Internatsleben von Anna_Asakura (InoShika ⎸ SasuSaku ⎸ NaruHina ⎸ NeijiTen) ================================================================================ Kapitel 19: Von Konstanten und Veränderungen -------------------------------------------- Gedankenverloren wanderte ich durch die einsamen Gänge der nächtlichen Schule. Das monotone Geräusch meiner viel zu hastigen Schritte wirkte zugleich beruhigend als auch aufwühlend auf mein Innerstes. Ohne ein bestimmtes Ziel zu haben ließ ich Meter um Meter hinter mich. Verzweifelt versuchte ich die aufkommende Nervosität durch banale Gedankengänge herunterzuspielen, doch das flaue Gefühl in meiner Magengegend bahnte sich einen bestimmenden Weg hervor. Es war zum Verzweifeln. Ich war nervös und neugierig wegen Sakura und ihrer heutigen Party. Nervös und gestresst wegen des riesigen Berges an Schulkram den ich noch zu erledigen hatte. Nervös und zerstreut, weil ich mir eingestehen musste, wie wenig mein eigenes Seelenleben mir zu gehorchen vermag. Doch vor allem war ich nervös und frustriert wegen Shikamaru. Nicht nur das ich ihn nach unserem letzten Treffen ohne ein Wort zu erwidern zurückließ, nein. Zu allem Überfluss ignorierte ich seine Einladung für das Bankett der Uchihas und seine seitdem immer wieder ankommenden Nachrichten, die er mir kontinuierlich schrieb. Was war nur aus mir geworden? Wann entwickelte ich mich in eine solch zerrüttete, schreckliche Persönlichkeit? Selbstbewusst den Problemen entgegenzutreten war immer eine meine größten Stärken gewesen. Doch seitdem ich mich an dieser Schule befand war alles anders. Ich war jetzt anders. Jeder verliebt sich irgendwann Ino. Und ich weiß zu 100% das ich mich in dich verliebt habe. Immer und immer wieder hallte dieser Moment durch meine Gedanken, mehr und mehr spürte ich die sich ausbreitende Verzweiflung. Verliebt. In mich. Shikamaru hatte sich in mich verliebt? Das konnte und wollte ich einfach nicht glauben. Wusste dieser Weiberheld denn überhaupt, was Liebe war? „Oh, ein seltenes Gesicht.“, ertönte eine männliche Stimme und riss mich damit glücklicherweise aus meinen verworrenen Gedanken. Ich drehte mich zu ihr, doch wusste ich auch ohne sein Gesicht zu erblicken schon wem die melodische Stimme gehörte. Wenig überrascht sah ich in zwei strahlende saphirblaue Augen. „Naruto“, begrüßte ich ihn. „Was tust du denn hier?“, versuchte ich so ein beiläufiges Gespräch zu eröffnen. Ich wusste sofort, dass er mir meine innere Unruhe ansah. Wie hätte diese auch jemand nicht bemerken können? Es war ein seltsames Gefühl, wie seine ungewöhnlich ruhigen Augen mich musterten. Der Frohsinn in seinem Blick schnürte mir förmlich die Kehle zu, eine unbehagliche Situation entstand. Sein Blick stelle eine Mischung aus Heiterkeit, Entschlossenheit und Positivität dar. Er zuckte lediglich mit seinen muskulösen Schultern, doch keine Worte folgten. Normalerweise plapperte der aufgedrehte junge Mann stets drauf los, was diesen Moment nur noch seltsamer gestaltete. Eine erdrückende Stille legte sich zwischen uns, und ich hatte das Bedürfnis, die zuvor beruhigende Ruhe zu durchbrechen. „Wo ist denn Hinata?“, fragte ich ihn. Ok. Ich vermutete einen guten Einstieg. Keine außergewöhnliche Frage, und viel besser noch, sie drehte sich nicht um mich. „Du weißt es noch nicht?