Schattenwanderer von Winterseele ================================================================================ Kapitel 3: Ein neuer Tag ------------------------ Er wusste nicht wie lange er dort unten gesessen hatte. Er wusste nur das die Kerze abgebrannt neben ihm lag und es kalt wurde. Bitterkalt. Hunter fühlte sich wie eine Katze im Sack, der man alle Öffnungen verschnürt hatte und sie ins kalte Flusswasser wirft. Ohne Gnade, ohne Reue. Der Junge schüttelte leicht den Kopf. Es war nicht so, das ihm jemand Anderes das alles beschert hatte. Er war derjenige der die Katze in den Fluss geworfen hatte. Er hatte sich selbst in seinem Leben das er führte ertränkt. Hunter war die Katze. Und er war nicht imstande etwas daran zu ändern. Der Junge hätte es, bevor er sich selbst den Sack genäht und zugeschnürt hatte. Bevor er diese verdammte Entscheidung traf, zu gehen. Sein Schädel dröhnte bei all den Dingen die ihm durch den Kopf gingen. Er brauchte Luft, frische Luft, nicht diese die ihm hier unter entgegenströmte. Frische Nachtluft sollte seine Lungen füllen, als er wieder nach oben stieg um zu atmen, doch er musste feststellen das es mittlerweile schon früher Morgen war. Er machte sich nichts daraus. Eine weitere Nacht zog vorüber und es würden noch viele folgen. Hunter nahm einen kräftigen Zug Frischluft, bevor er seine Hände in die Hüfte stemmte und sich überlegte, was er heute tun sollte. Vielleicht würde er auch gehen. Weg von der Stadt, weg von dem Leben das er führte. Wenn er Glück hatte würden Händler ihn mitnehmen. Oder er würde sich hinein schmuggeln. Es gab sowieso niemanden der ihn hier vermissen würde. Als die frühe Morgensonne einige Zentimeter höher über den Horizont kroch, hatte Hunter eine Entscheidung getroffen: er würde noch heute aufbrechen. Egal wohin ihn sein Weg führte. Überall war es besser als hier. Der Blauhaarige war sich sicher, das es so war. Hunter überlegte ob er noch etwas in dem alten Anwesen zurückgelassen hatte das er mitnehmen wollte, doch ihm fiel nichts nennenswertes ein, außer ein paar selbst geschnitzte Holzfiguren, die er aus purer Langeweile angefertigt hatte. Er sah, das es nicht einmal da etwas gab, das ihn hier halten würde. Der Junge schaute nach oben über die Dächer zu der großen Glockenuhr, die über die Häuser der Stadt ragte. Hunter sah die Uhrzeit und wusste, das die Händler in einer guten Stunde kommen würden. Und wenn sie ihre Rückreise antraten, würde Hunter mit ihnen gehen. Er kann arbeiten, würde er ihnen sagen. Oder auch als Schutzmann dienen. Hauptsache sie brachten ihn von hier fort. Eine Stunde noch, dann wäre er frei. Hunter wusste nicht womit er die Zeit des Wartens verbringen sollte, also ging er in Richtung Marktplatz und begab sich auf das Dach eines Hauses von wo aus er zu der einen Seite das Stadttor und zu der anderen Seite den Marktplatz beobachten konnte. Hier war der ideale Ort um zu warten. Die altertümliche Stadt erstrahlte in ihrem prächtigsten Glanz als die Sonne so hoch gestiegen war, das sie durch die Gassen der Häuser fiel und auch die Ladengassen mit Licht erfüllte. Ein Ladenbesitzer nach dem anderen öffnete in den nächsten Minuten seine Türen. Er war an der Zeit für die Stadt zu erwachen. Der Junge betrachtete seelenruhig das bunte Treiben, wie die ansässigen Händler ihre Waren auslegten, in Körben verteilten und einige davon trugen ihre Dinge hinüber zum Marktplatz, der schon in ein paar Stunden erdrückend voll sein würde. Hunter fragte sich, ob das Treiben wohl in jeder Stadt zur selben Uhrzeit geschah. Er schmunzelte. Bald würde er es wissen. Der Gedanke daran die Stadtmauern zu verlassen brachte in ihm eine ungeahnt starke Abenteuerlust hervor. Seinen Körper war die Anspannung und die Freude anzumerken. Um sich zu beruhigen lehnte er sich auf dem Schieferdach zurück und genoss die warme Sonne in seinem Gesicht. Wie gut sie doch tat, wenn man wusste, das einem das Leben bald einfacher fallen würde. Im nächsten Moment hörte Hunter einen gellen Schrei. Eine Frau in einer Gasse hinter ihm ließ erschrocken einen Tontopf fallen und rannte in Richtung Marktplatz davon. Neugierig schaute Hunter sich um. Er dachte sich nicht viel dabei, wahrscheinlich war die Arme über eine Spinne oder vielleicht auch eine Schlange gestolpert. Frauen waren da ja empfindlich gegen. Aber er irrte sich. Es war kein Reptil und kein Insekt vor dem sie davon lief. Es war ein junger Mann, der wie ein Irrer durch die Gasse rannte und sich verhielt als würde er verfolgt, wahrscheinlich gehörte er zu den Reichen der Stadt und ein flinker Taschendieb wolle sich seiner Schätze bemächtigen. Hunter zog sein Schwert hervor. Vielleicht konnte er an seinem letzten Tag doch noch etwas für die Gerechtigkeit tun. Der Blauhaarige rutschte vom Dach, hangelte sich wie ein Akrobat an einer de Regenrinne hinunter und setzte wenige Meter neben dem Andern auf dem Boden auf. Der junge Mann bremste seinen Schritt ab. Erst jetzt sah Hunter, das auch er ein Schwert mit sich trug. Angriffsbereit schaute der Blauhaarige sich um, doch das einzige was er sah, war Nichts. Kein Angreifer weit und breit, vor dem der Andere hätte weglaufen sollen. Er schaute zu dem Braunhaarigen Mann hinter ihm, der, anstatt mit ihm zu reden, nur seinen rechten Zeigefinger auf seinen Mund legte. Hunter nickte und umklammerte sein Schwert mit beiden Hände. Dann hörte er es. Das Geräusch von Hufen. Vier. Hunter dachte an Reiter, aber es war nur ein einziges Tier zu hören. Die Reiter kamen niemals alleine. Dann war es mit einem Mal still. Zu still fand der Junge. Im nächsten Moment spürte er, wie sich etwas regte. Unsicher von welcher Seite es kam, drehte er seinen Körper nach links. Ein Fehler. In der nächsten Sekunde spürte er, wie etwas kaltes, spitzes seinen Körper durchfuhr, ihn regelrecht durchbohrte und ihn zu Boden riss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)