Wie weit wirst du gehen... von BloodyRubin (...für deine Familie?) ================================================================================ Kapitel 14: Kein Zurück ----------------------- Hell strahlte die Sonne durch die zerstörte Tür. Seufzend begutachtete Shigure den Schaden, den Yuki und Kyo wieder einmal angerichtet hatten. Das zu reparieren, würde eine Weile dauern. Dennoch war er froh, dass wieder etwas Normalität zurückgekehrt war. Die letzte Zeit war nicht leicht gewesen. Yuki hatte sich wegen dem, was seinem Bruder passiert war, erhebliche Vorwürfe gemacht. Erst als Ayame ihm versichert hatte, dass er nichts dafür konnte, schien er etwas gelöster. Das Verhältnis zwischen den beiden hatte sich deutlich verbessert. Ihr Neuanfang war ein Erfolg gewesen. Von Akito hatte keiner mehr etwas gehört. Manchmal fragte Shigure sich, ob er wohl etwas plante. Die anderen schien das nicht zu beunruhigen. Wahrscheinlich wollten sie nur nicht darüber nachdenken. „Shigure-san? Möchtest du auch etwas trinken?“ riss Torus Stimme ihn in die Wirklichkeit zurück. „Gerne. Vielen Dank.“ Während er an seiner Limonade nippte, lächelte er still. Endlich war der Sommer über sie hereingebrochen und brachte angenehme Wärme mit. „Was haltet ihr von einem Ausflug?“ „Und wohin?“ brummte Kyo, der immer noch schmollte. „An den Strand?“ „Eine gute Idee.“ „Aber erst werdet ihr euch um die Tür kümmern.“ Kurz warf der Hunde-Eto einen Blick auf sein Handy. Wenn die beiden sich etwas beeilten, konnten sie noch vor der Mittagszeit los. Überraschend klingelte das Telefon und er stand auf, um abzuheben. „Und schön dran denken: Ihr sollt die Tür reparieren, nicht komplett zu Kleinholz machen.“ rief er den beiden Kontrahenten noch zu, die sich bereits wieder bekriegten. „Ja, hier Shigure?“ „Ich bin es.“ ertönte Hatoris Stimme. „Hatori. Lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir?“ „Egal. Hör zu, Shigure. Was ich zu sagen habe, ist wichtig.“ Gespannt wartete Shigure ab. „Hatori? Bist du noch dran?“ „Ja. Ich weiß nur nicht, wie ich anfangen soll.“ Wieder blieb es lange ruhig. „Akito liegt im Sterben.“ sagte der Familienarzt dann mit leicht zitternder Stimme. „Was?“ „Ich wollte es selber nicht glauben. Aber es ist nicht zu übersehen. Er ist nur noch am Husten, sein Fieber geht nicht mehr runter, sein Herz rast und er hat schwere Atemprobleme. Mit etwas Glück hat er noch ein paar Stunden. Ich dachte, ich sage es euch, falls...falls ihr ihn ein letztes Mal sehen wollt.“ Wie erstarrt klammerte sich Shigure am Hörer fest, bevor er es fertigbrachte, etwas zu sagen. „Ich werde es den anderen beibringen.“ „Tu das. Also dann...“ Damit legte Hatori auf und der Hunde-Eto machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. „Yuki, Kyo, kommt ihr mal bitte zu mir?“ Die beiden hörten mit ihrem Streit auf und ließen sich am Kotatsu nieder. „Ist etwas passiert? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ „Hatori hat gerade angerufen. Akito geht es sehr schlecht. Er wird den heutigen Tag wohl nicht überleben.“ Die Stille, die seinen Worten folgte, schien sich ewig hinzuziehen. „Heißt das, er stirbt?“ Shigure nickte nur und suchte nach Worten. „Ich werde mich gleich auf den Weg machen, um ihn noch einmal zu sehen, bevor es zu spät ist. Wollt ihr mich begleiten?“ Beide stimmten zu. „Ist es in Ordnung, wenn ich auch mitkomme?“ fragte Toru zögernd. „Sicher. In einer Viertelstunde geht es los.“ Viel zu schnell verging die Zeit und schon waren sie unterwegs zum Haupthaus der Souma-Familie. Dort wurden sie bereits von Hatori erwartet. „Schön, dass ihr gekommen seid. Wartet bitte im Flur.