“, kam es fast schon übertrieben überrascht aus seinem Mund. Verwundert und zugleich verwirrt verengte ich meine Augen. Damit hatte er mein ernsthaftes Interesse geweckt. „Dann würde ich es dabei auch lieber belassen. Ich denke, Hinata würde es dir gern selbst erzählen.“, erwiderte er, als er meinen neugierigen Blick wahrnahm. Ich musterte ihn mit großen Augen. „Ihr seid doch noch zusammen, oder etwa nicht?“ „Ja“, prustete er sofort lachend drauf los. „Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes“, sprach er weiter. „Denke ich zumindest.“ Die Tonlage seiner Stimme ließ meine naturelle Neugier verstummen. Sie befahl mir, dass er nicht weiter über dieses Thema sprechen wollte, freundlich, aber doch bestimmend. Das Chaos in meinem Kopf wurde somit aber nur immer weiter angekurbelt. Der sich seltsam benehmende Uzumaki verhielt sich eigenartig, und das selbst für seine Verhältnisse. „Also“, ertönte seine Stimme plötzlich erneut. „Du und Shikamaru also?“ Ich konnte nicht anders als ihm einen perplexen Gesichtsausdruck zu erwidern. „Autsch“, flötete ich gespielt betroffen. „Sehr direkt.“ „Er hat es mir erzählt.“ Diese Standhaftigkeit, die mit seinen Worten mitschwang, blies jeglichen Unmut für einen kurzen Augenblick von mir. Zuerst fürchtete ich, dass Naruto mich lediglich verspotten wollte, doch sein nun abschweifender Blick verriet mir, das auch ihm mit dieser neubegonnenen Thematik nicht sehr wohl war. Ohne etwas darauf zu erwidern schlenderten wir noch einige Zeit lang durch die menschenleeren Gänge des nächtlichen Internats. Wir plapperten über dieses und jenes, ohne ein wirkliches Ziel mit unseren Gesprächen zu verfolgen. Wir verabschiedeten uns nur kurz, bis schließlich jeder seinen eigenen Weg antrat. Es war schon nach Mitternacht und ich wurde neugierig, ob Sakura bereits zurückgekommen war. Ich warf einen kurzen Blick in das seelenlose Zimmer. Offenbar gefiel ihr der Abend, und das war gut. Aufregung und Neugier loderten erneut in meinem Körper auf. Sakura schuldete mir eine mordsmäßige Geschichte. Trotz der späten Stunde verspürte ich das Verlangen, weiterhin von einer einfachen Gesellschaft umringt zu sein. Zu viel Ruhe war für einen Menschen wie mich einfach unpassend. Ich dachte zurück an das dumpfe Geräusch der langsamen Klänge die am Nachmittag aus den Räumen der Hobbymusiker drangen. Einen Hauch zu nostalgisch kamen mir die Erinnerungen meiner Kindheit in den Sinn. Meine Mutter war eine begabte Künstlerin. Sie liebte es, sich kreativ auszutoben, sei es in der Malerei, dem Blumenbinden oder in der Musik. Früher hatte ich es immer ein Stück weg gehasst, dass meine Eltern mich ebenfalls zu diesem Kram zwangen. Doch insbesondere während meiner tiefen Freundschaft zu Gaara wurde die Geige mehr und mehr ein Teil dieser Freundschaft. Gaara liebte das Klavier, auch wenn er selbst keine sonderliche Begabung im Musizieren besaß. Doch füllten ihn die farbenfrohen Klänge häufig mit den lebhaften Erinnerungen an seine Mutter, die er stets so sehr vermisste. Die alte Geige seiner Familie stellte eine tolle Kombination zu den schrägen Tönen seines Klaviers. Irgendwann wurde es schlichtweg zu einer Gewohnheit, regelmäßig unser kaum vorhandenes Talent vor unseren Freunden zu präsentieren. Voller jener alten Gedanken marschierte ich in die Richtung des Musikraumes. Gerade als ich jedoch die Tür öffnen wollte bemerkte ich, dass sich anscheinend noch jemand im Inneres dessen befand. Leise schritt ich hinein. Ein zierlicher, blasser junger Mann, der seinen Blick starr auf das Klavier fallen ließ während er spielte befand sich darin. Er bemerkte mich zunächst nicht. Erst als ich weiter in den Raum hineinging erschrak er. „Entschuldige, war ich zu laut?