Zweite Chance von Sora-nee (Yusei x Bruno) ================================================================================ Kapitel 4: Achterbahnfahrt -------------------------- Ich weiss nicht mehr wie lange wir so dastanden und uns einfach nur festhielten. Du hast mich wohl genauso vermisst wie ich dich, was? Langsam beruhigt sich mein Puls wieder und auch die Tränen versiegen allmählich, so dass ich mich etwas von Dir löse und dich mit einem freudigen Lächeln ansehe. Ich will was sagen, aber meine Kehle ist wie zugeschnürt, so dass es mir nicht möglich ist auch nur einen Ton über meine Lippen zu bringen. "Bruno~", hauchst Du leise und siehst mich dabei mit immer noch nassen Augen an. "Was machst du hier? Wieso bist du hier? Wo ... wo warst du die letzten zwei Jahre?" Auf einmal sprudeln alle Fragen einfach aus Dir heraus. Anscheinend hast Du sie ziemlich lange zurückgehalten. Verübeln kann ich Dir das nicht, denn auch ich hätte gern Antworten auf diese Fragen. Meine Lippen öffnen sich, um zu antworten, aber vergebens. Kein Laut kommt aus meiner Kehle. Verzweifelt schliesse ich sie wieder und räuspere mich kurz, während meine Arme immer noch um Deinen Körper liegen und Dich festhalten. Irgendwie habe ich Angst, dass ich das alles nur träume und wenn ich dich loslasse, wieder in der unendlichen Finsternis aufwache, aus der es kein Entkommen gibt. Erneut öffnen sich meine Lippen zu einem Sprechversuch und diesmal klappt es sogar, auch wenn sich meine Stimme noch etwas heisser anhört. "Ich weiss es nicht. Ich war ... in diesem schwarzen Loch. Doch irgendwie kam ich wieder zu mir. Es war endlos finster dort und ich spürte meinen Körper nicht, noch wusste ich, ob ich überhaupt noch existierte. Dann wurde ich auf einmal von einem gleissenden, weissen Licht durchflutet, was mir das ganze Gefühl meines Körpers zurückgab und ein unbeschreiblicher Schmerz mir die Sinne raubte, dass ich bewusstlos wurde ... Als ich wieder zu mir kam, lag ich am Strand von Satellite und wurde zufällig von Dr. Schmitt gefunden. Er nahm mich mit, da ich ziemlich orientierungslos und wackelig war. Zusammen mit Martha päppelte er mich wieder auf und ... naja hier bin ich nun ..." Ich bin überrascht wie leicht es mir fällt Dir das zu erzählen. Ganz ohne einzubrechen und mich in meiner Furcht vor der Finsternis wieder zu verlieren. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich einfach so glücklich bin, dass ich noch lebe und vor allem, dass ich Dich wieder sehen kann. Du siehst mich an wobei deine kristallartigen Seelenspiegel Entsetzen zeigen und gleichzeitig Schuld. "Bruno ... ich wusste nicht ... Ich ... es tut mir so leid. Ich wollte ... ich hätte dich retten können." Deine Stimme bricht, während Du redest und Du bekommst kaum einen vernünftigen Satz zu Stande. Wieder sammeln sich Tränen in Deinen Augen und ich lege Dir meine Hände auf die Wangen, wische sanft mit den Daumen unter Deinen Augen entlang und lächle Dich immer noch an. "Nicht! Es ist nicht deine Schuld gewesen. Es war mein eigener Wunsch. Wenn ich dich nicht gerettet hätte, dann wär wohl die ganze Stadt verloren gewesen. Du hast dir die letzten zwei Jahre die ganze Zeit die Schuld gegeben, oder? Abgesehen davon, dass ich mich unheimlich freue dich zu sehen Yusei, siehst du aus, als hättest du seit Tagen weder geschlafen, noch gegessen ..." Nun schaue ich Dich besorgt an und lasse meine Hände sinken. Dein Blick geh zu Boden und Du wirkst getroffen sowie verlegen. Unruhig knetest Du Deine Hände