Show me heaven von Cillybelle (Liebe, Sehnsucht, Tod und Leben) ================================================================================ Prolog: Erwacht --------------- Langsam öffnete Neji die Augen. Das Licht der Deckenlampe blendete ihn. Sein Körper fühlte sich total schwer an und schmerzte. Er wusste nicht, wo er sich gerade befand. Aber sein Rücken fühlte sich an, als würde er auf Stein liegen. Dabei lag er auf einem Bett, was im Gästezimmer der Hyuuga's stand. Nachdem er zunächst nur alles verschwommen sah, erkannte er schließlich sechs weiße Augenpaare, die ihn ansahen. Schließlich erkannte er seine Familie. "Neji!", noch bevor er irgendwie reagieren konnte, fiel seine 12ige Cousine Hanabi ihn um den Hals und weinte herzergreifend. Auch Hinata kamen die Tränen. "Ich bin froh, dass du wieder hier bist, Neji.", sagte "Wir sind dir zum Dank verpflichtet." "Was ist überhaupt passiert?", hörte sich Neji mit leiser, kratziger Stimme sagen. "Du warst tot!", Hanabi sah ihn mit total verheulten Augen an. "Wenn du nicht gewesen wärst, wäre Hinata an deiner Stelle gestorben. Ich bin so froh, dass du wieder lebst!" Fassungslos sah Neji durch seine Familie hindurch. Langsam und nur dunkel kamen seine Erinnerungen wider. "Hanabi, jetzt lass doch endlich deinen Bru... Cousin los und mach uns bitte mal einen Tee!", wollte sein Onkel gerade wirklich "Bruder" sagen? "Hinata und ich werden dir in Ruhe erzählen, was alles passiert ist..." "So war es also!" "Du kannst dich glücklich schätzen, mein Junge!", fuhr Hiashi fort, "Nicht alle, die im Krieg starben, konnten wieder belebt werden." Inzwischen brachte den Hanabi allen eine Tasse Tee und setzte sich wieder dazu. "Dein Team hat dich an dem Ort gefunden, an dem du dein Leben gelassen hast.", erzählt Hiashi dann weiter, "Sie haben dich dann hier her gebracht..." "Mein Team...", murmelte Neji nur. Und dann sah er sie vor seinem geistigen Auge vor sich: Rock Lee, Ten Ten und sein Sensai Gai. Manchmal konnte er Gai und Lee nicht wirklich ernst nehmen. Aber im Laufe der Zeit konnte er sie alle Drei sehr gut leiden. Sie waren sein Team, fast eine zweite Familie für ihn gewesen. "Ich habe ihnen gesagt, dass du wohl noch was Zeit und Ruhe brauchst..." "Ist schon ok, Onkel Hiashi.", unterbrach Neji ihn, "Ich möchte sie gerne sehen..." Kurze Zeit später betraten sie das Gästezimmer, Ten Ten, Rock Lee und Gai. Alle Drei hatten einen dicken Kloß im Hals und ehe sich Neji versah warfen sich gleich alle drei heulend um Neji's Hals. Immerhin hatte sich Neji darauf vorbereitet, dass sie so emotional reagieren würden und irgendwie war Neji richtig gerührt darüber. Mit Hinata hatte er sich zu kurz vor noch unterhalten. Diese war natürlich überglücklich darüber, denn schließlich hatte er sich für sie geopfert. Aber irgendwie konnte Neji noch seine Gefühle nicht richtig ordnen. "Er war so schrecklich, dich zu sehen!", von Tränen überströmt sah Ten Ten ihn an. Plötzlich packte sie ihn und schüttelte ihn durch, "Mach so was nie wieder! Hörst du?!" "Ten Ten, lass ihn los, der Arme!" Zu Zeit zogen sie Ten Ten von ihm weg. "Sorry Neji, es ist mir gerade so über mich gekommen...", lachte Ten Ten verlegen auf. Neji fand das gar nicht lustig. "Wie fühlst du dich, Neji?", fragte Gai besorgt, während Lee immer noch mit Ten Ten schimpfte. "Mein Körper fühlt sich schwer an und mir tut alles weh..." "Klingt ja, als wärst du ein Engel, der vom Himmel gefallen ist.", Ten Ten hatte sich von Rock Lee gelöst, der sie festgehalten hat. "Unsinn, Ten Ten! Ich bin kein Engel!" "Aber du hast Hinata das Leben gerettet!" Neji seufzte gequält auf. "Als Mitglied der Nebenfamilie ist es meine Pflicht..." "... das Leben der Mitglieder der Hauptfamilie notfalls mit meinen eigenen Leben zu beschützen.", beendeten alle drei den Satz und seufzten gleichzeitig auf. Verwundert sah Neji sie an. Offenbar kannten sie ihn. Zu gut, um genau zu sein. "Jetzt ruh' dich erst mal aus, Neji.", meinte Gai beschwichtigend, "Ich denke du brauchst die Ruhe, um das alles zu bearbeiten." Aber ob Neji wirklich seine Ruhe finden wird? Viel zu viel war passiert. Man freute sich über diejenigen, die wiederbelebt wurden und somit ein zweites Leben beginnen konnten. Und man betrauerte diejenigen, die endgültig gegangen waren. Nichts wird so sein, wie es mal war. Das allein war sicher schwer zu begreifen. Doch für Neji war es unbegreiflich, dass er nunmehr ein zweites Leben beginnen konnte. Er konnte sich kaum noch an die Schlacht erinnern. Nur dunkel an ein paar schemenhafte Momente, schließlich war im Kampf keine Zeit um überhaupt an irgendwas zu denken. Und tatsächlich fragte sich Neji, warum er überhaupt hier war. Sein Schicksal war doch besiegelt gewesen. Oder täuschte er sich etwa? Schließlich schloss er die Augen. Noch immer tat ihn alles weh. Er wollte nicht über darüber nachdenken. Nach nur wenigen Minuten fiel Neji in einem tiefen Schlaf... Kapitel 1: Zerrissen vor Sehnsucht ---------------------------------- In seinem Träumen sah Neji sich auf dem Schlachtfeld des vierten Ninjakrieg wieder. Alles fühlte sich so real an. Immer wieder zuckte sein Körper während er schlief und er tat was, was er sonst nie tat: Er redete tatsächlich im Schlaf. Plötzlich war überall um ihn herum Nebel. Er hatte das Gefühl, als wäre sein Körper ganz leicht und würde schweben. Und dann sah er sie, wie sie vor ihn standen. Sie lächelten ihn an. Neji schreckte auf. Er saß senkrecht im Bett und sah sich um. Es war dunkel. Er befand sich immer noch im Gästezimmer im Hauptgebäude des Hyuuga-Clans. Er hatte keine Ahnung wie spät es gerade war. Überhaupt hatte er jegliches Zeitgefühl verloren, seitdem er wieder hier war. Plötzlich traute er seinen Augen kam. Eine helle, leuchtende Gestalt schwebte vor seinem Bett und eine sanfte Frauenstimme hauchte seinen Namen:"Neji..." Er wusste nicht, ob dies ein Traum oder die Wirklichkeit war. Die Stimme kam ihn irgendwie vertraut vor. Und dennoch konnte er sie nicht zuordnen. "Wer bist du?", hörte er sich selber leise sagen. Die Gestalt verschwand urplötzlich wieder. Verwirrt saß er in seinem Bett. Doch er war zu müde und zu erschöpf, um darüber nachzudenken, was gerade passiert war. Schließlich schlief er wieder ein. Die Morgensonne blendete ihn. Müde und immer noch verwirrt von allem was passiert war, drehte sich Neji um und versuchte weiter zu schlafen. Doch er war wach. Plötzlich klopfte jemand an der Tür des Gästezimmers. "Herein!" Neji schlug seine Bettdecke beiseite und setzte sich aufs Bett. Dann ging die Tür auf. Es war seine kleine Cousine Hanabi gewesen. "Hier dein Frühstück.", sagte sie und stellte das Tablett an sein Bett, "Papa hat mich geschickt..." "Danke...", murmelte Neji nur. "Alles ok bei dir?", Hanabi sah ihn besorgt an. "Klar, alles ok...", log er. "Ich weiß, dass du einen Alptraum hattest...", sagte sie plötzlich. Neji fühlte sich ertappt. Hatte sie etwa heimlich gelauscht?! "Hanabi, ich habe keinen Alptraum gehabt!", sagte er fast peinlich berührt. Er konnte sich "Ich habe dich letzte Nacht gehört." Sie wusste von Anfang an, dass etwas nicht stimmte. Neji sah seine Cousine an und hob dabei seine rechte Augenbraue. "Was sagt eigentlich dein Vater, dass du nachts durch die Flure schleichtst?!" "Neji, mein Zimmer ist genau neben deinem!", murrte Hanabi und er beschloss, dass es wohl besser wäre, wenn er wieder zurück in sein Elternhaus ziehen würde. "Und außerdem...", fuhr sie leicht verärgert fort, "... bin ich kein kleines Kind mehr, mein Lieber!" "Entschuldige..." Neji hatte keine Lust sich jetzt auch noch mit seiner Cousine zu streiten. Diese wollte gerade das Zimmer verlassen. "Letzte Nacht habe ich sie gesehen, wie sie vor mir standen...", murmelte er plötzlich. Hanabi setzte sich zu ihn aufs Bett. "Deine Eltern?" Er nickte "Und Tante Yui..." "Meine Mutter...", murmelte Hanabi leise und wurde traurig. Sie war gerade mal fünf Jahre alt gewesen, als Yui Hyuuga starb. "Was weißt du noch alles über deine Mutter?", fragte Neji sie plötzlich. "Nicht mehr viel, ich war ja noch klein.", sagte Hanabi, "Ich weiß noch, wie wir drei krank waren und sie uns die ganze Zeit über um uns gekümmert hatte. Aber dass sie dann plötzlich selber so krank wurde, dass sie stirbt..." "Sie hatte sich bei uns angesteckt und die Grippe über Monate verschleppt. Selbst Antibiotiker konnten ihr nicht mehr helfen.", erklärte Neji, "Sie hat sich für uns aufgeopfert und nie an sich gedacht. Ich habe noch nie einen Menschen gekannt, der so selbstlos ist, wie sie..." "Deine Mutter ist doch auch an einer Infektion gestorben, oder?" "Drei Tage, nachdem ich geboren wurde...", sagte er mit leiser schwerer Stimme, "Ich kenne sie nur von den Fotos, die ich von ihr habe. Doch in meinem Traum stand sie leibhaftig vor mir, Hanabi..." Beide schwiegen für einen Moment. "Sie waren Schwestern gewesen...", sagte Hanabi plötzlich. Sanae war die zwei Jahre jüngere Schwester von Yui gewesen. "Papa hat mir mal erzählt, dass dein Vater sein Zwillingsbruder war und das er sich für unseren Clan geopfert hat. Sie haben als Kinder mit unseren Müttern gespielt und sich später als Jugendliche ineinander verliebt! Es muss sicher hart für Papa sein, denn schließlich ist der Letzte aus dieser Clique..." Neji seufzte schwer auf. Die Traditionen des Hyuuga-Clans waren schuld daran, dass diese Clique aufgelöst wurde. Denn als Hiashi zum Oberhaupt des Clans ernannt wurde, wurden die Brüder zu Mitgliedern der Haupt- und Nebenfamilie. Er war sich sicher, dass zumindest sein Vater noch leben könnte, wenn es diese veralterte Clan-Traditionen nicht mehr geben würde. "Ich wollte dich übrigens mal heiraten!", lachte Hanabi plötzlich verlegen auf, weil ihr die Stille so unangenehm war. "Du? Mich?", Neji sah sie verwirrt an. "Na ja, da war ich noch klein gewesen.", gab sie verlegen zu, "Ich war sechs, oder so..." Und plötzlich fühlte sich Neji in die Vergangenheit zurückgesetzt... "Tante Yui, wen von den beiden soll ich denn später mal heiraten?", fragte der sechsjährige Neji, während der den schlafenden Säugling beobachtete. Yui lachte. "Wie kommst du denn jetzt darauf?" "Na, weil alle aus dem Clan ihre Cousinen geheiratet haben – wenn sie denn geheiratet haben.", sagte Neji. "Du sollst mal die Frau heiraten, die du liebst.", sagte Yui mit sanfter Stimme. "Auch, wenn sie keine Hyuuga ist?!" "Auch wenn sie keine Hyuuga ist.", bestätigte Yui ihn abermals, "Ich habe deinen Onkel ja auch nicht geheiratet, weil er mein Cousin ist, sondern weil ich ihn liebe. Und deine Eltern haben auch geheiratet, weil sie sich geliebt haben, Neji..." "Alles ok? Du wirkst so abwesend?" Neji sah in die fragenden Augen seiner Cousine. Genau in dem Moment sah sie fast genauso aus, wie seine Mutter auf dem einem Foto, dass er von ihr hatte. Er spürte plötzlich einen Stich im Herz. Natürlich