“, fragte er mit einer monotonen Stimme. Verneinend schüttelte ich den Kopf. „Darf ich?“, fragte ich ihn während ich auf die danebenstehende Geige zeigte. „Kannst du denn überhaupt Geige spielen?“, sagte er nun etwas überraschter. Die Art seiner übertriebenen Betonung verriet mir, dass er anscheinend Vorurteile hatte. Doch das stachelte mich nur umso mehr an. Entschlossen griff ich nach dem Instrument. Für einen kurzen Augenblick ließ ich den Moment Revue passieren. Diese Situation war so vertraut und fremd zugleich. Wie lange war es nur her, seitdem ich das letzte Mal gespielt hatte? Als ich daran zurückdachte, bedauerte ich es für einen kurzen Augenblick, dass ich schon solange nichtmehr musiziert hatte. Ich dachte an ein Stück, dass meine Mutter oft gespielt hatte und begann fast schon automatisch meine Bewegeungen. Ich musste kaum merklich lächeln. Ob der geheimnisvolle Unbekannte jetzt wohl überrascht war? Ich hoffte es zumindest. Vorteil behafteten Typen wie dem erteilte ich nur zu gerne eine Lektion. Viel zu häufig gab es im meinem Leben Momente, in denen diverse Menschen mich als dumme, oberflächliche Blondine abgetan hatten. Und jedem Einzelnen von ihnen wollte ich das Gegenteil beweisen. Plötzlich jedoch ertönte eine zweite Melodie. Er begann, eine Begleitung auf dem Klavier zu spielen. Es wunderte mich, dass er dieses recht unbekannte Stück ebenfalls kannte. Doch trotz meiner Verwunderung spielte ich weiter. Es fühlte sich an wie eine warme Sommerbrise. Ein wohltuendes, flauschiges Gefühl mitten im kalten Winter. Als wir das Stück beendet hatten wurde ich etwas traurig. „Du kannst wirklich gut spielen“, lobte der junge Mann mich. Ich wandte mich zu ihm, und erst jetzt bemerkte ich sein gutaussehendes Gesicht. „Du aber auch.“, erwiderte ich leicht schnippisch. Ich stellte die Geige beiseite und verließ den Raum kurzerhand wieder. Ich bedankte mich beim hinausschreiten mit einem kurzen Nicken und ging zurück in mein Zimmer. Dort angekommen stellte ich fest, dass Sakura noch immer nicht Heimgekommen war, obwohl mir ein Blick auf mein Handy verriet, dass es bereits 2:34 Uhr war. In den frühen Morgenstunden polterte es ungewöhnlich laut in unserem Zimmer. Ich öffnete leicht genervt die Augen und musste unweigerlich lächeln und brummen zugleich, als die Haruno sich viel zu hektisch ihrer Sachen entledigte. Sie bemerkte, dass sie mich geweckt hatte und wurde auf einen Schlag rot. 4:44 Uhr. Das musste ja eine spitzenmäßige Party gewesen sein. „Du musst mir alles erzählen“, murmelte ich. „Später.“ „Ok.“, flüsterte sie lediglich. Die Verlegenheit konnte ich ihr dennoch deutlich anhören. Am nächsten Morgen machte ich mich so leise wie nur möglich – im Gegensatz zu meiner tollpatschigen Zimmergenossin - fertig für das Frühstück. Ich weckte Sakura nicht, schließlich waren noch Ferien. Außerdem wusste ich wie gereizt sie sein konnte, wenn sie noch müde war. Eine Eigenschaft die ich selbst zuletzt auch besaß. Angekommen in der Mensa erblickte ich auch schon Hinata, Kiba und Neiji an unserem üblichen Platz. Zu meinem Wohlwollen waren so gut wie keine anderen