A thousand Years von Kylie ================================================================================ Epilog: Der Vergangenheit zum Trotz ----------------------------------- Es war ihre erste Nacht, die sie miteinander verbracht hatten. Das war ein weiter und schwerer Weg gewesen und es waren einige schlechte Ereignisse und Träume notwendig gewesen, um das Offensichtliche zu zulassen und ihnen zu gestatten sich ihrer Liebe zu stellen. Doch das Wissen um ihre früheren Leben wog dennoch schwer auf ihren Schultern. Das Wissen, dass all diese Träume keine Einbildung gewesen waren und auch keine Fantasie, sondern Erinnerungen aus Seelen, die sie in sich vereinigten. Seelen, die aus ihren Fehlern gelernt und sich entwickelt hatten, auch wenn sie am Ende sich gefürchtet hatten, nochmals ein Risiko einzugehen. Doch in den Augen von Alexander war es das alles wert. Loki und Thor hatten so gut, wie alles falsch gemacht und es einfach nicht geschafft zueinander zu stehen. Ihr Ende war unvermeidbar... Konstantin und Benedikt aber waren sehr gut davor. Sie hatten es geschafft, sich auf eine Art zu lieben, die vielen ewig verschlossen bleiben wird. Aber sie lebten in einer Lüge... Außer Stande offen zu ihrer Liebe zu stehen und allen zu zeigen, was sie einander hatten. Es hatte sie Beide in ein tiefes Loch gestoßen, ihr Herz nur für Momente der Zweisamkeit zu öffnen. Und schließlich verloren sie alles, weil Konstantin sich opferte, um seinem Liebsten mehr zu ermöglichen als das, was sie hatten, außer Stande zu erkennen, dass sie bereits alles hatten, was sie brauchten. Doch manchmal braucht es etwas mehr als Schicksal... Um das zu erkennen hatten sie drei Anläufe gebraucht. Die Bestimmung aber hatte sie immer beieinander gelassen. Sie waren immer einander nah gewesen, aber meistens so unerreichbar fern bis sie es dann schafften, die Mauer zwischen ihnen einzureißen. Dann fühlten sie sich immer so zueinander hingezogen und wollten nichts Anderes mehr als den jeweils Anderen. Das war es, wovon die meisten Leute träumten. Das war die unverfälschte Liebe zwischen ihnen. Auch wenn viele es nicht verstehen werden und man sie für diese Art von Zuwendung verabscheuend ansah, würden sie es nun nicht mehr verbergen. Sie würden sie selbst sein.   Noch war es recht früh an diesem Samstag, aber das hinderte den Anwalt nicht, ein aufwändiges Frühstück zu bereiten. Selbstgebackene, heiße Brötchen, Rühreier mit Speck, ein paar Würstchen, Wurst vom Schlachter, Käse vom Stand und Bioobst in mundgerechte Häppchen geschnitten. Dazu kam natürlich noch frischer Kaffee. All das deckte er fein säuberlich auf und dekorierte den Tisch noch mit einigen Kerzen. Die Liebe zum Detail verlor er dabei keineswegs, denn es sollte weder überfüllt noch fad wirken, weshalb er noch ein paar Blumen aus dem Garten drapierte. Mit etwas Abstand betrachtete er sein Werk und war zufrieden mit dem Ergebnis und der Wirkung. „Gody!“, rief er dann, „Das Frühstück ist nun fertig!“ Der Kellner war erleichtert als es endlich Essen gab und kam frisch geduscht, in sauberer Kleidung und aufgeweckten Zustand in das Ess- und Wohnzimmer, welches Alex ihn verboten hatte, so lange er nicht fertig war. Das hatte er ungern akzeptiert, aber dennoch staunte der Blondschopf nicht schlecht als er all die Speisen auf den Tisch entdeckte und wie schön es angerichtet war. Da merkte er wieder, dass Alexander sein Adoptivbruder war, denn so verschieden konnte man bei direkter Verwandtschaft unmöglich sein! Eine Weile war er wie gelähmt bei dem Anblick, ehe er endlich den Schöpfer anstarrte: „Das sieht toll aus! Aber erwarten wir Besuch? So viel Essen...“ „Du hast schon ganze Tierfamilien in dir vereinigt, Gody, deshalb bezweifle ich, dass viel übrig bleibt.