine sie überzeugen musste, nicht gleich auszurasten. Nur so wäre es möglich gewesen, dass sie ihm glaubten und nichts weitersagten. Und er schien Erfolg mit seiner Taktik zu haben. „Okay. Also bist du sozusagen ein Mischwesen aus einem Yokai und einer Menschenfrau.“, Masao schaute ihn erstaunt an. „Ja.“ „Und wie bist du hierher gekommen? Ich nehme an, dass die Geschichte mit dem Kennen lernen nicht der Wahrheit entspricht. Immerhin hast du die ganze Zeit schon dieses Kopftuch wegen deiner Ohren getragen. Euch war allen ziemlich viel dran gelegen, dass ihr dein Geheimnis wahrt. Also was ist, sagst du uns nun auch, woher du kommst?“ “Wenn ihr nichts weiter vorhabt.“, grinste der Hanyou schief und seine Eckzähne blitzten kurz auf. Haruki und Hanako erschraken und wichen ein Stück zurück, während ihre Mutter es einfach nur faszinierend fand und eifrig nickte. „Vielleicht sollte ich das eher erzählen. Ich häng da ja auch mit drin.“, brachte sich nun auch Kagome in die ganze Sache mit ein. Ihr Geliebter nickte nur. Das Mädchen zog sich einen Hocker ran und setzte sich. Auch die anderen saßen nun. Entweder am Boden oder auf dem Sofa. „Hanako, du hast sicherlich heute Mittag im Tempel mitbekommen, wie sich die Stimmung veränderte, als ich euch so ernst und konzentriert anschaute.“ Ihre Cousine nickte nur miesepetrig. „Meine Seele ist die einer verstorbenen Miko namens Kikyo. Sie starb vor fünfhundert Jahren und mit ihr zusammen wurde ein Juwel verbrannt. Es ist mehr oder weniger verzaubert und nennt sich Shikon no Tama. Es war in meinem Körper und an meinem fünfzehnten Geburtstag wurde ich von einem Yokai durch den alten Brunnen im Schrein gezogen. Da wo Hanako und Haruki heute nach nichts gesucht haben. Ich bin damals im Mittelalter gelandet. Japan vor fünfhundert Jahren. Dort traf ich auf Inu Yasha und viele weiter Menschen und Yokai. Nach und nach wurde mir klar, dass auch in mir diese Kraft einer Miko sitzt. Ich kann ganz gut mit Pfeil und Bogen umgehen und kann so einige Feinde in die Flucht schlagen. Ich kann auch Bannkreise aufstellen und aufheben. „Sie hat definitiv das Potenzial einer mächtigen Miko.“, ließ auch nun der Großvater voller Stolz verlauten. „Danke Opa! Na und seitdem pendle ich immer zwischen den Zeiten hin und her. Genauso wie Inu Yasha.“ “Oh.“, kam es nun von Etsu, „Kann man das mal sehen? Also wie ihr da so rein und wieder raus springt?“ Der Hanyou schaute zu seiner Gefährtin, die nur mit den Schultern zuckte. Mittlerweile war es auch schon egal. “Sicher.“ “Können wir auch in die andere Zeit?“, fragte nun auch Haruki vor Neugier getrieben. “Nein.“ “Warum sollten wir euch dann glauben?“ “Ach kommt doch einfach mit.“, schnaubte Inu Yasha. Er zog Kagome hoch und alle folgten ihnen in den Flur, wo sie rasch ihre Wintermäntel anzogen und zusammen gingen sie hinaus in die kalte Nacht. Als sie am Schrein ankamen und Kagome die Tür beiseite schob, schauten ihre Tante und ihr Onkel neugierig hinein. Inu Yasha drängte sich zu ihnen. „Willst du oder soll ich?“, schaute er Kagome fragend an. „Wir können auch beide.“ Er nickte nur und legte einen Arm um ihre Taille. Mit einem gewaltigen Sprung, der für den Hanyou im Grunde ja vollkommen normal war, erstaunte er die Verwandtschaft von seiner Liebsten. Und kurz darauf war das Pärchen auch im Brunnen verschwunden. Das rosafarbene Licht erstrahlte für wenige Sekunden, dann war es wieder dunkel. Mit Taschenlampen bewaffnet rannten Hanako und Haruki zum Brunnenrand und leuchteten den Schacht aus. “Sie sind weg.“, kam es von dem Mädchen. „Das kann doch nicht sein.