Schüler zur morgendlichen Essensausgabe erschienen. Wir ersparten uns eine mühevolle Begrüßung, dafür war es einfach noch nicht die richtige Tageszeit, und plauderten lediglich ein wenig über banale Dinge, ehe ich mich dazu entschloss, mir etwas Essbares zu suchen. Ich ging an die Obsttheke und begutachtete diverse vorhandene Obstsorten. Ich inspizierte die knallroten Äpfel und konnte nicht anders als an Sakura zu denken. So langsam erwachte auch mein Geist, und mein Innerstes brannte darauf von der letzten Nacht zwischen ihr und Sasuke zu erfahren. Tief in meinen Gedanken griff ich nach einem der Äpfel. Als meine Hand jedoch jemanden berührte, erschrak ich und zuckte viel zu hastig zurück. „Ino“, sagte eine raue Stimme viel zu angefressen. Vor mir stand Shikamaru, der mich mit einem verletzten Blick eindringlich musterte. Ich wusste das er erwartete, dass ich etwas sagen würde, dass ich mich entschuldigen würde, doch seine traurigen Augen schnürten meiner Kehle förmlich die Luft ab. Seitdem ich an dieser Schule war, spielten sich eindeutig zu viele Dramen in meinem Leben ab. „Oh, unbekannte Geigerin“, flötete eine weitere monotone Stimme hinter mir. Als ich mich halb umdrehte, um zu sehen wer dort stand, konnte ich nicht anders als verlegen zu grinsen. Hier stand ich nun, inmitten zweier schrecklich attraktiver Jungs. Na, wenn das kein Klischee war, was dann? „Oh, unbekannter Pianist“, erwiderte ich reizvoller als zunächst geplant. Ich wusste, dass es eine unglaublich einfallslose Erwiderung war. Trotzdem musste mein Gegenüber ein Lächeln aufsetzen. Bildete ich mir das nur ein, oder war dieses freundliche Gesicht nur eine Fassade? Ich bemerkte die misstrauischen Blicke seitens Shikamaru, die ich gekonnt zu ignorieren verssuchte. Doch auch der blasse junge Mann schien die ungläubigen Blicke des Braunhaarigen wahrzunehmen. „Falls zu Interesse hast an unserem zweierlei Tun, komm mich doch mal wieder besuchen“, sprach der Unbekannte schließlich, griff nach einem Apfel und verschwand wieder. „Tzz“, zischte Shikamaru angesäuert drauf los. Ich wollte ihm etwas entgegnen, doch erneut schnitt mir sein eindringlicher Blick die Sprache ab. Ich öffnete den Mund leicht, doch meine Gedanken waren so leer, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Wieso nur? Wieso brachte mich dieser braunhaarige Kerl so dermaßen aus dem Konzept? Um der Situation eilig zu entkommen, griff ich hastig nach einem Apfel, obwohl mir der Hunger längstens schon vergangen war, und eilte wieder zurück zu meinen Freunden. Ohne ein Wort zu verlieren ließ ich Shikamaru zurück. Schonwieder. „Du bist ja richtig beliebt“, scherzte Kiba als ich zurück am Tisch war. Ohne zu ahnen, welches Gefühlschaos er damit in mir auslöste, beließ ich es bei seiner Aussage. „So, nun kennst du die Geschichte“, beendete eine knallrote Sakura ihren letzten Satz. Ihre Stimme war zittrig, aufgewühlt, doch gleichzeitig wirkte sie leicht freudig und aufgedreht. Alles um mich herum begann sich zu Drehen. „Wow“, war das einzige Wort, dass mir zunächst entwich. Die grünen Augen meiner Freundin musterten mich. Ich erkannte die Hoffnung in ihnen. Eine Hoffnung, die ich vermutlich nicht erfüllen konnte. „Du hast also mit Sasuke Uchiha geschlafen“, fasste ich den Abend in einem kurzen Satz zusammen. „Und dann bist du einfach abgehauen“ fuhr ich fort. „Wow.“ „Was soll ich jetzt nur tun?