Back to who I really am von Fhin ================================================================================ Kapitel 13: Interior furnishing ------------------------------- Misaki „Was ist das denn für eine Überraschung?“, fragte ich skeptisch, als wir im Fahrstuhl standen, der uns in das Stockwerk, in dem sich auch Usuis Wohnung befand, bringen sollte. Er grinste. „Siehst du gleich.“, antwortete er und zwinkerte mir einmal zu. Am liebsten hätte ich es aus ihm herausgeprügelt. Ich hasste diese Geheimnistuerei. Für so etwas war ich einfach zu ungeduldig. Eine Überraschung in seiner Wohnung? Was sollte das schon sein? Endlich hielt der Fahrstuhl und wir konnten aussteigen. Nach einigen Metern erreichten wir seine Wohnungstür. Er kramte den Schlüssel hervor und steckte ihn ins Schloss. Bevor er ihn jedoch umdrehte, guckte er mich an. „Du musst die Augen zumachen.“, verlangte er. Ich konnte es kaum glauben. War das sein Ernst? Wozu sollte das denn gut sein? „Warum muss ich die Augen zumachen?“, fragte ich widerwillig. „Na, damit du nicht sofort alles siehst!“, erklärte Usui mit einer Engelsgeduld, die mich noch mehr auf die Palme brachte. „Was alles?“, fragte ich, doch er schüttelte lachend den Kopf, bevor er den Zeigefinger an seine Lippen legte und mir zuzwinkerte. „Überraschung!“, erwiderte er. Damit hätte ich auch gleich rechnen können. Ich seufzte missbilligend, bevor ich widerwillig meine Augen schloss. Das war definitiv einfacher, als weiterhin mit ihm zu diskutieren. Er konnte nämlich manchmal mindestens genauso stur sein wie ich. Und das in den absurdesten Situationen! Ich hörte, wie er den Schlüssel nun doch noch im Schloss umdrehte und die Tür sich mit einem Klicken öffnete. Ich spürte, wie Usui sich bewegte und hinter mich trat. Er legte seine Hände von hinten über meine Augen. Ich spürte seinen Atem im Nacken, als er sprach, und ich konnte nicht verhindern, dass ich eine leichte Gänsehaut bekam. „Los geht’s.“, sagte er leise und drängte mich sanft nach vorne. Ich fühlte mich nicht wohl. Ich mochte es nicht, wenn ich nicht sehen konnte, wohin ich ging, und von anderen abhängig war. Schon in der Grundschule habe ich solche Spielchen gehasst. Nachdem wir einige Schritte gegangen waren und wir uns nun schätzungsweise im Wohnzimmer befanden, blieb Usui stehen. „Bereit?“, fragte er. „Ja.“, antwortete ich ungeduldig. Er nahm die Hände von meinen Augen und ich öffnete sie sofort. Wir befanden uns tatsächlich im Wohnzimmer, allerdings hatte es sich seit meinem letzten Besuch noch vor wenigen Tagen deutlich verändert. Das alte Sofa war verschwunden und stattdessen stand dort jetzt eine gemütliche Eckcouch, auf der einige Kissen und eine flauschige Decke lagen. Aber das war nicht das einzige, das sich verändert hatte. Auch ein neuer Fernseher mit allem möglichen Zubehör war zu finden und das Ganze stand nicht etwa auf dem Boden sondern auf einem richtigen Fernsehtisch. Es gab eine neue Stehlampe, einen Couchtisch, eine Kommode und sogar Bilder hingen an der Wand. „Und?“, fragte Usui erwartungsvoll. Ich lächelte. „Es sieht toll aus.“, erklärte ich ehrlich. Das tat es wirklich. Er musste wirklich eine Menge Geld und auch nicht wenig Arbeit hier reingesteckt haben. „Das ist noch nicht alles!“, sagte er stolz und griff meine Hand. Er führte mich ins Schlafzimmer, in dem ein großes Bett mit zwei Nachttischen und Lampen sowie ein neuer Kleiderschrank standen. „Es ist toll!“, lobte ich ihn. Er freute sich ganz offensichtlich darüber, dass es mir gefiel. Er zog mich zu sich in die Arme und hielt mich einen Moment. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. „Zieh bei mir ein.“, sagte er plötzlich und drückte mich dann ein kleines Stück von ihm weg, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte. Ich bekam Bauchschmerzen. Takumi „Das kann ich nicht.“, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit und wich meinem Blick aus. Ich beugte mich zu ihr herunter und versuchte so, ihren Blick wieder aufzufangen. „Wieso nicht?