“, Haruki sprang über den Rand und in den Brunnen. Doch nichts passierte. Er stand lediglich mit seiner Taschenlampe im Schacht. Kagome und Inu Yasha saßen auf dem Brunnenrand im Mittelalter. „Jetzt wissen sie es doch.“, maulte Inu Yasha. „Konnte ja keiner ahnen, dass Hanako und Haruki wirklich so hartnäckig sind. Aber ich glaube, dass mein Onkel und meine Tante schon dicht halten werden. Sie schienen wirklich überzeugt und fasziniert zu sein.“ Der Hanyou nickte und schaute dann auf seine Kette, die um seinen Hals direkt neben dem Rosenkranz hing. „Die ist echt schön.“ „Das freut mich. Der Ring aber auch.“, das Mädchen beugte sich zu ihrem Geliebten und hauchte ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen, „Frohe Weihnachten Inu Yasha!“ “Dir auch Kagome!“ Erneut versanken sie in einem Kuss. Sie vergaßen für einige Sekunden die Welt um sich herum. Sowieso hätte sie keiner hier vermutet von ihren Freunden. Und Inu Yasha hätten sie vielleicht wegen seiner anderen Klamotten kaum erkannt. Doch trotz des innigen Kusses, der ihnen schon einheizte, nagte dann doch die eisige Kälte an ihnen. Noch einmal und noch einmal berührten sich ihre Lippen, bevor sie sich endgültig voneinander lösten. „Na los, gehen wir wieder zurück.“, lächelte Inu Yasha sie an, „Jetzt sollten ja schon alle Zweifel behoben sein.“ „Stimmt!“ Erneut legte er einen Arm um ihre Taille und zum zweiten Mal an diesem Abend sprangen sie in den Brunnen und das warme Licht. „Haruki, komm da endlich raus. Du wirst sie nicht finden.“, sprach Masao streng mit seinem Sohn, „Die beiden haben die Wahrheit gesagt. Und wenn sie zurück sind, werdet ihr euch beide bei ihnen für eure selten dämliche Aktion entschuldigen.“ „Aber Papa!“, protestierte schon Hanako, „Dieser Inu Yasha ist ein seltsames Mischwesen. Das muss man doch melden. Wer weiß, was der einem antun kann. Immerhin hat er ein riesiges Schwert.“ „Ja, aber das kann er nur dafür verwenden, seine ärgsten Feinde zu töten. Yokai und so. Und ich glaube nicht, dass du und Haruki dazu gehört.“, gab nun auch Sota seinen Kommentar ab. „Also stimmt das mit dem Schwert?“, hakte Masao nach. „Ja. Es heißt Tessaiga. Sein Bruder hat das Gegenstück Tensaiga. Beides Waffen, die sie von ihrem Vater geerbt haben.“ „Wie interessant. Einen Bruder hat er auch noch?“ “Ja, er heißt Sesshomaru und ist ein vollwertiger Yokai. Die beiden haben denselben Vater, aber seine Mutter ist ein Yokai.“ “Das ist ja wirklich schon unglaublich. Das muss mir der Bursche dann noch mal genau erklären.“ Schon immer hatte Masao eine Schwäche für Legenden und die Geschichte Japans gehabt. Aber das er nun jemanden kannte, der ihm direkte Informationen aus dem Mittelalter liefern konnte, dass hätte er nun nie im Leben auch nur ansatzweise gedacht. Aber er fand es wunderbar. „Haruki, jetzt komm schon raus.“, sprach nun auch seine Mutter Etsu ein Machtwort. “Nein. Erst wenn ich die beiden hier drin gefunden habe. Irgendwo muss es doch so was wie eine unsichtbare Türe in der Wand geben.“, antwortete er trotzig und tastete weiter die Wand ab. In genau jenem Moment erstrahlte wieder das Licht und der Junge wurde unsanft zu Boden geworfen, stieß sich leicht den Kopf an und fluchte. Als er seinen Blick nach oben richtete, blickte er in das breite Grinsen von Inu Yasha und Kagome. „Hallo!“, kam es betont freundlich von dem Hanyou. „Wo, wo kommt ihr her?“ “Aus dem Mittelalter. Und ich brauch jetzt einen Tee. Ach nee, es liegt viel Schnee!“, Inu Yasha konnte sich einen Seitenhieb auf den Mittag nicht verkneifen, als sie noch versuchten, das Geheimnis zu wahren. „Ah ja.