“, flehte die Haruno nach einem Rat. Ich wollte sie nicht enttäuschen, doch ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich verurteilte sie nicht. Na gut, zumindest nur eine klitzekleines bisschen. Bis gestern dachte ich, dass Sakura Sasuke hasste, doch offensichtlich lag ich mehr als nur falsch mit dieser Annahme. „Und er hat dich gefragt, ob du ihn heiraten willst?“, hakte ich erneut nach. „Er hat sich über mich lustig gemacht, Ino.“, sagte die Rosahaarige nach einer kurzen Stille. „Aber Sakura, ich versteh das alles nicht. Wieso sollte er dir einen Antrag machen, wenn er angeblich schon verlobt ist? Eine so einflussreiche Familie wie die Uchihas … die haben doch sicherlich eine Tochter aus bestem Hause für ihn erwählt.“, plapperte ich in meiner Verwirrung einfach drauf los. Ich hatte keine aufmunternden Worte für meine Freundin. Das Ganze war einfach komisch. Zu komisch. Es war perplex, irgendwie surreal. So, wie ich den Uchiha bisher erlebt und kennengelernt hatte, passte dieses Verhalten sowas von überhaupt nicht zu ihm. Sakura zuckte lediglich mit ihren Schultern. Natürlich. Diese Geschichte zerfraß mich vor chaotischen Gedanken. Wie musste meine Freundin sich da erst fühlen? ♥ „Bereust du es?“, riss mich eine männliche Stimme abermals aus meinen unbedeutenden Gedanken. Drei Worte. Eine Frage. Keine Antwort. Lediglich unsere Blicke kreuzten ihren Weg und entzündeten beinahe eine Explosion. Die Ferien waren nunmehr schon längstens vergangen. Der Winter kündigte ebenfalls sein Ende an, und kitzelte damit den noch verschlafenen Frühling herbei. Alles hatte sich verändert. Wir hatten uns verändert. Sasuke und Sakura sprachen nicht miteinander. Nicht weil Sasuke es nicht versucht hatte, nein. Sakura blockte jeden Satz ab, der Gefahr drohte, in ein ernstes Thema überzulaufen. Und so kam es, das sie beinahe kein Wort mehr miteinander wechselten. Hinata konnte ihr Geheimnis schließlich nicht mehr länger für sich behalten, und so erfuhr jeder bald von dem Schicksal, welches sie in kürze ereilen würde. Und auch zwischen mir und Shikamaru verlief es kaum mehr positiv. Immer häufiger verbrachte ich meine Freizeit bei Sai und den Musikinstrumenten. Zusammen probten wir neue Stücke, er brachte mir weitere Handgriffe bei, die ich im Laufe der Zeit nicht mehr erlernt hatte und half mir so, die Geige nahezu tadellos zu führen. Sobald ich nicht zusammen mit meinem neu gewonnenen Freund probte, trainierte ich mir im Sportraum die Seele aus dem Leib. Oftmals waren es nur Sasuke und ich, die den Raum mit Leben befüllten. Doch sprachen wir nie auch nur einen Satz miteinander. Anfänglich breitete sich in mir ein Gefühl aus, das ich nicht mochte. Unsere Gruppe zerbrach förmlich, mehr und mehr. Jeder kämpfte mit seinen eigenen Problemen. Und niemand hatte das Bedürfnis, seine Lasten jemand anderem mitzuteilen. Hell. Dunkel. Hell. Dunkel. Hell. Die Zeit verging, und irgendwann stumpften meine zunächst unbehaglichen Gefühle ab und verwandelten sich in pure Gewohnheit. Essen, Schlafen, Üben, Trainieren und Lernen waren die wesentliche Inhalte meines tristen Tagesablaufes. „Bereust du es?“, wiederholte die Stimme nun etwas lauter. Ich wusste nicht, auf welche Absicht diese Frage abzielte, also sah ich ihn lediglich schief an. Mein Gegenüber musste verlegen grinsen. Eine leichte röte stieg in seine Wangen auf, kaum merklich, aber vorhanden. „Du weißt schon. Du … und ich. Letzte Nacht … Naja, du weißt eben schon. Dass …“, unterbrach er seinen eigenen Satz. Ein leicht belustigtes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. „Nein.