vor Deinem Körper und scheinst nach einer Antwort zu suchen. Ich hoffe dass Du mich nicht anlügen wirst, denn das würde ich ohnehin bemerken. Du warst nie ein guter Lügner und ich bezweifle stark, dass sich das in der letzten Zeit geändert hat. Langsam hebst Du den Kopf wieder und siehst mich an. Die Schuldgefühle spiegeln sich noch immer in deinen reinen saphirblauen Kristallen, die mich schon immer an Dir fasziniert haben. "Du hast recht ... Ich konnte einfach nicht damit leben, dass ich dich verloren hatte. Nie hatte ich einen Freund wie dich. Wir haben so viel gemeinsam und wir haben so viel zusammen erreicht. Und dann ... dann sehe ich, dass du eigentlich ... mein Feind sein müsstest. Du provozierst mich, bis ich mich wirklich mit ganzer Kraft gegen dich stelle ... und dann ... Dann bist du weg und ich wusste am Ende, dass du mich nur provozieren wolltest, weil du wusstest, dass ich mich sonst niemals ernsthaft mit dir duelliert hätte. Aber ... wieso um alles in der Welt hast du nie gesagt, dass du der Duellant bist, der mir die Schnellsynchro beigebracht hat? Wieso warst weiterhin nur unser Mechaniker? Selbst als die Duelldroiden aufgetaucht waren, da hast du mich gerettet und dich selbst gegen Primo gestellt, bis ich endlich den klaren Geist gefunden hatte. Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du es warst? Ich finde deine Fähigkeiten wirklich beeindruckend ... Ehm ... entschuldige ... Du bist Bruno für mich. Das warst du immer, auch wenn ich ... deinen richtigen Namen kenne ..." Du redest wie ein Wasserfall und ich höre wie sich deine Stimme fast schon überschlägt, da Du allem Anschein nach völlig überfordert bist, mit der Situation, dass ich wieder da bin, nachdem ich einfach verschwunden war, aber dennoch war es meine Entscheidung gewesen. Ich hatte so viel Leid erlebt und wollte es Dir einfach ermöglichen aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen. Wenn ich es recht bedenke, ist Dir das sogar gelungen. Deine Fragen überfordern mich und ich brauche eine Weile um deine Worte sacken zu lassen und mir der gesamten Tragweite bewusst zu werden. So lange ist es still zwischen uns und wir sehen uns einfach nur an. Ein Seufzen verlässt meine Lippen, verklingt schnell in dem kleinen Zimmer, dann hole ich tief Luft und fixiere erneut Deine Augen, da ich Dich gern dabei ansehen will. "Das ist alles korrekt. Ich habe dich provoziert, weil ich wusste, dass du dich sonst niemals mit mir ernsthaft duelliert hättest. Nicht nachdem du wusstest wer ich bin. Wieso ich es dir nicht gesagt habe? Ich hatte eine Mission ... Zone gab mir diese Mission, doch löschte er mein Gedächtnis, so dass ich mich nicht mehr an mein Leben als Antinomy erinnern konnte. Meine Mission war es dich zu schützen, koste es was es wolle, dir beizubringen dich gegen die Yliaster und somit Aporia zu wehren. Ich weiss auch wieso er das tat ... Weil er selbst die Hoffnung dieser Welt noch nicht aufgegeben hatte. Er glaubte daran, dass die Menschen sich verändern können und wollte beiden Seiten die gleiche Chance geben. Du hast ihn wohl davon überzeugt, dass seine Hoffnung nicht vergebens war, dafür muss ich dir danken. Jetzt habe ich all meine Erinnerungen wieder und ich habe einiges mit Zone, Aporia und Paradox zusammen durchgemacht. Aber es war meistens nur trübsinnig und traurig. Als ich zu dir ... zu euch ... zu Team 5Ds in die Werkstatt kam und du mich aufgenommen hast, da erfuhr ich richtige Freude und auch wenn ich mich nicht an meine Vergangenheit