“, fragte ich enttäuscht. Ich hätte ehrlich gesagt nicht mit dieser Antwort gerechnet. Ich war mir ganz sicher gewesen, dass sie meinem Vorschlag zustimmen würde. „Ich kann meine Mutter und Suzuna nicht alleine lassen.“, erklärte sie hastig. „Sie brauchen mich und das Geld, das ich verdiene.“ „Ich dachte, ihr kommt mittlerweile gut zurecht?“, hakte ich nach. Ich konnte ihre Antwort nicht so einfach akzeptieren. „Aber nur, wenn ich weiterhin mit Geld verdiene.“, redete sich Misaki weiterhin heraus. „Ich unterstütze dich und deine Familie gerne!“, versuchte ich es. Misaki zog die Augenbrauen zusammen und drückte mich von sich weg. „Das will ich aber nicht!“, erwiderte sie wütend. „Ich will kein Geld von dir!“ Ich sah sie entsetzt an. Was war denn auf einmal los mit ihr? „Ich geh lieber nach Hause.“, murmelte sie, nachdem wir einige Sekunden geschwiegen hatten, und drehte sich um. Ich griff nach ihrer Hand und hielt sie zurück. „Warte.“, verlangte ich. Sie drehte sich wieder zu mir um. Der Zorn in ihren Augen war verflogen. Jetzt sah sie einfach nur noch müde aus. Sie sagte nichts, sah mich einfach nur abwartend an. „Geh nicht.“, forderte ich geknickt und drückte ihre Hand. Es dauerte ein bisschen, bis sie das sanfte Drücken erwiderte. „Okay.“, gab sie nach und wendete sich mir wieder etwas zu. „Was ist denn los?“, fragte ich sie vorsichtig. Ich kannte sie so gar nicht und hatte das Gefühl, genau aufpassen zu müssen, was ich sagte. Erneut wich sie meinem Blick aus. „Es ist nichts.“, behauptete sie wenig überzeugend. Ich zog sie ein wenig an mich heran. „Es ist nicht nichts.“, redete ich sanft auf sie ein. „Ich seh‘ doch, dass etwas ist. Rede mit mir, Misaki. Du bist meine Freundin und wenn du irgendwelche Probleme hast, dann möchte ich das gerne wissen und alles in meiner Macht stehende tun, um dir zu helfen.“ Ich spürte, dass es ihr schwer fiel, darauf zu antworten. Entweder würde sie es ablehnen, mir davon zu erzählen, oder sie würde es tun. Ich hoffte auf Letzteres. Ich konnte es nicht mit ansehen, wenn Misaki litt. Plötzlich kam mir ein Gedanke. „Hat es etwas mit Igarashi Tora zu tun?“, fragte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme bei der Nennung seines Namens kalt wurde. Sie sah ruckartig zu mir auf. Ein Volltreffer? „Hat er etwas zu dir gesagt?“, fragte sie drängend. „Er hat gesagt, dass ich ja keine Ahnung hätte, was alles passiert ist, während ich weg war.“, antwortete ich. Misaki biss sich auf die Unterlippe. Vermutlich focht sie im Inneren grad einen Kampf mit sich selbst aus. Würde sie mir nun davon erzählen? Anscheinend hatte es ja tatsächlich etwas mit Tora zu tun. Was war da nur passiert? Misaki seufzte und in diesem Moment war deutlich zu sehen, dass sie nachgab. „Okay.“, sagte sie schließlich leise. „Ich erzähle es dir.“ Kurze Zeit später saßen wir zusammen auf der neuen Couch im Wohnzimmer. Noch hatte Misaki kein Wort gesagt, doch ich drängte sie nicht. Ich wollte ihr die Zeit lassen, die sie benötigte. Sie holte einmal tief Luft und fing dann an zu erzählen. „Vor 4 Jahren, als ich gerade mitten in den Abschlussprüfungen der Oberschule steckte, musste meine Mutter ins Krankenhaus. Sie musste operiert werden. Sie hatte ein Magengeschwür, das sich immer weiter ausbreitete und auf Dauer lebensgefährlich geworden wäre. Wir konnten uns die Operation natürlich bei weitem nicht leisten. Meine Mutter konnte kaum noch zur Arbeit gehen und ihr wurde das Gehalt gekürzt. Ich habe kaum noch geschlafen zwischen Schule, arbeiten und lernen. Sogar Suzuna hat sich einen Job gesucht, aber das Geld hat hinten und vorne nicht gereicht. Ich war verzweifelt, wusste nicht, was ich machen sollte. Und eines Tages kam Igarashi Tora zu mir. Er bot mir an, die Krankenhausrechnungen meiner Mutter vollständig zu bezahlen. In so ziemlich jeder anderen Situation hätte ich dieses Angebot sofort abgelehnt, aber es ging um das Leben meiner Mutter! Verstehst du?