Marai One-Shit von Schneefeuer1117 (JUBILÄÄÄUM!) ================================================================================ Kapitel 2: T W O ---------------- Kapitel 2 ~ Vincent ♥ Nikolai Irgendwann im Mai In einer lauen Sommernacht Vincent beobachtete Nikolai ganz genau, als er sich hinter den schmalen Schreibtisch niederließ und sich die störrischen Strähnen aus dem Gesicht wischte. Die schlanken Finger fuhren dabei so selbstverständlich nebensächlich durch das dunkle Haar, das die Bewegung flüssig und elegant wirkte, beinahe schon anziehend. Überrascht lupfte er eine Augenbraue. „Du siehst gut aus“, stellte er tonlos fest und setzte sich ihm gegenüber, die Augen nachdenklich in die blauen gelegt, die sich nun fragend in seine legten. „Danke. Die Uniform steht dir sehr gut.“ Vincent spürte ein kurzes Lächeln auf seinen Zügen, dann schüttelte er den Kopf. „Ich wette, dir würde sie besser stehen.“ Und postwendend schlich sich ein Bild in seinen Kopf – Nikolai schien ihm der Typ für Rollenspiele und Uniformen zu sein. Er blinzelte, auch überrascht über diesen Gedanken und schreckte auf, als Nikolai lachte. „Ich weiß nicht … Wahrscheinlich würde ich mich unwohl fühlen. Aber … Danke.“ Ein absolut entzückendes Lächeln folgte seinen Worten, zierlich und verletzlich, aber absolut aufrichtig. Vincent legte den Kopf schief, aber das Lächeln sah immer noch so entzückend aus, wie zuvor. Das war seltsam, wirklich seltsam. Entschlossen stand er wieder auf, hängte Mütze und Weste auf dem Kleiderständer an der Tür auf und öffnete die ersten beiden Knöpfe seines Hemdes. Als er sich zur Seite drehte, um Nikolai etwas zu fragen, stand der andere Ranger plötzlich ziemlich nahe bei ihm. Natürlich war das nur dem kleinen Raum zu schulden, der kaum 15 Quadratmeter bemaß und in dem sie sich gerade mal zu zweit aufhalten und arbeiten konnten. Und natürlich wusste Vincent, dass Nikolai gleich an ihm vorbei zur Kaffeemaschine greifen und ihnen einen Kaffee kochen würde. Trotzdem bildete er sich für einen Moment ein, dass die schlanken Finger seines Kollegen eine Sekunde zögerten, vor den fremden Knöpfen innehielten und die blauen Augen sich in ihnen verloren. Aber das hatte er sich natürlich nur eingebildet. Er lächelte und trat einen Schritt zur Seite, um Nikolai zur Maschine durchzulassen und widmete sich seinem Rucksack, aus dem er allerlei Aufzeichnungen zog. „Wir sollten uns einen Schlachtplan zurechtlegen“, murmelte Vincent nachdenklich und Nikolai lachte leise: „Schlachtplan?“ Fragend schaute Vincent zu seinem Partner auf und begriff, wie seltsam sich das anhören musste. Er lächelte schräg und zuckte mit den Schultern. „Ich meine, wir müssen noch mit den übrigen Leitern sprechen und möglicherweise mit den Top Vier. Bisher habe ich da noch keinen Fuß in der Tür … Aber vielleicht habe ich gegenüber Phönix doch etwas bewirkt.“ Überzeugt klang und war er nicht und Nikolai spürte das selbstverständlich. Er ging an ihm vorbei und legte ihm eine Hand auf die Schulter, den Blick auf ihn herab gesenkt, wie er da auf dem Boden neben seinem Rucksack hockte und lächelte wieder dieses entzückende Lächeln. „Ich bin mir sicher: wenn jemand etwas bewirkt hat, dann du.“ Vincent blinzelte. Schon seltsam, wirklich. Er nickte langsam, schüttelte sofort darauf jedoch den Kopf und erhob sich langsam, Notizbücher und Blöcke in der Hand. „Ne. Ich glaube, du könntest sie eher erreichen. Du erscheinst weicher.