Geheimnisse eines Stars von Atina ================================================================================ Kapitel 2: Akt 2 ---------------- New York, 22.August Die drei freien Wochen vergingen wie im Flug und in den nächsten Wochen und Monaten wollten Ada, Rachel und Anna ihr neues Album aufnehmen und auf Promotiontour dafür gehen. Das erste Tonstudio, das sie aufsuchen wollten, befand sich in New York, wo sie sich nach dem Urlaub wiedertrafen. In New York Concrete jungle where dreams are made, oh There’s nothing you can’t do Now you’re in New York These streets will make you feel brand new Big lights will inspire you Let’s hear it for New York, New York, New York Anna trällerte den Song von Jay-Z und Alicia Keys vor sich hin, während sie durch die Straßen schlenderten. Vom Hotel aus war das Tonstudio nicht weit entfernt und bei dem regen Verkehr, der sich nur langsam durch die Straßen schob, hatten sie beschlossen zu laufen. „Wie habt ihr eigentlich eure freie Zeit verbracht?“ „Ich war auf den Malediven, das war traumhaft schön. Schneeweiße Strände, türkisblaues Meer und leckere Cocktails und Männer.“ „Anna war also auf Männerfang. Hast du wenigstens jemand gefunden?“ „Na ja, geflirtet schon, aber mehr auch nicht“, meinte sie. „An sich schade.“ „Das glaube ich dir. Dass ich das letzte Mal eine Beziehung hatte, ist schon ewig her. Uns fehlen einfach die Männer in unserem Leben.“ „Du sagst es, Schwester!“, sagte Rachel und hielt Ada ihre Hand hin, in die ihre Freundin einschlug. „Ist eigentlich etwas aus dem Typen von dieser Geburtstagsparty geworden?“ „Wen meinst du?“ „Na, der Typ, mit dem du die ganze Zeit an der Bar saßt. Was ist aus ihm geworden?“ „Was soll geworden sein? Wir haben keine Nummern ausgetauscht oder so.“ „Was? Wie konntest du so dumm sein? Er war ja mal der heißeste Typ, den ich je gesehen habe. Wenn du nicht schon mit ihm geflirtet hättest, hätte ich ihn mir geschnappt“, meinte Anna. Ada sah sie halb entsetzt, halb belustigt an. „Meinst du das ernst?“ „Selbstverständlich. Oh, ich könnte dich ohrfeigen für diese Dummheit!“ „Reicht es, wenn ich dir sage, dass es mir leid tut?“ „Nicht wirklich…“ „Ich habe es doch selber bereut, aber wie hätte es etwas werden können? Er lebt in London und ich bin ständig in der Weltgeschichte unterwegs.“ „Wenigstens siehst du deinen Fehler ein“, meinte Anna und stupste sie lachend in die Seite. Fünf Minuten später trafen sie im Tonstudio ein, in dem die Crew bereits auf sie wartete. Die ersten Tage verbrachten sie mit Songschreibern und Komponisten, die Songs für sie geschrieben hatten, welche nun aber nach den Wünschen der Band umgearbeitet wurden. Dann begannen die ersten Aufnahmen. New York, 28.August Es war am Ende der ersten Woche, fünf neue Songs waren bereits aufgenommen. Ada, Anna und Rachel sowie die Mitarbeiter des Tonstudios saßen im Pausenraum zu einer Mittagspause, sie hatten sich Pizza und Pasta von einem Restaurant in der Nähe bringen lassen. Plötzlich klopfte jemand an den Türrahmen. Alle sahen auf. „Was tun Sie denn hier? Interessieren Sie sich etwa doch für unsere Musik?“, fragte Ada überrascht, als sie Lucas im Türrahmen des Pausenraumes stehen sah. In New York hatte sie nun absolut gar nicht mit ihm gerechnet, geschweige denn ihn überhaupt je wieder zu sehen. „Wie man es nimmt.“ Er trat in den Raum und sie stand auf, um ihn zu begrüßen. „Aus welchem Grund sind Sie denn dann hier?“, fragte Ada und zog ihn wieder hinaus in den Flur. Hatte sie doch die neugierigen Blicke und Ohren der Anwesenden im Nacken. „Nun ja, meine Mutter spielt am Broadway in einem Musical. Sie hat mir zwei Karten zugeschickt und nachdem ich den Zeitungen entnehmen konnte, dass Sie ebenfalls in der Stadt sind, wollte ich fragen, ob Sie Lust hätten, mit mir hinzugehen.