Geheimnisse eines Stars von Atina ================================================================================ Kapitel 7: Akt 5.1 ------------------ Tokio, 12.Dezember „Wie geht es ihr?“ Rachel und Anna waren nach dem Konzert sofort ins Krankenhaus gefahren, waren von den Ärzten allerdings ins Hotel geschickt worden. Am nächsten Morgen waren sie erneut im Krankenhaus, sie hatten Adas Gepäck mitgebracht. „Wir haben ihr ein leichtes Schlafmittel verabreicht. Sie war stark übermüdet und soll sich nun erst einmal ausschlafen. Immer wieder ist sie in Tränen ausgebrochen, hat dabei nach einem… ähm… Lucas gerufen. Wissen Sie, wer das ist?“ „Ja.“ „Vielleicht sollten Sie ihn anrufen. Falls es ihm möglich ist, sollte er herkommen. Sie hat Anzeichen einer Depression gezeigt und ich glaube, dass es an ihm liegt“, sagte der Arzt und verabschiedete sich von den beiden. Sie betraten das Zimmer, in dem Ada lag, und betrachteten ihre Freundin. „Wir hätten früher handeln müssen. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass sie sich wieder fangen wird, dass sie ihn vergessen wird.“ „Was hätten wir denn tun sollen? Liebeskummer kann man nicht heilen.“ „Okay. Hast du die Nummer von Lucas?“ „Nein, aber vielleicht finden wir sie in Adas Handy“, überlegte Rachel. Sie griff nach der Handtasche, die sie mitgebracht hatten und suchte nach dem Telefon. „Abgeschaltet.“ „Mach es an, das Passwort bekommen wir schon heraus.“ Rachel schaltete das Handy ein und kam direkt zur Eingabe des Passworts. „Versuch ihren Geburtstag.“ „Nein.“ „Dann Lucas‘ Namen.“ „Auch nicht.“ „Versuch unseren Bandnamen.“ „Fehlanzeige. … Wie heißt dieser Lucas mit Nachnamen?“ „Warte… es war wie eine Romanfigur. … Holmes. Sherlock Holmes. Sie hat mal erwähnt, dass sie ihn deshalb immer Sherlock nennt.“ „Probieren wir es aus.“ Rachel gab den Vornamen des Detektivs ein und das Handy wurde freigegeben. „Super.“ Sie suchte nach der Nummer von Lucas, doch sie fand keinen Eintrag. Weder unter seinem Namen, noch unter Sherlock, noch unter einem anderen Kosenamen. „Vermutlich hat sie die Nummer gelöscht.“ „Oder sie konnte sie auswendig.“ „Ach Ada… Warum hast du uns nichts gesagt? Wir hätten dir vielleicht helfen können.“        London, 12.Dezember „Wieso geht sie nicht an ihr Handy?“ Wütend warf Lucas sein Telefon auf den Schreibtisch. Inzwischen ging wieder ein Ruf raus, doch Ada nahm nicht ab. Will sie nicht mit mir sprechen? Oder kann sie nicht? Er stand auf und machte sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten. „Ich wollte nachfragen, was aus meinem letzten Fall geworden ist. Ich meine, ich habe keine weiteren Informationen bekommen oder von einer Festnahme gehört.“ „Ich habe Ihren Bericht gelesen. In Absprache mit anderen Behörden wurde er versiegelt“, antwortete sein Vorgesetzter. „Was soll das heißen?“ „Dass der Fall zu den Akten gelegt wurde.“ „Ja, aber… warum denn?“ „Leider besitzen Sie nicht die nötige Sicherheitsstufe, um weitere Informationen zu erhalten.“ „Aber…“ „Es gibt kein aber! Bitte gehen Sie jetzt.“ Wütend verließ Lucas das Büro. Warum wurde die Akte versiegelt? Er lief durch die Flure. Das kann doch nur heißen, dass die Einbrüche im Auftrag einer Regierungsorganisation begangen wurden. Er nahm die Treppe zu seinem Büro statt den Fahrstuhl. Dann ist Ada keine gewöhnliche Verbrecherin? Ich muss das unbedingt herausfinden! Er klappte seinen Laptop auf, schaltete ihn an und konnte das Hochfahren kaum erwarten. Als es endlich soweit war, öffnete er das Mailpostfach und suchte die Mails heraus, die Ada ihm geschrieben hatte. Er hatte sie nicht gelöscht, aber auch nicht gelesen.     Date: 16 Oct 201x  09:49:22 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject:   Ich liebe dich! Bitte glaube mir, ich bin nicht so, wie du denkst. Ich habe einen Auftrag. Lass uns bitte darüber reden.     Date: 18 Oct 201x  17:23:56 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject:   Warum antwortest du mir nicht? Ich liebe dich.     Date: 22 Oct 201x  19:42:12 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject:   Du fehlst mir. Ich wollte dich nicht belügen, aber ich darf niemanden etwas sagen. Ich musste eine Geheimhaltungsklausel unterschreiben.     Date: 23 Oct 201x  23:15:33 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject:   Bitte antworte mir doch. Mir geht es so schlecht. Ich will nicht mehr arbeiten als was ich arbeite, doch ich darf nicht aufhören. Mein Chef hat es mir verboten. Ich gehöre zu den Besten, die sie haben. Und doch will ich es nicht mehr sein…     Date: 28 Oct 201x  06:19:22 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject: Sorry   Lucas. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es tut mir leid. Du weißt gar nicht, wie leid mir das alles tut. Wenn du die Tränen, die ich bisher geweint habe, sammeln würdest, du hättest einen ganzen Ozean.     