Show me heaven von Cillybelle (Liebe, Sehnsucht, Tod und Leben) ================================================================================ Kapitel 4: When she cries... ---------------------------- Neji führte Ino in das Haus seiner Eltern. Sie gingen direkt in die große Wohnstube. Dort lag auf den schwarzen Holzboden ein riesiger weißer Wollteppich und ein paar große Kissen. Hier verbrachte Neji die meiste Zeit über, um zu meditieren und über einiges nachzudenken. Schnell räumte er die Familienfotos beiseite und sah Ino fragend an. "Am besten wir setzen uns gegenüber...", sagte diese nur, die seinen fragenden Blick richtig gedeutet hatte. Sie wollte gerade noch sagen, dass sie möglichst bequem sitzen sollte, doch da saß er auch schon im Schneidersitz vor ihr – sein Oberkörper war dabei kerzengerade. Da Neji noch deutlich größer als sie war, musste Ino sich schon vor ihm knien. Direkt wie sie nun mal war, machte sie sich plötzlich an seinen Verband zu schaffen, den er sich um seine Stirn gewickelt hatte um sein verhasstes Mal zu verdecken. "Hey, was soll das?", protestierte Neji, der zugleich rot wurde, weil er ihr schon zum zweiten Mal in den Ausschnitt der Yamanaka geschaut hatte. "Deine Stirn muss frei sein.", erklärte Ino, während er grummelt es zuließ, wie sie ihn seine Stirn freilegte. "Bist du bereit?" - "Ich warte nur auf dich!" Ino legte ihren rechten Handballen auf Neji's Stirn, schloss die Augen und konzentrierte sich. Irgendwie funktionierte es nicht. Nach noch nicht mal einer Minute öffnete sie wieder die Augen. "Du blockierst!", sagte sie seelenruhig und in ihrer Stimme lag ein Hauch von Schadenfreude. So viel zum Thema "Vertrauen". "Du hast deine Hand auf mein Mal gerichtet, meine Liebe.", murrte Neji mit geschlossenen Augen, wobei er die Worte "meine Liebe" mit einem ironischen Unterton aussprach. "Du könntest mich damit foltern und mich regelrecht quälen, wenn du weißt wie." Er fragte sich tatsächlich, wie er denn bitte loslassen soll, wenn auf ähnliche Art und Weise Mitglieder der Nebenfamilie von Mitgliedern der Hauptfamilie unterdrückt werden konnten. "Ich bin weder eine Hyuuga, noch will ich eine sein, mein lieber Neji.", sagte Ino, die in der Zwischenzeit ihre Hand von seiner Stirn genommen hatte. "Dafür musst du keine Hyuuga sein...", entgegnete er, doch sie redete einfach weiter: "Außerdem habe ich meine Hand nicht auf dich gerichtet, sie liegt lediglich nur auf deiner Stirn. Das ist nunmal dafür notwenig." Ino verlor so langsam die Geduld während Neji genervt aufstöhnte und er schließlich auch seine Augen öffnete. "Du musst wohl immer das letzte Wort haben, wie?", knurrte er sie an. Dabei sah er ihr direkt in die Augen. "Kann ja gehen, wenn es dir nicht passt!", gab sie leicht patzig zurück. Das war doch sowieso alles nur Zeitverschwendung gewesen. Plötzlich schloss Neji wieder seine Augen und atmete tief ein und aus. "Ich warte, Ino...", murrte er, als ihre Hand immer noch nicht auf seiner Stirn lag. Offenbar schien das Ganze doch sehr wichtig für ihn zu sein und Ino beschloss den Ganzen nur noch eine Chance zu geben und legte erneut ihren rechten Handballen auf seine Stirn. Dann schloss auch sie ihre Augen und konzentrierte sich. Und tatsächlich: Es war so, als würden ihre Geister ihre Körper verließen. Als ob Neji ihr in seinen Geiste zeigen wollte, was er erlebt hatte, als er starb. Plötzlich war um sie herum nur weißer Nebel gewesen. Alles fühlte sich leicht und schwerelos an. Als ob sie auf etwas zu schweben würden. In der Ferne erschienen drei Personen, auf denen sie sich ganz langsam zu bewegten. Diese drei Personen schienen mit voller Freude auf Neji zu warten. Ino erkannte Yui Hyuuga sofort. Die Mutter von Hinata und Hanabi war damals Stammkundin im Blumenladen gewesen. Hizashi kannte Ino wiederum nicht mehr. Sie war damals ja erst vier Jahre alt gewesen und hatte von all dem nie etwas erfahren. Sie wusste nur, dass er und Hiashi eineiige Zwillinge waren. Die zierliche Frau neben Yui mit den langen pechschwarzen Haaren und der weißen Haut, kannten weder Neji und Ino – und dennoch wussten beide, wer diese Frau war: Neji's Mutter Sanae. Man sah sofort, dass sie und Yui Schwestern