“ „Ist das Ihr Ernst?“ „Sehe ich aus, als würde ich scherzen?“ „Eigentlich nicht“, antwortete Ada lächelnd. „Gehen Sie nun mit mir hin? Heute Abend?“ „Sehr gern.“ Kurz vor 19 Uhr betrat Lucas die Hotelhalle. Er sah sich um, doch Ada war noch nicht da. Ich bin ja auch zu zeitig hier. Er setzte sich auf eines der dunkelgrünen Sofas und schaute sich im Foyer um. Die Rezeption war mit zwei Mitarbeitern besetzt, einer telefonierte, während der andere mit einem Gast sprach. Ein Page rollte mit einem goldfarbenen Kofferwagen zum Personalfahrstuhl, um sie den angereisten Gästen auf die Zimmer zu bringen. Geschäftsmänner mit schwarzen Aktenkoffern und Damen mit vielen Einkaufstüten der erlesensten Geschäfte durchschritten die Halle. Als sich die Fahrstuhltür öffnete und Ada in die Halle trat, verschlug es ihm den Atem. Sie sieht fantastisch aus. Lucas stand auf und ging ihr entgegen. „Hallo.“ Sie lächelte. „Hallo.“ „Sie sehen wunderschön aus!“ „Vielen Dank. … Aber wollen wir uns nicht vielleicht duzen? Das Sie wird langsam merkwürdig.“ „Einverstanden.“ Er reichte ihr seinen Arm und sie hakte sich nur zu gern unter. Selbst in dem Vier-Sterne-Hotel erregten sie Aufmerksamkeit, er in seinem eleganten schwarzen Anzug und sie in ihrem bodenlangen, blass rosafarbenen Chiffonkleid. Bewundernde und auch neidische Blicke folgten ihnen. Sie fuhren mit einem Taxi zum Broadway. Ada stieg aus und betrachtete staunend den Time Square mit seinen vielen Lichtern, Reklametafeln und Menschen. „Wow!“ „Und ich dachte, als Weltstar kann man nicht mehr beeindruckt werden“, sagte Lucas. Gemeinsam liefen sie zu dem Theater hinüber. Lucas legte die Karten am Einlass vor und sie betraten das Gebäude. Bis zur Vorstellung war noch Zeit, weshalb sie durch das Gebäude schlenderten und sich einen Drink an der Bar gönnten. „Du weißt ja nun schon einiges über mich, aber ich weiß so gar nichts über dich.“ „Reicht es dir etwa nicht aus, meinen Namen zu kennen und zu wissen, dass ich in der Baker Street wohne?“, fragte Lucas und grinste sie schelmisch an. „Na ja, ein paar Infos mehr könnten nicht schaden.“ „Nun gut, was möchtest du gern wissen.“ „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ „Ist das dein Ernst?“ Lucas sah sie fragend an, doch sie nickte nur. „Ich würde zwei Gläser einpacken, eine Flasche Sekt oder Champagner und dich.“ „Und wie würdest du uns ernähren?“, fragte sie weiter und musste über seine Antwort schmunzeln. „Wenn es eine tropische Insel ist, gibt es sicher Ananas und Kokosnuss. Fisch bekommen wir aus dem Meer. Klingt doch gut, oder nicht?“ „Ja, das klingt fantastisch.“ Der erste Gong riss die beiden aus ihrem Gespräch, die Zeit war wie im Flug vergangen. „Na, dann lass uns mal auf unsere Plätze gehen.“ Sie betraten den Zuschauersaal, begaben sich auf ihre Plätze in der fünften Reihe und wenige Minuten später begann bereits die Vorstellung. Lucas sah während des Stücks immer wieder zu Ada, beobachtete ihr Gesicht. Die Freude, die Überraschung, die Rührung – jede Regung nahm er wahr und freute sich darüber. Sie sieht so schön aus, wenn sie sich freut. Zum Glück konnte ich sie wieder treffen. „Hallo Mutter!“ „Lucas, schön, dass du kommen konntest. Hat es dir gefallen?“ „Ja, ging schon.“ „Lucas!“, erwiderte seine Mutter empört und stemmte die Arme in die Seite. „Es war wirklich wunderschön. Sie waren fantastisch!“ Ada war vorgetreten und versuchte, die Situation zu beruhigen. „Vielen Dank“, sagte sie und sah ihren Sohn fragend an. „Darf ich vorstellen, das ist Ada Richardson, sie ist Mitglied der Band Laverna.“ „Oh wirklich? Die Musik gefällt mir. Nett, Sie kennen zu lernen.“ „Ebenso. Das Stück ist wirklich toll gewesen.