“ Nikolai zog seine Hand zurück und verengte die Augen etwas. Die Distanz zwischen ihnen nahm nicht nur räumlich, sondern auch emotional zu, während der Dunkelhaarige sich auf die Tischkante setzte und seinen Partner musterte. „Weicher?“, wiederholte er das Wort prüfend und Vincent wog zuerst ab, was er sagen sollte, dann seufzte er. „Ja. Ich habe bisher nicht viel Eindruck machen können. Hier in Marai geht es härter und unfreundlicher zu, als ich es erwartet habe … Viel Gegenliebe habe ich bisher noch nicht erfahren. Aber du …“ Er zögerte. Nicht, weil er sich plötzlich anders entschieden oder über seine Worte bedachter nachgedacht hatte, sondern weil er Nikolai beäugte. Er war ziemlich schmal gebaut und für ein Leben in der Wildnis scheinbar nicht gemacht. Die Tage, die sie nun schon zusammen verbracht hatten, hatten Vincent eines besseren belehrt, doch alles in allem erschien Nikolai ihm nicht wie ein perfekter Ranger, wohl jedoch wie ein sehr netter und warmer Mensch, der andere schnell für sich einnahm. Wie diesen Trainer, dem sie unterwegs begegnet waren. Er schüttelte den Kopf. Zu seinem Glück wurde genau in dem Moment der Kaffee fertig und er konnte seine Antwort noch ein bisschen hinauszögern. Er legte die Aufzeichnungen auf dem Schreibtisch ab, nahm ihre Tassen und füllte sie mit dem braunen Getränk, um sie an Nikolai weiterzureichen. Dessen Blick hatte sich kaum geändert, doch er bedankte sich leise und wich dann Vincents Augen aus. „Wahrscheinlich hast du Recht“, erklang Nikolais Stimme bitter, „ich bin weicher. Fraglich, ob ich dann viel besser mit den unfreundlichen Menschen hier klarkomme, als du.“ Die stechenden Augen fingen Vincents wieder ein und der Ranger schluckte, ehe er sich auf seinen Kaffee konzentrierte. Er schwieg. Was sollte er dazu auch schon noch groß sagen? Er könnte sich erklären, aber jegliche Worte erschienen ihm seltsam überflüssig. Und falsch. Aber die Wahrheit war … „Entschuldigung. Das wollte ich damit auch nicht sagen. Ich mache auf viele einen..“ „..unbeholfenen Eindruck?“, half Nikolai großzügig aus und in den kalten Augen spielte ein gewisser Glanz, den Vincent nicht deuten konnte. Er verzog das Gesicht. „Ja. Und du..“ „..küsst fremde Männer, ich verstehe schon“, half Nikolai ein weiteres Mal aus. Hilflos hob Vincent die Hände, nachdem er seine Tasse abgestellt hatte und haspelte: „Das … das geht mich nichts an und das ist deine Privatsache! Und das meinte ich überhaupt nicht!“ Der Dunkelhaarige legte den Kopf schief und nickte langsam. „Entschuldige, Vincent, ich bin..“ „..etwas empfindlich?“, mutmaßte der Ranger und erhielt einen zuerst verletzten Blick, dann ein aufrichtiges Lächeln und schließlich lachte Nikolai. „Ja, scheinbar. Aber es tut gut, so einen ehrlichen Partner zu haben, mit dem man darüber reden kann.“ Vincent nickte auf diese Worte und bestätigte sie damit. Schweigend tranken sie ihren Kaffee und lasen Vincents Aufzeichnungen. Es war spät am Abend, als Vincent ihr Büro abschloss. Nikolai massierte sich die Nasenwurzel, dann klemmte er sich das Notizbuch unter den Arm und hob die Hand zum Abschied. „Ich werde mir das noch einmal durchlesen. Wir sehen uns morgen zum Frühstück?“ Vincent zögerte, dann sagte er: „Lass uns noch etwas essen gehen.