“ „Wenn du uns nicht glaubst, ist es uns nun auch egal.“ Elegant wie eh und je sprang der Hanyou mit Kagome hinaus aus dem Brunnen und landete vor der versammelten Familie. „Wow. Das ist wirklich der Wahnsinn!“, lachte Masao, „Sag mal Inu Yasha. Sota erzählte mir was von deinem Schwert. Vielleicht kannst du es mir zeigen? Und ich würde gerne auch noch was über deine Familie hören. Als über deinen Bruder, wie hieß er doch gleich?“ „Sesshomaru.“ „Ja genau. Und über deinen Vater und deine Mutter.“ “Sicher. Aber wir sollten langsam reingehen.“ Alle nickten und machten sich schon auf dem Weg ins Haus. Auf halbem Wege fiel ihnen noch Haruki ein, der immer noch im Brunnen saß. „Ich hol ihn schon.“, sprach Inu Yasha und ging zurück. Er reichte dem Jungen die Hand entgegen: “Komm schon!“ Nur widerwillig nahm Haruki die Hand des Hanyou an und ließ sich von ihm hochziehen. Schweigend gingen sie über die Mitte des Hofes. Kurz vor der Haustüre blieb Kagomes Cousin stehen. Verwundert drehte sich Inu Yasha zu ihm um und schaute ihn an. „Sorry, wegen der Aktion vorhin.“, murmelte Haruki. Seine Worte waren leise, aber dem Hanyou entging kein einziges. „Schon okay. Kagome und ich wollten nur einige ruhige Tage hier verbringen, bevor wir wieder rüber gehen. Als du und deine Familie hier plötzlich vor der Tür standet, habt ihr alles durcheinander gebracht. Ich bin es zwar gewohnt, meine Ohren in dieser Zeit zu verstecken, aber nicht bei ihr Zuhause. Ich trag das Tuch nur, wenn ich sie zur Schule bringe oder wir zusammen in der Stadt unterwegs sind.“ „Oh. Und im Mittelalter ist das kein Problem deine Ohren?“ “Nein, die Menschen sind es gewohnt mit Yokai und Hanyou zusammen zu leben. Normalerweise gehen wir uns alle irgendwie aus dem Weg. Aber seit Kagome bei uns ist, ist alles ein wenig anders geworden. Zum Besseren.“ „Inu Yasha?“ “Ja?“ “Ich werde nichts sagen. Versprochen. Du bist Kagomes Verlobter und somit ja auch schon ein Teil der Familie. Und die eigene Familie verrät man nicht.“ „Danke! Was ist mit Hanako?“ “Keine Sorge. Ich klär das mit ihr.“, grinste Haruki schief und reichte dem Hanyou die Hand, „Kumpel?“ “Kumpel!“ „Und wenn wir mal wieder zu Besuch kommen und ihr seid da, musst du deine Ohren nicht mehr verstecken.“ „Na super!“, lachte Inu Yasha. Zusammen gingen die beiden Neu-Kumpel ins Haus. Auch Harukis Schwester war nicht untätig gewesen. Während ihr Bruder sich bei Inu Yasha entschuldigte, tat sie das gleiche bei Kagome. Schnell hatte die junge Miko ihrer Cousine verziehen. „Also, wie seid ihr zusammen gekommen?“, fragte Hanako nun neugierig und nippte an ihrem Eierpunsch. „Ach eigentlich nur durch die Hilfe unsere Freunde im Mittelalter. Inu Yasha und ich hatten uns gestritten und Sango und die anderen dachten sich einen ziemlich bescheuerten Plan aus, damit mich Inu Yasha wieder zurückholt. Ging natürlich gründlich schief. Aber so kamen wir uns näher, weil auch Inu Yasha stinkig auf unsere Freunde war. Genau wie ich. Und seitdem sind wir zusammen.“ “So richtig?“ „So richtig!“ „Mit allem drum und dran?“ „Wenn du mich fragen willst, ob er und ich Sex haben, dann Ja. Mit allem drum und dran.“ Hanakos Augen weiteten sich. Mit einem Schlag war ihre Cousine Kagome viel cooler als sie selbst und erwachsener. „Du, wir werden kein Wort über deine Zeitreise verlieren. Versprochen! Außerdem würde uns das eh keiner glauben.“, fügte das Mädchen kleinlaut hinzu. „Da hast du wohl Recht.