“ „Hörst du, Lucas? Solche Komplimente möchte ich hören!“ Er verdrehte nur die Augen und erwiderte: „Dafür habe ich dir einen Strauß Rosen schicken lassen.“ „Ich weiß, danke.“ Stolz küsste sie ihn auf die Wange. Lucas hatte Ada zum Hotel begleitet und als sie in der großen Empfangshalle standen, wollte sie sich nur ungern von ihm verabschieden. „Hast du vielleicht noch Lust auf einen Drink in der Hotelbar?“ „Gern.“ Sie stiegen in den Fahrstuhl und fuhren in die oberste Etage des Hotels, in welcher sich die Bar befand. Die beiden fanden einen freien Zweiertisch direkt am Fenster und setzten sich. „New York bei Nacht sieht einfach fantastisch aus.“ „Man kann sich fast nicht satt sehen. Bist du eigentlich auch zum ersten Mal hier?“ „Ich war bereits zwei Mal für Konzerte hier, allerdings hatte ich damals nie Zeit, mir die Stadt anzusehen. Und auch dieses Mal werde ich nicht besonders viel zu sehen bekommen.“ „Wie lang bist du denn in der Stadt?“, wollte Lucas wissen. „Noch zweieinhalb Tage, dann fliegen wir weiter nach Rio.“ „Dann bleiben uns also noch sechzig Stunden.“ „Nur, dass ich von 8 bis 18 Uhr im Tonstudio sein werde“, warf Ada ein. „Ach ja, du bist ja zum Arbeiten hier. – Aber wir haben immer noch zwei Abende.“ „Ja, zwei Abende.“ Wehmütig wandte sie ihren Blick ab und sah aus dem Fenster. Das kurze Schweigen wurde von der Bedienung unterbrochen, die die Getränkewünsche entgegen nehmen wollte. „Ich hätte Lust, mir das Empire State Building anzusehen. Soweit ich weiß haben sie bis 2 Uhr morgens geöffnet. Wollen wir das morgen Abend in Angriff nehmen? Damit du wenigstens etwas von New York gesehen hast?“ „Ich würde mich freuen.“ „Schön. Ich würde dich dann wieder hier abholen. 19 Uhr?“, meinte Lucas. Ada nickte nur und lächelte. New York, 29.August Der Fahrstuhl brachte sie in das 102.Stockwerk, in welchem sich die Aussichtsplattform befand. Selbst für die abendliche Uhrzeit war die Plattform noch voller Menschen. Nicht umsonst war das Empire State Building eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten New Yorks. Lucas griff nach Adas Hand, um sie in der Menge nicht zu verlieren, doch bei der Berührung durchströmte ihn eine wohlige Wärme, dass er sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte. „Hast du Schlaflos in Seattle gesehen?“, fragte Lucas, als die beiden am Geländer standen und die abendliche Stadt betrachteten. „Ich liebe diesen Film. Ich habe ihn bestimmt schon zwanzig Mal gesehen und muss doch jedes Mal weinen.“ „Das ist süß“, meinte er und musste lachen. „Mach dich doch nicht über mich lustig!“ „Mach ich ja gar nicht.“ „Doch…“ Er schlang seine Arme um sie, als sie sich beleidigt zur Seite drehte. „Morgen Abend findet im Central Park die Filmnacht statt und es läuft Schlaflos in Seattle. Darf ich dich dazu einladen?“ „Ich weiß nicht.“ „Wieso weißt du das nicht? Hast du etwa keinen Spaß mit mir?“ „Na ja, wenn du so fragst. Ich wollte ja eigentlich nichts sagen, aber…“ Ada konnte den ernsten Ton nicht beibehalten und musste einfach anfangen zu lachen. „Ich bin unglaublich gern mit dir zusammen.“ Sie wandte sich zu ihm um und hatte das Gefühl, dass sie ganz mit ihm allein war. Die Menschen um sie herum hatte sie einfach ausgeblendet. Und auch er hatte nur Augen für sie. Immer noch waren seine Arme um ihren Körper geschlungen, nie wieder wollte er sie loslassen. „Ada! Da ist wirklich Ada Richardson!“ Die Stimme riss die beiden aus ihrer Trance und holte sie zurück in die Wirklichkeit. Sie entzog sich seinem Griff und drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. „Ada, kann ich bitte ein Autogramm bekommen? Ich bin dein größter Fan!“ Das junge Mädchen sah sie großen, strahlenden Augen an. „Selbstverständlich“, sagte Ada, griff in ihre Tasche und holte eine Autogrammkarte heraus. „Wie heißt du denn?