“ Überrascht weiteten sich die blauen Augen und eine Frage schlich sich in sie, doch Vincent lächelte schräg und hob nur die Schultern. „Ich habe Hunger und sie haben hier bestimmt ein ‚All you can eat‘. Das ist für zwei meistens günstiger“, erklärte er ruhig und Nikolai lachte. Sie gingen zusammen durch Mountain Village und fanden tatsächlich ein Restaurant, das so spät noch Küche UND ‚All you can eat‘ anbot, um sich ordentlich den Bauch vollzuschlagen. Vincent bezahlte für sie beide und schließlich machten sie sich auf den Weg zu ihrer Unterkunft. Schweigend gingen sie nebeneinander her und Vincent kam nicht drum herum, Nikolais Gesellschaft zu genießen. Sie hatten sich gut unterhalten, aber nicht zu privat und nicht zu viel und je mehr Zeit er mit dem Mann neben sich verbrachte, desto mehr schien er ihn zu mögen. Das war gut! Je mehr er ihn mochte, desto besser würden sie zusammenarbeiten. „Ich … bin nicht gut in so etwas, Vincent.“ Überrascht schaute der Ranger zu seinem Partner und legte den Kopf schräg. Sie hielten vor dem Haupteingang des Motels an. „In was?“ Unsicher schaute Nikolai zu ihm auf, die Stirn gerunzelt und Vincent erwischte sich selbst dabei, wie auch er nachdenklich wurde und den Blick ebenso fragend erwiderte. „Naja, in so etwas eben.“ Verwirrt schüttelte Vincent den Kopf. „In was?“, fragte er noch einmal, dieses Mal eindringlicher und da musste es auch Nikolai aufgehen: Vincent hatte wirklich keine Ahnung. Nikolais Mund blieb kurzzeitig offen stehen und er holte Luft, um etwas zu sagen, doch dann schwieg er. Blickte einfach nur zu ihm auf. Und seufzte schließlich. „Schon gut. Ich scheine mich … getäuscht zu haben“, murmelte er leise. Es vergingen Sekunden, in denen sie voreinander standen und in denen Vincent begriff. „Ooooooh!“ Dummer, dummer Vincent! „Du dachtest … Du hast gedacht …“ Nikolai lächelte beschämt und schlug den Blick nieder. „Jah. Es klang einfach so …“ „Oooooh!“ Etwas Besseres fiel ihm dazu nicht ein. Er blinzelte zu Nikolai herab, der sich strikt weigerte, ihn anzusehen und schließlich nahm sich Vincent ein Herz und legte eine Hand auf seine Schulter. „Dann sollten wir zu etwas zurückkehren, dass du gut kannst“, behauptete er ernst und der Dunkelhaarige schaute langsam auf. Plötzlich lächelte er und ohne jegliche Vorwarnung stellte er sich auf die Zehenspitzen und hauchte Vincent einen Kuss auf die Lippen. „DAS kann ich gut, da hast du Recht“, flötete er frech, zwinkerte zu dem Ranger auf und drehte sich dann auf dem Absatz um. Vincent war noch eine Weile verwirrt und sich nicht ganz bewusst, was das nun bedeutete und ob so viel mögen nun wirklich angebracht war, da drehte sich Nikolai noch einmal zu ihm um und lächelte dieses bezaubernde Lächeln. „Vielleicht sollten wir eine Reservierung stornieren?“, kam es da von ihm und das Lachen, das danach folgte, enttarnte seine kecken Worte als Scherz, doch die blauen Augen meinten es bitterernst. Er ließ Vincent in der Nacht stehen und bezog wie selbstverständlich sein Zimmer, ohne auch nur einen Gedanken an den armen Ranger zu verschwenden, der Minuten draußen vor dem Motel stand, verwirrt und nachdenklich, ehe er endlich sein eigenes Zimmer aufsuchte. Er stellte fest, dass, egal wie sehr er Nikolai anfangen würde zu mögen, es auf jeden Fall dienlich für seine Karriere und den Ausgang dieser Reise war. Und das war es, was schlussendlich zählte. Inspiration: Einsamkeit ♥ Ke§ha „My first Kiss“ Der Shonen-Ai-Manga „Honto Yajuu“ Hosted by Animexx e.V. 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