Liebe ist ... von Sora-nee (Sebastian x Ciel) ================================================================================ Kapitel 1: ... unnötig! ----------------------- Was sollte das alles? Wieso war dieses Thema so wichtig? Jeder redete davon. Es trat immer mehr in den Vordergrund, vor allem da sein 18ter Geburtstag vor der Tür stand. Ciel Phantomhive glaubte, dass ihm der Kopf noch platzen würde, würde er dieses Wort noch einmal zu Ohren bekommen. Resigniert sass er auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch in seinem Studienzimmer, die Ellenbogen auf dem Tisch, den Kopf nach vorn gebeugt und die Hände auf dem Hinterkopf ineinander verschränkt. Diese Haltung war nicht gerade bequem, doch erfüllte sie ihren Zweck, erst recht, als seine Stirn in Kontakt mit der kühlen Tischplatte kam. Ein erleichtertes Seufzen kam ihm über die Lippen und er schloss sein Auge. Es tat einfach gut mal zu entspannen und nicht von allen Seiten mit diesem unnötigen Thema belästigt zu werden. Er verstand einfach nicht, was daran so toll war. Der junge Earl hatte weitaus andere Sorgen, als sich mit so etwas zu beschäftigen. Der Fall, den ihm die Königin anvertraut hatte, bereitete ihm viel mehr Kopfzerbrechen. Ein sachtes Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken und seiner Haltung. Ruckartig fuhr er hoch und setzte sich gerade auf seinen Stuhl, zog schnell ein paar Unterlagen zu sich und blätterte willkürlich etwas auf, nur dass es so aussah, als ob er beschäftigt wär. "Herein!" Die Tür ging auf und sein Butler betrat das Zimmer. Ciel seufzte erneut und konnte die Erleichterung nur schwer verbergen. Denn Sebastian war nun der einzige, den er in seiner Nähe ertrug. Der einzige, der ihm nicht pausenlos mit diesem Thema auf die Nerven ging. Der einzige, der ihn niemals anlügen würde. Der einzige, dem er vollkommen vertraute. "Verzeiht die Störung, junger Herr. Aber ich habe hier Euren Nachmittagstee." Demütig verneigte sich der in schwarz gekleidete Mann und wartete auf die Reaktion seines Herrn. Dieser winkte nur lässig mit der Hand, was das Zeichen war, welches dem Butler erlaubte den Tee zu servieren. Mit einem freundlichen Lächeln schenkte er dem Earl die dampfende Flüssigkeit in seine Tasse. Mit starrem Blick beobachtete Ciel wie sich die Tasse füllte und griff sogleich nach dieser, als Sebastian fertig war und die Kanne wieder absetzte. Der junge Earl schloss seine Augen und inhalierte den Duft des Tees. Dieser befreite seinen Kopf und verhalft ihm ein wenig seine Gedanken zu lösen und sich innerlich zu entspannen. Ciel's Gedanken schweiften ab, er überlegte ob er es wagen sollte mit Sebastian darüber zu reden, denn immerhin bekam er das auch alles mit, schliesslich verliess er nie seine Seite. "Sebastian?" fragte er und stellte die Tasse wieder ab, richtete gleichzeitig sein Auge auf seinen Diener. "Was wünscht Ihr?" war die prompt fragende Antwort. Er stand gut zwei Meter von ihm entfernt und wirkte dabei ziemlich steif, so kerzengerade wie sein Rücken war, die Arme akkurat rechts und links an seinem Körper hinab gestreckt und einem überschwänglichen Lächeln auf den Lippen. "Vergiss es! Nichts ..." gab der Earl nach kurzer Überlegung zurück, liess seinen Butler allerdings nicht aus den Augen. Eigentlich wollte er ihn fragen, aber irgendwie kam er sich auch ziemlich blöd dabei vor. Denn immerhin hatte er einen leibhaftigen Teufel vor sich. Woher sollte der schon wissen, was es bedeutet? Andererseits hatte Sebastian Jahrhunderte an Erfahrung sammeln können und sicher mal das ein oder andere miterlebt. Hin und hergerissen rotierten die Gedanken des jungen Mannes und brachten sein Inneres zum brodeln. Nach aussen wirkte er jedoch beherrscht und liess sich nichts anmerken, während er die roten Augen seines Gegenübers weiterhin – ohne zu blinzeln – fixierte. Minutenlang starrten sie sich an ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Völlig reglos – wie zwei Statuen – befanden sich die beiden Personen in dem grossen Raum. Ciel hielt den Atem an, diese Stille und der starre Blick des Teufels, mit diesem selbstgefälligen Grinsen schien sich auf sein Gemüt zu legen und es fiel ihm immer schwerer sich nach aussen hin gelassen zu geben. Langsam wurde er davon erdrückt, zumindest hatte er das Gefühl gerade keine Luft mehr zu bekommen, was wohl eher an seinem angehaltenen Atem lag. Allerdings glaubte er auch, dass die Zeit immer langsamer wurde, er konnte das Ticken des Sekundenzeigers der Wanduhr klar und deutlich hören. Mehr noch, es dröhnte regelrecht in seinen Gedanken und hallte in seinem Kopf wieder, schien dabei unerträglich laut zu sein und vermischte sich mit dem stetigen Pochen seines Herzens, das immer kräftiger zu schlagen schien. Was war das nur für ein merkwürdiger Moment? Schliesslich hielt der Earl den Druck nicht mehr aus, bewegte binnen einer Sekunde all seine Muskel, schnappte nach Luft, um seinen Körper mit Sauerstoff zu versorgen und blinzelte mit seinem linken Auge mehrfach. Es fühlte sich durch das lange Starren irgendwie ausgetrocknet an. Er war einfach überarbeitet und ziemlich genervt. Der Teufel auf der anderen Seite des Schreibtisches, hatte sich noch immer nicht bewegt und liess seinen Herrn auch nicht aus den Augen. Erwartungsvoll beobachtete er ihn, kannte er ihn nun schon fast 6 Jahre und wusste genau, dass er mit seinem Anliegen noch herausrücken würde, auch wenn er es zuvor noch abgelehnt hatte. "Sebastian, starr mich nicht so an!" fuhr Ciel seinen Diener an, da er sich unter den roten Augen vorkam, als würde er geröntgt werden. "Jawohl, junger Herr!" antwortete der Teufel und schloss für einen Moment die Augen, legte sich eine Hand über die Brust und verneigte sich demütig. Es war dem Earl unangenehm so beobachtete zu werden. Noch immer dröhnte das Klopfen seines Herzens in seinen Ohren und er versuchte krampfhaft seine innere Ruhe zurückzuerlangen. "Fühlt Ihr Euch nicht wohl, junger Herr?" fragte Sebastian mit noch immer gesenktem Haupt. "Was?" Diese Frage, riss Ciel aus seinem Konzept. Konnte es sein, dass er das eben richtig gehört hatte? Er glaubte etwas Besorgnis in der Stimme des Teufels erkannt zu haben. Nie im Leben! Das musste er sich eingebildet haben. Die Fürsorge die aus der Stimme des Butlers sprang, war nur natürlich für seine Position. Immerhin war es seine Pflicht für das Wohl seines Herren zu sorgen. Der junge Earl schaffte es seine Fassung zurückzuerlangen und räusperte sich kurz hinter vorgehaltener Hand, ehe er Sebastian erneut mit seinem Blick fixierte. "Frag nicht so dumme Sachen! Was interessiert dich das überhaupt?" blaffte Ciel der grossen, schlanken Gestalt seines Butlers entgegen und blickte ihn dabei äusserst missbilligend an. Er war gereizt! Ziemlich sogar. Der Aufruhr der letzten Tage war einfach zu viel für ihn gewesen und er wollte und konnte sich gerade nicht beherrschen. Denn aus einem unerfindlichen Grund tat es richtig gut Sebastian als Prellbock für seinen aufgestauten Frust zu missbrauchen. Als Ciel klar wurde, was er da gerade tat, legte sich ein süffisantes Grinsen auf seine Lippen. Er stützte die Ellenbogen auf die dunkle Holzplatte des breiten Tisches und verschränkte seine Finger ineinander, platzierte sein Kinn darauf und blickte verstohlen zu seinem Diener hoch. Der Teufel verzog keine Miene, immer noch hatte er das seelige Lächeln im Gesicht. Allerdings weiteten sich seine Augen für eine kurze Sekunde lang, beim Anblick seines Herrn. War das Verwirrung gewesen? Bekommt er eigentlich nie einen Krampf. Immerzu zu lächeln ... Ciel hätte längst eine Lähmung seiner Gesichtsmuskulatur erlitten. Eigentlich mochte er die freundliche Art seines Butlers und manchmal erheiterte es ihn sogar ein wenig, wenn er in das lächelnde Gesicht von diesem blickte. Doch im Moment ging es ihm einfach nur auf die Nerven. Ciel hielt es nicht mehr aus. "Hör auf mich die ganze Zeit anzugrinsen ... das ist ekelhaft!" Er war aufgesprungen und spürte wie sein Körper von einem Schauer heimgesucht wurde, was leichtes Zittern in seinen Gliedern verursachte. Schnell ballte er die Hände zu Fäusten, presste seinen Unterkiefer fest gegen den Oberkiefer und wandte sich zum Fenster um. Der junge Earl war so geladen, dass es ihm schwer fiel seine Handlungen zu kontrollieren. Er brauchte unbedingt etwas Ablenkung, etwas Ruhe ... etwas ... Nein! Dieser Gedanke war viel zu absurd, um ihn auch nur in seinen Kopf zu lassen. Schnell schüttelte er den Kopf und schloss sein Auge, atmete dabei tief durch und drehte sich dann ganz langsam wieder zu Sebastian um. Allmählich entspannten sich seine verkrampften Muskeln in seinem zierlichen Körper wieder und er lockerte seine Fäuste, musterte dabei einen Moment seinen Diener, ehe er auf diesen zu schritt. Kurz vor ihm blieb er stehen, schaute zu ihm nach oben, denn der Teufel war gut einen Kopf grösser als er selbst, was ihn in diesem Moment auch wieder frustrierte. Er hasste es seinen Kopf so über strecken zu müssen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Knie dich hin!" befahl er und verzog seine Mundwinkel zu etwas, was wohl ein Grinsen sein sollte, aber irgendwie war er dazu gerade nicht in der Lage. Da war es wieder! Der kurze Moment der Verwunderung ... ganz deutlich hatte er es in den Augen von Sebastian ablesen können. Auch wenn dies schnell vorüber war und der Teufel tat, was von ihm verlangt wurde. "Junger Herr? Euch behagt nicht, wenn ich auf Euch hinabblicke?" Diese Aussage klang fragend, aber eigentlich wusste er die Antwort schon, als er sich auf die Knie vor seinem Herrn niederliess und nun derjenige war, der nach oben schauen musste, um in das Gesicht seines Gegenübers zu blicken. Diese Haltung amüsierte den jungen Mann und nun schaffte er es auch diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Ein siegessicheres und überhebliches Grinsen stahl sich auf seine Züge, als er den demütigen Blick seines Butlers erwiderte. "Das ... tut nichts zur Sache. Ich will einfach nicht meinen Nacken so verrenken, wenn ich mit dir rede. Ausserdem passt die Haltung viel besser zu dir. Immerhin bist du mein Diener!" Er konnte nicht verhindern, dass sein Grinsen breiter wurde und seine Stimme tatsächlich amüsiert klang. Ja! Es machte ihm Spass überlegen zu sein und noch mehr, da er wusste, dass Sebastian einen direkten Befehl niemals verweigern würde. "Ich verstehe ..." Die Miene des Butlers war emotionslos und aufgesetzt, man konnte nicht mal im entferntesten erraten woran er dachte, oder was in ihm vorging. Aber so war er schon immer. Arroganter Teufel! Ciel's Erfolg beflügelte ihn nun regelrecht und er beschloss seinen Diener doch zu fragen, was ihm schon seit Wochen auf der Seele brannte. "Sebastian?" "Was wünscht Ihr, junger Herr?" Es war wirklich ein teuflisch guter Anblick so auf Sebastian hinabzublicken und der Earl fühlte sich richtig gut dabei den Boten der Hölle so in der Hand zu haben. Vielleicht hatte er doch eine leicht sadistische Ader ... vielleicht ... Abschätzend beobachtete er seinen Butler und legte sich eine Hand überlegend unter das Kinn. Dann schritt er langsam einmal im Kreis um ihn herum, um ihn von allen Seiten zu betrachten. Schliesslich kam er erneut direkt vor ihm zum stehen, löste die Hand aus seinem Gesicht und schaute leicht verächtlich auf ihn hinab. "Sebastian! Ich will, dass du mir sagst, was so unheimlich toll an >Liebe< sein soll! Ich will verstehen, wieso mich alle damit nerven. Wieso mich alle andauernd fragen, ob ich Lizzy liebe. Was hat es damit auf sich? Was ist Liebe?" Er hätte nicht gedacht, dass es sich so gut anfühlen würde, seine Frage - die sich tief in seinem inneren verankert hatte, tief in seine Seele gefressen hatte und ihn seit Tagen ... seit Wochen schon nicht mehr losliess und ihn schier in den Wahnsinn trieb – endlich gestellt zu haben. In diesem Moment beschleunigte sich der Herzschlag des jungen Earls um ein Vielfaches. Sein Atem ging flach und seine Hände wurden feucht. Unauffällig versuchte er diese Tatsache zu verschleiern und rieb sich die zittrigen Finger an seinem Frack, um seine Handflächen zu trocknen. Wieso grinste Sebastian so überheblich? So arrogant? ... So ... siegessicher?! Der Gesichtsausdruck seines Butlers fuhr ihm durch Mark und Bein und liess den schmalen Körper kurz erschaudern. Dennoch wandte er den Blick nicht von den rost-roten Augen vor sich ab. Versuchte seine Emotionen zu unterdrücken, verstand nicht wieso sein Körper ihn so quälte. Er spürte wie ihm heiss wurde und wie sich kleine Schweissperlen auf seiner Stirn bildeten. Allerdings blieb Ciel ganz ruhig stehen und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, wie sehr es ihn anspannte, dass Sebastian ihn so anstarrte und nichts sagte. Wieso um in alles in der Welt schwieg der Kerl? Gerade als er ihn schon zusammenstauchen wollte, weil es ihm immer schwerer fiel seine Gefühle im Zaum zu halten, teilten sich die Lippen seines Butlers und er öffnete den Mund. Wie hypnotisiert hing das Auge des Earls an den schmalen Schwingungen, die sich langsam bewegten und allmählich einen Ton ... ein Wort ... einen Satz ... hervorbrachten. "Junger Herr! Ihr wisst was ich bin und trotzdem fragt Ihr mich nach dieser Sache? Wie kommt Ihr darauf, dass ich es weiss?" Das süffisante Grinsen in Sebastian's Gesicht kehrte zurück, nun war es an ihm den Earl in der Hand zu haben. Er wusste genau wie er sich drehen musste, um seinen Herrn aus der Reserve zu locken. Wusste genau, wie die Reaktion nun ausfallen würde und konnte für einen winzigen Moment die innere Schadenfreude, die in ihm aufkeimte, nicht verstecken. Ciel hingegen fühlte sich gerade, als hätte sein Butler ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Betreten taumelte er zwei Schritte rückwärts und stiess mit der Hüfte gegen seinen Schreibtisch, an dem er sich abstützte. Einige male pumpte er seine Lungen voll mit Luft, um seine Fassung zurückzuerlangen, die der Teufel mit dem fiesen Grinsen mit nur einem Satz – der so unschuldig klang – einfach zunichte gemacht hatte. Wut stieg erneut in ihm auf, vergiftete seinen Verstand und liess seinen Körper erzittern. Ciel hatte gerade unheimlich grosse Lust Sebastian eine zu scheuern, doch er konnte sich gerade noch so zurückhalten. Stattdessen richtete er sich wieder auf, versuchte das Grinsen seines Butlers zu ignorieren und räusperte sich kurz hinter vorgehaltener Hand, dann blickte er ihn wieder an. Äusserlich gab er sich entspannt, doch innerlich brodelte es in ihm wie verrückt, der Vulkan stand kurz vor seiner Eruption, dabei hatte Sebastian eigentlich gar nichts gemacht, das wusste er selbst. Allerdings war dem Teufel genau bewusst gewesen, welche Auswirkungen seine Aussage haben würde, weshalb er die Worte geschickt auf diese Weise verwendet hatte. "Dummkopf!" blaffte Ciel seinen Diener an. "Dann eben anderes ..." sprach er mehr zu sich selbst, schloss für einen Augenblick sein Auge und fixierte wieder die karminroten, undurchdringlichen Augen seines Butlers. Waren die Augen nicht normalerweise das Tor zur Seele? Ein Fenster der Emotionen? Doch bei Sebastian war es unmöglich aus ihnen zu lesen. Anfangs hatte er es oft versucht zu erraten, was sein Diener dachte, doch mit der Zeit hatte er es aufgegeben, da es einfach zwecklos war. "Sebastian!" feurig brannten sein saphirblauen Seelenspiegel, als er den Namen auffordernd ausgesprochen hatte. "Ich will, dass du mir alles erzählst, was du über Liebe weisst. Du bist Jahrhunderte lang herum gekommen und hast viel erlebt. Auch wenn du selbst – als Teufel – nicht in der Lage bist eine solche Emotion zu empfinden, solltest du doch genau wissen, was das für uns Menschen bedeutet! ... Und das ... das will ich wissen!" Ciel wusste, dass er ihm so nicht mehr ausweichen konnte, er hatte seine Worte genau bedacht und abgewogen, er war sich sicher, dass Sebastian ihm nun antworten musste, dass es keine Hintertür, keinen Fluchtweg mehr für den sonst so geschickten und teuflischen Butler gab. Bei diesem Gedanken musste er unwillkürlich schmunzeln, setzte aber sogleich – als es ihm bewusst wurde – wieder seine ernste Fassade auf. "Jawohl, mein junger Herr!" Sebastian verneigte sich leicht, obwohl er sowieso schon vor ihm kniete. "Wollt Ihr dass ich es Euch gleich hier erzähle?" Auch wenn er nicht mehr ausweichen konnte, so hatte er doch etwas gefunden um seinen Herrn noch weiter auf die Palme zu bringen. Der Geduldsfaden des jungen Earl spannte sich immer weiter und drohte zu reissen, er war schon viel dünn geworden und würde die Spannung nicht mehr lange ertragen können. "Nein!" gab Ciel mehr knurrend von sich. "Steh auf! Deine Haltung ist lächerlich." Anscheinend war dem jungen Mann nun selbst aufgefallen, dass es nicht zu ihm passte sich in dieser Hinsicht doch recht kindisch aufzuführen. Sebastian erhob sich, verzog dabei keine Miene, war dennoch ein wenig erleichtert aus der unbequemen Haltung entkommen zu können. "Vielen Dank, junger Herr. Wann wünscht Ihr, dass ich Euch antworte?" Er nahm eine leicht demütige Haltung ein und mied den Blick seines Herrn, was eigentlich nicht seine Art war. Doch hatte er ihn – selbst für seinen Geschmack – mehr als genug gereizt für einen Nachmittag. "Nachher ... Ich muss noch ein paar Papiere ordnen und will jetzt meinen Tee trinken, ein bisschen alleine sein. Allerdings ... noch vor dem Dinner. Ich ruf dich dann. Du kannst jetzt gehen." erklärte er nun um einiges gelassener, als das ganze Gespräch zuvor war und begab sich wieder hinter seinen Schreibtisch, um sich auf dem Stuhl niederzulassen. "Wie Ihr wünscht, mein junger Herr." Mit einer Verbeugung und ohne ein weiteres Wort, wandte sich Sebastian um und verliess das Studienzimmer seines Herrn, liess ihn mit seinem verwirrten Geist alleine und machte sich daran seiner Arbeit nachzugehen. Ciel griff nach der Teetasse, die noch immer auf seinem Schreibtisch stand und nippte kurz daran, verzog gleich etwas angeekelt das Gesicht und hätte sie um ein Haar seinem Butler hinterher geworfen. Der Tee war längst kalt und so schmeckte er natürlich nicht. Angewidert schob er die Tasse bei Seite und widmete sich seinen Unterlagen. Allerdings konnte er sich nicht konzentrieren, denn ständig drängte sich die Frage zurück in den Vordergrund, deren Antwort er nicht abwarten konnte. Er musste sich zusammenreissen, Sebastian würde es ihm noch früh genug erzählen und jetzt war die Arbeit viel wichtiger! Liebe ... "Verdammt! Das nervt!" fluchte er laut und knallte die Hände auf den Tisch. Seufzend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und starrte an die Decke. "Liebe ist ... unnötig!" Kapitel 2: ... verwirrend! -------------------------- Ciel lag in seinem Bett, beide Augen weit geöffnet und starrte an die Decke. Irgendwas hatte ihn geweckt, doch wusste er im ersten Moment nicht was es war, denn von Sebastian fehlte jede Spur. Dann hörte er die Ursache seines früh morgendlichen Aufschreckens und setzte sich ruckartig in seinem Bett auf. "Was ist das für ein Aufruhr?" sagte er laut und starrte dabei zur Tür. Schnell schwang er seine Beine aus dem Bett und blickte sich suchend um. Wo tat der Teufel nur immer seine Kleider hin? Zwar hatte der junge Earl nie gelernt sich selbst anzukleiden, doch hatte er es die letzten sechs Jahre tagein tagaus beobachtet, wie es funktionierte und wollte es auf einen Versuch ankommen lassen. Allerdings fragte er sich schon, wo sein Diener steckte, da dieser bei diesem Lärm - der mittlerweile immer näher kam – schon längst hätte bei ihm sein müssen. Wütend krallte er seine Finger in sein Nachtgewand und zog schliesslich an dem Seil neben seinem Bett, was ein Klingeln im Zimmer seines Butlers verursachen würde. Während er sich fragte, wieso Sebastian noch nicht bei ihm war, erinnerte er sich an das vor abendliche Gespräch. "Da bist du ja endlich." hatte er leicht genervt von sich gegeben, nachdem Sebastian ganze zehn Minuten nach seinem Ruf brauchte, um in dem schwach beleuchteten Studienzimmer zu erscheinen. "Verzeiht, mein Herr. Bard hatte wieder mal mit Dynamit gespielt und schier den Westflügel in Luft gesprengt. Das konnte ich gerade noch so