“, grinste Kagome. In jenem Moment kamen auch Haruki und Inu Yasha zur Tür hinein und traten zu ihnen ins Wohnzimmer. Kagome musste nichts sagen. Der Hanyou nahm sofort die Stimmung wahr, und konnte daraus seine Schlussfolgerungen ziehen. Auch seine Geliebte und Hanako hatten sich noch einmal ausgesprochen. Er war erleichtert. Der Abend zog sich in die Länge. Onkel und Tante Fujisaki wollten soviel wissen. Und auch ihre Kinder lauschten gespannt den Geschichten, die Inu Yasha und Kagome zu erzählen hatten. Sota, der das alles schon kannte, verabschiedete sich kurz nach Mitternacht zusammen mit dem großen weißen Plüschhund ins Bett. Die Erwachsenen und Halbstarken hingegen saßen noch lange zusammen. Kagome erzählte von der Suche nach den Splittern des Shikon no Tama und Inu Yasha erklärte, warum Naraku ihr Feind war und vernichtet werden musste. „Aber hast du dich dann nur in Kagome verliebt, weil sie die Wiedergeburt deiner Ex-Freundin ist?“, Hanako klang leicht empört. „Nein. Die beiden sind vom Charakter her total unterschiedlich.“, dabei hauchte der Hanyou seiner Gefährtin einen Kuss auf die Stirn, „Und außerdem ist sie für Yokai und Hanyou auch als feste und einzige Gefährtin von mir gekennzeichnet.“ „Okay. Und wie?“ Kagome schaute ihren Cousin und ihre Cousine nur eindringlich an. Sofort verstanden die beiden und grinsten breit. „Yokai und Hanyou riechen es.“, gab Inu Yasha dann einfach noch zur Erklärung, „Ihr Geruch hat sich einfach in meiner Anwesenheit verändert.“ So erzählte sie noch eine ganze Weile weiter, bis es irgendwann zwei Uhr durch war. Gähnend erhoben sich alle. „Inu Yasha! Ich find es toll, so jemanden wie dich in unserer Familie zu haben.“, Masao klopfte dem Hanyou freundschaftlich auf die Schulter und Etsu umarmte ihn gleich mal. „Äh, danke!“, lächelte er verlegen zurück. Alle verabschiedeten sich in ihre Betten. Nur Hanako, Haruki und Inu Yasha mit Kagome standen noch kurz auf dem Flur zusammen. „Ihr seid uns nicht mehr böse?“, hakte Hanako noch einmal nach. „Kagome hat mir vor ein paar Tagen erklärt, dass man an Weihnachten Menschen vergeben sollte. Das haben wir getan. Eure dämliche Aktion ist vergeben und vergessen.“ “Danke!“, Hanako trat einen Schritt auf Inu Yasha zu, „Darf ich dich umarmen?“ Kagome grinste Inu Yasha an und nickte, also ließ er es geschehen. Danach umarmte Hanako ihre Cousine und anschließend verabschiedeten sie sich wirklich voneinander ins Bett. Natürlich bekam Inu Yasha noch seine versprochene Belohnung. Er und Kagome gaben sich einander hin und genossen in jeder Sekunde die Berührungen des anderen. Die junge Miko hatte sich extra für ihn ein neues Dessous gegönnt, um ihren Geliebten zu überraschen. Inu Yasha gefiel es außerordentlich gut, doch lange ließ er es nicht an ihrem Körper. Nun lagen sie aneinander gekuschelt nebeneinander. „Du hast echt Glück mit deiner Familie.“, hauchte der Hanyou. „Es hätte auch schief gehen können.“ “Ja, ich weiß.“ „Ich bin aber auch froh, wenn sie wieder weg sind und wir zur Hütte fahren. Aber du hast ja nun auch noch mehr Familie.“ “Ja. Ich weiß nur nicht, ob ich das so toll finden soll.“, grinste Inu Yasha, „Außerdem bin ich nicht böse, wenn diese Festtage jetzt vorbei sind und wir zum Fuji-san fahren. Da muss ich nicht mehr das Tuch tragen. Und dann heißt es: Nur du und ich. Ganz alleine.“ “Oh ja. Aber einmal müssen wir auch Hisa-sama und Jinenji besuchen.“ “Ja. Aber ansonsten bleiben wir für uns.“ „Sicher!“ Kagome stützte sich auf ihren Unterarm und beugte sich über Inu Yasha. Mit einem Finger zog sie kleine Kreise über seine nackte Brust, und hinterließ dabei eine Gänsehaut bei ihm. Er kam ihr ein Stück entgegen und legte eine Hand auf ihren Hinterkopf. Zog sie näher ran und erneut versanken sie in einem leidenschaftlichen Kuss. „Ich bin glücklich, Inu Yasha!