“ „Miley.“ Ada schrieb einige Worte auf die Karte und reichte sie ihr mit einem Lächeln. „Vielen, vielen Dank!“ „Soll ich noch ein Foto von euch beiden machen?“, fragte Lucas, der die Kamera in Mileys Hand bemerkt hatte. „Das wäre toll.“ „Na klar.“ Ada legte ihren Arm um Miley und beide lächelten in die Kamera, während Lucas den Auslöser betätigte. „Danke, danke, danke. Das ist der beste Tag meines Lebens!“ Sie umarmte ihr Idol noch einmal und verschwand dann zwischen den Umstehenden. „Entschuldige bitte.“ „Ist doch kein Problem, so ist das eben mit einem Star“, meinte Lucas und grinste. „Wollen wir etwas essen gehen?“ „Ja“, sagte Ada. Er legte seinen Arm um sie und führte sie zurück zum Fahrstuhl. Den restlichen Abend verbrachten die beiden bei einem romantischen Essen in einem kleinen italienischen Restaurant. „Die Zeit mit dir vergeht immer wie im Flug, dabei wäre ich gern viel länger mit dir zusammen“, gab Ada nach einem Blick auf die Uhr zu. Er lächelte nur und nickte. „Ich werde dich noch zum Hotel bringen.“ „Ach nein, das wäre doch nur ein Umweg für dich. Ich komme schon allein zurück. Aber trotzdem vielen Dank.“ Zum Abschied küsste er sie auf die Wange, bevor sie in das Taxi stieg. Sie winkte ihm, bis er nicht mehr zu sehen war und drehte sich dann zu dem Fahrer, um die Adresse zu ändern. Sie hatte noch einen Auftrag zu erledigen. New York, 30.August „Heute ist unser letzter Aufnahmetag in New York. Wir haben der Crew versprochen, dass wir am Abend etwas mit ihnen zusammen unternehmen. Du bist doch dabei, oder?“ Rachel war gemeinsam mit Ada zum Kaffeeautomaten im Flur gegangen, als sie eine kurze Pause während der Aufnahmen machten. „Ehrlich gesagt habe ich bereits etwas vor und das kann und will ich nicht absagen“, antwortete Ada und warf eine Münze in den Automaten. „Bist du etwa die letzten Abende mit diesem jungen Mann unterwegs gewesen? Der vor zwei Tagen hier aufgetaucht ist?“ Ada nickte und reichte Rachel den Kaffeebecher, bevor sie eine zweite Münze einwarf und auf den Knopf für heiße Schokolade drückte. „Meint er es ernst mit dir?“ „Warum nicht?“ „Naja, vielleicht will er mit dir bloß ins Rampenlicht“, meinte Rachel. „Nein, so ist er nicht. Überhaupt nicht. … Aber falls es dich beruhigt, ich gehe der Presse aus dem Weg, wenn ich mit ihm zusammen bin.“ Es war kurz vor halb sechs. Die Aufnahme des letzten Songs war früher beendet gewesen als gedacht. Während die Crew, Rachel und Anna Abendessen gingen, machte Ada sich zurück auf den Weg ins Hotel. Sie duschte ausgiebig, föhnte sich die Haare und zog sich an. Eine enganliegende Jeans und eine längere, dunkelblaue Bluse, schlicht, unauffällig und trotzdem attraktiv. Sie schlang sich noch ein Tuch mit Blütenmuster um den Kopf, nahm ihre Handtasche und verließ das Hotelzimmer. Mit schnellen Schritten durchquerte sie die Hotelhalle und trat auf die viel befahrene Straße. Voller Vorfreude machte sie sich auf den Weg zum Central Park, sie wollte sich mit Lucas am Metropolitan Museum of Art treffen. Als sie davor stand, war Lucas noch nicht da. Sie sah sich um, beobachtete die Passanten. Es waren Spaziergänger, Jogger, aber auch Besucher des Filmfestivals. Sie trugen Decken oder Klappstühle. „Hey!“ Lucas war von hinten an sie herangetreten. Er trug ebenfalls eine Decke unter dem Arm und hielt einen kleinen Picknickkorb in der Hand. „Hey!“ Die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben. „Wie war dein Tag?“ „Im Gegensatz zu dir konnte ich etwas Sightseeing betreiben. Hab mir die Freiheitsstatue angesehen, war in Soho und Greenwich Village. Aber mit dir hätte es mir noch mehr Spaß gemacht“, antwortete er. Ada lächelte, ihre Wangen erröteten. Ich bekomme das Lächeln gar nicht mehr von meinen Lippen. Warum nur? Warum bedeutet es mir nur so viel, dass er mich mag? „Lass uns aber erst einmal hinübergehen, sonst verpassen wir noch den Filmbeginn.