erinnern konnte, war mir irgendwie bewusst, dass ich so etwas noch nie erlebt hatte. Als wir dann gegeneinander antreten mussten, bekam ich all meine Erinnerungen zurück und wusste was meine Aufgabe war. Auch wenn ich das eigentlich nicht tun wollte. Das Duell diente nur dem Zweck deine Stärke über die Grenzen hinauszutreiben und deinen Horizont zu erweitern. Ich wollte dir niemals schaden Yusei. Denn auch wenn ich mit Zone ein besonderes Band teilte, es war das Band des Leids, des gemeinsamen Schicksals, so spürte ich ein stärkeres Band in deiner Nähe. Das Band der tiefen Freundschaft ... und als du mir sagtest, dass ich trotzdem noch dein Freund sei, da hast du mich so glücklich gemacht, dass ich dich einfach aus dem schwarzen Loch schieben musste. Ich wusste du würdest die Welt retten und wie ich sehe ... habe ich recht behalten." Mehrmals hole ich Luft, da meine Rede doch ziemlich lang ist, aber ich will versuchen Dir alles so zu erklären, dass Du in der Lage bist meine Beweggründe nachzuvollziehen. Ich weiss, dass Du nicht dumm bist und dass Du durchaus das logische Auffassungsvermögen hast, um zu verstehen wie ich mich gefühlt hatte und wieso ich so handeln musste. Wieder legt sich eine erdrückende Stille zwischen uns ich kann dabei das Ticken der Uhr hören, was wie ein Dröhnen in meinem Kopf widerhallt. Während Du schweigst, wächst meine Nervosität, ich ertrage das kaum noch und will Dich gern dazu animieren was zu sagen. Ich hoffe so sehr, dass Du mich verstehst. Aber ich wage es nicht die Stille zu unterbrechen, da ich lange genug geredet hatte. Allerdings spüre ich wie sich mein Herzschlag erhöht und mein auch Atem beschleunigt sich. Du folterst mich Yusei! Wieso schweigst Du so lange? Was überlegst Du denn so lange? War meine Schilderung denn nicht klar? Ich verfalle schon fast dem Wahnsinn und bin kurz davor einfach loszuschreien, um den weitere steigenden Druck in meinem Inneren zu lindern, als sich endlich deine Lippen bewegen. Unaufhörlich und fast schon undefinierbar ruhen Deine blauen Kristalle auf meinen Augen. Du blinzelst nicht einmal dabei, ich halte den Atem an, bin gespannt was du zu sagen hast. "Ich hatte keine Ahnung ... Du bist ein wahnsinnig guter Schauspieler, dass du dieses Talent und vor allem diese Identität vor allen verbergen konntest ... Aber ich ... ich verstehe wieso du das getan hast und ich glaube ich hätte an deiner Stelle ganz genauso gehandelt. Natürlich bist du mein Freund! Du warst von Anfang an mein Freund. Ich hab noch nie eine solche Welle der Sympathie gespürt, wie zwischen uns. Es war als hätte es auf Anhieb einfach gefunkt, wir schwammen zusammen und in gleichen Zügen. Es passte einfach alles ... aber genau deshalb konnte ich einfach nicht akzeptieren, dass du für immer fort sein solltest. Ich wollte es auch gar nicht akzeptieren ... Wäre Crow nicht aufgetaucht ... ich weiss nicht ... Ich glaube ich wär irgendwann krepiert ... Aber du kennst ihn ja. Er hat mich fast schon geröntgt, da ich nichts gesagt habe, aber er hat es gewusst und dann fing er an mich zu bemuttern ..." Zuerst wirkst Du bedrückt und am Ende wirst Du doch leicht verlegen, so dass sich ein leichter rosa Schleier auf deine so blassen Wangen legt und Dir endlich einen Hauch von Farbe ins Gesicht treibt. Du lächelst und ich erwidere es, da ich es mir sehr gut bildlich vorstellen kann, wie Crow sich um Dich sorgt und Dich bemuttert. "Irgendwie kann ich mir das nur zu gut vorstellen. Aber ich bin froh, dass er es getan