war die Familienähnlichkeit im Hyuuga-Clan sehr stark gewesen. Hinata sah ihrer Mutter äußerst ähnlich. Und nun bemerkte er, wie sehr sie seiner Mutter ähnelte. Ihn war klar, dass man in seinen Kindern weiterlebt. Und trotzdem tat es irgendwie weh. Er hatte Sehnsucht nach ihnen, nach seiner Mutter, die er nie gekannt hat, nach seinem Vater und nach seiner Tante, die ihn liebevoll aufgezogen haben. "Hanabi, ich möchte jetzt gerne alleine sein...", sagte er plötzlich. Hanabi schreckte auf. Hatte sie was falsches gesagt? Oder ging sie ihm vielleicht auf die Nerven? "Ist gut.", sagte sie kleinlaut und verließ das Zimmer. Kapitel 2: Onkel und Neffe -------------------------- Gegen Mittag wollte Hanabi zu Neji ins Gästezimmer um das Frühstücksgeschirr wegräumen. Außerdem sollte sie Neji fragen, ob er mit zu Mittag essen wollte. Doch das Gästezimmer war leer. Das Bett war gemacht und sein Frühstück hatte er kaum angerührt. "Er ist wohl in wieder in das Haus seiner Eltern gezogen...", Hinata stand plötzlich hinter ihr. Hanabi nickte. "Seitdem ich denken kann, wohnt er dort. Warum eigentlich?", fragte sie ihre große Schwester. Denn schließlich war es unüblich gewesen, dass ein Kind alleine ohne seine Eltern in einem Haus lebte. "Ich weiß es nicht.", sagte Hinata leise, "Als sein Vater starb, hatte er sich geweigert, das Haus zu verlassen. Hinata war damals erst vier gewesen und wurde seinerzeit von allem herausgehalten. Hiashi ist damals nämlich damals der Kragen geplatzt, als sich Neji partout geweigert hatte, zu ihnen zu ziehen. Dabei wollte Hiashi ihn doch bei sich aufnehmen. "Dann soll der Junge halt zusehen, wie er klar kommt!", hatte er damals laut gepoltert. Doch womit keiner rechnete, war, dass der fünfjährige Neji sich selber versorgen konnte. Im Haus waren noch genügend Vorräte und auch die Haushaltskasse seines Vaters hatte er entdeckt. Zudem wurde er noch heimlich von Yui und den anderen Hyuuga-Frauen mit Lebensmitteln versorgt. Dennoch machte sich eine Welle der Empörung in Konoha breit, als die Dorfbewohner herausfanden, dass ein kleiner Junge aus dem Hyuuga-Clan für sich ganz alleine sorgen musste. In seiner Verzweiflung schickte Hiashi Yui vor, die schon längst regelmäßig Kontakt mit ihrem Neffen hatte. Schließlich hatte Yui ihn zumindest so weit gehabt, dass er oft bei ihnen aß und auch mal länger bei ihnen blieb. Yui Hyuuga war für ihn so was wie seine Ersatz-Mutter gewesen. Doch als sie starb, brach alles zusammen... "Kommt Neji auch zum Essen?", fragte Hiashi seine beiden Töchtern, als diese im Esszimmer erschienen. Dann sah er Hanabi mit dem noch vollen Frühstückstablett in die Küche gehen und wusste sofort, dass Neji nicht zum Essen kommen würde. "Er ist wieder offenbar wieder in sein Elternhaus eingezogen.", erklärte Hinata und Hanabi fügte noch hinzu: "Ich mache mir Sorgen um ihn, Papa. Er wirkte sehr deprimiert auf mich." "Er wird sicher noch erschöpft sein, nachdem das alles passiert ist...", versuchte er seine Töchter zu beruhigen. "Papa, ich glaube nicht, dass das nur Erschöpfung ist!", murrte Hanabi. "Mir ist auch aufgefallen, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt.", fügte Hinata noch hinzu, "Er wirkte gestern so abwesend, als wir uns gestern mit ihn unterhalten haben. Bitte rede doch mal mit ihn, Vater!" "Also schön!", gab sich Hiashi dann doch geschlagen. "Ich werde nach dem Essen mit ihm reden." Tatsächlich saß Neji im Wohnzimmer seines Elternhauses, ein klassischer Bungalow, der sich schräg gegenüber vom Hauptgebäude des Clans befand. Dort saß er im Schneidersitz auf seinen weißen Wollteppich und starrte die Fotos an, die er vor sich ausgebreitet hatte. Es war das Hochzeitsfoto von seinen Eltern gewesen. Auf einem anderen Foto waren die Zwillinge in ihren Jonin-Westen zusammen mit den beiden Schwestern Yui und Sanae zu sehen gewesen. Sie müssten auf dem Foto ungefähr in Neji's Alter gewesen sein. Und dann war da noch das eine Bild von seiner Mutter gewesen. Sanae als junge Frau, die mit einem fragenden Blick in die Kamera schaute. Genau so hatte Hanabi ihn heute morgen angesehen. Plötzlich klopfte es an der Tür. "Es ist offen!", rief Neji in Richtung Haustür. Er ging davon aus, dass es eine seiner beiden Cousinen waren, die ihm Bescheid sagen sollen, dass es Mittagessen gibt. Doch stattdessen stand Hiashi vor ihm. "Ach, du bist es, Onkel Hiashi..." "Ich wollte nur soweit wissen, ob soweit alles ok bei dir ist und ob ich irgendwas für dich tun kann." "Es ist alles ok, Onkel Hiashi..." Hiashi schaute runter auf die Fotos und setzte sich zu Neji auf dem Teppich. "Ich weiß noch, wie dein Vater deine Mutter auf den Bild fotografiert hat...", sagte er und nahm das Foto in die Hand. "Sanae hatte nicht damit gerechnet, dass sie von ihn fotografiert wird und schaut daher auch so seltsam." "Sie sieht Hanabi sehr ähnlich..." "Das kann gut sein. Hinata sieht ihrer Mutter immer ähnlicher, während man Hanabi glatt für deine Schwester halten könnte. Denn auch du hast Gesichtszüge von deiner Mutter geerbt. Die Nase zum Beispiel, die Lippen und das Kinn..." "Ich vermisse sie... sie alle...", sagte Neji mit einem schweren Seufzer. "Ich vermisse sie doch auch, Neji!", antwortete Hiashi. "Sie waren die wichtigsten Menschen in meinem Leben gewesen. Meine große Liebe, mein geliebter Zwillingsbruder und natürlich meine Schwängerin, die schon in jungen Jahren in deinen Vater verliebt waren.", er sah seinen Neffen an, der immer noch die Fotos anstarrte. "Aber das Leben geht weiter und wir müssen weiterleben, für diejenigen, die so früh ihr Leben lassen mussten." "Ich habe sie gesehen, wie sie vor mir standen!", sagte Neji und schien Hiashi's Worte überhört zu haben. "Meine Eltern, Tante Yui... sie standen leibhaftig vor mir und haben mich angelächelt..." "Ich weiß, dass ist alles verwirrend für dich, mein Junge. Soweit ich weiß, haben Menschen mit Nahtod-Erlebnissen Ähnliches erlebt..." "Onkel Hiashi, ich war tot! Mausetot!", fuhr Neji ihn an. "Und jetzt bin ich wieder hier. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll und was für ein Spiel das Schicksal mit mir treibt. Schließlich habe ich meine Pflicht erfüllt..." "Junge, was redest du denn da?!", fragte Hiashi erschrocken. "Du weißt ganz genau, was die Pflichten der Mitglieder der Nebenfamilie sind, Hiashi-sama!" "Glaubst du wirklich, dass ich dich als meinen Leibeigenen sehe, Neji?", Hiashi war enttäuscht. "Du warst für mich der Sohn gewesen, den ich mir immer gewünscht habe." "Du hast mich nie wie deinen Sohn behandelt, Hiashi-sama.", gab Neji verbittert zurück, "Deine Frau war es, die mich wie ihren Sohn behandelt hat." "Willst du wirklich alte Wunden wieder aufreißen, Neji?", verzweifelt sah Hiashi seinen Neffen an, "Du solltest glücklich darüber sein, dass man dir das Leben geschenkt hat. Das du weiterleben darfst, an meiner Seite, bei deinen noch lebenden Familienmitglieder!" "Damit ich das nächstes Mal mein Leben für Hanabi opfern kann, nicht wahr?!" "Ich verstehe nicht, wie du nur so verbissen sein kannst..." Stumm nahm Neji seinen Verband ab, den er sich wieder um die Stirn gewickelt hatte. Er konnte den Anblick seines Mals nicht ertragen. "Das ist es also...", Hiashi seufzte auf, während Neji wieder den Verband um seine Stirn wickelte. "Wenn dein Vater dich nur sehen könnte..." "Lass meinen Vater aus dem Spiel!", zischte Neji bedrohlich, "Er ist für dich und den Clan gestorben, falls du dich erinnern kannst!" "Dein Vater hat diese Entscheidung aus freien Stücken getroffen und vor allem hat er dich mir anvertraut, Neji. Er hätte sicher nicht gewollt, dass die Dinge so passiert sind, wie sie nunmal passiert sind." Er sah ihn an. Doch Neji schwieg. "Was wirst du denn jetzt tun, Neji? Dein dir wiedergegebenes Leben wegwerfen." "Nein!", erwiderte er mit fester Stimme. "Ein Freitod wäre feige. Nein, ich werde wohl mein Leben leben müssen, bis für mich endgültig die Zeit gekommen ist. Nicht mehr und nicht weniger..." Hiashi seufzte schwer auf. Das hätten seine Eltern nie gewollt, dass ihr Sohn so verbittert ist. "Bitte geh jetzt, Onkel Hiashi..." Offenbar hatte Neji die Silbe "-sama" nur aus Wut und Trotz angehängt. Dennoch verließ Hiashi mit einem äußerst unguten Gefühl das Haus. Auch wenn Neji kein suizid begehen würde, er schien sein Leben regelrecht wegwerfen zu wollen. Das konnte Hiashi auf keinen Fall zulassen! Er war der Meinung, dass er das seinem Bruder, seiner Schwägerin und seiner Frau schuldig war. So beschloss Hiashi etwas zu unternehmen. Er wollte nicht noch mal seinen Neffen verlieren. Kapitel 3: Und dann kam Ino... ------------------------------ "Oh, guten Tag, Herr Hyuuga." Ino Yamanaka war überrascht, als Hiashi Hyuuga plötzlich vor ihrer Haustür stand, "Wie kann ich Ihnen dienen?" "Grüß dich Ino, ich wollte mal kurz mit dir reden, wenn du Zeit hast, versteht sich." "Gerne, kommen Sie doch rein!" Ino ging davon aus, dass Hiashi mit ihr über ihren Vater reden wollte. Schließlich kannten die beiden sich sehr gut und hatten in der Vergangenheit viel zusammen gearbeitet. Sie führte ihn in die Wohnstube, die sich im ersten Stock über den ehemaligen Blumenladen befand.. "Bitte setzen Sie sich!", sagte sie höflich, "Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?" "Danke nein.", entgegnete ihr Hiashi, setzte sich und Ino setzte sich ebenfalls. "Wie geht es Neji inzwischen?", fragte sie höflich weiter, da auch sie natürlich von seiner Wiederbelebung erfahren hat. "Körperlich geht es ihn gut.", antwortete Hiashi, "Allerdings habe ich leider das Gefühl, dass mein Neffe lieber tot wäre." Ino's Augen weiteten sich. "Aber warum denkt er so...?" "Er glaubt, dass seine Pflicht getan habe, indem er sich für Hinata geopfert hat." Fassungslos hörte sie ihn zu. Neji war doch nur ein Jahr älter als sie gewesen. Wie konnte ein junger Mensch nur sein Leben wegwerfen wollen? Vor allem, wenn man die Chance auf ein zweites Leben hatte. Ob es auch an den Sitten des Hyuuga-Clans lag? Vermutlich, denn sonst hätte Neji es nicht als seine Pflicht angesehen, sein Leben für Hinata zu opfern. "Ich will nicht unhöflich sein, Herr Hyuuga.", begann Ino plötzlich vorsichtig. "Aber wäre es nicht langsam Zeit, dass Ihr Clan diese altertümliche Sitten und Denkweisen ablegt und moderner wird?" Das war typisch für sie. Sie konnte nicht nur viel reden, sie sprach auch immer das aus, was sie dachte – auch wenn sicher nicht jedem gefiel, was sie sagte. Doch Hiashi schmunzelte nur bei diesen Satz. "Du redest genau wie deine Mutter.", sagte er plötzlich. Das überraschte sie wiederum. Denn bisher hatten alle ihr gesagt, dass sie genau wie ihr Vater sei. "Weshalb ich hier bin...", fuhr Hiashi fort, "... ich möchte, dass du mit meinen Neffen sprichst." "Ich soll mit Neji reden?" Ino war total verwundert, "Ich glaube nicht, ob ich dafür die