verhindern." antwortete der Teufel, als er sich mit der rechten Hand auf der Brust tief vor seinem Herrn verneigte. Abschätzend und mit einem Fuss unruhig wippend, stand der junge Earl mitten im Raum – kaum zwei Meter von einem Diener entfernt – die Arme vor der Brust verschränkt und starrem Blick. Er wusste ja wie seine Dienerschaft war, also konnte er seinem Butler wohl kaum böse dafür sein, dass dieser verhinderte, dass sein Anwesen - zum geschätzten tausendsten mal - in die Luft gejagt wurde. Ein leises Seufzen stahl sich aus seiner Kehle, als Ciel eine entspanntere Haltung annahm und seine Arme einen Moment baumeln liess. "Verstehe ... Danke Sebastian, dass Bard den Westflügel nicht gesprengt hat." meinte er mit leicht sarkastischem Unterton in der Stimme. Wusste er doch, dass dies nur allzu oft schon vorgekommen war. Gerade wenn der junge Earl mit seinem Butler ausser Haus war und das Anwesen in den Händen von Bardroy, Maylene, Finnian und Tanaka lag. Eigentlich konnte Ciel schon gar nicht mehr zählen, wie oft er nach Hause kam und sich auf Entspannung gefreut hatte, oder zumindest einen freien Kopf und das halbe Anwesen in Trümmern vor ihm lag. Dank Sebastian war das nie ein Problem gewesen. Der Teufel hatte ein unheimliches Talent solche Dinge binnen weniger Stunden wieder herzurichten, als wäre nie etwas gewesen. Dafür bewunderte der Earl seinen Diener, auch wenn dieser solche Auffälligkeiten in der Öffentlichkeit möglichst unterlassen sollte. Schliesslich war er nur ein einfacher Butler. Oder in dem Fall eben, ein teuflisch guter Butler. Was einer seiner Lieblingssprüche war. Bei diesem Gedanken konnte Ciel sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, was Sebastian nicht entgangen war. "Als Butler der Familie Phantomhive, sollte ich so etwas schon beherrschen." profilierte sich der in schwarz gekleidete Mann vor ihm und zeigte dabei wieder sein überhebliches Grinsen. Bei diesem Satz grinste sein Herr auch leicht. Denn der junge Earl mochte es, wenn sein Butler das sagte, da es absolut der Wahrheit entsprach. Er wusste nichts, was Sebastian nicht meistern konnte. "Ich weiss und das ist gut so, Sebastian." "Vielen Dank, mein junger Herr." Langsam erhob sich die schlanke Gestalt des Schwarzhaarigen wieder und lächelte seinen Herrn freundlich an. "Ihr wollt sicher Eure Frage beantwortet haben." "In der Tat! Woher nimmst du dir nur immer die Freiheit in meinen Kopf zu blicken und meine Gedanken vor mir selbst auszusprechen?" Ein schiefes Grinsen lag auf den Lippen des Earls und er verschränkte erneut die Arme vor der Brust, lehnte sich in seiner Haltung leicht zurück, da er zu Sebastian hinauf blicken musste. Allerdings war der Sarkasmus – der in seiner Stimme mitschwang – klar und deutlich herauszuhören. Natürlich wusste Ciel wieso sein Diener sozusagen seine Gedanken kannte. Er war ein Teufel! Niemals würde er etwas vergessen, niemals eine Aufgabe nicht erfüllen, niemals einen direkten Befehl verweigern. Sebastian war einfach der perfekte Butler! Zumindest bis zu dem Tag ... Nein! Jetzt nicht! Daran wollte der junge Mann nun wirklich keinen Gedanken verschwenden. Viel mehr machte ihn seine Neugier nach der Antwort des Teufels schier wahnsinnig. Innerlich kribbelte jeder einzelne seiner Nerven, weshalb immer wieder seine Hände zu Fäusten ballte und die Finger danach krampfhaft spreizte. Es dauerte eine Weile, bis er sich selbst beruhigen konnte und er spürte wie seine Handflächen von der Anstrengung feucht wurden. Ganz langsam entspannte er sich etwas, aber nur äusserlich. Vorsichtig und möglichst unauffällig versuchte er die Spuren seiner Nervosität erneut an seinem Frack zu beseitigen. Niemals würde Ciel seine Emotionen nach aussen zeigen. Dies war allein seine Sache. Er wollte auf keinen Fall schwach und hilflos wirken. Schon gar nicht vor dem Dämon, der vor ihm stand und ihn mit seinen roten Augen durchdringend fixiert hatte. Erwartungsvoll beobachtete er seinen Diener mit seinem linken Auge, der jedoch keine Anstalten machte, freiwillig mit der Sprache herauszurücken. "Junger Herr, ich weiss lediglich weswegen Ihr mich gerufen habt. Deswegen bin ich hier und deswegen weiss ich auch, was Euer Wunsch ist." meinte Sebastian mit einem bescheidenen Lächeln, was ganz offensichtlich aufgelegt war. Ciel wusste wieso sein Butler das gesagt hatte und es ärgerte ihn, weil dieser genau wusste, dass er ihn so reizen konnte. In dieser Hinsicht konnte der junge Earl einfach nicht anders. Blieb er nach aussen hin jedoch immer noch gelassen. "Wunderbar! ... Dann fang mal an! Sebastian? ... Ich befehle dir, mir alles über Liebe zu erzählen was du weisst. Ich will dass du es mir verständlich machst, wieso dieses Gefühl – sei es körperlich oder geistig – den Menschen so wichtig ist!" Durchdringend und ohne zu blinzeln starrte Ciel seinen Diener mit seinem blauen Auge an. Sein Blick duldete keine Ausflüchte, oder Fluchtversuche und das wusste Sebastian auch. Weswegen sich der Butler kaum eine Sekunde – nachdem sein Herr das letzte Wort gesprochen hatte – auf die Knie begab, wobei er ein Bein dabei aufstellte. Seine rechte Hand lag dabei – wie immer – auf seiner Brust, während seine linke Hand auf seinem Rücken ruhte. Mit gesenktem Haupt und geschlossenen Augen antwortete der Teufel schliesslich. "Jawohl, mein junger Herr!" Ein lauter Knall riss Ciel aus seinen Gedanken. Noch immer sass er in seinem Nachtgewand auf dem Bett und wartete auf Sebastian, als er mit – vor Schreck – wild klopfendem Herzen zur Tür schaute. Diese war weit geöffnet und wohl gegen die Wand geknallt, da sie regelrecht aufgerissen worden war, was den lauten Knall verursacht hatte. Schnell legte sich der Earl eine Hand auf sein rechtes Auge und tastete mit der anderen seinen Nachttisch ab, auf dem die Augenklappe ruhte. Mit der Zeit hatte er gelernt diese selbst zu binden, eben um solche Situationen zu vermeiden. Nachdem er sie ergriffen hatte, legte er sie sich schnell über sein Auge und band sie geschickt hinter seinem Kopf zusammen. Nicht auszudenken, was passieren würde, würde jemand das Zeichen – welches wegen des Vertrags mit Sebastian in sein Auge gebrannt wurde – sehen. "Ciiiieeeel!!!" hörte er eine aufgeregt, freudige Stimme und sah den jungen Inder auf sich zu stürmen, während sein Diener anfing sich pausenlos für das Verhalten seines Herrn zu entschuldigen. "Ciel! Wie schön, Ihr seid zu Hause! Ist es wahr? Ich meine, stimmt das wirklich? Oh das wär ja fantastisch. Sagt schon." Der Prinz war kaum zu bremsen in seiner Euphorie, doch wusste der junge Earl absolut nicht, was sein vermeintlicher Freund hier von ihm wollte. Er hatte noch nicht einmal genug Zeit gehabt sich von dem Schreck zu erholen, als er so von dem indischen Prinz überfallen wurde. Weshalb einen Moment brauchte um seine Fassung und somit seine Stimme zurückzuerlangen. "Euren unangekündigten Besuch in allen Ehren Prinz Soma. Aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr da sprecht." gab Ciel schliesslich zurück, blickte dabei den Inder leicht genervt an und konnte gerade noch so ein Seufzen unterdrücken. "Na wegen dem Besitzer der japanischen Spielzeugfirma. Ich finde diese ausländischen Spiele total faszinierend und ich bin schon ganz gespannt ihn kennenzulernen. Also sagt mir Ciel. Ist es wahr, dass er für eine Weile bei euch Obhut haben wird?" Die leuchtenden Augen des Prinzen, zerrten wahnsinnig an der Geduld des Earls. Woher wusste er das überhaupt schon wieder? Das war ein Auftrag ihrer Majestät der Königin gewesen und zwar an ihren treuen Wachhund. Wie konnte diese Information also schon wieder zu Prinz Soma gelangt sein? Er verstand es nicht! Und noch weniger verstand er wieso sein Butler ihn in dieser misslichen Lage ganz alleine liess. Ciel schloss sein Auge und versuchte alles, um den indischen Prinzen nicht anzuschreien. Allerdings war das eine schwere Aufgabe, wenn nicht gleich ein ganzes Mammutprojekt. Denn immerhin schien an diesem Morgen gerade mal alles schief zu laufen. Verkrampft ballte er seine Hände zu Fäusten, um das aufkommende, wutbedingte Zittern im Griff zu halten, presste seine Kiefer gegeneinander und atmete tief durch. "Prinz Soma ..." fing er an und er konnte dabei nicht verhindern, dass seine Stimme vor unterdrückter Wut, leicht zitterte. "Ich weiss nicht, woher ihr Eure Informationen nehmt, doch würde ich es wirklich begrüssen, wenn Ihr mich jetzt alleine lassen würdet. Denn wie Ihr sehen könnt, bin ich noch nicht einmal angekleidet." Ciel sprach ruhig ... zu ruhig. Seine Augen loderten gefährlich und sein Atem wurde immer flacher. Was auch Agni – Prinz Soma's Diener – auffiel. "Aber Ciel ..." "Verzeiht mein Prinz. Vielleicht sollten wir den jungen Herrn in Ruhe aufstehen lassen und können ihn dann beim Frühstück antreffen." Agni hatte seinen Herrn sanft am Arm gepackt und ihn so unterbrochen. Dieser schien nicht glücklich über diese Entwicklung zu sein, gab allerdings klein bei und liess sich von seinem Diener aus dem Schlafzimmer des Earls geleiten. Erleichtert seufzend fiel Ciel rücklings auf die Matratze, die Arme weit von sich gestreckt, den Blick zur Decke gerichtet. "Verdammt!" fluchte er, da ihm gerade eingefallen war, wo sein Butler steckte und er sich heute eigentlich von Tanaka einkleiden lassen sollte. Dazu hatte der Earl aber keine Lust, allerdings blieb ihm nichts anderes übrig, da er den japanischen Geschäftsmännern wohl kaum im Nachtgewand unter die Augen treten konnte. Schnell klingelte er nach Tanaka, der auch kurze Zeit später in seinem Schlafgemach erschien und ihn ankleidete. Es war Ciel zwar nicht recht, dass jemand anderes Sebastian's Aufgabe übernahm, aber der alte Mann machte seine Arbeit wirklich gut, war er schon zu Zeiten seiner Eltern der Butler der Familie gewesen und wusste genau, was er in Sebastian's Abwesenheit zu tun hatte. Vollständig eingekleidet und mit einer Tasse Tee in der Hand, entliess der junge Mann seinen Ersatzbutler und beschloss sein Zimmer noch nicht zu verlassen, da er die euphorische Ader des indischen Prinzen nicht ohne Sebastian's Hilfe ertragen würde. In der wohltuende Stille, schweiften die Gedanken des jungen Earls erneut zu dem vor abendlichen Gespräch zurück. Es liess ihn einfach nicht mehr los. Hatte sich sein Butler doch wirklich Mühe gegeben, allerdings verstand er es immer noch nicht. Er war verwirrt! Zumindest in Bezug auf dieses Thema. Weshalb er nun seine Augen schloss und an dem wohl duftenden Tee roch, ehe er langsam daran nippte. Es tat gut ... Der Tee belebte seinen Körper und entspannte seinen überreizten Geist. Die Ideale Kombination für einen merkwürdigen Morgen ... Während Ciel auf die Rückkehr seines Butlers wartete versuchte er sich an den genauen Wortlaut der Erklärung des Teufels zu erinnern, um so vielleicht besser hinter das Geheimnis zu kommen. Wie hypnotisiert lag das tief blaue Auge des Earls auf den Rost roten Linsen seines Dieners. Er konnte sich darin spiegeln, aber nicht einmal im entferntesten die Gedanken seines Butlers erraten. Doch das störte ihn in diesem Moment auch nicht, denn jetzt würde er ihm endlich eine Antwort auf die Frage geben, die ihn schon seit Wochen quälte. "Warte ..." unterbrach Ciel Sebastian, ehe dieser überhaupt angefangen hatte. "Ich will mich dazu hinsetzen und ich will, dass du dich neben mich stellst. Also ... viel mehr neben meinen Stuhl." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, begab er sich hinter seinen Schreibtisch, um sich sogleich auf seinem Stuhl niederzulassen. Sebastian hatte zwar nichts gesagt, aber folgsam dem Befehl gehorcht und stand schon neben dem Stuhl seines Herren, bis dieser überhaupt in der Lage war ihn zu erreichen. "Jetzt!" Der junge Earl lehnte sich in seinem Stuhl zurück und drehte seinen Kopf zur Seite, um seinen Diener anzusehen. "Willst du dich nicht auch setzen?" fragte er plötzlich und war selbst verwundert, dass er dem Teufel dies angeboten hatte. Der Schwarzhaarige richtete seine roten Augen auf seinen Herrn, die bei der Frage für eine winzige Sekunde aufgeleuchtet waren und verneigte sich demütig vor dem Earl. "Dies ist ein wirklich grosszügiges Angebot, junger Herr. Jedoch -" "Halt den Mund, Sebastian! Lass das und setz dich!" befahl er nun energisch und wies auf den Stuhl hinter dem Vorhang neben dem Fenster. Völlig perplex, wegen der plötzlichen Ruppigkeit seines Herrn und dann auch wegen eines solchen Grundes, blinzelte Sebastian einmal und schaffte es aber in der selben Sekunde seine Fassung zurückzuerobern. Wieder verneigte er sich demütig und holte den Stuhl hervor, da sein Herr neben sich deutete. "Vielen Dank, mein Herr!" Dann liess er sich auf dem Stuhl nieder, streckte seinen Rücken durch, so dass er im sitzen eine ebenso steife Haltung einnahm, wie im stehen. Seine behandschuhten Hände platzierte er parallel auf seinen Knien, die Beine hatte er zusammengepresst. Blickte anschliessend zu seinem Herrn und wartete auf die Aufforderung anzufangen. "Worauf wartest du? Brauchst du eine Extraeinladung, Sebastian?" Fragend und ein bisschen ungeduldig, blickte er in die unendlichen tiefen von Sebastian's Augen, die kein Ende zu haben schienen und die allem Anschein nach in die tiefsten Tiefen der Hölle führten. "Verzeiht ... Natürlich nicht." gab der Teufel prompt zurück und verneigte sich leicht, auch wenn sich dies im sitzen als nicht ganz so einfach herausstellte. "Gut! Dann hör auf mich jetzt auf die Folter zu spannen und beantworte mir endlich meine Frage." Ciel konnte seine Ungeduld in der Stimme nun nicht mehr unterdrücken. Die Spannung schlug sich auf sein Gemüt und er hatte das Gefühl jeden Moment zu explodieren, wenn Sebastian nicht endlich anfing zu reden. "Sofort, junger Herr." sagte der Butler ohne zu zögern, liess dabei seinen Herrn nicht aus den Augen und konnte die Anspannung förmlich riechen. "Liebe ist ein Gefühl, das sowohl auf körperlicher, als auch auf geistiger Ebene von den Menschen empfunden werden kann. Dieses Gefühl ist die Beschreibung für den Ausdruck höchster Zuneigung, die ein Mensch einem anderen entgegenbringen kann. Dabei kommt es immer auf die Beziehung an, wie die Betroffenen zueinander stehen. Ein Beispiel: Ein verheiratetes Paar liebt sich. Sie zeigen sich dies durch nette Worte in Form von Komplimenten, oder kleinen Geschenken, freundlichen Gesten, oder auch durch körperliche Vereinigung. Was wohl als das höchste Mass in Form eines Liebesbeweises geltend gemacht wird, sofern man dabei das Vergnügen und die reine Lust nicht beachtet. Andererseits bringt eine Mutter auch ihrem Kind Liebe entgegen, indem sie es beschützt, es lehrt wie die Welt funktioniert und kleinere Freuden bereitet in welcher Form auch immer. Dies sind zwei verschiedene Versionen von Liebe und dennoch findet beides auf der geistigen Ebene statt und zeigt wie tief man sich mit einem anderen Menschen verbunden fühlen kann." "Grossartig!" platzte Ciel dazwischen und war aufgestanden, funkelte seinen Diener leicht wütend an. Dabei krallten sich seine Fingerspitzen in die Lehnen seines Stuhls, während sich der Brustkorb des zierlichen Körpers schnell hob und senkte. Seine Glieder bebten und er holte aus ... Mit einem schallenden Geräusch, kollidierte die Handfläche des Earls mit der Wange seines Butlers. Erschrocken weitete sich sein Auge. Keuchend stand er wie erstarrt in dieser Haltung und war unfähig den Blick von Sebastian abzuwenden Ciel konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich so weit gegangen war seinem Diener eine Ohrfeige zu verpassen und das obwohl er eigentlich das tat, was er ihm aufgetragen hatte. Allerdings war seine Wut noch nicht abgeflaut, weshalb er den in schwarzen Teufel mit lauter Stimme anfuhr. "Was soll ich mit dieser Information? Ich will wissen, was so toll daran ist!" "Junger Herr!" Sebastian war ebenfalls aufgestanden und versuchte durch einen sanften Blick seinen Herrn wieder zu beruhigen. Er liess den Wutausbruch des jungen Earl ohne ein Zucken über sich ergehen. War dies auch nicht das erste mal, dass dieser so reagiert hatte. Allerdings hatte der Butler nicht in dieser Situation mit so einer Reaktion gerechnet. Vorsichtig legte er seinem Herrn die Hände auf die Schultern und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in den Stuhl, verneigte sich anschliessend und lächelte ihn an. Er wusste, dass er ihn jetzt nicht noch mehr reizen durfte, auch wenn er es liebte seinen Herrn auf die Palme zu treiben. Jedoch erlaubte es der Gemütszustand des Earls nicht dieses Spiel nun zu spielen. "Verzeiht! Ich wollte es Euch zunächst allgemein veranschaulichen. Wenn Ihr erlaubt, fahre ich fort." Er blieb stehen und schaute ihn aus einer demütigen Haltung heraus an. Am liebsten hätte er ihm gesagt, dass er ihm nicht erklären kann, was er hören will, da er selbst - als Teufel - nicht in der Lage war diese Emotion selbst zu empfinden. Doch hatte er schon vielen Menschen gedient im Laufe der Jahrhunderte und konnte so eine Menge Erfahrung sammeln, ohne dieses Gefühl selbst je erlebt zu haben. Der Schwarzhaarige beschloss deshalb einfach weiter zureden, wartete jedoch höflich auf das Zeichen seines Herrn. Dieser musste sich erst einmal mit einigen tiefen Atemzügen beruhigen, nachdem er von seinem Butler zurück in den Stuhl gedrückt wurde. Auf seinen Schultern spürte er noch immer den Druck von Sebastian's Händen, obwohl dieser sie schon lange wieder zurückgezogen hatte. Ciel's Herz schlug ziemlich schnell, was angesichts seines Ausbruchs eben nicht sehr verwunderlich war. Schliesslich schaffte er es sich wieder zu sammeln und schlug sein Auge auf. Dann richtete er dieses wieder auf den Teufel, war jedoch nicht im Stande etwas zu sagen, weshalb er einfach nickte. Dies genügte Sebastian, um das Wort wieder an sich zu nehmen, jedoch blieb er diesmal dabei stehen. "Was die Menschen an diesem Gefühl finden, ist wirklich sehr schwer zu beschreiben, vor allem wenn man – wie ich – solche Empfindungen nicht nachvollziehen kann. Jedoch habt ihr das schon richtig erkannt. Ich konnte in meiner jahrhundertelangen Existenz viele Erfahrungen sammeln und habe einiges erlebt. Die Menschen sind eine seltsame Rasse, werden von ihren Gefühlen beherrscht und lieben es zu lügen. Aber die Liebe ist wohl die wichtigste und ausgeprägteste Emotion. Dieses Gefühl gibt den Menschen Vollkommenheit, zumindest in ihren Augen. Sie glaube die Erfüllung des Seins in der wahren Liebe zu sehen. Einem anderen Menschen bedingungslos und in jeder Hinsicht zu vertrauen, ist was sich wohl fast jeder Mensch wünscht. Auf der stetigen Suche nach der wahren Liebe fristen die Menschen ihr Dasein. Doch wenn sie diese gefunden haben und sich dem Gefühl hingeben können, glauben sie, dass es nichts schöneres auf der Welt gibt. Diese Art Liebe macht sich durch einfache Körperzeichen bemerkbar. Wie etwa nervöse Handlungen, oder stottern, wenn man der geliebten Person gegenüber steht. Herzrasen und feuchte Handflächen sind wohl ebenfalls Anzeichen für dieses Gefühl, aber alles immer in Verbindung - beziehungsweise im Beisein - des angebeteten Menschen. Die Krönung ist dann wohl die körperliche Liebe. Die Verbindung zweier Körper im Gefühlsrausch. Gemeinsam reiten die Paare auf der Welle des Glücks, bis sie den Gipfel erreichen und sich der Entspannung hingeben ... Dies ist was ich weiss und was ich aus eigenen Erlebnissen erzählen kann, junger Herr." Nachdem Sebastian geendet hatte verneigte er sich wieder und blieb abwartend stehen. Inständig hoffte er dass er seinen Herrn zufrieden stellen konnte, denn das Thema war ihm – als Dämon – mehr als lästig. Viel zu oft in seinem langen Leben hatte er sich mit derlei Dingen auseinander gesetzt. Allerdings war Ciel's Seele eine ganz besondere, weswegen er seine Befehle nun schon fast sechs Jahre ausführte, ohne einen Fehlschlag, oder eine Missachtung. Jedoch war es leider nur natürlich für Menschen sich mit zunehmendem Alter auch für Gefühle zu interessieren, was in diesem Fall nur hinderlich war, da sein Herr allem Anschein nach selbst keine Lust dazu hatte. Es nervte Ciel einfach nur! Eine ganze Weile starrte er seinen Butler an, der immer noch reglos in demütig gebeugter