waren. Interessanterweise hatte Yui Ähnlichkeit mit ihrer Tochter Hinata gehabt, während Sanae wiederum Hanabi ziemlich ähnlich sah. Aber auch Neji sah seiner Mutter irgendwie ähnlich – auch wenn man es vielleicht nicht auf den ersten Blick sah. Denn Hizashi hatte wie sein Zwillingsbruder Hiashi sehr markante Gesichtszüge, die Neji wiederum nicht hatte. Es war ein rührendes Bild, wie die drei vor ihnen standen. Hizashi hielt seine Frau im Arm und auch seine Schwängerin Yui stand dicht neben den beiden. Sie sahen so glücklich aus. Ja, es sah so aus, als würde Neji zu ihnen nach Hause kommen. Als ob sie ihn freudig erwarteten. Sie waren so nah und doch so fern... Plötzlich sah sich Ino wieder in der Realität wieder. Neji muss das Jutsu abgebrochen haben, denn dieser saß ziemlich aufgelöst vor ihr. "Sorry, aber es war...", stammelte er leise, "... als hätte ich meinen eigenen Tod noch mal vor Augen gehabt..." "Verstehe...", sagte Ino verständnisvoll. Auch sie war gerade ziemlich aufgewühlt gewesen. Alles war so friedlich gewesen. Konnte sie etwa nachempfinden, warum seine Sehnsucht zu seiner vestorbenen Familie so groß war. "War das wirklich so passiert? Ich meine als du..." "Es war genauso gewesen, Ino. Warum fragst du?" Konnte sie ihn etwa durch ihr Jutsu manipulieren. "Weil Erinnerungen und Gedanken manipulierbar sind, Neji.", sagte sie sanft. "Jeder kann das, was er erlebt hat, verdrängen und sie durch einer falschen, erdachten Erinnerung ersetzen. Das kann ich jedoch durch mein Jutsu nicht unterscheiden. Weil dein Geist meinen Geist durch die Gedanken und Erinnerungen führt und nicht umgekehrt." "Es war genauso gewesen!", wiederholte Neji mit fester Stimme, stand auf, holte seine Familienfotos und gab sie Ino. "Die Fotos sind alles, was ich von meiner Mutter habe." Sie sah sich die Fotos genauer an. "Verstehst du was ich fühle?", fragte er, "Auf einmal steht sie mir leibhaftig vor mir. Als würde sie jeden Augenblick auf mich zu laufen und mich umarmen..." "Ja, ich verstehe, was du mir damit sagen willst.", sagte sie leise und deutete plötzlich auf das eine Jugendfoto von Sanae. "Auf den Bild sieht sie genauso aus wie Hanabi." "Das habe ich auch schmerzlich feststellen müssen..." Für einen kurzen Augen schwiegen beide. "Hattest du denn noch Schmerzen gespürt?", fragte sie ihn plötzlich, "Ich meine als du..." "Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht mehr daran erinnern.", erklärte er ihr, "Ich sehe nur noch meine Eltern und meine Tante, wie sie vor mir standen. An den Krieg und an den Kampf auf dem Schlachtfeld ist nur eine dunkle Erinnerung zurückgeblieben... ich sehe nur noch einzelne Bilder, wenn ich versuche mich daran zu erinnern..." Irgendwie fand Ino es tröstend zu wissen, dass Neji keine Schmerzen gespürt haben musste. Insgeheim hoffte sie ja sowieso inständig friedlich, ruhig und ohne Schmerzen von dieser Welt gehen zu können. "Und was ist mit den Wunden, die du erlitten hast?" Er stand auf, lockerte den Gürtel seines cremefarbenen Kimono, den er trug und zeigte ihr seinen nackten Oberkörper. "Als ob sie nie existiert haben." Ino stand ebenfalls auf, ging zu ihn und musterte ihn. "Die anderen Narben hatte ich schon vorher gehabt.", erklärte er weiter und fand es irgendwie seltsam, wie sie ihn gerade so betrachtete. "Hmm... echt gut durchtrainiert...", bemerkte Ino plötzlich keck. "... bist nur ein wenig zu blass..." "Hey, sag mal, spinnst du?", empört zog Neji seinen Kimono wieder hoch und setzte sich wieder. Er hatte ihn sowieso nicht gepasst, wie sie ihn so gemustert hatte. "Sieh es doch als Kompliment!", gab sie zurück und setzte sich ebenfalls wieder zu ihn. "Ein Kompliment also...", seine Stimme klang dabei wieder leicht sarkastisch, "Fühlt sich seltsam an, ein Kompliment von einer nahezu perfekten Person zu bekommen." "Perfekt? Ich bin doch nicht perfekt!" Ino fragte sich innerlich, ob Neji nicht vielleicht einen an der Waffel hatte. "Du bist hübsch, intelligent und selbstbewusst.", stellte er nüchtern fest und diesmal klang es so, als ob er das wirklich ernst meinte. "Deine kämpferischen Fähigkeiten haben sich in den Jahren auch gesteigert, sofern ich das beurteilen konnte. Allerdings bist