richtige Person bin." "Er sagte mir, dass ihn seine Eltern und meine Frau zum Zeitpunkt seines Todes begegnet sind.", erzählte Hiashi weiter, "Mit Hilfe deines Jutsus könntest du diese eine Erinnerung wieder aufrufen lassen." "Ja, das wäre möglich. Allerdings benötige ich dafür sein absolutes Vertrauen, sofern er überhaupt davon Gebrauch machen möchte." Ino war total skeptisch. Sie hatte Neji als kühlen, arroganten und verbitterten Typen in Erinnerung. Eher würde er ihr was husten als mir ihr über seine Gefühle zu plaudern. "Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass das für ihn von Interesse ist.", sagte Hiashi überzeugt, "Er sehnt sich so sehr nach ihnen, Ino. Meine Frau war für ihn wie eine Ersatzmutter gewesen. Als ich mit ihn reden wollte, saß er nur da und starrte die Bilder von damals an. Ich weiß, es muss hart für ihn sein. Er hat seine Mutter nie kennen lernen dürften, sein Vater starb für uns als er gerade mal fünf war und als wäre das noch nicht schlimm genug, stirbt meine geliebte Frau auch noch wegen einer verschleppten Sommergrippe." "Aber was würde es ihn bringen, wenn ich mein Jutsu bei ihn einsetzen würde?", sie war immer noch total skeptisch. "Er hätte die Bilder vor Augen, die er auch bei seinem Tod gesehen hat. Und dann? Ich kann ihn seine toten Eltern doch auch nicht zurückholen." "Ich erhoffe mir, dass du dadurch die Möglichkeit bekommst, so mit ihn ins Gespräch zu kommen und er sich dir gegenüber öffnet.", erklärte er ihr. "Zumal du auch noch eine außenstehende Person bist." "Hmm..." Ino war alles andere als begeistert. Verständlich, da sie bislang kaum etwas mit Neji zu tun gehabt hatte. Wie sollte sie das überhaupt anstellen? Vor seiner Tür stehen und ihn einfach fragen? Nein, unmöglich! Sie würde sich ja zu Tode blamieren. Es reichte ja schon, dass sie sich bereits einmal vor ihn blamiert hatte. "Ich komme an ihn nicht ran!", erklärt Hiashi weiter. "Das Verhältnis zwischen mir und meinen Neffen war schon auf einer schlechten Basis. Mit Hinata und Hanabi redet er ebenfalls nur das Nötigste. Und sein Team war total aufgelöst, als sie ihn gefunden haben. Ich will nicht, dass sie sich noch mehr um sorgen." Für Hiashi war es sicherlich auch nicht leicht gefallen, einfach auf gut Glück, die Tochter des Yamanaka-Clans anzusprechen, ob sie nicht mal eben mit seinen Neffen reden und ihr Jutsu anwenden konnte. Gut, er und Inoichi Yamanaka hatten früher oft miteinander zu tun gehabt. Er kannte natürlich auch Ino. Dennoch hatte ihn so was natürlich Überwindung gekostet. Natürlich hätte er zunächst Ten Ten fragen können, ob sie nicht mal mit ihn reden könnte. Doch sie war einfach zu aufgelöst gewesen, jetzt wo Neji wieder lebte. Mit Hinata hatte er auch kaum ein Wort gesprochen und auch sie war noch völlig aufgewühlt gewesen. Schließlich war er ja ihretwegen gestorben. Dass er nun wieder lebte, jedoch unglücklich zu sein schien, belastete Hiashi's älteste Tochter sehr. Und dann war da noch Hanabi, die irgendwie ziemlich an ihren großen Cousin hing, obwohl er kaum Bezug zu ihr hatte. "Ich weiß, dass du mit Sicherheit andere Dinge im Kopf hast und du kaum was mit ihn zu tun hattest.", sagte Hiashi schlussendlich, "Aber ich würde mich freuen, wenn du es versuchen würdest, Ino. Ich bin sicher, dass er die Möglichkeit nutzen würde, mit Hilfe deines Jutsus mehr über sein Schicksal zu erfahren." So kam es, dass Ino mit Hiashi das Anwesen des Hyuuga-Clans betrat. "Das da vorne ist sein Bungalow.", sagte Hiashi und deutete auf Neji's Elternhaus. "Nochmals vielen Dank. Wir können gerne später noch mal reden." Mit einem mulmigen Gefühl ging sie dann auf Neji's Elternhaus zu. Vor seiner Haustür angekommen, holte sie tief Luft und klopfte an. "Hanabi, ich hab dir doch gesagt..." Mit einem Ruck hatte Neji die Haustür aufgerissen und wollte gerade seiner kleinen Cousine klar machen, dass er seine Ruhe haben wollte. Doch anstatt in das Gesicht seiner gerade mal 1,50 m großen Cousine, starrte dieser in ein Decolteé und anschließend in zwei blaue Augen, die ihn verwundert anstarrten. Er hatte doch tatsächlich Ino Yamanaka in den Ausschnitt gestarrt. Ein Mädchen, dass ohne Zweifel eine der schönsten Kunoichi im ganzen Land war. Selbst in Jeans und T-Shirt sah sie bezaubernd aus. Sie war intelligent, kein Genie wie ihr Teamkollege Shikamaru, aber denoch verfügte sie durchaus über einen überdurchschnittlichen IQ und ging vor allem im Kampf sehr taktisch vor. Allerdings war sie wohl auch eine sehr aufbrausende Person gewesen. Neji hatte sie und ihr Team damals im Todeswald, während der Chunin-Prüfung entdeckt und da jedes Team gegeneinander kämpfte, galt er als Feind. Er hatte natürlich mitbekommen, wie Shikamaru Ino vorgeschickt hatte um ihn abzulenken. Sie hatte doch tatsächlich versucht mit ihn zu flirten. Eigentlich musste Neji über Ino's naive Art sogar schmunzeln. Ino jedoch, waren ihre damaligen ersten Flirtversuche wiederum peinlich. "Mit dir habe ich am wenigsten gerechnet.", murrte Neji nach einer Schreckenssekunde, "Was willst du hier?" Er war auf keinen Fall gewillt, ihr irgendwelche Fragen über seine Wiederbelebung zu beantworten. "Dein Onkel war heute bei mir.", begann Ino vorsichtig. "Er hat mir erzählt, dass dir deine Eltern und deine Tante zum Zeitpunkt deines Todes begegnet sind." Neji verdrehte die Augen. Er konnte nicht glauben, dass sein Onkel einfach so persönliche Sachen über ihn preisgab. "Mit Hilfe meines Jutsus könnte ich genau diese Erinnerung wieder aufrufen – falls das für dich von Interesse sein könnte.", sagte sie schnell und weckte damit tatsächlich sein Interesse. "Wenn du das Jutsu bereits beherrscht, hätte ich tatsächlich Interesse..." "Na hör mal, ich beherrsche alle Techniken meines Clans!" Ino war total empört, doch dann erklärte sie weiter: "Theoretisch könnte ich auch alte Kindheitserinnerung wieder aufleben lassen, insbesondere die, die man schon längst vergessen hat. Der Haken ist, dass ich im Gegensatz zum Körpertausch-Jutsu nichts erzwingen kann. Ich brauche hierfür dein absolutes Vertrauen." "Ich war tot, Ino.", gab Neji zurück. "Ich hatte mit meinen Leben abgeschlossen, insofern dürfte das wohl keine allzu große Schwierigkeit darstellen." "Ich wollte dich nur darauf hinweisen!" "Jedenfalls suche ich nach Antworten.", fuhr er fort. "Ich habe meine Pflicht erfüllt, aber scheinbar hat das Schicksal wohl etwas anderes im Sinn." "An so etwas wie Schicksal glaube ich nicht!", sagte Ino un Neji hob eine Augenbraue hoch. Sie hatte doch tatsächlich seine Lebensphilosophie in Frage gestellt. "Hat dir eigentlich jemand schon mal gesagt, dass du ein loses Mundwerk hast?" Ino lachte. "Schon mehr als einmal!" Neji schüttelte nur mit den Kopf. Eine andere Antwort war wohl von ihr nicht zu erwarten gewesen. "Was ist?", fragte Ino plötzlich mit einen leicht schnippischen Unterton. "Soll ich wieder gehen?" Schließlich standen die beiden schon seit einigen Minuten vor Neji's Haustür. "Na dann komm...", murrte er nur und Ino folgte ihn ins Haus. Kapitel 4: When she cries... ---------------------------- Neji führte Ino in das Haus seiner Eltern. Sie gingen direkt in die große Wohnstube. Dort lag auf den schwarzen Holzboden ein riesiger weißer Wollteppich und ein paar große Kissen. Hier verbrachte Neji die meiste Zeit über, um zu meditieren und über einiges nachzudenken. Schnell räumte er die Familienfotos beiseite und sah Ino fragend an. "Am besten wir setzen uns gegenüber...", sagte diese nur, die seinen fragenden Blick richtig gedeutet hatte. Sie wollte gerade noch sagen, dass sie möglichst bequem sitzen sollte, doch da saß er auch schon im Schneidersitz vor ihr – sein Oberkörper war dabei kerzengerade. Da Neji noch deutlich größer als sie war, musste Ino sich schon vor ihm knien. Direkt wie sie nun mal war, machte sie sich plötzlich an seinen Verband zu schaffen, den er sich um seine Stirn gewickelt hatte um sein verhasstes Mal zu verdecken. "Hey, was soll das?", protestierte Neji, der zugleich rot wurde, weil er ihr schon zum zweiten Mal in den Ausschnitt der Yamanaka geschaut hatte. "Deine Stirn muss frei sein.", erklärte Ino, während er grummelt es zuließ, wie sie ihn seine Stirn freilegte. "Bist du bereit?" - "Ich warte nur auf dich!" Ino legte ihren rechten Handballen auf Neji's Stirn, schloss die Augen und konzentrierte sich. Irgendwie funktionierte es nicht. Nach noch nicht mal einer Minute öffnete sie wieder die Augen. "Du blockierst!", sagte sie seelenruhig und in ihrer Stimme lag ein Hauch von Schadenfreude. So viel zum Thema "Vertrauen". "Du hast deine Hand auf mein Mal gerichtet, meine Liebe.", murrte Neji mit geschlossenen Augen, wobei er die Worte "meine Liebe" mit einem ironischen Unterton aussprach. "Du könntest mich damit foltern und mich regelrecht quälen, wenn du weißt wie." Er fragte sich tatsächlich, wie er denn bitte loslassen soll, wenn auf ähnliche Art und Weise Mitglieder der Nebenfamilie von Mitgliedern der Hauptfamilie unterdrückt werden konnten. "Ich bin weder eine Hyuuga, noch will ich eine sein, mein lieber Neji.", sagte Ino, die in der Zwischenzeit ihre Hand von seiner Stirn genommen hatte. "Dafür musst du keine Hyuuga sein...", entgegnete er, doch sie redete einfach weiter: "Außerdem habe ich meine Hand nicht auf dich gerichtet, sie liegt lediglich nur auf deiner Stirn. Das ist nunmal dafür notwenig." Ino verlor so langsam die Geduld während Neji genervt aufstöhnte und er schließlich auch seine Augen öffnete. "Du musst wohl immer das letzte Wort haben, wie?", knurrte er sie an. Dabei sah er ihr direkt in die Augen. "Kann ja gehen, wenn es dir nicht passt!", gab sie leicht patzig zurück. Das war doch sowieso alles nur Zeitverschwendung gewesen. Plötzlich schloss Neji wieder seine Augen und atmete tief ein und aus. "Ich warte, Ino...", murrte er, als ihre Hand immer noch nicht auf seiner Stirn lag. Offenbar schien das Ganze doch sehr wichtig für ihn zu sein und Ino beschloss den Ganzen nur noch eine Chance zu geben und legte erneut ihren rechten Handballen auf seine Stirn. Dann schloss auch sie ihre Augen und konzentrierte sich. Und tatsächlich: Es war so, als würden ihre Geister ihre Körper verließen. Als ob Neji ihr in seinen Geiste zeigen wollte, was er erlebt hatte, als er starb. Plötzlich war um sie herum nur weißer Nebel gewesen. Alles fühlte sich leicht und schwerelos an. Als ob sie auf etwas zu schweben würden. In der Ferne erschienen drei Personen, auf denen sie sich ganz langsam zu bewegten. Diese drei Personen schienen mit voller Freude auf Neji zu warten. Ino erkannte Yui Hyuuga sofort. Die Mutter von Hinata und Hanabi war damals Stammkundin im Blumenladen gewesen. Hizashi kannte Ino wiederum nicht mehr. Sie war damals ja erst vier Jahre alt gewesen und hatte von all dem nie etwas erfahren. Sie wusste nur, dass er und Hiashi eineiige