Gefährliche Spiele von Shenja1141 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Die Studenten der Universität Straßburg dürften sich am heutigen Tag gewundert haben, was dort vor sich ging. Schon am frühen Morgen um fünf Uhr siebzehn tauchten dort unzählige Polizeifahrzeuge auf, wie uns Augenzeugen mittteilten. Die gesamte Universität wurde abgeriegelt und niemand kam mehr herein. Der Pressesprecher der Straßburger Polizei teilte uns mit, dass es einen Einbruch gab, sie aber nicht bekannt geben könnten, was gestohlen wurde. Doch es muss sich um etwas Wichtiges handeln, denn gegen sieben Uhr morgens tauchten Agents des französischen, deutschen und englischen Geheimdienstes dort auf und beschlagnahmten den Tatort. Um was handelt es sich, dass so wertvoll ist, dass gleich drei Länder es wieder in ihren Besitz bringen wollen? Das, meine Damen und Herren, ist die Frage, die seit heute Morgen unzählige Franzosen beschäftigt.“, damit wurde der Bildschirm wieder schwarz. „Das waren bloß die Deutschen Mittagsnachrichten. Aber schon jetzt lagern unzählige Reporter vor der Universität. Wir wissen, wer der Täter war, aber nachweißen können wir es nicht. Deshalb haben wir beschlossen, unsere fähigsten Agenten bei dem Dieb David Trenton einzuschleusen. Und unsere fähigsten Agents sind sie.“, erklärte Michaela Miller, die wohl mächtigste Frau im Gebiet der Verbrechensbekämpfung, die stellvertretende Direktorin von Interpol. Neben ihr stand in einem schwarzen Anzug, der natürlich vorschriftsgemäß zugeknüpft war, der Direktor Jonathan Coleman. Ich sah mich um und erblickte die Gesichter der drei Männer, die neben mir saßen und Miss Miller aufmerksam zuhörten. Ich war die Jüngste und zusätzlich noch die einzige Frau. Es war klar, welche Rolle ich zu spielen hatte. Und meine Bestätigung sollte auch so gleich folgen: „Mister Trenton ist bekannt dafür, dass er gerne an Pferdewetten teilnimmt. Deshalb werden zwei von ihnen in diesem Bereich arbeiten, um unsere Hauptagentin in dieser Mission notfalls unterstützen zu können. Sie.“ Und dabei zeigte sie auf einen der Männer „als Pferdetrainer auf der Rennbahn Rosecroft Raceway und sie“ nun zeigte sie auf den Mann neben dem ersten „als Schiedsrichter auf derselben Rennbahn.“ Miss Miller wandte sich nach rechts, zu mir und dem letzten Mann. „Sie“, Miller deutete auf den Mann „werden neben Trenton einziehen, um Miss Laysons Schutz zu gewährleisten. Denn sie, Miss Layson, werden seine Freundin und werden durch alle möglichen Aktivitäten versuchen in sein Leben so weit wie möglich einzutauchen.“, wusste ich es doch. „Sie werden alles bekommen, was sie brauchen. Sie haben eine Woche Zeit, bis sie bereit sein müssen.“, sprach jetzt Coleman. Ich wusste schon, wen ich anrufen würde. Es gab da noch einige Menschen, die mir einen Gefallen schuldeten. Ich könnte zwar auch die Angestellten der dafür vorgesehenen Abteilung fragen, aber das war mir zu unsicher. Ich verließ mich meistens lieber auf Menschen, die ich persönlich kannte. Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- Auch wenn ich erst das zweite Mal hier war, liebte ich dieses Gefühl bereits. Das Gefühl, wenn das Pferd, auf welches man gewettet hatte, als erstes über die Ziellinie ging. Das Gefühl, wenn der Boden unter den Füßen bebte, weil alle Pferde gleichzeitig losgaloppierten. Ich liebte diese Rennbahn. Alleine der Name war schön: Rosecroft Raceway. Das erinnerte mich immer an Rosen, meine Lieblingsblumen. Und wirklich war die ganze Rennbahn mit Rosen geschmückt; mit roten, rosafarbenen und weißen Rosen. Als ich das letzte Mal hier war, traf ich David Trenton nicht an. Doch dieses Mal schien ich mehr Glück zu haben, denn ich hatte ihn bereits gesehen. Doch ich durfte nicht auf ihn zugehen, er musste das Gefühl haben unser Kontakt sei seine Idee gewesen. Doch ich machte mir keinerlei Sorgen, er könne nicht auf mich zugehen. Erstens war nicht sonderlich viel los, da nur Pferde mit geringer Gewinnquote liefen. Und zweitens war ich genau sein Typ Frau: jung, blond, reich und ich hatte eine Ahnung von Pferden. „Darf ich mich zu ihnen stellen?“, ertönte eine weiche, angenehme Stimme hinter mir und ich drehte mich mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen um. Tatsächlich stand dort genau der Mann, den ich erwartet hatte: David Trenton in Persona. „Natürlich, wenn sie mir ihren Namen verraten?.“, antwortete ich. „David Trenton.“, er reichte mir seine rechte Hand- ein Rechtshänder also. „Rebecca Lay.“, antwortete ich immer noch lächelnd. Für mich selbst stellte ich fest, dass es mir nicht schwerfallen würde, seine Freundin zu spielen, wenn er sich so gut benahm, wie er aussah. „Angenehm. Wetten sie, oder sind sie nur so hier?“ „Ab und an wette ich, aber ich bin vor allem hier, weil mir das Gefühl einer Rennbahn gefällt.“ Immer so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben, das brachte am wenigsten Schwierigkeiten. „Und sie?“ „Ich wette leidenschaftlich gerne und ich kann auch stolz sagen, dass ich ein Händchen dafür habe.“, er sah in Richtung der Startlinie, denn in einer Minute würden die vierjährigen Stuten auf 1000 Meter starten. „Was halten sie von Nummer 3?“, wollte er von mir wissen. „Die Rappstute? Sieht feurig aus, soweit ich das von hier aus beurteilen kann. Was sagen ihre letzten Rennen?“, lies ich mich auf ein Fachgespräch ein. „Das ist ihr erstes.“ „Irgendwelche großartigen Konkurrenten?“ „Die Fuchsstute Nummer 2 hat letztes Jahr einige Rennen mit guten Zeiten gewonnen.“ „Ich denke, die schwarze hat trotzdem eine Chance.“, meinte ich nach einem Blick durch mein Fernglas. „Sie scheint gut proportionierte Muskeln zu haben. Und den Willen zu Siegen.“ „Ich habe 50 Dollar auf sie gesetzt, hoffen wir, dass wir beide Recht behalten.“, meinte Trenton. „Es geht los.“, sagte ich unnötiger Weise, da der Startschuss gut zu hören war. Ich folgte den Pferden mit dem Fernglas und stellte erfreut fest, dass Nummer 3 tatsächlich in Führung ging- dicht gefolgt von Nummer 2. „Und damit habe ich 150 Dollar gewonnen. Darf ich sie zur Feier des Tages heute Abend in eine Bar einladen?“, fragte Trenton mich. „Gerne, kennen sie eine gute Bar hier in Washington?“, ging ich darauf ein und freute mich innerlich, wie noch nie seit Anfang dieser Mission. „Ich hatte noch gar keine Zeit mich in Washington nach einer Bar umzusehen.“ „Dann habe ich sie also wirklich noch nie hier gesehen. Und ich dachte schon, ich sei blind gewesen.“, lachte er und ich lachte mit. Charmant war er, das musste man ihm lassen. Ich könnte mich glatt in ihn verlieben, wüsste ich nicht, dass er ein Dieb war, der sicherlich auch nicht vor Mord zurückschreckten würde. „Wenn sie mir verraten, wo sie wohnen, hole ich sie um 8 Uhr ab.