“ Während sie durch den Park schlenderten, berichtete Ada von den Aufnahmen und dass Rachel sich Sorgen um sie machte. „Warum sollte ich in den Fokus der Öffentlichkeit rücken wollen? Ich kannte euch vor Judys Party ja noch nicht einmal.“ „Das habe ich ihr auch gesagt“, sagte Ada und lachte. Sie suchten sich einen freien Platz mit guter Sicht, von denen zwar nicht mehr besonders viele, aber doch noch ausreichend vorhanden waren. Lucas breitete die Decke aus, setzte den Korb ab und warf sich dann so elegant wie es ihm nur möglich war auf den Boden, was Ada erneut zum Lachen brachte. „Hast du Hunger?“ „Eher Durst.“ „Na, dann schauen wir doch mal, was sich so alles in meinem Korb versteckt hat“, meinte Lucas und öffnete den Deckel des Picknickkorbes. Er brachte zwei Gläser und eine Sektflasche zum Vorschein. „Und falls du doch noch Hunger bekommst“, sagte er und stellte Baguette, Käse, Weintrauben sowie Erdbeeren mit Schokoladenüberzug auf die Decke. „Du hast dir ja richtig was einfallen lassen.“ „Für die Beste nur das Beste.“ Verlegen sah sie zur Seite, als auch schon der Projektor angeworfen wurde und der Vorspann begann. Als der Abspann des Films lief, blickte Ada zu ihm und lächelte. Sie wollte ihn fragen, wie er den Film fand, doch seine Hand berührte ihre Wange und streichelte sie sanft. Sie durchfuhr ein warmer Schauer, sodass sie ihre Frage vergaß. Dann beugte er sich über sie, Ada ließ sich auf die Decke sinken und seine Lippen berührten die ihren. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und genoss den Kuss. „Ich…“ „Psst.“ Er legte seinen Finger auf ihre Lippen und küsste sie erneut, als Wassertropfen ihre Gesichter berührten. Beide sahen auf und blickten zu tausenden Regentropfen hinauf. „Lass uns verschwinden!“ Lucas sprang auf, nachdem er alles in den Korb geworfen hatte, und Ada griff nach der Decke, bevor sie aufstand. Der Regen wurde immer stärker und sie schwangen die Decke über ihre Köpfe, um nicht ganz nass zu werden. Sie rannten durch den Park, über die 59th Street und auf das Appartementhaus zu, in dem sich die Wohnung von Lucas‘ Mutter befand. Der Portier hielt die Tür auf und sie betraten das Gebäude. Trotz Decke waren sie klitschnass geworden und tropften den Fußboden voll. Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in die 16. Etage, liefen über den Flur und Lucas schloss die Wohnungstür auf. Als diese hinter ihnen wieder ins Schloss fiel, umarmte Lucas Ada und küsste sie leidenschaftlich. Er hob sie hoch, wirbelte sie herum und trug sie in das Gästezimmer, in dem er während seines Aufenthalts schlief. „Wir sollten langsam aus den nassen Klamotten raus, sonst erkälten wir uns noch…“, meinte Ada. „Ganz deiner Meinung.“ Während er sie nochmals küsste, zog er ihr die Strickjacke aus und begann die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Ihre Hände wanderten unter sein nasses Shirt, erkundeten seinen Oberkörper, die weiche, wenn auch kühle Haut. In einem Moment des Luftholens zog er es sich über den Kopf aus. „Ich will dich! Ich wollte dich schon, als ich dich das erste Mal sah.“ Seine Küsse wanderten ihren Hals entlang, während seine Hände ihren BH öffneten und zu Boden fallen ließen. Sie genoss die Berührung seiner warmen Lippen und öffnete gleichzeitig seinen Gürtel und die Hose. Begierig erkundeten sie den Körper des anderen, streichelten ihn, küssten ihn, berührten ihn einfach nur. Als alle Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt lagen, hob er sie erneut hoch und trug sie zum Bett. Sanft setzte er sie darauf ab, beugte sich über sie, küsste sie. Sie zog ihn an sich heran, wollte ihn nur noch fühlen, ihn spüren. „Ich gehöre ganz dir“, hauchte sie ihm ins Ohr. „Warte kurz.