hat. Ich wollte dich nämlich schon gern wiedersehen und nicht als Wrack oder gar als Leiche ..." Ein eiskalter Schauer läuft mir bei der Vorstellung den Rücken hinab und ich schüttle mich kurz. "Nein, das wär wohl wirklich nicht so gut gewesen. Jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass mich Crow hier her geschleppt hat ... Denn eigentlich wollte ich nicht gehen." "Du wolltest nicht? Naja ich habe lange überlegt, wie ich es anstelle dir wieder unter die Augen zu treten, aber das hat sich nun erledigt, da du ja aus heiterem Himmel einfach hergekommen bist." Wir grinsen uns nun gegenseitig an und unser Gespräch geht auch noch ein bisschen weiter, bis wir schliesslich wieder an dem Punkt sind, an dem wir unsere alte Ausgelassenheit zurückerlangt haben und uns sogar richtig amüsieren. Es tut so gut Dich zu sehen, mit dir herumzualbern und in Deiner Nähe zu sein. Ich habe Dich so sehr vermisst, Yusei! Wie gern würde ich dir sagen welches Ausmass meine Gefühle für Dich wirklich haben und wie sehr ich Dich wirklich vermisst habe, aber ich kann nicht. Ich habe Angst, dass Du mich dann nicht mehr an Deiner Seite haben willst. Dass ich dann nicht mehr Dein Freund sein kann. Auch wenn ich weiss, dass diese Gedanken eigentlich mehr als absurd sind, denn Dein Gesichtsausdruck, als Du mich gesehen hast, hat alles offenbart. Eigentlich bin ich mir sicher, dass Du mich genauso vermisst hast und nicht nur wegen deiner Schuldgefühle. Weil ich Dein Freund bin und weil Du mich gern um Dich hast. <<<<< >>>>> Für mich ist es einfach überwältigend Dich wiederzusehen. Ich fühle mich wie in einem Traum und kann es noch gar nicht richtig glauben, dass Du wirklich vor mir stehst. Viel zu lange habe ich auf diesen Moment gewartet und doch keine Hoffnung gehabt, dass es jemals passieren wird. Ich hab Dich so so vermisst Bruno! Bitte lass das kein Traum sein! Ich will nicht aufwachen und feststellen, dass Du gar nicht da bist, das würde meine geschundene Seele nicht überleben. Zu lange habe ich mich gequält und nach Dir gesehnt, jetzt endlich kann ich Dich ansehen, deine Stimme hören und deinen Körper berühren, dich umarmen und die Wärme wahrnehmen, die du ausstrahlst. Ich habe mich einfach von meinen Gefühlen mitreissen lassen, sie waren zu stark. Normalerweise lasse ich mich nicht so gehen, aber wenn man so lange auf etwas wartet, dass einem das Herz zerspringt vor Sehnsucht und man es dann plötzlich vor der Nase hat, dann bricht jede Mauer. Ich kann einfach nicht anders. Ich freue mich so wahnsinnig Dich zu sehen und falls dies doch nur ein Traum sein soll, dann bitte lass mich nie mehr aufwachen. Meine Gefühle schwappen über, vermischen sich und bald kann ich nicht mehr definieren was genau ich eigentlich empfinde. Freude ... Euphorie ... Erleichterung ... Sorge ... Trauer ... Schuld ... Doch ist da noch etwas anderes ... Etwas, das mich so eng mit dir verbindet, wie ich es niemals für möglich gehalten habe, dass ich jemals eine Bindung zu jemandem aufbauen könnte. Mein Herz schlägt so schnell, dass mir schwindelig wird, während ich dem Klang Deiner Stimme lausche und mich fast schon betören lasse. Es ist einfach viel zu lange her, seitdem ich Dir das letzte mal zuhören konnte. Wie sanft und fröhlich sie doch klingt, wie eine Melodie die meine Seele berührt. Deine freundlichen blau-grauen Augen, die so viele Emotionen widerspiegeln, dass ich kaum in der Lage bin auch nur eine davon herauszulesen. Es tut so unendlich gut sich mit Dir zu unterhalten, mit