Zwillinge waren. Die zierliche Frau neben Yui mit den langen pechschwarzen Haaren und der weißen Haut, kannten weder Neji und Ino – und dennoch wussten beide, wer diese Frau war: Neji's Mutter Sanae. Man sah sofort, dass sie und Yui Schwestern waren. Interessanterweise hatte Yui Ähnlichkeit mit ihrer Tochter Hinata gehabt, während Sanae wiederum Hanabi ziemlich ähnlich sah. Aber auch Neji sah seiner Mutter irgendwie ähnlich – auch wenn man es vielleicht nicht auf den ersten Blick sah. Denn Hizashi hatte wie sein Zwillingsbruder Hiashi sehr markante Gesichtszüge, die Neji wiederum nicht hatte. Es war ein rührendes Bild, wie die drei vor ihnen standen. Hizashi hielt seine Frau im Arm und auch seine Schwängerin Yui stand dicht neben den beiden. Sie sahen so glücklich aus. Ja, es sah so aus, als würde Neji zu ihnen nach Hause kommen. Als ob sie ihn freudig erwarteten. Sie waren so nah und doch so fern... Plötzlich sah sich Ino wieder in der Realität wieder. Neji muss das Jutsu abgebrochen haben, denn dieser saß ziemlich aufgelöst vor ihr. "Sorry, aber es war...", stammelte er leise, "... als hätte ich meinen eigenen Tod noch mal vor Augen gehabt..." "Verstehe...", sagte Ino verständnisvoll. Auch sie war gerade ziemlich aufgewühlt gewesen. Alles war so friedlich gewesen. Konnte sie etwa nachempfinden, warum seine Sehnsucht zu seiner vestorbenen Familie so groß war. "War das wirklich so passiert? Ich meine als du..." "Es war genauso gewesen, Ino. Warum fragst du?" Konnte sie ihn etwa durch ihr Jutsu manipulieren. "Weil Erinnerungen und Gedanken manipulierbar sind, Neji.", sagte sie sanft. "Jeder kann das, was er erlebt hat, verdrängen und sie durch einer falschen, erdachten Erinnerung ersetzen. Das kann ich jedoch durch mein Jutsu nicht unterscheiden. Weil dein Geist meinen Geist durch die Gedanken und Erinnerungen führt und nicht umgekehrt." "Es war genauso gewesen!", wiederholte Neji mit fester Stimme, stand auf, holte seine Familienfotos und gab sie Ino. "Die Fotos sind alles, was ich von meiner Mutter habe." Sie sah sich die Fotos genauer an. "Verstehst du was ich fühle?", fragte er, "Auf einmal steht sie mir leibhaftig vor mir. Als würde sie jeden Augenblick auf mich zu laufen und mich umarmen..." "Ja, ich verstehe, was du mir damit sagen willst.", sagte sie leise und deutete plötzlich auf das eine Jugendfoto von Sanae. "Auf den Bild sieht sie genauso aus wie Hanabi." "Das habe ich auch schmerzlich feststellen müssen..." Für einen kurzen Augen schwiegen beide. "Hattest du denn noch Schmerzen gespürt?", fragte sie ihn plötzlich, "Ich meine als du..." "Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mehr daran erinnern.", erklärte er ihr, "Ich sehe nur noch meine Eltern und meine Tante, wie sie vor mir standen. An den Krieg und an den Kampf auf dem Schlachtfeld ist nur eine dunkle Erinnerung zurückgeblieben... ich sehe nur noch einzelne Bilder, wenn ich versuche mich daran zu erinnern..." Irgendwie fand Ino es tröstend zu wissen, dass Neji keine Schmerzen gespürt haben musste. Insgeheim hoffte sie ja sowieso inständig friedlich, ruhig und ohne Schmerzen von dieser Welt gehen zu können. "Und was ist mit den Wunden, die du erlitten hast?" Er stand auf, lockerte den Gürtel seines cremefarbenen Kimono, den er trug und zeigte ihr seinen nackten Oberkörper. "Als ob sie nie existiert haben." Ino stand ebenfalls auf, ging zu ihn und musterte ihn. "Die anderen Narben hatte ich schon vorher gehabt.", erklärte er weiter und fand es irgendwie seltsam, wie sie ihn gerade so betrachtete. "Hmm... echt gut durchtrainiert...", bemerkte Ino plötzlich keck. "... bist nur ein wenig zu blass..." "Hey, sag mal, spinnst du?", empört zog Neji seinen Kimono wieder hoch und setzte sich wieder. Er hatte ihn sowieso nicht gepasst, wie sie ihn so gemustert hatte. "Sieh es doch als Kompliment!", gab sie zurück und setzte sich ebenfalls wieder zu ihn. "Ein Kompliment also...", seine Stimme klang dabei wieder leicht sarkastisch, "Fühlt sich seltsam an, ein Kompliment von einer nahezu perfekten Person zu bekommen." "Perfekt? Ich bin doch nicht perfekt!" Ino fragte sich innerlich, ob Neji nicht vielleicht einen an der Waffel hatte. "Du bist hübsch, intelligent und selbstbewusst.", stellte er nüchtern fest und diesmal klang es so, als ob er das wirklich ernst meinte. "Deine kämpferischen Fähigkeiten haben sich in den Jahren auch gesteigert, sofern ich das beurteilen konnte. Allerdings bist du eine sehr egozentrische Person – was wohl dein Hauptproblem ist." "Ich bin weder perfekt noch egozentrisch...", murrte sie trotzig. Es passte ihr nicht, wie er sie so analysierte. Als ob er sie wirklich kennen würde. Was würde Neji schon wirklich über sie wissen... Sie schwiegen für eine Weile. "Dein Vater ist sicher sehr stolz auf dich.", meinte Neji plötzlich. Er wusste selber nicht, warum er das sagte. Wahrscheinlich weil er sich selber immer gewünscht hatte, dass sein Vater zu ihm sagt, dass er stolz auf ihn ist. "Mein Vater ist tot.", sagte sie leise und seine Augen weiteten sich. "Ino... das wusste ich nicht..." "Er starb zusammen mit seinen besten Freund Shikaku Nara. Kurz bevor sie starben hatte er noch eine Botschaft von Shikaku an Shikamaru und mich via Gedankenübertragung übermittelt." Ino sprach, als hätte sie einen dicken Klotz im Hals gehabt. Sie hatte sich von Neji abwandt. Tränen schossen ihr plötzlich in die Augen, ihr Magen verkrampfte sich und versuchte krampfhaft nicht zu weinen – vergeblich. Neji bemerkte natürlich sofort, dass sie weinte. "Tut... mir... leid... aber... ich...", stammelte sie mit Tränen erstickte Stimme. Irgendwie tat sie ihn leid. Er hatte in den letzten Stunden Menschen weinen gesehen. Menschen, die wegen ihn weinten. Aus Freude, weil er lebte. Er hatte sogar es über sich ergehen lassen, dass sie ihn urmarmten, nein ihn regelrecht um den Hals fielen – obwohl er ja nicht so der Typ für Emotionen war. Und jetzt saß die sonst so taffe Ino vor ihn, bekam noch nicht mal einen Satz zustande und heulte wie ein Schlosshund. Die Ino, die sonst nur so vor Selbstbewusstsein strotzte wirkte auf einmal so verletztlich. Er wusste nicht, dass sie schon die ganze Zeit ihre Tränen unterdrückt hatte. Selbst auf der Trauerfeier hatte sie nicht geweint. Aus Rücksichtnahme gegenüber ihrer Mutter, Yoshino und auch gegenüber Shikamaru. Sie hatte stets versucht tapfer zu bleiben. Schließlich war sie doch "Daddy's kleiner Liebling" gewesen. Und brachte sie ausgerechnet bei Neji Hyuuga in Tränen aus – einem Jungen, der viel zu früh seine Eltern verloren hatte. Im Gegensatz zu ihm, wuchs Ino Yamanaka wohlbehütet bei ihren Eltern auf. "Tut mir leid um deinen Vater...", murmelte Neji schließlich verlegen und strich ihr eine Strähne ihres Ponys vorsichtig aus ihrem nassen, verheulten Gesicht. Er fühlte sich in ihrer Anwesenheit total hilflos. Plötzlich machten sich sogar Schuldgefühle in ihn breit. Er durfte leben, während zwei Männer im Krieg starben und ihre Frauen und ihre Kinder hinterließen – wobei die beiden Kinder nunmehr schon fast erwachsen waren. Aber Neji wusste ja, wie schlimm es war, wenn eine Familie auseinander gerissen wurde, aus welchen Grund auch immer. Warum mussten also noch weitere Familien leiden? Es war einfach nicht fair... "Ich wünschte, ich könnte sein Leben gegen meines austauschen...", sagte er plötzlich. Ino schreckte auf, als sie seine Worte vernahm und hörte schlagartig auf zu weinen Kurz darauf gab sie ihn eine schallende Ohrfeige. "Wie kannst du nur so was sagen?!", fuhr sie ihn fassungslos an. Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. Ihm wurde das Leben geschenkt und er wollte es wegwerfen – für Ino war das absolut nicht nachvollziehbar. "Hast du jemals an die Menschen gedacht, die um dich geweint haben?", sie war außer sich vor Wut, "Wie sich Hinata gefühlt haben muss, weil du dich ihretwegen geopfert hast? Weißt du wie schlimm es ist, einen Menschen sterben zu sehen, der gerade mal so alt waren wie man selber? Für eine kurze Zeit, dachte ich sogar, dass Shikamaru auch zu den Opfern gehört... ich will mir nicht ausmalen, wenn er auch noch gestorben wäre..." Während Ino's hohe Sopranstimme durch seine Ohren schrillte, saß er teilnahmslos da. Sie hatte ihn doch tatsächlich eine geknallt. Das hatte sich noch nie jemand gewagt. Das Neji gar nicht auf Ino reagierte, machte sie natürlich umso wütender. Mir einem "Dir ist ja nicht mehr zu helfen!" stand sie auf und verließ wutentbrannt das Haus. Natürlich hatte Hiashi mitbekommen, wie die wütende Ino vom Hyuuga-Anwesen stampfte. Er beschloss sie besser nicht anzusprechen. Kapitel 5: Der Tag, an dem Sanae Hyuuga starb --------------------------------------------- Rückblick - Konoha vor zehn Jahren, an einem sonnigen Nachmittag, Ende April: "Tante Yui, darf ich mal was fragen?" - "Gern Neji, was möchtest du denn wissen?" Der sechsjährige Neji Hyuuga war bei seiner Tante zu Besuch und saß mit ihr auf der Terasse. "Was ist damals mit meiner Mutter passiert?", fragte er sie, denn offenbar hatte ihn diese Frage schon lange beschäftigt. "Was hat dir denn dein Vater erzählt?", fragte sie behutsam. "Na das sie ein Engel ist und über uns wacht.", sagte ihr kleiner Neffe und stellte auch sogleich klar, "Das stimmt aber nicht! Sie ist tot! Genau wie Vater. Aber ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern. Ich kenne sie nur von den Bildern und ich möchte wissen, wer sie war." Die junge Mutter zweier Töchter hatte geahnt, dass Neji sie eines Tages nach seiner Mutter fragen würde. Sie hatte den Tod ihrer jüngeren Schwester bis heute nicht verkraften können. Irgendwann würde ihr Neffe auch wissen wollen, was vor gut einem Jahr mit seinem Vater passiert war. Niemand ahnte, dass Neji erst in sechs Jahren von seinem Onkel erfahren würde und seine geliebte Tante zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre tot sein würde. Yui hätte niemals gewollt, dass sich ihr kleiner Neffe in einem einsamen und verbitterten Teenager entwickeln würde. "Deine Mutter starb noch im Krankenhaus, drei Tage nachdem du geboren wurdest.", sagte sie leise. "Wir wollten euch beide eigentlich an diesem Tag abholen, doch wir kamen an diesem Tag nur mit dir zurück..." "Aber warum? Ist Kinder kriegen denn so gefährlich, dass man daran sterben kann?" Yui lachte leise, versuchte aber ernst zu bleiben. "Oh Neji, es kommt wirklich nur in den seltesten Fällen zu Komplikationen. Bei deiner Mutter war alles ganz normal verlaufen. Es ging ihr gut. Du warst keine zwei Stunden alt, da war sie schon wieder auf den Beinen.", erzählte sie traurig. "Niemand weiß genau, warum sie plötzlich hohes Fieber bekam und starb. Man vermutet, dass es eine Infektion war." "Warum musste sie nur sterben, Tante Yui?" "Vielleicht war es Schicksal, Neji. Schließlich warst du ihre Erfüllung gewesen..." Fortan