Haltung neben seinem Stuhl verharrte. Der junge Earl liess die Worte des Teufels auf sich wirken, versuchte sie zu verinnerlichen, um sie besser zu verstehen, was alles andere als einfach war. Er fühlte sich hilflos auf diesem Gebiet, hatte doch genau verstanden, was Sebastian ihm sagen wollte, konnte es leider nur immer noch nicht nachvollziehen. Schliesslich blinzelte er und seufzte gedehnt, nachdem er tief Luft geholt hatte. Sein Geist fühlte sich erschöpft und überfordert an. Er spürte dass er Schlaf nötig hatte, doch wollte er zuvor noch das Dinner zu sich nehmen, da er seinen Diener schliesslich vor diesem zu sich gerufen hatte und sein Magen rebellierende Geräusche verlauten liess. "Sebastian? Das war eine wirklich ausgezeichnete Erklärung. Ich danke dir, dass du dein Wissen mit mir geteilt hast. Ich denke, dass ich nun klarer sehen kann. Du kannst gehen. Ich will das Dinner auf der Terrasse im japanischen Garten, also deck den Tisch draussen." "Wie Ihr wünscht! Als Butler der Familie Phantomhive, sollte ich so etwas schon beherrschen, mein junger Herr!" Ein breites Grinsen lag im Gesicht des Teufels, als er sich erhob und zu seinem Herrn blickte. Ciel musste das Grinsen sogar für einen Moment erwidern, da er diesen Spruch einfach mochte, den Sebastian bei schier unmöglichen Aufgaben – in denen oft auf seine Teufelskräfte, oder seine teuflischen Erfahrungen, zurückgriff – verwendete. "Ja das solltest du, als mein Butler! Du wirst immer mein Butler bleiben ... bis ... zum Schluss" antwortete Ciel, wobei die letzten Worte mehr ein Flüstern waren. "Jawohl, mein junger Herr! Ich werde eure Seite niemals verlassen ... bis zu dem Tag ... an dem ihr mir gehören werdet." Ein siegessicheres Grinsen spannte sich über sein ganzes Gesicht, als er das sagte. Denn er wusste – egal wie lange es noch dauern würde – am Ende wär er der Sieger. Ohne ein weiteres Wort ging der Butler mit federnden Schritten zur Tür und verschwand. Ein zweites mal an diesem Tag, liess er seinen Herrn allein und verwirrt zurück. Der junge Earl sass immer noch auf seinem Stuhl und streckte den Kopf in den Nacken, während er seitlich einen Ellenbogen auf der Lehne abstützte und so eine schiefe Haltung einnahm. Zusätzlich legte er sich ein Bein waagrecht über das andere und schloss die Augen. Immer wenn Sebastian das zu ihm sagte, lief Ciel ein eiskalter Schauer über den Rücken, wusste wohl, dass er dem Teufel seine Seele versprochen hatte. "Das höchste Gefühl der Zuneigung ..." dachte er laut. "Die Erfüllung des Seins ..." Noch immer sass Ciel auf seinem Bett und wartete auf die Rückkehr seines Butlers, während er dessen Worte immer und immer wieder in seinem Gedächtnis Revue passieren liess. Er verstand es einfach nicht. Obwohl sich Sebastian wirklich Mühe gegeben hatte es ihm zu erklären, so war er nicht in der Lage sich etwas unter diesem Gefühl vorzustellen. Niedergeschlagen liess er sich wieder rückwärts aufs Bett fallen und schloss sein Auge. Er hoffte dass der Teufel bald zurückkehren würde und zwar bevor Prinz Soma erneut die Chance bekäme, sein Schlafzimmer zu betreten. "Liebe ist ... verwirrend!" Kapitel 3: ... zermürbend! -------------------------- Der Empfang der japanischen Geschäftsleute war weitaus anstrengender gewesen, als es sich Ciel hätte vorstellen können. Er fühlte sich wie ein Schweizer Käse, so durchlöchert hatten sie ihn. Ausserdem musste er noch eine Partie Schach spielen, die er natürlich gewonnen hatte. Jedoch war er ziemlich dankbar, dass Sebastian die ganze Zeit an seiner Seite geblieben war, denn ohne seinen Butler hätte er diesen grauenvollen Tag wohl nicht überstanden. Allerdings ... "Ciiieeeeel!!! Da seid Ihr ja endlich wieder! Das ist äusserst unhöflich, mich – als Euren Freund – so lange warten zu lassen." ... war er noch nicht vorbei! Der junge Earl stöhnte in Gedanken und versuchte entspannt zu bleiben, als Prinz Soma mit gespielt übertrieben beleidigter Miene, verschränkten Armen vor der Brust und einem Schmollmund – der jeder Kröte Konkurrenz gemacht hätte – vor ihm auftauchte und dabei ungeduldig mit dem Fuss wippte. Der indische Prinz war wirklich schlimmer, als jede Mutter es hätte sein können. Seine Vorwürfe und Sorgen, waren meistens unbegründet. Doch liebte er es alles zu übertreiben und am besten noch schön theatralisch darzustellen. Das zerrte ganz schön an Ciel's Nerven! Seufzend blickte er sich um, doch von seinem Diener fehlte jede Spur, war eine Sekunde zuvor noch direkt neben ihm gewesen. Das konnte doch nicht sein! Sebastian war zwar ein Teufel, aber dass er sich in Luft auflösen konnte, war dem jungen Earl neu. Allerdings hatte er nun keine andere Wahl, als sich selbst dem – für ihn – unangenehmen Gespräch zu widmen. Schliesslich war Soma zwar nervig, aber er konnte auch nützlich sein. Gerade wegen seines Status und seiner Herkunft. "Verzeiht, Prinz Soma. Ich hatte wichtige Geschäfte zu erledigen und dies duldete keinen Aufschub. Ihr kommt am besten morgen wieder. Dann könnt Ihr sicher auch mit den japanischem Geschäftsmännern sprechen. Für heute ist es jedoch genug, die Herren wünschten den Abend ruhig ausklingen zu lassen und nicht mehr gestört zu werden." Er versuchte so gelassen wie möglich zu bleiben und ruhig zu sprechen, obwohl er sich eigentlich auch nichts sehnlicher wünschte, als endlich ein wenig Ruhe. Der Tag hatte seine Nerven bis zum äussersten strapaziert. Doch ... Da gab es noch eine Sache, die der Earl erledigen musste. Er musste etwas tun, was er zuvor noch nie getan hatte. Allerdings hatte er sich eingestanden, dass es ein Fehler war und befand es für nur fair, wenn er es dem Betroffenen auch mitteilen würde. Nein! Das war falsch ... Er hatte viel mehr ein Bedürfnis danach es ihm mitzuteilen und seinen Irrtum, beziehungsweise sein falsches Handeln, richtig zu stellen und sich zu entschuldigen. Ciel schloss sein Auge. Bei dem Gedanken drehte sich sein Magen um, konnte er sich doch schon ganz genau die Reaktion darauf vorstellen. Wohl war ihm dabei jedenfalls nicht. Er hatte versucht es zu verdrängen, aber es war sinnlos! Immer wieder kroch sein schlechtes Gewissen in ihm hoch, ganz hinterhältig und leise, wie eine Raubkatze auf der Jagd hat es sich herangepirscht und den jungen Earl mit einem gezielten Satz gekonnt aus der Bahn geworfen. "Aber Ciel!" Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, so jäh und plötzlich, als hätte man ihm einen Eimer kaltes Wasser über leert, dass er sogar zusammenzuckte und einen Moment lang ziemlich verwirrt aussah. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er brauchte einige Sekunden, um seine Fassung wieder einzusammeln und seine gelassene Fassade wieder hochzuziehen. "Ihr wollt uns doch nicht ernsthaft, so spät am Abend, noch nach London zurückschicken? Das ist eine lange Kutschfahrt und draussen ist es kalt. Bitte Ciel ... lasst uns diese Nacht auf Eurem Landsitz bleiben." Prinz Soma redete schon fast flehend und bettelte den jungen Earl mit seinem Blick an. Wie zwei grosse, glitzernde Kugeln waren die strahlenden Augen des Inders auf Ciel gerichtet. Er wusste, was er darauf antworten wollte, aber er kam nicht dazu ... "Bitte Ciel ... Ich meine wenn wir morgen ohnehin wieder herkommen, wegen dem Gespräch mit Euren Gästen, dann können wir uns den doppelten Weg in der Kälte auch sparen und gleich über Nacht bleiben!" fügte der Prinz hinzu und lächelte nun breiter denn je. Der junger Earl hatte schon fast Angst blind zu werden, weil das Gesicht des indischem Prinzen so strahlte. Wieso nur wusste der Kerl einen auch immer weich zu klopfen? Das war ein verdammt gutes Argument, was er gebracht hatte! Ein viel zu gutes ... Ciel hatte wirklich keine Lust, dass der Prinz und sein Diener über Nacht in seinem Landsitz blieben, denn das bedeutete nur noch mehr Stress. Andererseits wollte er nun auch nicht stundenlang mit Prinz Soma diskutieren, da er sich nach Ruhe und Entspannung sehnte. Er befand sich wahrhaftig in einer Zwickmühle! Sollte er nachgeben? Sollte er wirklich den nervigen Prinzen hier übernachten lassen, wo er doch schon genug fremde Gestalten in seinem Haus hatte, die seine Aufmerksamkeit forderten?! Moment ... Wenn Soma bliebe ... gingen die japanischen Geschäftsleute und der Prinz, sich vielleicht gegenseitig auf die Nerven und liessen ihn in Ruhe! Das wär nun wirklich zu schön gewesen um wahr zu sein. Ciel wusste, dass er diese Szenario nicht geschehen lassen durfte, denn immerhin waren die japanischen Geschäftsmänner wichtige, potentieller Partner. Und so lange noch kein Vertrag geschlossen wurde, durfte er auf gar keinen Fall zulassen, dass sie sich in irgendeiner Form unwohl fühlten. Was hiesse, dass er wohl selbst in den sauren Apfel beissen und sich um Prinz Soma kümmern musste, oder ... "Prinz Soma! Ihr habt natürlich recht, wenn man es so betrachtet, ist es wirklich leichter, wenn Ihr heute Nacht hier bleibt." Kaum hatte der junge Earl die Worte ausgesprochen, hing ihm der Inder am Hals und drückte ihn voller Freude an sich, wirbelte ihn anschliessend herum und hätte die zierliche Gestalt fast durch die Luft gehoben. "Daaaaaankeeeee Ciel ... Ihr seid wirklich ein wahrer Freund." jodelte der indische Prinz total überschwänglich und liess ihn schliesslich wieder los. Etwas wackelig auf den Beinen griff sich Ciel an den Kopf und atmete tief durch, um seine Sinne wieder neu zu ordnen. Als er den Blick wieder auf Soma und seinen Diener richtete, zogen sich seine Augenbrauen einen Moment beängstigend zusammen. "SEBASTIAN!" Durchdringend und überdeutlich hallte die Stimme des Earls durch das ganze Anwesen, so dass in den langen Gängen sogar ein Echo entstand. Die beiden Inder zuckten sichtbar zusammen und wurden von einer merkwürdigen Kälte eingehüllt, die ihre Körper vibrieren liess. Agni fasste sich jedoch nach einigen Sekunden wieder und war damit beschäftigt seinen Herrn durch sanftes Zureden und leichtes Rücken tätscheln zu beruhigen, da dieser sich unter Schock an seinen Diener geklammert hatte. Ein leises Huschen gefolgt von einem kaum spürbaren Windhauch glitt durch den Korridor und bescherte allen Anwesenden eine Gänsehaut. "Junger Herr?!" Sebastian war an der Seite des Earls erschienen und verbeugte sich tief vor diesem, nicht ohne ihn jedoch anzulächeln. "Ich will, dass Prinz Soma und Agni ein Zimmer her richtest. Sie bleiben über Nacht! Wo bist du eigentlich gewesen?" Ciel beäugte seinen Diener scharf und äusserst herablassend, verschränkte bei der Frage die Arme vor der Brust und wirkte dabei ziemlich ungehalten. Prinz Soma hingegen war die Kinnlade heruntergeklappt und er wusste nicht was er davon halten sollte, hatte er den Butler weder kommen sehen noch kommen hören können. Ausser Stande etwas zu sagen beobachtete er das Schauspiel, während Agni ziemlich angespannt wirkte, so als wär für einen Kampf bereit. "Verzeiht mir, junger Herr. Ich bin in der Küche gewesen und habe den Herrschaften aus Japan einen Tee zubereitet, da sie unbedingt einen typisch englischen Tee kosten wollten." antwortete der Teufel immer noch in demütig gebeugter Haltung, wobei er seine roten Augen auf seinen Herrn gerichtet hatte. Einen Moment herrschte Stille. Niemand rührte sich, oder wagte es nur zu blinzeln. Die Spannung war so hoch, als wär die Luft mit mit einer Million Volt gefüllt. Schliesslich seufzte Ciel und winkte mit einer genervten Geste ab. Daraufhin richtete sich sein Diener wieder auf und wandte sich an die beiden Inder. "Wenn Ihr mir bitte folgen würdet, Prinz Soma. Sie natürlich auch, Agni." sagte er höflich und lächelte. "Sebastian! Wenn du damit fertig bist, kommst du zu mir!" warf der junge Earl dazwischen, noch ehe einer der beiden Ausländer antworten konnte. Der Butler drehte sich erneut seinem Herrn zu und hatte immer noch dieses überhebliche Grinsen im Gesicht, was Ciel wirklich auf die Nerven ging. Allerdings zog er es vor nichts dazu zu sagen. Betrachtete seinen Untergebenen stattdessen mit emotionsloser Miene. Sebastian kniete sich vor ihm nieder und legte sich seine rechte Hand auf die Brust. "Jawohl, mein junger Herr!" bestätigte er den Befehl des Earls und hatte sein Haupt dabei gesenkt. Mit einem leicht verächtlich klingenden Schnauben und doch zufrieden mit sich, wandte Ciel sich ab. Ohne ein weiteres Wort verliess er die Gruppe und verschwand in seinem Schlafgemach. Der Protest des indischen Prinzen war ihm dabei völlig egal. Er wollte nur endlich seine Ruhe und etwas ausspannen, seine Gedanken sortieren und seinen Geist befreien. Es dauerte auch nicht besonders lange, da betrat er endlich sein Schlafgemach. Ohne zu zögern schritt er auf sein Bett zu und warf sich direkt bäuchlings darauf nieder. Seufzend umklammerte Ciel sein Kissen und überlegte fieberhaft, wie er es anstellen könnte, was er sich so fest vorgenommen hatte. Leider hatte er kaum Zeit sich Gedanken darüber zu machen, denn schon klopfte es wieder an der Tür. Oder war der junge Earl doch vor lauter Erschöpfung für einen Moment eingeschlafen? Sicher war er sich zumindest nicht. Noch immer leicht verwirrt, richtete er sich wieder auf und nahm seine gewohnte Haltung. Schliesslich wollte er nicht zu lässig vor seinem Butler wirken. "Junger Herr! Ich komme jetzt rein." erklang die angenehme Stimme Sebastian's von vor der Tür. Ciel erschauderte kurz und spürte wie sich sein Puls leicht erhöhte. Er wurde nervös! Sein Vorhaben brachte ihn tatsächlich dazu ein wenig so etwas wie Lampenfieber zu bekommen und das nach all den Jahren, die Sebastian ihm nun schon zu Diensten war. Allerdings hatte er es in der ganzen Zeit nicht ein einziges mal für notwendig gehalten, so etwas zu tun, weshalb er in diesem Fall auf absolutes Neuland trat und ihm deswegen so mulmig zu Mute war. Natürlich wusste er, dass sein Butler ihm keinesfalls den Kopf abreissen würde, das würde er sich gar nicht wagen, auch wenn er durchaus dazu im Stande gewesen wär. Aber das merkwürdige Gefühl – welche sich immer deutlicher auf seinen Magen drückte – wollte sich einfach nicht ignorieren lassen. Die Tür war längst aufgegangen und der Teufel hatte das Zimmer betreten. Jedoch realisierte der junge Earl dies nicht wirklich. Viel zu sehr quälten ihn seine Gedanken. Viel zu sehr beschäftigte er sich damit gedanklich auf das Kommende vorzubereiten. "Junger Herr!" Die Stimme riss Ciel aus seinem tranceähnlichen Zustand. Völlig konfus schnappte er nach Luft und rutschte einen halben Meter zur Seite, da sich die roten Augen seines Butlers unmittelbar vor seinem eigenen Gesicht befanden. "Sebastian!" sagte er atemlos und griff sich vor Schreck an die Brust, um sein wild klopfendes Herz zu beruhigen. "Erschreck mich ... nie wieder so!" "Verzeiht, mein junger Herr. Ihr wirktet so abwesend. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Ihr noch ansprechbar seid." Demütig verneigte sich der in schwarz gekleidete Mann und senkte sein Haupt, um den Blick seines Herrn zu vermeiden. Normalerweise mochte er es ihn ein bisschen zu reizen und auf die Palme zu treiben. Allerdings wusste er mit dem zerstreuten Geist seines Herrn nicht viel anzufangen. So erlebte er ihn doch zum aller ersten mal auf diese Weise. "Schon gut!" Ciel hatte seine Fassung zurückerlangt und räusperte sich kurz, da seine Stimme etwas belegt war. "Ich will ins Bett!" sagte er ziemlich rüde, auch wenn dies gar nicht seine Absicht gewesen war. "Wie ihr wünscht, junger Herr." war die sofortige Antwort des Teufels. Schnell erhob er sich, grinste seinen Herrn an und überbrückte den geringen Abstand zwischen ihnen mit einem einzigen Schritt. Doch als er dem jungen Earl aus seinen Kleidern helfen wollte, wurde seine Hand weg geschlagen. "Lass das! Du sollst mir erst zuhören, dann kannst du mich umziehen." Seine Stimme zitterte leicht, weshalb er sich ziemlich bemühte Sebastian nicht anzufahren. Das ungewohnte Gefühl der Aufregung liess ihn so unbeherrscht handeln. Wo er doch eigentlich immer die Kontrolle in alle Situationen hatte, ganz egal was passierte. Der Butler war über die Aussage seines Herrn ziemlich verwundert, wich aber einen Schritt zurück und verneigte sich leicht vor ihm. "Jawohl, mein junger Herr!" Ciel musterte seinen Diener durch sein linkes Auge, was ihm aber nicht reichte. Er wollte ihn mit beiden Augen betrachten. Schnell entfernte er die Augenklappe von seinem rechten Auge und schlug das Lid nach oben, offenbarte so das Zeichen ihres Vertrages, welches sich auch auf Sebastian's linkem Handrücken befand. Der junge Earl war schon so sehr an die Augenklappe gewöhnt, dass es immer ein seltsames Gefühl war diese abzulegen. Obwohl das Zeichen nicht zu übersehen war, schränkte es seine Sicht keinesfalls ein. Die Augenklappe trug er lediglich um es zu verbergen. Kaum jemand – ausser seinem teuflischen Butler und ihm selbst – hatte je das Vertragszeichen zu Gesicht bekommen, was auch gut so war. Ciel holte tief Luft, liess ein Seufzen aus seiner Kehle entkommen und machte sich innerlich bereit nun etwas zu tun, was er noch nie zuvor getan hatte. "Sebastian?" Erwartungsvoll lagen die rostfarbenen Seelenspiegel auf den Saphirkristallen des Earls. Jedoch sagte er Butler kein Wort, da sein Herr ihm befohlen hatte zuzuhören. Niemals würde er ihn unterbrechen! Ciel schluckte ... Irgend etwas schnürte seine Brust ein und raubte ihm den Atem. Sein schnell schlagendes Herz war dabei keine sehr grosse Hilfe. "Ich wollte ... dir sagen, dass ..." Das konnte doch nun wirklich nicht so schwer sein! Immerhin war der Teufel schon fast acht Jahre sein Diener. Da war es doch sicher möglich, dass dem Earl solch einfache Worte über die Lippen kamen. Sebastian hatte zwar nicht den Hauch einer Ahnung, was sein Herr ihm sagen wollte, doch konnte er sich ein süffisantes Grinsen – angesichts des verwirrten Zustandes des jungen Earls – nicht verkneifen. Wagte es jedoch nicht ihn zu unterbrechen, auch wenn dieser wohl eine längere Pause machen wollte. Er war es gewohnt stundenlang hinter ihm zu stehen und abzuwarten, da würde ihm das nun auch nichts ausmachen. "Es ... naja ... es tut mir leid!" Er hatte es getan! Ciel hatte es tatsächlich geschafft die Worte über seine Lippen zu bringen. Nun sass er da, hielt den Atem und konnte das Blut durch seine Adern rauschen hören. Eine Weile passierte nichts. Sebastian hatte die Worte wohl gehört, wusste jedoch nichts mit diesen anzufangen. Angestrengt dachte er nach, wobei es nur Sekunden waren in denen er sein Gehirn arbeiten liess, die dem jungen Earl wie eine schier endlose Ewigkeit vorkamen. Mit einem Grinsen, was Ciel das Blut in den Adern gefrieren liess schaute der Teufel seinen Herrn an. "Verzeiht, junger Herr! Was tut Euch leid?" Er wusste es! Sebastian konnte nicht einfach etwas hinnehmen. Nun musste er es ihm wohl doch ganz sagen. Genau das, was er eigentlich vermeiden wollte. Wut stieg in ihm auf und er hätte seinem Diener am liebsten dieses süffisante Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Aber genau solch eine Reaktion hatte ihn erst in diese prekäre Lage gebracht. Nein! Das konnte er auf keinen Fall tun. Er verstand nur nicht, wieso ihn das Verhalten seines Butlers in letzter Zeit um ein Vielfaches mehr reizte, als sonst. Eigentlich hatte er es immer recht gelassen gesehen und sich drüber gestellt. Aber in letzter Zeit schaffte es Sebastian andauernd ihn auf die Palme zu treiben, weshalb er sich ziemlich über sich selbst ärgerte. Ciel räusperte sich hinter vorgehaltener Hand, hatte die Augen dabei einen Moment geschlossen und richtete diese erneut auf den Mann in Schwarz, der vor seinem Bett stand. "Sebastian! Es tut mir leid, dass ich dir gestern eine unberechtigte Ohrfeige verpasst habe!" Jetzt war es raus! Er hatte es tatsächlich endlich gesagt. Zudem war der junge Earl sehr stolz auf den Klang seiner Stimme. Schliesslich hatte er es geschafft sehr bestimmt und fest zu sprechen. Allerdings presste er seine – zu Fäusten geballten – Hände so fest aneinander, dass seine Knöchel bereits weiss wurden. Seinem Diener entging dies nicht. Kannte er seinen Herrn nun schon lange genug, um seinen Zustand anhand kleiner Gesten zu deuten. Deshalb wusste Sebastian auch ganz genau, dass sein Herr angespannt