“ “Ich auch!“ Epilog: Endlich wieder Ruhe --------------------------- Epilog Nach den Weihnachtsfeiertagen reiste Familie Fujisaki wieder mit dem Auto zurück nach Nara. Nach der ausschweifenden Erklärung inklusive kleiner Geschichtsstunde zum Mittelalter in Japan war es tatsächlich noch ein besinnliches Fest geworden. Zusammen hatten sie dann auch das zweite Fotoalbum von Kagome angeschaut, was sie ihrer Mutter geschenkt hatte und in dem lauter Fotos vom Mittelalter und ihren Freunden waren. Staunend hatten sie alle angeschaut und waren am Ende nur noch restlos begeistert. Hanako war ihrer Cousine Kagome noch längere Zeit auf die Pelle gerückt. Und das solange, bis sie ihr das Versprechen abgenommen hatte, dass sie bei geschichtlichen Fragen bezüglich der Epoche der kriegerischen Staaten für die Schule, bei ihr nachfragen konnte. Immerhin saß Kagome direkt an der Quelle. „Du musst dich nur früh genug melden.“ “Ja. Ich weiß. Anscheinend ist es ja eh nur Zufall, ob man dich hier antrifft oder nicht.“, grinste Hanako. „Genau. Aber wenn du magst, kannst du dich ja die Tage noch mal melden. Ich bin zwar mit Inu Yasha noch über den Jahreswechsel am Fuji-san in unserer Ferienhütte. Aber Mama kann sich deine Fragen ja notieren. Ich nehme sie dann einfach mit rüber und recherchiere da. Also sofern es die Zeit und Inu Yasha erlauben.“ “Ja, das wäre super. Danke Cousinchen!“ Auch der Hanyou und Haruki bauten noch ein gutes Verhältnis auf. Haruki berichtete stolz, dass er im Kento-Club seiner Highschool war. Und das er das mit der Beleidigung gegenüber Inu Yasha und seinem Tessaiga nicht ernst meinte. Er war ein bisschen eifersüchtig gewesen. Immerhin hatte er nur ein einfaches Bambus-Katana. Inu Yasha nahm die Entschuldigung an und zeigte Kagomes Cousin später im Hof noch einige Tricks. Zwar wirkte Harukis Übungsschwert neben Tessaiga ziemlich lächerlich, aber zusammen hatten die jungen Männer trotzdem ihren Spaß. „Es war toll, dich kennen zulernen.“, verabschiedete sich Onkel Masao von Inu Yasha dann am Morgen der Abreise, bevor sie ins Taxi stiegen. Inu Yasha trug mittlerweile wieder sein neues Kopftuch, was er geschenkt bekommen hatte. Schließlich wollte keiner den armen Taxifahrer erschrecken. „Ja, wirklich. Du bist ein so netter junger Mann. Äh, Hanyou. Entschuldige.“, lachte Tante Etsu und schloss ihn in ihre Arme, „Du und Kagome passen so wunderbar zueinander. Passt auf euch auf, wenn ihr da im Mittelalter kämpft gegen diesen, ach wie hieß er noch gleich?“ “Naraku, Mama. Der Typ hieß Naraku.“, ergänzte sie Haruki, „Also tretet dem Arsch so richtig in den Hintern. Ihr packt das schon.“ „Du hast die Techniken Tessaigas gesehen. Hast du da noch Zweifel?“ “Natürlich nicht.“ „Mach’s gut Inu Yasha.“, verabschiedete sich nun auch noch Hanako, „Ich freue mich, wenn wir uns mal wieder sehen würden.“ “Wir uns auch.“, lächelte Kagome ihr zu, die direkt neben ihrem Geliebten stand und umarmte noch einmal ihre Cousine. Geschlossen stieg Familie Fujisaki ins Taxi, ließ die Scheiben noch einmal herunter und winkte zum Abschied aus dem Taxi heraus, als es los fuhr. Nach dem Mittagessen begann Kagome ihre Sachen zu packen, damit sie anschließend gleich mit Inu Yasha zum Dorf am Fuji-san aufbrechen konnte. Der Hanyou konnte sie erfolgreich davon überzeugen, dass er seinen Suikan anlassen durfte, wenn sie im Dorf wären und nur für die Reise dorthin modischere Sachen anziehen würde. Seine Gefährtin war damit einverstanden. Von Frau