“ Er kletterte vom Bett, suchte seine Hose und zog sein Portemonnaie aus der Tasche. Er öffnete es, nahm ein Kondom heraus und war mit einem Satz zurück bei ihr. „Und du wirst es auch nicht bereuen?“ „Warum sollte ich?“, fragte sie, stieß ihn sanft, wodurch er auf dem Rücken zu liegen kam und setzte sich auf ihn. Er lächelte und zog ihren Kopf zu sich hinunter um sie zu küssen, dann schlang er seine Arme um ihren Körper und rollte sich zur Seite. Als er wieder über ihr lag, drang er vorsichtig in sie ein. „Bleibst du über Nacht bei mir?“ Sie nickte nur. Wann werden wir uns wiedersehen? Ich wünschte, diese Nacht würde nie vergehen. Sie rutschte noch näher an ihn heran, wollte ihn spüren, seine Wärme fühlen. „Ich habe dich unglaublich lieb.“ „Ich habe dich auch lieb.“ Sanft streichelte er ihre Wange, küsste sie auf die Stirn. „Ich fühle mich so wohl in deiner Nähe“, sagte sie, schmiegte sich an ihn und er legte seinen Arm um sie. Mit einem zufriedenen Lächeln schloss sie die Augen und schlief nach einiger Zeit ein. Als Lucas sich sicher war, dass sie schlief, stand er leise auf, sammelte die Kleidungsstücke vom Boden und hängte sie im Badezimmer über der Handtuch-Heizung auf. Oh man, ich habe dich mehr als nur lieb. Er betrachtete ihr Antlitz im Schein der Lichter der New Yorker Nacht, der durch das Fenster in das Zimmer fiel. Er lächelte. Bei unserem ersten Treffen hätte ich mir das nie träumen lassen. Du und ich. Er legte sich zurück ins Bett. Sie lag nun mit dem Rücken zu ihm, er kuschelte sich an sie, legte den Arm um sie und griff nach ihrer Hand. Ihr Haar roch nach tropischen Früchten, er musste schmunzeln. Das darf nicht unser letzter Abend gewesen sein… New York, 31.August Als Ada am nächsten Morgen aufwachte, spürte sie Lucas’ Arm auf ihrem Körper und genoss seine Berührung. Es könnte schließlich die letzte für lange Zeit, wenn nicht sogar für immer sein. Sie blieb noch einige Minuten liegen, bevor sie vorsichtig seinen Arm anhob und sich vom Bett schob. Auf Fußspitzen lief sie in das Badezimmer. Ada machte sich kurz frisch und zog sich an. In ihrer Handtasche kramte sie nach Zettel und Stift und hinterließ ihm eine Nachricht, die sie auf das freie Kopfkissen legte. Mit einem wehmütigen Blick betrachtete sie Lucas, doch dann verließ sie den Raum. Sie setzte sich ihre Sonnenbrille auf und schlang sich das schalartige Tuch um Kopf und Hals, um beim Verlassen des Hauses nicht erkannt zu werden. Es tut mir leid, dass ich ohne Abschied gegangen bin, aber ich hasse Abschiede. Ich habe die Zeit mit dir sehr genossen und ich werde dich vermissen. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Fühl dich geküsst. Lucas las den Zettel, der auf dem Kopfkissen gelegen hatte und schlug mit der Faust auf das Bett. Er konnte sie doch nicht einfach so gehen lassen. Nach einem Blick auf die Uhr rappelte er sich auf, schlüpfte in Shirt, Hose und Schuhe und verließ das Appartement. Das erste Taxi hielt und er stieg ein. „Zum JFK! Schnell!“ Am Flughafen rannte er zur Informationstafel und suchte den Flug nach Rio de Janeiro, er startete an Gate 17. Sofort machte er sich auf den Weg, er musste sie einfach noch einmal sehen. „Ada!“ Sie war bereits durch die Sicherheitskontrolle gegangen, drehte sich aber um, als sie ihren Namen hörte. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen, nachdem sie ihn erkannt hatte. Mit einem melancholischen Blick warf sie ihm eine Kusshand zu und verschwand in den Gang, der in den Abflugbereich führte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)