und nervös war, auch wenn Ciel sich bemühte diese Tatsache zu verschleiern. Das Grinsen des Butlers wurde noch breiter. Er war richtig entzückt von den Worten des Earls. Schliesslich kam er nicht oft in den Genuss mitzuerleben, dass sich sein Herr einen Fehler eingestand. Obwohl dies ihm gegenüber noch nie passiert war. Sebastian legte sich seine rechte Hand auf die Brust und platzierte die linke auf seinem Rücken, als er sich unterwürfig auf die Knie sinken liess, wobei er ein Bein dabei anstellte. "Vielen Dank, junger Herr!" sagte er und schaute ihn aus seiner demütigen Haltung aus an. Normalerweise nahm er diese Haltung nur ein, wenn er einen wichtigen Befehl von seinem Herrn bekam, bei dem es einfach kein Versagen geben durfte. In diesem Fall jedoch machte er eine Ausnahme. "Ich fühle mich geehrt solche Worte aus Eurem Mund vernehmen zu dürfen." Der Teufel verstand sich in seinem Handwerk. Besonders darin Ciel Komplimente zu machen und dafür zu sorgen, dass dieser sich gut und vor allem bestätigt fühlte. Der junge Earl war erleichtert über die Reaktion seines Dieners und konnte sich nun ein leichtes, selbstsicheres Grinsen nicht verkneifen. Er hatte das Gefühl, als wär ihm eine grosse Last von den Schultern abgefallen und es fühlte sich einfach nur gut an. "Schon gut. Ich sollte erkennen können, wann ich einen Fehler mache und auch dazu stehen. Jetzt steh wieder auf, deine Haltung ist grotesk." Ciel fühlte sich schon viel besser und langsam entspannte er sich wieder. Das Blut floss zurück in seine verkrampften Finger und er seufze leise. Auch sein Herzschlag beruhigte sich allmählich wieder, während er unauffällig versuchte die Feuchtigkeit seiner Handflächen mit Hilfe seiner Hose zu entfernen. Sebastian erhob sich wieder, verneigte sich aber erneut kurz. "Vielen Dank, junger Herr!" "Hör bloss auf ..." Der Earl hatte irgendwie die Nase voll von diesem ständigen, höflichen Getue. "Sebastian?" "Was wünscht Ihr?" "Ich habe über deine Worte nachgedacht und ich kann es immer noch nicht nachvollziehen. Ich verstehe was du gesagt hast, aber ich verstehe nicht, was Menschen dazu bewegt so etwas zu tun, oder viel mehr zu empfinden." Der Teufel wusste zwar worauf sein Herr hinaus wollte, jedoch war es ihm nicht möglich dem jungen Earl in dieser Beziehung zu helfen. "Es tut mir leid, junger Herr. Da ich kein Mensch bin und nicht als solcher empfinden kann, auch wenn ich so aussehen mag, kann ich Euch diese Frage nicht beantworten. Das werdet Ihr – so leid es mir tut – selbst herausfinden müssen." sagte er schliesslich und machte dabei eine kleine Verbeugung. "Schon gut, Sebastian. Ich habe gar nicht erwartet, dass du mir das beantworten kannst. Ich weiss auch nicht, wieso ich das erwähnt habe. Am besten vergisst du, was ich gesagt habe." Eindringlich schaute er seinen Butler an, unterdrückte ein gedehntes Seufzen und atmete einfach entspannt aus. "Sebastian? Ich will ins Bett gehen!" "Sehr wohl, junger Herr!" Ohne zu zögern überwand Sebastian den geringen Abstand zwischen sich und seinem Herrn und begann sogleich ihm aus der Kleidung zu helfen. Mit geschmeidigen Bewegungen hatte schon nach kurzer Zeit den ganzen Stoff von dem zierlichen Körper des jungen Earls entfernt und diesen in sein Nachtgewand gesteckt. Ciel legte sich nieder und liess sich zudecken, beobachtete seinen Diener wie er die Decke feststeckte und sich erneut vor ihm verneigte. "Danke, du kannst jetzt gehen ..." sagte er leise und mit nur noch halb geöffneten Augen. "Ich wünsche eine geruhsame Nacht." erwiderte der Teufel und erhob sich wieder aus seiner gebeugten Haltung. Langsam wandte er sich von dem grossen Bett ab und bewegte sich auf die Tür zu. Der Butler griff nach der Türklinke, umschloss sie mit seiner behandschuhten Hand ... "Sebastian?" ... er hielt in seiner Bewegung inne, erstarrte für einen kleinen Bruchteil einer Sekunde und drehte sich dann wieder dem Bett zu. "Ja, junger Herr?" "Ach nichts ..." "Wie Ihr wünscht." Dann verliess er das Zimmer und liess seinen Herrn allein zurück, um seiner Arbeit nachzugehen, das Haus sauber zu halten. Ciel wusste nicht einmal wieso er Sebastian aufgehalten hatte. Das ganze kam ihm ganz schön paradox vor und versuchte verzweifelt seine Gedanken zu sortieren, während er die Zimmerdecke anstarrte und gelassen seufzte. Es war ein verdammt langer Tag gewesen und anstrengend obendrein! Wieso konnte er also nicht schlafen? Wieso hatte er das Bedürfnis sich weiter mit seinem Butler zu unterhalten, obwohl er wusste, dass dieser ihm ohnehin keine Antwort geben konnte? Wieso beschäftigte ihn das so? Immer wieder liess er seine Gedanken kreisen und kam einfach zu keinem Ergebnis, das Thema nervte ihn ziemlich und er fühlte sich vom vielen denken schon ganz ermattet. Resigniert rollte der Earl sich auf die Seite und wickelte dabei die die Decke um seinen Körper, schloss die Augen und versuchte seine Gedanken zu befreien. "Immer wieder ... Ich habe keine Lust mehr darüber nachzudenken." Ciel atmete tief durch und liess ein weiteres Seufzen über seine Lippen kommen. "Liebe ist ... zermürbend!" Kapitel 4: ... anstrengend! --------------------------- "Junger Herr! Junger Herr!" Ciel hörte schon von weitem die Stimme seines Hausmädchens Maylene, die ganz aufgeregt klang und immer näher kam. Leicht genervt sass er auf dem Stuhl in seinem Studienzimmer und studierte noch einmal die Unterlagen der japanischen Geschäftsmänner. "Junger Herr! JUNGER HERR!!!!!" Beim zweiten Ruf flog die Tür auf, knallte gegen die Wand, prallte von dieser ab und fiel laut krachend zurück ins Schloss. Der Earl konnte sich gerade noch so ein genervtes Stöhnen verkneifen, als er sich erhob, mit beiden Händen auf der dunklen Tischplatte abstützte und sein Hausmädchen ernst anschaute. "Maylene! Was ist passiert?" Der Ausruf ihres Namens brachte sie vorerst zum Schweigen und sorgte dafür, dass sie aufhörte ganz nervös herumzutänzeln. Nur gut, dass Sebastian nicht anwesend war. Oder war das schlecht? Immerhin wusste er immer mit der Dienerschaft des jungen Earls umzugehen ... Doch Ciel hatte nun keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen und wartete geduldig bis sich Maylene wieder beruhigt hatte, um ihm zu sagen, weshalb sie so aufgeregt war. Etwas nervös wippte die junge Frau von einem Bein aufs andere und spielte dabei mit ihrer Schürze. Es war offensichtlich, dass sie ihre Hände beschäftigen wollte. "E-Es ist so ... Wi-Wisst Ihr ... junger Herr ..." Mit gesenktem Haupt und zittriger Stimme, stammelte Maylene vor sich hin. Das wurde Ciel zu doof! Schnellen Schrittes lief er um den Tisch herum, kam vor ihr zum stehen und blickte sie leicht argwöhnisch an. "Ja was denn nun? Spann mich nicht so auf die Folter!" Er hasste es, wenn seine Diener erst so aufgeregt hereinplatzten, dass die Tür fast aus den Angeln flog und dann nur stammelnd herum drucksen konnten. Da war es nur allzu verständlich, dass er etwas ungehalten wirkte, zumal er mehr als genug Arbeit noch vor sich hatte. "J-Jawohl!" Sie verneigte sich tief und verharrte in ihrer Haltung. So war die junge Frau nicht gezwungen ihren Herrn anzusehen, wobei ihr dabei ohnehin immer etwas mulmig zu Mute war. Oft hatte sich Maylene gefragt wieso der junge Earl eine Augenklappe trug, doch wagte sie es nicht ihn danach zu fragen, denn sie wollte ihn keinesfalls kränken oder beschämen. "Es ist ... Lady Elizabeth! ... S-Sie ist gerade angekommen!" brachte sie schliesslich gezwungen hervor und bewegte sich immer noch nicht. Das Hausmädchen kniff die Augen zusammen und war auf die Reaktion ihres Herrn gefasst, die auch prompt folgte ... Einen Moment schwieg Ciel und wusste gar nicht wie er handeln sollte. Dann aber schaffte er sich wieder zu sammeln und war sichtlich schockiert. "Waaaas?" rief er gedehnt und packte Maylene an den Schultern. "Bist du dir sicher? Aber sie hat sich gar nicht angekündigt ... Oh nein, was für eine Katastrophe!" Er liess sie los und ihr leises >Ja bin ich, mein junger Herr.< hörte er schon gar nicht mehr, da er sein Studienzimmer bereits verlassen hatte. Nicht genug, dass die japanischen Geschäftsmänner noch ein paar Tage in seinem Anwesen wohnen würden, da hatte sich letzte Nacht noch Prinz Soma samt seinem Diener hier einquartiert. Dass nun noch seine Verlobte dem jungen Earl einen Überraschungsbesuch abstattete gab ihm fast den Rest, wo er die letzten Tage ohnehin mehr als überspannt war. "Sebastian!" rief er laut und hoffte inständig, dass sein Butler schnellst möglich zu ihm kommen würde, während er durch die Korridore des Anwesens eilte, um den schnellsten Weg in die Eingangshalle zu finden und so seine Verlobte vielleicht noch aufzuhalten. Insgeheim wusste Ciel natürlich, dass dies ein hoffnungsloses Unterfangen sein würde, weshalb er unbewusst seine Schritte verlangsamte und schliesslich stehen blieb, ehe er die Halle erreichen konnte. "Sebastian!!" hallte es ein zweites mal durch die Flure der Villa. "Verzeiht, junger Herr!" Sein Diener war neben ihm aufgetaucht und verneigte sich leicht vor ihm. "Ich habe Lady Elizabeth in Empfang genommen. Überraschender Weise stattet sie Euch einen Besuch ab. Tee habe ich ebenfalls vorbereitet! Sie wartet im Speisesaal auf Euch. Folgt Ihr mir, junger Herr?" Wieso nur musste er so überaus perfekt sein? Es hatte durchaus seine Vorteile wenn er einen so eifrigen Butler an seiner Seite hatte, allerdings ... Im Moment schienen nur die Nachteile seines wahnsinnigen Talents zum tragen zu kommen. Noch ehe der junge Earl selbst vom Besuch seiner Verlobten wusste, hatte sein Butler tatsächlich schon alles für ihren Empfang erledigt und sogar schon Tee aufgebrüht! Eigentlich sollte er stolz sein, wegen der Kompetenz seines Dieners, aber im Augenblick ärgerte es ihn nur, da er Lizzy nun wirklich nicht auch noch in dem Chaos gebrauchen konnte. Eine Weile wiegte er seinen Körper deswegen leicht hin und hergerissen und hatte eine Hand überlegend unter das Kinn geklemmt. Schliesslich öffneten sich die Lippen des Earls und ein leises, aber gedehntes Seufzen kam zum Vorschein. "Verstehe ... Danke Sebastian! Du verblüffst mich selbst nach fast 8 Jahren an meiner Seite immer wieder. Ja ich werde dir in den Speisesaal folgen, ich kann Lizzy nun nicht warten lassen, wenn sie schon hier ist." Ciel hatte keine wirkliche Lust darauf, hatte er doch noch viel zu viel Arbeit zu erledigen und musste zusätzlich noch aufpassen, dass Prinz Soma seine Gäste aus Japan nicht zu sehr belästigen würde. Allerdings war er noch immer ein Gentleman, der sich nun mal seiner Pflicht bewusst war, die er mit sich trug seiner Verlobten gegenüber. Weshalb er selbstverständlich nicht ablehnte Sebastian in den Speisesaal zu folgen, wenn auch mit starkem innerlichem Widerwillen. Sebastian hingegen grinste breit bei der Aussage seines Herrn. Es kam nicht oft vor, dass dieser ihn lobte und gleichzeitig tadelte. Der Butler hatte genau raus gehört, dass es dem jungen Earl zu wieder war, dass er seiner Pflicht auch diesmal so gewissenhaft nachgekommen war, aber ändern konnte er es nicht. "Als Butler der Familie Phantomhive -" "Jaja ... solltest du so etwas schon beherrschen ... Langweile mich jetzt nicht mit diesem Spruch, ich habe ihn oft genug gehört. Erzähl es jemandem den es interessiert. Und jetzt bring mich in den Speisesaal!" Ciel hatte seinen Butler unterbrochen, hatte er nun wirklich keinen Kopf für dessen Spielereien. Leicht genervt blickte er ihn an und verdrehte sein Auge, seufzte erneut und setzte sich dann allmählich in Bewegung. "Jawohl, mein junger Herr." antwortete der in Schwarz gekleidete Mann mit einer demütigen Verbeugung und lief so gleich den langen Flur entlang, seinem Herrn voraus, um ihn in den Speisesaal zu geleiten. Kaum wurde die Tür geöffnet und Ciel erschien auf der Bildfläche, hatte er schon eine hysterisch kreischende junge Frau an seinem Hals hängen. "Ciiieeeeel!!!! Da seid Ihr ja! Ich freue mich so wahnsinnig Euch zu sehen. Lasst Euch ansehen. Ihr seht müde aus. Schlaft Ihr nicht genug?" Elizabeth war auf ihren Verlobten zu gestürmt und hatte ihre Arme fest in seinen Nacken geschlungen, drückte sich dabei an ihn und überflutete den jungen Earl regelrecht mit ihrer Euphorie und ihren Worten. Ein bisschen überfordert und unschlüssig was er nun tun sollte, schob er seine Verlobte etwas von sich weg und versuchte ein Lächeln. Liess sich dabei ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen und räusperte sich kurz hinter vorgehaltener Hand. "Liebste Lizzy, ich freue mich über Euren unangekündigten Besuch. Allerdings frage ich mich, was mir diese Ehre verschafft hat, in dieser etwas ungünstigen Zeit. Ich habe Gäste ... japanische Geschäftsmänner, ein Auftrag Ihrer Majestät der Königin." Ciel wog seine Worte in Gedanken genau ab, ehe er zu sprechen begonnen hatte, wollte er seine Verlobte auf keinen Fall kränken oder vor den Kopf stossen. Mit dem Ergebnis seiner Überlegung war er einigermassen zufrieden. Lady Elizabeth hatte den Earl mittlerweile losgelassen und schien zu überlegen, ob die Worte nun schlecht oder gut waren. Weil sie nicht reagierte, griff Ciel nach ihrer Hand, hob sie langsam, aber in einer fliessenden Bewegung, an und senkte anschliessend sein Haupt hinab, um ihr einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. Anschliessend richtete er sich wieder auf und lächelte sie an. "Wollen wir uns nicht setzen? Dann könnt Ihr mir den Grund eures Besuchs mitteilen. Bei einer Tasse Tee ist die Gesprächsführung entspannter." "Natürlich Ihr habt recht, Ciel. Ich habe mich nur von meiner Freude Euch wiederzusehen überwältigen lassen. Ich weiss ja, dass ihr sehr beschäftigt seid." Ihr fröhliches, euphorisches Lächeln schien sich bis auf die Knochen des jungen Earls zu bohren und er musste sich zusammenreissen, um nicht zu erschaudern. Dieses überglückliche Getue war einfach nichts für ihn und er liess sich auch nur selten davon anstecken, hatte er viel zu viel im Kopf, was ihn beschäftigte und um das er sich kümmern musste. Lady Elizabeth hakte sich bei ihrem Verlobten ein und schleifte ihn so fast hinter sich her zum Tisch, wo sie ihn auch erst wieder losliess und sich an die Seite setzte, da Ciel immer am Kopf des Tisches sass. Sebastian fand die Szene amüsant und grinste die ganze Zeit vor sich hin, trat – nachdem sein Herr auch Platz genommen hatte – an den Tisch heran und servierte sowohl dem jungen Earl, als auch seiner Verlobten eine Tasse Tee und ein Stück Schokoladenkuchen. Anschliessend platzierte er sich wie gewohnt leicht diagonal hinter dem Stuhl seines Herrn und verharrte dort bewegungslos. "Nun da wir sitzen und Tee und Kuchen haben ... danke Sebastian ... könnt Ihr – liebste Lizzy – mir den Grund Eures plötzlichen Besuchs verraten." Ciel hatte die Tasse ergriffen und sog den Duft des herrlichen Aromas ein, ehe er kurz daran nippte und sie wieder nieder stellte, um sich dem Kuchen zu widmen. Sein Butler wusste wirklich wie man backt! Als das Stück von der Gabel auf seine Zunge traf, explodierten seine Geschmacksnerven fast. Immer wieder aufs Neue war er erstaunt darüber, wie gut Sebastian doch sein Handwerk beherrschte. Geniessend schloss der junge Earl einen Moment die Augen und liess den Kuchen auf seiner Zunge fast zergehen, ehe er seinen saphirblauen Seelenspiegel wieder auf Lady Elizabeth richtete, um sich ihre Antwort anzuhören. Etwas verblüfft über das Bedanken mitten in seinem Satz, beobachtete der Teufel noch jede Bewegung seines Herrn. Während Lady Elizabeth den Kuchen ebenfalls probierte, ehe sie die Frage ihres Verlobten beantworten wollte, doch zuvor hatte sie noch etwas anderes im Sinn. "Wahnsinn! Der Kuchen ist toll Sebastian! Wie machst du das nur immer? Ich habe ja schon einiges von deinen Koch – und Backkünsten probiert und ich bin immer wieder erstaunt. Es ist einfach zu gut." platze sie heraus und grinste den Butler hinter Ciel's Stuhl freudestrahlend an. "Als Butler der Familie Phantomhive, sollte ich so etwas schon beherrschen." erwiderte Sebastian und verbeugte sich mit einem breiten Lächeln. "Nein im ernst! Du bist doch kein normaler Butler. Normale Butler können nicht so ... so viele Sachen ..." Ciel verdrehte sein Auge angesichts der wirklich sinnlosen Konversation, wusste er genau, dass Lizzy keine richtige Antwort von dem Teufel erhalten würde und widmete sich schliesslich wieder seinem Kuchen. "Ich bin einfach nur ein teuflisch guter Butler!" grinste Sebastian und richtete sich wieder auf. Lady Elizabeth verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund und seufzte, sie hatte gemerkt, dass es sinnlos war sich mit Sebastian darüber unterhalten zu wollen, da er immer wieder das selbe sagen würde. Schliesslich widmete sie sich wieder ihrem Verlobten. "Der Grund meines Besuchs ..." fing sie an und bekam so die Aufmerksamkeit des jungen Earls zurück. "Ich bin hergekommen, weil Ihr schon bald Geburtstag habt, Ciel. Und ich will etwas mit Euch unternehmen. Es ist Winter und es liegt Schnee, die Themse ist wieder mal zugefroren. Abgesehen von meinem Geschenk für Euch, möchte ich dass Ihr glücklich seid und den Tag mit Euch verbringen. Ich will gern mit Euch zusammen Schlittschuhlaufen gehen." Sie erklärte erst und redete drum herum, wollte die Spannung erhöhen und die Reaktion genau abwägen. Gebannt lagen ihre Augen auf Ciel's Gesicht und fingen die kleinste Zuckung auf. Als der junge Earl seiner Verlobten lauschte, hielt er gerade die Tasse Tee in der Hand und hätte sich fast daran verschluckt, als er daran nippte. Er konnte gar nicht Schlittschuhlaufen! Er hatte absolut keine Ahnung wie man das machte und hegte eigentlich auch kein grosses Interesse daran es zu lernen. Allerdings würde er für seine Verlobte so einiges tun, da er wusste, dass sie sonst verstimmt wär, wenn er ablehnen würde und das wollte er auf keinen Fall. Einen Moment mit der Fassung ringend, überlegte er hin und her, ob er sich aus der Nummer nicht vielleicht doch noch herauswinden könnte, wie eine Schlange aus einem Leinensack. Leider fand er keine Möglichkeit, ohne Lizzy zu kränken, weshalb er schliesslich ein Seufzen unterdrückte und die Teetasse wieder auf dem Tisch platzierte. Mit festem undefinierbarem Blick und völlig emotionslosem Ausdruck im Gesicht, schaute Ciel seine Verlobte an und räusperte sich kurz, ehe er seine Stimme erhob. "Nun ... wenn das Euer Wunsch ist Lizzy, dann will ich ihn Euch erfüllen und werde mit Euch Schlittschuhlaufen gehen." Das würde die absolute Katastrophe werden! Er hatte doch davon keine Ahnung und würde sich ganz sicher bis auf die Knochen blamieren. Nach aussen hin blieb er ruhig und gelassen, während seine Innereien Tango tanzten und ihm zu verstehen versuchten, dass er das lieber bleiben lassen sollte, wenn er nicht zum Gespött der ganzen Stadt werden wollte. Vom Wachhund zur Lachnummer! Grossartige Vorstellung! Aber ... Halt! Einen Ausweg gab es noch. Ein Lichtblick. Seine letzte Hoffnung. Der Strohhalm, an den sich der junge Earl klammern konnte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hörte auch der Tanz in seinem Inneren langsam wieder auf und er beschloss sich später darum zu kümmern. Denn sich kompromittieren war das letzte was er wollte. "Wirklich?!" Lady Elizabeth strahlte ihn mit ihren smaragdgrünen Augen an, die richtig glänzten. Ein breites Lächeln lag auf ihren Lippen und dann ... ... dann sprang sie auf, überbrückte schnell den geringen Abstand zwischen sich und ihrem Verlobten und warf sich ihm an den Hals. Nur gut, dass er gerade weder Tasse noch Teller in der Hand hielt, hatte er doch tatsächlich mit so einer Reaktion gerechnet und war dementsprechend auch gefasst. "Oh Ciel! Ich liebe Euch! Das wird ein ganz toller Tag, Ihr werdet sehen. Danke! Vielen, vielen Dank." Sie löste sich langsam wieder von ihm und strahlte ihn noch immer an. Die Euphorie – die ihren Körper erfüllte – sprang ihr fast schon aus dem Gesicht. Allerdings liess sich Ciel davon nicht beeindrucken und schon gar nicht anstecken. Völlig gelassen sass er da und versuchte wenigstens ein Lächeln, um seiner Verlobten so eine kleine Freude zu machen. Sie setzte sich wieder und war rundum glücklich, konnte