glaubte der kleine Waisenjunge, dass so etwas wie Schicksal unser Leben bestimmte, während Yui Hyuuga in ihren Gedanken in die Vergangenheit zurück reiste... Sanae Hyuuga war zwei Jahre jünger als ihre Schwester Yui gewesen. Ein sehr lebensfroher Mensch. Sie wuchsen im Clan zusammen mit ihren Cousins, den eineiigen Zwillingen Hiashi und Hizashi auf. Schon damals, vermuteten ihre Eltern, dass sich zwischen den vier mehr entwickeln würde und hofften, dass sie untereinander heiraten werden. Damals heiratete man im Hyuuga-Clan die Männer ihre Cousinen, um das Byakugan an ihre Nachfahren weiterzugeben. Niemand wurde jedoch zu einer Heirat gezwungen, doch viele Zweck-Ehen waren seinerzeit dadurch entstanden. Tatsächlich verliebten sich Yui und Hiashi, der Ältere von den Zwillingen, ineinander. Sie waren 16 und 17 gewesen, als sie offiziell ihren Eltern verkündeten, dass sie nun ein Paar waren. Sanae war zu diesem Zeitpunkt total in Hizashi verliebt gewesen. Doch dieser interessierte sich nicht für sie, denn was sollte er denn schon mit einer anfangen, die gerade erst 14 geworden war. Jahre vergingen und Sanae hatte nie aufgehört Hizashi zu lieben. Schließlich merkte auch er, dass er sich schon längst in seine sehr lebensfrohe Cousine verliebt hatte. Überraschenderweise verlobten sich Hizashi und Sanae schon sehr bald. Vor allem Yui war sehr überrascht, hoffte sie doch schon längst, dass Hiashi ihr bald einen Heiratsantrag machte. So kam es, dass Hizashi und Sanae als Erstes heirateten. Ein knappes Jahr später wurde Sanae schwanger. Sie war überglücklich und fest davon überzeugt, dass sie einen Jungen erwartete. "Aber wie kannst du dir so sicher sein?", fragte Yui sie eines Tages. "Ich weiß es einfach!", kicherte ihre kleine Schwester. Dabei wusste sie es nicht wirklich. Sie glaubte jedoch fest daran, dass es ein Junge wird. Warum sie unbedingt einen Jungen zur Welt bringen wollte, konnte Sanae aber auch nicht wirklich erklären. "Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hätte ich gerne einen Sohn...", erklärte Sanae. "Tja, aber dazu hast du dir wohl den falsch Bruder geangelt.", sagte Hiashi schelmisch, "Denn mein liebes Brüderchen wird doch nur Mädchen zeugen können." "Ein Mädchen ist auch schön!", gab Yui empört zurück. "Oh Bruderherz!", lachte Hizashi, "Wird höchste Zeit, dass ihr auch langsam auch Nachwuchs bekommt. Und dann werden wir ja sehen, was dabei rauskommen wird." Noch ahnte keiner, dass Yui später tatsächlich zwei Mädchen zur Welt bringen würde. Wie unbeschwert, die Vier noch miteinander umgingen konnten. Denn noch war Hiashi nicht zum Clan-Oberhaupt ernannt worden. Ob die Vier es wirklich gewollt hatten, später in Haupt- und Nebenfamilie aufgeteilt zu werden? Ob sie wirklicht gewollten hatten, nach den strengen Regeln des Clans zu leben? Oder taten sie es allein aus Pflichtgefühl ihrem Clan gegenüber? Die Mitglieder des Hyuuga-Clans galten schließlich als äußerst loyal... Am 3. Juli brachte Sanae tatsächlich einen Jungen zur Welt, den sie den Namen "Neji" gab. Yui hatte sie begleitet. Sie war beeindruckt, wie leicht ihre Schwester das alles so ohne Weiteres wegsteckte. Sanae hatte eine unproblematische Schwangerschaft und war auch kurz nach der Geburt wieder auf den Beinen gewesen. Am liebsten wäre sie mit Neji noch am selben Tag nach Hause gegangen. Doch man riet ihr, sie solle noch ein oder zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Was dann passierte, konnte doch niemand ahnen. Drei Tage später sollte schließlich Sanae nach Hause kommen. Hizashi machte sich am frühen Vormittag auf den Weg ins Krankenhaus, um Sanae und den kleinen Neji abzuholen. Auch die anderen Clan-Mitglieder konnten es kaum erwarten, das jüngste Clan-Mitglied willkommen heißen zu können. Doch die junge Familie kam nicht wie erwartet nach Hause. Yui machte sich bereits gegen Mittag große Sorgen. Hiashi versuchte sie zu beruigen. Doch als sie am späten Nachmittag immer noch nicht zurück waren, machten sich Yui und Hiashi ebenfalls auf den Weg ins Krankenhaus. Vor Sanae's Krankenzimmer kauerte Hizashi und war in höchster Sorge. Yui und Hiashi ahnte nichts Gutes. "Was ist passiert?" "Sie hat plötzlich hohes Fieber bekommen...", sagte Hizashi leise. "Man hat ihr ein Medikamente gegen das Fieber gegeben, aber irgendwie schlagen die Medikamente nicht richtig an." "Kopf hoch, Bruder!", versucht Hiashi ihn zu beruhigen. "Es wird sicher alles wieder gut! Was ist mit dem Kleinen?" "Neji ist auf der Säugling-Station. Es scheint ihn gut zu gehen." Denn in der Zwischenzeit war das Krankenhaus ist höchster Alarmbereitschaft gewesen. Es war beunruhigend, dass eine kerngesune, junge Frau, die sich eigentlich schnell von der Geburt ihres Kindes erholt hatte, plötzlich hohes Fieber hatte. Doch niemand konnte sich erklären, wie das passieren konnte. Und es stellte sich die Frage, was passiert wäre, wenn sie nach kurz nach der Entbindung wieder nach Hause gegangen wäre. Fragen, die niemand beantworten konnten. Am 6. Juli um 19:35 Uhr verstarb Sanae Hyuuga an den Folgen der plötzlich aufgetretenen Infektion. Sie wurde gerade mal 24 Jahre alt. Hizashi erlitt einen Nervenzusammenbruch und war nicht ansprechbar gewesen. Yui musste von ihren Mann gestützt werden. Dies war wohl der schwärzeste Tag des Hyuuga-Clans gewesen... Schließlich ließ man die drei Angehörige wieder in das Krankenzimmer, wo Sanae aufgebahrt war. Man sagt, dass Tote oftmals aussahen, als würden sie nur schlafen. Doch Sanae's einstiges hübsche Gesicht war einfach nur fahl gewesen. Wie man eine brennende Kerz ausbließ, so sah auch Sanae aus – als wäre alles Leben von ihr geweht worden. "Ich bin Dr. Mizuhara, die Kinderärztin und wollte Ihnen mein herzliches Beileid ausrichten." Yui und Hiashi gingen auf die Ärztin zu, die einen kleinen Säugling im Arm hielt. Für die Kinderärztin war dies natürlich eine äußerst unangenehme Situation gewesen, da ihr natürlich bekannt war, dass die Angehörigen einen Schock erlitten hatten. "Der Junge ist kerngesund. Sie können ihn mit nach Hause nehmen." Yui sah zu Hizashi, der immer noch schweigend neben seiner Frau saß und ihre Hand hielt. Dann sah sie ihren Mann an. "Wir werden uns um ihn kümmern... um beide natürlich...", sagte Hiashi leise und Yui nahm ihren kleinen Neffen auf den Arm. Für Trauer war in den nächsten beiden Tagen keine Zeit. Der kleine Junge spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, denn gerade die Kleinsten hatten hierfür ein äußerst feines Gespür. Sobald Neji in sein Bettchen gelegt wurde, schrie er wie am Spieß. Überhaupt war der Säugling nur schwer zu beruhigen gewesen. Er war zudem ein schlechter Trinker, denn die Milch aus Milchpulver mit der er gefüttert wurde, schien er irgendwie nicht zu vertragen. Es gab immer irgendetwas was den kleinen Mann quälte. Yui und Hizashi, die sich abwechselnd um den Säugling kümmerten, waren mit ihren Nerven völlig am Ende gewesen. Hiashi wiederum war damit beschäftigt, mit den übrigen Clan-Mitgliedern – insbesondere Sanae's Eltern – zu reden und zu trösten. Außerdem musste die Trauerfeier auch noch organisiert werden... Es war früh am Abend gewesen und Hizashi schlief tief und fest. Auch Neji schlief ruhig auf seiner Brust. In nur ein paar Stunden würde er jedoch wieder wach werden und Alarm schlagen. Yui war inzwischen wieder bei sich im Hause und wollte eigentlich ein heißes Bad nehmen, als es plötzlich klingelte. Wer das nur sein mochte? Hiashi war ja auch noch nicht zurück gewesen. Sie öffnete die Tür und sah in die verweinten, brauen Augen einer guten Freundin: "Akemi...?" "Mein aufrichtiges Beleid, Yui. Natürlich auch von Inoichi...", sagte die junge Frau leise und versuchte nicht gleich wieder los zu weinen. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie tot ist. Ich war doch gestern noch bei ihr gewesen und vor fast zwei Wochen hatte sie doch noch auf meiner Hochzeit getanzt!" "Ihr beide habt echt um die Wette gestrahlt.", erinnerte sich Yui, "Ach Akemi, mir kommt alles so vor, als wäre ich in einem schlimmen Alptraum." Die beiden Frauen umarmten sich weinend. Schließlich bat Yui ihre Freundin mit reinzukommen. "Können wir euch irgendwie helfen?", fragte Akemi, als sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten. "Ich kann mir gar nicht ausmalen, wie schlimm es für Hizashi sein muss. Sie war doch seine große Liebe gewesen..." "Um ehrlich zu sein, habe ich schon befürchtet, dass er den Kleinen nicht annimmt. Aber Hizashi kümmert sich rührend um seinen Sohn, auch wenn er nervlich am Ende ist.", Yui seufzte schwer auf. "Wenn wir nur wüssten, was der Kleine hat. Er schreit ständig und mag auch nicht so richtig trinken." "Ich frage morgen am besten mal meine Stammkundin Miku, ob sie zu euch kommen könnte.", sagte Akemi plötzlich. "Sie ist ja schließlich Hebamme und wird sicherlich herausfinden, was den kleinen Mann da so quält und wie ihr ihn am besten beruhigen könnt. Tsume Inuzuka war übrigens heute bei mir im Laden. Sie erzählte mir, dass sie mit ihrer Tochter auch schon einiges hinter sich hatte und wenn ihr Fragen habt, könnt ihr euch gerne an sie wenden. Auch sie fühlt mit euch." Yui war überrascht aber auch erleichtert, als Akemi ihr das erzählte. Scheinbar hatte der Dorftratsch, der natürlich auch im Blumenladen ihrer Freundin stattfand, wohl doch etwas Gutes gehabt. "Harumi war übrigens auch total geschockt, als sie von Sanae's Tod erfahren hatte. Sie hat ja selber erst vor drei Monaten ihre kleine Tochter Ten Ten bekommen.", erzählte Akemi weiter. "Wenn ihre Tochter unruhig ist, geht sie immer mit ihr spazieren. Vielleicht könnt ihr euch ja mit ihr treffen. Damit ihr zur Ruhe kommt und der Kleine auch zur Ruhe kommen kann." Yui nahm Akemi's Hand und sah sie dankbar an. "Danke Akemi, wir werden das in Angriff nehmen, sobald wir die Trauerfeier hinter uns gebracht haben.", plötzlich hielt Yui inne. "Da fällt mir ein, mein Mann fragt mich, ob du ihn vielleicht bei der Organisation der Trauerfeier helfen könntest." "Yui, das ist doch selbstverständlich. Außerdem gehört auch das zu meinem Job..." Akemi konnte ja nicht ahnen, was Jahre später mit Hizashi und Yui passieren würde... So nahm ein ganzes Dorf Abschied von einer jungen Mutter, deren Lebensfreude man wohl nie vergessen würde. Mit einer so großen Anteilnahme und Mitgefühl hatte der Hyuuga-Clan nicht gerechnet. Es gab in Konoha einige Witwen und unverheiratete Mütter, die ihre Kinder alleine aufziehen mussten. Es gab Shinobis, die starben im Kampf während ihre schwangeren Frauen auf sie warteten. Einem Shinobi war es natürlich bewusst, dass dies passieren konnte, sollten sie heiraten und eine Familien gründen. Es gab auch viele alleinstehende Shinobis und Kunoichis gab es seinerzeit allein aus diesem Grund selten. Die Entscheidung Kunoichi zu werden war nicht