“, versprach er. Ich war lange vor meinem Kleiderschrank gestanden, der noch nicht sonderlich voll war, da meine Kleidung bisher nicht den High-Society Ansprüchen genügt hatten. Doch um kurz vor 8 war ich dann glücklicher Weiße endlich fertig und saß wartend mit einem Buch auf meiner weißen Couch, die ich so sehr liebte. Das war sowieso das Beste an den ganzen Undercover-Einsätzen: die Ausstattung, die vom Staat bezahlt wurde, in diesem Fall von den USA. Nach einigen weiteren Sätzen, die ich gelesen hatte, legte ich das Buch auf die Seite, denn ich hatte nicht die Nerven, um mich jetzt auf ein Buch zu konzentrieren. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu den Unterlagen über Trenton, die nun in einem Bankschließfach lagerten. Ich würde mich gleich mit einem Mann treffen, von dem ich nicht wusste, was er schon alles verbrochen hatte, wen er eventuell schon ermordet hatte. Ich ging noch einmal durch, was er mochte: Pferdewetten und Fotografieren. Beinahe wäre ich zusammengeschreckt, als es an meiner Haustüre klingelte. Doch zum Glück, schreckte nur mein Kopf in die Höhe. Es wäre mir vor mir selbst peinlich gewesen, wenn ich wieder so überreagiert hätte, wie bei einem Einsatz, der schon ein paar Jahre in der Vergangenheit lag. Damals hätte ich fast einen Kameraden erschossen, weil ich so erschrocken war. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich zur Tür und öffnete dem ebenfalls lächelnden David Trenton. „Rebecca, sie sehen wunderbar aus.“, begrüßte er mich und nahm meine Hand um mir einen angedeuteten Handkuss darauf zu hauchen. „Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben, David.“ Das war nicht gelogen. In seinem cremefarbenen Anzug sah er einfach umwerfend aus und ich konnte mir vorstellen, dass die Frauen ihm nur so hinterherschauen würden. „Lassen sie uns gehen, ich habe meinen Wagen unten an der Straßenseite geparkt und wir wollen schließlich nicht, dass er noch abgeschleppt wird. Nicht wahr?“ Seine grünen Augen funkelten regelrecht und ich bekam fast ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn so anlog. Seine Freude war absolut echt und meine war zumindest zur Hälfte gespielt. Wüsste ich Nichts von seinen unmoralischen Taten, wäre meine Freude mit Sicherheit absolut echt gewesen, aber unter diesen Umständen… Ich ergriff seinen angebotenen Arm und wir gingen nach unten, um einen gemeinsamen Abend zu genießen. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, mit welchem Wagen wir zu einer Bar- ich wusste immer noch nicht, in welche wir gehen würden- fahren würden. Da stand ein roter Porsche Carrera 911 als Cabrio. So wenig ich auch über Autos wusste, eins wusste ich genau: dieses Auto kostete mehr als ein normaler Familienvater im Jahr verdiente. Ich versuchte mein Erstaunen zu verstecken, denn ich gab schließlich vor selbst mehr als genug Geld zu haben. „Darf ich bitten?“, fragte er mich, als er mir die Beifahrertüre aufhielt. Ich war nur zum Nicken fähig und stieg immer noch überwältigt in das teure Auto ein. Die Bar nannte sich The Red Star und sah schon von außen teuer aus. Ich war wieder einmal froh, dass ich das alles hier nicht selbst bezahlen musste, sondern dass ich es als Spesen abrechnen konnte. „Ich habe uns schon einen Tisch reserviert. Eigentlich war Nichts mehr frei, aber ich bin hier Stammkunde.“, lächelte David. Manchmal fragte ich mich, ob er nicht anders konnte, als zu lächeln. Immer wenn ich ihn ansah, lächelte er mich an. Aber ich glaube, andersherum war es genauso. Und es tat gut zu lächeln, denn es war keineswegs ein gezwungenes Lächeln, sondern ein natürliches. „Dann ist sie also gut?