Date: 01 Nov 201x  15:27:02 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject:   Du bist doch ein guter Polizist, du bist doch mein Sherlock. Du bekommst bestimmt heraus, für wen ich arbeite, ohne dass ich es dir direkt sagen muss. Bitte versuch es, dann wirst du alles verstehen. Von London aus fliegt man etwa eine Stunde und 45 Minuten. Vom Büro meines Chefs kann man auf einen See sehen, der zu zwei europäischen Staaten gehört.     Date: 12 Nov 201x  02:04:52 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject:   Willst du es denn nicht herausfinden? Habe ich dir denn nichts bedeutet?     Date: 14 Nov 201x  18:43:49 From: ada.richardson@laverna.com To: lucas.holmes@london.com Subject: Ich liebe dich   Warum willst du mich nicht? Ich liebe dich! Ich will dich zurück. Bitte antworte mir… Ich fühle mich so verloren ohne dich.   Lucas lehnte sich in seinen Stuhl zurück und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Ich hätte ihre Nachrichten sofort lesen sollen. Ich… ich bin so ein Idiot! Okay, ein See, der in zwei Staaten liegt. Er suchte im Internet danach und wurde schnell fündig. Genf, gut. Welche Organisationen haben dort ihren Sitz?   Tokio, 12.Dezember „Und Sie sind sich sicher, dass unser Psychologe nicht bei Ihnen vorbeischauen soll?“ „Ja, ganz sicher“, sagte Ada. Ich will nur noch nach Hause. Der Arzt war zu seiner morgendlichen Visite vorbeigekommen und Ada hatte ihn gebeten, das Krankenhaus verlassen zu können. Obwohl er sich nicht sicher war, ob die Patientin bereits in der Verfassung war, musste er sie gehen lassen, es geschah auf eigenen Wunsch. „Gut, dann gebe ich Ihnen ein pflanzliches Schlafmittel mit, das Sie bitte nehmen, wenn Sie nicht einschlafen können.“ „Danke.“ Eine Krankenschwester brachte wenige Minuten später die Entlassungspapiere, die Ada ausfüllte. Danach zog sie sich an, verließ das Krankenhaus und fuhr mit einem Taxi direkt zum Flughafen. Sie bekam noch einen freien Platz für den nächsten Flug nach Genf.   Das kleine, moderne Haus direkt am See lag im Dunkeln. Ada bezahlte den Taxifahrer und betrat das Grundstück über die hölzerne Gartenpforte. Sie zog die Schlüssel aus der Handtasche und öffnete die Haustür. Endlich daheim. Das Gepäck ließ sie einfach im Flur stehen und ging direkt in das Schlafzimmer, das sich im ersten Obergeschoss befand. Das Licht schaltete sich hinter ihr über einen Bewegungsmelder von selbst aus, sie hatte beim Bau des Hauses Wert darauf gelegt, dass es umweltfreundlich und energiesparend wird. Alles sauber wie immer. Und die Pflanzen leben auch noch. Wirklich zuverlässig die Frau Fuhrer. Sie zog ihren Pullover und die Hose aus, warf sich dann auf ihr Bett. Im Gegensatz zu den Nächten vor dem Krankenhausaufenthalt schlief sie sofort ein.     Tokio, 13.Dezember „Wir wollten zu Ada Richardson, aber ihr Zimmer ist leer.“ „Ja, sie hat gestern Abend das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen“, antwortete die Oberschwester. „Wissen Sie, wo sie hinwollte? Ins Hotel ist sie nämlich nicht zurückgekommen.“ „Nein, tut mir leid.“ „Okay, vielen Dank.“ Anna und Rachel verließen verwirrt das Krankenhaus. „Wo kann sie nur hin sein?“ „Lass uns sie gleich anrufen“, meinte Anna und holte ihr Handy aus der Handtasche. Sie wählte Adas Nummer, doch es war ausgeschaltet. „Sie hat das Handy aus.“ „Verdammt!“     Genf, 13.Dezember Am frühen Nachmittag klingelte es an der Haustür. Wer kann das denn sein? Es weiß doch niemand, dass ich hier bin. Ada lief die Treppe hinunter und öffnete die Tür. „Ada.“ „Vater.“ Sie trat zur Seite und ließ ihn eintreten. „Wie geht es dir?“ „Gut.“ „Was war in Tokio los?“ „Was soll los gewesen sein?“, fragte sie. „Jetzt komm mir nicht so! Warum warst du im Krankenhaus?“ „Weil ich nachts nicht mehr schlafen kann. Weil ich für dich ständig irgendwo einbrechen muss. Weil ich jede Nacht geweint habe.“ „Trauerst du immer noch diesem Jungen hinterher? Das ist jetzt doch schon zwei Monate her.“ „Du verstehst es nicht, oder?“ Ada sah ihren Vater kopfschüttelnd an. „Ich liebe ihn. Ich will mit ihm leben, mit ihm alt werden. Er ist für mich wie Mum für dich war. Aber du siehst das ja nicht. Für dich bin ich nur die Maschine, die deine Befehle befolgt.“ „Ada!“ „Aber es ist doch so!“, schrie sie. Warum bin ich so schwach? Sie konnte das Schluchzen und die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Ada…“ Er ging auf sie zu, nahm sie in den Arm, versuchte ihren zitternden Körper zu halten, sie mit seiner Berührung zu beruhigen. „Ada, es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es dir wirklich so ernst ist. … Ich dachte, du magst deinen Job, du hast immer mit Freude die Aufträge übernommen. Deinen Besuch vor zwei Monaten hatte ich nicht ernst genommen. Ich dachte, es ist eine Überreaktion. Ich… es tut mir leid, meine Kleine. Bitte weine nicht mehr.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)