leicht, insbesondere dann nicht, wenn diese Frauen selber eines Tages heiraten und eine Familie gründen wollten. Und natürlich war auch jede Frau, die mit einem Shinobi verheiratet war, bewusst, dass sie ihren Ehemann im Kampf verlieren konnte. Die Witwen Konohas waren starke Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und für ihre Familien weiterkämpften. Das jedoch ein Mann seine geliebte Frau so früh verlor und sich nun alleine um einen Säugling kümmern musste – dass kam so gut wie nie vor. Bei den wenigsten Geburten kam es zu Komplikationen – und das nicht nur, wenn diese im Krankenhaus stattfand. Hausgeburten oder nicht vorhersehbare Geburten waren damals noch häufig an der Tagesordnung gewesen und auch da waren Mutter und Kind in der Regel wohl auf gewesen. So kam es, dass viele Frauen, insbesondere auch Mütter, Anteil nahmen und den jungen Vater und Witwer helfen wollten. Akemi's Blumenladen war natürlich eine Anlaufstelle gewesen, die direkten Kontakt zu Yui hatte und die Hilfe an sie weiterleiten konnte. Miku, die Hebamme stand natürlich der Familie mit Rat und Tat zur Seite. Hizashi unterhielt sich mit Tsume, die ihn grinend verriet, was noch alles auf ihn zukommen würde, wenn der Kleine erst mal groß ist und Narumi, die Mutter der kleinen Ten Ten, verabredete sich mit Hizashi und Neji zum spazieren gehen. Hizashi hatte zwar den Tod seiner Frau nie verkraften können, doch die Anteilnahme und Unterstützung der Dorfbewohner gaben ihn Kraft dieses Schicksal zu meistern. Und Akemi hatte Recht behalten. Hizashi, Neji und natürlich auch Yui kamen schließlich zur Ruhe. Schon bald fand Hizashi in den Alltag eines jungen Vaters und umsorgte seinen Sohn liebevoll. Neji war nicht nur sein ganzer Stolz, er war seine Erfüllung gewesen. Sanae sollte stolz auf ihre Männer sein... "Es muss sicher schlimm für meinen Vater gewesen sein...", sagte Neji leise. "Das war es auch. Er hatte kaum die Möglichkeit gehabt, um deine Mutter zu trauern.", erklärte Yui. "Es war für ihn nicht leicht sich um einen schreienden Säugling zu kümmern." "Habe ich wirklich so viel geschrien?" Yui lachte. "Du warst ein richtiger kleiner Schreihals am Anfang gewesen. Aber durch die Hilfe und die Unterstüzung, die dein Vater bekam wurdest du auch immer ruhiger, was natürlich auch deinem Vater gut tat. Er war anfangs so verunsichert gewesen." "Es war nett von der Blumen-Tante, dass sie euch Hilfe besorgt hat.", sagte Neji plötzlich. "Besuchst du sie deshalb immer in ihrem Laden?" "Akemi ist eine Freundin von mir und sie war natürlich auch mit deiner Mutter befreundet gewesen.", erklärte sie ihn lachend. "Und das ist etwas, was ich an Konoha so liebe, die Freundschaft und der Zusammenhalt..." "Du, Tante Yui, darf ich dich noch was fragen?", unterbrach Neji sie plötzlich. "Als du mit Hinata schwanger warst, hattest du da Angst, dass du... du weißt schon..." Yui wusste natürlich, worauf ihr Neffe sie ansprach. Als sie mit Hanabi schwanger war, hatte Neji tatsächlich Angst gehabt, seine geliebte Tante könnte bei der Geburt sterben. Schließlich ging es ihr während der Schwangerschaft nicht wirklich gut. Sie war sehr erschöpft gewesen und sogesehen das genaue Gegenteil ihrer Schwester gewesen. Seine jüngere Cousine war jetzt nur wenige Wochen alt gewesen. "Natürlich habe ich an deine Mutter gedacht, als ich mit Hinata schwanger war und ich habe es auch getan, als ich mit Hanabi schwanger war.", erklärte sie ihn. "Aber das lag auch daran, dass sie meine Schwester war. Wie gesagt, Komplikationen kommen nur noch selten vor, Neji. Selbst wenn mir was passiert wäre, in unseren Kindern leben wir weiter. Und deine Eltern werden in deinem Herzen immer weiterleben, mein Junge..." Weiter kam Yui nicht. Die Terrassentür wurde hinter ihnen geöffnet und die kleine, damals fünfjährige Hinata tapste auf die Terrasse. "Mami, Hanabi weint!", sagte diese nur und sah dabei ihren Cousin mit großen Augen an. "Oh, sie wird bestimmt Hunger haben.", erklärte Yui ihrer Tochter. "Es wird auch langsam Zeit für's Abendessen. Neji, du isst doch bestimmt wieder bei uns, oder?" Neji nickte und die junge Mutter ging mit den beiden Kindern ins Haus, wo Yui auch schon in das Babyzimmer ihrer jüngsten Tochter eilte... Kapitel 6: Akemi Yamanaka ------------------------- Immer noch wütend schloss Ino die Haustüre auf und ging die Treppe zur Wohnung hoch. Alles sah hier noch nach Baustelle aus. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis dass hier wieder endgültig der normale Alltag zurückgekehrt war. In der Wohnung war es totenstill. Offenbar wusste sie, dass ihre Mutter noch nicht zurück war. Sie ging in die Küche, wo sie sich einen Becher mit Schokoladenpudding rausholte, sich damit an den Küchentisch setze und diesen zufrieden aß. Dieses süße, schokoladige Zeug konnte sie jetzt gut gebrauchen. Plötzlich klingelte es unten an der Haustür. Seufzend sprang sie auf und eilte nach unten. Wenn jetzt Hiashi Hyuuga vor der Tür steht, würde sie ihn schon verklickern, was für ein unsensibles Arschloch sein werter Herr Neffe doch sei. Doch es war Neji selber, der unten vor dem Haus stand. Lässig, kühl und arrogant wie immer stand er da und betrachtete verstohlen das mit Holzbrettern verriegelte große Ladenfenster. "Was willst du?", knurrte sie ihn immer noch sauer an. "Was ist mit eurem Laden passiert?", fragte er einfach, ohne ihre Frage zu beantworten. "Als Konoha angegriffen wurde, gab es eine Detonation in unserer Straße. Die Wucht der Explosion hatte das ganze Erdgeschoss in unserem Haus verwüstet. Zum Glück war niemand im Laden gewesen und zum Glück ist unser Haus noch bewohnbar...", erkläte sie, holte kurz Luft und sah ihn dann scharf an. "Aber du bist sicherlich nicht hierher gekommen um mit mir über unseren Laden zu reden." "Nein.", sagte er kühl nur und sah sie an. "Es tut mir leid um deinen Vater." Er hatte deutlich Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu fassen. Einem Neji Hyuuga tat eigentlich selten etwas leid und er wusste auch nicht, wann er sich das letzte Mal bei jemanden entschuldigt hatte. "Hör zu, dass was ich gesagt habe, war unüberlegt gewesen. Aber erwarte bitte nicht von mir, dass ich glücklich bin, nach allem was passiert ist!" "Tue ich doch gar nicht!" Im Grunde war es ihr völlig gleich, ob Neji Hyuuga glücklich war oder nicht. Sie konnte jedoch nicht abstreiten, dass sie glücklich darüber war, dass er leben durfte. Schließlich mussten so viele im Krieg ihr Leben lassen. Darunter ihr geliebter Vater und Shikaku, der für sie tatsächlich so etwas wie ein Onkel war. So standen die beiden erneut sich schweigend gegenüber. Genau wie heute Vormittag. Ino seufzte, als sie die Stille nicht mehr ertrug. "Willst du nicht zu uns reinkommen?" Tatsächlich folgte er ihr die Stufen in die Wohnung hinauf. Ino ging zunächst in die Küche, um dort etwas zu trinken und zwei Gläser mitzunehmen. Er sah sich während dessen die vielen Familienbilder an, die im hellen Flur an den Wänden hingen. Unter den Familienfotos waren sogar Jugendfotos von Ino's Eltern dabei gewesen, ein Hochzeitsbild von den beiden, ein Babyfoto von Ino, wie sie in einer rosa Decke einhüllt da lag und schlief sowie viele weitere Bilder. Was für eine glückliche, harmonische Familie die Yamanakas doch waren! Ino konnte sich wirklich glücklich schätzen, dachte Neji, als diese aus der Küche kam und er ihr die Treppen rauf auf ihr Zimmer im zweiten Stock folgte. Wieder saßen sie sich gegenüber – genau wie heute Vormittag. Nur dieses Mal saßen sie auf Ino's großes Futonbett, der einzigen Sitzgelegenheit in ihrem Zimmer. Der Stuhl, der hinten an ihrem Schreibtisch stand, war nämlich mit Sachen vollgestellt gewesen. In dem großen Jugendzimmer herrschte Stille. "Wie geht eigentlich deine Mutter mit dem Tod ihres Mannes um?", fragte Neji sie plötzlich. "Sie redet nicht viel darüber.", sagte Ino etwas überrascht. "Sie versucht wirklich alles mögliche um sich abzulenken und ist sehr engagiert in Konoha. Und natürlich ist sie oft bei ihrer Freundin Yoshino..." "Yoshino?" "Shikamaru's Mutter – mein Vater und Shikaku sind im Krieg zusammen ums Leben gekommen.", erklärte Ino leise und Neji nickte nur. Es war ihn bekannt, dass Ino zusammen mit Choji und Shikamaru aufgewachsen war und entsprechend mit deren Eltern per du war – während er natürlich nicht jeden Erwachsenen mit Vornamen kannte. "Es muss schwer für sie sein.", sagte Ino schließlich. "Mein Vater war ihre Jugendliebe gewesen." "Meine Eltern sind zusammen aufgewachsen.", erzählte Neji und Ino fragte sich, ob sie tatsächlich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen sah. "Meine Tante hatte mir mal erzählt, dass mein Vater anfangs gar nicht mit ihr zusammen sein wollte, weil sie jünger war als er. Bis er sich auch in sie verliebt hatte..." "Soweit ich weiß, konnten sich anfangs Yoshino und Shikaku überhaupt nicht leiden.", erzählte Ino augenzwinkernd. Dann herrschte wieder erneutes Schweigen. "Sag mal, deine Mutter heißt doch 'Akemi' mit Vornamen, richtig?", fragte Neji sie plötzlich. "Ja, wieso?" "Sie war mit meiner Mutter und mit meiner Tante befreundet.", erzählte er ihr. "Als meine Mutter unerwartet starb, war sie für meine Familie eine große Unterstützung und hat auch die Trauerfeier organisiert." "Sie hat selbst die Trauerfeier für die Gefallenen organisiert.", sagte Ino leise. "Ich glaube, sie sieht es als eine Art 'letzte Ehre' an." Ino erinnerte sich an dem Tag zurück. Ihre Mutter hatte sogar zusammen mit Yoshino eine Rede gehalten. Wie die beiden Witwen vor der Menge standen, Hand in Hand und mit starker Stimme lasen sie abwechselnd ihre selbstgeschriebenen Textzeilen vor. Worte an die Toten, Worte an die Hinterbliebenden, Worte des Trostes sowie persönliche Worte an ihre geliebten Männer. Ino war sehr ergriffen von der Stärke der beiden Frauen gewesen und unterdrückte ihre eigenen Tränen deswegen. Neben ihr stand Shikamaru, der ebenfalls nicht weinte und da wollte sie es auch nicht tun. Auch wenn sie am liebsten Rotz und Wasser geheult hätte. Denn den Tod ihres Vaters hatte eine tiefe Lücke in ihr hinterlassen. Plötzlich klopfte es an ihrer Zimmertür. "Ino-Schatz? Oh, du hast Besuch..." Akemi Yamanaka, geborene Nura, eine selbstständige Floristin, Anfang 40 war eine schlanke Frau und einen halben Kopf kleiner als Ino. Sie wirkte irgenwie vornehm in ihrem schwarzen Bleistiftrock, der schwarzen Rüschenbluse und der antiken Brosche am Kragen. Das brünette, lange Haar hatte sie streng zu einem Dutt gebunden und ihre hellbraunen Augen wirkten müde. Lediglich an den Gesichtszügen, besonders um die Augenpartie, konnte man erkennen, dass Akemi und Ino, Mutter und Tochter waren. "Frau Yamanaka, mein aufrichtiges Beleid!" Neji war mit einem Satz aufgesprungen und verbeugte sich kurz vor ihr. "Danke, Neji.", sagte Akemi