“, fragte ich, während ich mich fragte, in welcher Bar man bitte reservieren musste um hinein zu kommen. War vermutlich wieder so ein High-Society Ding. „Die Beste in ganz Washington. Die Cocktails sind fantastisch und der DJ scheint denselben Geschmack wie ich zu haben.“ Die Stimmung war schon recht gut, als wir ins Innere der Bar kamen und einige Leute tanzten auch schon zu den Klängen von Hits, von denen ich sicher war, dass sie gerade in den Charts waren. Der Geräuschpegel war zwar hoch, aber man konnte immerhin –nicht wie in vielen anderen Bars mit Disco- seine eigenen Worte noch verstehen. „Von Tanzen hast du aber nichts gesagt.“, ich ging einfach so zum Du über. Ich merkte es erst u spät, aber David schien nichts dagegen zu haben. „Schlimm?“, fragte er und sah mich entschuldigend an. Sein Blick erinnerte mich an einen Hundewelpen, auf den man einfach nicht sauer sein konnte und ich schüttelte den Kopf. „Nein. Lass uns etwas trinken gehen.“, schlug ich vor. An der Bar hörte man die Musik nicht mehr ganz so laut und man konnte sich gegenseitig wieder besser verstehen. Tatsächlich waren die Cocktails, die der Barmann uns mixte fantastisch, auch wenn ich nachher nicht wirklich wusste, was ich da eigentlich getrunken hatte. „Lass uns tanzen gehen.“, schlug ich nach dem dritten Cocktail vor. Der Alkohol hatte mich mutiger gemacht und ich begann den Abend wirklich zu genießen. Die gesamte Anspannung viel von mir ab und ich sah dieses Treffen nur noch als ganz normales Date. David folgte mir auf die Tanzfläche und er tanzte so gut wie er aussah. Die Pärchen machten uns Platz, um uns beim Tanzen zuzusehen, was mir fast ein bisschen peinlich war. Doch wirklich zeigen was er konnte, tat David erst, als der DJ einen etwas klassischeren Song auflegte, zu dem ein Partnertanz passte. Obwohl ich nicht tanzen konnte, sah es vermutlich unglaublich aus. „Es kommt nur darauf an, wie geführt wird.“, flüsterte er mir ins Ohr, während ich versuchte seinen Tanzschritten zu folgen. Ich lachte und war wirklich glücklich mit ihm auf der großen Tanzfläche. Doch nach diesem Lied, beschlossen wir beide gleichzeitig, dass es erst einmal genug war. „Lass uns…“, begann ich. „Wir sollten…“, meinte David gleichzeitig. Wir mussten lachen und gingen Hand in Hand von der Tanzfläche, da David einfach beschlossen hatte nach dem Tanz meine Hand nicht loszulassen. Einige Pärchen sahen uns bewundernd hinterher und einige Singlefrauen starrten mich hasserfüllt und David sehnsüchtig an. Langsam keimte bei mir die Frage auf, weshalb er mich ausgewählt hatte, wenn er hier solch eine große Auswahl hatte. Einträchtig standen wir nebeneinander an der Bar und tranken unseren vierten Cocktail. „Sie sind neu hier, haben sie heute Nachmittag gesagt, aber woher kommen sie eigentlich?“, begann er mit der verhassten Fragerunde. „Aus Deutschland, aber ich habe mein Tiermedizinstudium endlich hinter mir und gönne mir eine kleine Pause, bevor ich wirklich loslege und mich um einen Assistenzplatz bewerbe.“, erzählte ich meine Lügengeschichte. „Was machen sie denn beruflich?“ „Ich handle mit Kunstgegenständen. Sie wissen schon, mit Gemälden, Vasen, Statuen, Wandteppichen…“, beim letzten Punkt lachten wir beide gemeinsam. „Das unterscheidet sich aber ziemlich von ihrer Leidenschaft für Pferde, oder? Heißt es nicht immer, man solle einen Beruf wählen, der einem Spaß macht?