gar nicht aufhören zu lächeln. Liebe? Da war es wieder! Das Thema, was den jungen Earl so fertig machte und forderte, ihn regelrecht mit lauter kleinen Nadelstichen piesackte, bis es ihm irgendwann doch zu bunt werden würde und er explodieren würde. "Natürlich, ist das mein ernst. Wir werden Schlittschuhlaufen gehen. Doch jetzt müsst Ihr mich leider entschuldigen, ich habe noch einiges zu tun, was auf keinen Fall warten kann, da es im Auftrag Ihrer Majestät der Königin ist." Ciel erhob sich, trat vor den Stuhl von Lady Elizabeth und griff sanft nach ihrer Hand, hielt sie hoch, als wär sie etwas Zerbrechliches. Mit sehr viel Gefühl, balancierte er die schlanken Finger in seiner Handfläche, beugte sein Haupt nieder und drückte seine Lippen auf den samtigen Stoff ihrer Handschuhe. Als er sich wieder erhob, zeigte er ein ehrliches Lächeln und blickte in das vor Verwunderung und Scham leicht gerötete Gesicht seiner Verlobten. Lizzy war viel zu überrascht wegen der Geste, dass sie im ernsten Moment gar nicht reagieren konnte. Wild pochte ihr Herz in ihrer Brust und stahl ihr den Atem. "Es tut mir aufrichtig leid Euch nun alleine lassen zu müssen. Ihr könnt den Kuchen zu Ende essen und Sebastian wird Euch dann nach draussen bringen. Aber ich muss nun wirklich meiner Arbeit nachgehen. Bitte verzeiht Lizzy." Er liess ihre Hand los und schritt langsam zur Tür des Speisesaals. Noch ehe er sie erreicht hatte, stand Sebastian schon parat, um sie für ihn zu öffnen. Ciel winkte nur ab, woraufhin sich der Butler vor ihm verneigte und die Tür wieder hinter ihm schloss. Ungefähr eine halbe Stunde später, klopfte es an die Tür des Studienzimmers und brachte den jungen Earl dazu von dem Stapel Papiere aufzusehen. "Herein!" Sebastian kam in den Raum geschritten, verbeugte sich – wie immer – und kam auf den Schreibtisch zu, blieb kurz davor aber stehen und schaute auf seinen Herrn hinab. "Verzeiht die Störung, junger Herr. Lady Elizabeth ist soeben wieder abgereist." Der Teufel hätte das gar nicht sagen müssen, Ciel wusste auch so schon weshalb er aufgetaucht war, ohne dass er ihn darum gebeten hatte. Er nickte, nahm einen Stoss Papier und hob ihn hoch, klopfte diesen einige male auf den Tisch, dass die Blätter alle ordentlich aufeinander lagen. Nachdem er den Stapel bei Seite gelegt hatte, stützte er die Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger ineinander und legte sein Kinn darauf. Der junge Earl schaute seinen Butler überlegend an. Hatte er nun genug Zeit gehabt darüber nachzudenken und war sich sicher, dass es keine andere Lösung für dieses Problem gab. Nach einer Weile löste er sich aus seiner Haltung und räusperte sich hinter vorgehaltener Hand. Sebastian hingegen hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt. Stur stand er da, kerzengerade – als würde ihm ein Stock im Hintern stecken – verzog dabei keine Miene und beobachtete jede Regung seines Herrn. "Sebastian?" "Ja, junger Herr!" "Es ist wegen Lizzy. Wegen ihrem Wunsch mit mir Schlittschuh zu laufen." Der Teufel wusste schon auf was das Gespräch hinauslaufen würde, auch wenn der junge Earl eine Pause einlegte, wohl um ihm die Zeit zu geben, selbst auf den Wunsch zu kommen. Ciel erhoffte sich insgeheim, dass er es sich ersparen konnte Sebastian direkt zu fragen, denn immerhin wusste sein Butler sonst so gut über seine Gedankengänge Bescheid. Auch diesmal war er sich sicher, dass Sebastian längst wusste, was er von ihm wollte. Dieser schaute ihn aber nur erwartungsvoll und mit einem wissenden Grinsen an. Arroganter Teufel! Wieso musste er sich auch immer dumm stellen? Dieses Grinsen in seinem Gesicht, verriet dem Earl, dass er recht hatte, aber er wusste, wenn er es ihm vorwerfen würde, dass er genau wusste worauf er hinaus wollte, würde sich sein Butler nur noch dümmer hinstellen und absolut dilettantisch tun, nur um ihn zu ärgern. Er seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, liess die Arme rechts und links über die Lehne baumeln, hatte die Beine gerade unter den Tisch gestreckt und starrte an die Decke. "Ich kann nicht Schlittschuhlaufen!" So! Nun hatte er es gesagt. Der gehässige Gesichtsausdruck seines Dieners brannte sich vor sein inneres Auge, doch wagte er es nicht ihn nun anzusehen, denn wirklich sehen wollte er Sebastian's Gesicht nicht. "Ich weiss, junger Herr." gab sein Butler grinsend zurück und bewegte sich immer noch nicht. "Was erwartet Ihr nun von mir?" fügte er hinzu, nachdem Ciel weiterhin die Decke des Raumes anstarrte und keine Anstalten machte weiter zureden. "Das weisst du genau!" zischte er und sprang auf. "Pardon, ich kann nicht in Euren Kopf hineinschauen. Wenn Ihr so gnädig wärt mich an Euren Gedanken teilhaben zu lassen, ist es mir sicher möglich Eurem Begehren nachzukommen." Er wusste es! Ciel hatte mit dieser Reaktion gerechnet, was seinen Ärger in keinster Weise minderte. Jedoch beschloss er sich nichts anmerken zu lassen und kam langsam um seinen Schreibtisch herum geschritten, um vor seinem Butler stehen zu bleiben. Was musste Sebastian auch immer so geschwollen reden? Manchmal fragte er sich wirklich, ob der Teufel nicht heimlich eine Schule für Etiketten und Bräuche der Adligen besucht hatte. Ihm passierte nie ein Patzer in seiner Aussprache. Aber ... dafür war er ja auch ein teuflisch guter Butler ... sein teuflisch guter Butler! "Natürlich! Entschuldige ... ich bin nur im Moment etwas überarbeitet. Der Auftrag Ihrer Majestät, die japanischen Geschäftsmänner, Prinz Soma ... und jetzt auch noch Lizzy. Ich weiss bald nicht mehr wo mir der Kopf steht." Er wusste gar nicht wieso er das seinem Diener sagte, ging es diesen doch gar nichts an, was ihn so aufbrachte. Andererseits konnte er nur ihm allein vollkommen vertrauen. Was er wohl nach der langen Zeit nun langsam zur Gewohnheit werden liess. Sebastian war kurz verwundert darüber, dass sein Herr sich bei ihm entschuldigte. War das nun schon das zweite mal innerhalb kürzester Zeit gewesen. Nur dass es ihm dieses mal sichtlich leichter gefallen war, da es beiläufig geschah. Schliesslich seufzte Ciel erneut, stellte sich dann aber gerade hin, blickte seinen Butler ernst an und machte eine Geste, als wolle er seine Augenklappe entfernen, liess es dann aber doch. "Sebastian! Ich will, dass du mir Schlittschuhlaufen beibringst! Ich will Lizzy nicht enttäuschen und ich will mich nicht blamieren. Nicht vor Lizzy, nicht vor der Stadt, vor niemandem. In gut einer Woche ist mein Geburtstag, bis dahin will ich diese Kunst beherrschen." Kaum hatte der junge Earl ausgesprochen, kniete der Teufel auch schon vor ihm. Er ahnte schon, dass es nicht einfach werden würde, dass er dafür seine Arbeit zurückstellen müsste und es ziemlich langwierig und frustrierend werden würde. "Jawohl, mein junger Herr!" Zufrieden mit sich und seinem Plan, entspannte sich Ciel wieder etwas und lächelte sogar. "Ich will morgen anfangen." Er machte eine Pause. "Aber Sebastian?" "Was wünscht Ihr?" Eindringlich schaute er auf seinen Butler hinab, der immer noch vor ihm kniete und atmete tief durch. "Es darf niemand mitbekommen!" "Jawohl, mein junger Herr!" Ein diabolisches Grinsen zierte das blasse Gesicht und liess die roten Augen noch mehr hervorstechen. Auch wenn der Earl nicht genau wusste, was das zu bedeuten hatte, oder was Sebastian damit bezwecken wollte, so wusste er eins. - Dass sein Diener sich niemals seinem Befehl widersetzen würde und alles zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigen würde. Schliesslich begab sich Ciel wieder auf seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch, denn er würde nun lange arbeiten müssen, um sich die Zeit für Sebastian's Schnittschuhlaufunterricht zu nehmen. Seufzend brütete er über den Papieren, als ihm wieder in den Sinn kam, was seine Verlobte zu ihm gesagt hatte. >Ich liebe Euch!< Was empfand er für Lady Elizabeth? War es auch Liebe? Verbog er sich deswegen so, um sie glücklich zu machen? Ein Laut kam ihm über die Lippen, der an ein zischendes Brummen erinnerte, als er sich resigniert in seinem Stuhl zurücklehnte und die Augen schloss. Seine Hand fuhr hoch und legte sich auf seine Stirn. Was sollte das ganze überhaupt? Das konnte doch keine Liebe sein. Jedenfalls nicht nach Sebastian's Definition davon. Lizzy war eher so etwas wie eine Schwester für ihn. Er wollte sie beschützen und glücklich machen, aber dieses tiefe, innige Gefühl – von dem sein Butler gesprochen hatte – verspürte er in ihrer Gegenwarte nicht. Allerdings schien sie ihn zu lieben, zumindest hatte sie das gesagt. Stöhnend kippte er seinen Körper wieder nach vorn, bis er mit dem Kopf auf dem Tisch landete und die Arme baumeln liess. Das ganze nervte ihn, verwirrte ihn und überforderte ihn. Er hatte eigentlich keine Lust darauf! Aber hatte er überhaupt auf irgend etwas Lust? Da war er sich gar nicht so sicher. Er handelte immer nur, erledigte Aufgaben, versuchte in der Gesellschaft gut dazustehen. Hin und wieder machten ihm seine >Spiele< auch Spass. Aber richtig Lust hatte er nie. Oder ehrliche Freude ... Das war etwas was Ciel fehlte. "Warum muss das alles so kompliziert und nervig sein?" murmelte er vor sich hin. "Alles wegen Liebe?" Natürlich erwartete er keine Antwort, obwohl Sebastian noch im Raum war. Ein ziemlich entnervtes Seufzen schlich sich aus seiner Kehle und hätte jeden normalen Menschen dazu veranlasst nach dem Befinden zu fragen. Aber sein Diener war kein Mensch und das war gut so. Der junger Earl wusste nur, dass er sich auf sehr strapaziöse Lehrstunden gefasst machen konnte, ob er nun wollte oder nicht. Denn immerhin war sein Ziel die Kunst des Eislaufens zu erlernen und das war sicher alles andere als einfach. Er schloss die Augen und atmete laut aus. "Liebe ist ... anstrengend!" Kapitel 5: ... lehrreich! ------------------------- "Junger Herr! Ist Euch etwas passiert?" Sebastian klang leicht besorgt und glitt mit einer geschmeidigen Eleganz über den gefrorenen Fluss, dass er jedem Eiskunstläufer mit Leichtigkeit seinen Titel streitig gemacht hätte. "Nein! Mir geht es gut ... Mach dich gefälligst nicht über mich mich lustig!" Ciel war sichtlich genervt. Schaffte der junge Earl es nicht einmal sich auch nur zwei Minuten in den mit Kufen besetzen Schuhen auf der spiegelglatten Oberfläche aufrecht zu halten. Resigniert sass er auf de kalten Untergrund und spürte wie seine Beine langsam taub wurden. Viel zu oft war er schon hingefallen, viel zu oft hatte er ungewollte Stunts vollführt. Seine Kleider waren mittlerweile nass und die klamme Kälte kroch seinen Körper empor, schlich sich bis zu seiner Brust und raubte ihm teilweise den Atem. Zudem nervte ihn, dass sein Butler mit so offensichtlicher Bagatelle die kompliziertesten Eisfiguren vollführte und dabei die ganze Zeit überheblich grinste. "Nichts liegt mir ferner, junger Herr. Darf ich Euch helfen? Vielleicht sollten wir für heute aufhören. Es ist nicht förderlich für Eure Gesundheit, wenn ihr Euch weiterhin mit den nassen Kleidern herum plagt. Mit Verlaub, Ihr habt wirklich keinen Gleichgewichtssinn. Es ist noch anstrengender Euch hier zu trainieren, als beim Tanzen." Der Teufel konnte sich den Kommentar nicht verkneifen, als er seinem Herrn auf die Füsse half. Glücklicher Weise waren sie an einer abgelegenen Stelle des zugefrorenen Flusses, wo sie frei von jedweder Beobachtung standen und somit recht unbeschwert üben konnten, ohne Angst zu haben, dass sich das Ansehen des Earls schmälert, würde jemand seine kläglichen Eislaufversuche sehen können. Ciel wollte sich ja auf keinen Fall von Sebastian helfen lassen, weswegen er ständig das Gleichgewicht verlor und in den absurdesten Positionen unangenehm verdreht auf dem harten, kalten Untergrund gelandet war. Ein abfälliger Laut schlich sich durch die leicht gespaltenen Lippen des jungen Earls, als er die Worte seines Dieners vernahm. Doch liess er sich widerstandslos von ihm aufhelfen und auch stützen. Ungern gab er zu, dass er recht hatte. Nein! Er hasste es sogar, wenn er so offensichtlich recht hatte. Eigentlich hatte Ciel nämlich gar keine Lust schon aufzugeben, aber die Kälte wurde langsam so unerträglich, dass sein Körper unkontrolliert anfing zu zittern. Sein Puls beschleunigte sich und sein Herz schlug dabei unangenehm kräftig und schmerzhaft gegen seine Rippen, während er sich mehr unbewusst in den Mantel seines Butlers klammerte, um nicht wieder zu stürzen. "Du hast Recht, Sebastian. Bring mich nach Hause, mach mir einen Tee und ein Bad! Ich kann mir jetzt keine Erkältung erlauben. Schliesslich habe ich nicht mehr viel Zeit." Bemüht beherrscht versuchte der Earl seine Stimme unter Kontrolle zu halten und mit aller Kraft nicht zu stammeln. Der frostige Windhauch, brachte ihn allerdings zum Schlottern und noch ehe er es verhindern konnte, schlugen seine Kiefer mit einem klappernden Geräusch aufeinander. Sebastian blickte ihn besorgt an und wollte natürlich auch nicht, dass sein Herr erkranken würde. Wenn er nur nicht immer so starrsinnig wär ... Allerdings war sich der Teufel nun sicher, dass der junge Earl in der zweiten Lehrstunde um einiges kooperativer sein würde, da er nun gemerkt hatte, dass sein eigenmächtiges Handeln kläglich scheiterte. "Wie Ihr wünscht, mein junger Herr!" Obwohl er Ciel mit dem Arm noch stützte, verneigte er sich leicht, hob ihn schliesslich einfach hoch und glitt mit der Grazie eines Schwans über das Eis ohne auch nur einmal aus dem Takt zu kommen. Insgeheim wünschte sich der Earl, dass sein Butler wenigstens mal stolpern würde. Zugern hätte er gesehen, wie er fiel. Aber diesen Gefallen würde er ihm nur tun, wenn er es ihm befehlen würde und das war nun wirklich unter seiner Würde. Am Ufer liess Sebastian seinen Herrn wieder runter, platzierte ihn auf einem Stein, nachdem er dort seinen eigenen Mantel drüber gelegt hatte, dass er nicht auf der harten und eisigen Oberfläche sitzen musste. Darunter trug er sein Hauslehreroutfit. Auch die Brille hatte der Teufel nicht vergessen. Er liebte dieses Spiel, da es die einzigen Gelegenheiten waren, in denen er es war, der die Zügel in der Hand hielt und entscheiden konnte, was getan werden musste. Anschliessend kniete sich der Butler vor dem Earl nieder, wobei er ein Bein anstellte, darauf die Beine seines Herrn legte, um die Eislaufschuhe zu entfernen und ihn wieder in seine Boots zu stecken. Schnell war dieser Teil erledigt, dann entledigte sich Sebastian seiner eigenen Kufenschuhe und schlüpfte kurzerhand in seine normalen Schuhe zurück. Noch immer sass Ciel auf dem Stein, gepolstert und auch etwas von unten gewärmt durch Sebastian's Mantel. Wobei er sich ernsthaft fragte, wie das möglich war, dass der Mantel nicht einfach runter kühlte. Allerdings war er es von seinem Diener schon gewohnt, dass dieser schier unmögliche Dinge erledigte, als wären sie das normalste der Welt. Wieso sollte es ihm dann nicht auch möglich sein, seinen Mantel wärmend zu präparieren. Eigentlich mochte der junge Earl es gar nicht, wenn sein Butler auf seine teuflischen Fähigkeiten zurückgriff, doch in diesem Moment war er ihm insgeheim dankbar dafür. Denn unbewusst entspannte sich der zitternde Körper wieder ein wenig und auch das Atmen fiel Ciel sichtlich leichter. Er beschloss es nicht zu hinterfragen, sondern einfach so zu akzeptieren, denn jetzt wollte er ohnehin nur noch nach Hause. "Sebastian? ... Ich will dass du mich trägst. Mir ist kalt und meine Beine sind vom Eis ganz taub. Es würde ewig dauern, wenn ich versuchen wollte, selbst zurück zu gehen." Mit fester Stimme und leicht barschem Unterton befahl er dies seinem Butler, auch wenn er es nicht direkt als Befehl ausgedrückt hatte. Allerdings musste er das auch nicht, denn er wusste, dass Sebastian auch so tun würde, was er von ihm verlangte. Die krampfhaft verbissen, kalte Stimme war Absicht gewesen. Sie duldete keinen Einwand und somit auch keine Fragen. Ciel war es so schon unangenehm genug so etwas von seinem Diener zu verlangen. Doch wusste er, dass dieser es gewissenhaft erledigen würde. Der Earl versuchte lediglich seine eigene Unsicherheit zu überdecken, als er die Worte sprach. Hatte er sich doch schon viele male von Sebastian tragen lassen, gerade wenn sie in einer wichtigen Mission waren und schnell den Ort wechseln mussten, oder er selbst in Gefahr war, da er bei dem Teufel in den Armen einfach am sichersten war. Jedoch überkam ihn in letzter Zeit dabei immer ein äusserst merkwürdiges Gefühl, wenn er seinem Butler körperlich so nah war. Ein unangenehmes Ziehen breitete sich dann jedes mal von seinem Magen aus und schlich sich durch seine Adern selbst in die entferntesten Winkel seines Körpers. Auch erhöhte sich oftmals sein Puls ohne dass er es wollte. Ciel versuchte dann immer wütend auf Sebastian zu sein, um dieses quälende Gefühl im Keim zu ersticken. Es gefiel ihm nicht und er wollte es nicht, zumal er es nicht verstand. Manchmal dauerte es länger, bis er das Kribbeln wieder loswurde, manchmal ging es schneller, davon abhängig wie wütend er war. "Jawohl, mein junger Herr. Ich hätte Euch ohnehin nicht erlauben können selbst zu gehen, aus den von Euch genannten Gründen." Sebastian verneigte sich abermals demütig und schloss diesmal sogar einen Moment lang seine Augen. Aufschneider! Was bildete sich dieser überhebliche Teufel ein? Glaubte er ernsthaft solche Entscheidungen treffen zu dürfen? Aber prinzipiell war Ciel selbst Schuld, da er Sebastian befohlen hatte, alles zu tun, um ihm rechtzeitig Eislaufen beizubringen. Für diesen Befehl hatte er ihn sogar mit beiden Augen angesehen, was eine Seltenheit war, aber bedeutete, dass er es absolut ernst meinte. Tief sog der Earl die kühle, feuchte Luft in seine Lungen und liess ein Seufzen erklingen, als er wieder ausatmete. Also hatte er doch die Befugnis solche Entscheidungen zu treffen ... Als Ciel das bewusst wurde, schien es als würde sein Magen sich um 180 Grad drehen. Er konnte sich gerade noch so beherrschen, sich nicht auf der Stelle zu übergeben. Doch konnte er ein Würgen nicht unterdrücken und hielt für kurze Zeit den Atem an. "Ja ... und jetzt schau mich nicht so an. Du bist mein Butler und kein Hund! Bring mich endlich nach Hause." Da war es wieder! Erst Besorgnis und dann ... Verwunderung. Mit der Zeit hatte der Earl gelernt aus den rostroten Iriden seines Dieners zu lesen. Auch wenn diese Anzeichen immer nur für den Bruchteil einer Sekunde aufblitzten, so hatte er sein eigenes Auge geschult, um eben diese Momente einzufangen. Nun musste er selbst grinsen. Es gefiel Ciel ungemein, wenn er es schaffte den Teufel in Staunen zu versetzen, sei es nur für einen Wimpernschlag, in dem es sichtbar war. Sebastian war wirklich erstaunt über die barsche Art seines Herrn, doch war es auch genau das, was er an ihm mochte und vor allem schätze. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hob er den jungen Earl schliesslich auf seine Arme und deckte ihn zusätzlich mit seinem Mantel zu, den er nicht wieder angelegt hatte. Der Teufel wusste, dass er so zumindest nicht zu sehr unterkühlen und auf keinen Fall erfrieren würde, bei dem rasanten Tempo, welches er unter solchen Umständen gerne an den Tag legte. "Wünscht Ihr schnell nach Hause zu kommen?" ,fragte er leicht unbesonnen und setzte sich langsam in Bewegung. "Natürlich, du Idiot! So schnell wie möglich! Also hör auf herumzuschleichen." Ciel war es gerade Recht, dass er seinen Butler jetzt leicht in den Senkel stellen konnte. So war es ihm möglich seine Wut wieder zu schüren und dieses wirklich nervig kribbelnde Gefühl in seinem Inneren, was sein Herz schneller schlagen liess und seine Wangen dazu brachte sich vor Hitze rot zu färben, würden sie nicht schon durch die kalte, feuchte Luft in der Farbe des Sonnenuntergangs erstrahlen. Sebastian grinste breit, sogar so breit, dass sich seine Augen zu schmalen Schlitzen verengten. "Wie Ihr wünscht, junger Herr!" Da der Teufel den jungen Earl ohnehin schon auf seinen Armen hielt, drückte er ihn etwas stärker an seinen Körper. Er wollte verhindern, dass er runter fallen würde. Ciel hingegen schlang seine Arme um Sebastian's Nacken, um sich selbst auch noch festzuhalten, wusste er genau, dass er nun nicht mehr viel von seiner Umgebung sehen würde, da sein Butler dafür einfach viel zu schnell laufen konnte. Kurze Zeit später erreichten sie auch schon das Anwesen und Sebastian wurde wieder langsamer, trug seinen Herrn allerdings noch bis vor die Tür. Dort liess er ihn aber runter, da es doch ein seltsames Bild vor der Dienerschaft abgegeben hätte. Schliesslich war Ciel keine zwölf mehr und die Belegschaft wusste nichts davon, dass der – ach so tüchtige Sebastian – ein wasch echter Teufel war und es durchaus seinen Sinn machte, wenn er den jungen Earl trug. "Wir sind zurück, junger Herr." ,sagte Sebastian freundlich und öffnete die Tür für ihn. "D-Danke Se-Sebastian ..." Ciel war kalt! Zu kalt! Der schnelle Lauf und der dadurch entstandene Luftzug hatte einen Eiszapfen aus dem jungen Earl gemacht. Obwohl er es nicht wollte, klapperten seine Zähne geräuschvoll aufeinander. Krampfhaft klammerte er sich mit gekreuzten Armen vor der Brust in seine Schultern, während ihm die Knie weich wurden und zitterten. Er stiess kleine Atemwölkchen hervor und schnappte hektisch nach Luft, während er schon fast das Gefühl in seinen Gliedern verloren hatte. Obwohl Ciel Handschuhe trug, schmerzten ihm die Finger, als würden eintausend heisse Nadeln darin stecken. "Junger Herr! Vielleicht trage ich Euch lieber gleich in das Badezimmer?!" Dies war keinesfalls eine Frage, sondern mehr eine Feststellung gewesen. Sebastian wartete erst gar nicht die Antwort seines Herrn ab, sondern hob ihn wieder hoch. Dieser war ohnehin nicht mehr in der Lage seinen Körper wirklich zu kontrollieren, da sich die Kälte bis in seinen Geist gefressen hatte und ihm die Sinne betäubte. Sein Gehirn kannte in diesem Moment nur noch einen Gedanken: >Es ist kalt!< Schnell und ungesehen, wie ein Ninja, dabei lautlos und geschickt wie eine Katze, bewegte sich Sebastian durch die Villa und erreichte binnen weniger Sekunden das Badezimmer. Genauso schnell war die Wanne befüllt, sein Herr entkleidet und in dem dampfenden Bad niedergelassen. Das ganze geschah mit solcher Geschwindigkeit, dass der Earl – selbst wenn sein Gehirn nicht eingefroren gewesen wär – dem Geschehen nicht hätte folgen können. Ruhig blieb der Teufel diagonal hinter der Badewanne stehen und beobachtete seinen Herrn. Dieser verabscheute es unter normalen Umständen, wenn Sebastian seine teuflischen Kräfte einsetzte. Aber in diesem Fall, war es mehr als notwendig gewesen und Ciel war seinem Butler wirklich dankbar. Die Hitze des Wassers taute allmählich seine steif gewordenen Gliedmassen wieder auf und brachte das gestaute Blut in den verengten Adern zum Brodeln. Sein ganzer Körper schmerzte, weshalb der Earl eine ziemlich verkrampfte Haltung eingenommen hatte. Es tat weh! Unheimlich weh! Ciel hoffte keine Folgeschäden von diesem Ausflug davon zu tragen und versuchte sich langsam zu entspannen. Aus den Nadelstichen wurde ein unangenehmes aber erträgliches Pieken, dann ein merkwürdiges Kribbeln, was sich durch seinen ganzen Körper zog und ihm allerdings allmählich Entspannung verschaffte. Jetzt konnte der junge Earl wieder klarer denken, nachdem die Kälte vertrieben war. Sein Geist wurde ebenfalls ruhiger und ein erleichtertes Seufzen stahl sich über seine Lippen, während sich seine Augen schlossen und er sich einfach von dem warmen und dampfenden Wasser einhüllen liess. Wieso musste er auch immer erst seinen Willen durchsetzen? Schliesslich könnte Ciel ja auch gleich auf das hören, was Sebastian ihm zu sagen hatte. Auch wenn sein Butler ihn gerne mal provozierte, so würde er ihn niemals anlügen. Dieser verdammte Stolz! Früher war das wesentlich einfacher ... Früher, als er noch jünger war. Der Earl wusste genau, dass Sebastian unübertrefflich war in so ziemlich allem, doch wollte er oftmals vieles trotzdem erst auf eigene Faust versuchen, ehe er die Hilfe des Teufels gänzlich in Anspruch nehmen würde. Manchmal fragte er sich, ob sein Stolz ihn nicht vielleicht doch noch unter die Erde bringen würde. Aber diese Möglichkeit gab es für Ciel ja gar nicht. Denn Sebastian würde das um jeden Preis verhindern. "Sebastian! ... Hol mir einen Tee!" Seine Stimme klang nun schon wieder viel fester und war nur etwas heisser, was sich – so hoffte Ciel zumindest – bald wieder legen würde. Er konnte seinen Butler nicht sehen, da er hinter ihm stand, doch wusste er genau, dass er da war. Der Teufel verbeugte sich leicht. "Jawohl, mein junger Herr. Wünscht Ihr eine bestimmte Sorte?" ,fragte er höflich und verharrte in seiner Position. "Nein, du hast freie Hand ... nur lass dir nicht zu viel Zeit." ,winkte der Earl ab und hatte zu diesem Zweck seine Hand aus dem Wasser gehoben. "Wie Ihr wünscht, dann werde ich mich beeilen." Mit diesen Worten huschte Sebastian durch die Badezimmertür, so schnell und leise, dass Ciel nur einen leichten Windhauch von seiner Bewegung vernommen hatte. Er konnte sich nicht beschweren, hatte er seinem Butler eigens befohlen sich zu beeilen. Der junge Earl wusste, dass der Tee seinen Geist wieder beleben würde und er sich dann viel besser fühlen würde. Ausserdem war er sich sicher, dass Sebastian von alleine wusste, welche Sorte in seinem Zustand am besten für ihn wär. Ciel liess sich manchmal gerne einfach von ihm überraschen und wurde niemals enttäuscht. Während sein Körper in der Hitze des Wassers ruhig trieb, drifteten seine Gedanken ab. Sein Verstand war leicht benebelt durch die warmen Dunstschwaden, die um seinen Kopf herum waberten, da er sich bis zum Kinn in der Flüssigkeit versenkt hatte. Er überlegte, dass er bei den nächsten Stunden viel mehr auf Sebastian hören müsste, sich von ihm helfen lassen müsste, um sein Gleichgewicht in diesem fraglichen Vergnügen zu finden. Wieso tat er all dies? Wieso verbog er sich so sehr? Weil er seiner Verlobten einen Gefallen tun wollte, da diese es sich so sehr von ihm wünschte. Ciel konnte Lady Elizabeth einfach keinen Wunsch abschlagen. Ausserdem hatte sie ihm offenbart, dass sie ihn lieben würde. Da war es wieder! Wieder dieses Wort ... Resigniert seufzte der junge Earl und tauchte einen Moment ganz unter, hoffte so seinen Kopf wieder etwas freier zu bekommen. Doch kaum hatte er die Oberfläche mit dem Haarschopf durchbrochen und das Wasser aus seinen Augen geblinzelt, erblickte er seinen Butler – in seiner üblichen Kleidung mit einem Tablett in der Hand, auf dem eine Kanne Tee und eine Tasse, samt Untertasse standen – direkt vor sich. Also hatte sich der Teufel in der Zwischenzeit wieder umgezogen und den Standpunkt des Hauslehrers – zumindest für diesen Nachmittag – niedergelegt. "Euer Tee, junger Herr!" Der Butler goss die dampfende Flüssigkeit in die Tasse und reichte sie in leicht gebeugter Haltung seinem Herrn. Ciel nahm sie von der Untertasse runter und nickte anerkennend. Dann hob er das kostbare Porzellan an seine Nase, schloss seine Augen und liess sich von dem kräftigen Aroma betören. Doch war es ihm nicht möglich die Sorte zu identifizieren, da ihm der Geruch unbekannt war. Vorsichtig nippte er an dem Tee und versuchte den eigensinnigen Geschmack zu deuten. Mild und doch kräftig im Aroma, einzigartig und doch hatte er etwas Bekanntes. Ciel hatte einen ähnlichen Tee schon getrunken, aber diese Sorte war ihm fremd. "Was ist das?" ,fragte er deshalb und öffnete seine Augen, um seinen Diener zu fixieren. "Das, mein junger Herr, ist ein Darjeeling First Flash aus Jungpana. Er ist mild, weil er bereits im Frühling geerntet wird. Belebt allerdings effektiv Körper und Geist und sein Aroma ist unverkennbar. Ich hoffe Ihr mögt ihn." Sebastian antwortete prompt und sachlich wie immer, was den jungen Earl durchaus zufrieden stellte. "Ja, er ist nicht schlecht." ,bestätigte er die Aussage des Teufels und winkte diesem ab, als Zeichen, dass er aus seinem Blickfeld verschwinden sollte. Der Butler stellte sich – wie üblich – hinter seinen Herrn und wartete geduldig bis dieser die Tasse geleert haben würde, um sie wieder entgegen zu nehmen. Ciel liess sich Zeit dabei und genoss den Geschmack sowie die Wirkung des dunklen Gebräus sehr. Das war genau das, was er nun brauchte, um wieder klarer denken zu können, denn schliesslich hatte er noch ein Treffen mit seinen japanischen Gästen vor sich, um die Details der Verträge zu besprechen. Nachdem die Tasse geleert war, schloss der Earl einen Moment seine Augen und liess ein entspanntes Seufzen erklingen. Das Bad und der Darjeeling hatten ihm wirklich gut getan. Schliesslich öffnete er seine Augen wieder und richtete sich etwas auf. "Sebastian!" ,rief er nur. Sofort stand der Teufel neben ihm und nahm ihm die Tasse wieder ab, verwahrte sie auf dem Tablett und verliess geschwind das Badezimmer, war binnen einer Sekunde aber zurück. Diesmal mit leeren Händen. "Ich will jetzt raus." Ciel hatte seinem Körper genug eingeheizt und seinen Verstand weichgekocht. Seine Haut schlug so viele Falten, da sie von der ganzen Flüssigkeit so aufgequollen war, dass man ihn – zumindest anhand seiner Hände – für einen alten Mann hätte halten können. "Jawohl, junger Herr." Es war einfach selbstverständlich, dass Sebastian ihn beim Baden begleitete und ihn anschliessend auch wieder abtrocknete und ankleidete. Er dachte sich früher nicht viel dabei. Allerdings häuften sich in letzter Zeit die Fragen in seinem Kopf und er spürte ein leichtes Unbehagen sich so freizügig seinem Butler gegenüber zu zeigen. Doch liess er sich nichts anmerken und blickte wie immer ganz normal zu ihm auf, als er sich erhob. Der Teufel reichte ihm eine Hand, um ihm beim Aussteigen aus der Badewanne eine Stütze zu sein, dann wickelte er den zierlichen Körper seines Herrn schnell in ein bereitgelegtes Handtuch. Anschliessend rieb er mit sanft massierenden Bewegungen die Haut trocken, entfernte das Handtuch wieder und legte es ihm über den Kopf, um auch die nass gewordenen Haare zu trocknen. Schliesslich wollte er nicht, dass er sich erkältet. Ciel hatte während der Behandlung die Augen geschlossen und musste sich stark zusammenreissen um nicht ein geniessendes Keuchen freizugeben. Was war nur mit ihm los? Es war Sebastian … Sebastian tat dies schon sein Jahren! Wieso nur fühlte es sich jetzt so anderes an? Sein Herz veranschlagte einen höheren Takt und sorgte dafür, dass sich die Haut des Earls leicht erhitzte. Als der Teufel das Handtuch wegnahm, jagte Ciel ein Schauer durch den Körper, was ihn beinahe ein wieder dazu veranlasst hätte ein Geräusch zu offenbaren, was absolut gar nicht zu ihm passte. Stattdessen richtete er seinen Körper gerade und blickte an einen leeren Punkt in einer Ecke, versuchte sich so abzulenken und von den merkwürdigen Gedanken zu befreien, die sich immer tiefer in seinen Verstand zu fressen drohten. Schliesslich zog Sebastian seinem Herrn frische Kleider an und geleitete ihn zur Tür, die er auch für ihn öffnete. Ciel fühlte sich schon viel besser und auch sein Körper tat nun wieder das, was er von ihm verlangte … zumindest wenn man die ungewollten Reaktionen ignorierte. Langsam und mit leicht gerecktem Kinn schritt er durch den Raum und verliess ihn, ohne Sebastian auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Später fand sich der junge Earl wieder wartend in seinem Studienzimmer und brütete über den heiklen Verträgen. Er war allein. Es war viel zu lesen gewesen, doch hatte er es geschafft sich durch die ganzen Punkte zu kämpfen und war zu einem Entschluss gekommen. Ein erleichtertes Stöhnen drängte sich aus seiner Kehle an die Oberfläche und hallte an den Wänden wieder, wie in einer Höhle. Da das Studienzimmer sehr gross war, sich aber ausser einigen Schränken mit Unterlagen, einem Schreibtisch und einem Stuhl auf der einen Seite, sowie zwei auf der anderen und langen Gardinen an dem Panoramafenster, nichts befand, erklang manchmal durchaus ein Echo, sofern man die richtige Tonlage traf. Erschöpft vom vielen Lesen und Denken, lehnte sich der junge Earl in seinem Stuhl zurück und schloss seine Augen, wobei man wegen der Augenklappe nur eines sehen konnte. "Wieso kann ich nicht gleich auf ihn hören?" ,fragte er sich laut, liess die Lider aber geschlossen. Sebastian war ein hervorragender Lehrer, beherrschte so ziemlich alles und zudem konnte er es noch erklären und so seine Fähigkeiten, sofern menschenmöglich, weitergeben. Das wusste Ciel durchaus, doch wollte er es irgendwie nie wahrhaben. Er hatte schon so viel von ihm gelernt und wär das ein oder andere mal schon ziemlich in Schwierigkeiten gewesen, hätte der Teufel ihm nicht geholfen. Ciel nahm sich fest vor bei der morgigen Stunde alles zu tun, was Sebastian von ihm verlangen würde. Schliesslich wollte er die Kunst des Eislaufens erlernen, um Lizzy eine Freude zu bereiten und sich nicht in aller Öffentlichkeit zu blamieren. Tat er dies aus Liebe? Oder nur aus reinem Pflichtbewusstsein, als Verlobter?! Er wusste es nicht! Aber er wusste, dass Lady Elizabeth sehr starke Gefühle – wenn nicht sogar wirklich Liebe – für ihn hegte und er sie auf gar keinen Fall verletzen wollte. Ausserdem bereitete dem jungen Earl das Lernen mit seinem Butler auch Freude. Obgleich diese Tatsache eher zu seinen dunklen Geheimnissen zählte, die er niemals jemandem mitteilen würde. So hatte er doch wieder einiges gelernt. Er wusste nun, dass er besser auf das hörte, was Sebastian ihm sagte und er wusste, dass er Lizzy nicht weh tun wollte. Ob nun aus Liebe, oder einem anderen Grund. Er tat es gern ... auf eine gewisse Weise. Zumindest so lange er mit Sebastian zusammen sein konnte, was ihm aber nicht bewusst war, dass es daran lag. Ausserdem hatte sich Ciel noch einige Gedanken gemacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er immer noch nicht durchblickte und noch einiges lernen konnte. Er willig war zu lernen, aufzunehmen, sich Wissen anzueignen und es irgendwann wohl vielleicht auch praktizieren zu können. Schliesslich war er verlobt und würde früher, oder später heiraten, dessen war er sich sicher. Er wollte nicht ablehnend wirken, oder falsch. Deshalb wollte er so viel wie möglich darüber wissen und immer tiefer in die weiten Spektren dieses schier unendlichen Mysteriums eintauchen. Er seufzte und schlug die Augen wieder auf, liess den Blick gelangweilt durch den Raum schweifen und legte die Unterarme auf den Tisch. "Egal aus welchem Grund ich das tue ... Ich tue es in erster Linie für mich. Um für mich selbst ein besserer und vor allem ehrenwerter Mann zu werden. Ich will mir hinterher keine Vorwürfe machen können. Ich will alles versucht haben und stolz auf meine Taten sein könne, seien sie noch so belanglos." Der Earl streckte den Rücken durch, während er zu sich selbst sprach. Dies half ihm dabei sein eigenes Vorhaben zu verinnerlichen und sich selbst davon zu überzeugen, dann fokussierte er mit seinem Blick die Tür. Jeden Moment würden die japanischen Geschäftsmänner den Raum betreten und die Verträge für den Export unterzeichnen wollen ... Er war bereit! Doch konnte er ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken, dass sich so hinterhältig und heimlich auf seine Lippen geschlichen hatte wie eine Schlange auf Beutejagd. Er freute sich schon fast auf den morgigen Tag und die damit verbundene neue Lehrstunde in Sachen Eiskunstlaufen. Diese innerliche Freude brachte sein Blut in Wallung und schenkte ihm ein wenig Zuversicht, um sich durch – die sicher lange Diskussion – zu quälen. Noch immer grinsend, stahl sich ein kaum hörbares Seufzen zwischen seinen leicht gespaltenen Lippen hindurch, welches von dem Gedanken an Sebastian und seine Lehrkunst begleitet wurde. "Liebe ist ... lehrreich!" Kapitel 6: ... aufreibend! -------------------------- Liebe Leser, Zuerst möchte ich mich für die lange Pause entschuldigen und hoffe dass es nicht mehr soweit kommen wird. Also hier habe ich mich nun endlich an das neue Kapitel gesetzt und es auch nun hochgeladen. Ich hoffe es gefällt euch =) Ich will euch aber auch gar nicht mehr aufhalten und wünsche euch viel Spass beim Lesen =) _______________________________ Wie konnte es nur soweit kommen? Es war ausserordentlich verwirrend und zudem noch seltsam! Ciel lag auf seinem Butler Sebastian und dieser befand sich rücklings auf dem zugefrorenen Fluss. Diese Tatsache war dem jungen Earl ziemlich peinlich, dass er zunächst unfähig war sich überhaupt zu bewegen. "Junger Herr! Ist Euch etwas passiert?" Sebastian's Stimme riss Ciel aus seiner Trance, so dass er langsam realisierte wo er sich befand. Die Arme des Butlers hatten sich behutsam um den zierlichen Körper seines Herrn gelegt und hielten ihn so schützend fest. Einerseits empfand der Earl es als äusserst beruhigend so auf dem seltsam warmen Körper seines Dieners zu liegen. Doch was wirklich verrückt war, dass er den Herzschlag des Teufels hören konnte, obwohl dieser völlig von Stoff umhüllt war. Schliesslich war es Winter. Das ruhige Pochen erschien Ciel allerdings ziemlich laut, so dass er für einen Moment alles andere ausgeblendet hatte. Wieso hörte er es so laut? Wieso war der Ton so penetrant? Warum war der Körper unter ihm so warm? Warum konnte er diese Wärme vernehmen, obwohl sie beide dicke Mäntel trugen? All diese Fragen schwirrten durch die Gedanken des jungen Earl und er kam erst wieder zurück, als sich Sebastian bewegte. Noch leicht verwirrt, versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, legte seine Fassade wieder auf und blickte in die rostroten Augen seines Butlers, die in diesem Augenblick eine seltsame Wirkung auf ihn hatten. Schnell schüttelte er alle Gedanken ab. Ciel wollte sich nicht weiter von diesen wirklich verwirrenden Dingen beeinflussen lassen und drückte sich deshalb von Sebastian weg. "Mir gehts gut ... Aber es war ohnehin deine Schuld!" Nun war er wieder völlig er selbst und betrachtete den Teufel mit mürrischem Blick, den er mit seinen zusammengezogenen Augenbrauen noch unterstrich. Dabei verschränkte er dir Arme vor der Brust und schnaubte kaum hörbar. Doch das Ohr des Dämons war überaus empfindlich, weshalb ihm dieser Laut nicht entgangen war und beim Verhalten seines Herrn, konnte er nun wirklich nur wieder grinsen. Er war wohl doch irgendwo noch ein Kind, auch wenn er schon fast 18 war. Diese Tatsache amüsierte den Butler und auch wenn Ciel oft alles versuchte um ihm das Leben schwer zu machen und seine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen, so liess er sich durch nichts aus der Ruhe bringen, was seinen Herrn meistens in die Verzweiflung trieb. "Ihr habt recht. Es war meine Schuld. Ich möchte mich dafür bei Euch entschuldigen, junger Herr. Lasst mich Euch aufhelfen, sonst werdet Ihr Euch noch erkälten, wenn Ihr weiter auf dem Eis sitzen bleibt." Sebastian stand schon längst wieder und trotz der Kufen und des glatten Untergrundes bewegte er sich keinen Millimeter, zumindest nicht ungewollt. Leicht vornüber gebeugt streckte er die Hand seinem Herrn entgegen, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Dabei hatte der Teufel sein übliches, freundliches Lächeln aufgesetzt, was Ciel wirklich ärgerte. Wie konnte er nur immer so freundlich sein? Zugern würde er ihn mal aus der Fassung bringen, aber dies schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Mürrisch griff der Earl nach der Hand seines Butlers, denn er wusste, dass er es nicht schaffen würde alleine aufzustehen und dann auch noch stehen zu bleiben. Dieses Projekt hatten sie nun schon zu oft ausprobiert und nur wegen seiner eigenen Sturheit, was Ciel aber niemals zugeben würde. Sebastian zog seinen Herrn mit Bedacht auf die Füsse, schlang blitzschnell einen Arm um seinen Rücken, dass er ihn stützen konnte, bis dieser seine Balance zurückerlangt hätte. Erschrocken schnappte der junge Earl nach Luft und riss für einen Moment seine Augen weit auf, denn er drohte erneut zu fallen, klammert sich jedoch aus reinem Reflex in den Mantel seines Butlers. Leicht keuchend hielt er sich fest und hatte die Augen geschlossen. Langsam kehrte das Gefühl in den Körper des Earls zurück und er realisierte, dass Sebastian's Arm in seinem Rücken lag und was seine Finger festhielten. Schnell liess er ihn los und schob ihn von sich weg, während sein Herz ihm bis zum Hals schlug. "Lass das