Dir herumzualbern und fast ist es, als wären die letzten zwei Jahre nie passiert. Aber ich weiss, dass es mir nicht möglich ist diese Zeit einfach zu vergessen, da ich zu sehr gelitten habe. Allerdings kann ich mir nicht mal im entferntesten vorstellen wie sehr Du gelitten haben musst, während dieser Zeit. Es muss sehr schwer für Dich gewesen sein. Umso glücklicher bin ich gerade in diesem Moment, dass Du wirklich vor mir stehst. Dass Du wirklich da bist. Es scheint mir fast unbegreiflich zu sein, doch bin ich mir sicher, dass ich mich daran gewöhnen werde. Vielleicht werde ich die nächsten Tage noch mit schrecklichen Gedanken aufwachen und mich vergewissern, dass Du wirklich noch da bist, aber ich bin zuversichtlich, dass die Zeit alle Wunden heilen kann und vor allem, wenn Du an meiner Seite bist. Langsam beruhige ich mich wieder, die ausgelassene Unterhaltung mit Dir hilft mir dabei sehr. Ich lächle Dich schliesslich an. "Was hat Dr. Schmitt eigentlich gesagt? Bist du soweit wieder fit? Ich ... naja ... ich würde dich gern mit in die Stadt nehmen, Zurück in die Werkstatt ... wo ... wo dein Zuhause ist ..." Etwas schwerfällig kommen mir die Worte über die Lippen, ich traue mich gar nicht Dich dabei anzusehen, da ich Angst vor Deiner Reaktion habe. Irgendein seltsames Gefühl macht sich in mir breit und ich spüre wie sich meine Innereien verknoten und sich ein Kloss in meinem Hals bildet, den ich vergebens versuche hinunterzuschlucken. Wieso habe ich Angst vor dem was Du sagen könntest? Glaube ich wirklich, dass Du nicht mit mir kommen willst? Dass Du lieber hier bleiben willst? Aber die Werkstatt ist auch Dein Zuhause! Bitte lass mich doch nicht so lange warten, Bruno! "Der Doktor sagte, dass es mir wieder gut geht und ich bin wirklich dankbar, dass sie mich hier aufgenommen und wieder zusammengeflickt haben. Yusei~ ... ich würde wirklich gern mit dir kommen. Das wollte ich von Anfang an, seit ich wusste wo ich bin, wollte ich einfach nur zu dir ..." Deine Worte klingen ein bisschen merkwürdig, aber ich kann nicht anders, als mich wirklich zu freuen. Erleichtert seufze ich gedehnt und strahle Dich dann fast schon an. Verliere mich für einen Augenblick in den Untiefen deiner Seelenspiegel. Zwinge mich dann aber mich davon zu lösen und greife nach Deiner Hand, um Dich hinter mir her aus dem Zimmer zu ziehen. "Komm mit! Crow wartet auch draussen ... es war irgendwie verrückt. Martha meinte, dass hier jemand auf mich warten würde. Crow wollte unbedingt mitkommen, aber sie meinte, dass ich erst allein zu dir gehen soll. Ich bin froh, dass sie es getan hat. Aber ich glaube Crow wird sich auch freuen zu wissen, dass du wieder da bist", sage ich ziemlich heiter und schleife Dich einfach hinter mir her den Flur entlang. "Warte doch Yusei!" Ich bleibe stehen und lasse Deine Hand los, etwas konfus sehe ich Dich an, verstehe nicht wieso Du mich aufgehalten hast. "Ich verstehe ja, dass du mich so schnell wie möglich mitnehmen willst und ich will auch wirklich nichts lieber, als dich zu begleiten. Aber ... ich weiss nicht, ob es so eine gute Idee ist, das Crow nun auch noch da ist ..." Du wirkst bedrückt, seltsam schüchtern. Nun sehe ich wieder den alten Bruno in Dir, da ist keine Spur gerade von dem selbstbewussten und starken Duellanten namens Antinomy. Meine Lippen verziehen sich zu einem leichten Lächeln als ich Dir meine Hände auf die Schultern lege. "Du machst dir zu viele Gedanken, Bruno. Das wird schon werden, du wirst sehen. Crow war auch