freundlich. "Schön dich wieder zu sehen..." "Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie damals meine Familie nach dem Tod meiner Mutter unterstützt haben. Meine Tante hatte es mir damals erzählt." "Ich fand, dass es das Mindeste war, was ich für meine tote Freundin tun konnte.", entgegnete ihn Akemi und fuhr fort. "Wir waren alle sehr bestürzt über Sanae's Tod gewesen. Sie hatte sich so sehr auf dich gefreut, Neji. Zwei Wochen zuvor hatte sie noch auf meiner Hochzeit getanzt und wir hatten um die Wette gestrahlt vor Glück." "Moment mal!", hakte Neji überrascht nach. "Meine Mutter hat hochschwanger auf Ihrer Hochzeit getanzt?" Man hatte ihm erzählt, wie sehr sich seine Mutter auf das Baby gefreut hatte. Aber dass sie kurz vor der Niederkunft auf Hochzeiten tanzte, war ihm neu. Akemi lachte. "Na warum denn nicht? Ihr ging es der ganzen Schwangerschaft hervorrangend und hatte keinerlei Beschwerden – echt beneidenswert. Als ich mit Ino schwanger war, habe ich mich ständig übergeben müssen..." "Mama!" "Ich war total fassungslos als ich von ihrem Tod erfuhr. Wie konnte das nur passieren? Ich wollte da vor allem für meine Freundin Yui und für Hizashi da sein und natürlich auch für dich..." "Sie waren ja auch mit meiner Tante gut befreundet. Ich erinnere mich, dass Sie für sie die Trauerfeier gehalten haben als sie starb.", erinnerte sich Neji plötzlich. "Ich glaube, da war ich zehn gewesen sein..." "Oh, das war das erste Mal gewesen, dass ich mit deinem Onkel ein Wort gewechselt habe.", gestand Akemi plötzlich und Neji sah sie überrascht an: "Was war passiert?" "Ich habe deinen Onkel zur Rede gestellt, als ich vom Tod deines Vaters erfahren habe, doch er hüllte sich in Schweigen – Clan-Geheimnis. Wir waren alle entsetzt gewesen. Ich kannte deinen Vater und ich weiß, dass er guter Dinge war und sich mit dir zusammen eine Zukunft bauen wollte. Gerüchte haben natürlich in Konoha die Runde gemacht. Es war von Suizid und von Mord innerhalb des Clans die Rede." Akemi machte eine kurze Pause. Neji aber auch Ino hingen gebannt an ihren Lippen. Es war vor allem für Neji äußerst interessant gewesen, ihre Sicht der damaligen Dinge zu hören. Das hätte er von der "Blumen-Tante" nicht gedacht. Ino wiederum verstand jetzt, was Hiashi damit meinte, als er heute Morgen zu ihr meinte, dass sie genauso reden würde, wie ihre Mutter. Denn offenbar hatte auch ihre Mutter den Mut gehabt, den Hyuuga-Clan zu kritisieren. "Man hat mir oft gesagt, dass ich mich nicht einmischen soll, einschließlich dein Vater, Ino." fuhr Akemi fort. "Ich wollte einfach nur verstehen, warum man es zuließ, dass ein Halbwaise nun auch noch seinen Vater verloren hatte. Weil ich aber nicht auch noch meine Freundschaft zwischen mir und Yui gefährden wollte, habe ich aufgehört Hizashi's Tod zu hinterfragen." "Ich finde es gut, dass Sie sich damals eingemischt haben.", sagte Neji plötzlich. "Der Tod meines Vater wurde damals einfach totgeschwiegen und ich wuchs im Glauben auf, dass er von der Hauptfamilie getötet wurde. Mein Clan ist trotz seiner altertümlichen Traditionen der einflussreichste Clan in ganz Konoha, insofern war gut, wenn sich der Hyuuga-Clan auch mal kritische Fragen anhören musste." "Ich bin sicher, dass du deinen Weg gehen wirst.", sagte Akemi schließlich. "Deine Eltern wären jedenfalls sehr stolz auf dich." Plötzlich streckte die Floristin und gähnte – natürlich hielt sie sich ihre Hand vor dem Mund. "Kinder, bitte entschuldigt mich, aber ich werde jetzt zu Bett gehen. Morgen muss ich wieder früh aufstehen..." Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn, was Ino jedoch nicht ganz in den Kram passte – zumindest nicht in Neji's Anwesenheit. Dieser beobachtete die beiden Frauen. Keine Frage, die beiden waren ein sehr starkes Mutter-Tochter-Gespann, das hätte er gar nicht gedacht. Er hätte es aber auch nicht für möglich gehalten, dass es da jemand gab, der sich für ihn eingesetzt hätte, wen sein Clan nicht einer der wichtigsten und einflussreichsten Clans von Konoha gehörte. "Schlaf gut, Mama.", sagte diese schließlich. "Ich denke, Neji wird sicher bald auch nach Hause wollen..." Dann waren die beiden wieder alleine im Zimmer... Kapitel 7: Der Duft nach Erinnerung ----------------------------------- Von wegen Neji würde nicht mehr lange bei ihnen bleiben. Beide hatten es sich auf Inos großen Futonbett bequem gemacht und redeten über Gott und die Welt. Es war total ungewöhnlich, aber Neji redete an diesem Abend tatsächlich ziemlich viel. Sie erzählten sich gegenseitig von ihren Missionen, ihren Verhältnissen zu ihren Teamkollegen, ihre Senseis und natürlich auch über ihre Väter. Es war sehr ungewöhnlich, dass der sonst so stille Neji Hyuuga so viel von sich erzählte und es war ebenso ungewöhnlich, dass die sonst munter drauf los quasselnde Ino Yamanaka ihn aufmerksam zuhörte. Irgendwie fühlte es sich gut für ihn an, über all die Dinge zu reden über die er all die Jahre geschwiegen hatte. Allenfalls mit Ten Ten hatte er selten mal über private Dinge gesprochen. Da Ino nunmehr wusste, was mit ihm widerfahren war und sich somit auch in seiner Gefühlswelt hineinversetzen, vermutete Neji, dass es ihm deswegen so leicht fiel, mit ihr zu reden. Aber auch Ino redete über etwas, worüber sie die ganze Zeit geschwiegen hatte – über den Tod ihres geliebten Vaters. Aus Rücksichtnahme zu den anderen hatte sie bisher geschwiegen. Sie gestand Neji, dass sie nicht um ihren Vater weinen konnte auf der Trauerfeier. Shikamaru hatte teilnahmslos neben ihr gestanden, ihre Mutter und Yoshino waren in ihren Augen so tapfer gewesen. Hand in Hand mit Tränen aber auch ein kleines Lächeln im Gesicht. Sie waren dankbar dafür gewesen, dass sie mit Inoichi und Shikaku eine so wunderbare Zeit erleben durften. Bei ihren Worten erinnerte sich Neji an die Trauerfeier für seine geliebte Tante Yui zurück – auch er konnte nicht um sie weinen. Nein, auch er wollte tapfer sein und gegenüber seines Onkels sich keine Blöße geben. Er konnte sich sogar noch daran erinnern, dass Akemi ihn danals angesprochen und ihn eine weiße Lilie in die Hand gedrück hatte. Sie hatte so ein liebes, mitfühlendes Lächeln gehabt, das er aber nicht einordnen konnte. Für Neji war sie immer bloß die "Blumen-Tante" gewesen... Das erste Mal, wo Neji den Yamanaka-Blumenladen betrat, war er bereits schon Vollwaise gewesen. Seine Tante hatte bekanntlich Zugang zu ihm gewinnen können und nahm ihn mit, wenn sie in Konoha ihren Erledigungen nachging. Natürlich hatte sie auch ihre eigene Tochter Hinata mitgenommen und unter ihrem Herzen wuchs ihre zweite Tochter Hanabi heran. Yui unterhielt sich ausgiebig mit Ladenbesitzerin Akemi, während Neji geduldig neben seiner Tante stand. Es störte ihn ziemlich, dass die beiden Frauen sich teilweise so leise unterhielten, dass er nichts davon verstand – vermutlich war das Absicht gewesen. Die kleine Hinata war bereits damals schon sehr schüchtern gewesen und hatte sich hinter ihrer Mutter versteckt, als plötzlich ein gleichaltriges Mädchen mit blonden kurzen Haare hinter dem Thresen hervorkam. Diese nahm einfach eine kleine Schnittblume aus einem Gefäss hervor und gab sie lächelnd Hinata. "Hier bitte! Ich heiße Ino Yamanaka und wer bist du?" "H-hinata! -D-danke, Ino-chan..." Damit war das Eis schon mal zwischen Ino und Hinata gebrochen. Zufrieden nahm Ino eine weitere kleine Schnittblume hervor und wollte sie Neji geben. "Und die hier ist für dich!" "Ich bin ein Junge!", gab dieser total empört zurück. Was wollte ein kleiner Junge denn schon mit einer Blume anfangen? Ino guckte Neji ganz erschrocken an und Yui ermahnte ihren Neffen nett zu sein. Natürlich ging Yui mit ihren Kindern oft in den Blumenladen. Ino und Hinata spielten jedes Mal zusammen. Als Hanabi auf der Welt war, stand das süße kleine Baby im Mittelpunkt. Neji wiederum interessierte das alles herzlich wenig und stand jedes Mal geduldig neben seiner Tante und wartete. Generell wirkte Neji oft sehr teilnahmslos und musste von seinen Cousinen regelrecht überredet werden, dass er mit ihnen spielte. Oder eben von Yui, die verhindern wollte, dass sich Neji ausgeschlossen fühlte und sich zurückzog. Plötzlich wurde Neji wach, starrte auf die Zimmerdecke und realisierte, dass er gerade auf Inos Futonbett lag. Er muss wohl eingeschlafen sein. Kein Wunder, sie hatten Stunden miteinander gesprochen. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt! "Ino?", flüsterte er leise und hörte, wie sie leise und friedlich atmete. Für einen kurzen Moment, beobachtete er sie beim schlafen und deckte sie schließlich mit ihrer Bettdecke zu. Dann stand er gähnend auf. Müdigkeit überkam ihn. Eigentlich wollte er sich nun auf den Weg machen, doch er hatte auf einmal keine sonderliche Lust jetzt noch nach Hause zu gehen. Es war schon spät. So löschte er einfach das Licht, legte sich einfach neben sie und hoffte natürlich, dass weder Ino noch Akemi ihn das übel nahmen. Dann schlief er wieder ein. "Neji..." Da war sie wieder. Diese helle Gestalt, die ihm nachts erschien und seinen Namen rief. "Wer bist du...?", fragte Neji abermals, doch er erhielt keine Antwort. "Neji? ... Neji? ... Neji?" Plötzlich war er wach. Ino hatte ihn geweckt und sah ihn verwirrt an. Offenbar hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass er neben ihr liegen würde. Das Letzte an was sie sich erinnern konnte, war , dass sie ihm zugehört hatte, obwohl sie immer müder wurde. Neji hatte also scheinbar nur geträumt. Und doch kam es ihm so wirklich vor. "Du... hast im Schlaf geredet...", murmelte sie verlegen. Ein peinliches Gefühl überkam beiden, als sie so nebeneinander in Inos Bett lagen. "So...", gab Neji verlegen zurück. "Tut mir leid, aber ich bin einfach eingeschlafen. Ich hoffe, deine Mutter..." "Ach, das ist für sie doch kein Thema!", sagte Ino verlegend lachend und fügte dann plötzlich ganz trocken hinzu: "Mein Vater hätte dir jedoch die Hölle heiß gemacht und dich anschließend zum Teufel gejagt." Neji schluckte. Das Mädel hatte seiner Meinung nach einen merkwürdigen Hurmor. Doch Ino interessierte das herzlich wenig und kletterte etwas umständlich über ihn aus ihrem Bett: "Vermutlich ist meine Mutter sowieso schon unterwegs." Mit diesem Worten verließ sie ihr Zimmer und kam mit einem Zettel wieder zurück. "Sie ist tatsächlich schon weg... ich soll heute noch einkaufen...", sagte sie und fühlte sich plötzlich unwohl. Kein Wunder schließlich hatte sie in ihren Klamotten gepennt und sehnte sich nach ihrer Dusche. Sie war ja sehr eitel. Außerdem saß Neji immer noch in ihrem Bett und sah sie nunmehr jetzt fragend an. "Ehm... möchtest du auch duschen?", fragte Ino ihn plötzlich, doch Neji zuckte nur mit den Schultern. "Du kannst dich unten im Bad meiner Eltern duschen. Komm ich zeig dir, wo." Völlig überrumpelt folgte Neji Ino in den ersten