gefälligst!", fauchte er seinen Butler an und schaffte es auf den Beinen zu bleiben. "Verzeiht, junger Herr. Ich wollte nur einen erneuten Sturz Eurerseits verhindern.", gab Sebastian mit unschuldigem Ton seiner Stimme zurück und hatte seinen Herrn losgelassen. Noch immer leicht neben sich, versuchte Ciel seine Gedanken zu sortieren. Wie war es eigentlich dazu gekommen, dass er auf seinem Butler gelandet war? Wie befohlen versuchte der Teufel seinem Herrn Schlittschuhlaufen beizubringen und fing dabei natürlich mit der ersten Lektion in dieser Sache an – der Balance. Da es dem Earl schwer fiel sich auf den Kufen gerade zu halten, hatte sein Diener seine Taille gepackt, um ihn zu stützen und schob ihn so langsam über das Eis, bis er ein Gefühl für diese Sache bekam und sich relativ gut alleine auf den Beinen halten konnte. Anschliessend zeigte Sebastian seinem Herrn wie man sich fortbewegt. Was zu Beginn noch schwierig für den jungen Earl war, da er beim bewegen seiner Füsse immer leicht zu schwanken anfing, wurde nach einiger Zeit besser und er konnte sich völlig frei und zudem selbstständig, wenn auch langsam, über das Eis bewegen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren und mit seinem Hintern auf der glatten, kalten Oberfläche zu landen. Beflügelt durch diesen Erfolg, musste er sogar lächeln und als er es endlich schaffte nach vorn zu schauen – nicht auf seine Füsse – wurde er von Frust heimgesucht. Dieser frass sich in seinen Körper und machte ihn wütend bei dem Anblick, der sich ihm bot. Sein Butler war doch gerade tatsächlich dabei leichtfüssig – wie eine Gazelle in der Steppe – über das Eis zu tänzeln und vollführte dabei die kompliziertesten Figuren, Sprünge und Drehungen. Was dem ganzen die Krone aufsetzte war aber, dass er nicht einmal auch nur kurz schwankte, oder mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Wieso um alles in der Welt war sein Butler nur so perfekt? Das machte ihn wirklich verrückt, weshalb er beschloss es ihm zu zeigen. Natürlich klopfte die Stimme der Vernunft in seinen Gedanken an und sagte ihm, dass das keine gute Idee sein würde, jedoch interessierte Ciel das nicht, denn das arrogante, überhebliche und angeberische Verhalten seines teuflischen Butlers ging ihm mehr als nur gegen den Strich. Schnell hatte er den Dreh raus, um seine Schritte zu beschleunigen, bis er schliesslich mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit über den gefrorenen Fluss raste. Leider hatte Sebastian ihm noch nicht gezeigt wie man anhalten kann, weshalb langsam die Panik in dem Earl aufstieg und er anfing zu schlingern. Sein Herz pumpte schneller und hämmerte heftig gegen seine Rippen, während der Adrenalinspiegel in seinem Gehirn schlagartig anstieg und Ciel ein wahnsinniges Kribbeln in seinem Körper bescherte, dass er fast die Kontrolle verlor. Wobei nicht sicher war, ob er diese überhaupt noch hatte, denn schliesslich raste er gerade ungebremst auf das Ufer zu. Bei dieser Geschwindigkeit würde er sich sicher irgend etwas brechen. Doch plötzlich stand Sebastian direkt vor ihm! Wie aus dem Nichts, ist er einfach aufgetaucht, als hätte er sich teleportiert. Die Verwirrung hatte kurze Zeit die Oberhand, doch dann wedelte Ciel aufgeregt mit den Armen. "Geh aus dem Weg Sebastian!" Allerdings machte der Teufel keine Anstalten sich zu bewegen, sondern breitete nur seine Arme aus und liess seinen Herrn in sich krachen, schlang dabei seine Arme um den zierlichen Körper und warf sich selbst rücklings auf den gefrorenen Fluss, um die Energie des Aufpralls zu verteilen, so dass sein Herr unbeschadet aus der Sache herauskommen würde. Genau so ist es gewesen! So war es passiert, dass der Earl auf seinem Butler gelandet war und jetzt stand er vor ihm, immer noch wütend und unschlüssig, was er genau tun sollte. Eigentlich wollte nämlich für heute aufhören. Seine Nerven lagen blank und die Gedanken in seinem Kopf wollten ihn nicht mehr in Ruhe lassen. Alles war nur noch verwirrend. Ciel hatte grosse Lust einfach davon zu laufen, doch wusste er selbst, dass er das nicht tun würde, deshalb richtet er sich nun zu voller Grösse auf und blickte ihn ernst an. "Sebastian! Das reicht für heute. Bring mich nach Hause!", befahl er seinem Butler und verschränkte dabei die Arme vor der Brust, reckte das Kinn und versuchte ihn so abfällig wie möglich anzusehen. "Jawohl, mein junger Herr", war die prompte Antwort des Teufels und er kniete vor dem Earl nieder, senkte dabei das Haupt und liess ihm die Genugtuung auf ihn hinabzublicken, da er normal grösser war, als Ciel. "Worauf wartest du? Lass das Getue gefälligst und beweg dich!" Ciel's Stimme war ungewöhnlich kalt, selbst für ihn. Hatte er doch eigentlich Sebastian gegenüber immer etwas mehr Wärme in seiner Tonlage. Doch leider war der junge Earl kurz davor seine Fassung zu verlieren und überspielte dieses Gefühl einfach indem er Sebastian ein wenig provozierte, was ihm sowieso meistens Vergnügen bereitete. Ausserdem nervte ihn das selbstgefällige Grinsen seines Butlers. Es war genauso undurchschaubar wie alles an ihm. Nie konnte er erraten woran sein Diener dachte und das nervte ihn. Nein! Das machte ihn verrückt, fast schon wahnsinnig. Allerdings wusste er nicht wieso ihn das so sehr beschäftigte, was ihn gedanklich noch wütender machte. Er war jetzt wie ein Vulkan, der lange geschlafen hatte, doch das heisse Magma brodelte immer stärker und sammelte sich nahe der Oberfläche. Viel würde nicht mehr fehlen, die Eruption stand kurz bevor und er würde sich in einer gewaltigen Explosion entladen. Aber das konnte er nicht tun. Ciel wusste, dass er nicht noch einmal die Beherrschung verlieren durfte. Ein Grund mehr seinen inneren Zorn einfach an dem Teufel auszulassen, dessen Schuld es ohnehin war, dass seine Laune in letzter Zeit so schwankte. Ständig kam der junge Earl von einem Hoch in ein Tief, wobei das Verhalten seines Butlers dabei nicht unerheblich war und er sich jedes mal so fühlte, als ob Sebastian ihm gerade einen Schlag ins Gesicht verpasst hätte. Dabei hatte er absolut keinen Grund dazu. Schliesslich hatte sich sein Diener nicht im geringsten verändert und machte alles ganz genau so wie immer. Nur wieso regte sich Ciel dann so sehr darüber auf? Er war es, der sich verändert hatte ... Mit dem Wachsen seines Körpers und der Verantwortung auf seinen Schultern, hatte sich auch sein Verhalten verändert. Meist erkannte man dies nur an Kleinigkeiten, jedoch am schlimmsten war die Sache mit der Liebe, die ihn immer wieder in den Wahnsinn trieb. Der junge Earl war nun fast 18 Jahre alt und immer noch verstand er nicht wirklich was von diesem Gefühl. Es verwirrte ihn alles einfach nur und er war mehr als nur leicht reizbar, weshalb es ihm in der letzten Zeit auch immer schwerer fiel seine Fassung zu behalten und die Fassade nicht einstürzen zu lassen. Niemand sollte wissen, wie es wirklich in ihm aussah ... Niemand ... ausser ... seinem Butler, dem er ohnehin nichts vorenthalten oder verschweigen konnte. Immer sah er ihm an, wenn etwas nicht stimmte, oder ihn etwas beschäftigte, dann bohrte er so lange nach bis er mit der Sprache rausrückte. Dabei stellte der Teufel geschickt die "richtigen" Fragen und Ciel hatte gar keine andere Wahl, als ihm alles zu sagen. "Wie Ihr wünscht, junger Herr", sagte der Butler und erhob sich wieder, ehe er seinen Herrn auf die Arme hob und mit eleganten und geschmeidigen Bewegungen - wie eine Katze die durch Feuer tanzt - ans Ufer glitt und den Earl dort wieder absetzte. Eine Zeit später erreichten sie zusammen das Anwesen. Etwas durchgefroren und leicht zitternd trat Ciel durch die – von Sebastian – bereits geöffnete Eingangstür. Eigentlich wollte sich der Earl nun bei einer Tasse Tee ein wenig entspannen und seine Gedanken befreien, doch dieses Glück schien ihm heute vergönnt zu sein. Denn kaum hatte der Dämon an seiner Seite, ihm den Mantel abgenommen und in die Küche begeben, um den Tee für seinen Herren vorzubereiten, wurde Ciel von einer ihm bekannten und doch wahnsinnig nervtötenden Stimme begrüsst. Schnell versuchte er die Treppe nach oben zu flüchten, um in seinem Studienzimmer auf Sebastian zu warten, aber es war zu spät ... Er wurde bereits entdeckt! "Ciiiiiieeeeeeeeeel!!!", rief die Stimme des indischen Prinzen laut und bescherte dem Earl eine Gänsehaut, die sich in Form eines unangenehmen Schauers durch seinen ganzen Körper ausbreitete. Musste das jetzt wirklich sein? Dafür hatte er nun nicht auch noch Zeit, zumal sein Nervenkostüm mehr als nur dünnhäutig war und drohte bei der nächsten Überreizung einfach zu reissen, was den Ausbruch zur Folge hätte. "Ciel, mein Freund. Da seid Ihr ja endlich wieder. Ich habe mir Sorgen um Euch gemacht! Niemand konnte mir sagen, wo Ihr hingegangen seid und Euren Butler konnte ich auch nicht finden. Ich dachte schon Euch wäre etwas zugestossen." Völlig überdreht und irgendwie aufgelöst sprang Prinz Soma die breite Treppe nach oben, um auf gleiche Höhe mit dem Earl zu kommen, wo er ihn erst mal voll überschwänglicher Freude in seine Arme schloss und an sich drückte. Ciel röchelte etwas unverständliches und spürte wie ihm alle Luft aus den Lungen gepresst wurde, als Soma ihn fest an sich drückte und gar nicht mehr loslassen wollte. Verzweifelt versuchte der Earl sich zu befreien und stemmte seine Hände gegen die Brust des Prinzen. Nach einer schier endlosen Minute liess Prinz Soma den Earl endlich wieder los und stellte ihn ab, packte ihn an den Schultern und musterte ihn besorgt. Diese Aktion zerrte gewaltig an Ciel's Geduldsfaden und er wusste nicht, ob er diese Tortur nun noch lange ertragen konnte, ehe dieser reissen würde. Keuchend schnappte der junge Earl nach Luft und versuchte so sein Hirn wieder mit genügend Sauerstoff zu versorgen, dann nahm er seine Haltung wieder an und blickte den indischem Prinzen kritisch an. "Mir geht es gut, wie Ihr unschwer erkennen könnt, Prinz Soma. Ich war mit Sebastian unterwegs", sagte er knapp und entfernte die Hände seines Gegenübers von seinen Schultern. Dann räusperte er sich kurz und atmete tief durch, denn er durfte auf gar keinen Fall seine Fassung verlieren. Das hätte fatale Folgen und würde sein Ansehen in der Öffentlich sicher massiv verringern. Ciel war sich sicher, das solch eine Nachricht sehr schnell die Runde machen würde und sich binnen von Stunden bis zur Queen selbst herumgesprochen hätte, wie ein gewaltiges Feuer, das man nicht mehr zu löschen vermag. "Würdet Ihr mich nun bitte entschuldigen. Ich möchte mich gerne aufwärmen, nach dem langen Aufenthalt in der Kälte", fügte er noch hinzu und wollte sich schon von Soma abwenden. Allerdings hatte der Prinz anscheinend gerade nichts zu tun und somit beschlossen Ciel einfach auf die Nerven zu gehen und ihn in den Wahnsinn zu treiben. Oder aber er wollte testen wie viel Geduld der Earl aufbringen konnte, um sich mit ihm abzugeben. Aber eigentlich war Prinz Soma für solche Gedankengänge viel zu gutmütig und das war Ciel auch bewusst, weshalb er sein Verhalten mehr oder weniger ertragen konnte. Wobei heute ein ganz schlechter Tag dafür war und seine Nerven sowieso schon mehr als blank lagen. Sebastian hatte ihn wieder viel zu sehr verwirrt und weil er es nicht verstehen konnte, ärgerte es ihn. "Nicht doch Ciel! Wieso wart Ihr denn draussen? Habt Ihr Euch etwa die ganze Zeit im Freien aufgehalten? Was wolltet Ihr denn damit bezwecken? Geht es Euch auch sicher gut? Habt Ihr Euch auch vielleicht erkältet? Ich hoffe Ihr werdet nicht krank. - Wobei dann könnte ich Euch mal wieder so richtig schön bemuttern ..." Soma bedrängte Ciel mit seinen ganzen Fragen und begrub ihn regelrecht unter der Flut. Der junge Earl brauchte einen Moment um sich über das ganze Ausmass im Klaren zu werden und blieb stehen, da der Prinz ohnehin voller Sorge und Hyperaktivität um ihn herum tanzte und ihn von allen Seiten begutachtete. Er legte sogar seine Hände auf Ciel's Stirn, um seine Temperatur zu befühlen, nahm die Hände des Earls in die eigenen und betrachtete sich die Handflächen. Ciel verdrehte genervt die Augen, wobei man es wegen der Augenklappe nur bei einem sehen konnte, dann blickte er an die Decke und flehte gedanklich um mehr Geduld. Wenn er nicht wegen der Kälte draussen krank würde, dann sicher weil Soma's Gegenwart ihn krank machen würde. Er atmete tief durch und wandte dann einen relativ entspannten Blick zu dem immer noch herum hampelnden Prinzen. "Ja, ich bin mir sicher, dass es mir gut geht, Prinz Soma. Ich möchte jetzt nur gern meinen Tee trinken und ich war wegen einer heiklen Angelegenheit im Freien und ich kann – so leid es mir tut – Euch nicht einweihen." Ciel konnte gerade noch so ein abfälliges Schnauben unterdrücken und blieb aber stehen. Der indische Prinz hingegen hatte aufgehört um ihn herumzuhampeln und blickte ihn nun seinerseits argwöhnisch an. "Kann ich Euch vielleicht Gesellschaft leisten?", fragte er und hatte nun endlich gemerkt, dass Ciel nicht bester Laune war. "Ich würde es vorziehen allein zu sein. Ihr könnt Euch allerdings frei in meinem Anwesen bewegen, bis auf die Gemächer der Geschäftsleute. Sie reisen morgen ohnehin wieder ab.", erwiderte der Earl und versuchte dabei so gleichgültig wie möglich zu klingen. "Aber Ciel ...", hörte er Soma noch rufen, beachtete ihn aber nicht weiter und liess ihn einfach stehen. Der junge Earl hatte nun wirklich keine Geduld mehr sich um die Wahnvorstellungen des indischen Prinzen zu kümmern, weshalb er sich auf direktem Weg in sein Studienzimmer begab, wo Sebastian bereits mit dem Tee auf ihn wartete. "Wo bist du gewesen?", fuhr er seinen Butler an und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Der Teufel lächelte ihn nur freundlich an und goss gerade den Tee in die Tasse. "Ich war in der Küche, um Euren Tee vorzubereiten, junger Herr", sagte er freundlich und liess sich von der Laune seines Herren keineswegs anstecken, oder runter ziehen. Stets bewahrte er seine Fassung und seine Haltung, trug eine undurchsichtige Maske aus einem selbstgefälligen Grinsen. "Setzt Euch doch erst mal hin und trinkt Euren Tee, dann wird es Euch sicher besser gehen." "Vielleicht ...", murmelte Ciel, trat aber hinter seinen Schreibtisch und liess sich auf dem Stuhl nieder. Dann nahm er die Tasse in die Hand und sog tief den Duft der dampfenden Flüssigkeit ein. Dabei schloss er die Augen und liess sich von diesem für einen Moment die Sinne vernebeln, da er so gut roch und wirklich Entspannung versprach. Seufzend nippte er an der Tasse und stellte sie dann wieder auf den Tisch, dann schaute er zu seinem Butler, der seine gewohnte Position eingenommen hatte. "Morgen reisen die japanischen Geschäftsleute ab, das bedeutet, dass wir morgen nicht üben werden", erklärte er knapp und wandte sich dann wieder seinem Tee zu. Es tat wirklich gut die heisse Flüssigkeit seine Kehle hinabfliessen zu lassen und sich dabei von dem berauschenden Geruch die Sinne betäuben zu lassen. Ciel's Kopf entspannte sich allmählich und auch in seinen aufgewühlten Körper kehrte langsam Ruhe ein. "Ich verstehe, ich werde alles für die morgige Abreise organisieren, dass die Herren gut nach Hause kommen." Sebastian war ganz gelassen, als er das sagte, schliesslich war er es gewohnt solche Arbeiten zu erledigen. Weshalb er sich auch gleich in Bewegung setzte, um damit zu beginnen. "Warte! ... Wenn du fertig bist, kommst du zu mir zurück. Und wenn du Prinz Soma siehst ... ich will nicht gestört werden." Dies war eine etwas eher ungewöhnliche Bitte seines Herren, doch hinterfragte der Teufel sie nicht, sondern verbeugte sich wie üblich vor ihm und bestätigte den Befehl mit den gewohnte Worten "Jawohl, mein junger Herr", ehe er zur Tür hinaus verschwand, um seinen Aufgaben nach zu gehen. Natürlich war dem Dämon mehr als klar, dass sein Herr dem indischem Prinzen begegnet sein musste, weshalb seine Laune so massiv in den Keller gerutscht war, aber er war es gewohnt den Prellbock für die Launen des Earls zu spielen und hatte deswegen auch keine Probleme damit, zumal er sich einem direkten Befehl ausserhalb der Vertragsregeln ohnehin nicht widersetzen konnte. Ciel hingegen, sass weiterhin auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch, hatte die Augen geschlossen und nippte hin und wieder an seinem Tee. Seine Gedanken kreisten um den heutigen Tag und er driftete ab zu seiner Panne, als er auf seinem Butler gelandet war. Wieso machte er das alles überhaupt? Wegen Lizzy! Es war ihr Wunsch gewesen und deshalb verbog er sich so. Tat er das alles aus Liebe? Oder gab es einen anderen Grund? Weshalb machte ihn die Gegenwart seines Butlers neuerdings so konfus? Er hatte keine Antwort auf diese Fragen, da konnte er sich noch sehr den Kopf zermartern. Es machte ihn einfach nur verrückt und verwirrte den jungen Earl mit jeder Sekunde mehr, die er damit verschwendete darüber nachzudenken. "Ist es Liebe?", fragte er sich selbst und öffnete die Augen, stellte dabei die Tasse auf den Tisch und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Natürlich würde er darauf keine Antwort bekommen, doch glaubte er, dass es helfen würde die Frage laut auszusprechen. Allerdings bewirkte es gar nichts. Er wusste bei weitem nicht, was er für seine Verlobte empfand, ob er überhaupt etwas für sie empfand, ausser freundschaftlicher, oder gar geschwisterlicher Zuneigung. Langsam wurden Ciel's Glieder schwer und ein tiefes Seufzen entkam seiner Kehle, während er versuchte seinen Kopf von diesen unnötigen Gedanken zu befreien. "Wenn das Liebe ist ..." Er sprach nicht zu Ende und überlegte weiter, denn das eigentliche Problem war nicht Lizzy, sondern Sebastian. Dieser verwirrte ihn so über die Massen und brachte sein Herz zum rasen, was ihn fast in den Wahnsinn trieb. Immer wenn der Earl mit sich und seinen Gedanken alleine war, verfiel er in eine regelrechte Grübelei und wirkte dabei leicht abwesend. Dennoch kribbelte sein Inneres leicht, als er ungeduldig auf die Rückkehr seines Butlers wartete. Er tat dies alles nur für Lizzy, weil sie ihm sagte, dass sie ihn liebt. Doch konnte er damit nicht sehr viel anfangen. Seufzend starrte er die Tür an, stellte die Ellenbogen auf dem Tisch auf und verschränkte seine Finger ineinander, so dass er sein Kinn darauf platzieren konnte, um seinen Kopf zu stützen. Dabei starrte er die ganze Zeit an die Tür, während sich sein Herzschlag erhöhte und ihm das Adrenalin durch die Blutbahnen jagte. "Liebe ist ... aufreibend!" Kapitel 7: ... ungehörig! ------------------------- Ein geruhsamer Schlaf. Einfach Entspannung. Zumindest war das der Wunsch des jungen Earls, als er sich zur Nachtruhe begeben hatte. Der Schlaf holte ihn auch ziemlich schnell, da die vergangenen Stunden doch sehr Nerven strapazierend gewesen sind. Leider hörte der Tiefschlaf viel zu schnell auf, so kam es Ciel vor. Mitten in der Nacht wälzte er sich unruhig in seinem grossen Bett herum und war teilweise ziemlich verkrampft. Der Schweiss perlte von seinem Gesicht und sein Atem ging schnell. Was doch ziemlich ungewöhnlich war, für jemanden, der eigentlich schlief. Seltsame Gefühle flammten in seinem Körper auf und hüllten ihn ein. Die Decke war völlig verknotet und Ciel lag mehr auf als unter ihr. Ihm war heiss, jedoch wachte er nicht auf. Die verschwommen Bilder in seinem Kopf hatten ihn vollkommen gefangen und es war ihm nicht möglich sich daraus zu entziehen ... "Sebastian ...", murmelte er im Schlaf. Das Zittern seines Körpers wurde stärker, die Hitze war unerträglich. Schwer keuchend warf der junge Earl seinen Kopf im Kissen hin und her, während sich seine Finger krampfhaft in den Stoff seines Nachtgewandes gekrallt hatten. Überall auf seiner Haut glitzerten feine, salzige Tropfen, die sich in schlangenförmigen Linien über seinen Körper arbeiteten und schliesslich ins Laken frassen. Wieso konnte er nicht aufwachen? Das Gefühl in ihm wurde immer stärker und langsam glaubte Ciel platzen zu müssen. Während in seinem Kopf immer wieder verschiedene Dinge aufflammten, die allerdings jedes mal aufs Neue seinen Butler zeigten. Sein Herz raste und er wollte nur noch, dass es aufhört. Allerdings war ihm nicht klar, dass er sich noch