“, gab ich entschlossen zurück. „Sai, wir gehen jetzt seit 2 Monaten miteinander aus.“, ergänzte ich meine Aussage. Nun war er es, der mich schief ansah. „Es ist nur normal, dass ein Paar auch die Nacht miteinander verbringt.“, fügte ich schließlich hinzu. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich in ein zufriedenes Lächeln. „Gut.“, sprach er abschließend. Das zufriedene Gesicht meines Freundes trieb ein leichtes Schuldbewusstsein in mir hoch. Berechtigt, doch ich wollte diese Gefühle am liebsten verdrängen. Darin wurde ich immerhin so langsam zum Profi. Shikamarus Blicke signalisierten mir mit jedem unserer Treffen ihren Schmerz. Doch wie gesagt, Verdrängung war nun mein Spezialgebiet. Das monotone Ticken der Uhren trieb mich noch in den Wahnsinn. Die Prüfungen standen kurz vor der Tür, deshalb war die Bibliothek in letzter Zeit mehr als nur überlastet. Trotz der Schülermassen herrschte jedoch eine erstaunliche Stille im Inneren des Raumes. Nur in einigen Ecken hörte man die Leute leise miteinander flüstern. Wie üblich suchte ich mir meinen Platz weit hinten, inmitten von Regalen und kaum anderen Sitzgelegenheiten. Doch wie üblich saß Shikamaru meinem eigenen Platz gegenüber. Er sprach mich nicht an, und ich tat es ihm gleich. Er wusste, dass ich seit kurzem eine Beziehung mit Sai hatte. Seitdem stoppte er auch die Nachrichten, die er mir regelmäßig schickte, die ich jedoch niemals las. Keine einzige. Verdrängungen. Nicht optimal, jedoch funktionierend. Das war alles was für mich zählte. Ich fürchtete, dass sein Geschriebenes mich nur immer und immer wieder in tausende Stücke zerreißen würde. Ich mochte Sai, daran bestand kein Zweifel. Ich ging mit ihm aus als er mich nach einem Date fragte. Seine Nähe wurde zu einer beruhigenden Konstante in meinem chaotischen Leben. Er war gut für mich, und er mochte mich auch, dass ließ er mich immer und immer wieder spüren – und dafür war ich ihm mehr als nur dankbar. Auf der anderen Seite loderte eine kleine Flamme von Unzufriedenheit auf, just in diesen Momenten, in denen sich Shikamarus und meine Blicke kreuzten. Das Gefühl, welches ich spürte, wenn ich den jungen, gutaussehenden Nara sah, verzerrte mich zutiefst. Ich wollte nicht, dass das passierte. Ich wollte nicht, dass ich ihm gegenüber solchen Gefühlen ausgesetzt war. Ich versuchte ihn mit meinem ganzen Herzen zu hassen, doch niemals gelang mir, was ich mir vornahm. Seine Nähe ließ meinen Körper vor Anspannung erzittern, seine Silhouette raubte mir den Verstand. Shikamaru bewegte etwas in mir. Er forderte meine Neugier, seine verlangenden Blicke nahmen meinen Geist meist vollständig ein. Ich kannte ihn nicht lange, und doch schon lang genug. Nur für den Bruchteil einer Sekunde streiften seine Finger meine Hand. Alles um mich herum verschwamm. Die gewünschte Konzentration ließ sich einfach nicht aufbringen. Mein Atmen wurde schwer, schwerer als es mir lieb war, und mein Herz begann wie wild zu schlagen. Diese winzige Berührung löste nahezu einen Vulkan in mir aus. Als ich leicht meinen Blick nach oben schweifen ließ, um zu analysieren, ob das eben Geschehene nur mich beeinflusste, bemerkte ich erneut