Rauschen von SamAzo ================================================================================ Kapitel 34: Mutter ------------------ Mit dem beruhigenden Gefühl das alles mit ihm in Ordnung war, öffnete er erneut die Augen. Es war noch immer schwer, aber sein Körper fühlte sich schon besser an und sein Kopf kreiselte nicht mehr um ihn herum, auch wenn ein gewisses Watte-Gefühl blieb. Um ihn herum war es weiß, was an der Bettwäsche lag, unter der er sich befand. Mühsam schälte er sich aus dem Bettzeug, um einen Raum zu erkennen, der ihm vollkommen unbekannt war. Ein simples Bett, eine schmale Kommode und noch ein kleines Schränkchen direkt neben dem Bett. Keine Bilder oder anderes, was den Raum wohnlich machen könnten. Auch waren alle Farben irgendwie blass. Seth rieb sich über die Augen und hoffte auch das sei nur ein Traum, aber er fühlte sich tatsächlich beinahe normal und auch wenn das hier nicht richtig sein konnte, fiel ihm nichts auf, was ihm sicher sagte, das es ein weiterer Albtraum war. Vorsichtig kletterte er aus dem Bett, da er seinen Beinen derzeit nicht wirklich traute. Als er neben dem Bett zum stehen kam, bemerkte er die Höhe des Möbelstücks. War es so groß, oder er so klein? Auch das Fenster schien erstaunlich hoch zu liegen, genauso wie die Türklinke, die ihm nicht dabei half aus dem Zimmer zu kommen. Offenbar war abgeschlossen. Seth kletterte auf die Kommode, um aus dem Fenster zu sehen und erkannte den Garten aus seiner Kindheit. Das war dann doch eher verwirrend. Er war ewig nicht mehr dort gewesen. Seth saß auf der Kommode und betrachtete seine Hände, Arme, seine Füße... Er war tatsächlich klein und seine Tattoos waren verschwunden. Oder nie da gewesen? Unruhig schlug er seine Ferse immer wieder gegen die Schublade, an die er gerade so kam. Er musste nachdenken, aber es war schwer seine Gedanken zu ordnen. Darum sprang er von der Kommode und drehte sich zu den Schubladen, deren unterste er aufzog, um sie zu durchsuchen. Sie war leer. Genauso wie die darüber und auch die darüber. Nur in die Oberste konnte er nicht sehen, da diese mit einem Schlüsselloch versehen war, in dem kein Schlüssel steckte. Jemand hatte abgeschlossen, genauso wie die Zimmertür. Seth ließ die Schubladen offen stehen und ging zu dem Schränkchen, das neben dem Bett stand. Dort waren keine Schlösser und er konnte alles öffnen. Im obersten Fach war nichts, aber im Unteren fand er ein Stofftier. Ein lila Hase, der schlaksige lange Arme und Beine hatte und dessen Ohren länger waren, als das Tier an sich. Seth erinnerte sich an das Plüschtier. „Jelly-Muff“, flüsterte er leise und konnte nicht anders, als es an sich zu drücken. Er hatte viele Dinge zurückgelassen, als er seinem Elternhaus den Rücken gekehrt hatte und vieles davon waren Sachen aus seiner Kindheit gewesen, die er, solange er noch klein gewesen war, eigentlich sehr gerne gehabt hatte. In etwa diese Größe hatte er jetzt auch wieder, fiel ihm auf, als er bemerkte, das die Ohren des Hasen seine Füße berührten. Seth fühlte sich überfordert. Was war das nur? Mit Blick auf das Bett entschied er sich dazu sich hinzulegen, um nachzudenken. War das auch Sideros tun? Er musste eingeschlafen sein, denn das Geräusch des sich drehenden Schlüssels in der Tür überraschte ihn und sorgte dafür, das er sich mit aufgerissenen Augen aufsetzte. Noch immer hielt er Jelly-Muff im Arm, als könnte der Hase ihm beistehen. Beim Anblick der Frau, die hinter der bis dahin verschlossenen Zimmertür auftauchte, brauchte er diesen beistand auch. „Mum?“ Sie sah ihren Sohn an, als hätte er eine ansteckende Krankheit und sagte kein Wort zu ihrem Jungen. Der Teller in ihrer Hand war bedeckt mit ein wenig Kartoffelbrei, Möhren und ein paar Streifen Hähnchenfleisch. Das Essen auf der Kommode abstellend suchte sie einen Schlüssel aus ihrer Strickjacke und schloss das oberste Fach auf, ohne auf die geöffneten Schubladen darunter zu achten. Sie wühlte in den Dosen herum, die sich dort drin befanden, nahm eine heraus und las, ob sie die richtige erwischt hatte. Die Tabletten waren die Richtigen, darum öffnete sie die Dose und packte zwei davon auf den Kartoffelbrei. Den Teller stellte sie anschließend auf das Fußende des Bettes und widmete sich wieder der Schublade. Eine weitere Tablettendose verschwand in ihrer Jacke bevor sie das Fach wieder abschloss und ohne ein Wort das Zimmer verließ. Seth hatte sich keinen Millimeter bewegt. Das Gefühl für seine Mutter war genauso wie an dem Tag, als er gegangen war und bestand vor allem aus Abneigung. Entsprechend sah er auf das Essen und entschied sich es nicht anzurühren. Auch den Tabletten wegen. Hatte sie ihm schon immer irgendetwas ins Essen gemischt? Je länger Seth darüber nachdachte umso wütender wurde er. Er ließ den Hasen im Bett und ging selbst wieder zu der Kommode, wo er die Schubladen ganz herauszog und anfing das oberste Fach zu malträtieren, um gucken zu können, was noch alles darin war. Seth hämmerte gegen das dünne Holz und hatte doch nicht genug Kraft, um es kaputt zu machen. Stattdessen ging die Tür wieder auf, was Seth durch sein eigenes Hämmern nicht hörte. Seine Mutter kam wieder herein und obwohl sie sich im ersten Moment vor ihrem eigenen Kind zu ekeln schien, packte sie ihn schließlich doch am Kragen und zog ihn aus dem Schrank. „Was soll der Lärm?“, fragte sie wütend und warf Seth in die nächste Ecke des Zimmers. Sie wollte ihn nicht länger als nötig anfassen. Seth spürte den harten Aufprall und sah ein paar Sterne vor den Augen umher schwirren. Seit wann war sie so stark? So hatte er das nicht in Erinnerung. Bis auf Jelly-Muff war auch das Zimmer nicht so wie seines. Seth spürte einen Tritt und rollte sich zusammen, vor Schmerz und um sich vor weiteren Schlägen oder Tritten schützen zu können. Es sollte aufhören! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)