im Schlaf befand. Verzweifelt versuchte der Earl vor seinem Gefühl zu entkommen, das so überwältigend und berauschend war, gleichzeitig aber auch aufdringlich und erdrückend, dass er er es nicht mehr aushielt. Schliesslich spannte sich der zierliche Körper vollständig an, hörte sogar auf zu atmen für einen Moment, als eine Welle von Gefühlen durch ihn hindurch rauschte und ihn forttrug. Wie ein Surfer, der sich übernommen und die Welle unterschätzt hatte, wurde auch Ciel einfach mitgerissen und völlig überschwemmt. Als er glaubte fast zu ersticken, kam er an einem sandigen Strand zum liegen und schnappte keuchend nach Luft. Vor Schreck und vollkommen überwältigt fuhr Ciel aus dem Schlaf, setzte sich ruckartig auf und blickte sich mit weit aufgerissenen Augen und noch immer zitternd um. Verzweifelt versuchte der Earl zu verstehen, was gerade passiert war, doch wollte ihm das nicht gelingen. Seine Gedanken waren verschwommen und sein Körper Schweiss gebadet. Er lehnte sich nach vorn und stützte einen Ellenbogen auf seinem Oberschenkel ab, um seine Stirn in seine Handfläche zu legen. "Ein Traum?!" Nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, beruhigte sich allmählich seine Atmung und auch das Zittern wurde weniger. Der seltsames Rausch, der seinen Körper gefangen hatte, flaute immer mehr ab und liess den jungen Earl endlich wieder frei. Jetzt war Ciel auch in der Lage seine Gedanken wieder zu sortieren und schaute auf. Dabei stellte er fest, dass es noch dunkel draussen war und es wohl noch mitten in der Nacht sein musste. Mit einem resignierten Stöhnen liess er sich rücklings zurück ins Kissen fallen und streckte dabei die Arme links und rechts von sich, wobei sein Blick zur Decke gerichtet war. Seine Augenklappe trug er nicht, weshalb das Zeichen des Vertrags in seinem rechten Auge leuchtete. Allmählich kehrte die Ruhe in den Körper des Earls zurück und er wurde von einer unglaublichen Entspannung heimgesucht, der er sich fast hingegeben hätte, um einfach weiter zu schlafen, wenn ... "Was ist das denn?", fragte er verwirrt und griff mit einer Hand unter sein Nachtgewand, wobei er diese sofort angeekelt zurückzog und seine Finger in Augenschein nahm. Ciel stellte fest, dass es ziemlich klebrig war und sich sowohl auf seinem Bauch, als auch auf seinem Nachtgewand befand. Doch so wirklich definieren konnte er es nicht. Der Earl hatte keine Ahnung, was das sein konnte, oder woher es gekommen war. Aber er wusste, dass es wohl nicht normal sein konnte und wollte auch nicht länger in diesem Hemd stecken, weshalb er es sich schnell über den Kopf zog. Angewidert betrachtete er seinen Bauch, wo die seltsam klebrige Substanz im schwachen Licht des Mondes, das durch einen Spalt zwischen den Vorhängen drang, schimmerte. "Sebastian! Komm sofort her!", rief er diesmal laut und wusste, dass sein Butler dafür sicher eine Erklärung haben würde. Sein rechtes Auge leuchtete kurz und erhellte den spärlich beleuchteten Raum. Einige Sekunden später öffnete sich auch schon die Tür und der Teufel trat lautlos wie immer in das Zimmer seines Herrn. In der Hand hielt er einen Kerzenständer mit drei Kerzen. Er blieb stehen und kam nicht drum herum seinen Herrn zu mustern, der völlig nackt vor ihm auf dem Bett sass, da er für gewöhnlich keine Unterwäsche unter seinem Nachtgewand trug. "Ihr habt gerufen, junger Herr?! Was kann ich für Euch tun?" Mit einem freundlichen und aufgesetzten Lächeln verneigte sich Sebastian vor seinem Herrn, dabei verstand er es gut zu verbergen, was er wirklich dachte. Denn der Anblick des Earls amüsierte ihn wohl und auch waren ihm die klebrig, weiss glitzernden Flecken auf seiner Haut nicht entgangen. Allerdings wusste der Teufel, worum es sich hier handelte, ganz im Gegensatz zu seinem jungen Herrn. "Mach Licht!", befahl Ciel barsch und blickte seinen Butler mit verengten Augen an, um seine Verwirrung zu überspielen. Sofort und blitzschnell, dennoch lautlos und geschmeidig wie eine Katze, bewegte sich Sebastian durch das Schlafzimmer und zündete alle Kerzen an, die an der Wand hingen und auf der Kommode standen. Einen Augenblick später flackerte im ganzen Raum ein orange-rotes Licht und erfüllte diesen mit einer gewissen Wärme. Überall tanzten kleine Flammen und warfen ungewollt Schattenspiele an die Wand, was sozusagen ein bewegtes Licht verursachte. Obwohl die Fenster geschlossen waren, stand die Luft nicht still, weshalb das Phämomen ausgelöst wurde. "Junger Herr! Ihr bietet gerade einen anstössigen Anblick. Darf ich fragen, was der Anlass für diesen Aufzug ist?" Der Teufel konnte es einfach nicht lassen. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht betrachtete er sich seinen Herrn, während er reglos und steif da stand. "Lass den Unsinn, Sebastian! Ich mach das nicht zum Spass ... Ich wachte auf und dann ... dann hatte ich so eine seltsam klebrige Substanz an mir und auf meinem Nachtgewand. Deshalb zog ich es aus. Kannst du mir erklären, was das zu bedeuten hat?" Ciel knurrte die ersten Worte fast seinem Butler entgegen, ehe er eine kurze Erklärung abgab und dann in bissigem Ton nachfragte. Er sass aufgerichtet im Bett, wobei er sich leicht zurücklehnte, um die klebrige Substanz auf seinem Bauch nicht noch weiter zu verteilen. Er hatte kein Problem damit sich so vor dem Teufel zu präsentieren. Schliesslich war er es, der ihn immer ankleidete und auch badete. Doch wollte ihm das Grinsen im Gesicht seines Butlers nicht gefallen, das aus einem unerklärlichen Grund sehr selbstzufrieden und amüsiert aussah. "Sicher, kann ich Euch erklären, was das zu bedeuten hat, junger Herr." Mehr gab er nicht zur Antwort und konnte es sich einfach nicht verkneifen weiter zu grinsen. Genervt stöhnte Ciel auf und verdrehte die Augen. Wie er es hasste, wenn Sebastian mit ihm Spielchen trieb. Er hatte wohl keine andere Wahl und musste sich deutlicher ausdrücken. Mit einem Seufzen wandte er den Blick wieder dem Teufel zu. "Du weisst genau, dass ich das nicht hören wollte ..." "Natürlich weiss ich das. Aber ich habe Eure Frage damit beantwortet." "Das weiss ich auch, aber du machst das doch nur, um mich zu ärgern. Du weisst genau, was ich eigentlich wissen wollte." "Das würde ich mir nie erlauben, junger Herr. Auch wenn ich nicht leugnen kann, dass es mich amüsiert Euch die Fragen punktgenau zu beantworten und zuzusehen, wie es Euch nervt." Er grinste immer noch, denn das Gespräch amüsierte ihn. Vor allem weil der junge Earl allmählich die Geduld verlor und immer noch verwirrt, sowie nackt und verklebt auf seinem Bett sass. "Du machst mich manchmal wirklich verrückt. Sieh doch mal auf die Uhr! Ich im Gegensatz zu dir, muss schlafen und wenn ich nicht genug schlafe, dann arbeitet mein Hirn nicht richtig. Also lass solche Scherze in Zukunft um solch unsittliche Uhrzeiten!" Sichtlich genervt, dehnte Ciel fast jedes Wort, um es seinem Butler besser einzuprägen. Obwohl er wusste, dass er keinen Schlaf brauchte und auch sonst immer vollkommen aufnahmefähig war, glaubte er, dass Sebastian es andernfalls nicht verstehen würde. "Verzeiht mir, junger Herr. Es kommt nicht wieder vor." Der Teufel verneigte sich leicht und sein Gesichtsausdruck schlug nun von hämisch in freundlich um, als er sich wieder aufrichtete und auf das Bett sah. "Da wir das nun geklärt haben ... Ich will, dass du mir genau erklärst, was das ist und vor allem wo es herkommt!", befahl der Earl nun in ernstem Ton, wobei sogar das Zeichen in seinem Auge aufleuchtete. Sebastian wusste, dass dies ein direkter Befehl war und dass er sich diesem nicht widersetzen durfte. Deshalb hatte er keine Wahl, als der Aufforderung nachzukommen. "Wie Ihr wünscht, junger Herr. Jedoch würde ich vorschlagen, dass Ihr Euch zunächst waschen und wieder ankleiden lasst. Seid versichert, dass dies nur zu Eurem Vorteil geschieht." Ciel wollte zunächst widersprechen, biss sich stattdessen auf die Zunge, da ihm sehr wohl bewusst war, dass seine Aufmachung nicht von Vorteil war. Wer weiss auch schon, was Sebastian ihm erklären würde ... Es war wohl wirklich besser, wenn er sich zuerst von der klebrigen Substanz befreien und erneut ankleiden liess. Seufzend nickte der junge Earl. "Ist gut. Du hast wohl recht. Bring mich ins Bad!", gab er nach und forderte seinen Butler gleich auf zu handeln. Sebastian verneigte sich – wie immer – vor seinem Herrn und bestätigte die Aufgabe mit den üblichen Worten ... "Jawohl, junger Herr." Anschliessend ging er zum Schrank und holte ein grosses Leinen heraus, ehe er zum Bett trat und seinen Herrn darin einwickelte. Dann hob er ihn auf die Arme und eilte mit ihm durch das Anwesen zum Badezimmer, wo er ihn vorsichtig absetzte und schliesslich wohl temperiertes Wasser in die Wanne einliess. "Wieso hast du das gemacht?", fragte Ciel leicht verwirrt und mit einem Hauch Rosa auf den Wangen, während er sich in das Leinen klammerte, das seinen unbekleideten Körper verhüllte. "Wieso habe ich was gemacht, junger Herr?", gab der Teufel überrascht zurück und hob dabei den Kopf um seinen Herrn anzusehen. "Naja ... das eben ... Wieso hast du mich in dieses Leinen gewickelt, ehe du mich hier her gebracht hast?" "Nun ... ich wollte vermeiden, dass Euch jemand – ausser mir – so zu Gesicht bekommt. Das Personal mag zwar schlafen, jedoch ist es nicht auszuschliessen, dass sie sich des Nachts durch das Anwesen bewegen", war die einfache Erklärung des Teufels. Mit einem leichten Lächeln wandte er sich wieder der Badewanne zu, wobei Sebastian das Verhalten des jungen Earls schon ein wenig seltsam fand. Was wohl in seiner Situation auch nicht sonderlich verwunderlich war. "Ich verstehe ... danke ...", murmelte Ciel so leise, dass er hoffte sein Butler würde ihn nicht hören. Jedoch hatte der Teufel überaus gute Ohren, weshalb er jede Silbe genau heraushören konnte und nur weiter vor sich hingrinste. Nachdem er mit der Vorbereitung des Bades fertig war, schritt er auf seinen Herrn zu und beugte sich etwas zu ihm hinab, da er durchaus noch kleiner war, als er selbst. Zwar war der Earl die letzten Jahre gewachsen, doch ein Riese würde er nicht mehr werden. Sanft streifte Sebastian ihm das Leinen von den Schultern und Ciel liess es los, um wieder vollkommen entblösst vor seinem Diener zu stehen, was seinen Herzschlag wieder in die Höhe schnellen liess. Als er noch in seinem bett sass und verwirrt war von dem Traum und der ganzen Situation, war ihm das nicht so sehr aufgefallen. Nun da sein Geist wieder vollkommen geklärt war, war es ihm doch ein wenig unangenehm so nackt vor Sebastian zu stehen, auch wenn er nicht genau wusste wieso. Zudem bekam er von den Berührungen auf seinem Körper eine Gänsehaut, die sich kribbelnd bis in die Fusssohlen zog und nicht unangenehm zu sein schien. Ciel brauchte eine Weile, bis er sich aus seiner Trance befreien konnte und fast schon hypnotisch zu der Badewanne lief, um sich dann im wohlig heissen Wasser zu versenken und unter dem Schaum zu verstecken. Augenblicklich entspannte sich der Earl wieder und schloss geniessend die Augen. Es gab doch nicht besseres, als ein heisses Bad, wenn die Nerven blank liegen. Obwohl es in diesem Fall einen doppelten Zweck erfüllte. Ciel wusste nicht wie lange er im heissen Wasser lag, er spürte nur dass sein Körper leicht war und sich fast im Wasser treiben liess, kein einziger Muskel stand unter Spannung, selbst sein Hirn driftete in eine Art Wachschlaf ab. Da er durchaus noch mitbekam, was um ihn herum geschah, allerdings realisierte er es nicht wirklich und konnte dementsprechend auch nicht mehr darauf reagieren. "Junger Herr! Es ist Zeit, Euch zurück ins Bett zu bringen. Eure Haut wird sich sonst noch auflösen, wenn ihr Euch noch länger einweicht." Die Stimme klang, als käme sie von weit entfernt. Drang jedoch bohrend und bestimmt in den Kopf des jungen Earls und hallte dort wider, was ihn aus seinem Wachschlaf riss und seine Augen sich automatisch aufschlugen. Es war ungewohnt für Ciel mit beiden Augen zu sehen, da er für gewöhnlich die Augenklappe auf dem rechten Auge trug und nur Sebastian sehen darf, was sich unter dem Lid befindet. Allerdings war es mitten in der Nacht und er war mit seinem Butler allein im Badezimmer ... Wer sollte nun sonst noch sein Auge sehen können? - Niemand! Ganz recht! Niemand würde ihn hier sehen, somit sah er auch keinen Grund sein rechtes Auge zu schliessen, wie es sonst seine Angewohnheit war, wenn er seine Augenklappe nicht trug. Langsam richtete er den Blick zu seinem Butler, der unmittelbar neben der Wanne stand und sich leicht zu ihm hinab gebeugt hatte. Dabei zierte ein freundliches und höfliches Lächeln das verboten schöne Gesicht des Teufels. "Ist gut Sebastian ... bring mich zurück ins Bett ..." Die Stimme des Earls klang träge und auch sein Blick spiegelte die pure Erschöpfung wieder. Seine Wangen waren rot von der Hitze des Wassers und doch konnte Sebastian in seinen Augen noch etwas anderes erkennen. Einen Glanz, der zuvor noch nicht dort gewesen ist, was ihn im ersten Augenblick doch überraschte. Jedoch war Teufel gut darin solche Momente einfach mit einem Lächeln zu überspielen, so dass seinem Gegenüber nichts auffiel, wie auch jetzt. Langsam und vorsichtig half er dem müden und schlaffen Körper aus der Badewanne heraus, hüllte ihn in ein Handtuch ein und hob ihn wieder auf seine Arme, ehe er das Badezimmer verliess und seinen Herrn zurück in dessen Schlafgemach brachte. Dort angekommen, setzte er ihn auf dem Bett ab, trocknete seine Haut und seine Haare und kleidete ihn anschliessend wieder in ein frisches und sauberes Nachtgewand ein. Ciel legte sich zurück ins Bett und liess sich von seinem Butler zudecken, der zur Sicherheit noch das Laken und den Bettbezug ausgetauscht hatte. Was allerdings so schnell von statten ging, dass es dem Earl nicht möglich gewesen ist, den Bewegungen zu folgen, oder sie auch nur deutlicher wahrzunehmen, anstatt eines kleinen Windhauches, wenn sein Diener an ihm vorbeihuschte. Gerade war Sebastian dabei die Kerzen im Zimmer zu löschen, da erinnerte sich Ciel langsam wieso er mitten in der Nacht ein Bad nehmen musste und war nun schlagartig wieder hellwach. Obwohl die Erschöpfung an ihm nagte, pochte sein Herz schnell gegen seine Rippen und schickte so eine beachtliche Menge Adrenalin durch seinen Kreislauf, was seinen – eben noch trägen – Verstand, wieder voll aufnahmefähig werden liess. "Warte Sebastian! Du kannst die Kerzen ruhig ausmachen, aber die von deinem Kerzenständer noch nicht und dann will ich, dass du noch bleibst. Du bist mir noch eine Erklärung schuldig." Sebastian hatte bei dem Ausruf seines Herrn kurz inne gehalten, dann die restlichen Kerzen unbeirrt gelöscht. Er griff nach dem Kerzenhalter und trat neben das Bett des jungen Earls, dass dieser ihn besser sehen konnte im schwachen Licht des flackernden Kerzenscheins. "Natürlich, junger Herr. Ich wollte Euch die Erklärung auch gar nicht vorenthalten, da es schliesslich ein Befehl gewesen ist, ist es mir durchaus bewusst, dass es meine Pflicht ist, es Euch zu erläutern, was mit Euch geschehen ist." "Rede nicht so viel um den heissen Brei herum Sebastian. Ich bin müde und ich muss morgen wieder einiges erledigen. Ganz zu schweigen von dem Privatunterricht mit dir, für Lizzy. Ich will es nun einfach wissen. Also schweife nicht ab." "Wie Ihr wünscht, junger Herr." Nach der kurzen Konversation mit seinem Butler, schloss Ciel kurz seine Augen, um sich zu entspannen. Immer noch lag er im Kissen, bis zur Brust zugedeckt, wobei sich seine Arme auf der Decke befanden. Dann drehte er seinen Kopf leicht auf die Seite, um den Teufel – der am unteren Bettende stand – besser ansehen zu können. Die blosse Neugier hielt ihn wach, wobei er die Befürchtung hatte, dass es nichts gutes sein kann, was da vorhin mit ihm passiert war. Weshalb er sich unwillkürlich in die Decke klammerte, um seine Nervosität zu verstecken, die das ungute Gefühl mit sich brachte. "Wisst Ihr, junger Herr ... Ihr werdet allmählich erwachsen und bei diesem Prozess passieren einige Dinge, sowohl in Eurem Kopf, als auch in Eurem Körper. Ich kann wohl zurecht davon ausgehen, dass Ihr Euren Körper noch nicht selbst erkundet habt?!" Dies war eine fragende Feststellung und eigentlich erwartete er auch gar keine Antwort, schaute dabei den Earl jedoch die ganze Zeit an. Dieser nickte kaum merklich und spürte wie sich sein Herzschlag noch einmal erhöhte. Seine Finger krallten sich fester in die Decke und seine Wangen wurden heiss und rot. Wieso musste er ihn nun auch so etwas fragen? Als würde er sich dazu herablassen und so etwas ungehöriges machen. Sein Körper gehörte wohl seiner Verlobten und bis er sie eines Tages heiraten würde, bliebe er unberührt. Dies hatte er sich zumindest fest vorgenommen, weshalb er auch keinerlei Interesse daran hegte sich selbst zu berühren. Ganz zu schweigen davon, dass er der Meinung war, dass sich so etwas einfach nicht gehörte. "Nun ... dann will ich mal fortfahren. Die Selbsterforschung gehört zum erwachsen werden dazu. Es ist sozusagen sogar von Vorteil, wenn man es tut. Gerade wenn Ihr später heiraten wollt. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber es wird sich als äusserst schwierig herausstellen, eine Frau zufrieden zu stellen, wenn Ihr Euren eigenen Körper nicht kennt. Aber das ist nicht das, was ich Euch erklären sollte. Was Euch passiert ist, ist ein natürlicher Prozess Eures Körpers. Wahrscheinlich hattet Ihr einen Traum, der diese Empfindungen in Euch ausgelöst hat. Ihr müsst Euch nicht mehr daran erinnern können, aber ich gehe nun einfach mal davon aus. Auch solche Träume gehören dazu, wenn ihr Menschen erwachsen werdet, vor allem dann, wenn ihr euch nicht selbst erkundet. Der Körper reagiert dann von allein, sozusagen um den Stress abzubauen, der sich anstaut. Genau das ist passiert. Ihr hattet einen sexuellen Höhepunkt im Schlaf. Wahrscheinlich ausgelöst durch Euren Traum. Dabei passiert einiges im Körper. Sehr viele Muskeln spannen sich und gewisse Hormone werden freigesetzt, die das Hirn in einen extatischen Zustand versetzen und der Körper darauf reagiert. Beim Höhepunkt selbst, wird die ganze Spannung, die der Körper zuvor aufgebaut hat, entladen. Man erlebt ein Gefühl der Befreiung und Entspannung, vermischt mit Glück. Der Körper entläd die Spannung auf eigene Weise, wobei dies nicht allein dazu dient. Es war der Samen, der zur Zeugung von Kindern gebraucht wird. Ich denke Ihr habt nun verstanden, was Euch passiert ist." Die Stimme des Teufels war die ganze Zeit ruhig und gelassen, als wär es das normalste auf der Welt so etwas zu erklären. Ciel hingegen lag ziemlich verkrampft in seinem Bett und spürt die ganze Zeit sein Herz bis zum Hals schlagen, während er befürchtete, dass sein Gesicht jeden Augenblick Feuer fangen würde, so heiss fühlte sich seine Wangen an. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass sein Butler so offen darüber sprach, wobei er sich wirklich gut ausgedrückt hatte dabei. Der Earl verstand nun, was geschehen war, was die Sache nun aber nicht unbedingt angenehmer gestaltete. Sexueller Höhepunkt? Als ober jemals an so etwas gedacht hätte ... Die Ansprache war verwirrend und Aufschlussreich zugleich gewesen und er wusste nicht recht, ob und vor allem was er nun darauf antworten sollte. Er beschloss einfach die Augen zu schliessen und nicht zu antworten, sondern zu schlafen, auch wenn er nun eigentlich innerlich viel zu aufgewühlt war, um sich der notwendigen Ruhe hinzugeben. Sebastian verstand die Geste seines Herrn und verneigte sich noch einmal vor ihm, auch wenn er das nicht mehr sehen konnte, ehe er leise das Zimmer verliess und die Kerzen ausbliess. Ciel dachte noch eine ganze Weile darüber nach, wurde von seinen Gedanken regelrecht überrollt und merkte es nicht einmal richtig, dass er schliesslich doch wieder eingeschlafen war. Entspannt war seine Ruhe jedoch nicht, er wälzte sich hin und her und redete teilweise unverständliche Dinge, jedoch war ein Satz deutlich vernehmbar., den er immer wieder widerholte, bis er am nächsten Morgen von seinem Butler geweckt wurde. "Liebe ist ... ungehörig!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)