“, kicherte der 26-Jährige und zog dem Hünen seinen Stuhl zurück, damit er sich setzen konnte, „Außerdem waren wir sehr aktiv letzte Nacht und müssen unsere Kräfte wieder aufstocken. Da hilft doch ein ausgewogenes Frühstück!“ Godric kicherte über diese Aussage, wie ein kleiner Junge. So wirklich erwachsen war er einfach nie geworden, aber das liebte Alex an ihm. Liebevoll gab er ihm ein frisches Brötchen und befüllte seinen Teller dann noch mit dem Rührei und zwei Würstchen, ehe er sich runterbeugte und dem Kellner einen Kuss stahl, den dieser gerne erwiderte. Erst dann setzte er sich selbst und nahm sich ebenso Brötchen, Rührei, ein Würstchen und Putenbrust zum Belegen. Dennoch sah der Anwalt immer wieder zu dem Älteren und geriet ein wenig ins Schwärmen. Er liebte einfach alles an ihm! Erst recht, wenn er die Zunge etwas rausstreckte, damit unbewusst seine Oberlippe berührte und derweil das Brötchen versuchte konzentriert und sauber aufzuschneiden. Der 28-Jährige wusste nicht, dass er das immer machte und Alex würde es ihm nicht sagen, damit er diesen Anblick weiter genießen konnte. Ihr Frühstück lief vollkommen entspannt. Der Lockenkopf machte nicht mal Andeutungen zur Zeitung zu greifen und die Immobilienseite zu durchforsten, sondern aß einfach entspannt das gute Essen oder trank den dampfenden Kaffee. Das tat dem Kellner gut, der sich ab und an Apfelschiffchen vom Teller in der Mitte stahl, den Alex absichtlich dort hingestellt hatte. Er wusste ja, dass sein Bruder nicht zugeben würde, dass er etwas Gesundes tatsächlich gerne aß. Also musste es so weit weg sein, dass es nicht als seines galt, aber so nah dran, dass er es >stehlen< konnte. Darüber musste der Anwalt kichern, was die Aufmerksamkeit des Blondschopfes weckte: „Was ist denn so lustig?“ „Weißt du, dass du unheimlich niedlich bist?“ „Ich? Nein! Warum?“ „Nur so... Es ist einfach so.“ Der 28-Jährige war sich nicht sicher, ob er sich gerade über ihn lustig machte, aber das war ihm eigentlich egal, wenn er dafür den Jüngeren so gelassen und fröhlich sah. Deshalb zuckte er mit den Schultern und machte einfach weiter, wie bisher. Er war sowieso im Paradies. Auch dann noch, wenn man ihn auf den Arm nahm. „Wie soll es nun weitergehen...?“, fragte dann plötzlich Alexander und sah etwas betreten zur Seite. „Wie meinst du das?“ „Na ja...“, murmelte der Anwalt, „Es ist ganz klar, dass diese Träume nicht nur Träume sind, sondern Erinnerungen... Auch wenn ich es nicht ganz verstehe und es mich immer noch verstört, ist das einfach nicht widerlegbar.“ „Ja.“, stimmte Godric zu, „Und?“ „Bisher ging es niemals gut aus.“ Das war ein Punkt, an den hatte der Kellner nicht wirklich gedacht. Dennoch stimmte es... Bisher hatten alle seine Leben ihre Liebe verloren und das auf eine sehr schmerzhafte Art und Weise. Sie hatten sich gegenseitig gequält, aber sich auch ihre Herzen geschenkt. Dennoch schwankte er nicht als er Alexander erneut ansah: „Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst.“ „Wenn wir doch wissen, dass wir unter einem schlechten Stern stehen, sollten wir es dann überhaupt wagen, es erneut zu versuchen?“ „Klar.“ „Wie kannst du das nur so locker sagen?“, fragte der Anwalt irritiert und verunsichert. „Du versuchst nun einfach, dich nicht umzubringen oder dich zu opfern.“, erwiderte der Blondschopf grinsend, „Und ich achte darauf, dass es dir gut geht und ich werde dich natürlich beschützen.