du eine sehr egozentrische Person – was wohl dein Hauptproblem ist." "Ich bin weder perfekt noch egozentrisch...", murrte sie trotzig. Es passte ihr nicht, wie er sie so analysierte. Als ob er sie wirklich kennen würde. Was würde Neji schon wirklich über sie wissen... Sie schwiegen für eine Weile. "Dein Vater ist sicher sehr stolz auf dich.", meinte Neji plötzlich. Er wusste selber nicht, warum er das sagte. Wahrscheinlich weil er sich selber immer gewünscht hatte, dass sein Vater zu ihm sagt, dass er stolz auf ihn ist. "Mein Vater ist tot.", sagte sie leise und seine Augen weiteten sich. "Ino... das wusste ich nicht..." "Er starb zusammen mit seinen besten Freund Shikaku Nara. Kurz bevor sie starben hatte er noch eine Botschaft von Shikaku an Shikamaru und mich via Gedankenübertragung übermittelt." Ino sprach, als hätte sie einen dicken Klotz im Hals gehabt. Sie hatte sich von Neji abwandt. Tränen schossen ihr plötzlich in die Augen, ihr Magen verkrampfte sich und versuchte krampfhaft nicht zu weinen – vergeblich. Neji bemerkte natürlich sofort, dass sie weinte. "Tut... mir... leid... aber... ich...", stammelte sie mit Tränen erstickte Stimme. Irgendwie tat sie ihn leid. Er hatte in den letzten Stunden Menschen weinen gesehen. Menschen, die wegen ihn weinten. Aus Freude, weil er lebte. Er hatte sogar es über sich ergehen lassen, dass sie ihn urmarmten, nein ihn regelrecht um den Hals fielen – obwohl er ja nicht so der Typ für Emotionen war. Und jetzt saß die sonst so taffe Ino vor ihn, bekam noch nicht mal einen Satz zustande und heulte wie ein Schlosshund. Die Ino, die sonst nur so vor Selbstbewusstsein strotzte wirkte auf einmal so verletztlich. Er wusste nicht, dass sie schon die ganze Zeit ihre Tränen unterdrückt hatte. Selbst auf der Trauerfeier hatte sie nicht geweint. Aus Rücksichtnahme gegenüber ihrer Mutter, Yoshino und auch gegenüber Shikamaru. Sie hatte stets versucht tapfer zu bleiben. Schließlich war sie doch "Daddy's kleiner Liebling" gewesen. Und brachte sie ausgerechnet bei Neji Hyuuga in Tränen aus – einem Jungen, der viel zu früh seine Eltern verloren hatte. Im Gegensatz zu ihm, wuchs Ino Yamanaka wohlbehütet bei ihren Eltern auf. "Tut mir leid um deinen Vater...", murmelte Neji schließlich verlegen und strich ihr eine Strähne ihres Ponys vorsichtig aus ihrem nassen, verheulten Gesicht. Er fühlte sich in ihrer Anwesenheit total hilflos. Plötzlich machten sich sogar Schuldgefühle in ihn breit. Er durfte leben, während zwei Männer im Krieg starben und ihre Frauen und ihre Kinder hinterließen – wobei die beiden Kinder nunmehr schon fast erwachsen waren. Aber Neji wusste ja, wie schlimm es war, wenn eine Familie auseinander gerissen wurde, aus welchen Grund auch immer. Warum mussten also noch weitere Familien leiden? Es war einfach nicht fair... "Ich wünschte, ich könnte sein Leben gegen meines austauschen...", sagte er plötzlich. Ino schreckte auf, als sie seine Worte vernahm und hörte schlagartig auf zu weinen Kurz darauf gab sie ihn eine schallende Ohrfeige. "Wie kannst du nur so was sagen?!", fuhr sie ihn fassungslos an. Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. Ihm wurde das Leben geschenkt und er wollte es wegwerfen – für Ino war das absolut nicht nachvollziehbar. "Hast du jemals an die Menschen gedacht, die um dich geweint haben?", sie war außer sich vor Wut, "Wie sich Hinata gefühlt haben muss, weil du dich ihretwegen geopfert hast? Weißt du wie schlimm es ist, einen Menschen sterben zu sehen, der gerade mal so alt waren wie man selber? Für eine kurze Zeit, dachte ich sogar, dass Shikamaru auch zu den Opfern gehört... ich will mir nicht ausmalen, wenn er auch noch gestorben wäre..." Während Ino's hohe Sopranstimme durch seine Ohren schrillte, saß er teilnahmslos da. Sie hatte ihn doch tatsächlich eine geknallt. Das hatte sich noch nie jemand gewagt. Das Neji gar nicht auf Ino reagierte, machte sie natürlich umso wütender. Mir einem "Dir ist ja nicht mehr zu helfen!" stand sie auf und verließ wutentbrannt das Haus. Natürlich hatte Hiashi mitbekommen, wie die wütende Ino vom Hyuuga-Anwesen stampfte. Er beschloss sie besser nicht anzusprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)