sehr traurig, zwar hat er sich nicht so mitreissen lassen wie ich, aber ich bin sicher, dass er sich freuen wird, dich zu sehen." "Bist du sicher? Ach ... was ich noch sagen wollte: Ich hab nichts dagegen, wenn du mich 'Bruno' nennst. Denn immerhin hatte ich mich damals selbst so bei dir vorgestellt und auch wenn ich weiss wie ich früher gelebt habe, so will ich bei dir doch lieber einfach nur 'Bruno' sein." Ein leichter Hauch von Rot färbt deine Wangen und verleiht deinem ohnehin schon schüchternen Auftreten das Tüpfelchen auf dem 'I'. Weiterhin lächle ich Dich an, ich kann einfach nicht anders. Du wirkst unheimlich unbeholfen, naiv und ausserdem drollig. "Ich werde dich gerne weiterhin so nennen und ja ich bin sicher. Ich kenne Crow mein Leben lang. Mach dir keinen Kopf, er wird deinen schon dran lassen. Ausserdem gibt es ja keinen Grund dafür ihn abzuschrauben." Nun muss ich sogar leicht kichern. Ein wirklich seltsames Gefühl! Ich habe mich schon lange nicht mehr so ausgelassen und glücklich gefühlt und es tut einfach nur gut. Selbst Du grinst leicht und nickst dann, als Bestätigung, dass ich Dich in die Küche führen darf. Im Türrahmen bleibe ich stehen, spüre dass mein Körper zittert und mein Gesicht sich heiss anfühlt. Ich merke wie das Leben, welches ich in den letzten zwei Jahren scheinbar verloren hatte, allmählich in meinen Körper zurückkehrt, wie sich mein Geist wieder vollständig mit meinem Körper verbindet und mir ein neues Gefühl beschert. Das Gefühl lebendig zu sein! "Crow!", rufe ich in die Küche und sehe wie mein Freund sich umdreht und bis über beide Ohren strahlt, als er mein Gesicht sieht. "Du bist wieder da?! Ausgequatscht?" Er steht auf und kommt auf mich zu, Du versteckst Dich noch neben dem Türrahmen und bist somit für den Moment unsichtbar für die Personen innerhalb der Küche. "Ja ... nein ... naja mehr oder weniger ... Du weisst es oder?", frage ich direkt und sehe wie er sich den Nacken reibt. "Ja, ich weiss es. Martha hats mir gesagt, nachdem du die Küche verlassen hattest. Also wo hast du ihn gelassen? Ich will ihm auch 'Hallo' sagen!" Er grinst immer noch breit und wirkt aufgeregt. Ich glaube, er würde Dir am liebsten an den Hals springen. Er muss Dich doch mehr vermisst haben, als ich dachte. "Sieh nach ... Ich weiss nicht wieso, aber hat irgendwie Angst davor dich zu sehen ...", sage ich leise in der Hoffnung, dass Du es nicht hören kannst. Crow sieht mich daraufhin ziemlich erschüttert an. "Was? Das kann nicht sein!", ruft er laut und schon schiebt er mich zur Seite, um an mir vorbeizugehen. "Hey Bruno!", höre ich ihn ausrufen und drehe mich selbst wieder um, dass ich dem Geschehen nun besser folgen kann. "Wieso versteckst du dich denn vor mir? Ich hab dich doch noch nie gebissen ... Ausserdem ... Verdammt! Warst du schon immer so gross?" Ich unterdrücke ein Lachen. Crow muss natürlich immer genau mit den Gedanken herausplatzen, die ihm gerade in den Sinn kommen, aber genau das macht ihn zu einem unersetzlichen Freund und ich will ihn nicht missen müssen. Im Gegenteil ich bin unheimlich froh, dass ich ihn als meinen Freund bezeichnen kann und weiss, dass ich mich immer auf ihn verlassen kann, ganz gleich was kommen wird, auch wenn ich diverse Dinge am liebsten mit mir selbst ausmache. Crow zwingt mich dann immer aus mir rauszugehen, wobei er das nicht bewusst tut, sondern durch seine aufgeschlossene, unbekümmerte Art. Da kann ich dann einfach nicht anders und jedesmal aufs Neue schafft er es, dass ich meine