“ Sie klang verzweifelt. So langsam verstand ich, was hier vor sich ging. Ich nickte langsam und wartete ab, dass sie weitersprach. „Ich musste das Geld annehmen…“, fuhr sie schließlich fort. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm jeden Cent zurückzahlen werde. Er hat nur gegrinst und dann gesagt, dass er mir 5 Jahre gibt, dieses Geld zurückzuzahlen. Und wenn ich es nicht schaffe, muss ich das Geld abarbeiten.“ Ich erwartete Schlimmes. „Als seine persönliche Maid.“, fügte sie schließlich mit einer Mischung aus Abscheu, Scham und Widerwille hinzu. In mir loderte es. Niemand, wirklich niemand trieb solche Spielchen mit meiner Misaki. Ich spürte das Adrenalin durch meine Adern rauschen. Ich merkte, wie ich richtig aggressiv wurde, obwohl das sonst gar nicht meine Art war. Ich hatte das dringende Bedürfnis, Tora auf der Stelle meine Faust ins Gesicht zu rammen. Stattdessen lehnte ich mich nach vorn und zog Misaki in meine Arme. „Mach dir keine Sorgen.“, versuchte ich, sie zu beruhigen. „Ich werde nicht zulassen, dass du so etwas machen musst.“ Misaki sagte nichts, drückte sich aber ein wenig enger an mich heran. Irgendwann öffnete sie doch noch den Mund. Sie schien darüber nachgedacht zu haben. „Ich will dein Geld aber nicht.“, murmelte sie gegen meine Brust. Ich seufzte. „Misaki…“, sagte ich. „Ich kann verstehen, dass du kein Geld von mir annehmen willst. Aber wäre es nicht viel schlimmer, wenn du das Geld bei Tora als Maid abarbeiten müsstest?“ Sie sagte nichts. „Und nicht nur für dich!“, fuhr ich fort. „Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass du als Maid die ganze Zeit in Toras Nähe sein würdest. Wer weiß, wozu er dich drängen würde!“ Bei dem Gedanken wurde mir geradezu schlecht und ein weiter Wutschwall überkam mich. Dennoch blieb ich nach außen hin ruhig. „Und ich bin mir sicher, dass deine Mutter das auch nicht wollen würde.“, fügte ich noch hinzu. „Ich weiß…“, seufzte Misaki und sah mich niedergeschlagen an. „Bitte lass mich dir helfen.“, bat ich und sah sie, wie ich hoffte, mit einem herzerweichenden Blick an. Sie zögerte erneut. „Du kannst mir das Geld ja auch wiedergeben.“, sagte ich schnell. „Ich setze dir jedenfalls kein solches Ultimatum.“ Misaki seufzte. „Okay.“, stimmte sie schließlich widerwillig zu. Ich lächelte. „Gut.“, sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Für einen Moment hielt ich sie einfach nur im Arm. „Und?“, fragte ich irgendwann. „Ziehst du jetzt bei mir ein?“ Sie setzte sich wieder gerade hin und sah mich an. „Wieso willst du unbedingt, dass ich bei dir einziehe?“, fragte sie. „Liegt das nicht auf der Hand?“, stellte ich mit meinem charmantesten Lächeln eine Gegenfrage, die ich schließlich selbst beantwortete. „Damit ich dich zu Hause als meine persönliche Maid halten kann natürlich.“ Ich machte mich auf Schläge bereit und hob vorsichtshalber meine Arme vor das Gesicht. „Usui, du Idiot!!!“, schimpfte sie und schnappte sich das nächstbeste Kissen, um es mir auf den Kopf zu donnern. Lachend griff auch ich mir ein Kissen und wehrte mich damit gegen ihre Attacke. Es entfachte eine kleine Kissenschlacht, die damit endete, dass irgendwann alle Kissen im Raum verteilt lagen und wir somit keine Waffen mehr in Reichweite hatten. Brüllend stürzte ich mich auf sie und nagelte sie, sie an ihren Handgelenken festhaltend, am Sofa fest. ich grinste auf sie hinab, während sie mir einen ihrer fiesesten Dämonenblicke gönnte. Ich gab ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen. Als ich sie wieder ansah, war ihr Blick weicher geworden. „Zieh bei mir ein.“, sagte ich zum wiederholten Male. Wieder vergingen einige Sekunden, bevor Misaki antwortete. „Okay.“, sagte sie schließlich und gab mir damit endlich die Antwort, die ich hören wollte. Erneut beugte ich mich zu ihr herunter und küsste sie dieses Mal richtig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)