Stock, wo sie ihm das Bad zeigte. Dort legte sie ihm zwei Badetücher raus, als ihr Blick am Badezimmerschrank hängen blieb. Dort stand auf der Ablage eine kleine blaue Flasche, die sie öffnete. "Das After-Shave von meinen Dad, was er immer getragen hat...", murmelte sie und sog den Duft regelrecht in ihre Nase ein und schloss für einem Moment die Augen. Ja, genau so hatte ihr Vater gerochen. Verlegen schloss sie die Flasche wieder. "Ehm... ich denke, du brauchst nichts mehr. Ich bin dann oben duschen und mach dann Frühstück für uns.", peinlich berührt verließ sie das Badezimmer. Neji sah ihr nach. Irgendwie konnte er sie verstehen... Er war damals fünf gewesen, als er mit Hinata draußen im Hof spielen durfte. Allerdings sollte er gut auf sie aufpassen, so sein Onkel Hiashi zu ihm. Doch es geschah, was passieren musste. Die kleine Hinata stolperte beim spielen und fiel hin. Klar, dass eine Vierjährige entsprechend laut wegen ihrem aufgeschürften Knie heulte. In großer Sorge kam Hiashi zu seinem kleinen Schatz geeilt und war entsprechend auf Neji sauer gewesen, obwohl der arme Junge doch gar nichts dafür konnte. "Ich habe dir doch gesagt, dass du auf sie aufpassen sollst!", sagte er streng und Neji floh total erschrocken in das Haus seiner Eltern. Dort versteckte er sich im Kleiderschrank im Elternschlafzimmer. Er hatte Angst, dass sein Vater ihn deswegen bestrafen würde. Doch Hizashi wollte seinen Jungen weder bestrafen noch beschimpfen. Es dauerte nicht lange, da öffnete er sanft lächelnd die Tür des Kleiderschranks, wo sein Sohn ängstlich zwischen der Wäsche hockte: "Vater, es tut mir leid! Ich wollte nicht..." Doch Hizashi beruhigte seinen Sohn sofort. "Aber Neji, das war doch nicht deine Schuld gewesen. Ich habe eben mit deinem Onkel gesprochen. Es tut ihm leid, dass er mit dir geschimpft hat..." Hizashis Blick ging plötzlich an ein eingepacktes Kleidungsstück, das genau über Neji hing. Es nahm es von der Stange, packte es aus und plötzlich lang ein wunderschöner, festlicher Brau-Kimono ausgebreitet auf dem Elternbett. "Der ist aber schön!" "Deine Mutter hat ihn auf unserer Hochzeit getragen...", sagte Hiashi verliebt, beugte sich über den Kimono und roch leicht dran. "Er riecht sogar noch nach ihr..." Auch Neji roch kurz daran, fand jedoch nur, dass der Stoff gut roch. Wie Blumen. Als Hizashi nur wenige Monate später starb, floh Neji wieder in das Elternschlafzimmer. Dort fand er den Schlafanzug seines Vaters auf dem Bett liegen. Er krabbelte aufs Bett, nahm den Schlafanzug an sich, roch daran und tatsächlich roch der Schlafanzug nach seinem Vater! Später war Neji eingeschlafen, den Schlafanzug hatte er eng an sich gekuschelt... Kaum hatte Ino das Bad verlassen, roch Neji kurz an dem After-Shave. So hat also Inoichi gerochen. Er verstand, wie Ino sich gerade fühlen musste, denn er hatte plötzlich den Duft seines Vaters in der Nase. Ein Stockwerk höher hetzte Ino derweil in ihr Bad um kurz zu duschen. Schließlich wollte sie Neji ja nicht warten. Denn er war jetzt schließlich ihr Gast und Gäste ließ man nicht warten – das hatte ihre Mutter ihr beigebracht. Wobei sie vermutlich nie gedacht hätte, dass ausgerechnet Neji Hyuuga mal ihr Gast sein würde. Im Schnelldurchgang war sie geduscht zog sich an. Ihre Wahl fiel auf einen lässigen Jeansrock und ein T-Shirt. Anschließend nahm sie ihre Haarbürste und bändigte ihre langen blonden Haare. Dann folgte ein kurze kritischer Blick in den Spiegel – denn Ino Yamanaka war bekanntlich sehr eitel. Was sie nicht wusste, war, dass sie trotz Schnelldurchgang im Bad, mal wieder hinreißend aussah. Sie wusste einfach nicht, wie sie auf Männer oder besser gesagt auf Jungs wirkte und wie oft man ihr heimlich hinterher sah. Dann eilte sie nach unten in die Küche, wo sie das Frühstück herrichtete. Sie konnte nicht wissen, was Neji üblicherweise zum Frühstück aß, geschweige denn ob er überhaupt frühstückte. Also beschloss sie kurzerhand großzügig alles Mögliche aufzudecken, was der Kühlschrank so hergab. Neji hingegen ließ sich Zeit und duschte ausgiebig. Er bekam so seinen Kopf wieder frei und konnte doch tatsächlich diese seltsame Begegnung von er immer noch nicht wusste ob es ein Traum oder real war, vergessen. Dass er gerade nicht in seinem eigenen Badezimmer unter der Dusche stand, sondern im Badezimmer der Yamanakas, hatte er für einen kurzen Moment verdrängt. Nie hätte er gedacht, dass er ausgerechnet bei Ino Yamanaka im Bett schlafen und das Badezimmer ihrer Eltern nutzen würde. Wenn er das Lee und Tenten erzählen würde, sie würden vermutlich glauben, er sei verrückt geworden. Ob sein Onkel das wirklich so geplant hatte, dass er sich einem Mädchen, das in der Vergangenheit kaum was mit ihm zu tun hatte und vor allem selber gerade in Trauer war, so vieles anvertrauen würde? Seufzend stellte er das Wasser ab und streckte sich genüsslich. Dann trocknete er sich mit den Badetüchern ab, die Ino ihn rausgelegt hatte. Im Gegensatz zu ihr musste er seine Klamotten vom Vortrag anziehen, aber das störte ihn nicht wirklich. Fertig angezogen, nahm er sich einen Kamm von der Ablage und kämmte sich seine dunkelbrauen, nassen Haare glatt, die sich anschließlich und zu einem langen Zopf geflochten hatte. Anschließend verdeckte er wie gewohnt seine Stirn mit einem Verband. Obwohl Neji sich in der großen Wohnung der Yamanakas gestern nicht wirklich umgesehen hatte, wusste er sofort, wo sich die Küche befand. Ino war kaum zu überhören mit dem Essgeschirr-Geklapper. Aus Küche kam zudem ein fruchtig-blumiger Duft und irgendwie kam ihm dieser Geruch so vertraut vor. Es roch nach frisch aufgebrühten: "... Tee?" "Weißer Tee mit Hibikus.", erklärte Ino lächend. "Mein Lieblingstee." "Zu Hause habe ich eigentlich nur grünen Tee.", erwiderte Neji. "Meine Tante war eine leidenschaftliche Tee-Trinkerin gewesen. Sie hatte sogar ein Tee-Schränkchen gehabt mit verschiedenen Tee-Sorten..." Er erinnerte sich, wie die Küche immer nach Tee gerochen hatte. Meistens war es eine Früchte-Mischung und immer gab es einen anderen Tee, den Yui für die Kinder aufgebrüht hatte und den auch selber trank. "Wer soll eigentlich das alles essen?", fragte Neji überrascht, als er den vollgedeckten Tisch sah. Ino sah bekanntlich nicht danach aus, als würde so viel essen. Doch diese bemühte sich gerade eben nicht wie ein Spatz zu essen. Schließlich wurde Ino oft von gewissen Personen darauf angesprochen, dass sie viel zu wenig essen würde und entsprechend auch sehr dünn war. Doch Neji schien das nicht sonderlich zu interessieren. Stattdessen herrschte wieder Stille. "Deine Mutter ist jedenfalls ziemlich früh auf den Beinen...", sagte Neji plötzlich, während beide noch aßen. "Nun, sie ist ja auch mit Yoshino zum frühstücken verabredet. Sie treffen sich sehr oft, nachdem... du weißt schon...", immer noch fiel es Ino schwer über den Tod ihres Vaters zu reden. Yoshino? Ach so, sie meint Frau Nara, stimmt ja – schoss es Neji durch den Kopf. "Die beiden geben sich sicher gegenseitig viel Kraft.", bemerkte er und fuhr fort. "Jedenfalls wirkt deine Mutter sehr tapfer und gefasst auf mich." Doch Ino senkte den Kopf. "Sie lenkt sich ab, indem sie sich in Arbeit stürzt.", berichtete sie leise mit bedrückter Stimme. "Sie gibt allen vor, eine starke Frau zu sein. Und dann höre ich, wie sie nachts im Bett liegt und sich die Augen ausweint... Er war ihre Jugendliebe gewesen, Neji..." Schniefend zog sie ihre Nase hoch und biss sich auf die Unterlippe, weil sie nicht vor ihm weinen wollte. Stattdessen erzählte sie mit fester Stimme weiter: "Shikamaru hat mir erzählt, dass er ebenfalls mitbekommen hat, wie Yoshino nachts in ihrem Bett heimlich geweint hat. Mich macht das alles so dermaßen traurig... zumal ich auch noch weiß, wie sehr Chouza darunter leidet. Seine besten Freunde, mit denen er aufgewachsen ist. Er... fühlt sich schuldig..." "Chouza?", wiederholte er fragend. "Du meinst, Herrn Akimichi...?" Dann fiel es Neji wieder ein. Chouza Akimichi, Kakshi und Shizune sind damals ja wieder belebt worden – genau wie er. Chouza hatte also auch ein neues Leben, während im Krieg seine beiden besten Freunde starben. Wie musste er sich nun fühlen? Es war bekannt, dass das alte InoShikaCho-Trio unzertrennlich waren und Neji erkannt, dass er wohl nicht der Einzige war, dem es ähnlich ergangen war, wie er. "Du sagtest, dass deine Mutter sich in Arbeit stürzt. Woran arbeitet denn deine Mutter?", hakte Neji nach, weil er ahnte, dass sie nicht dabei war, unten den Blumenladen auf Vordermann zu bringen. "Mom ist, wie du ja jetzt weiß, sehr in Konoha engagiert und hilft dabei den Wiederaufbau einiger Häuser zu planen und zu unterstützen.", erklärte Ino, schließlich wurden beim Angriff auf Konoha einige Häuse schwer beschädigt oder gar zerstört. "Das Medicnin-Center hat einiges abbekommen. Aber, da nun Frieden herrscht wollen wir es zu einem Pharma-Zentrum für Gesundheit und Forschung umbauen." Sie klang förmlich begeistert von den Plänen, doch Neji hakte noch mal nach: "Und was ist mit ihrem Laden? Oder hängen da vielleicht zu viele Erinnerung an dem Laden?" Ein wenig war Ino schon darüber verwundert, warum er so interssiert nach ihrer Familie erkundigte. Doch Neji wollte einfach wissen, wie es der Frau gerade geht, die sich sehr für seine Familie eingesetzt hatte. Ino zuckte mit den Schultern: "Mom hat mir gesagt, dass das Erdgeschoss lediglich verwüstet wurde und sie schon noch darum kümmern würde. Aber klar, mein Dad hat damals das Haus mit renoviert, als es gekauft wurde. Insoweit glaube ich auch, dass sie das aufschiebt, weil zu viele Erinnerungen daran hängen..." Was Ino nicht wissen konnte: Mit 16 Jahren hatte Inoichi Akemi im Blumenladen getroffen – das erste Mal nach drei Jahren Funkstille. Akemi war seinerzeit in Ausbildung und wusste nicht, dass sie nur fünf Jahre später zusammen mit Inoichi das Haus samt Blumenladen ihrer alten Meisterin abkaufen würden. Was aber beide bereits beim diesem Treffen bereits ahnten, war, dass sie füreinander bestimmt waren... "Ich muss übrigens gleich noch einkaufen!", unterbrach Ino plötzlich die Stille. "Meine Mom hat mich darum gebeten und ich soll außerdem noch was kochen." Mit diesen Worten stand sie auf und begann den Tisch abzuräumen. Einkaufen... für einen kurzen Moment fragte sich Neji, ob er überhaupt in seinem Bungalow Etwas zu Essen da hatte. Vermutlich ein paar haltbare Lebensmittel, die ohnehin zu den Grundnahrungsmitteln gehören. Oft aß er ja bei seinem Onkel mit. Aber schaden konnte es ja nicht. "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich gerne begleiten.", sagte Neji spontan, als er aufstand, ihr seinen Teller reichte und ihr dann beim abräumen half. Für seine Hilfe erntete er von ihr ein Lächeln. Warum sollte sie was dagegen haben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)