Mauer fallen lassen, wie nun auch wieder vor zwei Tagen, als ich in seinen Armen brach, weil ich die Schuldgefühle und die Trauer nicht mehr aushalten konnte. "Ja ... naja ich war schon immer so gross, ja. Musst du doch wissen. Jack und ich sind doch fast gleich gross. Nein ... ich verstecke mich nicht vor dir. Ich fühle mich im Augenblick nur irgendwie nicht wohl einfach so aufzutauchen, nachdem ich zwei Jahre verschwunden war. Ihr habt doch sicher alle gedacht, dass ich ... naja ... wie soll ich sagen ... dass ich tot bin ...?!" Deine Worte lösen ein ungutes Gefühl in mir aus. Meine Brust schnürt sich zusammen, als zwänge man mich in ein viel zu enges Korsett. Mein Atem stockt, ich bekomme keine Luft mehr, mein Magen schlägt einen Salto und ich muss mich schwer zusammenreissen, mich nicht auf der Stelle zu übergeben. Das Blut – angetrieben durch die kräftigen Schläge meines Herzens – rauscht durch meinen Kopf und pulsiert stark in meinen Schläfen, dass es mir auf meine Augen drückt und meine Sicht verschwimmt. Verzweifelt klammere ich mich an den Türrahmen und schnappe schwerfällig nach Luft. Mein ganzer Körper zittert und der wachsende Kloss in meinem Hals droht mich zu ersticken. Immer wieder würge ich und halte mir eine Hand vor den Mund, um zu verhindern, dass ich mich einfach auf den Boden übergeben würde. Du und Crow nehmt scheinbar nichts davon wahr. Ich höre wie ihr lacht und kichert, gar herumalbert, aber sehen kann ich euch nicht mehr, da ich alles nur noch verschwommen wahrnehmen kann. Meine Beine geben nach und ich sinke auf die Knie, immer noch halte ich mit einer Hand verzweifelt den Türrahmen fest und die andere vor meinen Mund. Mein Magen krampft unaufhörlich, versucht das gesammelte Gift wieder auszuspeien, das sich von meiner Seele absetzt. Doch vergebens! Wieso musstest Du ausgerechnet diese Worte sagen? Als ob mir das nicht selbst klar gewesen wär ... Ich wollte es niemals wahrhaben ... Es nicht akzeptieren ... Bruno! Verdammt! Mir ist so schlecht, dass ich mich mittlerweile mit einer Hand auf dem Boden abstütze und mich sonst ziemlich zusammengekauert habe. Plötzlich spüre ich eine Berührung auf meiner Schulter, drehe ruckartig meinen Kopf um und sehe zunächst nur eine verschwommene Gestalt. "Yusei? Was ist mit dir? Du siehst furchtbar aus! So blass hab ich dich ja noch nie gesehen ..." Es ist Martha's Stimme, das höre ich, auch wenn ich sie kaum erkennen kann. Ich schliesse meine Augen und gebe keine Antwort, lehne mich stattdessen gegen den Türrahmen und zittere immer noch sehr stark. Eine unbeschreibliche Kälte kriecht meinen Körper hoch, schliesst mich in sich ein, als würde ich tief unten in einem zugefrorenen See sitzen. Ich kann nicht atmen, mich nicht bewegen und das pochende Gefühl an meiner Schläfe raubt mir die Sinne. Die Übelkeit gibt mir den Rest. Was ist das nur? Wieso macht es mich so fertig? Wieso leide ich so? Ich habe Dich doch gesehen, dich umarmt, mit Dir gesprochen ... Es ist die Angst! Ich hab solche Angst, dass mir das alles wieder genommen wird, dass die Tatsache, dass Du nicht mehr bist doch noch zur grausamen Realität wird, die mich zu verschlingen droht, aus der es kein Entkommen gibt. "Ich will das nicht!" Ich schreie die Worte durch das Haus und kneife meine Augen zusammen, zittere mittlerweile unkontrollierbar und versuche weiterhin dem Drang meines Magens nicht nachzugeben. Keuchend schnappe ich nach Luft, ich spüre wie mir der kalte Schweiss am ganze Körper ausbricht und ich fast