“ „Dann gäbe es keine Anwälte mehr.“, schon wieder mussten wir beide lachen und diese Fragerunde begann mir wirklich Spaß zu machen. David war ein witziger Mann, ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte, nachdem ich seine Akte durchgelesen hatte. „Nein, mein Beruf macht mir Spaß. Aber ich habe wirklich schon mit dem Gedanken gespielt einen Rennstall zu kaufen.“, eröffnete er mir. „Und wieso tun sie es dann nicht? Geld dürfte schließlich nicht der Grund sein, oder?“ „Ich kenne mich zwar damit aus, welche Pferde gute Chancen haben zu gewinnen, aber ich habe keinerlei Kenntnisse über Pferdepflege oder Training. Mir ist die Gefahr zu groß, dass mich jemand über den Tisch zieht.“, gestand er. „Ich kenne mich damit aus.“, rutschte es mir heraus. Er sah mich verwundert an. „In meiner Kindheit, besser gesagt als Jugendliche, habe ich in den Ferien auf einer Ranch gearbeitet, um mir etwas Geld zu verdienen. Meine Eltern waren der Meinung, ich sollte ein Gespür für Geld bekommen, damit ich später einmal nicht verschwenderisch damit umgehen würde. Immerhin habe ich sehr viel Geld von ihnen bekommen und ich werde noch mehr von ihnen erben. Egal, auf jeden Fall habe ich reiten gelernt, ich weiß was ein Pferd fressen muss, wie man einen Stall säubern muss, all diese Dinge eben.“, erzählte ich Dinge, die in meinem momentanen Lebenslauf als Rebecca Lay nicht standen, das waren Dinge aus meinem Leben als Rebecca Layson. „Das ist…fantastisch.“, sagte er und ich konnte ihm ansehen, wie er überlegte. Wie er Pläne entwarf, sie wieder verwarf, neue schmiedete… „Du könntest mich beraten. Natürlich nur wenn du willst.“ Ich fing an zu Grinsen. „Natürlich will ich. Das ist eine fantastische Idee. Wir könnten zusammen einen Stall und Pferde suchen gehen.“, schlug ich vor und er lächelte mich jetzt auch wieder an. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass ich jetzt noch stärker mit ihm verbunden war und dass ich meine Mission so leichter durchstehen würde, denn selbst wenn es mit der Beziehung nicht klappen würde, hätten wir noch etwas, das uns verbindet. „Das sollten wir aber ein anderes Mal bereden, wenn wir beide nüchtern sind.“, lachte David. „Willst du noch einmal tanzen?“ Dieses Mal tanzten wir beide etwas länger, bis wir ziemlich erschöpft waren und uns entschlossen den Club zu verlassen, da es schon recht spät war. „Hast du eigentlich schon mal einen Film im Sommernachtskino im Monument Park gesehen?“, wollte David von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Morgen kommt ein toller Film, wollen wir ihn uns gemeinsam ansehen? Ich hole dich auch ab.“, schlug er vor. „Klar gerne. Darf ich dich eigentlich Dave nennen? Ich finde David klingt immer so… ich muss dabei immer an den kleinen Bruder einer Freundin denken.“, wollte ich etwas verlegen von ihm wissen. „Klar, wenn ich dich Becca nennen darf. Rebecca klingt so… formell.“, lachte er und ich seufzte erleichtert. Hand in Hand gingen wir zu Daves Auto zurück, welches auf dem Parkplatz stand. Dave fuhr mich wieder zu mir nach Hause und er kam noch mit hinauf in mein neues Apartment. „Es war ein wunderschöner Abend, Becca.