Higurashi bekamen sie noch ein großes Bento und ein Paket mit Lebensmitteln mit, damit sie nichts im Dorf holen mussten. Und endlich konnten sie am frühen Nachmittag aufbrechen. Sie erreichten das Dorf am frühen Abend. Die Hütte war noch genauso, wie sie sie beim letzten Mal zurück gelassen hatten. In Windeseile bezog Kagome das Bett für sich und Inu Yasha, packte die Sachen in den Schrank. Und natürlich sprach es sich wie ein Lauffeuer im Dorf um, dass Kagome und ihr Hanyou wieder da waren. Den Abend über hatten sie kaum Ruhe, da es immer wieder an der Tür klopfte und die Bewohner des Dorfes ‚Hallo!’ sagen wollten. Auch die Miko Hisa-sama kam vorbei. Sie blieb zum Tee, den ihr Kagome servierte und lachte herzhaft bei den Erzählungen ihrer beiden jungen Freunde, als sie die Weihnachtstage beschrieben und das große Wirrwarr rund um die Geheimniswahrung. Und das es am Ende doch nichts brachte. „Aber solange wie sie nichts sagen, sollte es ja kein Problem sein.“, grinste die alte Miko und schlürfte ihren Tee. „Es würde ihnen wahrscheinlich eh keiner glauben.“ “Ja, das kommt noch hinzu. Da hast du Recht, Kagome. Sagt mal, weiß Jinenji das ihr da seid?“ “Nein. Wir wollten morgen mal zu ihm. Ich hab ihm ein kleines Geschenk besorgt. Ein Kräuterbuch über die Kräuter, die es auf der ganzen Welt gibt. Ach und weil wir gerade dabei sind. Für dich hab ich auch was, Hisa-sama.“ Die junge Miko stand auf und ging ins Schlafzimmer. Sie brauchte nicht lange suchen und war schnell zurück, um das Geschenk Hisa-sama zu überreichen. Überrascht packte die Alte es aus. „Oh, mittelalterliche Schriften. Wie überaus großzügig. Vielen Dank!“ „Keine Ursache. Schön das du dich freust.“ Die drei plauderten noch einige Minuten, bevor sich die Miko wieder verabschiedete. Und auch Kagome und Inu Yasha gingen nur wenig später zu Bett. „Nun haben wir endlich Zeit für uns.“, seufzte Inu Yasha und streckte sich ausgiebig. Kagome kuschelte sich an seinen nackten und durchtrainierten Oberkörper, er legte seinen Arm um sie. Mit dem anderen strich er ihr über den Kopf. „Hat dir Weihnachten gefallen?“, fragte sie nach einer Weile. „Ja. Es war zwar auch anstrengend, aber am Ende fand ich es wirklich schön.“ „Dann feiern wir nächstes Jahr auch wieder zusammen?“ “Ich werde bis zum Ende unserer Tage Weihnachten mit dir zusammen feiern.“ Sanft hob er mit seinen Fingern ihr Kinn an und blickte seiner Gefährtin tief in die Augen. Sie war so schön wie immer. Der Hanyou strich ihr liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht. Dann kam er ihr Millimeter um Millimeter näher. Solange, bis seine Lippen auf ihren lagen. Kagome erwiderte den Kuss ihres Liebsten augenblicklich. Endlich hatten sie Ruhe. Nur sie und er. So, wie sie es eigentlich geplant hatten. Zufrieden lag sie nun in seinen Armen, ließ sich von ihm in seinen Bann ziehen. Spürte, wie er mit der Hand ihren Rücken rauf und runter fuhr. Sie ließ es sich nur zu gerne gefallen. Jetzt hatten sie noch einige Tage für sich, die sie beide auch in vollen Zügen genießen wollten. Sie wollten ihren Freund Jinenji besuchen und ansonsten nicht viel tun. Nach dem Neujahrsfest würden sie zurückkehren ins Mittelalter und dort ihren Freunden genau berichten, was sie alles erlebt hatten. Inu Yasha hauchte ihr Kuss um Kuss auf die Lippen, bevor er sich dann doch kurz löste: “Ich liebe dich, Kagome. Mehr als mein Leben!“ „Ich dich auch, Inu Yasha.“ Erneut versanken sie in einem Kuss. Die Welt um sie herum blieb stehen und beide vergaßen alles um sich herum… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)