jeglichen Sinn für die Realität verliere. Doch ist mir das egal, ich will nur an diesem wunderbaren Gedanken festhalten, dass Du zu mir zurückgekommen bist. Starke Arme schlingen sich um meinen Körper, heben mich hoch und tragen mich weg. Unfähig zu reagieren, liege ich einfach da und mache langsam meine Augen auf. Nun kann ich sogar wieder was erkennen, denn meine Mauer, die eben gefallen war, hat sich ruckartig hochgezogen und alle Emotionen in sich versperrt. Ich sehe Dich. Du trägst mich! Aber wieso? "Yusei? Mein Gott, was machst du denn? Du siehst furchtbar aus! So kenne ich dich gar nicht. Deine Augen ... wo ist ihr Glanz?" Deine Stimme klingt panisch und besorgt, als Du mich auf einem Bett ablegst und Dich gleich neben mich setzt. Eine warme Hand berührt meine Stirn. "Yusei?!" Das ist Crow's Stimme, sie klingt entsetzt. Ich kann hören wie er sich nähert und ihn schliesslich auch sehen. "Was ist mit ihm Bruno?" "Ich weiss es nicht ... Ich hab mich nur mit dir unterhalten und nicht mitbekommen was passiert ist. Auf einmal schreit er laut und bricht zusammen ..." Ihr macht euch Sorgen um mich ... Aber das sollt ihr doch gar nicht. Langsam komme ich aus meinem Zustand zurück und blinzle kurz, meine Wangen sind heiss mein Atem geht schwer, noch immer pocht mein Herz schmerzlich schnell gegen meine Rippen. Aber ich sehe Dich an. "Bruno~", bringe ich mühsam flüsternd über die Lippen und sehe wie Du dich mir gleich wieder zuwendest. "Ich bin hier Yusei! Was ist los?" Du greifst nach meiner Hand und drückst diese leicht, Du bist wirklich voller Sorge wegen mir, dabei wollte ich das doch gar nicht. "Sag ... sag sowas ... nie wieder! ... Ich ... ich ertrage es nicht ... nicht mal ... in ... in Gedanken ..." Meine Zunge liegt in meinem Mund wie ein Stück Blei, es fällt mir schwer zu reden, doch kehrt das Leben allmählich in meinen Körper zurück. Du bist verwirrt, das sehe ich Dir an. Dein Blick geht zur Seite und trifft auf den von Crow, dieser zuckt mit den Schultern. Ihr wisst beide nicht, was ich meine, doch bin ich nicht in der Lage es selbst auszusprechen. Ich richte mich auf und Du willst mich aufhalten, doch schlinge ich meine Arme um deinen Hals und drücke mich fest an dich, verstecke mein Gesicht an deiner Schulter, während mein Körper erneut zu zittern anfängt und ich die Gefühlsflut in meinem Inneren nicht mehr aufhalten kann, die in Form von durchsichtigen Kristallen sich einen Weg aus meinen Augen bahnt. Langsam legen sich Deine Hände auf meinen Rücken und ich spüre, dass Du mich an Dich drückst. Wie gut das doch tut ... "Sag ... nie wieder ... dass du ... dass du ... ich kann ... es nicht sagen ..." Schwerfällig bringe ich die Worte zwischen meinem stummen Schluchzen hervor, während meine Stimme bebt und ich hoffe, dass Du dennoch verstehst, was ich sage. "Yusei~ ... versprochen! Ich werde es nie wieder sagen ..." Jetzt weisst Du anscheinend, was ich meine und drückst mich immer noch an Dich. Intensiv halte ich Dich fest und kann mich so allmählich wieder beruhigen. Zu lange habe ich die ganzen Gefühle in mir gestaut und versteckt. Erst kommt Crow und bricht mich, dann sehe ich Dich wieder und fühle mich glücklich wie nie, doch dann ... deine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Lass mich nicht los! Ich will mich vergewissern, dass Du dich nicht wieder auflösen wirst und ich doch noch aus diesem Traum in die harte Realität zurückgeholt werde. Hosted by Animexx e.V. 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