seinen verzehrenden Blick und seinen ebenfalls schweren Atem. Niemand war in unserer Nähe. Niemand konnte uns sehen. Wir waren vollkommen allein in dieser doch viel zu vollen Bibliothek. Wie konnte das nur passieren? Das hier wollte ich nicht. Ich konnte nicht. Ich durfte es nicht zulassen. Ich hätte aufstehen sollen. Gehen sollen. Ihn einfach ignorieren und verdrängen sollen … So, wie ich es sonst auch immer tat. Ich bemerkte, wie seine Finger vorsichtig die meinen umfassten, wie sie zärtlich und gekonnt mit jeder Bewegung die Sinne im meinem Körper reizten. Er hielt meine Hand und wartete auf meine nächste Regung. Doch mein Kopf war völlig leergefegt. Ich konnte nur noch an ihn denken. Wie unsere Haut sich aneinanderpresste. Wie er meine Hand hielt. Wie er mich nach einer gefühlten Ewigkeit überhaupt berührte. Wie sehr ich diesen Moment genoss, obwohl ich die Nacht zuvor mit einem anderen Jungen schlief. Vorsichtig traktierte er seinen Körper um den Tisch herum. Doch in keiner Sekunde vermochte er, meine Hand auch nur loszulassen. So, als hätte er nur auf diesen Augenblick gewartet. Shikamaru stand nun vor mir. Seine Hände wanderten von meinen hinauf zu meinem Gesicht., welches er nun einfühlsam festhielt. Ich befürchtete, dass er mich in jedem Moment küssen könnte. Ich konnte das nicht zulassen. Ich durfte nicht. Mein Atem wurde immer schwerer, kein Wort verließ meine Lippen. Sanft legte er seine Stirn auf meine, gierig suchte er nach meinem Blick. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut. Alles in mir verzerrte sich nach ihm. Und doch wollte ich mich wehren. Plötzlich durchdrang ein stumpfes Geräusch die Szenerie. Der Nara schreckte zurück, doch die Röte in seinem Gesicht konnte er nicht so schnell kontrollieren, wie es ihm vermutlich beliebte. „Psst, du musst leise sein“, flötete eine weibliche Stimme flüsternd. „Hn.“, erwiderte eine männliche Stimme herausfordernd. Zugleich standen der Nara und ich auf, um nachzusehen, wer uns vielleicht gesehen haben könnte. Ich begann zu beten, dass es sich hierbei um ein Missverständnis handeln würde. Das sie uns nicht gesehen haben würden. Doch gerade als ich um ein Regal herumbiegen wollte, zog mich die kräftige Hand des Nara zurück und presste unsere Körper aneinander. Entsetzt und rebellierend wollte ich mich aus seiner Umklammerung befreien, doch die erregte Stimme einer jungen Frau lenkte erneut unsere Aufmerksamkeit um. „Sasuke, wenn uns hier jemand sieht …“, begann sie schon fast stöhnend zu protestieren. „Wer soll uns hier sehen? Hinter uns ist die Tür zum Keller, und hier stehen nur nutzlose Bücher herum, hier kommt nie jemand her.“, zischte Sasuke, während er vorsichtig das Shirt seiner Begleitung nach oben schob. „Das war eine dumme Idee …“, erwiderte ihre erregte Stimme. „Und es war deine.“, konterte Sasuke sofort. Fast hätte ich meinen eigenen Augen nicht mehr vertraut. Der Schock saß tief. „Sak - - - “, wollte ich soeben ansetzen um mich zu beschweren, doch Shikamaru blockierte mich in meinem Tun. Leicht nickte er mit seinem Kopf, um mir zu signalisieren, dass ich lieber ruhig sein sollte. „Also ich mag die Idee“, begann Sasuke von Neuem. „Meine zukünftige Mrs. Sakura Uchiha sollte schließlich alles bekommen, was sie auch möchte.“, sprach er weiter, während er ihren BH öffnete und ihn fallen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)