“ Der 26-Jährige verzog über den schwarzen Humor das Gesicht und seufzte schwer. Es war nicht das, was er hatte hören wollen. Deshalb sagte er dazu auch nichts, sondern widmete sich weiter seinen duftenden Brötchen. Dem Hünen fiel auf, dass der Witz nicht gut gezogen war und ärgerte sich über sich selbst. Wenn es schwer wurde, versuchte er das mit Witzen zu entschärfen, aber das war natürlich weder eine Lösung noch hilfreich. Viele verletzte das sogar und das schien er auch bei Alex geschafft zu haben. Deshalb ging er in sich und dachte über den Einwand des Anwalts nach und über die Schicksale, die ihre Vorleben erlitten hatten. Die Art und Weise, wie es so weit hatte kommen können... Meistens hatten sie irgendwie aneinander vorbei gelebt und geredet, was dann für das dunkle Ende ihrer Liebesgeschichte gesorgt hatte. Den Fehler durften sie nicht wiederholen. „Alex...“, begann dann Godric und erhaschte so wieder seine Aufmerksamkeit, „Wir haben tausend Jahre gebraucht, um an dem Punkt zu sein, an dem wir uns nun befinden. Es war wahrlich nicht gut um unsere Vorleben gestanden und manch einer würde meinen, dass das eine Schlacht ist, die von Anfang an verloren ist... Aber das denke ich nicht.“ „Warum bist du dir da so sicher?“, wollte der Lockenkopf wissen und sah Godric fest in die Augen. Er würde sofort erkennen, wenn dieser log oder stolperte. „Das weiß ich nicht. Ich bin es einfach.“ „Aber was ist, wenn uns wieder kein Happyend zusteht?“, fragte Alex beunruhigt, „Was ist, wenn diese Reise notwendig war, um uns zu zeigen, dass dieser Versuch dumm und nutzlos ist? Damit wir erkennen, dass wir niemals eine Zukunft haben werden?“ Der Kellner resignierte kurz und dachte über diese harte Vorstellung nach. Über die Möglichkeit, dass eine höhere Macht sich einen Spaß daraus machte, sie zu quälen und ihnen aufzuzeigen, dass ihre Lage hoffnungslos war. Nach allem, was sie gesehen hatte, war das nicht so weit hergeholt. Es gab Dinge, die die Welt verloren hatte, wie Magie und höhere Mächte, aber sie waren irgendwie noch vorhanden. In ihnen und anderen Wiedergeborenen. Da erschien es nicht weit hergeholt, dass eine dieser Kräfte ihnen eine Lektion erteilen wollte. „Vielleicht ist dem so, aber ich denke trotzdem, dass das egal ist und wir es versuchen müssen.“, sagte der Kellner ernst. „Aber bisher ging es doch immer so schrecklich aus! Hast du denn keine Angst, dass sich das wiederholt?“ „Natürlich habe ich das.“, antwortete Godric, „Aber so lange ich mit dir zusammen sein darf, ist mir das vollkommen egal. Ich überwinde das... Für dich.“ Der Hüne beugte sich nun über den Frühstückstisch und erfasste die Hand des Anwalts liebevoll, aber auch bestimmend. Dabei sahen seine blauen Augen ihn voller Leidenschaft an: „Ich liebe dich, Alex. Ich liebe dich über alles und es hat lange gedauert bis ich das erkannt habe. Und es tut mir leid, dass ich ein Narr war und es erst jetzt sehe... Aber das ändert nichts an der Stärke meiner Gefühle.“ „Ich liebe dich auch, God.“, sagte der 26-Jährige ehrlich, „So sehr, dass es manchmal wehtut. Du hast dafür gesorgt, dass ich diesen Satz erst verstehe...“ Godric musste darüber lächeln, während seine Brust vor Glück anschwoll: „Egal, wie schlecht es uns vorher ergangen ist, Alex, egal, wie oft uns ein schlechtes Ende vergönnt war, das ist alles bedeutungslos. Wir leben im Hier und Jetzt und unser Ziel ist die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Wenn uns bisher nie ein gutes Ende bestimmt war, dann sind wir nun unser eigenes Happyend...“ Das rührte den Anwalt zu Tränen, der nun die Finger des 28-Jährigen liebevoll umschloss und mit seinem Daumen über die Hand des Hünen streichelte. Und obwohl es nur Worte waren, glaubte er ihm und war sich irgendwie sicher, dass sie es schaffen konnten. Der Vergangenheit zum Trotz würden sie nach tausend Jahren ihr persönliches Happyend haben – gemeinsam.   A thousand Years Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)