“ Dort standen noch mehr Familienmitglieder, alle mit ernsten Gesichtern. Nacheinander wurden sie in Akitos Zimmer gebeten, um sich verabschieden zu können. Dann, ganz plötzlich, kam Hatori zu ihnen. „Ihr seid dran. Achtet darauf, ihn nicht aufzuregen. Und bleibt nicht zu lange drin.“ So leise wie möglich betraten die vier das abgedunkelte Zimmer, in dem Akito auf seinem Futon lag. Hatori hatte nicht übertrieben. Selbst ein Laie konnte sehen, wie schlimm es um das Familienoberhaupt stand. Zusammen setzten sie sich neben Akito auf den Boden. „Ich hätte nicht gedacht...euch hier zu sehen...“ hauchte dieser, als er sie erkannt hatte. „Wir sind sofort aufgebrochen, als wir die Nachricht gehört haben.“ erwiderte Shigure ruhig. „Tut nicht so scheinheilig...ihr wolltet doch nur sichergehen...dass ich wirklich...“ Ein Hustenanfall verschluckte seine restlichen Worte. Fast eine halbe Minute dauerte es, bis er vorbei war. Mühsam rang das Familienoberhaupt nach Luft. „Wass...er...“ brachte er schließlich hervor und Toru reichte ihm ein Glas, das ganz in der Nähe stand. Vorsichtig nippte er daran und stellte es wieder zurück. „Also...warum seid ihr...wirklich hier?“ „Um dich noch einmal zu besuchen.“ „Wohl eher...um mir beim Sterben...zuzusehen...Glaubt nicht...ich wüsste es nicht...“ „Das ist nicht wahr.“ „Es...macht keinen...Unterschied mehr...Selbst, wenn ich wollte...könnte ich nichts mehr...daran ändern...Das ist wohl meine Strafe...“ Shigure wollte gerade antworten, als er die Tränen bemerkte, die über Akitos Wangen liefen. „Akito...“ „Was...ist aus mir...geworden? So etwas...passt überhaupt nicht...zu mir...Ich hatte mir doch...geschworen...nie Schwäche...zu zeigen...“ Erneut überkam ihn ein Hustenanfall, diesmal stärker und länger. Wie auf Kommando kam Hatori herein und schaffte es, dem Familienoberhaupt etwas Wasser einzuflößen. „Ihr solltet ihn doch nicht aufregen.“ „Haben wir auch nicht.“ gab Kyo bissig zurück. „Das sieht man.“ Behutsam tupfte der Arzt seinem Patienten das Gesicht ab und prüfte, ob sich etwas an seinen Werten geändert hatte. „Eure Zeit ist um. Er braucht jetzt Ruhe.“ Nacheinander standen sie auf und blickten noch einmal zu Akito hinunter. „Wir werden dich nie vergessen...“ murmelte Shigure, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg zur Tür machte. Sie hatten noch keine zwei Schritte gemacht, als es klopfte. Überrascht keuchte der Hunde-Eto auf, als ihm klar wurde, wer da vor ihnen stand. „Du? Aber warum...“ „Ich wollte ihn sehen.“ sagte Ayame kurz angebunden. Seine goldenen Augen wirkten ernst, aber auch zögernd. „Aber...“ „Das war meine eigene Entscheidung.“ Ohne weitere Worte ging er an ihnen vorbei und ließ sich neben dem Familienoberhaupt nieder. „Du...bist wirklich...hier...Ayame...“ „Ich will mit dir reden. Alleine.“ Hatori schien protestieren zu wollen, aber bevor er einen Ton herausbrachte, hatte Shigure ihn schon am Arm gepackt und zog ihn sanft, aber bestimmt mit sich. „Gehen wir.“ Kurz warf er einen letzten Blick auf seinen alten Schulfreund, der ihm dankbar zulächelte, dann schloss er die Tür. „Lasst uns hier warten.“ meinte er und ließ Hatori wieder los. „Das wird bestimmt eine Weile dauern.“ Wieder setzte der Familienarzt zum Protest an, doch Shigure schüttelte den Kopf. „Das müssen sie alleine klären.“ Hatoris Blick wurde noch ernster, bevor er zögernd nickte. „Na gut. Dann werde ich bei euch bleiben, falls etwas passiert.“ Gebannt starrte er zur Tür. „Ich wüsste gerne, was dort vor sich geht.“ „Ich auch.“ seufzte der Hunde-Eto. „Aber es wird bestimmt nicht einfach. Für keinen der beiden...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)