“, er flüsterte fast. Ich hatte das Gefühl, die Zeit würde stillstehen und die Luft würde gleich anfangen sich in lauter kleine Sterne zu verwandeln. Ich konnte nichts sagen und nickte einfach nur, mein Herz klopfte so laut, dass ich mir fast sicher war, Dave könne es hören. „Du bist eine wunderschöne Frau und ich…“, er sprach nicht fertig, sondern brach mitten im Satz ab. Er nahm meine Hände in seine und zog mich nahe an sich heran. Wir sahen uns in die Augen und ich stellte fest, dass seine Augen doch nicht dasselbe Grün hatten, wie meine. Sein Gesicht kam meinem langsam näher und als nur noch einige Zentimeter Platz zwischen uns waren, schloss ich die Augen. Keine zwei Sekunden später spürte ich einen sanften Kuss auf meinen Lippen. Obwohl sich nur unsere Lippen berührten, hatte ich das Gefühl, als würden in meinem Bauch tausende Schmetterlinge Tango tanzen. Es vergingen mit Sicherheit mehrere Minuten, bis Dave sich wieder von mir löste; es kam mir sogar vor, als würde es Stunden dauern. „Du bist auch ein wunderbarer Mann, Dave.“, flüsterte ich. „Wir sehen uns morgen Abend.“, verabschiedete er sich von mir und gab mir noch einmal einen Handkuss. Ich stand immer noch an der Stelle, an der er mich zurückgelassen hatte, als die Tür hinter Dave ins Schloss fiel. Es dauerte sicher zwei Minuten, bis ich in der Lage war, wie in Trance auf meine Couch zuzugehen und mich hinzusetzen. Mein Kopf war voller widersprüchlicher Gedanken. Ich beschloss meine Gedanken zu ordnen, wie ich es immer tat und betrat mein Arbeitszimmer. Aus einer versteckten Schublade unter meinem Schreibtisch, zog ich ein kleines, schwarzes Büchlein, in welches ich begann zu schreiben: Heute ging es erst wirklich los, mit der Mission. Es hat ja immerhin auch lange genug gedauert; 8 Tage habe ich darauf gewartet, dass David Trenton endlich Rosecroft Raceway betritt. Es fällt mir schwer, ihn als David Trenton zu betiteln. Meine Ausbilder haben davor gewarnt, meine Kollegen haben davon erzählt, aber ich habe es nie ernst genommen. Jetzt ist es mir doch tatsächlich passiert, ich habe mich in eine Zielperson verliebt. Oder zumindest habe ich damit begonnen. Dabei war ich immer diejenige in der Truppe, die ihre Gefühle am besten unter Kontrolle hatte. Deshalb haben sie mich doch mit Sicherheit für diesen Auftrag ausgewählt: weil ich die Beste bin. Doch ich kann die Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich bei unserem Kuss- falls man so etwas überhaupt Kuss nennen kann- gespürt habe, nicht ignorieren. Ich empfinde etwas für ihn und ich kann nur hoffen, dass es nicht so viel ist, wie ich fürchte. Den Auftrag kann ich auf keinen Fall abbrechen, aber halte ich es aus, wenn der Auftrag irgendwann beendet ist und ich meine Gefühle für ihn abstellen muss, weil er im Gefängnis ist? Ich muss versuchen ihn als jemand anderen zu sehen, jemanden, mit dem ich niemals zusammen sein würde. Ich muss einfach meinen Auftrag ausführen und die Unterlagen finden, die er mit Sicherheit bei sich versteckt hat. Immerhin bin ich jetzt wirklich nah an ihm dran, auch durch die Idee mit dem Pferdestall. Nachdem ich meinen Tagebucheintrag beendet hatte, klappte ich meinen Laptop auf, der wie immer auf seinem rechtmäßigen Platzunter meiner Matratze ruhte. Ich fuhr ihn hoch und begann nach etlichen Sicherheitsfragen eine E-Mail an Salim, einen Freund beim Mossad, der mir meine Identitäten bastelte. Ich schrieb genau, was er in meinen Lebensläufen verändern sollte, damit ich einer Überprüfung standhalten könnte. Danach ging ich erschöpft, aber mit geordneten Gedanken, in mein Bett um morgen früh nicht mir Augenringen aufzuwachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)